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Das riecht nach Manipulation! Die Rochester Ravens haben schon so gut wie gewonnen. In den letzten Minuten gelingt es den L.A. Strikers noch, an ihnen vorbeizuziehen. Jubelnd nehmen die Strikers den Pokal entgegen, während die Ravens die Welt nicht mehr verstehen. Justus, Peter und Bob glauben nicht an ein Fußball-Wunder. Wie konnte dieses Ergebnis durchgehen? Was hat es mit dem geheimnisvollen Pokal auf sich? Verdächtige ausfindig machen, Beweise sammeln, clever kombinieren - in diesem Fußball-Abenteuer zeigen die drei ??? ihr ganzes detektivisches Können.
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Seitenzahl: 148
Die drei ??? und der gestohlene Sieg
Marco Sonnleitner
KOSMOS
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Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan. Based on characters by Robert Arthur.
Umschlagsabbildung: © Silvia Christoph, Berlin
© 2024, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-50879-4
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
»Zweiundzwanzig Meter, was denkst du?« Peter zeigte mit seinem zusammengerollten Stadionheft hinunter auf den Platz. Dort legte sich eben die Spielerin der Rochester Ravens mit der Nummer acht den Ball für den Freistoß zurecht.
»Eher nicht«, meinte Bob. »Und die Acht hat wirklich einen mordslinken Hammer. Der Schuss ans Lattenkreuz vor ein paar Minuten war echt unglaublich.«
»Da hätte es schon vorbei sein können.« Peter sah auf seine Uhr. »Noch gut zehn Minuten. Wenn die Ravens jetzt noch eine Bude machen, ist Feierabend. Dann war’s das für unsere Mädels. Ein 0 : 2 holen die nicht mehr auf.«
Der dritte Detektiv beobachtete, wie sich fünf Spielerinnen der Los Angeles Strikers knapp hinter der Strafraumgrenze zu einer Mauer formierten. »Aber mal ehrlich, Zweiter: Im Grunde sind sie mit einer knappen Niederlage doch gut bedient, oder? Dass die Ravens sie plattmachen, war ja eigentlich von Anfang an klar.«
Statt einer Antwort knurrte Peter nur. Aber natürlich musste er sich eingestehen, dass Bob recht hatte. Schon allein die Tatsache, dass es die Strikers bis ins Endspiel der Play-offs der W-League geschafft hatten, war eine Sensation. Nur wenige Jahre nach der Gründung des Vereins diesen Durchmarsch hinzulegen, war aller Ehren wert. Doch gegen die hoch favorisierten Ravens hatten sie nie den Hauch einer Chance gehabt. Und daran hatte auch der Heimvorteil hier im eigenen Jack-Kemp-Stadion in Eagle Rock nichts geändert. Die Ravens hatten die Strikers in den bisherigen achtzig Minuten förmlich an die Wand gespielt und einzig der Torhüterin war es zu verdanken, dass es nur 0 : 1 stand.
»Für einen Linksfuß die optimale Freistoßposition«, sagte Bob, während die Spielerinnen auf den Pfiff der Schiedsrichterin warteten. »Mit dem Innenrist über die Mauer und dann von uns aus gesehen ins rechte obere Eck.«
Peter rutschte in seinem Sitz nach unten und zog sich seine Strikers-Kappe tiefer ins Gesicht. »Ich kann gar nicht hinsehen.«
In einem Tribünenbereich unterhalb der Anzeigentafel hatten sich die ganz in Schwarz gekleideten Ravens-Fans versammelt. An die dreihundert hatten den weiten Weg aus Rochester im Bundesstaat New York nicht gescheut, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Siegesgewiss schwenkten sie ihre Fahnen und schrien sich die Seele aus dem Leib. Die Anhänger der Strikers dagegen waren, obwohl klar in der Überzahl, kaum noch zu hören. Nur einige wenige feuerten ihre Spielerinnen noch an oder schwenkten die weißen Fähnchen, die am Einlass verteilt worden waren. Bob musste unwillkürlich an das Zeichen für Kapitulation denken. Die Torfrau dirigierte noch einmal lautstark ihre Vorderleute, dann gab die Schiedsrichterin den Ball frei und die Nummer acht lief an.
Für einige Sekunden hielt die Menge den Atem an. Die Kugel stieg in die Luft, sauste über die Köpfe der hochspringenden Strikers-Spielerinnen hinweg, beschrieb dabei eine weite Rechtskurve und raste dann auf die Mitte des Tores zu. Für einen Moment sah es so aus, als würde der Ball weit über die Latte hinwegfliegen. Doch wenige Meter vor dem Tor sackte das Leder plötzlich wie ein Stein nach unten, drehte sich noch weiter nach rechts und schlug unhaltbar im rechten oberen Winkel ein.
»Wahnsinn!«, hauchte Bob. Ein Stück weiter links rasteten die Ravens-Fans schier aus, während unten auf dem Rasen die Fußballerinnen jubelten und über ihre schussgewaltige Torschützin herfielen. Sogar die Ersatzspielerinnen waren aufs Feld gelaufen.
»Das war’s. Ende Gelände.« Peter warf das Stadionheft auf den freien Nachbarsitz. »Aus der Traum.«
Die Torhüterin fischte den Ball aus dem Netz und drosch ihn wütend Richtung Mittellinie. Ihre Mitspielerinnen ließen die Köpfe hängen oder sahen sich ratlos an. Auch die Trainerin schien hoffnungslos. Sie klatschte zwar aufmunternd in die Hände, aber es wirkte eher halbherzig und mechanisch.
Peter nahm die Kappe ab und sah auf das Logo der Strikers: einen Ball auf grünem Rasen, rechts und links Flammen, darunter der Schriftzug. »Dann muss Just nicht auf uns warten.« Er lächelte gequält. »Wenigstens einer, den das Desaster hier freuen wird.«
Der Erste Detektiv war zwar mit nach Eagle Rock gekommen, aber nicht, um sich das Spiel anzusehen. »Es gibt dann doch Wichtigeres auf der Welt, als eine aufblasbare Lederkugel so lange über eine kurz gemähte Rasenfläche zu schieben, bis sie in einem Nylonnetz hängen bleibt«, war sein Kommentar zu dem Spiel gewesen. Er werde sich in der Zeit auf dem Gelände des Occidental College umsehen, das eben nicht nur das Jack-Kemp-Stadion zu bieten habe, sondern auch die Location für so herausragende Filme wie Pigskin Parade oder Horse Feathers gewesen sei.
»Hast du eigentlich irgendwann schon mal was von diesen Streifen gehört, die Just da erwähnt hat?«, fragte Peter und setzte sich die Kappe verkehrt herum wieder auf. »Ich nicht. Sind wahrscheinlich so Schwarz-Weiß-Schinken aus der Steinzeit Hollywoods.«
Bob nickte. »Bei Justus’ Geschmack ist das durchaus drin. Mir sagte nur der Name der Schauspielerin was, die laut Just in dem ersten Film mitgespielt hat. Judy Garland. Die hat, glaube ich, auch die Dorothy im Zauberer von –«
Peter richtete sich abrupt auf und zeigte nach unten zum Spielfeld. »Elfmeter! Bob! Wir bekommen einen Elfmeter!«
»Was?« Bob sah auf den Rasen. »Einen Elfer? Wieso? Was war denn?«
Der Zweite Detektiv zuckte die Schultern. »Nichts. Keine Ahnung. Ich habe zumindest nichts gesehen. Sydney hat von rechts in den Strafraum geflankt, der Ball wurde rausgeköpft und dann kam der Pfiff.«
»Hand? War es Hand?«
»Ich hab keinen Schimmer. Und die Ravens wissen es offenbar auch nicht. Sieh doch!«
Die Schiedsrichterin, die eben noch auf den Elfmeter-Punkt gezeigt hatte, wurde im nächsten Moment von einem Pulk aufgeregter Ravens-Spielerinnen bedrängt. Hände flogen, Köpfe wurden geschüttelt, eine Spielerin tippte sich an die Stirn und sah prompt die Rote Karte. Daraufhin wurde die Aufregung noch größer, die Ravens-Fans pfiffen, der Trainer der Ravens winkte entnervt ab. Aber es änderte alles nichts, es gab Elfmeter. Rosanna May verwandelte sicher: 1 : 2.
»Wow!« Peter machte ein erstauntes Gesicht. »Ich wüsste wirklich gerne, was da eben los war.«
»Egal«, meinte Bob, »jedenfalls könnte es jetzt noch einmal spannend werden. Noch gut fünf Minuten und eine Frau mehr auf dem Platz.«
»Ich glaub nicht dran. Unsere Mädels sind platt und die anderen auch zu zehnt gut genug.«
Und Peter schien recht zu behalten. Die Strikers motivierten sich zwar noch einmal und insbesondere die Torfrau, an deren rechtem Oberarm der Zweite Detektiv die Binde der Mannschaftskapitänin entdeckte, redete jeder einzelnen ihrer Mitspielerinnen ins Gewissen. Aber nach ein paar kurzen, erfolglosen Vorstößen verebbte der Angriffselan wieder und die Strikers wurden erneut an den eigenen Strafraum zurückgedrängt. Sie wirkten müde und erschöpft. Man hatte den Eindruck, als sehnten sie den Abpfiff herbei.
»Noch eine Minute, dann hat das Elend ein Ende«, meinte Peter. »Noch ’ne Ecke für die Ravens. Ich tippe auf das 1 : 3.«
Diesmal war es Bob, der nur knurrte.
Der Ball segelte in den Strafraum. Die Neun der Ravens stieg hoch und köpfte ihn fast unbedrängt und mit großer Wucht Richtung Tor. Aber die Torhüterin brachte die Fingerspitzen noch an das Leder und lenkte es gegen die Latte. Die Kugel sprang in den Strafraum zurück, wo die Innenverteidigerin der Strikers sie aufnahm und nach vorn prügelte. Genau zu Hillary Decker ins rechte Mittelfeld. Und die sah Sydney Jordan, die Stürmerin. Völlig frei stand sie im Anstoßkreis.
»Das ist die Konterchance!«, erkannte Bob sofort.
Peter sprang von seinem Stuhl auf. »Aus dem Abseits! Geh aus dem Abseits, Sydney!«, rief er. »Hinter die Mittellinie!«
Aber natürlich hörte ihn die Spielerin nicht. Und machte genau das, was sie nicht machen sollte. Sie sah, dass Hillary sie anspielen wollte, und rannte los.
»Nein!«, jaulte der Zweite Detektiv.
Dann kam der Pass. Genau getimt und exakt in Sydneys Lauf – die weit im Abseits stand.
»Verdammt!« Peter fiel wieder auf den Stuhl.
Keine der Ravens-Spielerinnen machte Anstalten, Sydney zu folgen. Die Linienrichterin hob die Fahne. Aber es kam kein Pfiff. Die Schiedsrichterin pfiff nicht ab!
»Peter!« Bob rüttelte seinen Freund am Ärmel. »Sieh doch!«
Die beiden starrten auf das Spielfeld. Sydney rannte auf das Tor zu. Hinter ihr fuchtelten die Ravens mit den Armen und liefen der Schiedsrichterin hinterher, die ihrerseits Sydney folgte. Die Linienrichterin wedelte immer hektischer mit ihrem Fähnchen. Dann hatte Sydney den Strafraum erreicht. Jetzt erst konzentrierte sich die Torfrau der Ravens und ging ihr mit ausgebreiteten Armen entgegen. Aber Sydney narrte sie mit einer geschickten Körpertäuschung und schob den Ball über die Linie: 2 : 2. Ausgleich.
»Ist die … blind?« Peter konnte nicht fassen, was da eben passiert war. »Das war die Fehlentscheidung des Jahrhunderts! Das gibt’s doch nicht!«
»Unglaublich!«, fand auch Bob.
Die Schiedsrichterin pfiff das Spiel erst gar nicht wieder an. Unten auf dem Rasen bedrängten die Ravens die Unparteiische erneut. Nur dem Trainer und der umsichtigen Kapitänin war es zu verdanken, dass nicht noch eine von ihnen vom Platz flog. Aber die Aufregung war enorm. Und die Fans kriegten sich gar nicht mehr ein, pfiffen und buhten, was das Zeug hielt, und riefen: »Schiebung! Schiebung!«
Doch natürlich änderte die Schiedsrichterin ihre Entscheidung nicht mehr und nach einer kurzen Pause ging es in die Verlängerung, in der es noch turbulenter wurde. Erst wurde den Ravens ein klares Tor aberkannt, und als sich die Spielführerin allem Anschein nach ruhig und höflich darüber beschwerte, wurde auch sie des Feldes verwiesen.
»Ich hab so was noch nie gesehen.« Peter war völlig baff.
»Ich glaube, so etwas hat noch niemand gesehen.« Bob machte große Augen.
Die Strikers witterten Morgenluft. Sie waren jetzt noch deutlicher in der Überzahl. Ihre Trainerin wechselte eine frische Stürmerin ein und in den folgenden Minuten konnten die beiden Freunde beobachten, dass die Strikers allmählich die Oberhand gewannen. Die Ravens stemmten sich zwar wütend gegen die Angriffe, doch sie mussten jetzt viel mehr laufen und allmählich ging auch ihnen die Puste aus.
Dann kam die 119. Minute. Eine Minute trennte die beiden Teams noch vom Elfmeterschießen. Die Strikers fuhren einen letzten Angriff.
»Wow, wow, wow, wow!« Peter stand wieder auf und machte mit seiner Faust den Kreisel. »Das sieht gut aus, Bob!«
»Nach links, sie müssen raus nach links spielen!« Auch den dritten Detektiv hielt es jetzt nicht mehr auf seinem Sitz.
»Ja, durchgehen bis zur Grundlinie und dann reinpassen!«
»Machen sie, sie machen es!« Bob zeigte auf die Linksaußen der Strikers, die jetzt den Ball hatte.
»Super, und jetzt noch die Verteidigerin aussteigen lassen!« Peter ballte die Fäuste. »Ja, geschafft!«
Die Spielerin nahm den Kopf kurz hoch und orientierte sich. Dann passte sie zurück zur Strafraumgrenze.
»Da kommt Sydney! Die nimmt ihn aus vollem Lauf!« Bob hatte die Arme schon halb zum Torjubel erhoben.
»Keine Rücklage, keine Rücklage!« Peter kniff die Lippen zusammen und holte mit dem rechten Bein aus. »Und jetzt: bamm!« Er schoss genau in dem Moment, in dem Sydney die Kugel traf.
Der Ball sauste wie ein Strich durch den Strafraum, ging über die Ravens-Torfrau hinweg und knallte gegen die Unterkante der Latte.
»Nein!« Peter raufte sich die Haare.
Das Leder sprang von der Latte auf den Boden. Eine gute Handbreit vor der Linie. Im nächsten Moment hatte die Torhüterin den Ball unter sich begraben.
»Kein Tor!«, stöhnte Bob. »Mann, war das knapp!«
Plötzlich ertönte ein Pfiff. Die Schiedsrichterin hatte gepfiffen. Und nun zeigte sie zur Mittellinie. Tor. Sie hatte auf Tor entschieden.
Justus dauerte das alles zu lang. Vier Uhr war ausgemacht gewesen, dann wollten Peter und Bob an der geschmacklosen Skulptur auf dem Platz vor dem Ausgang stehen, um sich dort mit ihm zu treffen. Aber sie waren nicht gekommen. Gar niemand war gekommen. Offenbar dauerte das Spiel noch und wer wusste, wie lange noch. Also hielt der Erste Detektiv auf den Eingang des Stadions zu. Jetzt würde er doch bestimmt keinen Eintritt mehr zahlen müssen, oder?
»Bisschen spät dran, hm?«, hatte der Ordner an dem vergitterten Einlass gemeint.
»Hab’s nicht früher geschafft. Kann ich so rein?«
»Klar.« Der Mann öffnete das Tor. »Rein mit dir. Hast eh schon das Beste verpasst.«
Kann ich mir nicht vorstellen, dachte Justus, bedankte sich aber höflich bei dem Ordner.
Als der Erste Detektiv die Ränge betrat, war die Hölle los im Stadion. Weiße Fähnchen überall, alles schrie und jubelte, die Lautsprecher röhrten »We Are the Champions«. Unten auf dem Platz lagen sich die Spielerinnen in Weiß in den Armen und hüpften im Kreis, während die gegnerischen Akteurinnen auf dem Rasen lagen oder wie gelähmt herumstanden. Einige von ihnen redeten auch auf die Schiedsrichterin ein, die förmlich vor ihnen davonlief.
»Ist es vorbei?«, fragte Justus eine junge Frau, die ihm entgegenkam. Sie hatte ein schwarzes Trikot an.
Die Frau sah ihn erbost an. »Willst du mich verscheißern?«
»Äh, nein … ich, äh, meinte das Spiel. Ob es zu Ende ist?«
»Wonach sieht’s denn aus, hä?« Sie schob ihn zur Seite.
Justus sah ihr verwirrt hinterher. Hatte er etwas Falsches gesagt? Jedenfalls schien das Spiel wirklich vorbei zu sein. Das da unten sah nicht nach einem Torjubel oder einer Pause aus. Das hieß für Justus, dass er schleunigst Peter und Bob finden musste, wenn sie sich nicht verfehlen wollten.
Aber die Sorge des Ersten Detektivs war unbegründet. Während er hektisch die Tribünen nach seinen Freunden absuchte, wurde ihm zunächst klar, dass die Weißen Los Angeles vertraten und offenbar gewonnen hatten. Und dann stellte er fest, dass auf dem Platz alles für eine Siegerehrung vorbereitet wurde. Eine Gruppe von Ordnern baute im Anstoßkreis eine Art Podest auf, einige Männer und Frauen in feinem Zwirn erschienen auf dem Platz, zwei junge Mädchen rollten ein Wägelchen mit einem Pokal auf den Rasen. Justus wusste genau, dass sich Peter und Bob diese Zeremonie nicht entgehen lassen würden, wenn »ihre« Mannschaft gewonnen hatte.
Als unten das Mikrofon getestet wurde – »Eins, zwei, eins, zwei, Test, Test« –, entdeckte er sie. Sie standen ein Stück rechts und oberhalb von ihm. Justus arbeitete sich zu ihnen durch.
»Pünktlichkeit ist die Tugend der Könige.«
Peter und Bob drehten sich um.
»Oh, hallo, Just!«
»Just! Was machst du denn hier?«
»An eurer Tugend arbeiten.«
»Was?« Peter und Bob waren gleichermaßen verdutzt.
»Wie gesagt, Pünktlichkeit ist die Tugend der Könige. Vier Uhr war ausgemacht, schon vergessen?«
»Oh, stimmt ja! Entschuldige, Erster!«, sagte Bob zerknirscht. »Sorry, aber wir haben überhaupt nicht mehr an dich gedacht.«
»Scheint mir auch so.«
»Just, das war der pure Wahnsinn! Wenn du mitbekommen hättest, was hier los war, hätten dich auch keine zehn Pferde aus dem Stadion bekommen.« Peter deutete aufs Spielfeld.
»Das bezweifle ich.« Justus sah nach unten. »Was war denn? Hat jemand versucht, das Fähnchen an der Ecke dort zu stehlen? Tat sich im Rasen ein Abgrund auf? Wollte man die Schiedsrichterin ermorden?« Der Erste Detektiv schmunzelte.
»Könnte noch passieren«, sagte Peter.
Justus zeigte sich überrascht. »Was könnte noch passieren?«
»Dass jemand die Schiedsrichterin ermordet.«
»Bitte?«
Aufgeregt und gestenreich berichteten Peter und Bob von den außergewöhnlichen Vorgängen, die sich unten auf dem Platz zugetragen hatten. Von den äußerst fragwürdigen und zum Teil falschen Entscheidungen der Schiedsrichterin, den Tumulten auf dem Platz, der Wut der Ravens. Justus, der währenddessen in einem Stadionheft geblättert hatte, das er neben Peters Sitz gefunden hatte, musste an die Frau im schwarzen Trikot denken.
»Also in Kurzform: Die Hikers, das sind die Weißen aus L. A. –«
»Strikers«, korrigierte ihn Bob.
»Die Strikers aus L. A., eigentlich krasser Außenseiter, haben gewonnen, weil die Schiedsrichterin nicht ihren besten Tag hatte und einige umstrittene Entscheidungen gefällt hat. Weswegen die Schwarzen aus Rochester jetzt aufgebracht sind.«
»Aufgebracht!« Peter lachte gekünstelt. »Die sind fuchsteufelswild! Schließlich geht’s hier nicht um irgendeinen Blumentopf, sondern um die Meisterschaft in der W-League! Und die Entscheidungen waren auch nicht umstritten, sondern katastrophal falsch! Das hätte ein Blinder gesehen!«
»Auch daran melde ich Zweifel an«, entgegnete Justus. »Aber womöglich hat das alles mit diesem Umstand hier zu tun?« Er tippte auf eine Stelle im Stadionheft.
Bob nahm die dünne Broschüre. »Salma Hutchinson«, las er, »die Schiedsrichterin, 37 Jahre alt, ein Sohn, pfeift seit drei Jahren in der W-League …«
»Ich meine das da.« Justus zeigte auf das Ende des kurzen Artikels.
»Hey!«, stieß Bob erstaunt hervor. »Sie stammt aus Malibu!«
Justus nickte. »Könnte es sein, dass die geografische Nähe zu den Strikers für eine Art regionaler Verbundenheit gesorgt hat, die den Blick von Mrs Hutchinson hier und da ein wenig getrübt hat?«
Peter brauchte eine Sekunde. »Du meinst, sie hat das Spiel verpfiffen, weil sie eine Heimschiedsrichterin ist?«
»Wenn man das so nennt.«