Die Feuerblume - Annika Dick - E-Book

Die Feuerblume E-Book

Annika Dick

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Beschreibung

Annika Dick zeigt in den hier gesammelten fünf Erzählungen, dass Magie sowohl in märchenhaften Welten, als auch in unserer Realität vorkommen kann: Litte Red Das Land des ewigen Frühlings Das Herz des Waldes Die Feuerblume Die Geschichte vom Schneemann mit den Zauberkohlen

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Annika Dick

 

 

 

 

 

Die Feuerblume

 

und weitere phantastische Geschichten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ashera Verlag

 

 

Impressum

 

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.

 

 

 

 

 

 

Copyright © 2022 dieser Ausgabe by Ashera Verlag

Ashera Verlag GbR

Hauptstr. 9

55592 Desloch

[email protected]

www.ashera-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.

Covergrafik: Pixabay

Szenentrenner: Pixabay

Redaktion: Alisha Bionda

Lektorat & Satz: TTT

Vermittelt über die Agentur Ashera

(www.agentur-ashera.net)

 

Inhaltsverzeichnis

Little Red

Das Land des ewigen Frühlings

Das Herz des Waldes

Die Feuerblume

Die Geschichte vom Schneemann mit den Zauberkohlen

Die Autorin

Little Red

 

Ich konnte mir nicht helfen, jedes Mal, wenn ich Tom sah, kam mir das Märchen “Rotkäppchen” in den Kopf, welches mir meine Oma früher immer vorgelesen hatte. Oder genauer gesagt, die Warnung, die mit diesem Märchen einherging. Denn der Vergleich eins Wolfes, der am Wegrand auf das unschuldige Mädchen wartete, passte perfekt zum neuen Barkeeper des Hyde Park Pubs. Seit einem Monat arbeiteten wir zusammen, durch Hughs Einteilung in feste Teams unter seinen Angestellten immer in derselben Schicht. Und seit drei Wochen und drei Tagen fragte Tom mich regelmäßig nach einer Verabredung. Die ich genauso regelmäßig ablehnte. Nicht, dass er nicht gut ausgesehen hätte, groß, dunkelhaarig und durchtrainiert. Und doch, ich konnte nicht genau sagen, was es war, aber irgendetwas ließ mich in seiner Gegenwart immer wie ein Lamm vor einem Wolf fühlen. Und das war alles andere als ein angenehmes Gefühl.

Als er sich nun über den Tresen lehnte, um mir meine letzte Bestellung auf das Tablett zu stellen, hatte er wieder dieses neckische Grinsen auf seinem Gesicht und dieses unheilverkündende Funkeln in seinen grünen Augen.

„Also Red, Sonntagabend, Kino, du und ich?” Ich rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf.

„Nein. Ich glaub, das macht jetzt fünfundzwanzig. Hör endlich auf mich zu fragen. Und nenn' mich nicht immer Red. Ich hab 'nen richtigen Namen!”

Blöde rote Haare. Man sollte meinen, die Witze hören auf, wenn man erwachsen ist. Larry und Simon, zwei Stammkunden, die an der Theke saßen und ihr Bier tranken, lachten als ich der Theke – und damit Tom – den Rücken zukehrte. Dummerweise fanden sie diese Unterhaltung, die sich zu einem täglichen Ritual entwickelt hatte, überaus lustig. Ich hatte sogar gehört, dass sie Wetten abgeschlossen hatte, wie lange ich Tom noch die kalte Schulter zeigen würde, bevor ich mit ihm ausging. Da konnten sie lange warten.

„Em, lächeln. Mit dem wütenden Gesicht gibt’s kein Trinkgeld.”

Ich streckte Megan, der zweiten Bedienung in unserer Schicht die Zunge raus und hörte sie lachen, als sie sich an die Theke begab, um ihr Tablett auffüllen zu lassen. Trotzdem zeigten ihre Worte Wirkung und ich rang mir ein Lächeln ab als ich weiterbediente. Von Tom und seinen dummen Sprüchen ließ ich mir doch nicht die Laune verderben.

 

 

Zwei Stunden später war die Arbeit endlich zu Ende. Ich stand gerade im Hinterzimmer des Pubs, das als Aufenthaltsraum fungierte, und zog mir die Jacke an, als Tom hinter mich trat und mich leicht an den Haaren zog.

„Überleg's dir Red. Das Angebot steht.”

„Vergiss es.”

Er zuckte mit den Schultern und zwinkerte mir zu, als er zur Tür hinausging.

„Versteht der kein Nein?”, fragte ich Megan und sah sie verzweifelt an. Zumindest sollte es verzweifelt wirken. Doch nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen sah es wohl eher komisch aus.

„Na ja, du könntest auch einfach mal mit ihm ausgehen, Emily. Wie schlimm könnte es schon werden?” Meine Augenbrauen schnellten in die Höhe, was Megan nur noch mehr zum Lachen brachte. „Okay, ich sag' nichts mehr.”

Zusammen gingen wir nach draußen. Unser Aufenthaltsraum führte in einen kleinen Hof, in dem Hugh, der Besitzer des Pubs, auch immer seinen Wagen abstellte. Durch die Nähe des Pubs zur Royal Albert Hall gab es immer genügend Kundschaft und nach einer Abendschicht, so wie an diesem Tag, war ich froh, wenn ich schnell nach Hause kam und die Füße hochlegen konnte.

 

Das Beste daran, für Hugh zu arbeiten war die Wohnung, die er einem bei Bedarf zur Verfügung stellte. Natürlich wurde die Miete vom Gehalt abgezogen, aber eine Wohnung in der Roland Gardens, nur etwa zwanzig Minuten Fußweg vom Pub entfernt, war es durchaus wert. Vor allem, wenn die Alternative darin bestand, sich eine Wohnung mit seiner Großmutter zu teilen. Und so sehr ich meine Oma auch liebte, ich brauchte mein eigenes Reich.

 

 

„Du wirst erwartet.” Megan stieß mich mit dem Ellbogen an, als wir aus dem Hof herauskamen und in die Queen's Gate einbogen. Dieses Mal musste sogar ich grinsen. Seit einigen Wochen hatten wir einen vierbeinigen Gast, einen extrem großen Hund mit braunem, recht rauem Fell und überraschend grünen Augen. Er hatte kein Halsband oder irgendein anderes Merkmal, das seine Herkunft verraten hätte. Jeden Tag stand er nach meinem Schichtende am Hofeingang und wartete. Ich weiß noch, wie Megan und ich am ersten Tag beinahe umgedreht und zurück in den Pub gegangen wären. Doch der Hund hatte keinerlei Anstalten gemacht uns anzugreifen. Im Gegenteil: Er war mit gesenktem Kopf auf uns zugekommen und hatte erwartungsvoll gegen meine Hand gestoßen. So lange, bis ich mich schließlich dazu überwunden hatte, ihn zu streicheln. Seit diesem Abend stand er jeden Tag an der gleichen Stelle und wartete auf uns. Er lief neben mir die Straßen Londons entlang, bis ich an meiner Haustür angelangt war. Sobald ich die Tür aufgeschlossen hatte, drehte er sich jedes Mal um und verschwand wieder.

Vielleicht hätte ich den Tierschutz oder die Polizei rufen sollen, aber ich brachte es einfach nicht über mich. Also begrüßte ich auch an diesem Tag wieder meinen neuen Begleiter und verabschiedete mich von Megan, die sich auf den Weg zur Bushaltestelle machte.

In diesem Moment klingelte mein Handy und schon am extra eingestellten Klingelton erkannte ich, dass es ein Anruf meiner Großmutter war. Hastig kramte ich in meiner Tasche, bis ich mein Handy gefunden hatte.

„Hallo Oma. Schön dich zu hören. Was gibt es denn?”

„Ach weißt du, Emily, ich hatte doch heute meine Bridgedamen zu Besuch und hab noch viel zu viel Essen übrig. Willst du nicht vorbeikommen und mit mir zu Abend essen?” Ich schmunzelte über ihre Worte. Meine Oma war überzeugt davon, dass ich, wenn ich auf mich allein gestellt war, nichts Richtiges kochen würde. Und so erhielt ich mindestens einmal alle zwei Wochen einen solchen Anruf, wenn ich nicht von selbst zum Mittag- oder Abendessen bei ihr auftauchte. Doch mein letzter Besuch vor drei Tagen war morgens gewesen und nun fürchtete sie wohl, ich könne verhungern oder noch schlimmer: mich von Fastfood ernähren.

„Ich komme natürlich gerne.” Ich verabschiedete mich von ihr und stopfte das Handy zurück in meine Tasche, bevor ich mich an den Hund wandte. Irgendwie hatte ich mich noch nicht dazu durchringen können, ihm einen Namen zu geben.

„Tja Junge, Richtungswechsel. Ich muss durch die Kensington Gardens. Kommst du trotzdem mit?” Anstatt einer Antwort zu erhalten sah ich zu, wie sich der Hund umdrehte und in Richtung des Parks ging. Ich schüttelte den Kopf und lachte.

---ENDE DER LESEPROBE---