Die Frauen von Primrose Creek - Zeit der Liebe, Zeit des Glücks - Linda Lael Miller - E-Book

Die Frauen von Primrose Creek - Zeit der Liebe, Zeit des Glücks E-Book

Linda Lael Miller

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Beschreibung

Primrose Creek, Nevada, 1868: Seit Jahren ist Skye McQuarry heimlich in Jack Vigil verliebt. Der jedoch hat sich nach einer Enttäuschung geschworen, nie wieder etwas mit einer Frau anzufangen - bis er auf die attraktive Skye aufmerksam wird, weil sie auf ihrem Land Holz besitzt, das er unbedingt benötigt. Doch ihr zartes Band wird auf eine harte Probe gestellt, als ein Geschäftsabschluss sie auseinanderzureißen droht ...

Megan McQuarry kehrt nach Primrose Creek zurück, nachdem sie versucht hat, Schauspielerin zu werden. Aber statt der heilenden Heimkehr, die sie braucht, wird Megan mit einer schockierenden Enthüllung konfrontiert, die alles verändert, was sie über ihre Familie geglaubt hat.
Der attraktive Webb Stratton erkennt, dass Megan Hilfe benötigt, und bietet ihr eine Stelle als Haushälterin an. Schon bald verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander. Doch Webb wird von einem tragischen Vorfall aus der Vergangenheit verfolgt ... Ist ihre Liebe stark genug, die Schatten der Vergangenheit zu überwinden?

In der leidenschaftlich-romantischen Reihe um die temperamentvollen McQuarry-Frauen fängt die Bestsellerautorin Linda Lael Miller meisterhaft die Härten und Gefahren eines Landes ein, das von den Winden des Krieges gezeichnet ist - und den Wagemut und die Entschlossenheit, die Hoffnungen und Träume von vier unvergesslichen Frauen.

Band 1: Die Frauen von Primrose Creek - Wildes Lied der Liebe
Band 2: Die Frauen von Primrose Creek - Zeit der Liebe, Zeit des Glücks

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Teil I Skye

Widmung

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

Teil II Megan

Widmung

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

Epilog

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

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Über dieses Buch

Primrose Creek, Nevada, 1868: Seit Jahren ist Skye McQuarry heimlich in Jack Vigil verliebt. Der jedoch hat sich nach einer Enttäuschung geschworen, nie wieder etwas mit einer Frau anzufangen – bis er auf die attraktive Skye aufmerksam wird, weil sie auf ihrem Land Holz besitzt, das er unbedingt benötigt. Doch ihr zartes Band wird auf eine harte Probe gestellt, als ein Geschäftsabschluss sie auseinanderzureißen droht ...

Megan McQuarry kehrt nach Primrose Creek zurück, nachdem sie versucht hat, Schauspielerin zu werden. Aber statt der heilenden Heimkehr, die sie braucht, wird Megan mit einer schockierenden Enthüllung konfrontiert, die alles verändert, was sie über ihre Familie geglaubt hat.

Der attraktive Webb Stratton erkennt, dass Megan Hilfe benötigt, und bietet ihr eine Stelle als Haushälterin an. Schon bald verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander. Doch Webb wird von einem tragischen Vorfall aus der Vergangenheit verfolgt ... Ist ihre Liebe stark genug, die Schatten der Vergangenheit zu überwinden?

Linda Lael Miller

Die Frauen von Primrose Creek -Zeit der Liebe, Zeit des Glücks

Aus dem amerikanischen Englisch von Joachim Honnef

Teil ISkye

In Erinnerung an Steven Jo Wiley Clark.Wenn es Pferde im Himmel gibt,und das wird es sicher,dann wirst du mit dem Wind um die Wette reiten.

Prolog

Primrose Creek, NevadaHerbst 1868

Die ersten Töne von »Lorena« stiegen von Malcolm Hicks' Fiedel auf wie Rauch von den verkohlten Hoffnungen sechshunderttausend toter Männer der Union und Konföderation und all derjenigen, die vergebens auf ihre Rückkehr aus dem Krieg gewartet hatten. Alles sonst war still in der kürzlich erbauten Gemeindehalle mit ihrem Holzboden, der poliert und mit Sand bestreut worden war, damit die Tänzer beim Reel hüpfen und beim Walzer dahingleiten konnten. Die Tänzer lauschten in respektvoller Stille, einige mit Tränen in den Augen. Ein paar hielten die Hand auf dem Herzen, doch einige hatten die Lippen zusammengepresst und wirkten störrisch wie ein Maultier an einem Führstrick.

Jake Vigil zählte zu den Letzteren. Mit gerade siebzehn Jahren war er von Missouri aus westwärts gezogen, auf eigene Faust, und so betrachtete er sich weder als Yankee noch als Rebell. Nach seiner Meinung war es meistens Zeitverschwendung, zurückzublicken, wenn nur die Gegenwart und Zukunft zählten, aber er wusste auch, dass einem manchmal keine Wahl blieb und man sich mit der Vergangenheit befassen musste.

Als er auf die doppelflügelige Tür der Halle zuging, die trotz des frostkalten Oktoberabends offen stand, fiel sein Blick auf Christy McQuarry Shaw, die Frau, die seine Ehefrau geworden wäre, wenn sie sich nicht vor einem Jahr am Traualtar anders besonnen hätte. Sie so zu verlieren, vor den Augen fast der ganzen Stadt, war vermutlich die größte Demütigung seines Lebens gewesen, doch jetzt, nachdem er etwas Abstand von der Sache gewonnen hatte, war ihm klar, dass eine Ehe für sie beide ein Fehler gewesen wäre.

Heute Abend, als sie, schwanger mit ihrem ersten Kind, neben ihrem Mann, Zachary Shaw, stand, strahlte sie geradezu vor Glück. Jake lächelte, vielleicht ein bisschen traurig, als die letzten Töne von Malcolms Lied in der Abendluft verwehten, und wandte sich ab, um zu entkommen.

Fast sofort prallte er mit einer Frau zusammen, die er nur mit Mühe wiedererkannte, so verändert wirkte sie ohne ihre übliche Kluft aus Hose, Hemd und Hut. Sein Herz schien einen Sprung zu machen, als sich ihre Blicke trafen. Ihre Augen waren braun und spiegelten Übermut und Intelligenz wider. Ihr Haar hatte die Farbe von poliertem Mahagoni und war am Nacken irgendwie aufgesteckt, weich und glänzend.

Skye McQuarry.

»Verzeihung«, sagte er und packte sie an den Schultern, um sie zu stützen. »Ich wollte nicht ...«

Sie lächelte, und Jake ließ unbeholfen seine Hände sinken, irgendwie benommen, und trat einen Schritt zurück. »Das weiß ich«, sagte sie, und Jake hätte geschworen, dass sein Nacken schweißnass wurde.

Er war immer noch benommen und nahm ihren Anblick wieder in sich auf, fast schwindelig und staunend. Er war entzückt von ihrer fraulichen Figur und der makellosen Haut, und an ihrem Lächeln war etwas Zauberhaftes, Geheimnisvolles, als würde sie einen in einen Bann ziehen, der nie gebrochen werden konnte.

Ihr Kleid war grün, und die Röcke schienen zu rascheln, obwohl sie still stand. Ihr Schlüsselbein war zu sehen und ein Teil ihrer Schultern – dieser Schultern, die zu berühren er sich angemaßt hatte. Unter alldem lag die unentdeckte Landschaft ihrer Schönheit, und er spürte, dass es ein fast unendliches Gebiet war, und wusste, dass es ein Leben lang dauern würde, um sie kennenzulernen, ein Abenteuer, erfüllt mit Geheimnissen und Wunderbarem, mit Lust und Schmerz.

Er trat wieder einen Schritt zurück, weil er sich an Christy erinnerte. Und an Amanda.

»Sie sind Bridget Qualtroughs kleine Schwester«, sagte er. Es war die erste zusammenhängende Bemerkung, die ihm in den Sinn kam, und er fühlte sich sofort wie ein Dummkopf.

Sie lachte und blickte über ihre Schulter, als fühle sie sich verfolgt. Ihr nervöser Ausdruck der Freude brachte in Jake etwas zum Schwingen, wie es Malcolms Geschick mit der Fiedel nie hätte bewirken können. »Ich bin Bridget Qualtroughs Schwester, in der Tat. Und ich habe einen eigenen Namen. Er lautet Skye.« Sie blickte wieder hinter sich, und Jake erhaschte einen Blick auf einen finster dreinblickenden jungen Soldaten, der sie beide aus zusammengekniffenen Augen beobachtete.

Er hätte die Veränderung, die mit dem Mädchen vorgegangen war, nicht geglaubt, wenn er sie nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Die Skye McQuarry, an die er sich erinnerte, war ein stilles, scheues Mädchen gewesen, das normalerweise das Gesicht unter der Krempe eines alten Hutes verborgen hatte. Wie hatte sich dieser kleine Wildfang binnen weniger Monate in diese fast mythisch schöne Frau verwandeln können? Nun, wie es auch geschehen sein mochte, er war nicht der Einzige, der es bemerkt hatte. Der Soldat – ein Corporal, nahm er an – setzte sich in Bewegung und ging auf sie zu.

Jake spürte den Zorn eines Beschützers in sich aufsteigen, noch bevor Skye wieder sprach, diesmal in ziemlich drängendem Flüsterton. »Bitte«, sagte sie, »tanzen Sie mit mir. Jetzt.« Der Schein der Lampions glänzte in ihrem Haar, tanzte in ihren Augen, warf Schatten über ihre Brüste. Er nahm sie in die Arme und begann sich Dinge vorzustellen, die sich kein Gentleman ausmalen sollte.

Er schluckte, und das Blut stieg ihm ins Gesicht. »Werden Sie von diesem Mann belästigt?«, fragte er.

Ihr Lächeln war strahlend. Es war, als folge einem dunklen Winter der Sonnenschein des Frühlings. »Nicht mehr«, sagte sie.

Jake schüttelte benommen den Kopf. Sie bewegten sich unbeholfen; er vermutete, dass man es als Tanzen bezeichnen konnte.

»Ich nehme an, ich sollte zur Sägemühle zurückkehren«, sagte er, als er sah, dass der Corporal abgewimmelt war, jedenfalls für den Augenblick.

Sie klammerte sich an seine Hand und an den anderen Oberarm. »Sie dürfen mich noch nicht verlassen«, mahnte sie eindringlich mit einer Art fröhlicher Verzweiflung. »Corporal Shelby ist ein hartnäckiger Mann. Er wird wiederkommen und mich von neuem belästigen, wenn er sieht, dass Sie gehen.«

Ihr Schwager, Trace Qualtrough, hätte sie gewiss besser beschützen können als Shaw, ihr angeheirateter Cousin. Jake fragte sich kurz, warum sie sich stattdessen an ihn gewandt hatte, sagte sich, dass er sich geschmeichelt fühlen konnte, und verbannte den Gedanken. »Also gut«, sagte er lahm, denn er verstand es nicht, mit Frauen umzugehen, war nie ein Frauentyp gewesen.

Er rief sich in Erinnerung, als eine Art letztes verzweifeltes Bemühen, dass die anderen drei Mitglieder dieser unangenehmen Familie so toll aussahen wie Skye, berüchtigt für ihre Sturheit und ihren Stolz waren und es fast unmöglich war, mit ihnen zurechtzukommen. Jake hatte seine Enttäuschung über den Verlust Christys überwunden – zum größten Teil jedenfalls. Er hegte keinen Groll mehr und war entschlossen, sich von jeder anderen weiblichen McQuarry fernzuhalten, wie ein Mann keine Klapperschlange mit der Hand füttern würde, der schon mal von einer Schlange gebissen worden war. Es ärgerte ihn sehr, wie diese Frau die Dinge in ihm plötzlich aufgewühlt hatte.

Sie hatte, wie ihre geröteten Wangen verrieten, sein Unbehagen über die Situation bemerkt, doch sie gab keinen Pardon. Das war ebenfalls ein Charakterzug der McQuarrys. Nein, sie straffte nur diese schönen Schultern und behauptete ihren Standpunkt, bildlich gesprochen. »Wir haben eine Gemeinsamkeit, Mr. Vigil«, sagte sie, als Malcolm eine lebhafte Melodie zu fiedeln begann, jetzt begleitet von einem Goldsucher mit einem Waschbrett und einem Holzfäller, der in eine leere Kanne blies. »Außer dass wir Christy kennen, meine ich. Ich habe diesen wilden braunen Hengst in den Hügeln verfolgt, und Trace hat mir erzählt, dass Sie ihn ebenfalls fangen wollten. Nun, Sie sollten wissen – und es ist nur fair und ehrenhaft, es Ihnen zu sagen –, dass ich vorhabe, ihn vor Ihnen zu bekommen.«

Jake seufzte. Der Gedanke, diese besondere Frau in seinen Armen zu halten, auch nur aus einem unschuldigen Grund, benebelte seinen Verstand und erfüllte ihn mit einer Mischung aus Erwartung und böser Vorahnung. Er hörte sich lachen. »Sie sind hinter dem Braunen her?«, staunte er. »Ein zartes Ding wie Sie? Nun, Sie könnten dabei umkommen.«

Ihre Wangen röteten sich, und sie reckte das Kinn. Sie versteifte sich ein wenig in seinen Armen, und seine linke Hand rutschte wie aus eigenem Antrieb herab, um auf ihrem Po zu ruhen, während sich seine Rechte fester um ihre Hand schloss. »Ich kann so gut wie jeder in Nevada reiten«, sagte sie, »ob Mann oder Frau, im Damen- oder im Herrensattel.«

»Nun, Sie sollten sich einigen weiblichen Aufgaben widmen«, riet er. »Vielleicht Nähen oder Kochen ...« Seine Stimme wurde leiser und verstummte. Er hatte – nur für einen Moment – vergessen gehabt, dass Skye schließlich eine McQuarry war.

Er und Skye drehten sich im Walzertakt, während jeder sonst in der Halle einen lebhaften Square Dance tanzte. Ihre Augen blitzten, als sie zu ihm aufblickte, nicht nur vor Zorn, sondern mit einer gezügelten Leidenschaft, die noch stärkere und unschicklichere Sehnsüchte in ihm weckte. »Zufällig kann ich nähen und kochen«, sagte sie eisig. »Ich kann auch mit Kindern umgehen – ich habe geholfen, meinen Neffen Noah seit seiner Geburt aufzuziehen. Deshalb, Mr. Vigil, brauchen Sie sich keine Sorgen hinsichtlich meiner Befähigung für ›frauliche Aufgaben‹ zu machen.«

Er starrte sie sprachlos an. Sie war stets nur ein Kind für ihn gewesen, Bridgets Schwester, Christys Cousine. Er wusste keinen Grund, weshalb es ihm etwas ausmachen sollte, ob sie ärgerlich auf ihn war oder nicht – schließlich hatte nicht er sich an diesem schönen Herbstabend an sie herangemacht –, doch es machte ihm etwas aus, und das erschreckte ihn.

Sie stieß ein Seufzen aus, das einer Schauspielerin auf der Bühne würdig gewesen wäre. »So, Corporal Shelby ist gegangen«, sagte sie, nachdem sie den Blick über die Menge hatten schweifen lassen. »Ich werde Sie nicht länger aufhalten.«

Er wollte sie nicht gehen lassen. »Miss McQuarry?«

»Was ist?«, fragte sie, im Begriff, sich abzuwenden.

»Bleiben Sie von dem Hengst fern.«

Ihr Kinn ruckte hoch. »Seien Sie so freundlich und erteilen Sie mir keine Befehle, Mr. Vigil«, sagte sie. »Zum einen ist das ungehobelt. Zum anderen ist es völlige Zeitverschwendung.« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und rauschte in einem Wirbel von Kaliko und Satin davon. Während Jake ihr nachschaute, kam ihm in den Sinn, dass abgesehen von dem verdammten Corporal zwanzig Männer in dieser Halle ebenso viele Morgen Land und ein gutes Pferdegespann für das Privileg gegeben hätten, nur einmal mit solch einer Frau zu tanzen. Sie hatte männliche Verwandte, die auf sie aufpassen konnten. Warum hatte sie ausgerechnet bei ihm Zuflucht gesucht?

Während er über diese Frage grübelte, begann ein neues Lied, und er ging in Gedanken versunken zur Tür. Alle Gesetze von Zeit und Raum schienen vorübergehend aufgehoben zu sein; irgendein dunkler und geheimer Teil von ihm begann sich dem Licht zu öffnen. Die Prozedur war schmerzlich wie das Auftauen von gefrorenen Gliedmaßen.

Er war draußen vor der Halle, als er sich an ihr Land erinnerte, über 600 Acres mit hervorragendem Nutzholz und Grasland am südwestlichen Ufer des Primrose Creek. Skye. Bridget, Christy und ihre Schwester Megan hatten das große Grundstück von ihrem Großvater väterlicherseits geerbt, der jeder einen gleich großen Anteil vermacht hatte. Fast wäre er umgekehrt und zurück in die Halle gegangen.

Als er ziellos in Richtung Sägewerk ging, dachte er über seinen Vertrag mit der Bahngesellschaft nach, denn das Thema beschäftigte ihn Tag und Nacht. Der Handel war ungemein wichtig für ihn, und er hatte alles riskiert, um ihn zu erfüllen. Durch eine Pechsträhne hatte er viel seines eigenen Nutzholzes durch Waldbrände verloren, die das Gebiet im Spätsommer heimgesucht hatten, und vieles der Ausrüstung der Sägemühle, die er durch Kredite finanziert hatte, war entweder bei den Bränden zerstört worden oder musste erst noch aus San Francisco geliefert werden. Es deprimierte ihn, sich daran zu erinnern, dass er ein Mann mit drückenden Problemen war – etwas, das er für eine kleine Weile vergessen hatte, als er Skye McQuarry in den Armen gehalten hatte. In diesem glücklichen Augenblick hatte er sich einfach als Mann gefühlt.

1

Primrose Creek, Nevada

Frühjahr 1869

Sie stand ihm gegenüber, die Hände auf die Hüften gestemmt, die Füße auf den Boden gepflanzt, als sollten sie Wurzeln bekommen und wie die gewaltigen Kiefern ringsum ein Teil der Landschaft werden. Ihre braunen Augen blitzten unter der schlaffen Krempe ihres albernen Lederhuts, und Strähnen des dunklen Haars, das lang und im Nacken mit einer Spange gebändigt war, tanzten vor ihren glatten Wangen. In diesem Moment, und obwohl Skye McQuarry ihm gerade bis zum Schlüsselbein reichte, schien sie Jake Vigil nicht nur widerspenstig zu sein, sondern auch so schwierig zu bezwingen wie die Sierras.

Bei ihrer letzten Begegnung, Monate zuvor, bei einem Tanz in der Stadt, war sie viel freundlicher gewesen. Jetzt fühlte sich Jake, über eins achtzig und muskulös und von jahrelangem Schwingen der Axt und der Arbeit an der Säge gestählt, sonderbar wie ein Schuljunge, den sich die Lehrerin vor der Klasse wegen irgendeiner Missetat vorgeknöpft hatte. Das machte ihn wütend; er stemmte ebenfalls breitbeinig die Füße auf den Boden und neigte sich vor, bis ihre Nasen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. Er hätte nachgegeben, wenn er nicht verzweifelt gewesen wäre, und wäre nie wieder in ihre Nähe gegangen, aber jetzt hatte er keine Wahl oder würde bald keine mehr haben.

»Jetzt hören Sie mir zu, Miss McQuarry«, fuhr er sie an und betonte McQuarry, denn der Name allein sprach Bände über sture Frauen – jedenfalls für ihn. »Ich habe Ihnen ein vernünftiges Angebot gemacht. Wenn Sie mehr herausschlagen wollen, nur weil sie das bisschen Gold aus dem Creek gewaschen haben, begehen Sie einen dummen Fehler.«

Skye reckte ihr Kinn und gab keinen Deut nach. Sie konnte nicht älter als achtzehn sein, und obwohl sie schön wie eine Blume war – einige sagten, wie eine Primel –, zeigte sie keine Anzeichen von Verwelken, weder durch die ungewöhnlich heißen Sonnenstrahlen des Mai noch von der Hitze seines Zorns. »Und wenn Sie meinen, Sie können das Holz auf meinem Land plündern – ganz gleich zu welchem Preis –, sind Sie es, der den Fehler begeht!« Sie hielt kurz inne, um Luft zu holen. »Diese Bäume haben Hunderte Jahre hier gestanden, Mr. Vigil, und da können Sie nicht einfach daherkommen und sie zu Scheiben zerschneiden, damit sie zu blöden Häusern und Bahnschwellen werden und der Staub ihrer Knochen auf den Böden von Saloons verstreut wird und ...«

Jake war mit seiner Geduld am Ende. Er hatte diesem sturen Mädchen bereits erklärt, dass das Land von Ponderosa-Kiefern und Douglastannen – unter anderen Arten – förmlich erstickte und ein Ausdünnen nur Platz schaffen würde, damit die anderen Bäume gedeihen konnten. Er schloss die Augen und suchte nach einem Argument, das er nicht bereits angeführt hatte.

Sie nutzte sein kurzes Schweigen und fuhr hastig fort: »Darüber hinaus sind dies lebende Dinge –ich werde Ihnen nicht erlauben, Sie für Geld zu ermorden!«

Sie standen auf einer kleinen Lichtung – in Skyes Anteil eines beneidenswerten Erbes – mit dem jungen Gras des Frühjahrs zu ihren Füßen und dem Plätschern des vorbeifließenden Primrose Creek in der Nähe, auf dem der Sonnenschein glitzerte. In jeder Richtung dehnte sich scheinbar unendlich der Wald, dicht wie die Haare auf einem Pferdefell, und säumte die Sierras in Schattierungen von Blau und Grün. In diesem kurzen Moment nachdenklichen Schweigens erinnerte sich Jake an den Verlust seines eigenen Baumbestands und wurde zu einer anderen Taktik inspiriert.

»Es ist erst Mai«, sagte er, »und wir hatten den ganzen April keinen Regen.« Er wies auf die dichteste Baumgruppe, wo die Bäume praktisch Wange an Wange standen, die Wurzeln ineinander verschlungen im Kampf um Erde und Sonne und Wasser. Es war eine natürliche Einladung für ein Feuer in schrecklichem Ausmaß, und Jake hatte genügend brennende Berghänge gesehen, dass es ihm bis zum dritten Sonntag nach dem Sankt-Nimmerleins-Tag reichte. »Was meinen Sie, was mit Ihren kostbaren Bäumen passieren wird, wenn wir ein Gewitter bekommen und der Blitz einschlägt?«

Bei diesen Worten wurde sie bleich, und obwohl er annahm, dass er bei ihrer Reaktion mehr Befriedigung hätte empfinden sollen, war das nicht der Fall. »Ich werde Ihnen sagen, was passiert, Miss McQuarry«, fuhr er wütend fort. »Die Bäume werden die Funken vom einen auf den anderen weitergeben, wie alte Weiber Gerüchte über den Gartenzaun verbreiten!«

Ihr Mund – es war ein schöner, weicher Mund, stellte er fest, und das nicht zum ersten Mal – klaffte auf und schloss sich sofort wieder. Dann kniff sie die Augen zu Schlitzen zusammen, und ihre Brauen zogen sich zusammen. Sie stemmte wieder die Hände auf die Hüften. Wenn er nicht gewusst hätte, dass sie eine McQuarry war, hätte ihm allein ihre Haltung dies verraten. »Sie wollen mir nur Angst einjagen«, warf sie ihm vor.

»Fragen Sie Trace«, erwiderte Jake. Trace Qualtrough, der erste Außenseiter, der tapfer genug gewesen war, in das Hornissennest der McQuarry-Frauen einzuheiraten, war Skyes Schwager, der ihre ältere Schwester, Bridget, geheiratet hatte. Verdammt, diese Familie war kompliziert! Jake bekam Kopfschmerzen, wenn er nur versuchte, sich über die Mitglieder und deren Verbindungen Klarheit zu verschaffen. Sie waren Nervensägen, jeder Einzelne davon, so viel war sicher; zwei Paar Schwestern, leibliche Verwandte, und das beste Land in der Gegend war ihnen urkundlich übertragen.

Es stimmte, dass Bridget und Christy nicht immer gut miteinander auskamen, doch ein Zwist mit einer bedeutete Ärger mit ihnen allen, und Jake wusste – wie jeder –, dass sie gegen jede Bedrohung durch einen Außenseiter Seite an Seite stehen würden wie ihre Bäume.

Jake musste an Christy denken; sie schlich sich förmlich in seine Gedanken. Christy, die mit ihrer jüngeren Schwester Megan das Land auf der anderen Seite des Primrose Creek besaß. Die schöne, temperamentvolle Christy. Ein lange vergessen gewähnter Schmerz stach in sein Herz, und mit seiner beträchtlichen Willenskraft unterdrückte er ihn und zog sich in den vertrauten Zustand der Taubheit zurück, der von ihm gepflegt worden war, seit sie ihn verlassen hatte.

»Ich brauche Trace nicht zu fragen«, sagte Skye und riss ihn so schnell aus seinen Träumereien, als hätte sie ihn am Kragen gepackt und auf die Füße gezogen. »Dies ist mein Land. Mein Großvater hat es mir hinterlassen, und ich entscheide, was hier geschieht.«

Jake seufzte tief. Er hatte bereits versucht, Bridgets Nutzungsrechte am Baumbestand zu kaufen, auch die von Megan, doch keine der beiden hatte definitiv mit Ja oder Nein geantwortet. Er wollte verdammt sein, wenn er mit einer solchen Bitte an Christy herantreten würde, selbst wenn dies seinen Bankrott bedeuten würde – und es sah ganz danach aus, wenn er den Vertrag mit der Eisenbahngesellschaft nicht einhalten konnte. Außerdem wuchs das beste Holz auf Skyes Anteil der Fläche.

Er hinkte weit hinter dem Zeitplan her, und obwohl er einen bescheidenen eigenen Baumbestand hatte, hatte er bereits die besten Bäume gefällt, diejenigen, die nicht im vergangenen Sommer verbrannt waren. Weitere der Bäume zu fällen, bevor sie Zeit hatten, sich zu erholen, würde einfach dumm sein; trotz des Anscheins des Gegenteils waren die Reichtümer des Westens nicht unerschöpflich, und Jake wusste das.

Er seufzte von Neuem. »Ich hätte nie meinen Atem verschwenden und versuchen sollen, vernünftig zu reden, und das mit einer ... einer ...«

Skye hob eine fein geschwungene Augenbraue. »Mit einer Frau?«, fragte sie sanft. Gefährlich. Zweifellos ärgerte sie sich noch über ihre Unterhaltung beim Tanz, als er ihr geraten hatte, die Jagd nach dem Hengst aufzugeben und sich weiblicheren Aufgaben zu widmen, und sie über die Bemerkung beleidigt gewesen war. Keiner von ihnen hatte den Braunen bisher gefangen, doch Jake nahm an, dass sie das Ziel ebenso wenig aufgegeben hatte wie er.

»Mit einer McQuarry!«, gab Jake zurück. Am liebsten hätte er seinem Zorn freien Lauf gelassen und gebrüllt wie ein Stier, doch er wusste, dass er sich diese Genugtuung nicht erlauben konnte. Er musste diesen Streit für sich entscheiden, und zwar bald. Die Tatsache, dass es unmöglich zu sein schien, machte ihn nur entschlossener.

Ihr sehr ausdrucksvoller Mund verzog sich zu einem Lächeln, das in Jake den Wunsch weckte, sie auf der Stelle zu küssen und gleichzeitig auf dem Absatz kehrtzumachen und zu seinem Pferd zu gehen. Verdammt, sie war sogar noch verwirrender, sogar noch dickköpfiger als ihre Cousine Christy, und das besagte schon etwas. »Wenn das eine Beleidigung sein soll, müssen Sie sich etwas Besseres einfallen lassen. Ich bin stolz auf meinen Namen.«

Er blickte sich auf der Lichtung um, vielleicht ein bisschen wild. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich schon mal mehr über jemanden geärgert hatte, ob Mann oder Frau. »Was wollen Sie benutzen, um etwas zu bauen, wenn Sie sich weigern, ihre kostbaren Bäume fällen zu lassen?« Es war ein Spiel; sie wohnte in Traces und Bridgets Haus, jeder wusste das, und als ledige Frau würde sie sich vielleicht entscheiden, dort zu bleiben, bis sie heiratete. Andererseits war sie nun mal eine McQuarry-Frau, und ihre Leute waren ein unabhängiger und selbstständiger Haufen, der die eigenen Regeln aufstellte und befolgte. Wenn es ihr in den Sinn kommen sollte, würde sie möglicherweise in einem Hühnerstall leben.

Trotz allem sah er ihr an, dass ihr Selbstvertrauen wieder etwas abgenommen hatte, wie es bereits der Fall gewesen war, als er die Möglichkeit eines Waldbrandes erwähnt hatte. Vielleicht stellte sie sich vor, wie ausgedehnte Baumflächen binnen Stunden zu verkohlten Stümpfen und Rauchfetzen wurden – wie er es erlebt hatte.

»Ich habe Gold gefunden«, sagte sie. »Ich meine, um Holz zu kaufen. Um mein Haus zu erbauen, meine ich.«

Jake grinste freudlos. Er stemmte die Hände wieder in die Hüften, ein Abbild ihrer Haltung. Es gab keine Holzhandlung im Umkreis von dreihundert Meilen, und das wussten sie beide. »Mal angenommen, ich will nicht verkaufen?«, fragte er. Er zeigte sich stur, gewiss, doch er konnte nicht anders. Etwas an dieser komplizierten Frau brachte seine Nerven zum Singen, und die Melodie war nicht nur äußerst beunruhigend, er hatte auch das Gefühl, danach tanzen zu müssen. Skyes Gesicht rötete sich aprikosenfarben von ihren hohen Wangenknochen bis zum Hals. Jake verspürte einen schnellen, scharfen Schmerz tief in seinem Innern.

»Das ist lächerlich«, fuhr sie ihn an. »Sie leben vom Holzverkauf!«

»Genau. Und ich entscheide, wann und ob ich bereit bin, zu verkaufen. Genau wie Sie.«

Nach dem Ausdruck ihrer Augen zu schließen, wollte sie ihm gegen das Schienbein treten, doch sie nahm davon Abstand und Jake blieb unbeschädigt. Jedenfalls nach außen hin. »Sie tun dies, weil Sie Groll gegen meine Cousine hegen«, sagte sie und reckte das Kinn vor. »Christy hat einen anderen geheiratet, und Sie lassen das an mir aus.«

Ihre Worte waren solch ein Schock für ihn, dass sie ihm ebenso eine gestochene Gerade aufs Kinn hätte verpassen können. Dem Gefühl folgte sofort so etwas wie gnädige Benommenheit. »So führe ich meine Geschäfte nicht«, beteuerte er, aber er hatte zu lange für die Antwort gebraucht. Das konnte er am Zusammenkneifen dieser braunen Augen sehen.

»Nicht?«, konterte sie, verschränkte die Arme, drehte ihm den Rücken zu und ließ ihn stehen wie einen dummen Jungen. Er konnte sich nicht erinnern, wann jemand in letzter Zeit gewagt hatte, ihn so zu behandeln – mal abgesehen von Christy, als sie ihn am Traualtar hatte stehen lassen.

Er schaute ihr einen Moment in ohnmächtigem Zorn nach, fuhr dann herum, stürmte zu seinem Pferd, einem grauweißen Hengst, den er Trojan getauft hatte, und schwang sich in den Sattel. »Sie wissen, wo Sie mich finden!«, rief er und ritt in Richtung Stadt davon.

Skye wartete, bis sie sicher sein konnte, dass Jake Vigil außer Sicht war, bevor sie sich ihre Gefühle anmerken ließ. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen des Zorns und der Enttäuschung von den Wangen. Vielleicht hat er recht und ich bin unvernünftig, dachte sie. Vielleicht bestrafe ich ihn mit meiner Weigerung, ihm auch nur einen Ast von dem Holz auf meinem Land zu verkaufen, weil er Christy geliebt hat.

Weil er sie sicherlich immer noch liebt. Ihr war nicht entgangen, wie er bei der Erwähnung ihrer Cousine reagiert hatte.

Skye seufzte und blickte zur Sonne, auf die Art, wie jemand sonst vielleicht seine Taschenuhr zurate gezogen hätte. Sie sollte besser nicht mehr hier herumstehen, sondern heimgehen; sie hatte Bridget versprochen, sich um Noah und die Babys zu kümmern, während sie und Trace zur Stadt fuhren, um einzukaufen, und danach wollten sie und ihre Cousine Megan Wildblumen sammeln, um sie in ihre Poesiealben zu pressen. Es hatte keinen Sinn, herumzustehen und sich Gedanken über einen Mann zu machen, der in ihr nie etwas anderes als ein Hindernis zwischen sich und 65 Acres erstklassigem Nutzholz sehen würde.

Sie warf einen letzten langen Blick auf ihr Land ringsum, wo sie eine kleine Hütte, zusammen mit einem guten Stall, ganz für sich allein bauen wollte. Sie hatte das Geld gespart, das sie mit dem Auswaschen von Goldsand verdient hatte, und sehr bald würde sie ihre Gebäude errichten, eine fohlende Stute von Trace und Bridget kaufen und eine eigene Ranch aufbauen können. Der braune Hengst würde der Vater ihrer Zucht werden, wenn sie ihn erst einmal eingefangen hatte.

Erst in der vergangenen Woche war es ihr beinahe gelungen, den feinen braunen Hengst zu fangen, der wild wie der Sturmwind war, doch er war gerissen und hatte ihr schließlich entkommen können. Das hatte jedoch ihrer Entschlossenheit, ihn einzufangen, keinen Dämpfer versetzt; ihr Plan stand fest, und es würde kein Zurück geben.

Trace und Zachary hatten versprochen, beim Bau der Gebäude zu helfen, und andere würden ebenfalls mit anpacken, denn Primrose Creek war ein Ort, in dem man zusammenhielt, doch was nutzten viele bereitwillige Arbeiter ohne Holz zum Bau von Wänden, Böden und Decken?

Mit gesenktem Kopf, mit Gedanken, die wie eigenwillige Kinder vorauseilten, machte sich Skye auf den Rückweg zu Bridgets und Traces Ranch. Sie folgte wie stets dem Ufer des Baches. Sie hatte ein eigenes Zimmer bei Bridget und Trace, doch die Familie Qualtrough wuchs rapide, und bald würde es bei ihr ziemlich überfüllt sein. Außerdem wünschte sie sich, etwas Richtiges, Eigenes zu beginnen. Wie die Dinge standen, trat sie auf der Stelle, wartete darauf, dass etwas – irgendetwas –geschah.

Nach ein paar Minuten umrundete Skye eine Biegung des Creeks, und der Besitz ihrer Schwester und ihres Schwagers kam in Sicht. Das Gebäude, aus gefällten Baumstämmen errichtet, war groß und massiv. Die Tür stand einladend offen, um die frische Frühlingsluft hereinzulassen. Ihr sechsjähriger Neffe Noah lief auf dem vorderen Hof im Kreis herum und brüllte wie ein Paiute auf dem Kriegspfad, und Bridget tauchte sofort auf der Türschwelle auf, lächelte und wischte sich die mit Mehl bedeckten Hände an einer blau-weiß karierten Schürze ab.

Bridget, mit ihren blonden Locken, der makellosen Haut und den kornblumenblauen Augen, war eine Schönheit. Sie war groß und wirkte trügerisch zart, fast zerbrechlich. Skye hatte erlebt, wie sie furchtlos Indianern, Bären und den Ladys des Frauenvereins gegenübergetreten war, und alles ohne mit der Wimper zu zucken.

»Habe ich da soeben Jake Vigil am Ufer auf der anderen Seite des Creeks raufreiten sehen?«, fragte sie. Als ihr Sohn vorbeiflitzte, packte sie ihn am Hemdkragen. »Gütiger Himmel, Noah«, sagte sie gutmütig, »das reicht. Versuche, ein ruhiger Indianer zu sein.«

Skye beschattete die Augen mit einer Hand. »Er will meine Bäume fällen«, sagte sie, als wäre das eine Antwort auf die Frage ihrer Schwester.

Bridget seufzte. »Und du hast dich geweigert.«

»Natürlich habe ich das«, entgegnete Skye, vielleicht ein wenig unwirsch.

Bridget stemmte die Hände auf die Hüften. »Warum?«

Einen Moment konnte sich Skye nicht erinnern, was ihre Argumentation gewesen war –, doch dann fiel ihr alles wieder ein, wie eine Flutwelle, die durch ein zuvor ausgetrocknetes Bachbett schießt. »Er will jeden Baum auf meinem Land abholzen, deshalb.«

»Unsinn«, widersprach Bridget. Wie die übrigen McQuarrys zögerte sie niemals, eine andere Meinung zu äußern. »Jake ist ein sehr intelligenter Mann, und er würde so etwas niemals tun.«

Skye hatte über das Vorgehen einiger Minengesellschaften gehört, die das Land verwüsteten, unten in Virginia City und auch in anderen Teilen des Staats. Warum sollte die Holzindustrie sich rücksichtsvoller verhalten? »Auf jeden Fall habe ich Nein gesagt. Und weißt du, was er erwidert hat?«

Ihre Schwester wartete, zweifellos um anzuzeigen, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte.

»Er wird mir kein Holz verkaufen, das ich für mein Haus und den Stall brauche. Auch nicht, wenn ich Bargeld habe, um ihn zu bezahlen!«

Bridget neigte den Kopf zur Seite und musterte ihre Schwester belustigt. »Das klingt für mich, als wärt ihr beide in eine Sackgasse geraten. Ihr seid schlichtweg stur, und das ist eine Tatsache.«

Skye spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. »Wenn du das so siehst, warum verkaufst du ihm nicht dein Holz?«

»Vielleicht werde ich das tun. Ich habe mich noch nicht entschieden.«

Skye wurde einer Erwiderung enthoben, denn Trace kam pfeifend um die Ecke des Hauses und führte zwei braune Stuten, die er vor den leichten Wagen der Familie gespannt hatte. Der Wagen schaukelte und klapperte hinter ihnen.

Noah rannte zu seinem Stiefvater. »Du fährst in die Stadt!«, krähte er. »Kann ich mitkommen? Kann ich mitkommen?«

Trace fuhr mit der Hand durch das glänzende braune Haar des Jungen und ging in die Hocke, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Er war ein so hingebungsvoller Vater für Noah, das Kind seines verstorbenen besten Freundes Mitch, wie er es für die Zwillinge war, die Bridget ihm im vergangenen Jahr geboren hatte. Sie hießen Gideon und Rebecca, und sie waren jetzt sonnige Kleinkinder mit pummeligen Beinchen und bereitwilligem Lächeln. »Nun«, sagte er sehr nachdenklich und in vertraulichem Tonfall, während er wie überlegend über sein Kinn rieb, »eigentlich hatte ich mich darauf verlassen, dass du auf das Weibervolk aufpasst, während ich fort bin. Auf deine Tante Skye und die kleine Rebecca, meine ich. Und dann sind da Miss Christy und Miss Megan auf der anderen Seite des Creeks.« Er legte eine Pause ein und seufzte angesichts der Schwere der Aufgabe. Skye fiel auf, dass er nicht Caney Blue eingeschlossen hatte, die resolute Schwarze, die den Haushalt der Cousinen führte; selbst Noah würde nicht glauben, dass sie einen Aufpasser brauchte. »Gideon ist noch nicht groß genug, um mit dem Job zurechtzukommen, weißt du. Ich meine, angenommen, es passiert etwas, das nur du meistern kannst?«

Noahs kleine Brust schwoll vor Stolz. Er betrachtete das Behüten der Babys als seine besondere Aufgabe; jetzt waren sie im Krabbelalter und strebten für gewöhnlich in verschiedene Richtungen, und er hielt gern ein Auge auf sie. Genauso wie ich stets auf ihn aufgepasst habe, dachte Skye mit einem kleinen, traurigen Lächeln. Noah wuchs so schnell auf. Bevor sie sich versah, würde er ein erwachsener Mann sein, ein eigenes Leben führen, vielleicht sogar wegreiten. Bei diesem Gedanken wurde ihr das Herz schwer.

»Ich werde auf alle aufpassen«, gelobte der kleine Junge ernst.

Trace schaffte es glaubwürdig, ein Lächeln zu verbergen, doch Skye sah es deutlich in seinen Augen schimmern. »Das würde ich zu schätzen wissen«, sagte er mit einem feierlichen Nicken. »Du und ich, wir machen morgen früh unseren eigenen Ausflug in die Stadt«, fügte er hinzu. »Da sind keine Frauen zugelassen.«

Noah strahlte. »Keine Frauen«, bekräftigte er.

»Was bringst du diesem Jungen nur bei?«, fragte Bridget, doch da war ein Unterton in ihrer Stimme, der verdächtig nach unterdrücktem Gelächter klang.

Trace richtete sich auf. »Lass es gut sein«, sagte er zu seiner Frau, grinste und verwuschelte noch einmal Noahs Haar. Als ob es nicht Mühe genug war, dieses Kind sauber zu halten. »Wir hatten Dinge zu besprechen, Noah und ich. Persönliche Dinge.«

»Von Mann zu Mann«, sagte Noah.

Bridget lächelte und band kopfschüttelnd ihre Schürze ab. Traces Blick folgte mit bewunderndem Blick dem Auf und Ab ihres Busens, und etwas, so greifbar wie der Blitz bei einem Wärmegewitter, geschah zwischen ihnen.

Skye wandte den Blick ab. Sie liebte ihre Schwester mehr als jemanden sonst auf der Welt – vielleicht hätte sie all den Kummer nicht überlebt, den sie in Virginia erlitten hatte, wenn Bridget nicht gewesen wäre, ganz zu schweigen von der anschließenden langen Reise westwärts –, doch es gab trotzdem Zeiten, an denen sie Bridget ein wenig beneidete. Für Skye hatte es den Anschein, dass Bridget alles hatte: einen gut aussehenden, liebevollen Mann; drei gesunde, schöne Kinder; ein Haus und Land und Pferde. Obwohl Frauen nicht wählen durften und Männer legal jeden Besitz beanspruchen konnten, den ihre Frauen in die Ehe mit einbrachten, blieb Bridget die alleinige Besitzerin der 625 Acres, die sie vom Großvater geerbt hatte, und oftmals kaufte und verkaufte sie Tiere auf eigene Rechnung. Trace hatte natürlich ein Interesse an den Pferden und an den Investitionen, die sie zusammen gemacht hatten, aber er ließ Bridget freie Hand bei ihren eigenen Angelegenheiten. Die beiden waren Partner im wahrsten Sinne des Wortes.

»Wir werden nicht lange fort sein«, versprach Bridget, als Skye ihr in das kühle, schattige Innere des Hauses folgte. Die Babys befanden sich in Noahs Zimmer und schliefen in den Bettchen, die Trace für sie gezimmert hatte, aber sie würden bald erwachen und lärmen wie immer. »Sollen wir dir etwas mitbringen?«

Skye lächelte wehmütig. »Vielleicht ein paar Wagenladungen Bauholz?«

Bridget schüttelte lachend den Kopf und drapierte ihren guten Schal über ihre Schultern. Sie hatte das Stück den Winter über gehäkelt und trug es gern, weil sie sich damit herausgeputzt fühlte. »Ich befürchte, du wirst nachgeben und dich von einigen dieser Bäume trennen müssen«, sagte sie. »Wenigstens von genügend Bäumen, damit du Stämme für eine Hütte und einen Stall hast.«

Selbst das kam Skye wie ein Frevel vor, denn sie liebte jede Kiefer und Fichte, jeden Zweig und Ast auf ihrem Besitz, doch sie nickte trotzdem leicht und wehmütig. Sie sehnte sich nach einem eigenen Heim, und außerdem hatte sie den Verdacht, dass Bridget ein weiteres Baby erwartete, obwohl sie nichts in dieser Richtung gesagt hatte.

Skye wusste, dass sie sehr bald eine Belastung sein würde. Wenn sie sich als alte Jungfer und Tante vorstellte, verknöchert und verbittert, erschauerte sie.

Bridget legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Brüh dir etwas Tee auf, wenn die Zwillinge dir Zeit lassen. Dann wirst du dich besser fühlen.«

Tee war für Bridget der Balsam für fast jede Unpässlichkeit. Skye nickte abermals, schaffte ein leichtes Lächeln und ging zur Tür, wo sie und Noah winkend verharrten, bis Bridget und Trace mit ihrem Wagen durch den Bach ans andere Ufer rollten und in Richtung Stadt davonfuhren.

Noah setzte sein Häuptling-auf-dem-Kriegspfad-Spiel fort und weckte prompt die Zwillinge. Weinen und Geschrei drangen aus dem Kinderschlafzimmer, das sie mit ihrem älteren Bruder teilten, und Skye eilte hin, um sie zu holen, eins auf jedem Arm.

Gideon und Rebecca waren blonde, blauäugige Babys, gutmütig und intelligent. Gerade wach geworden, waren sie jedoch quengelig und feucht am Po.

Skye nahm zwei frische Windeln und trug ihre Nichte und ihren Neffen nach draußen, wo sie die Kleinen in das weiche Gras beim Creek unter ihren Lieblingsbaum – eine Espe – legte und die Windeln wechselte. Danach fühlten sie sich behaglicher und folglich fröhlicher, und sie saßen brabbelnd und vor Freude quietschend im Schatten, während ihre junge Tante sich im Bach die Hände wusch.

Sie saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Boden, kitzelte ihre Nasen mit Grashalmen und freute sich über ihre Belustigung, als Megan auf ihrer braun-weiß gefleckten Pinto-Stute namens Speckles durch den Creek platschte. Megan, eine schlanke, energiegeladene Rothaarige, war Skyes Vertraute, und die beiden – die Kinder von in Fehde liegenden Brüdern – waren zusammen in Virginia auf der blühenden Farm ihrer Großeltern aufgewachsen. Im Gegensatz zu Bridget und Christy, die meistens recht gut miteinander auskamen, jedoch selten die Gesellschaft der anderen suchten – und das allein war bereits eine Verbesserung, wenn man bedachte, wie zerstritten sie als Kinder gewesen waren –, waren Megan und Skye die besten Freundinnen und zugleich Cousinen. Sie wuschen oft zusammen Gold, und Megan hatte ihren Anteil der Funde benutzt, um Speckles zu kaufen.

Megan ließ die Zügel der Stute hängen, plumpste ins Gras und hob Gideon auf ihren Schoß.

»Ich musste entkommen«, teilte sie in dramatischem Flüsterton mit, als ob ihre ältere Schwester sie von der anderen Seite des Wassers auf dem Hügel und in dem Haus hören könnte, das Trace und Zachary und ihre Freunde aus einer alten Indianerhütte erbaut und mit einem Anbau für Megan versehen hatten. »Christy ist mies gelaunt.« Megan strich eine Strähne ihres kupferfarbenen Haars aus der Stirn, und ihre grünen Augen spiegelten eine Mischung aus Liebe und Ärger wider. »Ich kann dir sagen, seit sie dick geworden ist, führt sie sich unerträglich auf. Wir werden alle froh sein, wenn das Baby da ist.« Christy und Zachary erwarteten die Geburt ihres ersten Kindes eigentlich jeden Tag jetzt, und während Skye wusste, dass sie beide entzückt waren, ließ sich auch nicht leugnen, dass die Schwangerschaft sich anscheinend schlecht auf Christys Gemüt auswirkte. Zachary war der Einzige, der wirklich mit ihr zurechtkommen konnte, und er war in jüngster Zeit in seiner Eigenschaft als Marshal oft mit einem Aufgebot fort gewesen, um die Banditen aufzuspüren, die zwischen Virginia City und Primrose Creek Frachtwagen und Postkutschen überfielen und ausraubten.

»Bridget war bei ihrer letzten Schwangerschaft ebenfalls so«, vertraute Skye ihrer Freundin an. »Launenhaft und wunderlich, meine ich. Das wird vorübergehen.«

Megan seufzte schwer. »Ich nehme es an«, erwiderte sie. Dann ließ sie sich auf dem weichen Gras auf den Rücken sinken und hob Gideon mit beiden Händen hoch, was ihm ein fröhliches Juchzen entlockte. »Sie besteht immer noch darauf, dass ich auf die pädagogische Hochschule gehe und Lehrerin werde, damit ich immer ›Sicherheit‹ haben werde.« Die kleine Rebecca, die an den Abenteuern ihres Bruders teilhaben wollte, zupfte Megan am Ärmel, bis sie ebenfalls mit ihr spielte. »Warum kann Christy nicht verstehen, dass sich die Dinge verändert haben, nachdem wir endlich sicher sind, wir vier?« Sie legte eine Pause an und seufzte auf die für sie typische dramatische Art. »Ich bin groß geworden und habe meine Meinung über vieles geändert. Ich will Schauspielerin werden, ein Bühnenstar – das ist viel aufregender als Lehrerin, meinst du nicht auch?«

Skye und Megan, die großen Freundinnen, bemitleideten oftmals die Cousinen; manchmal war Bridget das Objekt ihres Mitleids, aber öfter noch Christy. Skye empfand heute ihrer älteren Cousine gegenüber besonderes Mitgefühl, doch in Wahrheit beunruhigte sie das ein bisschen, denn in letzter Zeit erschien ihr Megan immer fremder. Der Rest der Familie dachte, ihre Faszination für die Bühne würde vorübergehen, doch Skye befürchtete das Gegenteil.

»Sie will, dass du ein gutes Leben haben wirst, das ist alles. Was ist so schrecklich daran, Lehrerin zu werden? Wenn du die Schauspielerei leid bist, kannst du darauf zurückgreifen.«

Megan setzte sich auf und hielt Rebecca auf ihrem Schoß, während Skye Gideon nahm. Noah kletterte unterdessen geschickt auf die unteren Zweige eines nahen Baums. »Ich will nichts anderes lernen«, sagte Megan in dem entschiedenen Tonfall, der Skye nur zu vertraut war. »Jedenfalls nichts über Lesen und Schreiben und Rechnen. Ich will durch die ganze Welt reisen, in Bühnenstücken auftreten, herrliche Kleider aus Samt und Seide und Schmuck tragen, und dann zum Primrose Creek zurückkehren und ein großes schönes Haus auf meinem Anteil des Landes bauen und den Rest meiner Tage als Berühmtheit verbringen.« Sie senkte die Stimme. ›Dies war einst eine große Schauspielerin‹, werden die Leute sagen. Vielleicht schreibe ich sogar meine Memoiren.«

»Willst du keinen Mann?«, fragte Skye, doch die Frage war rhetorisch, denn sie kannte die Antwort. Sie selbst wollte natürlich eigene Geschäftsinteressen verfolgen, doch sie sehnte sich auch nach einem Heim und einer Familie und konnte nur schwer verstehen, weshalb sich Megan für einen völlig anderen Weg entschieden hatte, besonders weil sie beide den größten Teil ihres Lebens die gleichen Dinge gewünscht hatten. Skye fühlte sich einsam, wenn sie nur an die Veränderungen dachte, die mit ihrer engsten Freundin vor sich gegangen waren.

»Vielleicht will ich einen Mann«, räumte Megan ein, wenn auch widerwillig, »aber nicht für lange, lange Zeit. Er müsste älter sein und viel Geld haben. Vielleicht nehme ich einen Bewunderer von meinen Tagen auf der Bühne.«

Skye lächelte. Megan mochte Caleb Strand, einen gut aussehenden, dunkelhaarigen jungen Mann, der als Säger bei Jake Vigils Holzhandelsfirma angestellt war, doch er war nur einer von mehreren ihrer Verehrer, und sie behandelte sie alle mit herzlichem Desinteresse. »Was ist mit deinem Besitz? Gewiss willst du ihn nicht aufgeben.« Die McQuarrys waren irischer Herkunft, und die Liebe zum Land war in ihnen verwurzelt, in Körper und Geist, wie die Vorliebe für Pferde und die Bereitschaft, sich auf einen Kampf einzulassen, wenn es erforderlich war.

Megan errötete leicht und strich mit dem Kinn über Rebeccas blonde Locken. »Er wird hier sein, wenn ich zurückkomme, nehme ich an«, sagte sie. Der Ausdruck ihrer grünen Augen, ein Erbe ihrer schönen Großmutter, wurde ernst. »Und was ist mit dir, Skye? Du möchtest heiraten, das weiß ich. Und du könntest im Nu einen Ehemann haben –«, sie betonte es mit einem Fingerschnippen, »– wenn du nicht die ganze Zeit von Jake Vigil träumen würdest.«

Die morgendliche Begegnung mit Mr. Vigil hatte Skye fast überzeugt, dass das, was sie für Liebe zu ihm gehalten hatte, vermutlich nur Einbildung gewesen war. Dennoch war der Versuch, nicht an ihn zu denken, für sie wie der Versuch, nicht zu atmen, ihr Herz nicht schlagen zu lassen. Ihr war klar, dass sie ihn seit der Rettung an jenem Abend auf dem Tanzfest in ihren geheimen Gedanken idealisiert hatte, nicht mehr den einfachen fehlbaren Mann, sondern eine Art edle Persönlichkeit in ihm gesehen hatte, doch das änderte überhaupt nichts an der Stärke ihrer Gefühle. »Ich träume nicht von ihm«, protestierte sie.

Megan lächelte nur.

»Bestimmt nicht«, beteuerte Skye. Doch das tat sie – oder? Beim Zeus und Jupiter, sie wusste überhaupt nichts mehr mit Sicherheit.

»Oh, wie schade«, sagte Megan. »Warum fängst du ihn nicht einfach mit einem Lasso ein und fesselst ihn an dich, und die Sache ist erledigt? Er ist jetzt gewiss über seine Gefühle für Christy hinweggekommen. Schließlich ist es über ein Jahr her.«

Für Megan – und gewöhnlich auch für Skye – war ein Jahr sozusagen fast die Ewigkeit. Das war einer der Gründe, weshalb Megan sich weigerte, auf die pädagogische Hochschule zu gehen und Skye anfangen wollte zu leben wie eine erwachsene Frau. Schließlich war sie achtzehn. Viele Frauen hatten in diesem Alter ein paar Kinder.

Skye seufzte. »Das ist ja das Dumme. Ich bin mir nicht so sicher, dass er tatsächlich darüber hinweggekommen ist. Nach dem, wie er spricht, ist für ihn der Name McQuarry ein anderes Wort für Sturheit.«

Megan zuckte mit den Schultern. Im Ort Primrose Creek war die Zahl der männlichen Bevölkerung weitaus größer als die der weiblichen, und eine hübsche junge Frau konnte sich ihren Ehemann auswählen. Megan hatte Skye oftmals auf diese Tatsache hingewiesen und stets versucht, Ehestifterin zu spielen.

»Es ist dir vermutlich entgangen«, sagte sie, »aber Mr. Kincaid war ganz entzückt von dir.« Megan hatte ihr am vergangenen Sonntag nach dem Kirchgang den scheuen Holzfäller und Neuankömmling in Primrose Creek vorgestellt. »Du könntest auch einen Schlimmeren finden. Er ist dreißig, und seine Zähne sind ausgezeichnet. Hast du sein Gebiss bemerkt?«

Skye kicherte. »Das klingt, als bötest du ein Pferd zur Versteigerung an. Wie sind seine Füße? Vielleicht sollte ich ihm vors Schienbein treten und ein Bein anheben, nur um sicherzugehen, dass er wirklich trittsicher ist.«

»Gute Zähne sind nichts, über das man spotten sollte«, sagte Megan.

»Das wollen wir hoffen«, stimmte Skye zu.

Megan lachte und tat so, als ob sie ihr einen Hieb auf die Schulter versetzen wollte. Dies führte zu einem gemeinsamen Gerangel, und bald waren sie alle, die Babys, Noah, Megan und Skye in einen lebhaften Ringkampf verwickelt.

»Gütiger Gott«, dröhnte eine vertraute Frauenstimme, und jeder hielt inne, um zu Caney Blue aufzublicken. »Was hat das alles zu bedeuten?«, wollte die große Schwarze wissen, und in ihren dunklen Augen funkelte Gutmütigkeit. Caney hatte für die Familie McQuarry in Virginia, zusammen mit ihrem verstorbenen Ehemann Titus, als freie Frau gearbeitet, nicht als Sklavin. Als Christy und Megan westwärts gereist waren, um ihren Anteil der Erbschaft anzutreten, hatte Caney sie begleitet. Seither war sie bei ihnen, obwohl sie Pläne hatte, eines Tages in naher Zukunft Mr. Malcolm Hicks zu heiraten. Mr. Hicks hatte sich als Verehrer erwiesen, der sich nicht so leicht abweisen ließ.

»Ist Christy immer noch so mies gelaunt?«, fragte Megan und erhob sich. Sie hielt Rebecca mit einer Leichtigkeit und Grazie, was verriet, dass sie eines Tages eine gute Mutter sein würde, ob sie das nun gegenwärtig dachte oder nicht. »Ich reite erst heim, wenn sie wieder erträglicher ist.«

»Sie ist im Vorstadium der Wehen«, sagte Caney. »Ich hatte gehofft, Trace wäre hier, damit ich ihn in die Stadt zum Doc schicken kann. Es wird nicht mehr lange dauern.«

»Trace ist in der Stadt«, sagte Skye.

»Verflixt«, stieß Megan hervor, und sie wurde so blass, dass all ihre Sommersprossen wie von kleinen Federn geschnellt hervorzustechen schienen. »Ich reite sofort und hole ihn!« Damit drückte sie Rebecca Skye in die Arme, nahm Speckles' Zügel und saß in einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf. Alle Enkelinnen von Gideon McQuarry waren perfekte Reiterinnen. Dafür hatte er gesorgt, hatte ihnen allen das Reiten beigebracht, sobald sie sich an einem Sattelhorn hatten festhalten können.

Bevor jemand auch nur auf Wiedersehen sagen konnte, preschte Megan mit der Stute durch den Bach und aufs gegenüberliegende Ufer und verschwand dann zwischen den Bäumen.

»Kann ich irgendetwas tun?«, fragte Skye Caney mit ruhiger Stimme. Unwillkürlich hatte sie die Zwillinge und Noah dicht an sich gezogen, als nahe ein Unwetter.

»Sprich nur einige Gebete«, erwiderte Caney gelassen. »Ich gehe zurück. Miss Christy wird wünschen, dass ich bei ihr bin.«

Skye nickte. Sie glaubte einen Kloß in der Kehle zu haben, und es war ihr zum Weinen zumute, obwohl ihre Gefühle in Glück wurzelten, nicht in Sorge. Für sie war die Geburt eines Kindes das größtmögliche Wunder; sie hatte sich Tausende Male vorgestellt, Mr. Vigils Baby unter dem Herzen zu tragen. Nun, es war an der Zeit, über diese albernen Fantasien hinwegzukommen und vernünftig zu werden.

»Du informierst mich, wenn du etwas brauchst?«

Caney lief bereits auf der Fußbrücke über den Creek, die Trace mit ein paar zusammengebundenen Baumstämmen errichtet hatte. »Ich werde rüberbrüllen, wenn ich etwas brauche!«, rief sie über die Schulter.

Jake Vigil stand in seinem großen, verwaisten Haus, starrte aus dem Fenster auf den kahlen Blumengarten und grübelte, was zwischen ihm und Skye McQuarry schiefgegangen war. Er war schüchtern, das stimmte, aber normalerweise verstand er es, jemanden zu überzeugen, andere zur Vernunft zu bringen, selbst wenn sie zu Halsstarrigkeit neigten wie Skye McQuarry.

Sein Mund verzog sich zu der Andeutung eines widerwilligen Lächelns, als er sich daran erinnerte, wie Skye vor ihm gestanden hatte, die Arme in die Seite gestemmt, trotzig und angriffslustig. Sie war jung, aber sie war hübsch und heiratsfähig. Er erinnerte sich deutlich, wie schön, wie ungemein weiblich sie an jenem Abend im vergangenen Herbst beim Tanz gewesen war, und deshalb sah er über ihre unförmige Kleidung und den Schlapphut hinweg. Über ihren Eigenwillen hinwegzusehen würde ihm ein wenig schwerer fallen.

Sie waren in einer Pattsituation, er und die liebe Miss McQuarry. Früher oder später würde einer von ihnen nachgeben müssen, und das würde verdammt nicht er sein. Auf die eine oder andere Art würde er bekommen, was er haben wollte, wie es immer der Fall gewesen war – mit nur einer bemerkenswerten Ausnahme.

Wenn er Skye nicht überreden konnte, ihm die Holzrechte zu verkaufen, die er brauchte, würde er alles verlieren. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Es wäre nicht das erste Mal, dass er von Neuem anfangen musste; mit vierunddreißig Jahren hatte Jake seinen Anteil an Schicksalsschlägen erlitten und noch einige mehr, und er wusste, dass er fast alles überleben konnte. Das bedeutete nicht, dass ihm der Gedanke gefiel.

Nach einer Weile wandte er sich vom Fenster ab und ließ sich auf den gepolsterten und mit Leder überzogenen Stuhl hinter seinem breiten Schreibtisch aus Mahagoni sinken. Er bog den Kopf zurück, schloss die Augen und dachte an Christy McQuarry – jetzt Mrs. Zachary Shaw. Ihr Bild hatte ihn fast drei Monate lang des Nachts wach gehalten, und er hatte vermutlich einen Fluss von Whisky – nun, jedenfalls einen kleinen – leer getrunken, als er vergebens versucht hatte, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Jetzt konnte er sich plötzlich gar nicht mehr richtig erinnern, wie sie aussah. Seine Gedanken kehrten zu Skye zurück, Skye mit dem kastanienbraunen Haar und den blitzenden braunen, intelligent blickenden Augen. Sie machte ihn rasend; er sagte sich, dass sie ihm deshalb nicht aus dem Sinn ging. Sie erinnerte ihn ein wenig an Amanda.

Amanda. Nun, das war eine Lady, an die er ebenso bald nie wieder denken würde. Als er sie zum letzten Mal gesehen hatte, da hatte sie ihm mit einer Derringer-Pistole in die Schulter geschossen und ihn zum Verbluten zurückgelassen. Natürlich hatte sie die Gelegenheit genutzt, um vorher noch seine Kassette mit dem Bargeld leer zu räumen.

Er lächelte wieder. Er hatte wirklich kein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Frauen. Erst Amanda, Ärger auf zwei sehr wohlgeformten Beinen, jedoch eine Meisterin in Verstellungskunst, und danach Christy, die ihn vor den Altar gelockt und dann verlassen hatte, um Zachary Shaw zu heiraten. Sein Lächeln verblasste. Nach der Enttäuschung dieser gescheiterten Eheschließung hatte er sich geschworen, fortan sein Herz zu schützen und sich mit den Aufmerksamkeiten der leichten Ladys drüben im Golden Garter und Diamond Lil's zufriedenzugeben, und an diese Entscheidung wollte er sich halten.

Ob es ihm behagte oder nicht.

2

»Du könntest sie heiraten«, sagte Malcolm Hicks, und es klang so ruhig, als hätte er eine vernünftige Vorgehensweise vorgeschlagen. »Miss Skye, meine ich.«

Jake lehnte an der Bürotür, eine Hand in Schulterhöhe, den Daumen unter dem Kinn. Es war eine Haltung, die er oftmals einnahm, wenn er fassungslos war – was anscheinend immer öfter der Fall war. Sein Blick sägte Hicks, der über ein Hauptbuch gebeugt war, förmlich in Scheiben wie eine Säge das Holz. »Ich würde eher den stachligsten Kaktus heiraten als diese Frau. Außerdem würde sie mich vermutlich nicht haben wollen.«

Malcolm wischte sorgfältig seine Schreibfeder ab und legte sie auf den Tintenlöscher. Er war ein Schwarzer, geboren als Sklave auf irgendeiner Plantage in Georgia, der sich auf eigene Faust gebildet hatte, und weil ihm Caney Blue begegnet war und ihn gleich umworben hatte, betrachtete er sich als Experte in Herzensangelegenheiten. »Du bist nicht nur ein verdammter Narr, du bist auch blind. Dieses Mädchen meint, du ziehst den Mond an einem Faden hinter dir her. Jeder weiß das außer dir.«

Die Faust, die sich um Jakes Magen gekrampft zu haben schien, entspannte sich wieder. Er wollte Malcolm glauben, und gleichzeitig wünschte er es nicht. »Sie ist eine McQuarry«, sagte er, als wäre damit die ganze Sache erledigt. Für ihn war sie das in großem Maße, obwohl ihm bereits klar war, dass Malcolm ihm nicht beipflichten würde.

Malcolm lächelte, nahm wieder die Schreibfeder und tat, als grübelte er. »Das ist sie sicherlich. Es sind Vollblüter, die McQuarry-Frauen, und das ist eine Tatsache. Miss Skye ist stark und stolz. Wenn sie einen schwachen Mann heiratet, wird sie sich bis zum Ende ihrer Tage miserabel fühlen, so ist sie nun mal. Wenn sie andererseits einen feinen, kräftigen Mann wie dich heiraten würde ...«

»Vergiss es!«, blaffte Jake. Seine Geduld war am Ende, denn bei seinem Wortgefecht am Morgen mit dieser kleinen Nervensäge war sie bereits beträchtlich strapaziert worden. Er stieß sich vom Türrahmen ab. Fort von dem Gedanken, mit Skye McQuarry verheiratet zu sein, mit ihrer lebhaften Intelligenz, ihrer grimmigen Entschlossenheit, ihrem fraulichen Körper und all den lockenden Geheimnissen ihrer Seele. Er wies auf das offene Hauptbuch. »Du musst dich auf die Bücher konzentrieren. Und wenn du schon dabei bist, finde für mich eine Möglichkeit, meinen Vertrag zu erfüllen, ohne zuerst zehntausend Eisenbahnschwellen zu liefern.«

Malcolms Lächeln erstarb, und sein schwarzes Gesicht wurde finster, als wäre ein Schatten darauf gefallen. »Das ist unmöglich«, sagte er.

Jake seufzte und verließ das Büro. Er würde zum Sägewerk zurückkehren und arbeiten, bis seine Muskeln genug schmerzten, um jeden Gedanken an diesen neuen, sonderbaren Schmerz in der Herzgegend zu vergessen. Oder – noch besser – er würde vielleicht von Neuem versuchen, diesen braunen Hengst aufzuspüren.

Skye lag auf dem Bauch im hohen Gras auf dem Hügelhang und beobachtete den prächtigen Hengst, der dort mit hoch erhobenem Kopf stand, während die Mähne an seinem schlanken Hals im Wind flatterte. Er war langbeinig und hatte eine kräftige Brust, wie geschaffen, um schneller zu sein als der Wind. Sie lächelte, jedoch ein wenig traurig. Es war fast ein Frevel, solch ein herrliches Tier einzufangen und zum Reiten abzurichten. Vorausgesetzt natürlich, dass der Hengst überhaupt gefangen werden konnte. Manchmal wenn Skye ihn beobachtete, dachte sie, dass er gar nicht real, sondern nur eine Illusion war, das Bild in einem Traum.

Der Hengst warf den Kopf auf und drehte ihn in ihre Richtung; vermutlich witterte er sie in der Brise. Einen langen Moment blickten sie einander nur an. Dann wandte er sich mit einem lauten Wiehern, das wie nach einer freundlichen Herausforderung klang, ab und galoppierte davon, verschwand wie ein Geist in einem von Bäumen gesäumten Einschnitt.

Skye verweilte dort im Gras, noch lange nachdem er fort war. Es war wie ein Schock für sie, als sie zu sich kam und erkannte, dass sie irgendwann nicht mehr an den Hengst gedacht hatte, sondern sich stattdessen Jake Vigil in ihre Gedanken eingeschlichen hatte.

Sie wälzte sich auf den Rücken und starrte in den blauen und wolkenlosen Himmel. Sie sollte nicht länger bleiben. Christy hatte am vergangenen Abend einen Jungen geboren, und ihr Mann, Zachary, war immer noch nicht zurückgekehrt. Skye hatte versprochen, Caney und Megan eine Zeit lang abzulösen und bei Christy und dem Baby zu bleiben.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit würde es noch Stunden dauern, doch der Mond war schon jetzt sichtbar, durchsichtig wie Gaze, und Skye fragte sich, ob es etwas nutzte, wenn sie sich bei diesem Anblick etwas wünschte. Sie hatte stets versucht, mit den Sternen zu reden, doch es war immer vergebens gewesen. Jake mochte wünschen, dass das Holz auf ihrem Land wuchs, aber darüber hinaus hatte er vermutlich niemals einen Gedanken an sie verschwendet.

Seufzend zupfte sie einen Grashalm heraus und schob ihn spielerisch zwischen die Zähne. Vermutlich konnte sie das Holz für einen Ehering eintauschen und hoffen, dass Jake sie im Laufe der Zeit lieben würde, wie solche Männer in solchen Vernunftehen oftmals ihre Frauen zu lieben begannen und umgekehrt, aber allein der Gedanke verletzte ihren Stolz. Es wäre schon schlimm genug, wenn er einen solchen Handel akzeptieren würde; und wenn er sie abweisen würde, würde sie zu gedemütigt sein, um die Stadt Primrose Creek jemals wieder zu betreten.

Das Geräusch eines Wagens, das von unterhalb heraufhallte, riss sie aus ihren Gedanken. Sie setzte sich auf und drehte sich, um in die andere Richtung zu spähen. Sie erkannte ein Maultiergespann und den Wagen, der über den engen Weg rumpelte. Eine Frachtladung, vermutlich auf dem Weg zum General Store oder zu Mr. Vigils Sägemühle. Er ließ ständig Dinge aus San Francisco oder Denver kommen oder sogar aus Chicago, wenn er irgendein modernes Ausrüstungsteil brauchte.

Skye blinzelte. Sie konnte Mr. Harrimans massige Gestalt erkennen, der auf dem Wagenbock hockte und mit seinen fleischigen Händen die Zügel hielt. Neben ihm saß ein kleiner Junge und klammerte sich an das Sitzbrett. Sein braunes Haar glänzte in der Sonne. Selbst aus dieser Entfernung konnte Skye erkennen, dass das Kind mager und blass war, und Mitleid stieg in ihr auf.

Armer kleiner Kerl. Er schien schreckliche Angst zu haben.

Mit einem Stirnrunzeln stand Skye auf, schüttelte ihren hoffnungslos zerknitterten Rock aus und machte sich auf den Weg zum Haus ihrer Cousine, das auf einer Anhöhe, fast direkt gegenüber von Bridgets und Traces Haus, auf der anderen Seite des Creeks stand. Das Haus der Shaws mit seinem neuen Dach und den Glasfenstern, ganz zu schweigen von hölzernen Böden und vier getrennten und großen Räumen – in einer Gegend, in der Blockhütten die Regel waren –, wurde weit und breit bewundert.

Als sie eintraf, stand die Haustür einen Spalt offen. Caney war zwar nicht zu sehen, doch Skye konnte sie drinnen mit ihrer melodischen Stimme ein Spiritual singen hören. Wenn Caney Malcolm Hicks nicht heiratete – was sie vorhatte –, konnte sie vielleicht ihren Lebensunterhalt mit Auftritten auf einer Bühne verdienen, wie es Megan tun wollte.

Skye klopfte an den Türrahmen und trat ein. Caney stand am Herd mit seinem glänzenden Chrombesatz und rührte in einem Topf etwas um, das gut roch. Sie lächelte grüßend.

»Ah, Miss Skye, du bist ein willkommener Anblick.«

Skye blickte unruhig zur Tür von Christys und Zacharys Zimmer. »Wie geht es ihr?«

Caney seufzte. »Sie grämt sich sehr, dieses Mädchen, und ist überzeugt, dass Mr. Zachary nicht zu ihr zurückkommen wird, niemals. Will dem Baby nicht mal einen Namen geben.«

»Wo ist Megan?«, fragte Skye. Zurzeit befürchtete sie fast, hören zu müssen, dass ihre Cousine sich davongemacht hatte, um Ruhm und Abenteuer zu suchen.

Caney breitete weit die Arme aus und ließ sie sinken. »Das weiß nur der Himmel. Dieses Mädchen kommt noch in schlechten Ruf, wenn es nicht aufhört, sich dauernd herumzutreiben. Ständig träumt sie und verhält sich wie jemand aus einem dieser Shakespeare-Stücke. Nennt sich Ophelia oder Lady Macbeth!«

Skye lächelte. Megan liebte es, Rollen zu spielen, auch wenn sie die einzige Zuschauerin war.

»Caney?«, ertönte eine Stimme aus dem Elternschlafzimmer. »Ist Zachary dort bei dir?«

Skye und Caney tauschten Blicke.

»Nein, Miss!«, rief Caney zurück. »Es ist deine Cousine Skye, die gekommen ist, um eine Weile bei dir zu sitzen und deinen süßen Jungen zu bewundern.«

»Oh«, erwiderte Christy, offenkundig enttäuscht. Dann fügte sie mit erzwungener Fröhlichkeit hinzu: »Komm rein. Vielleicht macht es Caney nichts aus, uns etwas Tee aufzubrühen, bevor sie in die Stadt fährt.«

Caney forderte Skye mit einer Geste auf, das Zimmer ihrer Cousine zu betreten, und griff dann nach dem Teekessel.