Die drei !!!, 72, Kuss der Meerjungfrau (drei Ausrufezeichen) - Mira Sol - E-Book
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Die drei !!!, 72, Kuss der Meerjungfrau (drei Ausrufezeichen) E-Book

Mira Sol

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Beschreibung

Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Detektivinnen und sind jedem Fall gewachsen. Ein Unfall bei der Haifütterung im neuen Aquarium Aqua Magic! Die drei !!! schöpfen sofort Verdacht und nehmen die Ermittlungen auf. Doch nicht nur die merkwürdigen Vorfälle häufen sich, auch Kims Bauchkribbeln wird immer schlimmer. Soll sie ihrem Kumpel David gestehen, dass sie in ihn verliebt ist?

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Kuss der Meerjungfrau

Mira Sol

KOSMOS

Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching

Umschlaggestaltung von Sabine Reddig

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

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Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2020 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-440-50254-9

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Spezial hoch drei

Kim starrte auf die handgeschriebene Karte vor sich auf dem Tisch. Sie runzelte die Stirn, studierte erneut den Inhalt und schob das Papier schließlich mit einem Ruck von sich weg. Seufzend ließ sie sich neben Franzi in die weichen Sofakissen zurückfallen.

»Was ist denn los?«, fragte ihre Freundin erstaunt.

»Ich kann es einfach nicht mehr verdrängen«, sagte Kim leise.

Franzi rappelte sich aus den Kissen hoch. »Was denn?« Sie sah Kim verständnislos an, doch kurz darauf huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. »Dass du in David verliebt bist?«

Sofort legte Marie die Getränkekarte zur Seite und blickte Kim neugierig an.

Kim verdrehte die Augen. »Jetzt fangt bitte nicht schon wieder damit an.« Verwirrt stellte sie fest, dass ihr Herz plötzlich schneller schlug. Sie atmete tief durch.

Franzi warf Marie einen vielsagenden Blick zu. »Ich denke eben –«

»Und ich denke«, unterbrach Kim sie, »dass ich einsehen muss, dass der Sommer nun zu Ende ist.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Der LICK steht nicht mehr auf der Karte.«

»Ach so.« Franzi lachte. »Dass der Sommer vorbei ist, hab ich aber auch schon vorher gemerkt.« Sie deutete zu der großen Fensterfront, die das Café Lomo von der Straße trennte. Es regnete in Strömen und das Wasser floss in breiten Rinnsalen die Scheiben herunter. Auf den Gehwegen hatten sich ausgedehnte Pfützen gebildet, in denen sich das erste Herbstlaub sammelte. Menschen eilten mit Regenschirmen und tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen vorbei.

»Was für ein Mistwetter«, stellte Franzi fest. »Das einzig Gute daran ist, dass keine Pollen mehr herumfliegen und mein Heuschnupfen weg ist.«

Kim nickte. Sie freute sich wirklich für Franzi, dass die lästige Allergie verschwunden war, die sie in der letzten Zeit geplagt hatte. Aber Kim vermisste den Sommer. Sie dachte an die vergangenen Wochen, in denen die Sonne beinahe täglich von einem wolkenlosen Himmel geschienen hatte und die Temperaturen locker über die 30-Grad-Marke geklettert waren. Kim hatte mit Franzi und Marie viele Stunden im schattigen Innenhof ihres Stammcafés verbracht und bestimmt dutzende von Lomo Iced Choc Kicks, kurz LICK genannt, getrunken. Sie konnte noch ganz deutlich den Geschmack auf ihrer Zunge spüren: Das herrlich süße Aroma des eisgekühlten Kakaos mischte sich mit dem samtigen Vanilleeis und den knackigen weißen Schokoraspeln zu einem einzigartigen Genusserlebnis. Das war Sommer pur! Kim biss sich auf die Lippe. Damit war es jetzt wohl erst mal vorbei.

Marie legte ihr einen Arm um die Schulter. »Dann nehmen wir eben wieder den Kakao Spezial. Der ist doch auch sehr lecker!«

»Oder die neue Variante«, warf Franzi ein. Sie tippte auf die Getränkekarte. »Seht mal, es gibt jetzt einen Spezial hoch drei.«

»Heiße Schokolade mit echter Vanille, Zimtmilchschaum und weißen Schokoschmelzkugeln«, las Marie vor. »Das klingt genial.«

Kim lächelte ihre Freundinnen an. »Ihr habt ja recht.« Sie winkte der Bedienung.

Fünf Minuten später brachte Sabrina, die schon länger im Lomo arbeitete und die Mädchen gut kannte, drei große, dampfende Becher. Ein verführerischer Duft nach Vanille, Zimt und Kakao breitete sich aus. Kim schnupperte genießerisch.

Sabrina lächelte die Mädchen an. »Dreimal Spezial hoch drei für die drei Detektivinnen!« Sie stellte die Becher und ein Schälchen mit kleinen Kugeln aus weißer Schokolade auf den Tisch. »Und hier kommt noch ein Gruß aus der Küche«, fügte sie augenzwinkernd hinzu. Sie platzierte einen Teller mit Keksen in der Mitte des Tischs. »Lasst es euch schmecken!«

»Das ist ja nett«, rief Franzi. »Danke!«

Kim grinste. Das Gebäck – Waffelstäbchen und Orangentaler – war so angeordnet, dass es drei kleine Ausrufezeichen bildete. Sie waren das Markenzeichen des Detektivclubs, den sie vor längerer Zeit zusammen mit Franzi und Marie gegründet hatte. Bei dem Gedanken daran hellte sich Kims Laune weiter auf: Genau hier, im Café Lomo, hatte damals alles begonnen. Hier hatten sie sich getroffen, weil Kim eine Anzeige geschaltet und nach Mädchen gesucht hatte, die mit ihr zusammen einen Detektivclub gründen wollten. Kurz darauf waren Marie, Franzi und sie tatsächlich einem gefährlichen Erpresser auf die Spur gekommen. Und von da an war es Schlag auf Schlag gegangen. Kim versuchte nachzuzählen, wie viele Fälle sie als Die drei !!! bereits gelöst hatten. War das wirklich möglich? Es waren bald 75! Zufrieden rührte Kim einen Löffel voller Schokoperlen in ihren Becher und betrachtete das helle Marmormuster, das die schmelzende Schokolade im Kakao hinterließ.

Sabrina legte drei Papierservietten auf den Tisch. Sie räusperte sich. »Ich habe über euch und den Fall des vermissten jungen Mannes in der Zeitung gelesen«, sagte sie schließlich. »Ihr seid wirklich mutig! Ich würde mich nie in so alte, verlassene Gebäude hineintrauen.«

»Wir mussten einfach«, sagte Marie. »Der Vermisste ist der Bruder von, ähm, einem Freund von Kim gewesen. Es war einfach Ehrensache, dass wir helfen, und die Spuren führten eben zu dieser verfallenen Fabrik.«

»Wirklich unglaublich mutig von euch«, wiederholte Sabrina und nickte einem Paar zu, das zwei Tische weiter saß und ungeduldig winkte, um seine Bestellung aufgeben zu können. Sie nahm mit einem bedauernden Blick das Tablett vom Tisch. »Schade, ich würde mich gerne noch länger mit euch unterhalten. Aber ihr seht ja, was hier los ist.«

»Wir sind ja noch ein Weile da«, sagte Marie. »Vielleicht ist es später etwas ruhiger.«

Sabrina nickte den Mädchen zu und eilte zu dem Paar am Ecktisch.

Franzi ließ ein paar Schokoperlen in ihren Kakao fallen, rührte um und hob die Tasse. »Mädels, auf uns und die Rettung von Timo!«

Marie und Kim lächelten verschmitzt und stießen ihre Becher gegen den von Franzi. Kim nahm einen Schluck und schloss die Augen. Der Spezial hoch drei schmeckte einfach himmlisch.

»Den werde ich noch öfter trinken«, sagte Marie. Sie tupfte sich mit einer Serviette den Milchschaum von den Lippen. Dann zog sie einen kleinen Taschenspiegel aus ihrem Matchbeutel und überprüfte ihr Make-up.

Kim bewunderte ihre Freundin für ihren ausgesprochen guten Geschmack. Marie war immer sorgfältig geschminkt und gekleidet. Heute aber hatte sie scheinbar besonders viel Zeit in ihr Styling gesteckt: Der pinkfarbene Schimmer auf ihren Lippen passte perfekt zum roséfarbenen Wangenrouge und dem Perlmuttglanz auf ihren Fingernägeln, und das sportliche graue Kapuzenshirt stand in spannendem Kontrast zum rosafarbenen Seidenshirt, das an Ausschnitt und Bündchen hervorlugte.

»Hast du eigentlich nachher noch was Besonderes vor?«, fragte Kim.

Marie verstaute den Spiegel wieder in ihrer Tasche und strich sich betont langsam eine Strähne ihrer langen blonden Haare hinters Ohr. Mit ironischem Unterton fragte sie: »Wie kommst du denn darauf?« Dann lächelte sie glücklich. »Ja! Ich bin mit Holger verabredet. Wir wollen ins Kino.«

»Super«, sagte Franzi und lächelte. »Bei euch läuft es jetzt wieder richtig gut, oder?«

»Und ob!« Marie nickte. »Ich bin so froh, dass ich meine Eifersucht endlich überwunden habe. Die hat wirklich alles vergiftet.«

»Na ja«, antwortete Franzi. »So ganz unschuldig ist Holger ja auch nicht gewesen.«

»Das stimmt allerdings.« Marie nahm einen großen Schluck von ihrem Spezial hoch drei. »Aber jetzt ist alles wieder gut.«

»Wehe, wenn nicht!«, rief Franzi mit gespielt drohendem Ton. »Sonst bekommt Holger es mit mir zu tun.«

Marie grinste. »Danke, ich werde mich bei Bedarf an dich wenden.« Sie nahm ein Waffelstäbchen vom Teller und steckte es sich in den Mund. »Und wie sieht es mit Blake aus?«, nuschelte sie.

»Sehr gut«, sagte Franzi und griff sich einen Orangentaler. Ihre Wangen färbten sich rosa. »Wir waren gestern im Skaterpark zum Picknicken verabredet. Das war so romantisch!«

Marie sah Franzi entsetzt an. »Aber es hat in Strömen gegossen!«

»Das war ja der Gag dabei.« Franzis Augen begannen zu leuchten. »Wir haben es uns mit Gurkensandwiches und Himbeerlimo unter der Halfpipe gemütlich gemacht.«

Kim schüttelte den Kopf. »Das nennst du … romantisch?«

»Ja, klar.« Franzi sah Kim verständnislos an. »Du hörst den Regen auf die Bahn trommeln, sitzt im Trockenen, genießt die leckeren Picknicksachen und kannst dir ausmalen, welche Stunts du bei gutem Wetter machen würdest. Das ist Romantik pur!« Franzi biss ein Stück vom Keks ab, kaute energisch und schluckte. »Findet ihr nicht?«

Marie räusperte sich. »Na ja.«

Kim musste lachen. »Hauptsache, es hat dir und Blake gefallen!«

»Und wie!« Franzi streckte sich ausgiebig. »Trotzdem wollen wir das nächste Mal lieber wieder auf der Bahn sein statt darunter. Wir brauchen Bewegung.«

»Das glaub ich sofort«, sagte Kim.

Franzi und ihr Freund Blake waren beide echte Sportskanonen. Neben ausgedehnten Ausritten auf ihrem Pony Tinka unternahm Franzi regelmäßig Laufrunden im Wald, ruderte, kletterte und skatete. Blake saß seit einem Reitunfall im Rollstuhl, was ihn jedoch nicht davon abhielt, ebenfalls zahlreiche Sportarten auszuüben. Vor einiger Zeit hatte er Chair-Skating entdeckt. Seitdem konnten Franzi und er die Pisten im Skaterpark gemeinsam unsicher machen.

»Und was ist mit dir?«, fragte Franzi plötzlich.

Kim zuckte zusammen. Sie wusste genau, was Franzi wissen wollte, hatte aber überhaupt keine Lust, darauf einzugehen. Deshalb murmelte sie nur: »Alles gut.«

Franzi zog eine Augenbraue hoch und Kim redete schnell weiter: »In der Schule gab es jetzt am Anfang ja nur wenig zu tun, ich habe noch die Details zum letzten Fall im Detektivbuch nachgetragen und die Schachteln mit den alten Beweismitteln aufgeräumt.«

Franzi trommelte leise mit den Fingern auf dem Tisch.

»Davids großem Bruder geht es übrigens wieder gut«, erzählte Kim hastig. »Sein gebrochener Knöchel ist super verheilt und David sagt, dass Timo schon die nächste Foto-Tour zu ein paar verlassenen Gebäuden plant.«

Kaum hatte Kim den Satz zu Ende gesprochen, biss sie sich auf die Lippe. Wie hatte ihr das passieren können? Jetzt würde Franzi sofort das Thema wieder aufgreifen. Genau das hatte sie doch vermeiden wollen!

Prompt fragte Franzi: »Hast du denn mit David telefoniert? Habt ihr euch wieder getroffen?«

Kim drehte ihren Becher in der Hand. »Wir haben uns ein paarmal gesehen.«

Marie zwinkerte ihr zu. »Und?«

»Wie oft soll ich es euch noch sagen? Da ist nichts. Wir verstehen uns echt gut, aber David hat, im Gegensatz zu euch, verstanden, dass ich im Moment keinen Freund will.«

Kim verschränkte die Arme vor der Brust. Sie konnte deutlich spüren, wie ihr Herz gegen ihre Rippen klopfte.

»Ich verstehe es wirklich nicht«, beharrte Franzi. »Du und David, ihr passt so gut zusammen. Ihr wärt ein echtes Traumpaar.«

»Mann! Können wir das Thema bitte einfach lassen?« Kim schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Sie hatte David vor ein paar Monaten bei einem Schreibworkshop im Jugendzentrum kennengelernt. Genau wie Kim las er gerne und viel und schrieb eigene Geschichten. Deshalb hatten sie angefangen, sich gegenseitig Bücher auszuleihen und ihre Texte zu lesen und darüber zu sprechen. Kim genoss die Gespräche mit David, und sie freute sich auch schon sehr auf die kommende Woche, in der der Workshop im JUZ fortgesetzt wurde und sie sich wiedersehen würden. Aber mehr wollte sie von David nicht. Da war sich Kim ziemlich sicher. Als sie die Augen wieder öffnete, blickte sie in Maries ernstes Gesicht. »Kann es sein, dass du Angst hast?«, fragte ihre Freundin.

Kim blinzelte verwirrt. »Was soll das jetzt schon wieder?«

Franzi nickte. »Du hast Angst davor, dass du verletzt werden könntest. So wie damals, als Michi sich von dir getrennt hat.«

»So ein Quatsch.« Kim spürte plötzlich einen merkwürdigen Kloß im Hals. Michi war ihre erste große Liebe gewesen. Die Trennung hatte ihr wirklich beinahe das Herz gebrochen und sie hatte lange gebraucht, um sich wieder zu erholen. Aber jetzt ging es ihr gut. Sie hatte alles verwunden und war zufrieden mit ihrem Leben. Sie brauchte keinen Freund. Das war doch alles viel zu kompliziert. Kim schluckte. Es war einfach gut so, wie es war. Dass sie David nur als Kumpel gut fand. Vor allem aber wollte sie jetzt nicht mit Marie und Franzi diskutieren. Sie konnte das nämlich alles wunderbar mit sich selbst abmachen. »Leute, Themenwechsel!«, rief Kim und zog ihren Rucksack unter dem Tisch hervor.

Marie und Franzi sahen ihr kopfschüttelnd zu. »Wenn du meinst«, sagte Franzi zögerlich.

»Ja!«, murmelte Kim, während sie in ihrem Rucksack kramte. »Es gibt nämlich Neuigkeiten.«

»Etwa einen neuen Fall?«, wollte Marie sofort wissen.

Kim fand endlich den Umschlag, den sie vorhin noch schnell eingesteckt hatte. Sie zog ihn hervor und schwenkte ihn durch die Luft. »Nein, kein neuer Fall. Aber etwas, das euch bestimmt auch gefallen wird!« Sie holte eine Broschüre und ein gefaltetes Blatt aus dem Umschlag. »Kennt ihr das Aqua Magic?«

Marie zuckte mit den Schultern. »Nie gehört.«

»Doch, ich glaube schon«, sagte Franzi. »Das ist dieses Schauaquarium hinter der Stadthalle, das so lange renoviert wurde.«

Kim nickte. »Genau. Es hieß früher Seepferdchenland. Die neuen Besitzer haben alles komplett umgebaut.« Sie hielt eine Broschüre hoch, auf der ein Hai zu sehen war, der in tiefblauem Wasser mit weit aufgerissenem Maul auf den Betrachter zuschwamm. »Vor ein paar Wochen gab es im Einkaufszentrum einen Werbestand von AquaMagic, an dem man an einem Preisausschreiben teilnehmen konnte. Und, taraaaa, ihr glaubt nicht, was ich gewonnen habe!« Kim machte eine Kunstpause und legte die Broschüre auf dem Tisch ab.

»Einen Hai?«, rief Marie und lachte.

»Quatschkopf!« Kim knuffte ihre Freundin in die Seite. »Einen Gutschein.«

Franzi beugte sich interessiert vor. »Und wofür?«

»Für einen Nixentraum«, verkündete Kim begeistert.

Jetzt spitzte Marie die Ohren. »Das klingt interessant. Was bedeutet das denn genau?«

Kim setzte sich kerzengerade auf. »Das bedeutet: ein professionelles Fotoshooting unter Wasser, mit Nixenkostüm vor einem Korallenriff, in einem speziellen Becken im AquaMagic!«

»Wow!« Marie nickte begeistert. »Glückwunsch!«

»Und zwar für uns drei«, ergänzte Kim. »Ich darf nämlich meine Freundinnen mitbringen.«

Marie und Franzi blieb der Mund offen stehen.

»Echt jetzt?«, fragte Marie mit leuchtenden Augen.

Kim nickte. »Wenn ich’s dir doch sage.«

»Das ist so cool!« Marie strahlte Kim an.

Franzi grinste. »Ob man auch ein Shooting im Hai-Becken machen kann?« Sie nahm die Broschüre und blätterte interessiert.

»Da gehst du dann aber alleine rein«, sagte Kim.

»Die haben mehr als 30 verschiedene Schaubecken mit insgesamt über tausend Tieren. Toll!« Franzi hielt die Broschüre hoch. »Es gibt sogar einen Glastunnel, der unter dem Becken mit den Haien und Rochen durchführt. Und ein ›Riff der Kraken‹! Spannend, oder?«

Kim nickte. »Irgendwo stand, dass das AquaMagic einen Oktopus aufgenommen hat, der verletzt in der Nordsee gefunden wurde. Er ist jetzt der Liebling der Tierpfleger, weil er so schlau ist.«

Franzis Augen begannen zu leuchten. »Ich hoffe, wir haben vor oder nach dem Shooting Zeit, uns die Tiere anzusehen.«

»Das können wir schon am Samstag machen, wenn du möchtest«, sagte Kim. »Das AquaMagic veranstaltet eine Eröffnungsparty. Die Gewinner vom Rätsel bekommen ihre Preise persönlich von den neuen Besitzern überreicht, es gibt verschiedene Vorstellungen, zum Beispiel eine Unterwasser-Modenschau, und man kann sich natürlich alle Becken in Ruhe ansehen.«

»Das klingt toll«, sagte Franzi sofort. »Ich bin dabei.«

Auch Marie nickte begeistert.

»Prima«, sagte Kim. Sie sah noch einmal in den Unterlagen nach. »Um 14:30 Uhr geht es los.« Ihr Blick fiel auf die aufgeschlagene Broschüre auf dem Tisch. Eine türkisblaue Unterwasserlandschaft mit leuchtend roten Korallen und tausenden von bunten Fischen war zu sehen. Kim lächelte verträumt. »Da kommt doch glatt ein kleines Stückchen Sommer zurück.«

Herzklopfen

Geheimes Tagebuch von Kim Jülich Samstag, 12:30 Uhr

Warnung: Dieses Tagebuch gehört MIR und ist GEHEIM!!! Wer darin liest, darf demnächst einen Ausflug mit mir ins ›AquaMagic‹ machen und sich dort das Hai-Becken mal ganz genau ansehen. Und zwar von innen …!

Was ist bloß los mit mir? Seit ein paar Tagen ist das Gefühl besonders heftig. So heftig, dass ich es nicht mehr verdrängen kann. Das mit David. Ich dachte, alles wäre in bester Ordnung. David und ich sind gute Freunde. Einfach gute Freunde – und alles ist super.

Wirklich?!? Ich glaube, doch nicht.

David hat mir vor ein paar Wochen gestanden, dass er sich in mich verliebt hat, aber als ich ihm gesagt habe, dass ich ihn nur als Kumpel mag, war das für ihn auch in Ordnung. Ich war damals total erleichtert, dass er es so locker genommen hat. Wir haben uns seitdem ein paarmal getroffen, haben uns gegenseitig Bücher ausgeliehen und unsere Geschichten gelesen.

Die letzte Geschichte von David finde ich übrigens total toll. In ihr kommen Menschen von der Erde mit dem Raumschiff auf einem fremden Planeten an und treffen auf die Bewohner, das sind tennisballgroße Schwebewesen mit zwölf Augen, die rund um ihren Kugelkörper verteilt sind. Die Wesen können dadurch gleichzeitig in alle möglichen Richtungen sehen. Es gibt für sie kein vorne oder hinten, rechts oder links, unten oder oben. Alles ist immer gleichzeitig da. Die Wesen verbinden sich dann telepathisch mit den Menschen, sodass sie erfahren können, wie das ist, wenn man alles gleichzeitig erfasst. Dadurch werden die Menschen aber halb wahnsinnig, weil ihr Gehirn nicht so viel verkraftet. Nur eine Frau kommt gut damit zurecht, sie kann aber leider nicht verhindern, dass die anderen den Planeten der Kugelschwebewesen später sprengen, weil sie denken, die Aliens hätten sie absichtlich gefoltert. Ziemlich abgefahren. Das mit der Sprengung fand ich nicht so gut. Aber David hat gesagt, dass er die Geschichte unbedingt mit einem Knall enden lassen wollte. Außerdem hatte er keine Lust mehr darauf, sich vorzustellen, wie es ist, wenn man in alle Richtungen gleichzeitig sehen kann, er meinte, das hätte ihn nämlich selbst fast wahnsinnig gemacht. Irgendwie süß. Um die Kugelwesen tut es mir trotzdem leid.

Jetzt bin ich aber abgeschweift. Ich glaube, ich will mich drücken …

Aber es hilft nichts. Also: DAVID!

Ich verbringe richtig gern Zeit mit ihm. Man kann mit ihm wunderbar lachen und Blödsinn machen. Gleichzeitig kann er aber auch sehr ernst sein und gut zuhören. Und David hat winzige goldene Punkte in seinen braunen Augen, das ist mir letzte Woche zum ersten Mal aufgefallen. Sie fangen an zu leuchten, wenn er lächelt. Das sieht unheimlich schön aus.

Ich freue mich sehr darauf, ihn nächsten Feitag beim Schreibworkshop wiederzusehen. Ich freue mich richtig, richtig doll darauf. Mit Herzklopfen. Ja. So ist es. Mein Herz klopft.

Mein Herz klopft, weil ich an David denke. So, liebe Kim. Jetzt ist es raus.

Ich muss dauernd an Maries Frage denken: ob ich Angst habe?

Zuerst fand ich das ja völlig daneben. Aber was ist, wenn es stimmt? Wenn ich mir die ganze Zeit eingeredet habe, David nur als Kumpel gut zu finden, weil ich Angst davor habe, dass er mich irgendwann verletzen könnte, wenn wir zusammen wären. Das mit Michi damals war echt hart für mich. Ich dachte, ich hätte das alles gut weggesteckt. Was, wenn es nicht so ist? Was, wenn ich wirklich einfach nur Angst davor habe, dass mich ein Junge wieder so verletzen könnte? Und deshalb vor lauter Angst meine Gefühle für David nicht wahrhaben will?!? Ich bin total durcheinander. Ich glaube, ich muss mit dir reden, David.

Gute Güte, lieber nicht. Oder doch?! Wahnsinn, wie mein Herz rast.

Also, ich werde mir jetzt bis nächste Woche ganz in Ruhe überlegen, was ich mache. Und jetzt ist erst mal Schluss. In einer halben Stunde fängt die Einweihungsparty mit der Preisverleihung im ›AquaMagic‹ an. Zum Glück. Sonst werde ich noch komplett wahnsinnig …

Marie und Franzi warteten bei den Fahrradständern hinter der Stadthalle. Kim ließ ihr Rad ausrollen und stoppte kurz vor den beiden. »Sorry!«, rief sie etwas außer Atem. »Ich bin zu spät losgekommen!«

Franzi winkte ab. »Keine Panik. Es ist gerade mal fünf nach halb drei.«

»Gut, dann bin ich ja beruhigt«, japste Kim.

Sie schloss ihr Rad ab und die Mädchen liefen die wenigen Meter bis zu dem großen Gebäudekomplex, in dem das AquaMagic