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Isa von der Lütt, Mitteilungen für junge Hauswesen, 226 Seiten, neu gesetzt, Reprint 1892/2013
Das E-Book Die elegante Hausfrau 1892 wird angeboten von Verlag Rockstuhl und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Behandlung der Dienstboten, Schreibtisch, Brief, Nachschrift, Anrede, Schlußformel, Unterschrift, Adresse, Briefpapier , Musik, Erwiderung, Geburtsanzeige, Taufe, Aberglaube, Todesfall, Einsegnung, Beerdigung, Trauergottesdienst, Beileidsbesuch, Besuchsliste, Lohndiener, Kartenhineinwerfen, Bedienen bei Tische, Hochzeitsanzug, Artigkeiten, Aufmerksamkeiten, Danken, Glückwunsch, Blumengabe, Erwiderung, Verlobten, Hochzeitsgeschenke, Abschiedsbesuch, Braut, Trauung, Vermählungsanzeige, Sofaplatz, Aufbreche, Verabschieden, Besuchempfangen, Besuchszimmer, Besuchsanzug, Platzanbieten, Platz der Hausfrau, Beginn des Gesprächs, Hinausbegleiten, Titel, Rang, Benehmen bei Tische, Einhalten der Einladungsstunde, Aufheben der Tafel, Aufbrechen in Gesellschaft, Zeit des Aufbrechens, Mode, Auffallende, Extravagante, Schmuck, Dineranzug, Trauung, Renaissance, Barock, Rokoko, Zopf, Empir, Grüßen, Begrüßen, Handbieten, Handkuß, Rechtsgehen, Ausweichen, Benehmen auf der Straße, Anbieten von Dienstleistungen, orstellungsanzug, Sportanzüge, Handschuh, Fußbekleidung, Parfüm, Optische Täuschungen, Sparen, Geldausgeben, Sammlungen, Trinkgelder, Dienstboten, Trauergottesdienst, Beileidsbesuch, Besuchsliste, Lohndiener, Kartenhineinwerfen, Einladung, Wochenbesuch, Krankenbesuch, Artigkeitsbesuch, Gegenbesuch, Platznehmen
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Seitenzahl: 371
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Isa von der Lütt
Die elegante Hausfrau
Mitteilungen für junge Hauswesen
Mit besonderen Winken für Offiziersfrauen
– 1892 –
Verlag Rockstuhl
Impressum
Umschlaggestaltung: Harald Rockstuhl, Bad Langensalza
Titelbild: Porträt um 1900.
Original Sammlung Harald Rockstuhl
Bisherige Auflagen:
2. Auflage 1892 – 3. Auflage 1893 _ 4. Auflage 1900
Leipzig und Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt
1. Reprintauflage 2012
ISBN 978-3-86777-324-9
1. E-Bookauflage 2013
ISBN 978-3-86777-560-1, E-Book [ePUb]
Wortgetreue Transkription
Repro und Satz: Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza/Thüringen
Innenlayout: Harald Rockstuhl, Bad Langensalza
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Inhaber: Harald Rockstuhl
Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V.
Lange Brüdergasse 12 in D-99947 Bad Langensalza/Thüringen
Telefon: 03603 / 81 22 46 Telefax: 03603 / 81 22 47
www.verlag-rockstuhl.de
Cover
Titel
Impressum
Vorrede
Vorrede zur zweiten Auflage
Vorrede zur vierten Auflage
Einleitung
1. Einrichtung des Hauses. a. allgemeine Bemerkungen – Die geschichtliche Entwicklung der deutschen Hauseinrichtung in Renaissance – Barock – Rokoko – Zopf – Louis XVI. – Empir – die Möbel zur Zeit Schillers – die Romantik – die Maschinenindustrie – die Stilrekapitulation – der Japonismus – der englische Stil – der neue Stil. b. Hauseingang, Vorplatz, Vorzimmer. c. Empfangszimmer. Besuchszimmer. Salon. Boudoir. „Mein Zimmer“. Skizzen zu Einrichtungen. d. Eßzimmer. e. Wohnzimmer. f. Herrenzimmer. g. die übrigen Zimmer
2. Die Lebensweise der eleganten Frau
3. Gesellschaftliche Formen und Gebräuche.
a. Allgemeines. – Grüßen und Begrüßen. – Begrüßen in Gesellschaft. – Gespräch beginnen und abbrechen. – Vorstellungen und Sich vorstellen lassen. – Handbieten. – Handkuß. – Ansprechen auf der Straße. – Begleiten auf der Straße. – Rechtsgehen. – Ausweichen. – Benehmen auf der Straße. – Anbieten von Dienstleistungen. – Artigkeiten und Aufmerksamkeiten. – Danken 59
b. Bei besonderen Gelegenheiten. Verlobung, offizielle, nicht offizielle. – Mitteilung der Verlobung. – Erwiderung derselben. – Glückwunsch. – Blumengabe. – Erwiderung derselben. – Benehmen der Verlobten. – Hochzeitsgeschenke. – Dank für diese. – Abschiedsbesuch der Braut. – Einladung zur Trauung. – Vermählungsanzeige und Erwiderung. – Gebräuche bei Geburtsanzeige, Taufe. – Aberglaube. – Todesfall. – Einsegnung. – Beerdigung. – Trauergottesdienst. – Beileidsbesuch. – Dank für denselben
c. Rückblick auf Formen und Benehmen.
4. Der Besuch. – Allgemeines. – Wem sollen wir Besuch machen? – Grenzen der Besuche. – Besuchsliste. – Lohndiener. – Kartenhineinwerfen. – Tournée im Wagen. – Dankbesuch für Glückwunsch u. s. w. – Winterbesuch. – Dankbesuch für Einladung. – Wochenbesuch. – Krankenbesuch. – Artigkeitsbesuch. – Gegenbesuch. – Wann sollen wir Besuch machen? – Besuchsstunde. – Zeitpunkt der Besuche. – Benehmen beim Besuchmachen. – Eintreten. – Platznehmen. – Sofaplatz. – Aufbrechen bei dem Besuche. – Verabschieden. – Benehmen bei dem Besuchempfangen. – Besuchszimmer. – Besuchsanzug. – Begrüßung. – Platzanbieten. – Platz der Hausfrau. – Beginn des Gesprächs. – Hinausbegleiten
5. Die Visitenkarte und ihre Anwendung
6. Die Anrede. – Der Titel und Rang
7. Die Einladung. – Die Form und Zeit der Einladung und Ablehnung. – Wen kann und darf man laden? – Wen soll man laden? – Der Empfang im eigenen Hause. – Vorstellen. – Pflichten der Wirte und Gäste. – Anzug. – Bewirtung. – Zureden. – Bedienen bei Tische. – Benehmen bei Tische. – Einhalten der Einladungsstunde. – Aufheben der Tafel. – Aufbrechen in Gesellschaft. – Zeit des Aufbrechens. – Ruhe der Hausfrau. – Tisch-Decken, -Räumen, -Schmücken, -Führen, -Karten. – Kaffee nach Tisch. – Kaffe-, Thee-Einladung. – Fünf-Uhr-Thee (five o’clock tea) jour fix. – Empfangstag. – Frühstück. – Ball. – Rout. – Abendessen. – „Mit uns zu Abend essen“. – Der tägliche Tisch. – Mittagessen. – Herrenessen. – Getränke bei Tisch. – Speisezettel.
8. Die Konversation
9. Der Anzug. – Allgemeines. – Die Mode. – Das Auffallende. – Das Extravagante. – Das Einfache. – Die Forderungen der Eleganz. – Das Morgendas Straßenkleid. – Der Schmuck. – Promenade-, Besuchs-, Reise-, Trauer-, Gesellschaftsanzug. – Kopfschmuck. – Das schwarzseidene Kleid. – Konzert-, Theater-, Ballanzug. – Die Schleppe. – Dineranzug. – Trauung und Hochzeitsanzug. – Vorstellungsanzug. – Sportanzüge. – Der Handschuh (das An- und Abziehen desselben). – Die Fußbekleidung. – Der Fächer. – Der Parfüm
10. Erlaube und unerlaubte Toilettenkünste. – Einige ästhetische Bemerkungen. Berechtigung und Zweck des Schmückens. – Spezifische und spezielle Schönheit. – Das „Gutstehen“. – Geschmack. – Anmut. – Verbergen und Hervorheben. – Haartracht. – Das Charakteristische. – Die harmonische Wirkung. – Das Anpassen und der Stil der Kleidung. – Der Hut. – Die Komplementärfarbe. – Vermittlungston. – Positive und negative Kontraste. – Abschwächung der Farbe. – Lichteffekte. – Farbenzudringlichkeit. – Die Art der Beleuchtung. – Reflextöne. – Optische Täuschungen. – Die „richtigen althergebrachten“ Toilettenartikel. – Das einzige, wirklich rationelle Schönheitsmittel. – Körperliche Arbeit. – Tägliche Waschungen. – Schonen. – Puder. – Unerlaubte Toilettenkünste. – Der Teint und seine Pflege. – Die Salbe. – Hautpflege. – Einige hierher passende Ratschläge. – Die Hand, deren Pflege und Schmuck. – Die Fingernägel. – Gefallen wollen
11. Mögliches Sparen
12. Das Geldausgeben der Dame in der Oeffentlichkeit. – Sammlungen ec. – Trinkgelder
13. Die Dienstboten. – Die Behandlung der Dienstboten. – Unser Benehmen gegen dieselben. – Deren Kleidung. – Das Benehmen der Dienstboten
14. Der Schreibtisch. – Der Brief. – Nachschrift. – Anrede. – Schlußformel. – Unterschrift. – Adresse. – Briefpapier
15. Die Musik im Salon
16. Unser Umgang. – Vorsicht in der Wahl desselben. – Das Anknüpfen von Bekanntschaften. – Wünschenswerte Bekanntschaften. – Das Abbrechen von Bekanntschaften. – Reise- und Badebekanntschaften. – Freundschaften
17. Die Kinder. – Anwesenheit bei Gästen. – Benehmen. – Geselligkeit. – Umgang. – Sprechweise. – Kindermädchen. – Bonne. – Kleidung
Anmerkungen
Benützte Werke:
Kunstgeschichtliche: G. Hirth, J. Falke, Lacroix (Bibliophile Jacob). Aesthetische: F. Th. Vischer, Carriere, Lemcke. Farbenlehre: Brücke, Bezold.
Nachstehender, an mich gerichteter Brief, an dem ich, außer den Eingang, kaum etwas wegließ oder änderte, wurde mir der letzte Anlaß, vorliegendes Büchlein zu veröffentlichen:
Hochverehrte gnädige Frau!
Ich bin in Verzweiflung! Denken sie, ich habe mit meinem Manne eine Scene gehabt! Nach dreimonatiger glücklichster Ehe eine Scene, eine wirkliche Scene! Er war schließlich schrecklich zornig, und ich weinte fürchterlich. Und warum dies alles? – Weil ich heute, als wir Besuche machten, der Frau Gräfin M. zuerst die Hand bot, weil ich deren Töchter mit „Fräulein Gräfin“ ansprach, weil ich beim Oberst H., da ich meinen Mann zwei Karten abgeben sah, auch von mir zwei Karten gab, und weil über dies alles „die Leute lächelten“.
„Du blamierst uns,“ rief er endlich zornig, „weil du eben nicht auf das achtest, was in der eleganten Welt der Brauch ist! Die Frau eines Offiziers aber, der immer fähig sein muß, in den ersten Gesellschaftskreisen tadellos zu verkehren, sollte solches thun. Ist es mir schon ohnehin peinlich genug, wenn man über unsern unmäßig goldenen Salon spöttelt, so sollte doch“ – und damit stürzte er wütend fort in seine Kaserne. Ich weinte natürlich noch eine Zeit lang, konnte mir aber nicht verhehlen, daß er recht hatte. Woher aber soll ich wissen, daß derlei Kleinigkeiten Bedeutung haben? Ich bin sozusagen auf dem Lande aufgewachsen; die ausgedehnten Fabrikanlagen meiner Eltern liegen weit von der Stadt entfernt. Mein Vater kümmerte sich nur um sein Geschäft, meine Mutter um den sehr großen Haushalt. Mich ließen sie in dem besten Institut der französischen Schweiz erziehen, wo ich mit ungeheuren Kosten ungeheuer gebildet und in allem möglichen eingehendst unterrichtet wurde, nur nicht in dem, was ich jetzt so notwendig brauchen würde. Kaum aus dem Institute zurückgekehrt, lernte ich bei einer Manöver-Einquartierung meinen Mann kennen und bin nun seit drei Monaten seine Frau, die anfängt, vor jedem Besuche, vor jeder Gesellschaft zu zittern, weil sie fürchtet, in ihrer Harmlosigkeit und Unsicherheit immer neue Ungeschicklichkeiten zu begehen, die ihn unglücklich machen. So soll ich zum Beispiel morgen abend die obengenannte Gräfin M., eine geborene Fürstin N., mit ihren Töchtern und den Oberst von H. mit Frau und Sohn zum Abendessen bei mir haben.
Bitte, bitte, gnädige Frau, Sie haben mir je gestattet, bei Ihnen Rat zu holen, sagen Sie mir doch, wie habe ich diese alle anzureden, wie sie zu setzen, was zu geben, um nicht zu viel, nicht zu wenig zu thun, und welche Toilette ist dabei für mich die richtige?
Verzeihen Sie, wenn Ihre große Güte allzu sehr in Anspruch nimmt
Ihre dankbar ergebenste
Anna M.
Sei es mir nun gestattet, über mich selbst, an die dieser Brief gerichtet ist, ein paar Worte zu sagen. Ich entstamme einer Familie, welche seit Urzeiten am Hofe von X. gelebt hatte. Mich führte das Leben, oder vielmehr die Liebe, an der Hand eines bürgerlichen Offiziers in eine Provinzstadt. Es galt nun, sich mit verhältnismäßig bescheidenen Mitteln elegant einzurichten und so hauszuhalten, anfangs eine kleine, später eine ausgebreitete Geselligkeit zu pflegen. Es war mir eine große Genugthuung, zu sehen, daß es meinem Manne eine wirkliche Freude war, wie allmählich unser Haus als einer der elegantesten der Stadt galt, daß sich um unsern Theetisch gern die bekannten Familien der Stadt und des Adels der Umgebung Rendezvous gaben und unsre Gesellschaften die besuchtesten in jedem Winter wurden. Im Laufe der Zeit kam ich nun durch Beobachtungen, Erfahrungen, Erlebnisse, die ich in der Heimat, sowie während vielfachem auswärtigen Besuchsleben machte, dann durch Anfragen, Briefe und Briefchen, die an mich kamen, wie obenstehender, zu der Anschauung, daß ein Büchlein wie vorliegendes einer großen Zahl junger Frauen willkommen sein könnte.
Möchte es mir gelungen sein, hiermit einen getreuen Ratgeber geschaffen zu haben besonders für solche Frauen, welche ein elegantes Haus machen wollen oder sollen, und deren Jugend die nötige Erfahrung oder der Glaube, daß dies auch mit einfachen Mitteln möglich ist, hierzu fehlt. Möchte dies Büchlein ein willkommenes Brautgeschenk, eine willkommene Weihnachtsgabe werden!
Es macht mir große Freude, daß von meinem Büchlein schon jetzt eine zweite Auflage nötig wird, und mit Vergnügen erfahre ich durch freundliche Mitteilungen, daß es sich Leserinnen nicht nur unter den jungen Frauen, für die es in erster Linie gedacht war, erworben hat, sondern daß auch solche Damen, die mit allen Fragen strenger Form und Etikette vertraut sind, es gerne zur Hand nehmen.
„Es sei ihnen eine unterhaltende Lektüre, durch die ihnen manches bisher unbewußt und unbeachtet Geübte unter neuen Gesichtspunkten zu bewußter Anschauung komme.“
Ebenso gerne begrüße ich die Nachricht, daß es auch bei solchen Damen Aufnahmen gefunden habe, „die bisher gewohnt waren, die Einrichtung und Ausstattung ihrer Wohnräume dem Dekorateur und Tapezier vollständig zu übergeben, und die nun aus den kunstgeschichtlich begründeten Ratschlägen dieses Buches den Mut fassen, den eignen Geschmack walten zu lassen.“
Für diese liebenswürdigen Mitteilungen sage ich vielen Dank.
Im Juni 1892.
In einem neuen Jahrhundert begrüße ich meine Leserinnen! Fin de siècle ist hinunter und die neue Strömung, die durch die große, weite Welt geht, weht auch herein bis in die Kapitel dieses kleinen Buches der kleinen, feinen Welt.
Am mächtigsten weht sie herein in die Abschnitte wo Kunst und Kunsthandwerk dringend das Neue fordern; deutlich spürbar ist sie überall, wo die sozialen Fragen leise und stärker berührt werden, wo der Zug oder die Sucht unser Zeit nach Nivellierung der Klassen mitspricht.
Das wachsende Selbstbewußtsein des einzelnen, die Geltung, die das Persönliche, die Persönlichkeit sich ständig mehr verschafft, greift da und dort auch herüber in das elegante Leben der eleganten Welt. Das Exklusive tritt, sich nur noch in einzelne Hochburgen verschanzend, immer mehr zurück.
Unberührt aber bleibt in diesem Wechsel das Wesentliche, bleibt das, was wurzelt im immergleichen Urgrund des menschlichen Empfindens für das, was gut und wahr und schön ist.
Und darum werden von dem Hauche der Zeit, werden von jeder neuen Strömung nur oberflächlich, nur leise unmerklich berührt die Formen, die feinen Sitten, die in diesem Urgrunde wurzeln und deren Hüterinnen zu sein die Frauen durch alle Zeiten berufen sind.
Im Sommer 1900.
Wie aus der Vorrede zu ersehen, werde ich im Verlaufe meine Büchleins vor allem die wohlhabende Mittelklasse der gesellig lebenden Menschen, also weder den exklusiven und den hohen Adel, noch die gesellig ganz Ungebildeten im Auge haben.
Es sollen aber deshalb keineswegs Winke für den reichen Ueberfluß beiseite gelassen werden, die gerade einem solchen oft recht nötig sind, um ihn in den Stand zu setzen, ein elegantes, nicht ein nur Reichtum und Protzentum verratendes Haus zu machen.
Noch weniger aber möchte ich dem auf bescheidene Mittel angewiesenen Haushalte den Rat vorenthalten, wie trotz dieser bescheidenen Mittel nach Möglichkeit ein elegantes Haus zu führen sei.
Es ist glücklicherweise weder in der Einrichtung, noch im ganzen Zuschnitt des Hausstandes Reichtum nötig, um ein wirklich feines und vornehmes Haus zu haben. Ich habe vielmehr in meiner vielseitigen Erfahrung die Bemerkung gemacht, daß Reichtum, der plötzlich in gesellschaftlichen Vordergrund trat, in seinen Aeußerungen der geselligen Welt gegenüber gerade am häufigsten das entschiedene Gegenteil von fein und vornehm war, trotz – oder besser gesagt – infolge seiner über und über vergoldeten Möbel.
Nein, mit goldenen Rahmen und seidenen Vorhängen zieht der feine Ton nicht in unser Haus, und er manifestiert sich nicht durch reiche Soupers und befrackte Dienerschaft. Von einem solchen Hause wird man, wenn ihm jenes „Etwas“ des feinen Tones fehlt, wohl sagen: „das ist ein reiches Haus“, nicht aber ein „feines“, ein „vornehmes“, ein „elegantes“.
Dies aber wird man von dem und jenem Hause sagen, das zwar statt der Livreediener nur die nötigste Bedienung hat, dessen Herrin aber nicht nur eine richtige Hausfrau, sondern eine Dame ist.
„She is no lady“, sagt der Engländer achselzuckend, wenn der Frau eben jenes Etwas nicht zu eigen ist, und hat ihr damit erbarmungs- und rettungslos den Stab gebrochen.
Was aber ist es, jenes Etwas?
Ja, was es ist, kann man nicht wohl sagen; es ist – es ist – nun, es ist eben „das Ding an sich“ im Leben der eleganten Frau. Hat aber „das Ding an sich“ der große Kant in seiner Philosophie nicht anders erklären können, so wird man es doch auch nicht von mir erwarten! Aber wodurch es sich objektiviert und uns sein geheimnisvolles Dasein bezeugt, das kann auch ich sagen.
Es zeigt sich in jeder auf die Außenwelt gerichteten Handlung und Aeußerung im Leben der Frau; es zeigt sich in ihrer Art zu sprechen, zu grüßen, die Hand zu geben, in der Form ihrer Einladungen und ihrer Gesellschaften, in der ihres Tischdeckens, in ihren richtig oder falsch angewendeten Anreden, in der Art ihrer Konversation, im Einbiegen ihrer Visitenkarten und noch in hundert anderen Kleinigkeiten.
Ja, Kleinigkeiten, bloß Kleinigkeiten! Aber, mein Gott, das Leben von uns armen Frauen setzt sich ja größtenteils nur aus solchen zusammen; darum verlangt man von uns mit Recht – und wir selbst sind unter uns darüber die schärfsten Richter – die vollendete äußere Form.
„Willst du genau erfahren, was sich ziemt,
So frage nur bei edlen Frauen an.“
Nun hat zwar Goethe mit diesen Worten nicht gerade sagen wollen, daß man anfragen möge, bei welcher Gelegenheit die Visitenkarte eingebogen, bei welcher uneingebogen abgegeben werden solle! Daß aber selbst dieser große Geist sehr viel auf vollendete äußere Formen der Frau hielt, hat er durch das Enttäuschtsein bewiesen, das ihn überkam, als er Friederike Brion, die ihn in ihrer ländlichen Umgebung entzückt hatte, im Salon begegnete. Uns so ließe sich noch manches aus dem Leben bedeutender Menschen anführen, das beweist, daß auch sie in der Frau die Hüterin der anmutigen Form sehen wollten. – –
„Durch Anmut allein herrschet und herrscht das Weib.“
Mein ist das Haus, Ich füll’ es aus, Doch findet Rast, Ein art’ger Gast.
Hans Grasberger
Die Frau ist die Herrin und Walterin des Hauses; ihr liegt es ob, nachdem diesem das Nützliche beschafft ist, das Schöne zuzufügen, nachdem die Ordnung herrscht, der Kunst Eingang zu gewähren, und der ihr angeborene Geschmackssinn leiht sich vorzüglich dieser Pflicht, wenn sie bestrebt ist, ihn auszubilden.
Dies Bestreben kann man ihr füglich als Pflicht zuerkennen, denn dieser einzige Strahl der Kunst, der unmittelbar in unser alltägliches Leben eindringt, ist unendlich ersprießlicher als viele solche fernere, an denen zu sonnen eben das tägliche Leben den meisten nur selten Zeit läßt. Daß diesen „Strahl“ nur sie schaffen kann, daß er nicht mit Geld zu kaufen ist, fühlen wir oft beim ersten Weilen in einem Zimmer, denn es sind nicht die einzelnen schönen oder nicht schönen Stücke, welche uns einen anheimelnden, eleganten oder kalten und trotz aller Pracht öden Eindruck empfinden lassen, auch nicht das Ganze, das jene Einzelteile bilden, sondern es ist, wenn ich so sagen darf, die Seele, die über dem Ganzen schwebt, und welche diese Einzelteile nicht nur zu einem förmlichen, sondern zu einem formvollen (wenn auch nicht formvollendeten), harmonischen Ganzen eint. Und wie aus einem Werke, das der Mann geschaffen hat, sein Sein und Wesen, nicht nur sein Wissen, sich zeigen, so spricht aus dem Hause, welches das Werk der Frau ist, deren Sein und Wesen. Nach ihm wird, bevor sie ge- und erkannt ist – was im gesellschaftlichen Verkehr ja oft spät der Fall ist – ein Urteil über sie gefällt, und wenn es in dem bekannten Werk von Busson heißt: le style c’est l’homme, so möchte ich mir dies zu einer etwas andern Bedeutung zurechtmachen und sagen: der Stil – hier der der Einrichtung – ist die Frau.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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