Die Frauen von Primrose Creek - Wildes Lied der Liebe - Linda Lael Miller - E-Book

Die Frauen von Primrose Creek - Wildes Lied der Liebe E-Book

Linda Lael Miller

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Starke Frauen, harte Zeiten und ein Neuanfang mit Hindernissen.

Nevada, 1867: Als Bridget McQuarry nach Primrose Creek kommt, hat sie nichts mehr zu verlieren: Ihr Ehemann Mitch ist im Bürgerkrieg gefallen, und die Familienfarm ist bankrott. Mit ihrem kleinen Sohn und ihrer Schwester geht Bridget in den Westen, um ein vollkommen neues Leben zu beginnen. Doch als Mitchs bester Freund wieder in ihr Leben tritt, entfacht er eine verbotene Leidenschaft, von der sie dachte, sie sei für immer begraben ...

Christy McQuarry entspricht allem, was von einer feinen englischen Dame erwartet wird. Als sie und ihre jüngere Schwester Megan sich in Primrose Creek niederlassen, zieht sie sofort alle Blicke auf sich. Auch Stadtmarshal Zachary Shaw kann sich ihrem Charme nicht entziehen. Christy fühlt sich ebenfalls zunehmend zu Zachary hingezogen. Da sie nach dem Tod ihrer Mutter jedoch mittellos ist, kann sie sich die Ablenkung durch eine solch unberechenbare Leidenschaft nicht leisten. Sie hat ihre Hand bereits dem örtlichen Holzbaron versprochen und versucht hartnäckig, den Gesetzeshüter zu ignorieren, der ihr Herz bei jedem Blick wild pochen lässt. Doch Zachary Shaw ist genauso entschlossen, die schöne Dame vollkommen für sich zu gewinnen ...

In der leidenschaftlich-romantischen Reihe um die temperamentvollen McQuarry-Frauen fängt die Bestsellerautorin Linda Lael Miller meisterhaft die Härten und Gefahren eines Landes ein, das von den Winden des Krieges gezeichnet ist - und den Wagemut und die Entschlossenheit, die Hoffnungen und Träume von vier unvergesslichen Frauen.

Band 1: Die Frauen von Primrose Creek - Wildes Lied der Liebe
Band 2: Die Frauen von Primrose Creek - Zeit der Liebe, Zeit des Glücks

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 366

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Teil I: BRIDGET

Widmung

1

2

3

4

5

6

7

Epilog

Teil II: CHRISTY

Widmung

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

Liebe Leserin, lieber Leser,

herzlichen Dank, dass du dich für ein Buch von beHEARTBEAT entschieden hast. Die Bücher in unserem Programm haben wir mit viel Liebe ausgewählt und mit Leidenschaft lektoriert. Denn wir möchten, dass du bei jedem beHEARTBEAT-Buch dieses unbeschreibliche Herzklopfen verspürst.

Wir freuen uns, wenn du Teil der beHEARTBEAT-Community werden möchtest und deine Liebe fürs Lesen mit uns und anderen Leserinnen und Lesern teilst. Du findest uns unter be-‍heartbeat.de oder auf Instagram und Facebook.

Du möchtest nie wieder neue Bücher aus unserem Programm, Gewinnspiele und Preis-Aktionen verpassen? Dann melde dich für unseren kostenlosen Newsletter an:be-heartbeat.de/newsletter

Viel Freude beim Lesen und Verlieben!

Dein beHEARTBEAT-Team

Melde dich hier für unseren Newsletter an:

Über dieses Buch

Nevada, 1867: Als Bridget McQuarry nach Primrose Creek kommt, hat sie nichts mehr zu verlieren: Ihr Ehemann Mitch ist im Bürgerkrieg gefallen, und die Familienfarm ist bankrott. Mit ihrem kleinen Sohn und ihrer Schwester geht Bridget in den Westen, um ein vollkommen neues Leben zu beginnen. Doch als Mitchs bester Freund wieder in ihr Leben tritt, entfacht er eine verbotene Leidenschaft, von der sie dachte, sie sei für immer begraben ...

Christy McQuarry entspricht allem, was von einer feinen englischen Dame erwartet wird. Als sie und ihre jüngere Schwester Megan sich in Primrose Creek niederlassen, zieht sie sofort alle Blicke auf sich. Auch Stadtmarshal Zachary Shaw kann sich ihrem Charme nicht entziehen. Christy fühlt sich ebenfalls zunehmend zu Zachary hingezogen. Da sie nach dem Tod ihrer Mutter jedoch mittellos ist, kann sie sich die Ablenkung durch eine solch unberechenbare Leidenschaft nicht leisten. Sie hat ihre Hand bereits dem örtlichen Holzbaron versprochen und versucht hartnäckig, den Gesetzeshüter zu ignorieren, der ihr Herz bei jedem Blick wild pochen lässt. Doch Zachary Shaw ist genauso entschlossen, die schöne Dame vollkommen für sich zu gewinnen ...

Linda Lael Miller

Die Frauen von Primrose Creek -Wildes Lied der Liebe

Aus dem amerikanischen Englisch von Katja Thomsen

Teil I:BRIDGET

Für Anita Carter,

der süßesten Stimme in jedem Chor,

in Liebe

1

Primrose Creek, NevadaHochsommer 1867

Als sie Trace wiedersah, ging er zu Fuß und trug einen Sattel über der Schulter. Den Hut hatte er in den Nacken geschoben, und das Sonnenlicht schimmerte in seinem blonden Haar. Seine blaugrünen Augen funkelten, während auf seinen Lippen das ironische Lächeln lag, das sie nur allzu gut kannte. Oh ja, selbst von der anderen Seite des Primrose Creek her konnte Bridget deutlich erkennen, wer dieser Mann war – einer, der nichts als Ärger bedeutete.

Am liebsten wäre Bridget auf der Stelle in die Hütte gelaufen und hätte die Flinte ihres Großvaters geholt, um Trace zum Teufel zu jagen. Sie hätte es wohl getan, wenn ihr nicht bewusst gewesen wäre, dass sich der Kerl außer Schussweite befand. Offenbar hatte der Halunke ihre Gedanken erraten, denn auf seinem Gesicht erschien für wenige Augenblicke ein breites Grinsen, bevor er sich dann wieder alle Mühe gab, ernst auszusehen. Er wusste genau, dass er sich in Sicherheit wiegen durfte, solange er nur genügend Abstand hielt.

Bridget verschränkte die Arme. »Es wäre am gesündesten für dich, Trace Qualtrough, wenn du auf dem Absatz kehrtmachen und wieder dahin verschwinden würdest, wo du hergekommen bist«, rief sie zu ihm hinüber.

Ohne Erfolg. Ja, das war der alte Trace, teuflisch gut aussehend und mit einer beneidenswert dicken Haut gesegnet. Er tippte nur grüßend an die Krempe seines schäbig aussehenden Hutes und legte dann den Sattel am Flussufer ab, als wäre er leicht wie eine Feder. Die junge Witwe Bridget wusste es besser, war sie doch drei Monate lang von St. Louis aus gen Westen gezogen – ohne die Hilfe eines Mannes, der ihr die grobe Arbeit abgenommen hätte.

»Aber Bridget«, rief Trace, »ist das etwa die Art, einen alten Freund zu begrüßen?«

Tief im Innersten dieses so überaus attraktiven Mannes steckte sicher noch immer der Junge, den sie einst gekannt und geliebt hatte. Der Freund, der sie schwimmen gelehrt und der ihr beigebracht hatte, auf Bäume zu klettern und wie ein Indianer zu reiten. Der junge Mann, mit dem sie gelacht und den sie mit einer Inbrunst geliebt hatte, die sie auch jetzt, mehr als zehn Jahre später, nachts manchmal keinen Schlaf finden ließ.

Bridget blieb standhaft und abweisend, obgleich sich ein Teil von ihr danach sehnte, durch den Fluss zu waten und sich ihm an den Hals zu werfen. Sie würde niemals nachgeben. Denn dies war nicht der Trace, mit dem sie so schöne Erinnerungen verband. Der Mann, den sie hier vor sich sah, hatte den Tod ihres Ehemannes auf dem Gewissen, so sicher, als hätte er Mitch eigenhändig erschossen. »Mach, dass du von hier verschwindest! Auf der Stelle!«

Er besaß die bodenlose Frechheit zu lachen, während er sich bückte und sich den Sattel wieder über die Schulter legte. Bridget fragte sich, was wohl mit seinem Pferd geschehen sein mochte, rief sich jedoch gleich zur Ordnung. Es kümmerte sie nicht. Ihretwegen hätte er den ganzen Weg zurück nach Virginia zu Fuß laufen können. Solange er nur wieder verschwand.

»Ich bleibe«, erklärte Trace. Ohne auch nur seine Stiefel auszuziehen, begann er, durch das knietiefe Wasser zu waten, auf dem das Sonnenlicht glitzerte. »Selbstverständlich würde ich es lieber sehen, wenn ich hier willkommen wäre. Doch auch deine Ablehnung wird mich nicht umstimmen.«

Bridgets Herz klopfte zum Zerspringen. Nichts als blanke Wut, sagte sie sich im Stillen, während sie aufgebracht am Flussufer auf und ab lief. »Kaum zu fassen! Du bist noch immer so unmöglich wie früher!«, rief sie anklagend.

Lachend nickte er. »Ja, Ma'am.« Aus der Nähe bemerkte Bridget, dass Trace gealtert war, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte – damals, als er und Mitch die Uniform der Nordstaaten angezogen hatten und in den Krieg gezogen waren. Seine blaugrünen Augen waren inzwischen von Lachfalten umgeben, und seine Züge wirkten markanter und härter als früher. Doch die Wirkung, die er auf Bridget ausübte, war unverändert geblieben. Sie fühlte sich seltsam schwach in seiner Nähe, auf eine nicht unangenehme Weise. Eben dies trieb sie zur Weißglut.

Mitch, dachte sie und schwankte kaum merklich. Er war ihr Ehemann und Geliebter gewesen und der Vater ihres drei Jahre alten Sohnes Noah. Überdies hatte sie nie einen besseren Freund besessen. Ebenso wenig wie Trace. Mitch war seinem Freund in die Schlacht gefolgt, leichten Herzens und mit der Gewissheit, an seiner Seite Ruhm und Ehre zu erlangen. Und diese jungenhafte Heldenverehrung hatte Mitch das Leben gekostet.

»Ich habe dir nichts zu sagen«, erklärte Bridget schroff.

Trace nahm den Hut ab und schlug damit leicht gegen seinen Oberschenkel. Ob diese Geste nun Ärger oder Enttäuschung ausdrücken sollte, vermochte Bridget nicht zu entscheiden. »Nun«, antwortete Trace, »dafür habe ich dir umso mehr zu sagen.« Seine Stimme klang ruhig und beherrscht. Sollte es darauf ankommen, würde er alles daransetzen, Bridget an Halsstarrigkeit zu übertrumpfen. »Und du wirst mich anhören, Bridget McQuarry!«

Er blickte über ihre Schulter hinweg zur Hütte hinüber. Die Steinmauern standen noch, doch das Dach war eingebrochen, schon lange bevor Bridget, ihre jüngere Schwester Skye und der kleine Noah in Primrose Creek eingetroffen waren. Zuvor hatten sie in Fort Grant überwintert, einer Kavalleriegarnison am Fuße der Sierra. Gleich nach ihrer Ankunft vor zwei Monaten hatte Bridget das Verdeck des Planwagens abgenommen und an den Stützbalken der Hütte befestigt, doch dieses Behelfsdach taugte nicht viel. Der Regen hatte die Plane gefährlich tief heruntersinken lassen, und oft tropfte es durch schadhafte Stellen auf die Betten, den Tisch oder den Herd.

Trace stieß einen leisen Pfiff aus. »Es scheint, als wäre ich gerade rechtzeitig zurückgekommen.«

In diesem Augenblick kam Skye um die Ecke der Hütte gelaufen. Sie trug einen alten Weidenkorb und strahlte vor Freude übers ganze Gesicht. Die sechzehnjährige Schwester war neben Noah alles, was Bridget von ihrer Familie geblieben war, ihre beiden hochnäsigen Cousinen nicht mitgerechnet, die es vorgezogen hatten, die Kriegsjahre in England zu verbringen. Zweifellos hatten Megan und Christy den Fünf-Uhr-Tee genommen, seidene Abendroben anprobiert und Tennis gespielt, während sie, Bridget, Seite an Seite mit ihrem Großvater vergeblich um den Erhalt der Farm gekämpft hatte und von den Yankees und den Rebellen gleichermaßen bedroht worden war.

Wenigstens sind wir die beiden los, dachte Bridget bitter. Bei ihrer letzten Begegnung mit Christy hatten sie sich wie zwei kämpfende Katzen im Staub gewälzt. Solange sie denken konnten, waren Bridget und Christy einander spinnefeind gewesen und hatten immer um irgendetwas gestritten.

»Trace!«, jubelte Skye, und ihre dunklen Augen glänzten.

Er lachte, nahm sie in die Arme und drehte sich einmal mit ihr um die eigene Achse. »Schön, dich zu sehen, Äffchen«, sagte er sanft und küsste sie auf die Stirn.

Bridget stand schweigend daneben, beobachtete die beiden und fühlte sich ein wenig betrogen. Sie und Skye standen einander so nahe, wie es Schwestern überhaupt möglich war, sahen einander jedoch überhaupt nicht ähnlich. Die beinahe einundzwanzigjährige Bridget war klein und zierlich, mit blondem Haar und einem hellen Teint. Ihre Augen leuchteten in einem dunklen Veilchenblau, einer Farbe, die Mitch immer als »irisches Blau« bezeichnet hatte. Sie glich einer zerbrechlichen Porzellanpuppe, obwohl dieser Eindruck nicht trügerischer hätte sein können. Bridget war flink und zäh wie eine Raubkatze und auch genauso wenig zimperlich.

Skye dagegen war groß und so schlaksig wie ein junges Füllen. Ihr Haar leuchtete kastanienfarben, ihre weit auseinanderstehenden Augen waren von einem lebhaften Braun und ihre Lippen sinnlich und voll. Die verträumte und ein wenig ungelenke Skye half Bridget eifrig, wo sie nur konnte, diese jedoch erledigte die meiste Arbeit selbst. Das war einfacher, als Skye alles ausführlich zu erklären und zu zeigen, nur um dann die Arbeit ein zweites Mal zu tun, wenn das Mädchen nicht hinsah.

»Du bleibst doch bei uns, nicht wahr?«, fragte Skye aufgeregt. »Bitte, Trace, sag, dass du bei uns bleibst!«

Er warf nicht einmal einen flüchtigen Blick auf Bridget – sie hätte es ihm auch nicht raten wollen –, sondern antwortete: »Ich gehe ganz gewiss nicht mehr fort.«

Hinter der Hütte hatte Bridget einen Pferch aus alten Fässern und dicken Ästen gebaut, in dem ihr neues Pferd graste. Sie setzte große Hoffnungen auf den stattlichen schwarz-weißen Hengst, der den Namen »Windfall« trug. Erst vor knapp einer Woche hatte sie ihn gegen das Ochsengespann eingetauscht, als ihr einige Paiute-Indianer einen Angst einflößenden Besuch abgestattet hatten. Mit dem Besitz von Windfall war ihr ein Handel gelungen, auf den ihr Großvater mit Recht stolz gewesen wäre.

Die anderen Farmer würden viel Geld dafür bezahlen, ihre Stuten von einem so schönen, kräftigen Hengst decken zu lassen.

Im Schatten einer Eiche in der Nähe graste Bridgets kleine Stute Sis, die gerade freundschaftlich auf das Wiehern des Hengstes antwortete.

Ein Muskel zuckte in Traces Wange. Selbst nach all den Jahren und den Schwierigkeiten, die sie miteinander erlebt hatten, vermochte Bridget in seinem Gesicht noch zu lesen wie in einem offenen Buch. Er hatte sich schon immer zu Pferden hingezogen gefühlt und stand in dem Ruf, selbst die schwierigsten Tiere bändigen und sogar ihr Vertrauen und ihre Zuneigung erringen zu können. Umso mehr wunderte sich Bridget darüber, dass Trace zu Fuß hierher gekommen war.

»Wo ist der Junge?«, fragte er. »Ich würde ihn gern sehen.« Bridget seufzte. Vielleicht würde Trace wieder seiner Wege ziehen, wenn er Noah gegenübergestanden hatte. Wenn es auf der Welt noch Gerechtigkeit gab, dann sollte die große Ähnlichkeit zwischen Noah und seinem Vater ausreichen, um selbst Trace Qualtrough zu beschämen. »Er hält drinnen seinen Mittagsschlaf«, erklärte sie schroff und deutete auf die Hütte.

»Was ist denn mit deinem Pferd geschehen?«, erkundigte sich Skye neugierig. Das Mädchen verfügte über eine Vielzahl guter Eigenschaften, doch Diplomatie und Taktgefühl gehörten nun einmal nicht dazu.

»Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Trace, während er bereits auf die offene Tür der Hütte zuging. Skye eilte neben ihm her. »Außerdem hat sie ein unerfreuliches Ende.« An der Türschwelle blieb Trace stehen und zog sich die schmutzigen Stiefel aus.

»Erzähl sie mir«, verlangte Skye. Ihre Begeisterung hatte für Bridget einen bittersüßen Beiklang. Ihre Schwester war seit dem Tod des Großvaters oft schwermütig gewesen und hatte sich ganz in sich selbst zurückgezogen. Nachdem sie Großvater zu Grabe getragen hatten, waren sie nach Westen aufgebrochen, um ihr Erbe anzutreten: zweitausendfünfhundert Morgen Land zu beiden Seiten des Primrose Creek mitten in den Bergen Nevadas. Zu viel Kummer ... Sie hatten beide zu viel Kummer und Schmerz erlitten.

Trace trat so selbstverständlich über die hohe Türschwelle in die kleine Hütte, als wäre es sein gutes Recht. Die Hütte war kaum groß genug für Noah und die beiden Frauen. Allein deshalb würde Trace weiterziehen müssen, selbst wenn er Bridget willkommen gewesen wäre. Und das war nicht der Fall. »Es ist mir davongelaufen. Nichtsnutziges Tier.«

Bridget folgte den beiden ins Haus. Sie glaubte ihm kein Wort, schwieg aber, da sie keinen Streit heraufbeschwören wollte. Trace war zu klug, um sich mit einem dummen Pferd abzugeben. Was die Frauen in seinem Leben anging, war sich Bridget allerdings nicht so sicher. Vermutlich hatte er sein Pferd beim Kartenspiel oder einer Wette verloren. Sein Leben lang war Trace leichtsinnig gewesen und würde es wohl auch bleiben.

Noah war ein scheuer, aber starrköpfiger Junge, wie Mitch es gewesen war. Mit dem welligen dunklen Haar und den haselnussbraunen Augen glich er auch äußerlich seinem Vater. Immer wenn Bridget ihn betrachtete, gab es ihr einen Stich. Der Kleine setzte sich im Bett auf, rieb sich die Augen und blinzelte im Zwielicht der Hütte zu Trace empor.

»Papa«, sagte er, »das ist mein Papa.«

Es herrschte betretenes Schweigen. Bridget schluckte schwer und blickte zur Seite. Liebend gern hätte sie ihren Sohn berichtigt, konnte aber kein Wort über die Lippen bringen.

Trace ging zum Bett und streckte die Hände nach dem Jungen aus, der sich bereitwillig von ihm umarmen ließ. Der kleine Verräter.

»Guten Tag, Noah«, erwiderte Trace mit rauer Stimme.

»Er nennt jedes männliche Wesen ›Papa‹«, erklärte Bridget und wandte sich beschämt zum Herd um. Übertrieben geschäftig hantierte sie mit Töpfen und Pfannen, denn Trace sollte keinesfalls ihren Gesichtsausdruck bemerken.

Leise lachend stülpte Trace dem kleinen Noah seinen Hut auf, der diesem bis zu den Schultern reichte. Der Junge kicherte. »Tut er das tatsächlich?«

»Die meisten Leute in der Stadt glauben, Bridget sei ein gefallenes Mädchen«, verkündete Skye. »Schließlich heißt sie noch immer McQuarry, obwohl sie doch mit Mitch verheiratet war. Ich habe ihr geraten, allen zu erklären, dass Mitch ein entfernter Verwandter war, aber sie ...«

»Skye!«, rief Bridget warnend, ohne sich jedoch umzudrehen. Es war noch viel zu früh, um das Abendessen vorzubereiten, und doch gab sie bereits Bärenfett in eine Pfanne, in dem sie Gemüse und Zwiebeln braten wollte, zusammen mit dem Maisbrei, der vom Frühstück übrig geblieben war.

Trace ging zu ihr hinüber. Noch immer trug er Noah auf dem Arm, dem es ein diebisches Vergnügen zu bereiten schien, von dem riesigen Hut gleichsam verschluckt zu werden. »Er gleicht Mitch aufs Haar«, bemerkte er leise.

Bridget wagte nicht einmal, zu ihm aufzublicken. »Und er wird ihm von Tag zu Tag ähnlicher«, antwortete sie, um einen heiteren Tonfall bemüht. »Allerdings ist Noah weit weniger gelassen als sein Vater. Er hat einen starken Willen und ein hitziges Temperament.«

»Zweifellos von dir geerbt.«

»Skye«, erklärte Bridget knapp, als hätte sie Trace nicht verstanden, »geh bitte hinaus und versuche, ein Huhn zu fangen. Und nimm Noah mit.«

Skye gehorchte wortlos, obwohl ihr der Hinweis auf der Zunge lag, dass diese beiden Aufgaben in direktem Widerspruch zueinander standen. Noah quengelte ein wenig, als wollte er sich nur ungern von Trace trennen – oder von dessen Hut.

Dann waren sie plötzlich allein in der kleinen, schummrigen Hütte. Bridget spürte, dass Trace sie unverwandt ansah, doch es kostete sie einige Überwindung, seinem Blick zu begegnen. Sein Anblick hatte eine seltsame Wirkung auf sie. Sie hatte jedes Mal das Gefühl, sich hinsetzen und frische Luft zufächeln zu müssen – wie eine kleine dumme Gans auf ihrem ersten Ball.

»Warum bist du hergekommen?«, fragte Bridget.

Seine Züge wirkten ernst und ausdruckslos zugleich. »Ich habe es Mitch versprochen«, antwortete er. »Zwei Tage bevor er ertrank, erhielt er deinen Brief und erfuhr von Noahs Geburt. Mitch war überglücklich, doch es bereitete ihm große Sorgen, so weit von euch entfernt zu sein.« Trace zögerte und rieb sich den Nacken. »Schließlich ließ er mich schwören, dass ich mich um euch kümmern würde, falls er nicht mehr nach Hause käme.«

Bridget kannte die genauen Umstände von Mitchs Unfall. Trace hatte sie ihr in einem Brief so deutlich geschildert, dass es ihr manchmal schien, als hätte sie die Tragödie mit eigenen Augen gesehen. Dennoch stiegen ihr bei der Erwähnung seines Todes die Tränen in die Augen. »Zur Hölle mit dir«, flüsterte sie. »Hast du denn nicht schon genug Unheil angerichtet?«

Er nahm ihr den Kochlöffel aus der Hand, packte sie bei den Schultern und drehte sie sanft zu sich herum. »Was meinst du damit?«, fragte er rau.

»Das weißt du ganz genau«, zischte Bridget hasserfüllt. »Wenn du nicht gewesen wärst, hätte sich Mitch niemals zur Armee gemeldet, und Noah und ich müssten nun nicht ohne ihn weiterleben. Wie kannst du es wagen, hier zu erscheinen wie ein strahlender Held, wo doch alles ...«

»Wo doch alles nur meine Schuld war?«, beendete Trace den Satz. Seine Stimme klang beherrscht, doch es schwang ein gefährlicher, messerscharfer Unterton in ihr mit.

Es wäre ohnehin sinnlos gewesen, die Tränen verbergen zu wollen, also versuchte Bridget es erst gar nicht. Seltsam, es erschien ihr ganz natürlich, in Traces Gegenwart zu weinen, obwohl sie all die Jahre seit Kriegsbeginn immer die Einsamkeit gesucht hatte, wenn sie ihre Gefühle nicht mehr hatte beherrschen können. »Ja!«, schluchzte sie. »Ja! Mitch war nicht wie du. Er war freundlich und arglos und glaubte, alle anderen Menschen müssten auch so sein: freundlich, ehrlich und gut. Er hätte alles getan, was du von ihm verlangtest. Verdammt, Trace, das muss dir doch bewusst gewesen sein!«

Trace fuhr sich mit der Hand durch das von der Sonne gebleichte Haar. Er brauchte saubere Kleidung, ein Bad und eine Rasur – und trotzdem spürte Bridget wieder diese unwiderstehliche Sehnsucht nach ihm, die ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb. Niemals hatte sie einer Menschenseele ihre Gefühle für Trace offenbart – sie gestand sie sich ja kaum selbst ein.

»Mitch hatte seinen eigenen Kopf«, erwiderte er rau, und in seinem Blick flackerte die Erinnerung an Hunderte gefallener Soldaten auf. Einer von ihnen war sein bester Freund gewesen. »Du stellst ihn ja geradezu als Einfaltspinsel hin. Ich habe ihn nicht dazu gezwungen, in den Krieg zu ziehen. Mitch wusste, dass es seine Pflicht und Schuldigkeit war, so wie wir alle.«

Ihre Blicke trafen sich, sie maßen einander wie zwei kampflustige Raubtiere. Die Spannung schien beinahe hörbar in der Luft zu knistern, und Bridget spürte ihren rasenden Herzschlag im ganzen Körper. Ich bin wütend, sagte sie sich, nichts weiter. Nichts weiter!

»Er verließ Frau und Kind«, bemerkte sie schließlich mit zittriger Stimme. »Seine Hilfe fehlte Großvater auf der Farm. Wir alle brauchten ihn.«

»Großer Gott, Bridget«, entgegnete Trace erschöpft, »jeder Soldat hat seine Familie zurücklassen müssen, Nord- und Südstaatler gleichermaßen. Glaubst du etwa, du hättest als Einzige Opfer gebracht?«

Opfer? Was wusste Trace schon davon – Trace mit seinem unbeschwerten Lächeln und dem Leben, das noch vor ihm lag? Bridget hätte ihn am liebsten geohrfeigt, widerstand der Versuchung aber, um ihre Würde zu bewahren. Wenn sie jetzt Gewalt anwendete, wäre sie ein schlechtes Vorbild für Skye und Noah. Sie schnaubte voller Abscheu. »Ich hätte wissen müssen, dass du deine Schuld nicht eingestehen würdest.«

Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem ihren entfernt war. »Ich übernehme die Verantwortung für Fehler, die ich begangen habe«, flüsterte er zornig. »Aber, verdammt noch mal, ich werde nicht zulassen, dass du mir die Schuld an diesem Krieg in die Schuhe schiebst!«

»Ich möchte wissen, wie du mich davon abhalten willst«, meinte Bridget. »Ferner wäre ich dir dankbar, wenn du in meinem Haus nicht fluchen würdest.«

Zornesröte stieg in Traces Wangen auf. »Du hast dich überhaupt nicht verändert, weißt du das eigentlich?« Doch so plötzlich, wie sie gekommen war, verschwand alle Wut aus seinen Zügen, und er lachte gutmütig. »Es ist wirklich beruhigend, dass sich manche Dinge – und manche Menschen – niemals ändern.«

Bridget war versucht, die Entscheidung, Trace keine Ohrfeige zu verpassen, noch einmal zu überdenken. »Du kannst nicht hierbleiben«, erklärte sie. »Das kommt nicht infrage.« Sie blickte sich in der kleinen Hütte um und betrachtete ihre spärlichen Besitztümer mit einiger Verzweiflung. Selbst das Bett hatten sie irgendwo am Wegesrand aufgelesen, wo eine andere Familie es offenbar zurückgelassen hatte. »Das Haus bietet kaum genug Platz für Skye, Noah und mich. Außerdem wird es Gerede geben.«

»Ich schlage unten am Fluss ein Zelt auf«, erwiderte Trace. »Und wenn die Leute in der Stadt ihre Meinung über meine Anwesenheit verbreiten wollen, dann schick sie einfach zu mir.« Er seufzte tief. »Wenn du gestattest, würde ich jetzt gern hinausgehen und mir deine Pferde ansehen.«

»Als würdest du dich auch nur im Mindesten um meine Erlaubnis scheren«, murmelte Bridget grimmig.

Trace grinste noch immer. Dieses entwaffnende Lächeln verschaffte ihm einen ungerechten Vorteil, denn es war so freundlich und warm wie die Sonnenstrahlen, die mittags auf dem klaren Wasser des Flusses glitzerten. »Ich habe dich vermisst«, sagte er und wandte sich um.

Als Bridget es endlich wagte, ihm nachzusehen, war er bereits verschwunden.

Wenn das nicht sein Pferd Sentinel war, das dort hinter Bridgets baufälliger Behausung graste. Als er Trace erblickte, warf der Hengst den Kopf zurück und trabte ans Gatter, um seinen Herrn mit einem Nasenstüber zu begrüßen.

Trace streichelte die Blesse auf der Stirn des Pferdes und sprach leise mit ihm. »Ich hatte schon befürchtet, dass sich unsere Wege nie wieder kreuzen würden, mein Junge«, gestand er. Die schmerzende Beule am Hinterkopf erinnerte Trace an den Morgen vor zehn Tagen, an dem ihn eine Bande von abtrünnigen Paiutes überfallen hatte. Bevor er überhaupt gewusst hatte, wie ihm geschah, hatte ihn einer der Indianer bereits bewusstlos geschlagen, vermutlich mit dem Kolben eines Armeegewehrs. Immerhin musste er noch dankbar sein, dass die Halunken ihn nicht auch noch um seine Stiefel, den Sattel und die Taschenuhr erleichtert hatten, während er am Boden lag. Von seinem Skalp ganz zu schweigen.

Sentinel schnaubte zärtlich, und Trace lachte leise. »Scheint, als hätte Miss Bridget sich alle Mühe gegeben, dich hier einzusperren«, bemerkte er und betrachtete die Äste und Fässer, aus denen das Gatter des Pferchs bestand. »Wir sollten ihr lieber nicht verraten, dass du dieses Hindernis mit einem Tritt hättest beseitigen können. Du hast auf mich gewartet, nicht wahr, mein Junge?«

Der Hengst wieherte leise, als wollte er die Frage seines Herrn bejahen.

Trace blickte zum Haus hinüber. Selbst aus dieser Entfernung konnte er noch hören, wie Bridget heftig mit Töpfen und Pfannen hantierte. Er drehte sich um und beobachtete lächelnd Skye und Noah, die ein gackerndes Huhn durch das hohe Gras scheuchten. Gut gemacht, Mitch, dachte er. Dein Noah ist ein feiner Bursche.

»Skye!«, rief Bridget. Sie stand vermutlich an der Tür, doch Trace konnte sie vom Pferch aus nicht sehen. »Lass den Unsinn, bevor der Vogel vom Laufen völlig abgemagert ist!«

Den Blick zum Himmel gewandt, versprach Trace im Stillen: Ich werde mein Bestes tun. Dann tätschelte er den kräftigen Hals seines Hengstes. »Wir zwei werden für eine Weile so tun, als wären wir einander fremd«, meinte er leise.

Der Schecke scharrte mit dem Huf und warf den Kopf zurück, doch Trace wusste, dass er sich an die Abmachung halten würde, soweit ein Pferd das eben konnte.

Gehorsam näherte sich Skye dem Huhn, fing es und hielt es schließlich im Arm. Auch aus der Entfernung vermochte Trace den traurigen Ausdruck in ihren Augen zu erkennen. Er ging zu ihr.

»Ich will es nicht töten«, gestand sie und biss sich auf die Unterlippe. Für Trace würde sie wohl immer ein kleines Mädchen bleiben, dennoch wusste er schon jetzt, dass sie eines Tages irgendeinem glücklichen Mann eine wunderbare Ehefrau sein würde.

»Ich werde es tun«, bot er an. »Bring jetzt den Jungen ins Haus, bevor er hier im Gras noch auf eine Klapperschlange stößt.«

Skye nickte und lächelte ihn erleichtert an. »Danke, Trace«, sagte sie leise, beugte sich hinunter und nahm Noah bei der Hand. Dann berührte sie schüchtern Traces Arm. »Ich bin froh, dass du bei uns bist. Bridget freut sich ebenso, wenn sie es auch nie zugeben würde. Du wirst nicht zulassen, dass sie davonläuft, nicht wahr?«

Trace blickte hinüber zur Hütte mit ihrem Mitleid erregenden Leinwanddach. Bridget war wieder hineingegangen, um noch ein wenig mit den Töpfen zu klappern. Diese Frau schien keinerlei Mitleid mit Eisenwaren zu haben. »Macht sie immer solchen Lärm, wenn sie kocht?«

Lachend schüttelte Skye den Kopf. »Nein, Sir. Diesen Radau veranstaltet sie nur zu deinen Ehren.« Mit diesen Worten ging sie durch das hohe Gras auf die Hütte zu, während der kleine Noah hinter ihr herstolperte.

An diesem Abend saßen sie zu viert auf Baumstämmen und Holzkisten unter dem Sternenhimmel und aßen gebratenes Huhn mit Gemüse und Maisfladen. Trace konnte sich nicht daran erinnern, je besser gegessen zu haben. Die letzte Hausmannskost hatte er genossen, bevor er zur Armee gegangen war, obwohl er schon von Kindesbeinen an daran gewöhnt war. Als Junge war er oft von den McQuarrys zum Essen eingeladen worden, denn schon damals hatte sich seine eigene Mutter nicht um ihn gekümmert. Tillie Qualtrough war ein loses Frauenzimmer gewesen und hatte bereits lange vor Kriegsbeginn ihren Lebensunterhalt damit verdient, Soldaten die eine oder andere Nacht im Feldlager zu versüßen.

Wenn man es recht bedachte, hatte es trotz allem keinen Sinn, Tillie wegen ihres Lebenswandels Vorwürfe zu machen. Sie war eine alleinstehende Mutter gewesen, die als Kapital nur ihre Schönheit einzusetzen hatte. Trotz der widrigen Lebensumstände war sie eine warmherzige Frau geblieben, die gern lachte und tat, was sie tun musste.

»Einen schönen Hengst hast du da«, bemerkte Trace, als ihm der Anstand gebot, mit dem Essen aufzuhören. Das Pferd schien ein unverfängliches Gesprächsthema zu sein, hatte es doch weder mit Mitch zu tun, noch mit der Tatsache, dass er, Trace, auf Primrose Creek zu bleiben gedachte. »Woher hast du ihn?«

Bridget lächelte, als sie an den Hengst dachte. Schon als kleines Mädchen hatte sie Tiere geliebt, wie andere Menschen die Künste, Musik oder den sonntäglichen Kirchgang liebten. »Ich habe ihn gegen mein Ochsengespann eingetauscht«, sagte sie mit hörbarem Stolz. »Ich will meine kleine Sis von ihm decken lassen und noch einige weitere Stuten. Und eines Tages habe ich dann meine eigene Pferdezucht.«

Trace führte den blau emaillierten Kaffeebecher zum Mund, nicht um zu trinken, sondern um sein Lächeln zu verbergen. Er hatte schon zu viel von dem Gebräu zu sich genommen und würde ohnehin die halbe Nacht wach liegen und sich von den Erinnerungen heimsuchen lassen. »Ich verstehe«, sagte er. »Vermutlich kommt schlichter Ackerbau für dich nicht infrage.«

Bridget vergaß ihren halb vollen Teller auf dem Schoß und richtete sich kerzengerade auf. »Farmarbeit«, wiederholte sie abfällig und zog ein Gesicht. »In dieser Gegend gibt es nur Holzfäller, Minenarbeiter und Rancher.«

»Immerhin haben wir einen sehr schönen Gemüsegarten«, warf Skye ein. Sie schien verhindern zu wollen, dass Trace und Bridget miteinander in Streit gerieten. »Kartoffeln, Kürbisse ...« Sie verstummte unsicher.

»Du wirst für lange Zeit kein Geld mit der Ranch verdienen«, erklärte Trace und blickte Bridget aufmerksam an. »Wovon willst du euch in diesem Winter ernähren?«

Er hatte den wunden Punkt getroffen, obwohl Bridget bemüht war, diese Tatsache mit ihrer üblichen forschen Art zu verschleiern. »Wir werden etwas von unserem Waldbestand verkaufen. Mr Jack Vigil baut am Stadtrand eine Sägemühle. Er wird Holz brauchen.«

Trace betrachtete die mächtigen Ponderosa-Kiefern und Fichten, die Haus und Hof umgaben und sich jetzt als blauschwarze Silhouetten gegen den Nachthimmel abzeichneten. »Mir scheint, dass Mr Vigil sich wohl mehr als genug Bauholz beschaffen kann.« Er hatte damit zwar nicht sagen wollen, dass kein Bedarf an McQuarry-Holz bestand, doch Bridget fasste es so auf und war so voll gerechter Empörung, dass Trace wieder seinen Kaffeebecher bemühen musste.

»Wir haben Mehl und Salz. Ferner besitzen wir ein Gewehr zum Jagen und dank eines Freundes genug Hühner, die uns mit Eiern und einem gelegentlichen Festbraten versorgen. Wir kommen schon zurecht, danke der Nachfrage.«

Trace unterdrückte einen Seufzer. Ihm war von Anfang an bewusst gewesen, dass es nicht leicht sein würde, sich mit Bridget auseinanderzusetzen. Doch er hatte einen langen Weg hinter sich, anfangs zu Pferde und in der letzten Woche dann zu Fuß. Erschöpft wie er war, fühlte er sich nicht in der Stimmung, mit der starrköpfigen kleinen Wildkatze Bridget McQuarry zu streiten.

Du hast es versprochen, mahnte ihn die Erinnerung an Mitch.

Ja, verdammt, und ich werde mein Wort halten.

»Ich werde Holz für das Dach brauchen«, sagte er mühsam beherrscht. »Hast du eine Säge? Oder wenigstens eine Axt?«

Bridget presste trotzig die Lippen zusammen, sah aber noch immer bildhübsch aus. Die Mutterschaft hatte ihr eine gewisse Sanftheit verliehen, die kein Mann übersehen konnte, so sehr er sich auch anstrengen mochte. »Wir können unser Dach selbst decken«, entgegnete sie. »Skye und ich schaffen das schon.«

Trace rollte die Augen gen Himmel, verlor aber nicht die Geduld. Skye sagte nichts, sondern nahm nur den quengelnden Noah bei der Hand und brachte ihn ins Bett. »Ja, und du hast bereits ausgezeichnete Arbeit geleistet«, bemerkte er trocken und deutete auf die Plane, die über die Dachbalken gezogen war. »Die Dachdeckerei scheint dir zu liegen.«

Selbst im Halbdunkel sah er, dass Bridget die Demütigung deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Statt zu antworten, stand sie jedoch nur schweigend auf und stellte das Essgeschirr zusammen.

»Warum gibst du denn nicht einfach zu, dass du Hilfe brauchst?«, fragte er kaum hörbar.

Sie richtete sich auf, und Trace glaubte beinahe, Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen. »Oh, das gebe ich gern zu, Mr. Qualtrough«, erwiderte sie. »Ich habe einen kleinen Sohn und eine Schwester zu kleiden und zu ernähren. Mir gehört dieses Haus, das Land, auf dem es steht, und zwei Pferde. Sonst besitze ich nichts auf der Welt. Sicher brauche ich Hilfe, nur ganz gewiss nicht von dir.«

»Hasst du mich denn so sehr?«

»Nein«, antwortete sie und schob das Kinn vor. »Du bist mir völlig gleichgültig.«

»Du brauchst ein Dach über dem Kopf, Bridget. Und meine Anwesenheit bedeutet Schutz für Skye und Noah, wenn du ihn schon nicht für dich selbst in Anspruch nehmen willst. Außerdem muss jemand den Hengst einreiten. Du kannst wirklich gut mit Pferden umgehen, aber für dieses Tier bist du nicht kräftig genug. Und das weißt du auch genau.«

Bridget schwieg.

Trace nutzte seinen Vorteil. »Mitch hat es so gewollt«, erklärte er ruhig. »Wie könnte ich seine Wünsche missachten? Kannst du es?«

Die Teller klapperten in Bridgets Händen, und die junge Frau blickte ihn nicht an. »Du reitest den Hengst ein, deckst das Dach und baust vielleicht eine Scheune?«

»All das und mehr«, versicherte er.

Sie biss sich auf die Lippe, wie sie es schon getan hatte, solange er denken konnte. Viele Jahre waren vergangen, seit Trace sie zum ersten Mal gesehen hatte, damals, als die Farm der McQuarrys an das Niemandsland gegrenzt hatte, auf dem er und seine Mutter in einer ehemalige Sklavenhütte gehaust hatten.

»Nein, nichts weiter. Wenn du diese Dinge für uns erledigst, kommen wir zurecht. Damit kannst du dein Gewissen beruhigen und dann weiterziehen, wie du es eigentlich schon jetzt tun solltest.«

Trace stand auf und stellte sich dicht vor sie. Mit einer Hand umfasste er ihr Kinn. »Wovor hast du solche Angst, Bridget? Du weißt doch, dass weder du noch Skye etwas von mir zu befürchten habt.«

Ihre Augen funkelten im Licht der Sterne. Zunächst glaubte Trace, sie wolle ihn kränken und tatsächlich behaupten, Angst vor ihm zu haben, doch nach einer Weile nickte sie. »Ich weiß. Es ist nur ... wenn ich dich ansehe, muss ich an Mitch denken und daran, dass er noch bei mir sein könnte.«

Trace gab sie frei und trat einen Schritt zurück. »Und was hätte er zu Hause getan?« fragte er mühsam beherrscht. »Kartoffeln und Mais gepflanzt und Kühe gemolken?«

»Es hat keinen Sinn, darüber zu reden«, erwiderte Bridget trotzig. Dann nahm sie Trace den Becher aus der Hand und ging ins Haus. Hätte Noah nicht bereits geschlafen, wäre sie sicher der Versuchung erlegen, die Tür hinter sich zuzuschlagen.

Kurze Zeit später beobachtete Trace, wie in der Hütte die Lampen gelöscht wurden, erst die eine, dann die andere. Plötzlich fühlte er sich unendlich einsam, gleichsam ausgeschlossen von aller Wärme und Behaglichkeit. Nicht zum ersten Mal empfand er so. Schon als Kind hatte er sich danach gesehnt, ein Mitglied der Familie McQuarry zu sein, und nicht der uneheliche Sohn eines Fremden, der längst das Weite gesucht hatte. Auch auf den Schlachtfeldern, weit entfernt von dem Land und den Menschen, die er liebte, war er nur von dem Wunsch beseelt gewesen, ins Shenandoah-Tal zurückzukehren. Und mit dem Tag, an dem Mitch im Fluss ertrunken war, weil man sein Pferd unter ihm erschossen hatte, war alles nur noch viel schlimmer geworden.

Lange saß Trace regungslos da und trauerte. Doch schließlich kehrte er der Hütte den Rücken zu und ging zu dem notdürftigen Zelt, das er in der Nähe errichtet hatte, im Schutz einiger mächtiger Eichen, die am Flussufer wuchsen. Aus seinen Satteltaschen förderte Trace ein Stück Seife und ein sauberes Hemd zu Tage und zog dann seine noch immer leicht feuchten Stiefel aus. Ein Stück weiter flussabwärts, außer Sichtweite des Hauses, entkleidete er sich und stieg zähneklappernd in das eisige Wasser des Primrose Creek. Er nahm ein kurzes Bad, trocknete sich dann mit seinem schmutzigen Hemd ab und zog die Hosen wieder an. Die ganze Zeit über ging ihm Bridget nicht aus dem Sinn.

Was würde sie wohl sagen, wenn er ihr erst eröffnete, dass er sie zu heiraten gedachte?

2

Bridget nahm die Nachricht alles andere als gefasst auf.

»Heiraten?«, fragte sie am nächsten Morgen so ungläubig, als hätte Trace von ihr verlangt, auf dem Scheunendach entlangzulaufen und dabei einen Milcheimer auf der Nase zu balancieren. Sie suchte das hohe Gras nach Eiern ab und legte die gefundenen vorsichtig in einen alten Weidenkorb. »Lieber lasse ich mich einem Berglöwen an die Hinterbeine binden und ihn die Stricke durchbeißen.«

Zornesröte stieg Trace ins Gesicht. Es gab sicher einige Frauen – vielleicht sogar viele, bedachte man die Zahl der gefallenen Soldaten auf beiden Seiten –, die ihn als gute Partie betrachten würden. Schließlich war er erst vierundzwanzig und weder ein Feigling noch ein Schürzenjäger, dafür aber ein Mann, der hart arbeitete. Auf dem Grund seiner Satteltaschen lagen ein paar Dollar in wertbeständigem Gold, und überdies machte er selbst alles andere als eine schlechte Figur. Trace warf einen bedauernden Blick hinüber zum Pferch. Vor einigen Tagen hatte er sogar noch ein gutes Pferd besessen.

Bridget lächelte, zweifellos belustigt von seiner Sprachlosigkeit. »Man sollte meinen, du hättest schon längst mit dem Dach begonnen«, bemerkte sie, legte schützend die Hand an die Stirn und blickte in den Himmel, als betrachtete sie abschätzend die Morgensonne. »Wir vergeuden wertvolles Tageslicht, und das Frühstück ist in einer halben Stunde fertig.«

Trace schluckte schwer und fand seine Stimme wieder. »Ich habe bereits den Ring«, sagte er und zog zum Beweis einen schmalen goldenen Ehering aus der Hosentasche. Das Schmuckstück glänzte im Sonnenlicht, als er es zwischen Daumen und Zeigefinger nahm und Bridget hinhielt.

Sie hob ein Ei auf, betrachtete es prüfend, zog ein Gesicht und warf das Ei mit Schwung weg. Es zerplatzte am Stamm einer Birke in der Nähe. »An Selbstvertrauen hat es dir nie gefehlt«, bemerkte Bridget leichthin, ohne Trace dabei anzusehen. Ihr Gesichtsausdruck machte deutlich, dass sie längst jegliches Interesse an seinen Worten verloren hatte. »Nimm diesen Ring, Trace Qualtrough und ...« In diesem Augenblick rannte Noah aus der Hütte, erst zur Hälfte angezogen – und überdies noch zur oberen Hälfte. Skye hatte die Verfolgung des Ausreißers bereits aufgenommen. Deshalb wandte sich Bridget nun wieder Trace zu. »... gib ihn einer anderen«, beendete sie ihren Satz.

»Ich habe nicht die Absicht, eine andere zu heiraten«, erwiderte Trace leise, damit Skye und Noah nichts von dieser Unterhaltung hören konnten. »Du wirst meine Frau, verdammt noch mal, mehr gibt es nicht zu sagen.«

Bridget biss die Zähne zusammen und lächelte mit gespielter Freundlichkeit, während Skye den Jungen einfing und zurück ins Haus schaffte. »Es mag sein, Mr. Qualtrough«, meinte sie dann, »dass Frauen in diesem Land nur über wenige Rechte verfügen. Doch bislang habe ich noch nie davon gehört, dass man sie zu einer Ehe zwingen kann, die sie nicht eingehen wollen.«

Er beugte sich zu ihr hinunter und atmete den frischen Duft ihrer Haut ein. So wütend sie ihn im Augenblick auch machte, so konnte er sich doch nur mit Mühe davon zurückhalten, sie in die Arme zu nehmen und leidenschaftlich zu küssen. Tatsächlich hatte sie diesen Wunsch in ihm geweckt, seit sie dreizehn Jahre alt war und damit begonnen hatte, sich das Haar aufzustecken. Bisher war er der Versuchung erst ein Mal erlegen. »Du bist sehr wählerisch für eine Frau, die allein in einem Indianergebiet lebt.« Seine Bemerkung erfüllte ihren Zweck, denn Bridgets blaue Augen weiteten sich vor Schreck. Dennoch war Trace nicht stolz auf seinen Triumph.

»Wenn du unbedingt heiraten willst, dann geh doch in die Stadt und such dir eine Frau aus.« Bridget hatte sich schon immer schnell von einem Schrecken erholt. »Mal sehen, da wäre Berta, die Schwester des Ladenbesitzers. Sie ist ein ausgesprochen schweres Kaliber, hat einen Bart und spricht nur Deutsch, aber ich vermute, dass sie wenigstens kochen kann. Oder vielleicht gefällt dir Shandy Wheaton besser. Das arme Geschöpf ist übersät mit Pockennarben, und es fehlen ihr einige Zähne, aber dein gutes Aussehen wird schon für euch beide reichen.«

Zwar stand Trace schon förmlich auf Bridgets Zehen, musste aber dennoch den Drang unterdrücken, noch einen Schritt näher zu treten. »Hör mir gut zu. Mitch war der beste Freund, den ich je hatte. Keinen Augenblick hätte ich gezögert, an seiner Stelle zu sterben. Er bat mich, auf dich und Noah aufzupassen, und hier draußen bedeutet das, dich so schnell wie möglich zu heiraten, ganz gleich, was du davon hältst. Also fang besser an, dich an den Gedanken zu gewöhnen, Bridget. Du wirst diesen Ring tragen, noch bevor es in Nevada Herbst wird.«

Sie blickte ihn so wütend an, dass er schon damit rechnete, sie würde ihm eine Ohrfeige versetzen. Beinahe wünschte er es sich, denn ein Schlag hätte zumindest die schier unerträgliche Spannung gelöst. Doch stattdessen machte Bridget auf dem Absatz kehrt und lief ins Haus.

Trace fluchte leise, trat nach einem Klumpen Erde und ging dann zum Flussufer, um sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Der Ehering in seiner Tasche schien sich glühend heiß durch den Stoff seiner Hose zu fressen, als wäre er ein winziges Brandeisen. Jeder andere vernünftige Mann hätte sein Pferd zurückgefordert, Bridget etwas Geld zurückgelassen und sich aus dem Staub gemacht. Doch Trace war nicht wie jeder andere Mann – und wenn es um Bridget ging, durfte er auch nicht als besonders vernünftig gelten.

Während er noch immer am Ufer hockte, mit nassem Gesicht und tropfendem Haar, wandte er sich um und blinzelte im gleißenden Sonnenlicht zur Hütte hinüber. Ich habe noch nie in meinem Leben eine Sache aufgegeben, erklärte er Bridget stumm, und ich werde jetzt bestimmt nicht damit anfangen.

Skye saß auf einer umgedrehten Holzkiste am Tisch, der einmal eine Drahtseilspule gewesen war. Sie hatte das Kinn in die Hände gestützt und blickte verträumt vor sich hin. »Ich würde Trace heiraten, wenn er mich gefragt hätte«, sagte sie. Von Bridget hatte sie nichts über diesen lächerlichen Antrag erfahren, also musste sie gelauscht haben. Dieses Kind steckte seine Nase immer in anderer Leute Angelegenheiten!

»Unfug. Du bist erst sechzehn, viel zu jung, um schon eine Braut zu sein.«

»Du hast Mitch mit siebzehn geheiratet.«

»Ich war ...« Bridget versagte die Stimme. Ich war jung, dachte sie. Nichts als Träume und Flausen hatte ich im Kopf. Sie seufzte. Ich wollte Mitch davon abhalten, in den Krieg zu ziehen.

Doch bevor sich Skye für das Thema erwärmen konnte, klopfte Trace an die Tür und trat ein, ohne auf Antwort zu warten. Das sah ihm ähnlich.

»Guten Morgen, Äffchen«, sagte er und strich Skye übers Haar. Noah stand wenige Schritte entfernt und betrachtete Trace schüchtern, doch mit einem so hoffnungsvollen Gesichtsausdruck, dass es Bridget einen Stich versetzte. »Hallo, Cowboy«, begrüßte Trace ihn.

Noah strahlte. »Hallo«, antwortete er so tief und ernsthaft wie nur möglich. »Hast du ein Pferd? Man kann ohne Pferd kein Cowboy sein.«

Aus den Augenwinkeln beobachtete Bridget, dass Trace ihr einen flüchtigen Blick zuwarf. »Nein, Sir«, antwortete er und hockte sich vor dem Kleinen hin, »schätze, das kann man nicht. Genau genommen braucht man auch Kühe dazu, meinst du nicht?«

Noah runzelte die Stirn. »Wir haben Pferde, zwei sogar. Aber Mama holt unsere Milch immer in der Stadt, also haben wir keine Kühe nicht.«

»Wir haben keine Kühe«, berichtigte Bridget ihn unwillkürlich. Mochte Noah auch dazu bestimmt sein, in der Wildnis aufzuwachsen und nur über wenige Spielkameraden oder Ausbildungsmöglichkeiten zu verfügen – trotzdem würde er nicht als einfältiges Landkind aufwachsen. Sie selbst hatte auf der Farm der wohlhabenden McQuarrys Hauslehrer gehabt, ebenso wie Skye und ihre beiden Cousinen Megan und Christy. Sogar die Schulbücher hatte sie aufgehoben und mitgebracht, um Noah Lesen und Schreiben beibringen zu können, wenn es an der Zeit war.

»Das habe ich doch gesagt, Mama«, erwiderte Noah geduldig, »wir haben keine einzige Kuh nicht.«

Trace lachte und zauste dem Jungen das Haar. Skye lächelte mit glänzenden Augen, doch Bridget drehte ihnen nur den Rücken zu und begann, das Frühstück zuzubereiten.

Trace fuhr sich mit dem Arm über die Stirn und betrachtete dann bedauernd den feuchten, schmutzigen Ärmel. Damit durfte das Ende seines Ersatzhemdes endgültig gekommen sein. Er war gerade im Begriff, eine mächtige Zeder zu fällen, mit deren Holz er das Dach decken wollte, und wollte danach den Stamm zurechtsägen. Doch spätestens dann würde er in die Stadt gehen und sich einige neue Hemden kaufen müssen. Sonst wäre er womöglich gezwungen, sich auszuziehen, seine Kleidung zu waschen und umherzulaufen, wie Gott ihn geschaffen hatte, bis die Sachen getrocknet waren. Trace lächelte bei diesem Gedanken – ein lohnender Einfall, denn Bridget würde sich sehr darüber aufregen.

Schließlich war der Zedernstamm beinahe durchgesägt. Trace versicherte sich, dass niemand in der Nähe stand, gab dem Baum einen kräftigen Stoß und beobachtete, wie er langsam zu Boden sank. Der frische Holzduft erfüllte die Luft, und die Äste wogten wie die Röcke einer Tänzerin. Kurz gedachte Trace des gefällten Baumes, legte die Axt beiseite und machte sich dann daran, die Äste abzusägen. Dazu bediente er sich einer Säge, deren Griff die Initialen Gideon McQuarrys trug.

Bei der Arbeit dachte Trace an den alten Mann, der Bridgets und Skyes Großvater gewesen war, und lächelte. Gideon, ein wahrhaftiges Original wie Adam im Garten Eden, war ein großer, schlaksiger Mann gewesen, dessen scharfen Augen kaum etwas entging. Ebenso wenig wie seinem wachen Verstand. Obwohl er sich immer wie ein wortkarges Raubein gebärdet hatte, schlummerte in der Tiefe seines Herzens ein weicher Kern. Gideon hatte Trace und Mitch das Reiten und Schießen gelehrt und es später sogar Bridget beigebracht. Zu dieser Zeit war seine über alles geliebte Frau Rebecca bereits gestorben und seine Söhne – J.R., Bridget und Skyes Vater, und Eli, Megan und Christys Vater – hatten sich in einem Duell um ihre gemeinsame Geliebte gegenübergestanden. Die Folge des Duells waren zwei Schulterwunden und zwei einsame Ehefrauen gewesen. Eli und J.R. hatten ihre Familien am selben Tag verlassen, und Gideon war froh gewesen, dass seine Rebecca nicht hatte mit ansehen müssen, wie sich ihre Söhne zum Gespött machten.