Die Gottesbilder großer Denker - Klaus Peter Fuglsang-Petersen - E-Book

Die Gottesbilder großer Denker E-Book

Klaus Peter Fuglsang-Petersen

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Beschreibung

Seit 2600 Jahren fragen Philosophen nach Gott und nach dem Ursprung und dem Sinn des Lebens. Wahrscheinlich wird es wegen der sich stets ändernden gesellschaftlichen Verhältnisse nie eine abschließende Antwort geben. Je weiter wir die Kausalzusammenhänge zur Entstehung der Welt zurückverfolgen, umso mehr tun sich neue, unbekannte Ursachen auf, deren Existenz wir nicht erklären können. Bei der Suche nach einem glücklichen Leben können die Vorstellungen der großen Denker uns Hilfe leisten und vor religiösem Fanatismus schützen. Wie haben sich ihre Gedanken über eine gute, gerechte Lebensordnung seit den Anfängen eines systematischen Nachdenkens über Gott entwickelt? In einem kurzen Überblick über die Gottesbilder großer Denker vom Altertum bis zur Gegenwart geht Klaus Peter Fuglsang-Petersen dieser Frage nach. In der für den eiligen Leser gedachten Zusammenfassung schildert er das breite Spektrum der Vorstellungen von den in den Naturgewalten lebenden Göttern, dem einen Gott, der die Idee des Guten verkörpert, bis hin zu der Feststellung "Gott ist tot" und den heute anerkannten erkenntnistheoretischen Überlegungen zur Frage der Gerechtigkeit. Als Ergebnis entsteht das Bild von der Würde des Menschen, das Jesus entworfen hat, und das sich auf Freiheit, Gleichheit und Nächstenliebe stützt. Ein Hinweis auf ausgewählte Literatur zur Vertiefung des Themas schließt die Darstellung ab.

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Seitenzahl: 64

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Inhalt

Einleitung

Vom Altertum bis zur Mystik

Xenophanes (570 - 480) - Der eine Gott ist Alles

Platon (427 - 347) - Gott ist die Idee des Guten

Aristoteles (384 - 323) - Gott ist das Streben der Welt

Epikur (341 - 270) - Götter leben in den Vorstellungen der Menschen

Zenon (332 - 262) - Götter sind die Gesetzlichkeit der Welt

Jesus (0 - 30) - Gott ist Liebe

Plotin (206 - 270) - Gott ist das unerklärliche Eine

Augustinus (354 - 430) - Gott ist das Gute in dreifacher Gestalt als Schöpfer, Jesus Christus und Heiliger Geist

Thomas von Aquin (1225 - 1274) - Gott ist Glaube und Vernunft

Meister Eckhart (1260 - 1327) - Über dem Dreieinigen Gott steht die Gottheit

Wilhelm von Ockham (1286 - 1349) - Gott ist ausschließlich Gegenstand des Glaubens

Vom Humanismus bis zur Gegenwart

Nikolaus von Kues (1401 - 1464) - Gott steht über allem

Giordano Bruno (1548 - 1600) - Gott und Natur sind eins

Jakob Böhme (1575 - 1624) - Gott ist nicht allmächtig

René Descartes (1596 - 1650) - Gott ist so gewiss wie das Denken

Blaise Pascal (1623 - 1662) - Gott löst das Rätsel unserer Existenz

Baruch de Spinoza (1632 - 1677) - Gott ist der Urgrund aller Dinge

John Locke (1632 1704) - Gott erkennen wir durch unsere Vernunft

Gottfried Wilhelm Leibnitz (1646 - 1716) - Gott ist die Urmonade, das höchste Kraftzentrum der Welt

Montesquieu (1689 - 1755) - Gott ist nicht notwendig

Voltaire (1694 - 1778) - Gott muss existieren

David Hume (1711 - 1776) - Gott gibt es nicht

Jean-Jacques Rousseau (1712 - 1778) - Das Gefühl sagt mir, dass es Gott gibt

Immanuel Kant (1724 - 1804) - Auch die Nichtexistenz Gottes ist nicht beweisbar

Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) - Gott kann nicht erklärt werden

Johann Gottlieb Fichte (1762 - 1814) - Gott ist die sittliche Weltordnung

Friedrich Schelling (1775 - 1854) - Gott ist Natur und Geist

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 - 1831) - Gott ist Weltgeist, Wahrheit und Vernunft

Auguste Comte (1798 - 1857) - Das Nachdenken über Gott ist nutzlos

Ludwig Feuerbach (1804 - 1872) - Gott ist Wunschvorstellung der Menschen

William James (1842 - 1910) - Gott existiert, weil er nützlich ist

Karl Jaspers (1883 - 1969) - Gott kann nur geglaubt werden

Ludwig Wittgenstein (1889 - 1951) - Gott ist der unaussprechliche Sinn der Welt

Günter Rohrmoser (1927 - 2008) - Mit dem Christentum dem Verfall der Gesellschaft entgegenwirken

Aktuelle Diskussion

Wissenschaftlicher Wertrelativismus

Gerechtigkeit

Das Gottesbild moderner Denker

Literatur zur Vertiefung

Bildnachweis

Einleitung

Seitdem es auf der Welt Menschen gibt, die sich gegenüber anderen Lebewesen durch ihre Fähigkeit zum logischen Denken, zur Willensbildung und zum selbstverantwortlichen Handeln auszeichnen, fragen sie nach der Entstehung des Universums und dem Sinn ihres Lebens auf Erden. Mit dieser Frage eng verknüpft ist die Frage nach der Richtschnur für unser Leben zwischen Himmel und Hölle, zwischen Gut und Böse. Trotz aller Fortschritte der Kosmologie, deren modernste Variante die Theorie einer Urwolke entwickelt hat, aus der die kosmischen Objekte und schließlich das Leben entstanden sein sollen, wissen die Menschen nicht, woher sie letztendlich kommen und wohin ihr Geist und ihre Seelen nach dem Tode gehen.

Wahrscheinlich werden wir diese Fragen nie beantworten können. Denn je weiter die Kausalzusammenhänge zur Entstehung der Welt zurückverfolgt werden, umso mehr tun sich neue, unbekannte Ursachen auf, deren Existenz wir nicht erklären können. Woher kommt die Urwolke, wer hat sie geschaffen? Warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts? Was hat den Evolutionsprozess in Gang gesetzt? Wozu das Ganze? Dieses Unvermögen des Menschen zur Erklärung der Welt hat in allen Kulturkreisen der Erde seit jeher die Frage nach Gott und dem Anfang, dem Sinn und dem Ende des Lebens aufgeworfen. Die Religionen der Welt beantworten die Fragen auf sehr verschiedene Weise. Grundwissen der Erkenntnistheorie ist heute, dass weder die Existenz noch die Nichtexistenz eines persönlichen, allmächtigen Gottes als Schöpfer der Welt wissenschaftlich bewiesen werden können.

Für die persönliche Meinungsbildung ist es daher von Interesse, sich mit den Gottesbildern der großen Denker auseinander zu setzen. Bei der Suche nach einem sinnvollen, glücklichen Leben können die Vorstellungen der großen Denker Hilfe leisten und vor religiösem Fanatismus schützen. Mit der Frage nach Gott war immer auch das Problem verknüpft, wie Menschen am besten zusammenleben können. Vor rund 2.600 Jahren, also etwa um 600 v. Chr., gab es eine Epoche in der Menschheitsgeschichte, in der zum ersten Mal einzelne Menschen alte Mythen in Frage stellten und sich ihr eigenes Bild von der Welt formten. Es war die Zeit des Erwachens, die sogenannte Achsenzeit (Karl Jaspers). Bis dahin hatte man in den Naturgewalten, denen man den eigenen Lebensraum abringen musste, unheimliche Kräfte gesehen, um deren Gunst man flehte, die man anbetete. Die Naturkräfte waren Gottheiten, die nicht nur über Wind und Wetter herrschten, sondern auch in das Schicksal der Menschen eingriffen.

Um 600 v. Chr. kam nun etwas Neues auf die Menschen zu. Der Vielzahl der Götter wurden Gedankensysteme entgegengesetzt, mit denen die Welt erklärt wurde und die zur allgemeinen Befolgung aufforderten. Neben den Propheten und Religionsstiftern (Jesaja in Palästina, Zarathustra in Persien, Laotse und Konfuzius in China und Buddha in Indien), fragten einzelne Denker, was können wir erkennen, was sollen wir tun, wie können wir ein glückliches Leben finden? Sie wurden Philosophen (Freunde der Weisheit) genannt. In Griechenland begann die Philosophie des Abendlandes ihren langen Weg. Die Gottesbilder einiger ihrer herausragenden Vertreter vom Altertum bis zur Gegenwart sollen Gegenstand der folgenden Betrachtung sein. Die Zusammenfassung schildert das breite Spektrum der Vorstellungen von den in den Naturgewalten lebenden Göttern, dem einen Gott, der die Idee des Guten verkörpert, bis hin zu der Feststellung „Gott ist tot“ und den modernen sozialphilosophischen Überlegungen zur Frage der Gerechtigkeit. Die Vielzahl der unterschiedlichen Denkansätze, insbesondere die Wissenschaftstheorie des Wertrelativismus, belegt, dass es eine einzige religiöse Wahrheit nicht gibt, und dass religiöser Fanatismus ein Irrweg ist. Als Ergebnis entsteht das Bild von der Würde des Menschen, das Jesus entworfen hat, und das sich auf Freiheit, Gleichheit und Nächstenliebe stützt.

1. Vom Altertum bis zur Mystik

Xenophanes (570 - 480)

Der eine Gott ist Alles

Als die ionische Küstenstadt Milet in Kleinasien unter persische Herrschaft kam (546 v. Chr.), wurde Xenophanes dort als Wandersänger populär. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in Süditalien. Er hatte sich eingehend mit Homer (800 v. Chr.) beschäftigt und war zu seinem Kritiker geworden. Dass Homer und Hesiod (770 v. Chr.) den Göttern alle menschlichen Unarten andichteten wie Diebstahlt, Ehebruch, Arglist und Prahlerei fand Xenophanes nicht gut. Ebenfalls kritisierte er, dass die Menschen ihre eigenen Vorstellungen in ihre Götter hineinlegten und spottete über die olympische Götterversammlung. Er stellt sich als erster Grieche einen einzigen Gott vor. Das Höchste und Größte kann nur eines sein. Dieser Gott ist zugleich identisch mit dem Weltganzen. Er ist das unveränderliche Sein hinter der Vielfalt des Erkennbaren.