Bis ans Ende aller Tage - G.F. Barner - E-Book

Bis ans Ende aller Tage E-Book

G. F. Barner

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Beschreibung

Western Helden – Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle – hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit – jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen Das Mondlicht liegt bleich über dem Santa Cruz River. Von vorn kommt urplötzlich das Tacken von Hufen, dann sieht Bryce auch schon die Pferde und einige Männer zwischen den Silberpappeln und Eichen auftauchen. Ihre hohen und spitzen Hüte ragen über ihnen wie Zuckerpyramiden auf. Geduckt hält Bryce hinter dem nächsten Busch am Maisfeld, durch das einige der Villistas geritten sein müssen, denn eine breite Hufspur ist gut zu sehen. Seine rechte Hand ist hocherhoben, und der Mann hinter ihm macht die Bewegung nach. Die Kolonne bleibt stehen. Die Schatten der Männer verschwimmen im Dunst, der aus dem Fluss kommt. Die Maulesel sind klein und darum in dem hohen Riedgras kaum zu sehen. Vor Bryce schwenken die Pferde nun nach Westen. »Bryce«, sagt der Mann hinter ihm flüsternd. »Was sind das für Burschen?« »Sei ruhig.« Mehr sagt Bryce nicht. Der Mann hinter ihm sinkt noch tiefer hinab und liegt nun fast auf dem Hals seines Pferdes. Im Mondlicht spritzt das Wasser des Santa Cruz Rivers hoch. Die Reiter haben ein Dutzend Pferde bei sich und verschwinden im Dunst am anderen Ufer. Nun wagt der Hintermann, von Bryce wieder zu reden. »Wer war das?« »Dein Glück, dass du den Mund gehalten hast und die Maulesel nicht schrien«

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Western Helden – 5 –

Bis ans Ende aller Tage

G.F. Barner

Das Mondlicht liegt bleich über dem Santa Cruz River.

Von vorn kommt urplötzlich das Tacken von Hufen, dann sieht Bryce auch schon die Pferde und einige Männer zwischen den Silberpappeln und Eichen auftauchen.

Ihre hohen und spitzen Hüte ragen über ihnen wie Zuckerpyramiden auf.

Geduckt hält Bryce hinter dem nächsten Busch am Maisfeld, durch das einige der Villistas geritten sein müssen, denn eine breite Hufspur ist gut zu sehen.

Seine rechte Hand ist hocherhoben, und der Mann hinter ihm macht die Bewegung nach.

Die Kolonne bleibt stehen. Die Schatten der Männer verschwimmen im Dunst, der aus dem Fluss kommt. Die Maulesel sind klein und darum in dem hohen Riedgras kaum zu sehen.

Vor Bryce schwenken die Pferde nun nach Westen.

»Bryce«, sagt der Mann hinter ihm flüsternd. »Was sind das für Burschen?«

»Sei ruhig.«

Mehr sagt Bryce nicht. Der Mann hinter ihm sinkt noch tiefer hinab und liegt nun fast auf dem Hals seines Pferdes.

Im Mondlicht spritzt das Wasser des Santa Cruz Rivers hoch.

Die Reiter haben ein Dutzend Pferde bei sich und verschwinden im Dunst am anderen Ufer.

Nun wagt der Hintermann, von Bryce wieder zu reden.

»Wer war das?«

»Dein Glück, dass du den Mund gehalten hast und die Maulesel nicht schrien«, sagt Bryce düster. »Das waren Yaquis, ich zählte sechs oder sieben. Sie haben Pferde gestohlen.«

»Gestohlen? Na, dann hätten sie uns nichts getan.«

»Nichts getan – du Narr«, sagt Bryce hart. »Nichts getan? Sie haben Pferde gestohlen, begreifst du nicht? Vielleicht sind sie bei Saxons Ranch gewesen, dem stehlen sie öfter Pferde. Aber ich habe nicht gehört, dass man geschossen hat. Für sie ist eben ein lautloser Pferdediebstahl ein Sport, verstehst du?«

»Bei Saxon? Na und, was geht uns das an? Warum geht es nicht weiter?«

»Weil ich keine Lust habe, dem letzten Yaqui zu begegnen, der bestimmt hinter ihnen auf Verfolger gewartet hat. Da, er kommt schon.«

Trommelnder Hufschlag fegt heran, das Pferd stürmt durch den Fluss und rast an der anderen Seite die Böschung hoch. Dort aber wendet der Reiter und sieht über den Fluss.

Der Yaqui, die gekreuzten Patronengurte über der Brust, hat ein blaues Hemd an und im Gürtel zwei Revolver. Er reißt sein struppiges Pferd herum und verschwindet hinter den Büschen drüben.

»Der ist weg«, murmelt der Mann bei Bryce erleichtert. »Du sagst, diesen Weg kennen nur wenige. Warum kannte der Haufen diesen Weg denn?«

»Weil es für ihre Zwecke gerade richtig ist«, brummt Bryce. »Du kannst sicher sein, Anson, hätten diese Burschen uns gesehen, sie würden ohne zu fragen geschossen haben. Yaquis machen selten Gefangene.«

Er blickt über den Fluss, dessen anderes Ufer nun ganz ruhig im Mondlicht liegt. Er kennt die Yaquis, er ist lange genug in der Sierra del Bacatete, ihrer eigentlichen Heimat, gewesen und hat Vieh bei ihnen gekauft. Die Yaquis können gutmütig wie Kinder sein, sind gastfreundlich und schätzen einen einmal gewonnenen Freund wie einen der ihren. Nur gegen Fremde und Angreifer können sie wild wie das Land der Sierra sein.

»Wir hätten uns gewehrt.«

»Nun ja«, erklärt Bryce einsilbig. »Lerne sie kennen, wenn sie getrunken haben, Roy, dann redest du anders. Weiter, wir müssen es noch bis drei Uhr schaffen.«

Er reitet an, aber Anson bleibt nun neben ihm und winkt nur nach hinten.

Die Maulesel, es sind sechsundzwanzig an der Zahl, trotten nun neben den Reitern her. Sechsundzwanzig kräftige Maulesel, beladen mit Kisten, die in Sackleinwand eingeschlagen sind und fest auf den Tragsätteln verzurrt sind.

»Sag mal, Roy«, fragt Chess Bryce. »Was ist eigentlich in den Kisten?«

Roy Anson blickt ihn groß an und zuckt die Achseln.

»Wenn ich das wüsste«, sagt er. »Vielleicht Hirse oder sonst etwas, keine Ahnung.«

Er lügt, das merkt Bryce sofort. Seit sie in der Dämmerung das kleine mexikanische Nest in der Nähe von Nogales verlassen haben, fragt sich Bryce, was in den Kisten ist. Er ist von Natur nicht neugierig, aber dass jemand ihm für einen Monat fünfhundert Dollar Spesen zu seinem normalen Lohn bezahlen will, das ist ungewöhnlich.

In seine Gedanken hinein hört er das schrille Heulen einer Zugsirene der Southern Pacific. Auch Anson hebt den Kopf, blickt nach links und grinst.

»Du musst dir darum keine Gedanken machen«, sagt er knapp. »Du bekommst für jeden Transport zweihundert Dollar und außerdem eine Menge Spesen. Kannst sie ja in Nogales ausgeben.«

»Ich weiß immer gern, was ich über die Grenze bringe«, knurrt Bryce. »Du kannst es mir ruhig sagen. Anson, ich merke, dass du lügst.«

»Dass mich dieser und jener holen soll, wenn ich lüge. Ich weiß es nicht. Ich arbeite für den Boss genauso wie du, stelle keine Fragen.«

Bryce schweigt. Es wird viel geschmuggelt an der Grenze, man sagt, dass die in Nogales und Fort Huachuca liegenden Truppen die Grenze regelmäßig abreiten, aber immerhin kennt er Wege, die keine Truppen kennen.

Er sieht zu Anson, einen schlanken und blassgesichtigen Mann, der eine Gaunervisage hat und dem er niemals trauen wird. Die siebenhundert Dollar in seiner Tasche sind gewiss nicht zu verachten, aber was ist der Preis für dieses Geld? Nur die Mauleselkarawane über die Grenze zu bringen?

In Magdalena traf er mit dem Boss dieses Ansons zusammen, einem Halbmexikaner in einem großen Haus. Der Mann hat stechende Augen und ständig zwei bis an die Zähne bewaffnete Texaner neben sich.

»Ist der Weg auch bestimmt sicher?«, fragt Anson und reißt ihn aus dem Grübeln. »Du hast eine Menge Geld bekommen, tu etwas dafür, und lass uns nicht den falschen Weg gehen.«

»Du hast Angst, dass wir den Streifen der Armee in die Hände laufen?«

»Ach, die«, erwidert Anson wegwerfend. »Die Burschen sehen doch nichts, außerdem reiten sie zu schwerfällige Gäule. Nein, ich meine den Sheriff.«

»Also doch, ihr schmuggelt. Wenn schon, dann will ich wenigstens wissen, was es ist, Anson.«

»Du fragst zu viel, mein Freund.«

Die Kolonne erreicht nun den Sonoita Creek. Bryce muss wieder an das Geld und den verdammten Auftrag denken, an Tijuana und seinen Bruder Fred, der ihm geschrieben hat, dass er dringend sechstausend Dollar braucht, wenn er sich nicht in einem Jail wiederfinden will.

Seine verdammte Spielleidenschaft, denkt Bryce. Ich habe ihn immer gewarnt. Nun gut, er ist mein jüngerer Bruder, ich muss ihm helfen.

Nur wegen Fred hat er diesen Job angenommen, über dessen Art es keinen Zweifel gibt. Irgendetwas schmuggeln die Burschen, nur weiß er nicht, was es ist. Vielleicht Whisky, aber man würde das Gluckern der Flaschen hören.

»Wir reiten dicht am Creek entlang«, sagt Bryce über die Schulter. »Dann links über eine Steigung. Sag weiter, dass man auf die Maulesel aufpassen soll, es wird ziemlich steil.«

Er hält am Creek, die Maulesel trotten an ihm vorbei. Anson ist wie immer dicht bei ihm, er misstraut ihm also ganz offen.

Bryce schweigt, weil er das für das Klügste in dieser Situation hält. Irgendwann aber wird er Anson klar machen müssen, dass er ihm zu trauen und sonst nichts hat.

Anson wartet, bis er durch den Creek ist und die Kolonne seitlich überholt.

Schon schwenkt Bryce nach rechts, sein Pferd bahnt sich den Weg für die anderen an einigen hochstämmigen Kakteen vorbei.

Dann geht es nach links einen steilen Hang hinauf.

Bryce wartet die Hälfte der Maultiere ab, dann reitet er weiter, verfolgt von dem misstrauischen und wachsamen Blick Ansons.

»Weiter, zwischen die Felsen dort drüben«, ruft Bryce unterdrückt. »Dort ist ein kleiner Talkessel, dort warten.«

Der erste Treiber zieht die aneinandergebundenen Maulesel mit, und Bryce, nun sicher, dass er aus der unmittelbaren Gefahrenzone des Grenzstreifens heraus ist, reitet an.

Er hat jedoch kaum zehn Yards hinter sich gebracht, als er es krachen, dann das Bersten und Splittern hört. Sofort dreht er sich herum, reißt dann seinen Wallach zurück und reitet zurück.

»Zum Teufel«, sagt Anson fluchend. »Tonio, du Narr, kannst du nicht aufpassen?«

Ein Maulesel ist mit der Ladung ausgeglitten und zu Boden gekracht. Zwar hat sich das Tier nichts getan, aber die Ladung ist verrutscht. Eine Kiste hat sich gelöst und ist zu Boden gefallen. Das Tuch aus Sackleinwand, das den Holzbehälter umschließt, ist zerrissen, der zersplitterte Holzbehälter sieht heraus, und Anson, der diesen Anblick mit einem erneuten Fluch quittiert, dreht sein Pferd quer.

»Schon gut«, sagt er mürrisch zu Bryce und hält an, aber so, dass er ihm den Weg und die Sicht versperrt. »Du kannst wieder nach vorn reiten, Bryce, es ist weiter nichts.«

Bryce sieht ihn nur an, reitet dann auf ihn zu und sagt kalt: »Geh aus dem Weg. Für die Sicherheit der Maulesel bin ich verantwortlich, nicht du. Ich werde mir das ansehen, Roy.«

»Das geht dich …«

Ansons Hand erwischt den Revolverkolben, aber sicher hat er nicht mit der Schnelligkeit von Bryce gerechnet, der blitzartig seinen Revolver draußen hat und ihn mitten auf seinen Kopf richtet.

»Mein lieber Mann«, sagt Bryce im Tonfall eines Mannes, der ärgerlich genug ist, um sich durchzusetzen. »Greifst du noch einmal zu deinem Schießeisen, dann ist heute noch Beerdigung. Und du bist der Tote, ist das deutlich? Es passt mir schon die ganze Zeit nicht, dass du hinter mir reitest und mit der Hand nahe am Revolver wie ein Schießhund jede meiner Bewegungen kontrollierst. Wenn du jetzt nicht vernünftig bist, dann …«

Sechs, sieben Männer sind herangekommen. Sie sehen von Anson zu Bryce, aber offensichtlich wollen sie sich nicht einmischen. Anson wirft einen unruhigen Blick auf die Männer, flucht dann und steckt seinen Revolver wieder ein.

»Na schön«, sagt er beleidigt und etwas hinterhältig. »Sieh es dir an, Mister. Schließlich bist du neu in unserem Verein, vielleicht ist das ein Grund, auf dich besonders zu achten, wie?«

»Kann sein«, erwidert Bryce leise.

»Aber bis jetzt habe ich immer noch geschwiegen, wenn ich etwas sah, was nicht ganz astrein war. Tonio, hebt das Maultier hoch, schnallt den Sattel ab, ihr bekommt es so nicht wieder aufgerichtet.«

»Si, Señor Bryce«, erklärt Tonio heiser, wohl zufrieden, dass Bryce es bestimmt und er sich nicht einer erneuten Schimpfkanonade von Anson ausgesetzt sieht. »Amigos, fasst mit an, wir heben es auf.«

Bryce steigt ab, sieht Ansons nervöses Zucken um die Mundwinkel und behält den Colt in der Hand. Er tritt neben die zerbrochene Kiste, zieht mit der linken Hand die Umhüllung auseinander und starrt auf einen Blechbehälter. Als er ihn anheben will, schafft er es mit einer Hand kaum. Der Blechkanister ist derart schwer, dass er nur eine Füllung aus Öl, Wasser oder Sprit haben kann.

Ruhig sieht Bryce aus der Hocke hoch, sein Blick ruht eine Sekunde nachdenklich auf Anson, in dessen Gesicht deutlich die leise Furcht zu erkennen ist.

»Nun gut«, sagt Chess Bryce kurz. »Was immer da drin ist, ich werde darüber den Mund halten. Werde nur nicht nervös, mein Freund, es könnte die letzte Nervosität deines Lebens sein.«

Er packt zu, stellt den linken Stiefel auf die Umhüllung und reißt mit der linken Hand alles Holz und die Plane weg.

Der Blechkanister hat einen Schraubverschluss.

Bryce öffnet den Behälter und steckt den Finger hinein. Dann zieht er ihn wieder heraus, sieht auf die Flüssigkeit und riecht es bereits.

Es ist hochprozentiger Whisky, mit dem man den Kanister und sicher alle übrigen fünfundfünfzig gefüllt hat, sodass der Sprit bis an den Schraubverschluss reicht und kein Gluckern entstehen kann.

Langsam schraubt Bryce den Kanister wieder zu und richtet sich auf.

Arizona ist ein Prohibitionsstaat, in ihm darf kein Whisky ausgeschenkt, verkauft oder sonst wie vertrieben werden.

»So ist das«, sagt er. »Na schön, es ist nicht meine Sache, Anson. Packt das wieder auf.«

»Du weißt nun Bescheid«, murmelt Anson stockheiser. »Du wirst uns doch keinen Ärger machen wollen? Sonst müssten wir …«

»Dass ich ein Narr wäre«, sagt Bryce hart. »Ich weiß genau, was mit mir passieren würde. Beruhige dich, ich bin kein Selbstmörder. Lieber drei Jahre im Jail sitzen, als irgendwo in den Sümpfen verschwinden. Packt das auf. Wir können hier nicht bleiben.«

Er reitet an. Diesmal aber bleibt Anson zurück. Am Ende des Talkessels hält Bryce an, greift nach einer dünnen Zigarre und raucht gleich darauf ruhig.

Seine Gedanken beschäftigen sich mit der Tatsache des streng verfolgten Whiskyschmuggels. In Arizona ist der Gouverneur ein großer Gegner des Whiskys und hat darum allen Schmugglern drakonische Strafen angedroht.

Bryce ist sicher, dass er über seine Entdeckung nichts sagen kann. Zwar ist er sich von Anbeginn dieses Auftrages im Klaren darüber gewesen, dass sie irgendetwas schmuggeln. Aber Whisky? Diese Sache ist gefährlich.

Er denkt einen Augenblick an das Geld in seiner Tasche. Er muss Fred helfen, der in der Klemme sitzt und sicher nun nicht mehr wie ein Narr spielen wird.

Nun gut, denkt Bryce. Ich mache es nur so lange, bis ich das Geld für Fred zusammen habe.

»He, woran denkst du?«, fragt Anson, der neben ihm auftaucht. »Bryce, kennst du Pat Moreno?«

»Ja«, sagt Bryce kurz. »Was ist mit ihm?«

»Er arbeitet für meinen Boss«, sagt Anson. »Er verdiente für seine Verhältnisse nicht genug, wurde übermütig und entführte ein paar Maulesel.«

»Und was passierte dann?«, fragt Bryce.

»Nicht viel, mein Freund. Er bekam Besuch. Und musste sterben. Ich hatte den Auftrag, es dir zu sagen, wenn irgendwas schiefgehen sollte.«

»Schönen Dank, ich habe verstanden, Anson. Habt ihr an Pats Bruder Jesse gedacht?«

»Der ist leider nicht aufzufinden, Mister. Aber sollte er kommen – es stirbt sich so schnell in dieser Zeit.«

Sie erreichen die Ausläufer der Santa-Rita-Berge und müssen nach Ansons Worten bald am Ziel sein.

Es dauert keine Stunde mehr, dann reitet Anson zu Bryce und sagt knapp: »Wir reiten in das nächste Tal. Du kennst die Gegend hier?«

»Ja, dort liegt die Colman-Ranch, sie hat einen Pächter, hörte ich. Ist dort das Ende dieser Reise?«

»Vorläufig, ja«, erklärt Anson. »Du brichst morgen mit den Mauleseln wieder auf, nachdem du dich ausgeruht hast. Überlass mir nun die Führung.«

Links von ihnen ist der Hang mit Kakteen bewachsen. Rechts ist ein kleiner Bach.

Die Maultierkolonne geht einen gewundenen Pfad ins Tal hinunter. Hinter einigen Felsen am Bach halten sie an. Anson steigt hinauf und hat eine Handlampe aus der Satteltasche mitgenommen. Er blinkt in das Tal hinab, in dem die Umrisse einer mit einer Mauer umgebenen Ranch im Mondlicht zu erkennen sind.

Dreimal blinkt er, dann kommt auch schon die Antwort. Nahe der Ranch blitzt es zweimal kurz, zweimal lang und wieder zweimal kurz auf.

»In Ordnung«, sagt Anson, als er wieder auf sein Pferd steigt. »Es ist niemand in der Gegend. Die Bahnlinie nach Patagonia läuft keine drei Meilen entfernt vorbei. Kommt mir nach. Der Boss wird schon unruhig sein.«

Bryce enthält sich jeder Äußerung, reitet neben Anson her ins Tal, das an der Südseite keinen Kakteenbewuchs mehr zeigt. Dort dehnt sich eine saftige Hochweide aus, auf der Rinder zu sehen sind. Es sind für eine so große Ranch zu wenig, aber immerhin können die Rinder in den Nachbartälern stecken.

Anson reitet auf das Tor in der weißen Mauer zu. Bryce sieht es aufgehen und kommt neben Anson an Männern vorbei, die im Schatten einiger Palmen vor dem Portal und der Auffahrt zum Ranchhaus verteilt stehen. Die Männer sind mit Gewehren und Revolvern und Messern bewaffnet.

An der Mauer stehen die Gebäude der Ranch. Drei Ställe und zwei Bunkhäuser.

Über dem Haus erhebt sich ein Glockenturm.

Chess Bryce sieht in der Höhe der Glocke erstaunt den Lauf eines Maximgewehres, das seine dreihundert Schuss in der Minute verschießen kann. Die Schmuggler haben scheinbar an alles gedacht.

»Wir sind auf alles vorbereitet«, sagt Anson neben ihm grinsend. »Was meinst du, wenn die Burschen uns hier mal besuchen wollen, wie prächtig ihr Empfang wird?«

»Ich kann mir das vorstellen«, erwidert Bryce. »Woher habt ihr das Maxim?«

»Aus Sonora, die Carranzistas vergaßen es, als Franzisco Urbalejo sie mit seinen Yaquis bis nach Agua Priesta jagte.«

Sie sehen beide zu den Mauleseln hin, die man nach links führt. Im Hintergrund ist einer der Ställe offen, die Maulesel werden vor eine Rampe geführt und die Kisten auf der Rampe abgeladen. Im Hintergrund muss wohl ein Wagen stehen, denn aus dem Stall schimmern zwei Radreifen.

»Es wird unter Tabakladungen weggefahren«, sagt Anson erklärend. »Komm ins Haus, der Boss wird warten. Ladet vorsichtig ab, Leute.«