Die Eliteeinheit Caesar und Parker - B. H. Bartsch - E-Book

Die Eliteeinheit Caesar und Parker E-Book

B. H. Bartsch

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Beschreibung

Zum Inhalt
Nie wieder Las Vegas. Das hat Caesar sich geschworen, als er vor dreizehn Jahren gedemütigt und verraten sein bisheriges Leben hinter sich gelassen hat. Sein heutiges Leben erfüllt ihn. Da ist ein Mann, der ihm den Hof macht, er hat einen Job, der ihm Spaß bereitet, und ein Rudel, das hinter ihm steht. Wäre da nicht die Tatsache, dass er sich verpflichtet fühlt, bald nach Las Vegas zurückzukehren, um seinen Alpha zu begleiten. Keine leichte Sache, wenn man sich einer Situation stellen muss, die man lieber in der Versenkung belassen will. Lug, Verrat und Täuschungen haben ihn schon mal in die Flucht getrieben. Schafft das Rudel, was einer allein nicht kann?
 
Parker ist zufrieden mit seinem Status als Einzelgänger. Er staunt nicht schlecht, als er aus seiner kurzen Zeit in Las Vegas einem Mann wiederbegegnet, dessen Schicksal ihn damals sehr bewegt hat. Caesar wiederzusehen, bringt seine Gefühlswelt ordentlich durcheinander und seinen Wolf dazu, über seinen Status nachzudenken. Eine Reise nach Las Vegas kann alles verändern. Wird die Stärke und die familiäre Verbindung eines Rudels alles zum Besten wenden können? Kann Parker den Geist der Vergangenheit vertreiben und Caesars Herz vor noch mehr Verletzungen bewahren?
 
Das ist der vierte Teil der Eliteeinheit-Reihe. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Allerdings zieht sich eine Nebengeschichte, die ihren Ursprung im ersten Band findet, durch die nächsten Bände. Jeder weitere Band der Reihe bezieht sich auf ein neues Paar und ist einzeln für sich lesbar.
Diese Geschichte hat knapp 61.000 Wörter.
Teil 1 – Die Eliteeinheit – Daniel und Tiago
Teil 2 – Die Eliteeinheit – Noeh und Jérôme
Teil 3 – Die Eliteeinheit – Benjamin und Kilian
Teil 4 – Die Eliteeinheit – Caesar und Parker

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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B. H. Bartsch

Die Eliteeinheit Caesar und Parker

Band 4

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Zum Inhalt

 

<h2>Zum Inhalt

 

 

Nie wieder Las Vegas. Das hat Caesar sich geschworen, als er vor dreizehn Jahren gedemütigt und verraten sein bisheriges Leben hinter sich gelassen hat. Sein heutiges Leben erfüllt ihn. Da ist ein Mann, der ihm den Hof macht, er hat einen Job, der ihm Spaß bereitet, und ein Rudel, das hinter ihm steht. Wäre da nicht die Tatsache, dass er sich verpflichtet fühlt, bald nach Las Vegas zurückzukehren, um seinen Alpha zu begleiten. Keine leichte Sache, wenn man sich einer Situation stellen muss, die man lieber in der Versenkung belassen will. Lug, Verrat und Täuschungen haben ihn schon mal in die Flucht getrieben. Schafft das Rudel, was einer allein nicht kann?

 

Parker ist zufrieden mit seinem Status als Einzelgänger. Er staunt nicht schlecht, als er aus seiner kurzen Zeit in Las Vegas einem Mann wiederbegegnet, dessen Schicksal ihn damals sehr bewegt hat. Caesar wiederzusehen, bringt seine Gefühlswelt ordentlich durcheinander und seinen Wolf dazu, über seinen Status nachzudenken. Eine Reise nach Las Vegas kann alles verändern. Wird die Stärke und die familiäre Verbindung eines Rudels alles zum Besten wenden können? Kann Parker den Geist der Vergangenheit vertreiben und Caesars Herz vor noch mehr Verletzungen bewahren?

 

Das ist der vierte Teil der Eliteeinheit-Reihe. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Allerdings zieht sich eine Nebengeschichte, die ihren Ursprung im ersten Band findet, durch die nächsten Bände. Jeder weitere Band der Reihe bezieht sich auf ein neues Paar und ist einzeln für sich lesbar.

Diese Geschichte hat knapp 61.000 Wörter.

Teil 1 – Die Eliteeinheit – Daniel und Tiago

Teil 2 – Die Eliteeinheit – Noeh und Jérôme

Teil 3 – Die Eliteeinheit – Benjamin und Kilian

Teil 4 – Die Eliteeinheit – Caesar und Parker

Prolog – Caesar

 

 

Ich stehe vor dem Spiegel und kontrolliere ein letztes Mal mein Aussehen. Der Lidstrich ist perfekt und das Lipgloss lässt meine Lippen üppiger wirken. Meine Haare habe ich mit Gel in Form gebracht. Ja, das, was ich sehe, gefällt mir. Troy, mein fester Freund und Sohn des Alphas unseres Rudels, und ich wollen heute im angesagtesten Club hier in Las Vegas einen verdammt heißen Abend verbringen. Doch das Klopfen an meiner Wohnungstür reißt mich aus meiner Betrachtung und somit lösche ich das Licht im Bad und öffne die Tür zu meinem Apartment. Auf dem Flur steht jemand vom Sicherheitsdienst. Parker, ein Mann, der verdammt einschüchternd sein kann.

»n’Abend, Caesar. Du sollst hoch ins Penthouse kommen. Deine Anwesenheit wird verlangt. Der Alpha und dein Vater haben Gäste.« Er räuspert sich und hält dabei seine Faust vor den Mund. »Ähm … Vielleicht solltest du aber das, was du dir da ins Gesicht gemalt hast, vorher wegmachen.« Er schaut mich entschuldigend an, das allerdings weckt meinen Widerstand. Ich bin, wer ich bin, und wer mich nicht so nimmt, der lässt es eben. Ich grinse ihn zuckersüß an und greife nach meinem Schlüssel, der neben der Tür am Haken hängt. Grummelnd, weil sich unsere Pläne für heute sehr wahrscheinlich verschieben werden und wir nun erst später loskommen als geplant, folge ich dem Mann, der mir den Vortritt in den Aufzug lässt. Er tritt ein und drückt auf dem Tastenfeld den Code fürs Penthouse und dreht mir dann den Rücken zu.

Mit einem Ping öffnen sich die Türen und wir stehen mitten auf dem Flur in der obersten Etage. Es sind mindestens dreißig Personen hier, die ich nicht kenne. Männer tragen teure Anzüge und die Damen haben sich in verdammt hübsche Fummel geworfen. Mein Vater kommt auf mich zu und bleibt vor mir stehen.

»Dein Outfit für den heutigen Abend ist unangemessen.« Seine Rüge prallt an mir ab.

»Entschuldige bitte, aber ich habe eben erst von dieser Veranstaltung hier erfahren. Meine Pläne für den Abend waren anderer Natur.«

»Natürlich waren sie das. Wie auch immer. Komm, ich möchte dir ein paar Leute vorstellen.« Ich kann nur mit äußerster Anstrengung ein abfälliges Schnauben unterdrücken. Ich blicke mich um und suche nach Troy. Denn wenn meine Anwesenheit als Sohn des Betas gefordert ist, ist es seine als der Kronsohn des Alphas auch. Unsere Väter haben in jungen Jahren dieses Hotel  mit angeschlossenem Casino gegründet und ziemlich erfolgreich aufgezogen. Unauffällig scanne ich meine Umgebung und halte Ausschau nach meinem Freund. Wir treten ins Wohnzimmer und dort erblicke ich ihn. Er steht bei seinem Vater, mit einem Champagnerglas in der Hand und bei ihm untergehakt eine schlanke Blondine, die ihn förmlich anhimmelt. Sein Outfit ist definitiv nicht auf einen Nachtclub zugeschnitten. Zugegeben, das Kleid, das die junge Dame an seinem Arm trägt, schmeichelt ihrem Körper, aber verdammt, das da ist mein Freund und ich sollte an seiner Seite stehen. Der Alpha erblickt mich und erhebt das Wort.

»Ah, wie ich sehe, sind wir nun vollzählig.« Die Gespräche verstummen und alle drehen sich zu ihm um. Mir wird ein Champagnerglas in die Hand geschoben. Was für eine Party ist das hier verdammt noch mal?

»Ich freue mich, dass das Los-Angeles-Rudel heute hier ist und dass unsere Rudel nun eine familiäre Bindung zueinander haben werden. Ich bin stolz darauf, dass ich hier und heute die Verlobung zwischen meinem Sohn Troy und der Tochter von Alpha Terence verkünden darf.« Das Glas, das ich eben noch in den Händen hielt, zerschellt auf dem Marmorfußboden. Wie bitte? Ich schaue Troy an und kann nicht fassen, dass er dort steht und verhalten lächelt. Als sein Blick mich trifft, wendet er ihn schnell ab und dreht sich zu den ersten Gratulanten um, die zu ihm und seiner Verlobten treten. Ein furchtbares Brennen in meiner Brust breitet sich aus. Mein Sichtfeld wird enger und ich bekomme kaum noch Luft. Abserviert … Vor allen Leuten wurde ich abserviert. Dass Troy und ich ein Paar waren, war kein Geheimnis. Aber das hier fühlt sich an, wie bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Ich wende mich ab und gehe hinaus in den Flur. Dort steht nach wie vor Parker am Aufzug, der mich mitleidig anschaut. Mitleid bekommt man geschenkt, und das will ich nicht. Ich richte mich auf, schiebe meine Schultern nach hinten und hebe das Kinn. Nur nicht heulen, sage ich mir im Geiste. Ich gehe auf den Aufzug zu und gerade als ich den Rufknopf drücken will, wendet mein Vater das Wort an mich.

»Was meinst du, wo du jetzt hingehst?« Ich drehe mich um und schaue ihm fest in die Augen.

»Das verzeihe ich dir nicht. Dem Alpha nicht und Troy auch nicht. Was habe ich gemacht, dass ich es in euren Augen verdient habe, so vorgeführt zu werden? Hm? Du wirst es mir verzeihen, dass ich nicht auf der Verlobungsparty meines Lovers dabei sein möchte.« Dass meine Stimme dabei immer lauter wurde, bemerke ich erst, als sich alle zu mir umdrehen. Troy stellt sein Glas ab und kommt auf mich zu.

»Cas, ich …« Ich hebe die Hand und signalisiere ihm, dass ich kein Wort hören will. Meine Augen beginnen zu brennen und ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Ich schüttele den Kopf und blicke mich um. Mache ich ihm hier jetzt eine Szene oder gehe ich mit erhobenem Haupt hier raus? Er schaut zu seinem Vater, dann zu seiner Braut und dann wieder mich an. Und alle Blicke sind auf mich gerichtet. Ich beschließe, dass er es nicht wert ist. Dass fünf Jahre es scheinbar nicht wert waren, mir gegenüber ehrlich zu sein. Ich greife an meinen Hals, wo ich die Kette trage, die ich von ihm letztes Jahr zu Weihnachten bekommen habe. Ich ergreife sie und reiße sie mit einem Ruck von meinem Hals. Ich werfe sie ihm vor die Füße, drehe mich langsam um und gehe zum Aufzug. Parker drückt für mich den Knopf und die Türen fahren auf. Die Stille im Raum, trotz der vielen Menschen hier, ist ohrenbetäubend. Die Aufzugtüren fahren zu und ich lehne mich an den Spiegel an der Wand. Ich drücke den Knopf für meine Etage und fahre nach unten.

Wie ich in meine Wohnung gekommen bin, weiß ich nicht, aber ich finde mich in meinem Schlafzimmer wieder. Ich sitze auf dem Bett und starre auf den Teppich. Auf meinen Schuhen befinden sich Champagnerflecken, die inzwischen getrocknet sind. Ich schiebe sie von meinen Füßen und stehe auf. Ich öffne die Türen zu meinem Schrank und betrachte die Kleidung, für die ich in der Regel ein kleines Vermögen ausgebe. Zwischen dem Schrank und der Wand steht mein großer Hartschalenkoffer. Ich ziehe ihn hervor, öffne ihn und lege ihn aufs Bett. Dann beginne ich meine Klamotten aus dem Schrank zu holen und zu packen. Hierzubleiben ist keine Option. Verraten zu werden, von meinem eigenen Freund, meinem Vater und dem Alpha, zu dem ich immer aufgeschaut habe, tut mehr weh, als ich in Worte fassen kann.

Ich habe meine Beziehung, meine Familie und mein Rudel verloren, und das alles an einem Abend.

Kapitel 1 – Caesar 13 Jahre später

 

 

Ich sitze in meinem Auto vor dem Club, in dem ich die Nacht gefeiert habe. Das diffuse Laternenlicht schimmert gelblich und die Regentropfen auf der Windschutzscheibe lassen den Blick nach draußen verschwimmen. Es ist vier Uhr morgens und der Club ist noch immer gut besucht. Liegt wahrscheinlich daran, dass es nicht sehr viele Gay-Clubs in dieser Gegend gibt.

Ich greife nach der Tasche, die neben mir auf dem Beifahrersitz liegt, ziehe die kleine Kulturtasche hervor und stelle sie mir auf den Schoß. Ich klappe die Sonnenblende nach unten und öffne den beleuchteten Spiegel, der sich dahinter befindet. Der Blick in meine Augen verrät, dass mein Lidstrich verschmiert ist. Neben meinem Wagen geht ein Pärchen eng umschlungen auf ein anderes Auto zu und was die beiden dort sehr wahrscheinlich machen werden, zaubert mir ein kleines neidisches Grinsen ins Gesicht. Aber für mich ist es Zeit, nach Hause zu fahren, also hole ich ein Kosmetikpad und die kleine Flasche mit Make-up-Entferner aus dem Täschchen. Ich tränke es und wische es mir über meine Augen. Blicke mich dabei an und fühle einen Stich in meinem Herzen. Nur ab und an gestatte ich mir, der zu sein, der ich im Grunde bin. Aber in meinem Job ist es notwendig, dass ich diese Seite von mir verberge. Mein Rang als Lieutenant, der ich im Berufsleben bin, verlangt da eine konservative Präsentation des persönlichen Stils. Selbst mein Rudel, wo ich jeden ausnahmslos als meinen Freund betrachte, kennt mich nicht wirklich. Das leichte Drücken in meiner Brust zeigt mir, dass meine Gedanken in eine gefährliche Richtung abdriften. Ein weiteres getränktes Pad ist nötig, um die Spuren des Abends zu verwischen, und nun kommt wieder der Caesar zum Vorschein, den alle kennen. Schnell tausche ich noch das Netzhemd gegen ein schlichtes Poloshirt und verberge Ersteres in der Tasche. Zeit, nach Hause zu fahren.

 

Ich schleiche ins Haus und mache einen Abstecher in die Küche. Jérôme stellt uns für die Nacht immer kleine Snacks in den Kühlschrank. Heute hat er Käsewürfel, Oliven und Tiramisu vorbereitet. Die Käsewürfel sprechen mich an. Dazu schenke ich mir ein Glas süß-fruchtigen Weißwein ein. Beides schnappe ich mir und begebe mich nach oben. In Bens Zimmer läuft trotz der späten Stunde noch der Fernseher. Kilian und Ben scheinen sich angeregt zu unterhalten. Ich bleibe kurz stehen und betrachte die Tür. Sie haben sich gefunden und ich gönne unserem sanften Bären sein Glück mit Kilian und seinem bezaubernden kleinen Sohn Bailey von ganzem Herzen. Ein Stich in meiner Brust, der mich an meine eigene Einsamkeit erinnert, holt mich aus meiner Betrachtung und ich sehe zu, dass ich in meine Suite komme. Nebenan, bei meinem Alpha, ist Bettsport angesagt. Die beiden haben eine ausgeprägte Libido. Auch das noch. Nicht, dass ich diese Nacht nicht auf meine Kosten gekommen bin, aber so ein Blowjob im Darkroom eines Clubs ersetzt eben nicht das Gefühl, gebraucht und geliebt zu werden. Unwillkürlich reisen meine Gedanken zurück in eine Zeit, wo ich diese Gefühle noch hatte. Als ich noch so naiv daran geglaubt habe, dass Troy und ich irgendwann heiraten und für den Rest unseres Lebens ein glückliches Paar sein werden. Tja, so schnell kann sich alles ändern. Ich stelle die Käsewürfel und das Glas auf meinem Nachtschrank ab. Eine Dusche ist dringend nötig, denn wenn ich ausgehe, dann verbringe ich die meiste Zeit auf der Tanzfläche und lasse mich treiben. Beim Tanzen vergesse ich meine Probleme und mein Kopf kann abschalten. Ab und an brauche ich so einen Abend. Ganz besonders jetzt, denn vor ein paar Tagen stand plötzlich Parker Bowles vor mir. Der Parker, der den Moment meiner größten Erniedrigung in meinem Leben miterlebt hat. Den Augenblick, in dem mein Herz mit aller Gewalt zerstört wurde. Ja, ich neige zum Dramatisieren, aber so hat es sich damals angefühlt. Abserviert und verraten. Hinzu kommt, dass mein Erzeuger in den letzten Monaten wieder versucht Kontakt zu mir aufzunehmen. Das ist das Letzte, was ich will. Ich will weder Kontakt zu ihm noch zu dem Rudel, das ich an jenem Abend verlassen habe. Ich schalte meinen Fernseher ein und gehe ins Bad. Vielleicht waschen sich ja die schlechten Erinnerungen zusammen mit dem Schweiß des Abends mit einer Dusche weg.

Angenehm müde liege ich in meinem Bett und genieße den nussigen Geschmack vom Käse und die fruchtige Süße des Weins, während ich eine Folge RuPaul’s Drag Race anschaue. Draußen wird es schon wieder hell. Die Vögel zwitschern so laut, dass man beinahe keinen Wecker braucht. Trotz meiner Müdigkeit kommt mein Geist nicht zur Ruhe. Also beschließe ich, wieder aufzustehen.

Ich mache mich nützlich. Tisch decken, Kaffeekannen befüllen und den Kakao für Bailey umrühren. Jérôme, der das Kommando in der Küche übernommen hat, sieht mir nachdenklich zu.

»Cas, kann ich dir was Gutes tun?« Er schaut mich skeptisch an, wartet aber ab, um nicht in Gewässer zu geraten, in denen er nicht mehr stehen kann. Ich mag diesen Mann.

»Ja, sag mir, wie ich mich meiner Vergangenheit entledigen kann, ohne dabei groß Staub aufzuwirbeln.« Er holt tief Luft und stößt sie mit einem langen Atemzug wieder aus. Dabei schüttelt er den Kopf und schaut mich bedauernd an. »Dachte ich mir. Aber danke, dass du gefragt hast.«

»Caesar, wir alle haben irgendein Päckchen, das wir mit uns herumtragen. Wenn du willst, dass diese Last leichter wird, musst du Ballast herausnehmen. Aber das funktioniert nur, wenn du dich traust, das Paket zu öffnen, und dich dem stellst, was du dort drin vorfindest.« Ich denke über seine Worte nach. Will ich das? Will ich mich wirklich mit meinem Erzeuger und meinem Ex-Rudel auseinandersetzen? Will ich hören, wie glücklich Troy mit der Frau, die er heiraten wollte, geworden ist? Meine Wunden von damals haben lange gebraucht, um zu heilen, und ich bin nicht scharf darauf, dass sie wieder aufreißen und der Schmerz wieder die Oberhand bekommt.

Eine Hand auf meiner Schulter reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schaue auf und blicke in ernste Augen.

»Egal, wie du dich entscheidest, Cas, das Rudel steht immer hinter dir. Das muss ich dir nicht sagen, oder? Hier ist jeder für dich da. Geben und nehmen, das ist hier Usus. Unus pro omnibus, omnes pro uno.« Ich hebe eine Braue und schaue ihn überrascht an. »Ja, was? Hab ich mal in einem Buch gelesen. Stimmt doch, oder nicht?«

»Einer für alle, alle für einen. Glaub mir, nur weil es hier bei uns so ist, heißt es nicht, dass es anderswo auch so gehandhabt wird.«

»Das stimmt, aber wir sind dein Rudel und wir lassen dich nicht allein.« Stimmen im Speisesaal locken unsere Aufmerksamkeit auf sich und beenden damit unsere vertrauliche Unterhaltung. Dankbar für seinen Zuspruch lächele ich ihn an und schnappe mir die Kaffeekannen und bringe sie zu den anderen.

 

AJ und ich übernehmen den Fahrdienst für Bailey zur Schule und wieder zurück. Nun sitze ich in meinem Wagen und warte darauf, dass die beiden aus dem Gebäude kommen. Da sind einige Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto abholen. Das führt unweigerlich zu einem kleinen Chaos vor der Schule. Ein Streifenwagen der hiesigen Polizei stoppt neben mir. Der Polizist, der mich mit einem intensiven Blick durch die Fenster mustert, ist mir kein Unbekannter. Zugegeben, der Schock, der mir in die Knochen gefahren ist, als ich ihn vor ein paar Tagen in Tios Büro wiedergetroffen habe, hat mich kalt erwischt. Er nickt mir zu und blickt dann nach vorn, um weiterzufahren. Er hat mich an jenem Abend ohne Zweifel wiedererkannt. Mist, verdammter. Die Beifahrertür wird geöffnet und der Sitz nach vorn geklappt. AJ hilft Bailey ins Auto und der Kleine begrüßt mich gut gelaunt. Ich starte den Wagen und fahre los. Da hinter mir alles vollgeparkt ist, muss ich an dem Streifenwagen vorbei, an dem Parker mit vor der Brust verschränkten Armen und den Knöchel leger auf den anderen Fuß gelegt angelehnt steht. Er schaut mich an und blickt mir hinterher, während er vor der Schule steht und das tägliche Chaos beobachtet. Als wir auf Höhe des Streifenwagens sind, hebt er seine Hand und tippt mit zwei Fingern an die Außenseite seiner Braue und grüßt uns.

»Schaut mal, da ist Sergeant Bowles.« Bailey winkt den Polizisten zu und dreht sich zu ihm um. Mein Puls steigert sich, und das bleibt auch AJ nicht verborgen.

»Toll, da begegne ich mal einem heißen Typen, der mir gefallen könnte, und was passiert? Er hat nur Augen für dich«, mault AJ los und grinst mich schelmisch an.

»Wovon redest du?« Ich schaue zu ihm rüber und er verdreht die Augen.

»Ach komm schon, Cas. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du sein Flirten in deine Richtung neulich in Tios Büro nicht mitbekommen hast. Das kannst du wem erzählen, der aufm Baum schläft.« Vor mir springt eine Ampel auf Rot und ich halte an. Mist, ausgerechnet jetzt. Vielleicht lässt er das Thema fallen, wenn ich gar nicht drauf eingehe. »Er hat dich mit den Augen förmlich verschlungen.«

»Quatsch.« Das Wort rutscht mir raus, und sofort ärgere ich mich darüber, dass ich mich von ihm provozieren lassen konnte. AJ beobachtet mich und lehnt sich weiter zu mir.

»Komm schon, der Kerl sieht dich und ist sofort im Jagdmodus. So wie er auf dich zugegangen ist und dich angeschaut hat. Die Luft war ja regelrecht zum Schneiden dick.« Er bohrt weiter und schaut mich immer noch lauernd an.

»Wir kennen uns von früher. Na ja, kennen ist zu viel gesagt. Er hat für meinen Vater gearbeitet. Bist du nun zufrieden? Hör zu, ich würde es begrüßen, wenn wir nicht mehr über ihn reden würden.« AJs Blick ändert sich schlagartig.

»Er hat dir aber nicht wehgetan, oder?« Der scharfe Ton in seiner Frage stimmt mich milde.

»Nein, das hat er nicht«, antworte ich leise.

»Aber dir wurde mal sehr wehgetan?«

»Ja. Aber das ist lange her.« Im Rückspiegel sehe ich Bailey, der leicht abwesend nach draußen schaut. »Hey, Bailey, wie war dein Tag?« Und das ist der Startschuss für den Kleinen, von seinem Vormittag zu erzählen. AJ schaut mich wissend an. Auch ihm ist klar, dass das ein Ablenkungsmanöver und damit seine Inquisition zu Ende ist.

Kapitel 2 – Parker Kuchen und Kaffee mit Caesar

 

 

Zum Schulschluss an der Junior-High ist dort immer der Bär los, denn nicht wenige Helikoptereltern eilen zur Schule, um ihre Sprösslinge mit dem Auto abzuholen. Das tägliche Parkchaos, das dann herrscht, hat in der Vergangenheit öfter zu Streitereien unter den abholenden Elternteilen geführt. Damit nicht wieder vor den Kindern gestritten, beleidigt und gepöbelt wird, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, Präsenz zu zeigen. Zumindest in der Gegenwart eines Polizisten reißen sich die meisten am Riemen.

Schon vor Wochen fiel mir ein neueres, sportliches, nachtmetallicschwarzes 4er BMW Cabrio in der Gegend auf, das jetzt ebenfalls vor der Schule steht und sich in die Reihe der Parkenden eingereiht hat. Als ich auf Höhe der Beifahrertür ankomme, beginnt mein Herz einen Takt schneller zu schlagen, denn ich blicke in die eisblauen Augen von keinem anderen als Caesar Kennedy. Ich halte kurz an und nicke dem Mann zu. Aber hinter mir sind ein paar ungeduldige Eltern, die ihren Nachwuchs abholen wollen. Also parke ich meinen Streifenwagen in der nächsten Parklücke und steige aus.

Das Cabrio fährt langsam an mir vorbei und schon bald ist es nicht mehr zu sehen. Seitdem ich Caesar vor ein paar Tagen im Hotel des Rudels über den Weg gelaufen bin, muss ich immer wieder an ihn denken.

Ich erinnere mich an jenen jungen Mann, dem vor langer Zeit übel mitgespielt wurde. Er war damals selbstbewusst und arrogant, aber verdammt, der Kerl wusste durchaus, dass er überaus attraktiv war. Er war nie herablassend oder unfreundlich, doch wo er auftauchte, stand er im Mittelpunkt. Nicht, weil er sich selbst in das Zentrum des Interesses gebracht hat, sondern weil die Menschen auf ihn aufmerksam wurden. Sie interessierten sich für ihn. Man wollte mit ihm gesehen werden, viele buhlten um seine Aufmerksamkeit. Er war der Sohn meines damaligen Chefs. Ich war dabei, als das Leuchten in den Augen des Mannes erlosch. Als ihm der Verrat seines Partners, seines Alphas und seines Vaters bewusst wurde.

Nach der Schmach, die Caesar widerfahren war, habe ich meinen Arbeitgeber infrage gestellt. Ich beschloss, dass ich für niemanden arbeiten werde, der nicht ehrlich zu seinem eigenen Kind ist. Da konnten mich weder der Alpha noch sein Sohn, der in meinen Augen ein rückgratloser Bastard ist, halten. Ich schmiss meinen Job und ging zurück nach Kanada. Was in Las Vegas vielversprechend begann, endete für mich in einer Sackgasse. Lügen, falsche Versprechungen und illegale Geschäfte waren in meiner Kindheit und Jugend an der Tagesordnung. Davon hatte ich wahrlich genug. Zu erleben, dass es in dem prestigeträchtigen Las-Vegas-Rudel nicht anders zuging wie in meinem ehemaligen Zuhause, war ernüchternd.

Mein Weg führte mich nach Toronto. Dort lernte ich in einem Café einen Kadetten kennen, der auf dem Police-College war. So kam ich zur Polizei.

Die laute Hupe eines SUVs lässt mich zusammenzucken und reißt mich aus meinen Gedanken. Eine ungeduldige Mutter scheint der Ansicht zu sein, dass das Betätigen der Hupe das Verkehrschaos vor ihr in Luft auflösen könnte. Zeit, einzuschreiten.

***

 

Vor mir liegt ein Stapel Untersuchungsakten. Das Feuer in Kingston, das mehrere Geschäfte, darunter den Diner von Jérôme LeClerc, zerstört hat. Dann der Einbruch in das Haus von Kilian Levine und der Verkehrsunfall von Cyrus und Phoebe Beaver sowie die damit einhergehende Entführung der beiden. Ebenfalls hat die versuchte Entführung von Bailey Levine in meinem Büro einen Aktenvermerk, auch wenn es keine Beweise gibt, die ich der Akte hinzufügen kann. Denn das United-Friends-Rudel hat die Angewohnheit, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Das stößt meinem Wolf sauer auf, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um hochdekorierte Militärs handelt, die das Rudel bilden, kann ich wenig ausrichten. Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und verschränke die Hände hinter meinem Kopf. Mein Blick weilt an der Decke. Unweigerlich wandern meine Gedanken wieder zu Caesar Kennedy. Dem Sohn meines Ex-Chefs. Wunderschön, reich und unerreichbar. Seit ich ihm vor ein paar Tagen im Hotel über den Weg gelaufen bin, muss ich immer wieder an ihn denken. Er hat sich verändert. Was mir aufgefallen ist, ist, dass seine Augen nicht mehr den Glanz haben, den sie damals hatten. Sein extravagantes und auffälliges Äußeres hat er abgelegt. Keinen Eyeliner, kein Lipgloss, keine auffälligen Farben mehr, die seinem damaligen Style ausgemacht haben. Doch dieser Mann benötigt diese Dinge auch nicht, denn er hat eine angeborene natürliche Ausstrahlung, die Lieutenant Caesar Kennedy selbst in einer dunklen Nacht zum Strahlen bringt. Ich würde seinen jetzigen Stil eher als konservativ bezeichnen. Vom Lebemann zum Offizier. Nicht, dass er vorher nicht schon einen klugen Kopf auf seinen Schultern getragen hat. Mitnichten. Dennoch hat er was aus seinem Leben gemacht, nachdem er das Rudel verlassen hat. Eine Karriere beim Militär ist nicht zu verachten. Verdammt, der Kerl ist sexy as hell und das gefällt meinem Wolf. Immer, wenn er in meiner Nähe ist, und so war es damals schon, war und ist mein Wolf aufgedreht und sucht seine Nähe. Hier zu sitzen und an ihn zu denken, macht es nicht besser. Ich beschließe, eine Runde durch den Ort zu fahren. Das sollte mich ablenken … und meinen Wolf auch.

 

Ich cruise über die Parkplätze verschiedener Läden. Vor dem Drogeriemarkt fällt mir wieder das BMW-Cabrio auf. Jetzt, wo ich weiß, wer dieses Auto fährt, scheine ich regelrecht nach dem Wagen Ausschau zu halten.

Kurzentschlossen parke ich meinen Streifenwagen direkt in der Nähe und beobachte die Umgebung des Ladens, vor dem der Wagen steht. Genau genommen gibt es dieses Auto hier in Portland zurzeit nur zwei Mal. Aber nur ein Mal in Nachtmetallicschwarz. So häufig wird dieses Modell hier nicht gesehen. Meine Geduld zahlt sich aus, als Caesar aus der Tür tritt, zu seinem Wagen geht und eine kleine Tüte in den Kofferraum legt. Er verschließt das Auto und geht auf die Bäckerei nebenan zu und tritt hinein. Das dürfte meine Chance werden, ihn anzusprechen. Kurzentschlossen folge ich dem Mann in den Laden.

Er schrickt auf und schaut mich mit großen Augen an, als ich den Laden betrete. Er öffnet den Mund und scheint was sagen zu wollen, schließt ihn aber wieder und schenkt mir ein schüchternes Lächeln. Das ist so gar nicht der Caesar, den ich von damals kenne. Der Mann von damals hätte geflirtet, sich selbstbewusst in Szene gesetzt und hätte die Situation beherrscht. Doch dieser Mann hier neben mir ist zurückhaltend, ja beinahe schüchtern.

»Hey.« Eloquent geht anders, aber mir fällt gerade nichts ein, was ich sagen könnte. Warum bin ich eigentlich hier rein, wenn ich doch nichts zu erzählen weiß? Ich Idiot.

»Hey, Parker.« Na, zumindest erinnert er sich an meinen Namen.

»Wie geht es dir? Was verschlägt dich hier in diese Gegend?« Warum mir gerade jetzt nichts anderes einfällt, weiß ich auch nicht.

»Mir geht es gut. Ich habe nicht damit gerechnet, dich je wiederzusehen.« Er scheint jedenfalls nicht dasselbe Problem zu haben wie ich.

»Hast du Zeit für einen Kaffee?« Er scheint über meine Einladung erst nachdenken zu müssen, nickt sie aber ab. Die Kundin vor uns verabschiedet sich und Caesar lächelt die Verkäuferin charmant an. Dabei fallen mir die kleinen Grübchen in seinen Wangen auf, die ich in jenen Tagen schon hinreißend fand. Aber damals war er für mich tabu. Niemand, der klar bei Verstand war, wäre auf die Idee gekommen, den festen Freund eines Mannes anzubaggern, der so viel Einfluss auf den Alpha hat. Caesar schaut sich die Torten an, die in der Auslage stehen. Er entscheidet sich für ein Stück Erdbeerkuchen und einen Latte macchiato.

Ich bestelle das gleiche Gedeck und sage der Frau, dass sie alles zusammen abziehen soll.

»Du musst nicht …«

»Ich möchte aber gern. Bitte lass mich bezahlen.« Dabei lege ich meine Hand auf seinen Unterarm und schaue ihm fest in die Augen. Ich komme mir vor wie in einer Zeitkapsel. Alles um mich herum verstummt und die Zeit scheint stillzustehen. Erst als Caesar den Blick senkt, nehme ich meine Hand widerwillig weg und reiche der Frau einen Schein, um unsere Bestellung zu bezahlen.

Caesar steuert einen Tisch im hinteren Bereich an. Er nimmt auf einem Stuhl Platz, von dem er den ganzen Laden im Blick behalten kann. Mich wundert seine Wahl nicht. Ein Wandler, der seinen Geist mit einem Raubtier teilt, hat gern seine Umgebung im Blick. Ich nehme den Platz ihm gegenüber ein und lehne mich zurück. Dabei schaue ich ihn an und bemerke sein Unbehagen.

»Du hast vorhin gefragt, was mich in diese Gegend hier verschlagen hat. Nun, es war der Job, der mich hergelockt hat und den ich auch wirklich gern mache.« Er schaut mich an und ich sehe ihm an, dass er mit irgendwas kämpft. Vielleicht braucht er eine Überleitung, um etwas anzusprechen, was ihm nicht behagt. Ich beschließe, ihm ein paar Türen zu öffnen. »Ich merke dir an, dass dir unser Wiedersehen ziemlich unangenehm ist. Hör zu, du entscheidest, ob du darüber reden willst oder nicht. Wir können das, was damals war, auch da belassen. Aber ich würde mich freuen, wenn du mir die Chance geben würdest, dich näher kennenzulernen. Alles kann, nichts muss. Verstehst du?«

»Danke.« Er schluckt. »Der Abend, den du da miterlebt hast, war kein Glanzmoment in meinem Leben. Genau genommen habe ich an diesem Abend alles verloren und hinter mir gelassen.«

»Ich weiß. Die Art, wie sie dich vor vollendete Tatsachen gestellt haben, hat mich zutiefst schockiert. Die arrogante Art deines Vaters und auch Troys Verhalten haben mich abgestoßen. Jeder im engeren Kreis wusste, dass ihr ein Paar wart, aber zu tun, was Papi will, weil Papi meint, dass es das Beste für das Rudel ist, war falsch. Wie er dich behandelt hat, ist mit nichts zu entschuldigen. Ich weiß, dass meine Worte heute deinen Schmerz von damals nicht ungeschehen machen, aber ich möchte, dass du weißt, dass nicht nur ich der Meinung war, dass dir übel mitgespielt wurde. Es haben sich einige zurückgezogen und das Rudel verlassen. Dein Weggang hat dem Rudel geschadet.«

»Das glaube ich nicht, denn sie sind ja durch die Hochzeit eine starke Allianz mit dem Los-Angeles-Rudel eingegangen. Die Verluste konnten sie bestimmt gut verschmerzen. Wie es heute aussieht, weiß ich nicht, denn beide Rudel bekommen von mir keine Aufmerksamkeit.«

»Jeder weiß, dass du geholfen hast, wo du nur konntest. Ich erinnere mich daran, dass du einem Concierge Geld für die Behandlung seiner Mutter gegeben hast. Als er sich im Nachhinein darüber geäußert hat, wie schäbig sie dich behandelt haben, wurde er gekündigt. Aber keine Sorge, er ist anderswo gut untergekommen.«

»Du meinst Paul? Ja, er war ein anständiger Mann. Ich bin froh, dass er wieder einen Job gefunden hat.«

»Wo bist du damals hin?«

»Na ja, Kalifornien schied aus offensichtlichen Gründen aus. Also bin ich zum nächsten Autohändler, hab mein Auto verkauft und bin in den erstbesten Flieger nach Chicago gestiegen. Dort habe ich eine Weile meine Wunden geleckt. Nach ein paar Wochen musste ich mir eingestehen, dass weder Troy noch mein Vater es wert waren, depressiv meine Zeit zu verschwenden, und habe eine Entscheidung für mein zukünftiges Leben getroffen. Da ich bereits die Pilotenlizenz hatte, entschied ich mich dafür, nach Kanada zu gehen, und landete beim Luftwaffenausbildungs- und Schulungszentrum der Canadian Force Base in Borden, das liegt nördlich von Toronto. Tja, und nun bin ich hier.« Die Verkäuferin bringt uns unseren Kaffee und den Kuchen, stellt alles vor uns ab und lächelt flirtend in Caesars Richtung. Er erwidert das Lächeln, doch mein Wolf knurrt leise in meinem Kopf und macht deutlich, dass ihm das Verhalten nicht gefällt. Ruhig Blut. Er ist nur freundlich. Das hat gar nichts zu bedeuten. Ich greife nach meinem Glas und nehme einen großen Schluck. Beim Weggehen wirft sie noch einen kecken Blick über ihre Schulter und nur mit Mühe kann ich mir ein Knurren verkneifen. Unter dem Tisch balle ich meine Hand zu einer Faust und presse meine Fingernägel in meine Handflächen. Caesar schaut mich an und runzelt die Stirn. Ich versuche meine Verlegenheit, erwischt worden zu sein, mit einem schiefen Grinsen zu überspielen, aber ich war noch nie ein guter Schauspieler.

»Alles okay? Du siehst aus, als ob sie gleich mit Handschellen gefesselt auf dem Rücksitz deines Dienstwagens landen würde.« Mist.

»Nein, nein. Es ist alles in Ordnung.« Skeptisch nickt er und greift nach seiner Gabel. Er trennt ein mundgerechtes Stück vom Kuchen ab und schiebt es sich in den Mund. Dabei schließt er die Augen und stöhnt leise auf. Dieses Geräusch schießt mir direkt in den Schwanz. Oh Gott.

»Du solltest den wirklich probieren, der ist gut.« Er deutet auf das Stück Kuchen, das sich auf meinem Teller befindet, und widmet sich wieder seinem zu. Mein Wolf jault laut in meinem Hinterkopf auf, legt sich zufrieden ab und genießt Caesars Gesellschaft. Dieser kleine hinterhältige Verräter.