Die großen Pharaonen - Martin von Falck - E-Book

Die großen Pharaonen E-Book

Martin von Falck

4,9

Beschreibung

Als Individuen treten die Pharaonen Ägyptens kaum in Erscheinung, agieren sie doch in Texten und Darstellungen vornehmlich als kultisches Gegenüber der Götter. Sollen die ägyptischen Könige für uns nicht bloße Namen bleiben, gilt es, die in den schriftlichen Quellen genannten Ereignisse, die noch heute sichtbaren Denkmäler und die im archäologischen Fundgut fassbaren Kulturphänomene zu Bildern bestimmter Regierungszeiten zusammenzufügen, die sich durch Neufunde oder Neuinterpretationen stetig wandeln. Nur die Pharaonen der späten Dynastien, vor allem die Ptolemäer, treten verstärkt als Einzelpersonen hervor, weil sie auch von griechischsprachigen Autoren, die unserem Verständnis von Geschichtsschreibung näherkommen, geschildert werden.

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Dr. Martin von Falck (Hamburg):

Ägyptologe, Koptologe, Klass. Archäologe. Kurator u. a. am Pelizaeus-Museum, Hildesheim, und Gustav-Lübcke-Museum, Hamm. Wissenschaftlicher Leiter der Replikenausstellung Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze. Lehrbeauftragter an den Universitäten Münster, Hamburg und München. Herausgeber und Autor zahlreicher Kataloge zu Ausstellungen und Sammlungen, u. a. Pharao siegt immer – Krieg und Frieden im Alten Ägypten.

Susanne Martinssen-v. Falck,

M. A. (Hamburg): Ägyptologin, Althistorikerin, Ethnologin. Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Replikenausstellung Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze, Autorin des Begleitkataloges für Kinder und Jugendliche. Lehrbeauftragte der Universität Hamburg; Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Edfu-Projekt, Hamburg (Akademie der Wissenschaften zu Göttingen).

Zum Buch

»In Ägypten entstand zum ersten Mal ein Reich des Unsichtbaren.« FRIEDRICH HEGEL

Als Individuen treten die Pharaonen Ägyptens kaum in Erscheinung, agieren sie doch in Texten und Darstellungen vornehmlich als kultisches Gegenüber der Götter. Sollen die ägyptischen Könige für uns nicht bloße Namen bleiben, gilt es, die in den schriftlichen Quellen genannten Ereignisse, die noch heute sichtbaren Denkmäler und die im archäologischen Fundgut fassbaren Kulturphänomene zu Bildern bestimmter Regierungszeiten zusammenzufügen, die sich durch Neufunde oder Neuinterpretationen stetig wandeln. Nur die Pharaonen der späten Dynastien, vor allem die Ptolemäer, treten verstärkt als Einzelpersonen hervor, weil sie auch von griechischsprachigen Autoren, die unserem Verständnis von Geschichtschreibung näherkommen, geschildert werden.

Martin von Falck /Susanne Martinssen-von Falck

Die großen Pharaonen

Martin von Falck /Susanne Martinssen-von Falck

Die großenPharaonen

Von der Frühzeitbis zum Mittleren Reich

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

Es ist nicht gestattet, Abbildungen und Texte dieses Buches zu scannen, in PCs oder auf CDs zu speichern oder mit Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Alle Rechte vorbehalten

© by marixverlag in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2015Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2015

Covergestaltung: Network! Werbeagentur, MünchenBildnachweis: Chephren-Statue Giza, Cairo Egyptian Museum© akg-images / De Agostini Picture Lib. / G. Dagli OrtieBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0492-9

www.verlagshaus-roemerweg.de

»So steige Du empor zu Deiner Mutter Nut!Sie soll Dich an die Hand nehmen und Dir einen Wegzum Horizont weisen,zum Ort von Res Aufenthalt.«

aus Spruch 422 der Pyramidentexte

INHALT

VORWORT

EINLEITUNG

Die ägyptischen Königsnamen

Die Chronologie des Alten Ägypten

DIE FRÜHZEIT

Aha

Djer

Den

Qa-a

Hetepsechemui

Ninetjer

Chasechemui

DAS ALTE REICH

Djoser

Snofru

Cheops

Chephren

Mykerinos

Userkaf

Sahure

Neferirkare

Niuserre

Djedkare

Unas

Teti

Pepi I.

Pepi II.

DAS MITTLERE REICH

Mentuhotep II.

Amenemhet I.

Sesostris I.

Amenemhet II.

Sesostris II.

Sesostris III.

Amenemhet III.

ANHANG

Pläne 1–4

Glossar

Literaturverzeichnis

Abbildungsnachweis

VORWORT

Der vorliegende Band »Große Pharaonen« umfasst die Biographien der wichtigsten ägyptischen Könige von der Frühzeit bis zum Ende des Mittleren Reiches (2900–1630 v. Chr.).

Die Biographie eines altägyptischen Königs, die ein heutiger Ägyptologe entwirft, muss zwangsweise ein sehr ungenaues und fragmentarisches Konstrukt bleiben. Aus einer ehemaligen Fülle von historischen Daten können nur diejenigen Quellen ausgewertet werden, die heute zufällig zur Verfügung stehen. Könige, aus deren Regierungszeiten wenige archäologische Artefakte erhalten sind, mögen Bedeutendes geleistet haben, ohne dass wir Kenntnis davon haben. Auch die Art und Aussagekraft von Quellen kann von gänzlich unterschiedlicher Qualität sein. Je früher ein König in der Chronologie der ägyptischen Geschichte angesiedelt ist, desto spärlicher sind im Normalfall die Informationen, die uns vorliegen. Es gilt also oft in kriminalistischer Manier, die wenigen Fakten zu einem schlüssigen Gesamtbild zu verbinden. Dabei sind zunächst grundlegenden Eckdaten, wie zum Beispiel die Länge der Regierung, festzustellen. Selbst bei diesen einfachen Fragestellungen treten gelegentlich die ersten Schwierigkeiten auf. Bei der Beschreibung von innen- und außenpolitischen Ereignissen, der Organisation und personeller Besetzung der Verwaltung sowie von religiösen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind wir auf Qualität und Quantität der durch Fundzufall erhaltenen Quellen angewiesen. Leichter fällt die Auswertung der materiellen Hinterlassenschaften. Königsgräber, Tempelbauten, Statuen und Grabausrüstung scheinen die Präsenz der Herrscher besser fassbar zu machen. Völlig unmöglich ist es, Fragen nach der Persönlichkeit der ägyptischen Könige zu beantworten. Als Individuen bleiben sie für uns ein unzugängliches Rätsel. Offizielle königliche Inschriften enthalten lediglich Standardformeln, welche den Herrscher in seiner offiziellen Rolle als König beschreiben. Bestimmte Eigenschaften und Aufgaben waren generell mit einem Pharao verbunden: Stärke, Handeln im Sinne der Maat (gerechte Weltordnung), Ausüben der Götterkulte und Verteidigung Ägyptens gegen die Fremdvölker. Die gottgleiche, später gottähnliche Stellung der ägyptischen Könige verhinderte sowohl in königlichen wie auch privaten Quellen Aussagen über den Charakter der Herrscher. Wenn derartiges überhaupt Erwähnung findet, dann mit programmatischer Absicht. Die historische Bewertung der altägyptischen Könige kann zwar nicht ihre individuelle Persönlichkeit berücksichtigen, aber es fällt schwer, sich der Hochachtung vor den herausragenden Leistungen der Pharaonen sowie ihrer Beamten- und Priesterschaft, der Handwerker und Arbeiter zu entziehen. Beindruckende Monumentalarchitektur wie Pyramiden, Tempel und Gräber mit ihren Inschriften, Reliefs, Statuen und Wandmalereien sowie die ägyptischen Sammlungen in den Museen vieler Länder machen die Geschichte der Pharaonenzeit für heutige Betrachter in Ägypten und auf der ganzen Welt erfahrbar. Die »großen Pharaonen« und die Kunst und Kultur Altägyptens üben damit noch nach Jahrtausenden eine ganz besondere Faszination aus.

Den Band »Große Pharaonen« zu schreiben, war Martin von Falck ein Herzensanliegen. Die Vermittlung ägyptologischen Wissens war ihm nicht nur als Lehrer an den Universitäten Münster, Hamburg und München wichtig. Als Buchautor sowie als Kurator an diversen Museen, für Sammlungen und Sonderausstellungen hat er stets großen Wert darauf gelegt, Wissenschaft und Publikumsinteresse zusammenzuführen.

Im Vordergrund stand dabei für ihn immer die Überzeugung, dass Lesern und Ausstellungsbesuchern ein wissenschaftlicher Anspruch durchaus »zuzumuten« sei, solange er didaktisch und professionell aufbereitet ist. Es war für Martin von Falck eine Form von Respekt gegenüber Leserschaft und Publikum, deren Wunsch nach Qualität ernst zu nehmen. Krankheitsbedingt hat sich die Arbeit an den »Großen Pharaonen« verzögert, und leider hat sich sein Wunsch, das Buch selbst abschließen zu können, nicht mehr erfüllt. Es war für mich gleichermaßen selbstverständliche Verpflichtung wie auch ein besonderer Herzenswunsch, das Manuskript meines verstorbenen Mannes für die Veröffentlichung fertig zu stellen. Alle Biographien bis auf diejenige des Königs Mentuhotep II. sind von Martin vorbereitet worden, wurden aber von mir inhaltlich und redaktionell stark nachbearbeitet und auf einen möglichst aktuellen Stand gebracht. Zum Teil bin ich von den von ihm vertretenden Meinungen abgewichen und habe Änderungen vorgenommen, weil sie mir zwingend oder eher plausibel erschienen. Ich bin sicher, dass Martin mir dazu seinen Segen gegeben hätte. Alle Einleitungs- und Überblickstexte sind von mir verfasst worden, die Einleitung zu den Königsnamen auf der Basis seiner Recherchen. Es wäre unmöglich gewesen, das Manuskript ohne Hilfe in dieser kurzen Zeit abzuschließen. Ich bin meinen Lehrern, Kollegen und Freunden zu großem Dank verpflichtet, die unsere Texte nicht nur bereitwillig gelesen und kommentiert, sondern auch viele inhaltliche Anregungen beigesteuert haben. Namentlich möchte ich nennen: Prof. Dr. Hartwig Altenmüller, Dr. André Block, Dr. Andreas Effland, Dr. Jan-Peter Graeff, Prof. Dr. Alexandra Verbovsek und Marc-Anton André, M.A. Besonders zu danken habe ich Cecilia Benavente Vicente, M.A. Sie war mir eine große Hilfe bei der Bildrecherche und hat dankenswerterweise das Glossar erstellt.

Den Lesern der »Großen Pharaonen« wünsche ich ebenso viel Freude bei der Lektüre, wie Martin und ich beim Schreiben der Texte hatten.

Susanne Martinssen-von FalckHamburg, im März 2015

EINLEITUNG:

DIE ÄGYPTISCHEN KÖNIGSNAMEN

Die Titulatur der ägyptischen Könige bestand aus fünf verschiedenen Namen. Den Eigennamen trug der Herrscher bereits seit seiner Geburt, die anderen vier Namen wurden bei der Thronbesteigung ausgewählt. Bis zum Mittleren Reich waren Reihenfolge und Verwendung der Titel variabel. Das Namensprotokoll gewann erst unter Sesostris II. (12. Dynastie) seine endgültige Form, die bis zum Ende der ägyptischen Geschichte Bestand haben sollte.

HORUS-NAME

THRONNAME

Unter König Den, gegen Mitte der 1. Dynastie, kann ein weiterer Name ergänzend zum oder ersatzweise für den Horus-Namen verwendet werden. Diesem Namen steht ein Titel voran, der konventionell mit »König von Ober- und Unterägypten« (eigentlich: »Nesu- und Bit-König«) übersetzt wird. Möglicherweise steht der neue Titel im Zusammenhang mit der ebenfalls seit König Den belegten Zeremonie »Erscheinen des Königs von Ober- und Unterägypten«. In der 5. Dynastie nahmen die Könige einen mit dem Namen des Sonnengottes Re gebildeten Namen an, sofern ihr Geburtsname nicht bereits den Namen des »Re« enthielt (erstmals belegt unter Neferirkare). Seither bilden Titel + Name den eigentlichen Thronnamen, der ab Pepi I. in Inschriften neben dem Geburtsnamen auftritt, wobei beide Namen in Kartuschen eingeschrieben sind. Seit dem Mittleren Reich erscheint der Titel »König von Ober- und Unterägypten« kanonisch vor der ersten Kartusche mit dem Thronnamen.

HERRINNENNAME / NEBTI-NAME

Seit Semerchet, dem vorletzten König der 1. Dynastie, wird der zweite Königsname mit dem Titel »König von Ober- und Unterägypten« mit dem Element Nebti »die beiden Herrinnen« gebildet, das auf die Göttinnen der beiden Landeshälften, Wadjet für Unterägypten und Nechbet für Oberägypten, verweist. Erst Peribsen, der vorletzte König der 2. Dynastie, verwendet den mit dem Bestandteil Nebti gebildeten Königsnamen ohne den voranstehenden Titel »König von Ober- und Unterägypten«.

Fortan kann der mit dem Element Nebti gebildete Königsname nicht mehr als Thron-Name angesehen werden, sondern wird in der Ägyptologie als Herrinnen-Name bezeichnet. Dabei bleibt das gesamte Alte Reich hindurch das Bilde-Element Nebti »Herrinnen« als bedeutungstragend in den Herrinnen-Namen integriert. Erst mit dem Ende des Alten Reiches verselbständigt sich der ehemalige Namensbestandteil zu einem standardisierten neuen Titel, der wohl als »Der der beiden Herrinnen« aufzufassen ist.

GOLD(HORUS)NAME

Bei dem späteren sogenannten Gold-Namen handelt es sich zunächst um einen Titel mit Namenselement. Bereits unter Den ist ein mit dem Schriftzeichen für »Gold« und dem der Kobra gebildeter Titel belegt, der mit dem sogenannten Schen-Ring kombiniert ist. Der Schen-Ring, das Symbol für die Ewigkeit, nimmt in gelängter Form als sogenannte Kartusche später den Thronsowie den Eigennamen eines Königs auf. Noch bei Djoser und Chaba, zwei Königen der 3. Dynastie, kann der Gold-Titel völlig separat oder vor einer leeren Kartusche stehen. Ein in Bet Challaf gefundenes Siegelfragment des Sanacht, des vermutlich vorletzten Königs der 3. Dynastie, belegt erstmals einen in eine Kartusche geschriebenen Königsnamen. Leider ist aber der dem Namen voranstehende Titel auf dem Siegelfragment nicht mehr erhalten. Erst unter Snofru, dem 1. König der 4. Dynastie, tritt die Kombination eines aus den Zeichen für »Falke« und »Gold« gebildeten Titels mit dem in eine Kartusche geschriebenen Eigennamen auf. Dementsprechend steht auf dem in der 5. Dynastie redigierten Annalenstein von Palermo (Abb. 1) auch bei den Frühzeitkönigen Djer, Semerchet und Ninetjer ein mit namenartigem Zusatz versehener Gold-Titel dem in Kartusche geschriebenen Eigennamen voran.

EIGENNAME/»SOHN DESRE-NAME«

Erst von Huni, dem letzten König der 3. Dynastie, ist ein zeitgenössisch belegter, in eine Kartusche geschriebener Eigenname überhaupt gesichert. Bei den früheren Königen der 3. Dynastie wie Djoser und Nebka stammen die Belege von in Kartuschen geschriebenen Eigennamen aus späteren Zeiten, sind also postum. Diesen steht während der 4. Dynastie oft noch ein Gold-Titel voran. Zwar wurden während der ersten beiden Dynastien die Eigennamen in den offiziellen zeitgenössischen Denkmälern fast gänzlich unterdrückt, müssen aber in den heute verlorenen damaligen Annalen verzeichnet gewesen sein. So begegnen wir auf dem aus der 5. Dynastie erhaltenen Annalenstein von Palermo bei den Frühzeitkönigen einer festen Abfolge von Namen und Titeln: Horus-Name – Gold-Titel (mit Erweiterungen) – Eigenname in Kartusche – Name der Mutter.

Unter Djedefre, dem 3. König der 4. Dynastie taucht erstmals der Beiname »Sohn des Re« auf. Bei Unas, dem letzten König der 5. Dynastie wird dieser Beiname dann als Namenszusatz des Eigennamens mit in die Kartusche aufgenommen. Schließlich tritt er ab der Herakleopolitenzeit, also der 9./10. Dynastie, als selbständig gewordener Titel vor die Kartusche mit dem Eigennamen.

Literatur:

SCHNEIDER, Lexikon (1996) S. 12–55. J.v. BECKERATH, Handbuch der ägyptischen Königsnamen, 2. Aufl., MÄS 49, Mainz 1999. WILKINSON, Early Dynastic Egypt (1999) S. 200–208. R. GUNDLACH, in: Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (www.wibilex.de), 2006 (Zugriffsdatum: 13.02.2015; http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/23832/). R. GUNDLACH, in: Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (www.wibilex.de), 2008 (Zugriffsdatum: 13.02.2015; http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/35722). R.J. LEPROHON, The Great Name, Ancient Egyptian Royal Titulary, Writings from the Ancient World 33, Atlanta 2013.

EINLEITUNGDIE CHRONOLOGIE DES ALTEN ÄGYPTEN

Die Erstellung einer Chronologie Altägyptens und unser Wissen über die Biographien der Pharaonen speisen sich aus diversen Quellen. Die Einteilung der ägyptischen Geschichte in Dynastien geht auf den ägyptischen Priester MANETHO zurück, der in der frühen Ptolemäerzeit die »Aegyptiaca« verfasste, ein Geschichtswerk, das uns durch spätere Abschriften fragmentarisch erhalten ist. Für die Frühdynastische Zeit und das Alte Reich ist der sogenannte »Palermostein« eine bedeutsame historische Quelle. Auf der Basaltplatte, die heute in Palermo aufbewahrt wird, und weiteren Fragmenten des Steins in London und Kairo sind die Namen der Könige, die jeweilige Mutter und in aller Kürze wichtige Ereignisse der einzelnen Regierungsjahre notiert. Der letzte auf dem Annalenstein von Palermo aufgeführte König ist Neferirkare (5. Dynastie).

Ein Relief aus dem Amun-Tempel von Karnak (Theben) zeigt König Thutmosis III. (18. Dynastie), der vor 61 sitzenden Königsstatuen opfert. Die nicht chronologische Liste gibt die Statuen von Herrschern wieder, die im Tempel aufgestellt waren. Die »Königsliste von Karnak« stellt zwar keine Königsliste im historischen Sinn dar, ist aber bedeutsam, weil sie Könige erwähnt, die in anderen Königslisten fehlen.

Im Tempel Sethos’ I. in Abydos aus der Ramessidenzeit sind der König und sein Sohn Ramses (der spätere Ramses II.) bei Opferhandlungen vor einer langen Liste mit Königsnamen abgebildet. Die »Königsliste von Abydos« umfasst Könige von der 1. bis zur 19. Dynastie, jedoch wurden durch redaktionelle Bearbeitung als nicht legitim empfundene Könige beziehungsweise Dynastien gestrichen. Eine ähnliche Liste ließ Ramses II. in seinem eigenen Tempel in Abydos anbringen. Sie ist allerdings deutlich fragmentarischer erhalten.

Ebenfalls aus der Ramessidenzeit stammt die »Königsliste von Sakkara«, die 1861 im Grab des Tjuneroy in Sakkara entdeckt wurde und heute im Museum von Kairo aufbewahrt wird. Die Zusammenstellung deckt sich weitgehend mit den Königslisten von Abydos. Auch hier fehlen viele Herrscher, beispielsweise aus der 1. Zwischenzeit.

Abb. 1: sog. »Palermostein«, National Archeological Museum Palermo

Der »Turiner Königspapyrus«, ebenfalls ein Dokument aus der Ramessidenzeit (wohl Ramses II.), ist eine der aussagekräftigsten Königslisten, die von der Zeit mythischer Götterkönige bis in die 2. Zwischenzeit reicht. Auf dem leider sehr fragmentarischen Papyrus sind deutlich mehr Könige aufgelistet, als in den anderen ramessidischen Listen (Abydos, Sakkara). Es besteht eine Ähnlichkeit mit der Auflistung der Könige bei MANETHO.

Diese historiographischen Quellen werden ergänzt durch die archäologischen Primärquellen aus der Regierungszeit der jeweiligen Könige. Im Idealfall sind Objekte und Inschriften durch die Nennung eines Königs- oder Beamtennamen zeitlich einzuordnen. Oft spezifiziert die Angabe des Regierungsjahres, manchmal sogar das exakte Datum, Objekt oder Inschrift sehr genau. Auch Beamten- oder Priestergenealogien geben Anhaltspunkte für zeitliche Zuweisungen. Für die allgemeine relative Chronologie sind Stratigraphien der archäologisch untersuchten Areale bedeutsam. Im Falle von ungestörten Schichten geben diese eine unbedingte Abfolge (unten ältere und oben jüngere Epochen) wieder. Hinzu kommen Sequenzaufstellungen von bestimmten Objektgruppen (Keramik, Särge, Skarabäen) anhand ihrer Stil- und Formentwicklung. Sicher datierbare Artefakte dienen dabei als Eckpunkte, um andere, nicht sicher datierbare Objekte in eine relative Chronologie einzuhängen.

Unterstützt werden diese Einordnungen von naturwissenschaftlichen Methoden zur Altersbestimmung von Funden, wie die C14-Methode (Radiokarbondatierung) oder die Datierung mit Hilfe der Dendrochronologie (Jahresringdatierung). Astronomische Daten liefern Fixpunkte für die absolute Chronologie der altägyptischen Geschichte. Besondere Bedeutung hat dabei der »Hundsstern« Sirius (ägyptisch: Sopdet; griechisch: Sothis), dessen morgendlicher Aufgang den ersten Tag des zivilen Kalenders markiert und die bevorstehende Nilüberschwemmung ankündigte. Durch die Länge des Jahres mit 365 Tagen (ohne Schaltjahr) wanderte das Neujahrsdatum jedoch durch das Jahr (Sothis-Zyklus). Zwei ägyptische Quellen mit Nennung des Sothisaufgangs an einem konkreten Datum bilden die Basis für die Erstellung einer absoluten Chronologie. Es handelt sich um das 7. Jahr Sesostris’ III. (12. Dynastie) und das 9. Jahr Amenophis’ I. (18. Dynastie). Während diese beiden Sothis-Daten lange als unumstößliche Messpunkte galten, werden inzwischen die Unsicherheiten (Ort der Sothis-Sichtung, Sichtungsbedingungen) der Sothis-Datierung eher betont. Weitere astronomische Daten zur Erstellung einer absoluten Chronologie sind die Monddaten. Der religiöse Kalender Ägyptens basierte auf dem Mondzyklus (354 Tage pro Jahr) und es existieren insbesondere aus el Lahun Aufzeichnungen, die bestimmte Festdaten in Verbindung mit Monddaten nennen. Auch für die Monddaten bleiben jedoch Unsicherheiten, so dass letztlich die Festlegung der Chronologie nur unter Berücksichtigung vieler verschiedener Quellen und Berechnungen erfolgen kann, wobei letzte Unsicherheiten bislang bestehen bleiben.

Der Vergleich (Synchronisierung) mit den historischen Abfolgen der Nachbarkulturen Ägyptens (z.B. Minoische Kultur, Antikes Griechenland, Assyrien) bietet ebenfalls Anhaltspunkte zur Präzisierung der ägyptischen Chronologie.

In der ägyptologischen und der populärwissenschaftlichen Literatur finden sich abweichende Zahlen zu Regierungszeiten einzelner Könige und Geschichtsepochen. Hier spiegeln sich die Unsicherheiten der absoluten Chronologie und die verschiedenen akademischen Ansätze wider. Für das vorliegende Buch wurde auf die Angaben eines der neueren Standardwerke zur ägyptischen Chronologie zurückgegriffen (HORNUNG/KRAUSS/WARBURTON, Ancient Egyptian Chronology (2006).

Literatur:

SCHNEIDER, Lexikon (1996) S. 12–55. J. v. BECKERATH, Chronologie des pharaonischen Ägypten, MÄS 46, Mainz 1997. WILKINSON, Early Dynastic Egypt (1999) S. 60–66. K.A. KITCHEN, in: World Archaeology Vol. 23, No. 2, Chronologies (Oct., 1991) S. 201–208, (Zugriffsdatum: 13.02.2015; http://www.jstor.org/stable/124743). R. KRAUSS, in: M. BIETAK (Hrsg.), The Synchronisation of Civilisations in the Eastern Mediterranean in the Second Millennium B.C. II, Wien (2003) S. 175–197. HORNUNG/KRAUSS/WARBURTON, Ancient Egyptian Chronology (2006). A. J. SHORTLAND/C. B. RAMSEY, Radiocarbon and the chronologies of ancient Egypt, Oxford 2013.

DIE FRÜHZEIT

PRÄDYNASTISCHE ZEIT

Die ältesten neolithischen Kulturen lassen sich ab 6000 v. Chr. in Unterägypten nachweisen (Merimde-Beni Salâme, Faijum-A-Kultur). In Oberägypten geht die Badari-Kultur nahtlos in die drei Phasen der Negade-Kultur über (ca. 4500–3000 v. Chr.). Es scheinen sich in dieser Zeit städtische Zentren herauszubilden, die Keramik- und Metallverarbeitung entwickelt sich weiter. Gräber von unterschiedlicher Größe und Ausstattung deuten auf die soziale Differenzierung der Gesellschaft hin.

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