Die großen Western 133 - G.F. Barner - E-Book

Die großen Western 133 E-Book

G. F. Barner

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Beschreibung

Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Lannon sieht jene Lichter nicht mehr, die ihm die Nähe von Clarkdale zeigen. Er sieht nur das Blinken, und für einen Mann, der die letzten zwei Meilen in halben Träumen geritten ist, wird Lannon blitzartig hellwach. Das Blinken ist über ihm an einem Busch abseits des Hügelweges nach Clarkdale, den nur wenige reiten. Der Mond, der als schmale Sichel am frühen Abendhimmel steht, wirft seinen bleichen Schein auf die Buschreihe. So matt das Licht auch ist, der Gewehrlauf, der sich dort hebt, ist deutlich zu erkennen. Im ersten Augenblick will er sein Pferd herumreißen und zurück in die Senke, aus der er gerade gekommen ist. Aber dann sagt er sich grimmig, dass der Mann auf sein Pferd schießen wird. Ruhig, denkt Lannon eiskalt und sieht, wie der Lauf nun stillsteht, nur immer ruhig. Der Kerl zielt bereits. Wie lange braucht er, um abzudrücken? Keine zwei Sekunden, auch das weiß Lannon und nimmt den linken Fuß sacht aus dem Steigbügel. Dann verlagert er unmerklich sein Gewicht. "Eins!", zählt Josef Lannon leise. "Zwei!" Dann gibt er sich einen Ruck. Er schreit einmal gellend, als die Feuerwolke vor ihm unter dem Busch herausbricht und durch die Nacht das wilde Krachen des Gewehres tönt. Josef Lannon wirft die Hände hoch. Dann kippt er zur rechten Seite in das lange, wogende Gras, das sich unter dem Nachtwind beugt, und lässt sein Gewehr im Scabbard stecken. Im nächsten Moment prallt er auch schon auf. Er verschwindet hinter dem Gewoge des Grases, rollt sich sofort herum und sieht den Busch in der Bodenrinne neben

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Die großen Western – 133 –

Mit Gesetz und Colt

G.F. Barner

Lannon sieht jene Lichter nicht mehr, die ihm die Nähe von Clarkdale zeigen. Er sieht nur das Blinken, und für einen Mann, der die letzten zwei Meilen in halben Träumen geritten ist, wird Lannon blitzartig hellwach.

Das Blinken ist über ihm an einem Busch abseits des Hügelweges nach Clarkdale, den nur wenige reiten. Der Mond, der als schmale Sichel am frühen Abendhimmel steht, wirft seinen bleichen Schein auf die Buschreihe. So matt das Licht auch ist, der Gewehrlauf, der sich dort hebt, ist deutlich zu erkennen.

Im ersten Augenblick will er sein Pferd herumreißen und zurück in die Senke, aus der er gerade gekommen ist. Aber dann sagt er sich grimmig, dass der Mann auf sein Pferd schießen wird.

Ruhig, denkt Lannon eiskalt und sieht, wie der Lauf nun stillsteht, nur immer ruhig. Der Kerl zielt bereits. Wie lange braucht er, um abzudrücken?

Keine zwei Sekunden, auch das weiß Lannon und nimmt den linken Fuß sacht aus dem Steigbügel. Dann verlagert er unmerklich sein Gewicht.

»Eins!«, zählt Josef Lannon leise. »Zwei!«

Dann gibt er sich einen Ruck. Er schreit einmal gellend, als die Feuerwolke vor ihm unter dem Busch herausbricht und durch die Nacht das wilde Krachen des Gewehres tönt.

Josef Lannon wirft die Hände hoch. Dann kippt er zur rechten Seite in das lange, wogende Gras, das sich unter dem Nachtwind beugt, und lässt sein Gewehr im Scabbard stecken. Im nächsten Moment prallt er auch schon auf. Er verschwindet hinter dem Gewoge des Grases, rollt sich sofort herum und sieht den Busch in der Bodenrinne neben dem Weg.

Gleich danach ist Lannon bereits hinter dem Busch. Er wirft noch einen blitzschnellen Blick zurück auf sein Pferd, das ruhig stehen geblieben ist und nur zweimal prustet.

»Das hast du dir gedacht, Halunke«, zischt Joe Lannon bissig, als er sich in die Rinne wirft und sofort zurückkriecht.

»Jetzt denkst du, du hast mich erwischt, was? Dann komm, Hundesohn!«

Er weiß genau, dass der heimtückische Schütze eine Weile warten wird, ob sich noch etwas neben dem Pferd regt. Danach wird der Kerl heranschleichen, und wenn sich Lannon nicht ganz irrt, dann muss der Mann genau in diese Rinne kommen, wenn er sich ungesehen seinem vermeintlichen Opfer nähern will.

Als er etwa zehn Schritte weit gekrochen ist, sind zwei andere Büsche rechts von ihm. Er schiebt sich lautlos, ohne das lange Gras zu sehr zu bewegen, hinter sie und dreht sich um. Jetzt liegt er gut fünfzehn Schritte von seinem Braunen entfernt, einem Durchschnittstier, dem kaum jemand ansehen wird, dass es einem Deputy-Marshal gehört. Es könnte genauso gut einem einfachen Cowpuncher gehören.

»Komm«, sagt Lannon noch einmal grimmig. »Du Narr wirst vor dem Busch, hinter den ich gerollt bin, aus der Rinne wollen. Vielleicht stößt du auf meine Spur, aber dann bist du schon zu dicht vor mir. Freundchen, das am Sattel steckende Gewehr macht dich irre, wette ich. Wer lebt, nachdem man auf ihn gefeuert hat, der nimmt sein Gewehr mit, was?«

Er greift zu seinem Revolver, die langläufige schwere Waffe mit den schwarzen abgewetzten Griffschalen liegt kühl und glatt in Lannons Hand. Kein Zufall!, denkt er bitter, einer hat es gewusst, dass man einen Marshal angefordert hat, und jemand auf den Hügelweg geschickt. Ich will wetten, dass auch an der Fahrstraße einer lauert. Vielleicht haben sie sich meine Beschreibung besorgt und konnten mich beim Mondschein mit keinem anderen verwechseln. Also ist es wahr, was man sich erzählt und der Sheriff von Clarkdale berichtet hat. Die Stadt ist die wahre Hölle. Spieler, Gauner, Zuhälter und Banditen haben sich dort eingenistet. Wenn sie vor dem Sheriff auch keine Furcht haben, vor einem Marshal nehmen sie sich in Acht. Der soll erst gar nicht seine Nase in ihre schmutzigen Geschäfte stecken, was?

Lannon blickt nur auf das Gras. Er sieht jetzt, wie sich die Spitzen der Halme kurz unter dem Hang bewegen. Sein Mann kommt, er kriecht drüben hinter der Bodenwelle heran, muss gleich an der Rinne sein und wird herunterkommen.

Drei, vier Minuten verstreichen, ohne dass sich nach diesem knappen Bewegen der Halme etwas rührt. Dann aber taucht vor Lannon der Schatten in der Rinne auf. Der Mann dort kriecht auf den Busch zu, hinter den Lannon vor vier Minuten gerollt ist.

Jetzt gleitet Lannon los. An dem Wippen der Grashalme erkennt er ganz deutlich, dass sein Mann sich mehr links hält. Es können keine zehn Sekunden vergehen, dann wird der Kerl auf die breite Rollspur Lannons stoßen. Lannon schiebt sich, so schnell er kann, vorwärts. Er erreicht die Fährte des Burschen, sieht ihn jetzt etwa acht Schritte vor sich und hebt langsam den Revolver an. Der Heckenschütze ist keine zwei Schritte mehr von der Rollfährte entfernt. Er kriecht langsam, stößt jäh auf die breite Bahn der platt gewalzten Halme und zuckt heftig zusammen.

Dies ist der Augenblick, in dem Joe Lannon eiskalt hinter ihm sagt: »Keine Bewegung, Mister! Das Gewehr weg, lass fallen, sonst frisst dich mein Blei!«

Der Mann liegt plötzlich ganz still. Er rührt sich nicht für drei, vier Sekunden, in denen sich Lannon aufrichtet, den Colt auf den Rücken des Mannes hält und den Daumen auf dem Hammer liegen hat.

»Lass fallen!«, sagt Lannon noch einmal scharf und kalt. »Ich drücke ab, Halunke, wenn du noch einen Trick versuchst!«

Der Mann öffnet die rechte Hand. Sein Gewehr bleibt liegen, dann wandert die Hand langsam wieder nach vorn.

Deutlich kann Lannon den hochragenden Revolverkolben an der rechten Seite des Burschen sehen. Es ist ein breitschultriger, untersetzter Mann, der beide Hände vorgestreckt hält und den Kopf gesenkt hat.

»Gut so«, fährt ihn Lannon an. »Jetzt die rechte Hand hinter den Nacken legen, schnell, Mister, ich warte nicht lange. Dann die linke Hand aufstemmen, sieh dich besser um, ehe du versuchst, wegzuspringen.«

»Verflucht!«, knurrt der Kerl heiser. »Link, wenn du Satan mir noch mal begegnest, dann schieße ich besser. Deine verdammten Spielschulden …«

»Hier rede ich, und du antwortest!«, stoppt ihn Lannon scharf. »So, bin ich Link, Mister?«

Der Mann richtet sich auf. Dann wendet er langsam den Kopf, und im gleichen Augenblick, in dem Lannon das Gesicht im bleichen Mondlicht erkennt, weiß er auch, wer der Halunke ist. Es ist Eddy Bronks, der als Totschläger und Herauswerfer einige Zeit in Aguas Caliente an der Grenze nach Mexiko einen gefürchteten Namen hatte. Bronks erschoss dort zwei Männer. Zeugen, die sich zu seinen Freunden zählten, beschworen, dass es Notwehr war.

Im gleichen Augenblick zuckt auch Bronks zusammen und sperrt die Augen weit auf.

»Hölle, du bist ja gar nicht Link!«, stellt er fest. »Mann, dich habe ich doch schon mal gesehen … Leute, da hätte ich beinahe den Falschen über den Jordan geblasen! He, wir kennen uns doch, mein Freund?«

»Bronks!«, sagt Lannon eisig. »Ich bin nicht Link, was? Du Schurke, dem man nie einen glatten Mord beweisen konnte, erinnerst du dich jetzt?«

Eddy Bronks sieht Lannon groß an und stößt dann erschrocken heraus: »Das ist doch, alle Teufel, das ist ja der Richtergehilfe, der mal in Aguas Caliente bei der Gerichtssitzung den Ankläger machte. Mister, ich weiß Ihren Namen nicht mehr, auf Ehre, ich dachte wirklich, ich hätte Link, diesen Sohn eines Coyoten, vor mir. Sir, ich …«

»Genug!«, unterbricht ihn Lannon. »Linke Hand runter, Bronks, die Gurtschnalle aufmachen. Fasst du an den Colt oder versuchst du, den Gurt nach mir zu werfen, dann bist du tot, Mann. Und lass dir etwas anderes einfallen, ich bin kein Narr, Bronks. Wer hat dich geschickt, und was hat man dir bezahlt?«

»Geschickt, bezahlt?«, fragte der Halunke Bronks, dessen pockennarbiges Gesicht sich zu ungläubigem Staunen verzieht. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Mister. Ich habe auf Link gewartet, der mich beim Kartenspiel betrogen hat.«

Nun öffnet er die Gurtschnalle und schleudert den Gurt weg.

»Taschen umdrehen, Bronks und keine Lügen mehr!«, fährt ihn Lannon an. »Zieh mit der rechten Hand die linke Tasche heraus, und dann mach es umgekehrt mit der anderen. Los, öffne ebenfalls die Weste.«

»Mister, ich habe keine Waffe mehr«, erklärt Eddy Bronks beschwörend. »Das war ein verdammtes Versehen. Ich würde doch nie auf einen Mann des Gesetzes schießen, ich bin doch nicht wahnsinnig, Sir!«

»Spar dir deine Worte für die Verhandlung!«, antwortet Lannon fauchend. »Los, weiter, dreh die linke Tasche nach außen.«

Eddy Bronks flucht, beteuert seine Unschuld und hat wirklich keine Waffe mehr bei sich.

»Dein Pferd, wo ist es?«

»Drüben, hinter dem Kamm«, stottert der Totschläger. »Mann, das können Sie nicht mit mir machen, ich dachte, es sei Link, der verfluchte Kerl. Wenn ich den noch mal sehe, ich schlage ihm allein deshalb die Zähne aus, weil ich auf den falschen Mann gefeuert habe. Richter …«

»Ich bin hier nicht Richter«, sagt Lannon kalt. »Ich bin Deputy-Marshal, Bronks, und ich wette, du hast es gewusst. Was hast du denn oben in der Hemdtasche stecken?«

Die Hemdtasche beult sich leicht aus. Bronks schüttelt sich, als fröre ihn, bevor er sagt: »’ne Zigarre, Marshal, auf Ehre, nur ’ne Zigarre. Sie wollen mich doch nicht einlochen, Marshal? Ich kann Freunde bringen, die wissen, dass ich Geld von Link, dem Schurken, zu bekommen habe, die werden bezeugen …«

»Genau dasselbe wie damals in Aguas Caliente, was?«, faucht ihn Lannon an. »Schluss jetzt, umdrehen, Hände über den Kopf heben und zehn Schritt zur Seite vor mein Pferd!«

»Oh, Hölle und Pest, was habe ich für ein Pech!«, jammert Bronks. »Erst schuldet mir dieser Satan Link Geld, und dann gehe ich auf einen Marshal los. Mister, lassen Sie mich laufen, ich schieße bestimmt nie wieder.«

»Bestimmt nicht!«, knurrt Lannon. »Geh schon!«

Bronks setzt sich fluchend in Bewegung, bleibt gehorsam stehen und hält die Hände über dem Hut verschränkt. Dann sieht er sich um und spuckt aus.

»Dreck verdammter, ich wollte Link nur anschießen. Der Kerl ist sonst zu schnell für mich. Freiwillig rückt der sein Geld nie heraus, Marshal. Wenn Sie Link kennen, dann wissen Sie, dass er ein Satansbraten ist.«

Er redet zu viel, denkt Lannon und bückt sich, um den Gurt von Bronks aufzuheben. Verdammt, der Kerl redet wie ein Wasserfall, warum?

In der nächsten Sekunde weiß er es.

Und es ist beinahe zu spät für ihn.

Kaum bückt sich Lannon und streckt die linke Hand aus, als Eddy Bronks einen blitzschnellen Satz zur Seite macht. Im gleichen Augenblick fahren seine Hände herunter. Der Bandit erwischt seinen Hut, fegt ihn herab und fährt mit der Rechten in die Krone. Während Bronks sich in das Gras werfen will, schnappt er sich einen Bullcolt, den er im Hut versteckt hat.

Das also, denkt Lannon und wirft sich zur Seite, als Eddy Bronks sofort feuert, ist der Trick gewesen, mit dem er in Aguas Caliente den einen Mann erschoss. Der verdammte Teufel, er hat den Colt im Hut.

Das scharfe Bellen des Bullcolts hallt über den ansteigenden Hang. Im Gras ist das grelle Blitzen der Mündungsflamme, in der Bronks Schatten deutlich zu erkennen ist.

Es ist Lannons Glück, dass er sich zur Seite geworfen hat. Die Kugel aus Bronks Revolver trifft den Gurt, den Lannon in die rechte Hand genommen hat.

Im gleichen Augenblick aber, in dem Bronks feuert, drückt auch Lannon ab. Der harte Knall der langläufigen Waffe grollt durch die Nacht. Peitschend hackt das hellere Bellen des Bullcolts noch einmal dazwischen. Lannon, in einer Rolle nach rechts verschwunden, kommt hoch und sieht, dass Bronks’ zweiter Schuss bereits in das trockene Gras gegangen ist.

»So ein verdammter Trickser!«, sagt Joe Lannon heiser und geht auf den Banditen zu. »Meine Kugel muss ihn in der Schulter getroffen haben!«

Er tritt zuerst den Bullcolt zur Seite, dann bückt er sich.

Lannon starrt zwei, drei Sekunden auf den großen Blutfleck an Bronks’ linker Brustseite. Der Bandit hat sich tatsächlich mitten in die Kugel hineingeworfen. Das Geschoss, das nur seine Schulter treffen sollte, ist ihm in die Brust gefahren. Aber er lebt noch.

Lannon kniet sich neben ihn und hebt seinen Kopf an. Bronks zu verbinden wäre umsonst, der Mann wird keine drei Minuten mehr leben.

»Bronks!«, sagt Lannon scharf. »Bronks, he! Mann, du musst sterben. Das war dein letzter Trick!«

Der Bandit schlägt die Augen auf. Seine Lider flattern, und aus seinem Mund dringt ein rasselndes, keuchendes Gestammel.

»Lannon, sie werden dich … doch … erwischen. Du hast kein Chance, verdammt, du …, aah.«

Er bäumt sich auf. Bronks ist tot, er ist gestorben, wie er gelebt hat, mit dem Colt in der Faust.

Einen Moment bleibt Lannon über ihm kauern, dann greift er in Bronks’ Hemdtasche und zieht die angebliche Zigarre heraus. Im Mondlicht entblättert Lannon die Rolle. Es sind zweihundert Dollar, die Bronks von dem Mann bekommen haben muss, der ihn hergeschickt hat.

»Kopfgeld«, sagt Lannon bitter. »Jemand hat es ihm gezahlt, und es wird nur die Hälfte sein, wie das so bei diesen Halunken üblich ist. Teufel, vierhundert Dollar für mein Leben, verdammt wenig, was?«

Er steckt das Geld ein, liest die anderen Dinge auf und bindet sie in Bronks’ Halstuch. Dann holt er sein Pferd, sitzt auf und hat innerhalb von zwei Minuten auch den Gaul von Bronks entdeckt. Als er zurückkommt, hebt er den Toten auf den Gaul, bindet ihn fest und sieht sich noch einmal um. – Es kommt niemand, alles bleibt ruhig.

»Well«, sagt Joe Lannon finster, »ich möchte wissen, wer hinter der Sache steckt. Nun, der Sheriff wird es mir vielleicht sagen können. Irgendwer will aus Clarkdale die Hölle machen und die Stadt beherrschen, sobald die Wahl vorbei ist. Jemand wusste, dass ich kam, aber wer?«

Dann reitet er an. Er hat noch eine halbe Stunde Weg bis Clarkdale vor sich.

*

Sheriff Ward Clover holt tief Atem. Obwohl es in der Gasse dunkel ist, erkennt Clover die unter der Decke liegende Gestalt und bleibt ruckartig stehen.

Im nächsten Augenblick dreht sich der alte krummbeinige Sheriff Lannon zu und blickt ihn durchdringend an.

»Der?«, fragt er dann heiser. »Mann, du kommst ins Office, sagst, dass du draußen jemanden für mich hast und bringst mir einen Toten, ausgerechnet diesen Strolch. Der verdammte Kerl hat hier ein halbes Dutzend Prügeleien gehabt und dabei zwei Männer beinahe totgeschlagen.«

Er lässt die Decke fallen, greift nach der Longe und will den Gaul aus der Gasse zum Tor bringen. Bis jetzt hat er Lannon nicht erkannt. Lannon hat nur einen Moment den Kopf ins Office gesteckt und ist dabei im Schatten stehen geblieben.

Über die Main Street hinweg hallt der Lärm aus zwei Saloons der rechten Straßenseite. Wagen rasseln vorbei, Reiter kommen und Männer bevölkern die Gehsteige.

Drüben gehen drei Ladys in hautengen Kleidern, einige raue Burschen hinter sich, auf den einen Saloon zu.

Großer Gott, denkt Lannon bestürzt, was ist aus Clarkdale geworden? Diese ruhige, friedliche Stadt, in der vor einigen Jahren höchstens ein paar Cowboys zum Wochenende Spektakel machten, ist wirklich die Hölle.

Als er hinter dem Sheriff zum breiten Hoftor kommt, sieht er den langen Anbau neben dem alten Arizona Star. Früher war der Arizona Star der einzige Saloon der Stadt. Jetzt gibt es ein halbes Dutzend. Keine zehn Schritte weiter steht schon der nächste Palast mit einer grell gestrichenen Fassade.

Jemand erscheint torkelnd in der Tür des Arizona Star, er stolpert über den Gehsteig, um gleich darauf in den Straßendreck vor die Ladys zu fallen.

»Pass auf, wo du hinfällst, Larry«, sagt einer der rauen Burschen, zieht den Mann hoch und schlägt ihm die Faust so an das Kinn, dass der Mann zwischen die Pferde stürzt. »Rosy, hat der Hundesohn dich bespritzt?«

»No, lass ihn doch in Ruhe, Frankie, der ist betrunken!«

Sie lachen, als sie im Saloon verschwinden. Sheriff Ward Clover aber, der Lannon beobachtet, sagt bissig: »Das ist noch Spaß, Mister. Ich habe ein paarmal versucht, die Burschen zur Ruhe zu bringen, sie lachen nur, und wenn ich einen einlochen will, dann habe ich ein ganzes Rudel gegen mich. In einem Jahr ist aus unserem friedlichen Clarkdale eine Hölle geworden, in der kein Mensch seines Lebens sicher ist. Willst du auch in den Minen arbeiten?«

Lannon schüttelt den Kopf. Er hat seine schwere Reitjacke zugeknöpft, sodass niemand den Stern an seiner Weste sehen kann, und dem Sheriff seinen Namen noch nicht genannt. Für Clover scheint ein Toter kaum noch Bedeutung zu haben. Er macht nun das Tor auf, lässt den Gaul mit Bronks stehen und sagt: »Wir bringen ihn in den Wagenschuppen, ich ziehe nur den Wagen weg. Halte den Gaul solange, Mister.«

Als Clover im Hof verschwindet, sieht Lannon drei Männer schräg über die Straße kommen. Sie gehen schnell, voran ein großer breitschultriger Mister, der etwas zu den anderen beiden sagt. Lannon erinnert sich in diesem Augenblick, dass er den großen Burschen vorhin beim Überqueren der Main Street sah.

Die richtige Sorte, denkt Lannon grimmig, als er bemerkt, dass die drei Männer etwas Zwischenraum halten –, die wollen doch nichts von mir? Sollte der große Kerl den Gaul erkannt haben und wissen, dass Bronks auf ihm liegen muss?

Im nächsten Moment zieht Lannon etwas am Zügel des Pferdes. Der Gaul wandert nach rechts herum. Er wendet dem großen Burschen die Flanke zu. Dadurch werden die drei Männer gezwungen, sich zu trennen. Während der Große auf Lannon zukommt, muss der links gehende Bursche einen Bogen schlagen.

»Hallo, Mann!«, sagt der Große einen Moment später barsch und bleibt breitbeinig vor Lannon stehen. »Was für ein Pferd hast du da, he? Ich will wetten, es gehört meinem Freund Bronks. Wer liegt unter der Decke?«

Er lässt den zweiten Mister an den Gaul treten. Der Mann, ein magerer, zäh wirkender Bursche, hebt die Decke an, prallt zurück und presst jäh die Lippen zusammen.

»Bronks«, sagt er dann gepresst. »Link, es ist Eddy Bronks!«

Link, der große Mann, legt langsam die Hand an den Revolver. Er starrt Lannon an, spuckt dann aus und schnarrt: »Sieht nicht aus, als wäre er vom Gaul gefallen und hätte sich den Hals gebrochen, was? He, Mister, ist er vielleicht einer Kugel in den Weg gelaufen?«

Lannon schickt dem dritten Mann einen kurzen Blick nach. Der Bursche schiebt sich um das Tor, blickt in den Hof, kann aber den Sheriff nicht mehr sehen. Sheriff Clover scheint in der schwarzen Düsternis des Schuppens verschwunden zu sein.

»Pass auf, wo der krummbeinige Ordensträger steckt, Jay«, knurrt der Große, als der dritte Mann die Achseln zuckt. »Mischt sich der Narr hier ein, dann braucht er nicht mehr bis nach der Wahl zu warten, ehe wir ihn aus der Stadt jagen, er kann es gleich haben. Und jetzt du, Mann, wo hast du Bronks gefunden, he?«.

So ist das, denkt Lannon und spürt, wie der kalte Zorn in ihm immer größer wird. Sie bedrohen den Sheriff, sie denken, dass sie die Stadt schon in der Hand haben und alles tun können, wie?

»Geht dich das was an?«, erkundigt er sich kühl. »Er ist tot, das ist alles, was ich weiß. Und jetzt verschwindet hier besser. Das ist ein Rat, Leute.«

»Er wird frech«, sagt der hagere, magere Bursche und taucht unter dem Hals des Pferdes durch, um in Lannons Rücken zu kommen. »Link, vielleicht wird er freundlicher, wenn er im Dreck liegt, was? He, verdammt, der Gaul …«

Lannon hat unmerklich an den Zügeln gezogen. Das Pferd schwenkt noch mehr, der magere Mister muss ausweichen und macht einen Satz zur Seite. Dann ist Bronks’ Gaul so weit herum, dass der Magere gegen die Mauer des Hofes gedrückt zu werden droht. Fluchend springt der Mann zurück und sagt wild: »Das hast du verdammter Hundesohn absichtlich gemacht. Link, der Kerl wollte mich einklemmen.«

Der Große starrt Lannon finster an, hört den dritten Mann etwas sagen und fährt herum.

Sheriff Clover kommt nicht etwa von rechts, sondern von links und sagt: »Raus hier, Jay, aber schnell! Was hast du verdammter Trunkenbold und Krachsucher in meinem Hof zu tun, he? Hinaus mit dir!«

Jay weicht zurück, hat aber die Hand am Revolver liegen und sagt giftig: »Spiel dich nicht auf, Clover, sonst erlebst du was. Welcher verdammte Hundesohn hat meinen Freund Bronks über den Jordan geschickt? Link, Clover will es wissen, denke ich, er läuft in zu großen Stiefeln herum, der alte Narr. In Ordnung, Clover, ich gehe schon.«