Die Grenzen der Menschlichkeit - Miltiadis Oulios - E-Book

Die Grenzen der Menschlichkeit E-Book

Miltiadis Oulios

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Beschreibung

Warum Angela Merkel am 15. Juli etwas richtig machte und warum wir uns die Frage stellen müssen, ob wir als Bürger dieser Welt selbst frei entscheiden dürfen, wo wir auf diesem Globus leben. Denn - so Miltiadis Oulios in seinem Kursbuch-Beitrag - Staaten markieren mit Abschiebungen, dass sie dieses Recht so nicht anerkennen. Ihnen stehen aber die Menschen gegenüber, die das Recht des Staates nicht anerkennen, ihnen Bewegungsfreiheit zu verwehren.

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Miltiadis Oulios Die Grenzen der Menschlichkeit

Warum Abschiebung keine Zukunft hat

Am 15. Juli 2015 machte Angela Merkel etwas richtig. In einer Rostocker Schule traf sie im Rahmen des sogenannten Bürgerdialogs auf Jugendliche, um mit ihnen über das Thema »Gut leben in Deutschland« zu diskutieren. Und sie traf dabei auf die 14-jährige Schülerin Reem Sahwil. Ein Mädchen palästinensischer Herkunft, das vier Jahre zuvor mit seinen Eltern aus dem Libanon geflohen war. Auch sie würde gerne »gut leben in Deutschland«, sie repräsentierte sogar das, was gemeinhin als gut integrierte Ausländerin verhandelt wird. Gutes Deutsch, gut in der Schule. Aber Reem Sahwil stand schon mal kurz vor der Abschiebung, und auch nach vier Jahren im Land hatte sie kein Bleiberecht. Ihr Leid teilte sie unter Tränen der Kanzlerin im Bürgerdialog mit, ebenso wie ihren Wunsch, es endlich einmal so einfach zu haben wie ihre Mitschüler, studieren, das Leben genießen können, statt in Angst vor der Abschiebung zu leben.

Die Jugendliche hat sich damit faktisch zur Bürgerin dieses Landes gemacht, ohne dies von Rechts wegen zu sein. Sie hat die Rolle, die ihr zugewiesen wird, nämlich die des Flüchtlings und sonst nichts, zurückgewiesen. Merkel entgegnete ihr trocken, dass der Libanon ja nicht als Land gelte, »das direkt einen Bürgerkrieg hat«, und dass Deutschland eben nicht sagen könne, »ihr könnt alle kommen«, ehe sie sie auf die Reform der Bleiberechtsregelung verwies und ihr vermittelte, dass Politik »manchmal hart« sei. Dann ging sie zu dem weinenden Mädchen und versuchte, es etwas ungelenk zu trösten, indem sie es vor laufender Kamera streichelte.

Diese Szene verbreitete sich nach einem Fernsehbericht rasend schnell in den sozialen Netzwerken, und insbesondere unter dem Hashtag #merkelstreichelt wurden im Internet der Politikerin Kälte, Heuchelei und Herzlosigkeit attestiert. Das war einer der wenigen Momente in Deutschland, in denen die CDU-Frau in dieser Art massiv kritisiert wurde, während sie es ansonsten schafft, ein »Mutti«-Image zu kreieren, das ihr häufig genau diese Kritik vom Leib hält.