Die grosse Freude - Lise Gast - E-Book

Die grosse Freude E-Book

Lise Gast

0,0

Beschreibung

Das alljährliche Weihnachtsfest im Kreise der Familie ist seit jeher Sabinas größte Freude. Umso enttäuschter ist sie deshalb auch, als ihre Kinder ihr mitteilen, dass sie das traditionelle Weihnachtsfest für unzeitgemäß halten und es dieses Jahr ausfallen lassen wollen. Die Witwe Sabina ist untröstlich über diese Entscheidung und kann ihre Kinder in dieser Hinsicht auch nicht verstehen.Ihr kleiner Sohn Rüdiger ist es, der letztendlich das Weihnachtsfest rettet und es einem neuen Glanz erstrahlen lässt. Noch nie hat Sabina Weihnachten so tief und wahr empfunden, wie in diesem Jahr.-

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 27

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Lise Gast

Die grosse Freude

Saga

Die grosse Freude

German

© 1973 Lise Gast

Alle Rechte der Ebookausgabe:© 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

All rights reserved

ISBN: 9788711508954

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com

„Dann könnten Sie doch eigentlich mit mir feiern?“ fragte er.

Es schneite jetzt, in winzigen, noch einzelnen Flocken, das erstemal in diesem Jahr. Natürlich dachte man da an Weihnachten; ihr ging es genauso.

„Ja?“ fragte er, als sie nicht antwortete. Es klang dringlich, hoffnungsvoll – sie sah ihn an.

„Ich habe drei Kinder“, sagte sie.

Er hatte sie mit dem Wagen heimfahren wollen. Aber sie bestand darauf, den Bus zu nehmen. Warum eigentlich? Nur aus Dickköpfigkeit? Es schien ihr selbst so.

Sie versuchte, sich zu entschuldigen.

„Ich fahre doch immer mit dem Bus. Vielleicht holt mich eins der Kinder ab.“

„Ja, dann.“

So begleitete er sie bis zur Haltestelle. Sie sprachen nicht mehr. Der Schnee wurde jetzt dichter, er fiel sanft, lautlos. Die Straßen der Vorstadt bekamen dadurch ein ganz anderes Gesicht. ‚Ich muß noch etwas sagen, etwas Nettes‘, dachte sie. ‚Er hat es gut gemeint‘. Aber es fiel ihr nichts ein.

Sie mochte kein Mitleid. Immer hatte sich alles in ihr zusammengezogen, wenn jemand sie bedauerte. Vielleicht aber war es gar kein Mitleid bei ihm, vielleicht war er selbst einsam, wollte sich auf Weihnachten freuen können, jemanden haben, mit dem er diesen Abend feierte? Er hatte keine Familie, das wußte sie.

Sie hatten noch Zeit und gingen langsamer. An der Haltestelle wartete niemand. Sabina dachte an das Stück Weg, das sie noch gehen mußte, wenn sie ausgestiegen war. Natürlich würde keins der Kinder sie abholen. Sie hatte das nur so gesagt.

Ach ja, die Fahrerei! Es war schön, draußen zu wohnen, für die Kinder jedenfalls. Obwohl Barbara bereits anfing, darüber zu meutern. Alle ihre Freundinnen wohnten in der Stadt, nie könnte man etwas mitmachen, immer wäre man auf den Bus angewiesen.

Sabina hatte das bisher überhört, mit ein paar freundlichen Worten übergangen, vertröstet. Eines Tages hätten sie vielleicht auch einen Wagen, einen gebrauchten. Und das kleine Haus sei doch so hübsch. Jeder habe sein eigenes Zimmer, das wäre in einer Stadtwohnung unerschwinglich.

Das stimmte. Ihr Häuschen besaß viele Vorzüge, vor allem den, daß jeder sein eigenes Reich hatte. Es war ein altes Pfarrhaus, die Kirche daneben war abgerissen worden. Dort, wo sie gestanden hatte, war jetzt der Garten, ein ziemlich ungepflegter, verwilderter – ihr gefiel er gerade deshalb. Die Bäume waren schon wieder groß, so lang war es her, daß der letzte Beschuß die Kirche in Trümmer legte. Aber es waren Bäume wie sie sie aus ihrer Kindheit kannte, eine Kastanie vor allem, die sie liebte, besonders im Herbst. Nichts gibt so goldenes Licht wie sich färbendes Kastanienlaub, und der Baum stand gerade vor dem Fenster ihres eigenen Zimmers.

Sie hatte das Haus gekauft, etwa ein Jahr nach dem Tode