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Hier gibt es das allerbeste Sushi weit und breit! Die drei !!! lernen zwei engagierte Unternehmerinnen kennen. In ihrem Foodtruck verkaufen die beiden leckere japanische Spezialitäten. Während des Streetfood-Festivals kommt es am Stand allerdings zu merkwürdigen Vorfällen. Wer hat es nur auf die beiden Frauen abgesehen? Kim, Franzi und Marie tippen auf Sabotage. Sie untersuchen den Tatort und sammeln Beweise. Kapitel für Kapitel finden die Detektivinnen mehr heraus. Viel Spannung mit Witz in einem Fall, in dem es nicht nur um Sushi geht.
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Seitenzahl: 150
Die drei !!!Sushi-Sabotage
Mira Sol
KOSMOS
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Umschlagsabbildung: © Ina Biber, Gilching
© 2023, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-50738-4
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Wie goldene Lanzen durchbrachen die Sonnenstrahlen das Wasser und ließen es türkisblau aufleuchten. Schillernde Luftblasen perlten zur Meeresoberfläche hinauf.
Inmitten eines Schwarms kleiner bunter Fische schwebten zwei Mädchen in weißen Gewändern. Ihr langes grünes Haar umwogte sie schwerelos.
Fasziniert betrachtete Kim die übergroßen glänzenden Augen, die ihr durch die Taucherbrillen entgegensahen.
Plötzlich verdunkelte sich das Umfeld.
Kim bemerkte einen Schatten, der sich langsam auf sie zubewegte. Sie riss den Kopf hoch – und blickte direkt auf drei Kartonschachteln, die vor ihr auf die Theke des Imbisswagens geschoben wurden.
Dahinter lächelte die junge Frau, bei der Kim vor wenigen Minuten ihre Bestellung aufgegeben hatte. »Dreimal die Veggie Bento-Box«, erklang ihre freundliche Stimme.
Kim sog den Duft von gebratenem Reis, gebackenem Gemüse und gerösteten Sesamkörnern ein. »Lecker«, murmelte sie. Dann zeigte sie auf den Stapel von Manga-Heften, den sie gerade betrachtet hatte. »Das sieht spannend aus!« Eigentlich zählten Comics nicht zu Kims Lieblingslektüre, sie verschlang hauptsächlich dicke Kriminalromane. Doch die geheimnisvollen Augen der Mädchen auf dem Cover und der Titel ›Die Meerfrauen vom Ama-Beach‹ hatten ihre Neugierde geweckt. »Verkaufen Sie das Manga hier?«, wollte sie wissen.
»Ja, klar!« Die Frau strich eine Strähne ihrer langen dunklen Haare unter das Stirnband zurück, das ein hübsches Muster aus Kirschblüten zierte. »Eine Freundin und ich haben es uns ausgedacht, gezeichnet und drucken lassen. Wir nehmen die Hefte jetzt immer im Foodtruck mit, damit möglichst viele Leute sie sehen. Vielleicht wird ein Verlag darauf aufmerksam.« Sie lächelte. »Es ist ein Fantasy-Shojo – ein Comic für Mädchen, die fantastische Welten lieben. Es geht um zwei junge Frauen, die am Meeresgrund nach Perlmuscheln tauchen und eine magische Unterwasserstadt entdecken.«
Kim war beeindruckt. »Das ist cool! Ich würde gerne eins nehmen, was kostet es?«
Die Frau zwinkerte. »Für Schüler gibt’s Rabatt: fünf Euro.«
»Klasse, danke.« Kim zog einen Schein aus ihrem Geldbeutel und legte ihn auf den Tresen.
»Viel Spaß beim Lesen und guten Appetit!«, wünschte die Frau und reichte das Wechselgeld herüber.
Kim bedankte sich, stapelte die Essensboxen aufeinander und platzierte das Comicmagazin obenauf. »Ich habe noch nie japanisches Streetfood gegessen. Toll, dass Sie das hier anbieten!«
»Das ist unsere Mission«, sagte die Frau mit einem fröhlichen Blitzen in den Augen.
»Wir lieben die japanische Küche!«, rief eine zweite Frau von der Seite, die ebenfalls ein Stirnband mit rosafarbenen Kirschblüten trug. Rotblonde Locken kringelten sich darunter hervor. Sie wendete mit zwei langen Holzstäbchen eine Reihe flach gedrückter Reisbällchen auf der Grillplatte. »Und wir möchten mit unserem Sakura-Wagen das leckere japanische Essen überall bekannt machen!« Schwungvoll streute sie eine Handvoll Sesamkörner über die brutzelnden Reisfladen.
Kim nickte und ließ ihren Blick über den Foodtruck schweifen: jede Menge großer Kirschblüten, die im Manga-Stil aufgemalt waren, zierten seinen weißen Lack. Die schönen rosa Blüten schmückten auch die Innenwände und die Hängeschränke über dem Arbeitsbereich.
»Sakura«, wiederholte Kim. »Ist das das japanische Wort für Kirschblüte?«
»Richtig! Das hast du gut kombiniert.« Die dunkelhaarige Frau nickte. »Die Kirschblüte ist eins der Wahrzeichen von Japan. Wenn dort im Frühjahr die Kirschbäume in den Parks in voller Blüte stehen, ist das wunderschön. Es sieht aus wie ein riesiges Meer aus fluffigen rosa Wattebällchen!«
»Und hier kommt ein riesiges Meer von fluffigen köstlichen Reisbällchen!«, rief jemand hinter Kim.
Ein junger Mann eilte an ihr vorbei und wuchtete eine große Kühlbox auf den Tresen. »Bitte sehr, der Onigiri-Nachschub.«
Die Frau lachte und beugte sich zu dem Mann vor, um ihm einen Kuss zu geben. »Danke, Tom! Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Reisbällchen so schnell weggehen.«
»Das war doch abzusehen. Liebste Hana, dein Rezept ist einfach oishii – superlecker!« Der Mann strubbelte sich durchs kurze braune Haar und deutete zu der Schlange von Wartenden, die sich hinter Kim gebildet hatte. »Wenn das Geschäft weiter so gut läuft, können wir es bald mit dem kleinen Restaurant wagen.« Er sah Hana verliebt an. »Ich bleib am besten gleich da und helfe mit.«
»Das ist lieb von dir«, hörte Kim die junge Frau noch sagen, als sie sich bereits zum Gehen gewandt hatte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich die beiden erneut küssten, bevor der Mann zum Heck des Foodtrucks lief und darin verschwand.
Kim wurde es ganz warm ums Herz. Dieses Pärchen war ja richtig süß!
Augenblicklich sehnte sie sich nach ihrem Freund. Er verbrachte die erste Woche der Sommerferien bei seinem Vater, der in einer anderen Stadt lebte. David schickte Bilder und Videos und sie schrieben sich mehrmals täglich, aber das konnte natürlich überhaupt nicht seine zärtlichen Küsse und das weiche, warme Gefühl ersetzen, das Kim in seiner Gegenwart verspürte. Sie konnte es kaum erwarten, ihn nächste Woche endlich wiederzusehen!
Wie schade, dass das Streetfood-Festival im Jakobipark dann schon vorbei sein würde. Es gab hier einen Stand, der ungarisches Langos anbot, und David war ein großer Fan dieser ausgebackenen Teigfladen mit ordentlich Knoblauchcreme drauf. Man bekam sie, außer vielleicht auf dem Weihnachtsmarkt, in ihrer Stadt sonst nie.
Kim balancierte die Bento-Boxen an den vielen Menschen vorbei, die bei den bunten Foodtrucks, Imbissanhängern und kleinen mobilen Garküchen anstanden. Das Essensangebot war fantastisch und hielt für jeden Geschmack andere Köstlichkeiten bereit: außer den Langos-Fladen gab es afrikanische Eintopfgerichte mit Hühnchen und Kokos, spanische Churros mit dickflüssiger heißer Schokolade, herzhafte bretonische Galettes oder süße Crêpes, orientalische Falafel, Pizza und Eiscreme in unglaublichen Variationen, Fleisch- und Gemüse-Burger, handgeschnittene Pommes mit verschiedenen Soßen und viele Leckereien mehr. Sogar das Lomo, das Stammcafé von Kim und ihren Freundinnen Marie und Franzi, war mit einer mobilen Bar auf einem Lastenfahrrad vertreten. Sabrina und Max, die beiden Bedienungen des Cafés, boten Waffeln und Kaffee- und Kakaospezialitäten an. Da mussten sie nachher unbedingt vorbeischauen!
Kim erreichte die Liegewiese am See. Vorsichtig stieg sie zwischen den Picknickdecken hindurch, auf denen die Leute gemütlich speisten.
Sie schaffte es unfallfrei bis zu der großen alten Eiche. Ihre Äste waren, wie die der meisten Bäume im Park, mit bunten Wimpel-Ketten und Lampions geschmückt. Wenn die Dämmerung einsetzte, würden die Lichter wunderschön aussehen, darauf freute sich Kim schon.
Im Schatten der ausladenden Baumkrone wartete Marie. Sie hatte die Decke ausgebreitet und ihre Rucksäcke und Taschen so hingelegt, dass sie als bequeme Kissen dienten.
»Wahnsinn, was hier los ist«, sagte sie, als Kim bei ihr angelangt war. »Es ist eine super Sache vom Stadtmarketing, ein Food-Festival im Park zu veranstalten. Der Start in die Ferien könnte nicht besser sein!«
»Absolut«, pflichtete Kim Marie bei. Sie stellte die Essensschachteln auf der Decke ab und legte das Manga neben ihren Rucksack. »Es war ein guter Vorschlag von dir, die Bento-Boxen zu nehmen. Das riecht so lecker!«
Marie nickte. »Ich habe mal japanisches Streetfood auf einer Feier der Filmfirma von Papa gegessen. Aber das war nach einem Dreh in Düsseldorf, hier gibt es das zum ersten Mal.« Sie faltete ein weißes Tuch auseinander und breitete es in der Mitte der Decke aus. Darauf stellte sie drei glänzende Edelstahl-Becher und legte blütenweiße Stoffservietten dazu. Marie setzte sich im Schneidersitz hin und betrachtete zufrieden ihr Werk. »Der Tisch ist gedeckt!«
Kim lächelte. Ihre Freundin hatte einfach Stil!
Sie verteilte die Boxen und nahm neben Marie Platz. »Jetzt fehlen nur noch die Getränke. Wo bleibt Franzi denn?«
Marie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat sie jemanden getroffen …« Sie blickte zerstreut in die Ferne.
Kim sah Marie fragend an. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja, ja.« Marie schnappte sich einen der Becher und fing an, ihn am Stoff ihres weiten Maxirocks zu polieren. »Also …« Marie verstummte erneut und ließ den Becher sinken.
Kim wunderte sich. Was hatte ihre Freundin denn?
Marie deutete wortlos zu den Reckstangen am Seeufer, die zur Outdoor-Fitnessanlage gehörten.
»Jaa?«, fragte Kim gedehnt und sah genauer hin.
Drei Jungs schwangen sich gerade auf die Stangen.
Und dann fiel es Kim wie Schuppen von den Augen: Sie erkannte den Jungen mit den kurzen braunen Haaren, der auf dem mittleren Reck eine perfekte Todesrolle vollführte. Es war Maries Ex-Freund Holger. Der Sand spritzte auf, als er mit beiden Füßen sicher auf dem Boden landete.
»Da drüben ist Holger und trainiert mit seinen Parkour-Kumpels«, stellte Kim fest.
Marie nickte. »Er ist auf dem Weg zu den Reckstangen hier vorbeigekommen und wir haben uns kurz unterhalten.«
Kim horchte auf. Bahnte sich etwa wieder etwas zwischen den beiden an? Das hätte Kim gefreut. Sie fand, dass ihre Freundin und Holger sehr gut zusammenpassten, und hoffte, dass er Marie eines Tages diesen einen dummen Fehler verzeihen konnte, den sie sich vor längerer Zeit geleistet hatte. Und die beiden endlich wieder ein Paar wurden.
Kim wartete darauf, dass Marie weitererzählte.
Aber es kam nichts. Sie stupste sie an. »Über was habt ihr denn geredet?«
»Holger wollte wissen, wie es meiner Oma geht.«
»Wie bitte?« Kim war verwirrt. Dann fiel ihr ein, dass Holger Oma Agnes gut kannte. Er hatte längere Zeit im Gartenhaus von ihr und Opa Herbert gewohnt, nachdem der neue Freund seiner Mutter, mit dem er sich überhaupt nicht verstanden hatte, zu ihnen gezogen war. Mittlerweile hatte sich Holger mit dem Mann und seiner Mutter ausgesprochen, und er wohnte wieder zusammen mit ihnen und seinen jüngeren Geschwistern unter einem Dach.
Marie fuhr fort: »Als er bei Oma und Opa gewohnt hat, hat er mitbekommen, dass Oma sich manchmal nicht gut erinnern konnte und Sachen verlegt hat. Er wollte wissen, ob das wieder besser geworden ist.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich musste leider sagen, dass das nicht der Fall ist. Omi vergisst andauernd etwas. Und sie legt Dinge irgendwohin, wo sie nicht hingehören. Manchmal fällt ihr sogar nicht mehr ein, wie die Sachen heißen.«
Kim biss sich auf die Lippe. »Haben sie und dein Opa schon mal überlegt, dass sie sich durchchecken lässt?«
»Sie sind dran. Tessa hatte für letzte Woche einen Termin beim Hausarzt ausgemacht.« Marie lachte trocken auf. »Aber Omi hat den Termin vergessen und ist an dem Tag shoppen gegangen.« Sie seufzte. »Jetzt haben sie einen neuen vereinbart. Opa wird darauf achten, dass es diesmal klappt.«
Kim nickte langsam. »Das ist gut.« Sie zögerte, fragte dann aber doch: »Holger und du – habt ihr auch über euch gesprochen?«
»Nein. Aber er wohnt ja jetzt wieder bei mir in der Straße. Ich hoffe, dass wir uns häufiger über den Weg laufen. Dann ergibt sich das vielleicht.«
Kim strich Marie über den Arm. »Ich drücke die Daumen! Du wirst sehen, eines Tages wird das wieder werden mit euch beiden.«
Marie blinzelte. »Ja, wer weiß.« Sie straffte die Schultern. »Aber jetzt lassen wir das Thema sein, okay? Ich möchte einfach die Ferien mit dir und Franzi genießen. Chillen, quatschen, und gleich futtern, was das Zeug hält!«
Kim lächelte. »Ich bin dabei.« Ihr Magen gab ein grummelndes Geräusch von sich. »Wenn Franzi nicht bald kommt, muss ich schon mal ohne sie in meine Essensbox gucken.«
»Sorry, dass es so lange gedauert hat!«, erklang, wie auf Kommando, Franzis Stimme. Sie stellte drei Flaschen auf der Decke ab. »Es war total voll am Getränkestand. Cola gibt es hier übrigens nicht. Ich hab Himbeer-Limo genommen.«
Franzi ließ sich gegenüber von Marie und Kim auf der Picknickdecke nieder. »Das sieht ja schön aus!«, stellte sie mit einem Blick auf das weiße Tuch, die Servietten und die Becher lächelnd fest. »Ach ja, ich soll euch Grüße von Blake ausrichten. Ich habe ihn mit seiner Schwester am Stand getroffen.«
Marie sah überrascht auf. »Danke! Das ist heute wohl der Tag der Ex-Freunde.«
Franzi machte ein erstauntes Gesicht. »Ist Holger auch da?«
Marie nickte und winkte gleichzeitig ab. »Aber lassen wir das, ich will nicht drüber reden. Wie geht’s Blake?«
Franzi wirkte irritiert, schien dann aber zu begreifen, dass es sinnlos war, Marie zu drängen. Sie erzählte: »Ich glaube, gut. Er ist mit seinem nagelneuen Sportrolli unterwegs. Damit trainiert er viel und konzentriert sich voll auf seine Karriere als Botschafter für den Wheelchair Motocross-Sport.« Franzi runzelte die Stirn. »Er hat gefragt, ob wir uns mal treffen wollen und ein paar Runden auf dem Skaterplatz drehen, so in aller Freundschaft.«
Kim und Marie sahen Franzi gespannt an. »Und, was hast du gesagt?«, wollte Marie wissen.
»Dass ich’s mir überlege.« Franzi strich nachdenklich über den Deckel ihrer Essensbox. »Ich bin nicht sicher, ob Blake wirklich ganz über unsere Trennung hinweg ist und wir einfach Freunde sein könnten. Irgendwie hat er mich so traurig angesehen.« Sie seufzte. »Ich will nicht, dass es kompliziert wird, wenn ihr wisst, was ich meine? Aber vielleicht habe ich mich auch geirrt. Na ja, egal.«
»Du wirst die richtige Entscheidung treffen«, sagte Kim mit Überzeugung.
Franzi nickte. »Und jetzt lasst uns endlich essen, ich bin am Verhungern.« Sie klappte ihre Schachtel auf und machte sofort ein begeistertes Gesicht. »Das sieht toll aus.« Mit einem energischen Griff zog sie die beiden Essstäbchen aus der Lasche am Deckel. »Einen guten Appetit!«
Auch Kim öffnete ihre Box. Zwei goldbraun gebratene Onigiri-Reisdreiecke befanden sich in der Mitte. Sie waren mit einer kleinen rosa Blüte verziert. Mehrere ausgebackene Gemüsestücke und kleine Teigtaschen waren um die Reisbällchen herum verteilt. Außerdem waren vier Schnitten von gerolltem Omelett in den Ecken der Box platziert. Ein Nest aus geraspelten Karotten, fein gestiftelter Salatgurke und einer Handvoll knackiger grüner Bohnenschoten machte die Mahlzeit komplett. Die Portionen waren durch Salatblätter voneinander getrennt, nichts war beim Transport durcheinandergeraten.
»Wie hübsch das aussieht«, stellte Kim fest. »Da ist sogar eine getrocknete Blume dabei. Ich glaube, das ist eine Kirschblüte. Kann man die essen?«
»Klar«, murmelte Franzi. »Du isst ja auch Blüten von der Kapuzinerkresse oder trinkst Apfelblütentee.« Sie pickte die Blüte aus der Box und ließ sie in ihrem Mund verschwinden. »Interessant, leicht salzig.«
Marie nickte. »In Düsseldorf gab es Reisbällchen mit eingelegten Kirschblüten, die waren auch salzig.«
Während Kim immer noch die schön angerichteten Speisen bestaunte, begannen Marie und Franzi zu essen.
Marie nahm mit den Holzstäbchen geschickt eins der Reisdreiecke auf und biss ein ordentliches Stück ab. »Köstlich!«, nuschelte sie. »Ich kannte Onigiri nur gekocht und kalt, nicht gebraten. Das schmeckt super.«
Franzi leckte sich ein Sesamkorn von der Lippe. »Ich kannte diese Oni…dings vorher überhaupt gar nicht. Schmeckt aber super.« Sie biss ein weiteres Stück ab. Das Reisdreieck hatte sie mit einem der Holzstäbchen aufgespießt.
Marie verdrehte die Augen. »So ist das aber nicht gedacht.«
»Ich verhungere sonst«, erwiderte Franzi. »Das Herumfummeln mit zwei Stäbchen dauert ja ewig.« Kim lachte. Sie nahm ihre Stäbchen und brachte sie in Position. Zu Hause aß sie ab und zu gerne damit. Ihre Brüder hatten irgendwann mal eine Großpackung Essstäbchen angeschleppt und damit herumprobiert. Es machte großen Spaß, sogar Erbsen und andere kleinteilige Speisen damit aufzuklauben und in den Mund zu jonglieren.
»Wenn man etwas übt, geht es wie von selbst«, sagte Kim.
»Genau!«, stimmte Marie zu. Sie ergriff mit ihren Holzstäbchen elegant eins der Omelett-Röllchen und schob es genüsslich in ihren Mund.
»Dann zeigt mir mal, wie das geht!« Franzis Ehrgeiz schien geweckt zu sein.
Marie kaute und schluckte schnell. »Du nimmst das erste Stäbchen in die Kuhle zwischen Daumen und Zeigefinger, dann schiebst du deinen Ringfinger und den kleinen Finger drunter, um es abzustützen.« Sie machte die Bewegung vor und Franzi machte es ihr nach.
»Jetzt nimmst du das zweite zwischen Zeige- und Mittelfinger und die Daumenspitze – so, als würdest du einen Stift halten.«
Auch das schaffte Franzi auf Anhieb.
Marie lächelte. »Naturtalent!« Sie klappte ihre Stäbchen auseinander und wieder zu. »Jetzt kannst du das obere mit Zeige- und Mittelfinger ganz einfach rauf- und runterbewegen und dein Essen greifen.«
Franzi strahlte, während sie die Stäbchen rasend schnell auf- und zuklappen ließ.
»Sehr schön!« Marie grinste. »Du musst damit nur noch etwas aus deiner Box holen und in den Mund stecken. Sonst verhungerst du tatsächlich.«
»Danke für den Hinweis.« Franzi knuffte Marie leicht in die Seite und stibitzte sich mit einem perfekten Stäbchengriff eine Bohne aus deren Karton. »Oje!«, rief sie gespielt erschrocken. »Ich hab mich glatt in der Box geirrt.«
Marie kicherte. »Du gemeine Diebin!«
Eine Weile aßen, tranken und genossen die Mädchen schweigend.
Kim hatte ihre Bento-Box als Erste leer gefuttert. Sie legte die Stäbchen zur Seite und rieb sich den Bauch. »Jetzt bin ich pappsatt. Ich kann echt nichts mehr essen.«
Franzi lachte. »Eine Nachspeise passt doch immer rein. Hast du den Stand mit den frittierten Spritzkuchen gesehen? Churros, oder wie die heißen. Mit viel Puderzucker drauf, verdammt gut!«
»Das Lomo-Mobil verkauft Waffeln mit Buttermilch-Eis«, ergänzte Marie. »Aber ich brauche jetzt auch erst mal eine kleine Pause.« Sie ließ sich nach hinten sinken und verschränkte die Arme unter dem Kopf. »Was ist das denn?« Marie war mit dem Ellbogen an Kims Comicheft gestoßen. Irritiert hielt sie es sich vors Gesicht und drehte und wendete es. Dann erhellte sich ihre Miene. »Ach so, ein Manga. Die liest man von hinten nach vorne.«