Die Fragemauer -  - E-Book

Die Fragemauer E-Book

0,0

Beschreibung

Die bundesweite Kampagne "Fragemauer" des European Leadership Network (ELNET) informiert auf humorvolle Art und Weise über jüdisches Leben und den Staat Israel. Gleichzeitig lädt sie zum Dialog ein und sammelt auf der Webseite www.fragemauer.de hunderte von Fragen. Dieses Buch fasst die 100 wichtigsten Antworten zusammen. Die Fragemauer wurde vor dem Hintergrund 2641 judenfeindlicher Straftaten im Jahr 2022 in Deutschland ins Leben gerufen. Die Antwort darauf: 2641 Fragen und Antworten gegen Hass, Diskriminierung und Unwissen an der Fragemauer. Die vom Bundeskriminalamt verzeichneten antisemitischen Straftaten sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Seit dem 7. Oktober 2023 ist ein Aufflammen des Judenhasses festzustellen, der in Folge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel und dem daraus resultierenden Krieg offen und schonungslos auch auf deutschen Straßen auftritt. Israelbezogener Antisemitismus gilt längst als wirkungsmächtigste Form von Judenfeindlichkeit, der offensiv begegnet werden muss.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 126

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de/ abrufbar.

© 2024 Hentrich & Hentrich Verlag Berlin Leipzig

Inh. Dr. Nora Pester

Capa-Haus

Jahnallee 61

04177 Leipzig

[email protected]

www.hentrichhentrich.de

Lektorat: Malte Gerken

Umschlag: Gudrun Hommers

Gestaltung: Michaela Weber

1. Auflage 2024

Alle Rechte vorbehalten

Printed in the E.U.

ISBN 978-3-95565-659-1

eISBN 978-3-95565-646-1

DIE FRAGEMAUER –

100 ANTWORTEN ZU JÜDISCHEM LEBEN UND ISRAEL

Herausgegeben von Carsten Ovens im Auftrag des European Leadership Network (ELNET) – ELNET Deutschland e.V.

INHALT

EINLEITUNG

ERLÄUTERUNGEN ZUR FRAGEMAUER

100 FRAGEN UND ANTWORTEN

JÜDISCHES LEBEN

Frage 39:Wie viele Juden leben auf der Welt?

Frage 10:Ist der Bagel eine jüdische Erfindung?

Frage 337:Was ist Chuzpe und wo bekommt man das?

Frage 740:Spielen Juden Poker?

Frage 766:Seit wann gibt es Juden in Deutschland?

Frage 2:Kann man jüdisch und arabisch sein?

Frage 135:Darf man als Nichtjude über jüdischen Humor lachen?

Frage 633:Ist Schlamassel ein jüdisches Wort?

Frage 677:Wie stehen Juden dem Thema künstliche Befruchtung gegenüber?

Frage 651:Wieso leben so viele Israelis in Berlin?

Frage 602:Machen Juden FKK?

Frage 49:Warum gibt es keine Chanukka-Songs wie Last Christmas oder Jingle Bells?

Frage 64:Leben Juden in Deutschland abgegrenzt?

Frage 17:Ist Harry Potter Jude?

Frage 751:Wie können jüdische Patienten kultursensibel versorgt werden?

Frage 3:Sagen Juden auch Schalömchen?

Frage 306:Ist es okay, einen Juden zum Jüdischsein zu befragen?

Frage 744:War Einstein Jude?

Frage 347:Gab es Juden in der DDR?

Frage 96:Was sind Stolpersteine?

Frage 619:Schreiben Juden rückwärts?

Frage 42:Müssen Juden in Deutschland am Schabbat arbeiten?

Frage 13:War schon mal ein Jude auf dem Mond?

Frage 653:Warum klingen viele jüdische Nachnamen deutsch?

Frage 12:Gibt es ein jüdisches Tinder?

RELIGION

Frage 7:Kann Sex koscher sein?

Frage 416:Was bedeuten die Schnüre an der Kleidung jüdischer Männer?

Frage 594:Können Frauen Rabbi werden?

Frage 317:Glauben Juden an Jesus?

Frage 661:Was ist eine Challah?

Frage 4:Essen Juden Cheeseburger?

Frage 384:Sind alle jüdischen Männer beschnitten?

Frage 565:Dürfen Juden Tattoos tragen?

Frage 100:Hat der christliche Glaube jüdische Wurzeln?

Frage 16:Ist Chanukka das jüdische Weihnachten?

Frage 184:Wie viele verschiedene jüdische religiöse Strömungen gibt es auf der Welt?

Frage 120:Tragen jüdische Frauen Kopftücher?

Frage 190:Kann man zum Judentum konvertieren?

Frage 220:Glauben alle Juden an einen Gott?

Frage 18:Gibt es die Tora auch als Taschenbuch?

Frage 110:Wie steht das Judentum zu Homosexualität?

Frage 31:Warum tragen Juden Schläfenlocken?

Frage 6:Sind Juden die besseren Autofahrer?

Frage 709:Was ist die Kabbala?

Frage 14:Tragen jüdische Babys eine Kippa?

Frage 9:Ist Mazze ein jüdischer Jungenname?

Frage 469:Was ist die Bar Mitzwa?

Frage 19:Wer, was oder wo ist Jom Kippur?

Frage 502:Können Juden auch Weihnachten feiern?

Frage 730:Ist es nach der Halacha gestattet, Katzen im Haus zu haben?

ISRAEL

Frage 1:Warum gibt es den modernen Staat Israel?

Frage 588:Ist Jüdischsein eine Religion oder eine Nationalität?

Frage 5:Spielen Israelis auch Reise nach Jerusalem?

Frage 644:Was ist ein Kibbuz?

Frage 84:Ist Hebräisch eine tote Sprache?

Frage 510:Kann man als Deutscher nach Israel einwandern?

Frage 506:Ist Shakshuka ein israelisches oder ein arabisches Gericht?

Frage 636:Warum heisst es der „jüdische“ Staat Israel?

Frage 452:Sind Palästinenser aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen Israelis?

Frage 15:Hört man Helene Fischer auch in Israel?

Frage 385:Warum gibt es noch keinen Staat Palästina?

Frage 56:Welche Erfindungen kommen aus Israel?

Frage 166:Gibt es eine Zwei-Staaten-Lösung, um den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern zu beenden?

Frage 11:Sind alle Juden Israelis? Sind alle Israelis Juden?

Frage 727:Was ist der Unterschied zwischen Zionisten und Juden?

Frage 540:Was sah der Beschluss der UN für die in Israel ansässige arabische Bevölkerung vor?

Frage 574:Woher kommen die Juden?

Frage 790:Begeht Israel einen Genozid an den Palästinensern?

Frage 20:Gibt es im israelischen Parlament nur Juden?

Frage 586:Warum unterstützt die EU das Hamas-Gebiet finanziell?

Frage 8:Warum ist Israel bei der EM-Quali dabei?

Frage 113:Gibt es arabische Staaten, die ein gutes Verhältnis zum Staat Israel haben?

Frage 243:Was ist der Unterschied zwischen Jiddisch und Hebräisch?

Frage 608:Stehen an der Klagemauer auch fröhliche Menschen?

Frage 68:Ist es antisemitisch, Israel für den Umgang mit den Palästinensern zu kritisieren?

ANTISEMITISMUS

Frage 133:Darf man „Jude“ oder „Jüdin“ sagen?

Frage 430:Welche Formen von Antisemitismus gibt es?

Frage 669:Was ist der Unterschied zwischen Antisemitismus und Rassismus?

Frage 561:Welches Vorurteil darf ich haben, ohne gleich Judenhasser zu sein?

Frage 223:Warum spricht man vom auserwählten Volk?

Frage 518:Betrifft Antisemitismus nicht auch andere „Semiten“, wie Araber oder Aramäer?

Frage 758:Dürfen Juden nur bestimmte Arbeiten verrichten?

Frage 105:Kennt ihr einen guten (also nicht antisemitischen) Judenwitz?

Frage 777:Wer ist George Soros?

Frage 326:Gibt es einen EU-Standard zur Definition von Antisemitismus?

Frage 324:Woher kommt der Stern an der Kleidung der Juden im Nationalsozialismus?

Frage 211:Ist es antisemitisch, jüdische Themen in Filmen immer mit Klezmermusik zu unterlegen?

Frage 313:Ist Israel ein Apartheidstaat?

Frage 66:Sind alle Juden reich?

Frage 543:Warum werden in Deutschland sogenannte Nakba-Demonstrationen verboten?

Frage 40:Woher kommt der Judenhass?

Frage 371:Warum lehnen die Palästinenser das Existenzrecht des Staates Israel ab?

Frage 495:Ist es für Juden sicher, in Deutschland zu leben?

Frage 486:Wieso kam es auf der Documenta zu antisemitischen Vorfällen?

Frage 78:Sind Muslime für den aktuellen Antisemitismus in Deutschland verantwortlich?

Frage 580:Was sind die Protokolle der Weisen von Zion?

Frage 767:Warum kann man pro-palästinensische Demos nicht rechtssicher verbieten?

Frage 541:Kann ich solidarisch mit den Palästinensern sein und trotzdem kein Antisemit?

Frage 251:Woher kommt der Vorwurf, dass Juden Kindermörder seien?

Frage 811:Was kann ich gegen Antisemitismus tun?

DANKSAGUNGEN

ÜBER ELNET

QUELLENVERZEICHNIS

EINLEITUNG

„Seid ihr die Volksfront von Judäa?“

Nein, und auch nicht Monty Python.

Dies war die Frage 101, die unser Team im Herbst 2023 über die Webseite fragemauer.de erreichte. Anders als im Film Das Leben des Brian von der genannten britischen Komikergruppe geht es in diesem Buch nicht um Satire. Doch es geht auch hier um Religion und Politik. Es geht um das Judentum, um die jüdische Religion und jüdische Traditionen. Und es geht um Israel.

Seit über 1.700 Jahren gibt es jüdisches Leben auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Jüdinnen und Juden leisten seitdem auch einen Beitrag zu unserer Gesellschaft. Und dennoch gibt es tatsächlich ebenso lange auch Antisemitismus.

Als die Idee für die Kampagne Fragemauer entstand, war nicht bis ins Detail absehbar, wie sich das Projekt entwickeln würde – und welche stark steigende Bedeutung dieses Engagement gegen Antisemitismus bekommen sollte. Das Bundeskriminalamt verzeichnete für das Jahr 2022 eine ohnehin erschreckende Zahl von 2.641 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem daraus resultierenden Krieg beobachten wir wieder einmal einen aufflammenden Antisemitismus, der offen und schonungslos auch auf deutschen Straßen auftritt. Ohnehin gilt israelbezogener Antisemitismus längst als wirkmächtigste Form von Judenhass, die sich auch auf jüdisches Leben in Deutschland überträgt.

Der 7. Oktober und seine Folgen führen uns allen wieder einmal vor Augen, wie wichtig ein breites Engagement gegen Judenhass ist. Dies war bereits unser Anliegen, als die Idee der Fragemauer 2022 konkret Gestalt annahm und blieb es, als wir im Sommer 2023 diese bundesweite Bildungs- und Dialogkampagne gegen Antisemitismus starteten: 2.641 Fragen und Antworten gegen Hass, Diskriminierung und Unwissen.

Die Fragemauer hat das Ziel, humorvoll über jüdisches Leben und den Staat Israel zu informieren. Das Projekt richtet sich dabei an die ganze Gesellschaft. Die Initiative startete mit 20 Motiven und einem Spot für Kino und Social Media, um vorhandenen Vorurteilen sowie Hass und Hetze gegenüber Juden und jüdischem Leben ausdrucksstark entgegenzutreten. Auf der Kampagnen-Webseite können seitdem niedrigschwellig und anonym Fragen gestellt werden, die von unserem erfahrenen Team beantwortet und anschließend auf derselben veröffentlicht werden. So sind bis Frühjahr 2024 bereits über rund 1.000 Fragen zusammengekommen.

„Beantwortet Fragemauer.de auch wichtige und schwierige Fragen zum Judentum oder nur skurrile und belanglose wie die Beispiele auf der Webseite?“ – Frage 512 hätte man vielleicht auch etwas netter einreichen können, aber wir nehmen es mit Humor. Schließlich ist auch die ganze Kampagne humorvoll ausgelegt. Die Antwort ist einfach: „Ja, machen wir.“

Kein Engagement funktioniert ohne Kritik. So ging beispielsweise folgende Rückmeldung bei uns ein (Frage 555): „Ich habe bereits gefragt, aber bis heute keine Antwort bekommen. Wo ist der Fehler?“ – Auch dies lässt sich einfach beantworten: Tatsächlich kamen nach dem 7. Oktober 2023 deutlich mehr Fragen über die Webseite, sodass wir eine Zeit lang nicht mehr ganz so schnell mit dem Beantworten hinterherkamen, wie wir es uns gewünscht hätten. Denn jede Antwort soll fundiert und gründlich recherchiert werden, bevor sie auf der Webseite veröffentlicht wird.

Beim Einreichen von Fragen verzichten wir auf persönliche Daten wie Namen oder E-Mail-Adressen. Damit möchten wir die Teilnahme so niedrigschwellig wie möglich gestalten. Dies hat allerdings zur Folge, dass die Antworten nicht personalisiert per Mail an den Fragesteller gesandt werden, sondern nach einer Weile öffentlich auf der Fragemauer erscheinen. So sind sie auch für alle Besucherinnen und Besucher unser Kampagnenseite einsehbar. Schließlich wiederholen sich manche Fragen. Wir prüfen alle Einsendungen, ob sie nicht doch eine neue Perspektive darstellen, die eine andere Antwort erfordern und ermöglichen würde. Ist dies der Fall, kommen Frage und Antwort auf die Webseite. Ansonsten hoffen wir, dass sich alle Gäste dort auch ein wenig umschauen und selbst nach den richtigen Antworten suchen. Auch davon lebt diese Initiative.

Sie halten die Fragemauer nun als Buchversion in den Händen: „100 Antworten zu jüdischem Leben und Israel“. Es ist eine Auswahl aus den 20 ursprünglichen Motiven der Kampagne sowie 80 über die Webseite eingereichten Fragen – vielleicht ist ja auch eine Frage von Ihnen dabei. Sicherlich sind nicht alle Einreichungen so humorvoll, wie es die Fragemauer insgesamt sein soll. Dies gilt ebenso wenig für unsere Antworten, die vor allem Fakten präsentieren und leider auch eine bisweilen bittere Realität darstellen.

Dieses Buch soll informieren und inspirieren. Für Ihr Interesse möchte ich mich bereits jetzt herzlich bedanken. Es ist der erste Schritt. Sprechen Sie doch auch mit Ihrer Familie, Ihren Freunden sowie Kolleginnen und Kollegen darüber.

Carsten Ovens

Berlin, im Mai 2024

ERLÄUTERUNGEN ZUR FRAGEMAUER

Warum 2.641 Fragen?

Die Fragemauer wurde 2022 ins Leben gerufen. Unser Ziel ist es, den 2.641 judenfeindlichen Straftaten im Jahr 2022 mit 2.641 Fragen und Antworten zu begegnen.

Werden alle Fragen beantwortet?

Die 20 Fragen zum Start der Kampagne im Sommer 2023 hatten alle schon eine Antwort. Wir arbeiten seitdem daran, nach und nach alle Fragen zu beantworten, die uns über die Kampagnenseite erreichen.

Werden alle gestellten Fragen veröffentlicht?

Nein. Alle Fragen werden zunächst geprüft. Sind Fragen antisemitisch oder in einer anderen Form diskriminierend, werden sie nicht veröffentlicht.

Bei der Beantwortung von Fragen sind wir immer wieder in Situationen geraten, in denen wir Antisemitismus anhand von Beispielen erläutern. So haben wir Antisemitismen für Lernmomente reproduziert (unter anderem bei den Fragen 105, 561, 777). Antisemitismen werden im Alltag, auch unbeabsichtigt, von vielen Menschen verbreitet. Dies zeigt die tiefe Verankerung antisemitischen Gedankenguts in der deutschen Sprache und Kultur.

Welche Fragen landen im Antisemitismus-Kapitel?

Hier landen alle Fragen und Antworten, die einen entsprechenden thematischen Bezug haben. Antisemitismusbekämpfung war uns als Überschrift begrifflich zu sperrig. Außerdem betreiben wir Antisemitismusbekämpfung nicht nur in diesem Kapitel.

Was passiert, wenn mehr als 2.641 Fragen gestellt werden?

Jede Frage ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Wissen über jüdisches Leben und Israel. Deshalb freuen wir uns, wenn wir mehr Fragen sammeln und beantworten können.

Gendern oder nicht gendern, das war auch ’ne Frage.

Wir finden, dass gendergerechte Sprache wichtig ist. Trotzdem haben wir uns bei dieser Kampagne dagegen entschieden. Warum? Weil für uns die Plakativität der Botschaften noch ein bisschen wichtiger war. Darum sagen wir zum Beispiel „Judenhass“ statt „Jüd*innenhass“. Und dabei hoffen wir, dass wir eines Tages gar nicht mehr darüber sprechen müssen.

So halten wir es mit der Zeitrechnung.

Im Judentum wird die Bezeichnung vor/nach Christus vermieden. Üblich ist stattdessen, „vor der Zeitrechnung“ (v. d. Z.) und „nach der Zeitrechnung“ (n. d. Z.) zu verwenden. So halten wir es auch an der Fragemauer. Im jüdischen Kalender schreiben wir übrigens bereits das Jahr 5784. Das neue jüdische Kalenderjahr beginnt mit dem jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana. Der Feiertag fällt 2024 auf den 3./4. Oktober.

100 FRAGEN UND ANTWORTEN

JÜDISCHES LEBEN

FRAGE 39: WIE VIELE JUDEN LEBEN AUF DER WELT?

Weltweit gibt es über 15 Millionen Juden.

Juden leben nicht nur in Israel, sondern überall auf der Welt. Da die jüdische Bevölkerung weltweit nicht zentral erfasst wird, ist es schwierig, eine konkrete Gesamtzahl aller Juden festzuhalten. Auch gibt es unterschiedliche Definitionen darüber, wer überhaupt als jüdisch gilt und in die Statistik mit aufgenommen werden sollte. Einigen Schätzungen zufolge leben auf der Welt etwa 15,3 Millionen Juden (Stand 2022). Die größten jüdischen Gemeinden befinden sich in Israel und den Vereinigten Staaten, wo jeweils über 45 Prozent aller Juden weltweit leben. Weitere große Gemeinden gibt es zudem in Frankreich, Kanada und Großbritannien.

Bei einer Weltbevölkerung von mehr als acht Milliarden Menschen sind Juden mit weitaus weniger als 1 Prozent (genauer gesagt 0,19 Prozent) in der Weltgemeinschaft vertreten.123

FRAGE 10: IST DER BAGEL EINE JÜDISCHE ERFINDUNG?

Ja, der Kringel kommt ursprünglich von Juden aus Osteuropa.

Es existieren zwar verschiedene Theorien über die Herkunft dieses Gebäcks. Sicher ist jedoch, dass der Bagel seinen Ursprung in Europa hat. Genauer gesagt soll er aus Krakau stammen und wurde dort im Mittelalter erfunden – wahrscheinlich im jüdischen Viertel Kazimierz. Dennoch wird das runde Gebäck aus Hefeteig mit einem Loch in der Mitte heutzutage hauptsächlich den USA zugeschrieben.

Der Bagel hat eine sehr besondere Zubereitungsart. Er wird vor dem Backen einmal kurz in kochendes Wasser gelegt und quasi „abgekocht“. Dieser Schritt sorgt für die beliebte knackige Kruste und, so besagt eine Legende, machte es möglich, dass das Gebäck auch nach dem jüdischen Speisegesetz verzehrt werden durfte. Dieses sah das Händewaschen vor dem Brotgenuss vor, was jedoch gerade auf langen Reisen oft ein Problem darstellte. Durch das vorherige „abkochen“ verlor der Bagel seinen Zustand als Brot und konnte ohne vorheriges Händewaschen konsumiert werden.

Erst im 20. Jahrhundert brachten jüdische Einwanderer den Bagel in die USA und nach Kanada, wo er sich schnell zu einem beliebten Snack entwickelte, der heutzutage überall auf der Welt bekannt ist.4

FRAGE 337: WAS IST CHUZPE UND WO BEKOMMT MAN DAS?

Chuzpe beschreibt eine Mischung aus Dreistigkeit, Unverfrorenheit und Selbstbewusstsein. Man kann Chuzpe nicht kaufen, sich aber sicherlich zu einem gewissen Grad antrainieren.

Wer Chuzpe hat, zeichnet sich oft durch die Fähigkeit aus, sich auch in herausfordernden Situationen durchzusetzen, ohne sich dabei von gesellschaftlichen Normen oder Erwartungen beeinflussen zu lassen. Im Positiven kann Chuzpe als selbstbewusstes Auftreten betrachtet werden oder auch als Fähigkeit, unkonventionelle Lösungen zu finden. So wird die israelische Innovationskraft oft auch auf die Chuzpe der Gründerinnen und Gründer zurückgeführt. Im Negativen kann sie als unangemessenes Verhalten oder als Mangel an Respekt empfunden werden.