Die Handwerker-Fibel, Band 2 - Dr. Lothar Semper - E-Book

Die Handwerker-Fibel, Band 2 E-Book

Dr. Lothar Semper

0,0

Beschreibung

Neuauflage: 60. Auflage 2022 Die Handwerker-Fibel ist bundesweit das Standardlehrwerk „Nummer 1" für die erfolgreiche Meisterprüfung in den Teilen 3 und 4. Durch die praxisnahe Umsetzung der Lehr- und Lerninhalte ist sie einer der Erfolgsgaranten für das hohe Ausbildungs- und Qualifizierungsniveau Tausender Meisterschülerinnen und Meisterschüler. Die Handwerker-Fibel: Nach Handlungsfeldern und den Vorgaben des aktuellen Rahmenlehrplans gegliedert: Band 1: Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beurteilen Band 2: Gründungs- und Übernahmeaktivitäten vorbereiten, durchführen und bewerten Band 3: Unternehmensführungsstrategien entwickeln Inhaltlich und methodisch neu bearbeitet Handlungsorientierung als grundlegendes Prinzip: zum Erwerb fallbezogener Problemlösungskompetenz! Die Handwerker-Fibel ist: Das moderne Lehrwerk für die erfolgreiche Vorbereitung auf die Meisterprüfung in den Teilen III und IV. Das wichtige Handbuch für die wirtschaftliche Unternehmensführung des Praktikers nach der Meisterprüfung! Die Vorteile: Inhaltlich immer auf dem neuesten Stand durch jährlich überarbeitete Neuauflage. Effektive Lernkontrolle durch handlungsorientierte, fallbezogene Übungs-, Wiederholungs- und Prüfungsfragen. Schnelles Erfassen der wichtigsten Textinhalte durch farbig unterlegte Textstellen. Abwechslungsreiches Lernen durch Abbildungen. Hoher Praxisbezug durch zahlreiche Beispiele. Leichte Verwendung als Nachschlagewerk durch das ausführliche Stichwortverzeichnis.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 343

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dr. Lothar Semper Dipl.-Kfm. Bernhard Gress

DIE

HANDWERKER-

FIBEL

Für die praxisnahe Vorbereitung auf die Meisterprüfung Teil III/ Geprüfte/-r Fachmann/-frau für kfm. Betriebsführung (HwO)

Band 2Gründungs- und Übernahmeaktivitäten vorbereiten, durchführen und bewerten

mit Übungs- und Wiederholungsaufgaben

60., überarbeitete Auflage

Holzmann Medien | Buchverlag

Die Handwerker-Fibel enthält in der Regel Berufsbezeichnungen, Gruppenbezeichnungen etc. entweder in der weiblichen oder in der männlichen Form. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen und personenbezogene Hauptwörter gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung.

60., überarbeitete Auflage 2022

Band 2: Artikel-Nr. 1762.61 | ISBN: 978-3-7783-1587-3

© 2022 by Holzmann Medien GmbH & Co. KG, 86825 Bad Wörishofen Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, fotomechanischen Wiedergabe und Übersetzung nur mit Genehmigung durch Holzmann Medien.

Das Werk darf weder ganz noch teilweise ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm, elektronische Medien oder ähnliches Verfahren) gespeichert, reproduziert oder sonst wie veröffentlicht werden.

Diese Publikation wurde mit äußerster Sorgfalt bearbeitet, Verfasser und Verlag können für den Inhalt jedoch keine Gewähr übernehmen.

Lektorat: Achim Sacher, Holzmann Medien | Buchverlag

Umschlaggestaltung: Markus Kratofil, Holzmann Medien | Buchverlag

Bildquellen Umschlag: © contrastwerkstatt – stock.adobe.com

Satz: abavo GmbH | Buchloe

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH | Rudolstadt

Vorwort

Die 60. Auflage der Handwerker-Fibel basiert auf der aktuellen Fassung der Verordnung über die Meisterprüfung in den Teilen III und IV im Handwerk und in den handwerksähnlichen Gewerben (Allgemeine Meisterprüfungsverordnung – AMVO), die zum 01.01.2012 in Kraft getreten ist. Nachdem seit 01.01.2010 die AMVO für Teil IV der Meisterprüfung und seit 01.08.2009 die Ausbildereignungsverordnung (AEVO) für die Vermittlung der berufs- und arbeitspädagogischen Kenntnisse die Handlungsorientierung vorsehen, wurde diese damit auch für Teil III der Meisterprüfung umgesetzt. Der Stoff für jedes der drei Handlungsfelder wird in einem eigenen Band dargestellt, sodass die Handwerker-Fibel insgesamt vier Bände umfasst – Band 1-3 für Teil III und Band 4 für Teil IV der Meisterprüfung.

Grundlage für die Überarbeitung des Teils III der Meisterprüfung war die im Jahr 2008 im Auftrag des damaligen Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie durch das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) an der Universität zu Köln entwickelte Struktur für eine handlungsorientierte Prüfung im Teil III.

Als Richtschnur für die Gestaltung der betriebswirtschaftlichen Vorbereitungslehrgänge für junge Meisterinnen und Meister wurde unter der Federführung des Ludwig-Fröhler-Instituts in München ein handlungsorientierter Rahmenlehrplan erarbeitet, der die neuen Prüfungsanforderungen aufgreift. Er zeichnet sich durch Praxisnähe und Kompetenzorientierung aus, um die berufliche Handlungsfähigkeit sowie die unternehmerische Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Lernenden zu fördern.

Teil III der Meisterprüfung enthält drei Handlungsfelder, die sich an den Phasen eines Unternehmenslebenszyklus orientieren:

1. Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beurteilen

2. Gründungs- und Übernahmeaktivitäten vorbereiten, durchführen und bewerten

3. Unternehmensführungsstrategien entwickeln.

Handlungsorientierung bedeutet, dass berufliche Handlungssituationen oder Handlungsfälle, die an der Betriebs- und Berufspraxis und an Geschäfts- und Arbeitsprozessen orientiert sind, beispielhaft zum Gegenstand der Ausbildung gemacht werden. Der Lernende soll selbstständig Handlungen planen, durchführen und kontrollieren sowie sich im Anschluss über die jeweiligen Zusammenhänge klar werden. Damit erreicht er berufliche Handlungskompetenz, das heißt, er kann in beruflichen Situationen im betrieblichen Gesamtzusammenhang sach- und fachgerecht durchdacht und in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Verantwortung handeln.

Die von den Meisterinnen und Meistern zu erwerbenden Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten sind für die einzelnen Handlungsfelder als Kompetenzen formuliert. Auf der Grundlage des Rahmenlehrplans ist der Inhalt dieses Bandes nach Handlungsfeldern und Lernsituationen gegliedert. Bei jeder Lernsituation sind die zu erwerbenden Kompetenzen vorangestellt.

Die Handwerker-Fibel versteht sich als elementare und unabdingbar notwendige Grundlage für ein erfolgreiches Lernen, für die Aneignung von Handlungs- und Problemlösungskompetenz und für das Bestehen der Meisterprüfung, sowohl in zulassungspflichtigen wie auch in zulassungsfreien Handwerken. Sie ist dafür sowohl das wichtigste Lernmittel und Begleitmaterial als auch Grundlage für das Selbststudium. Der Schwerpunkt der Inhalte ist nicht auf Begriffswissen, sondern in erster Linie auf anwendungsbezogenes Handlungswissen und berufliche Handlungsfähigkeit für die Praxis gelegt. Auch im Rahmen der handlungsorientierten Ausbildung und Vorbereitung auf die Meisterprüfung ist ein Lehrbuch wie dieser Band der Handwerker-Fibel für ein erfolgreiches Lernen, den Erwerb der erforderlichen Kenntnisse, für die Aneignung von Handlungskompetenz und das Bestehen der Prüfung unverzichtbar. Darüber hinaus hat sich die Handwerker-Fibel als Handbuch und Nachschlagewerk für die wirtschaftliche Betriebs- und Unternehmensführung des Handwerksmeisters nach der Meisterprüfung, sei es als selbstständiger Unternehmer oder als angestellte Führungskraft, bewährt. Dabei hilft den Nutzern ein umfangreiches Stichwortverzeichnis.

Nach den Textteilen zu den Lernsituationen folgen Wiederholungsaufgaben sowie handlungsorientierte, fallbezogene Übungsaufgaben. Dabei kommen folgende Aufgabentypen vor:

> Aufgaben mit programmierten Auswahlantworten bzw. Auswahllösungen

> Textaufgaben mit offenen Antworten bzw. Lösungen

> fallbezogene Aufgaben mit Leitfragen und offenen Lösungen

> fallbezogene Aufgaben mit frei formulierter Lösung

> fallbezogene Aufgaben mit Berechnungen

> Einsetzaufgaben und Zuordnungsaufgaben.

Sie dienen dem handlungsorientierten Vorgehen im Unterricht oder beim Selbststudium, ermöglichen eine den Lernprozess begleitende Kontrolle und eine rationelle Vorbereitung auf die Prüfung. Die fallbezogenen Aufgaben mit programmierten Auswahllösungen sind durch Ankreuzen von einer oder teilwiese auch zwei (dies ist dann bei der jeweiligen Aufgabe angegeben) der fünf vorgegebenen Lösungen zu bearbeiten. Die richtigen Lösungen sind am Schluss des Buches zur Kontrolle abgedruckt. Bei allen Aufgaben erfolgt am Ende der Aufgabenstellung ein Hinweis zum Textteil als Lösungshilfe und um bei festgestellten Lücken entsprechend nachlesen bzw. nacharbeiten zu können.

Alle vier Bände der Handwerker-Fibel sind auch für die Vorbereitung auf Fortbildungsprüfungen im Handwerk geeignet, in denen betriebswirtschaftliche, kaufmännische und rechtliche sowie berufs- und arbeitspädagogische Kenntnisse nach Maßgabe der Verordnung über gemeinsame Anforderungen in der Meisterprüfung im Handwerk und in den handwerksähnlichen Gewerben (AMVO) gefordert werden.

Für diese Auflage wurde der Inhalt wiederum an gesetzliche Änderungen und Neuregelungen sowie einschlägige Neuentwicklungen, die bis November 2021 feststanden, angepasst.

Für Anregungen bei Abfassung des Textes für diesen Band danken wir Herrn Holger Scheiding und Herrn Ernst M. Schreyer.

Wir wünschen Ihnen bei der Vorbereitung und Ablegung Ihrer Prüfungen viel Erfolg.

Januar 2022

Die Autoren und Holzmann Medien | Buchverlag

Mit den aktuellen Lehr- und Lernmitteln von Holzmann Medien erwerben Sie zusätzliche Sicherheit für die erfolgreiche Ablegung Ihrer Meisterprüfung:

>Der MeisterTrainer. Trainieren Sie handlungsorientierte, fallbezogene Übungsaufgaben – immer und überall: am PC, Tablet und Smartphone. Prüfungsvorbereitung einfach, schnell und sicher, online und offline. Auch als CD-ROM oder Download erhältlich. Jetzt neu! Mit zahlreichen Lernvideos zur Vorbereitung auf den Teil 3 der Meisterprüfung. Zu ausgewählten Handlungssituationen bietet der MeisterTrainer ab sofort eine Vielzahl digitaler Lerneinheiten.

>Jetzt neu! Meistervorbereitung digital: Auf die Inhalte der Handwerker-Fibel abgestimmte Lernvideos für Kursträger und Bildungsstätten. Ideal als Ergänzung für den Unterricht. Lizenzen auf Anfrage beim Verlag.

>Die Übungspakete zu Teil III und IV der Meisterprüfung. Mit der Bearbeitung der Übungsbögen stellen Sie Ihr vorhandenes Wissen auf den Prüfstand. Gleichzeitig legen Sie den Grundstein für eine erfolgreiche Prüfung.

>Die Handwerker-Fibel auf CD-ROM. Der gesamte Inhalt (Text und Abbildungen) per Mausklick sofort abrufbar. Einfache Bedienung, hoher Benutzerkomfort.

Sämtliche Lehr- und Lernmittel können, sofern sie nicht vom Lehrgangsträger zur Verfügung gestellt werden, im Buchhandel oder direkt beim Verlag bezogen werden.

Bestelladresse:

Holzmann Medien GmbH & Co. KG

Buchverlag

Gewerbestraße 2

86825 Bad Wörishofen

Tel.: 0 82 47 / 35 41 24

Fax: 0 82 47 / 35 41 90

E-Mail: [email protected]

www.holzmann-medienshop.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Handlungsfeld 2: Gründungs- und Übernahmeaktivitäten vorbereiten, durchführen und bewerten

1. Bedeutung persönlicher Voraussetzungen für den Erfolg beruflicher Selbstständigkeit begründen

1.1 Anforderungen an einen Unternehmer

1.1.1Persönliche Anforderungen

1.1.2Familiäre Anforderungen

1.1.3Fachliche Anforderungen

Wiederholungsfragen

2.Wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung des Handwerks sowie Nutzen von Mitgliedschaften in den Handwerksorganisationen darstellen und bewerten

2.1Stellung des Handwerks in der Volkswirtschaft

2.1.1Grundzüge volkswirtschaftlicher Zusammenhänge

2.1.2Wirtschaftliche Bedeutung

2.1.3Gesellschaftliche Bedeutung

2.1.4Kulturelle Bedeutung

2.2Handwerksorganisationen

2.2.1Strukturen und Aufgaben

2.2.2Dienstleistungen

Wiederholungsfragen

3.Möglichkeiten der Inanspruchnahme von Beratungsdienstleistungen sowie von Förder- und Unterstützungsleistungen bei Gründung und Übernahme eines Unternehmens aufzeigen und bewerten

3.1Gründungsberatung

3.1.1Rechtliche Aspekte

3.1.2Konzeptionelle Aspekte

3.1.3Finanzielle Aspekte

3.2Finanzierungs- und Unterstützungsleistungen

3.2.1Angebote für Existenzgründer

3.2.2Spezielle Angebote für Handwerk und KMU

Wiederholungsfragen

4.Entscheidungen zu Standort, Betriebsgröße, Personalbedarf sowie zur Einrichtung und Ausstattung eines Unternehmens treffen und begründen

4.1Markt- und Standortanalyse

4.1.1Absatzgebiete und -möglichkeiten

4.1.2Kundenstruktur

4.1.3Standortbeurteilung (Faktoren und Vergleich)

4.2Planung der Gründung

4.2.1Betriebseinrichtung

4.2.2Betriebsgröße (Umsatz, Personal)

Wiederholungsfragen

5.Marketingkonzept zur Markteinführung entwickeln und bewerten

5.1Konzeption des Marketings

5.1.1Ausgangssituation für Existenzgründer

5.1.2Definition

5.1.3Marketingziele

5.1.4Marketingstrategie

5.2Informationsquellen zur Abschätzung des Marktpotenzials

5.3Markteintritts-Marketing-Mix

5.3.1Marketing-Mix

5.3.2Produkt bzw. Dienstleistung

5.3.3Preis

5.3.4Vertrieb

5.3.5Werbung und Kommunikation

Wiederholungsfragen

6.Investitionsplan und Finanzierungskonzept aufstellen und begründen; Rentabilitätsvorschau erstellen und Liquiditätsplanung durchführen

6.1Finanzierung

6.1.1Grundfragen der Finanzierung

6.1.2Vorbereitung der Finanzierungsgespräche

6.1.3Kapitalbedarfsermittlung

6.1.4Investitionsplan und Finanzierungskonzept

6.1.5Finanzierungsregeln

6.2Kosten-, Umsatz- und Gewinnplanung, Rentabilitätsvorschau

6.2.1Notwendiges Mindesteinkommen für den Existenzgründer/ betrieblicher Kassenzufluss

6.2.2Kostenplan

6.2.3Umsatzplanung, Berechnung des Mindestumsatzes

6.2.4Gewinnplan, Rentabilitätsvorschau

6.3Liquiditätsplanung

6.3.1Finanzplanung

6.3.2Liquiditätsplan

6.3.3Liquiditätsmanagement

Wiederholungsfragen

7.Rechtsform aus einem Unternehmenskonzept ableiten und begründen

7.1Rechtsformen

7.1.1Kapitalgesellschaften

7.1.2Personengesellschaften

7.1.3Einzelunternehmen

7.2Kriterien der Rechtsformwahl

7.3Gesellschaftsvertrag

Wiederholungsfragen

8.Rechtsvorschriften, insbesondere des bürgerlichen Rechts sowie des Gesellschafts- und Steuerrechts, im Zusammenhang mit Gründung oder Übernahme von Handwerksbetrieben anwenden

8.1Einteilung der Rechtsordnung

8.1.1Privates und öffentliches Recht

8.1.2Systematik des Bürgerlichen Gesetzbuches

8.2Allgemeiner Teil des BGB

8.2.1Rechts-, Geschäfts- und Deliktsfähigkeit

8.2.2Rechtsgeschäftliches Handeln

8.3Vertragsrecht

8.3.1Allgemeines Vertragsrecht

8.3.2Kaufvertrag

8.3.3Werk-, Bau-, Verbraucherbau- und Werklieferungsvertrag

8.3.4Miet- und Pachtvertrag

8.3.5Bürgschaft

8.4Sachenrecht (Besitz, Eigentum, Sicherungsrechte)

8.4.1Allgemeines

8.4.2Besitz und Eigentum

8.4.3Bewegliche und unbewegliche Sachen

8.5Gründungsrelevante Rechtsvorschriften

8.5.1Bau-, Umweltschutz- und abfallrechtliche Vorschriften

8.5.2Handwerks-, Handels- und Steuerrecht

8.5.3Arbeitsstättenverordnung

8.5.4Arbeitssicherheit, Unfall- und Gesundheitsschutz

8.6Steuerrecht

8.6.1Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer)

8.6.2Gewerbesteuer

8.6.3Veranlagte Einkommensteuer

8.6.4Einkünfte aus Gewerbebetrieb

8.6.5Körperschaftsteuer

8.6.6Besteuerungsverfahren

Wiederholungsfragen

9.Notwendigkeit privater Risiko- und Altersvorsorge begründen, Möglichkeiten aufzeigen

9.1Soziale Sicherungssysteme

9.1.1Krankenversicherung

9.1.2Pflegeversicherung

9.1.3Arbeitslosenversicherung

9.1.4Unfallversicherung

9.2Private Personen- und Sachversicherungen

9.2.1Private Personenversicherungen

9.2.2Sachversicherungen

9.3Altersversorgung des selbstständigen Handwerkers

9.3.1Gesetzliche Rentenversicherung

9.3.2Zusätzliche kapitalgedeckte Altersvorsorge

9.3.3Sonstige Formen der Altersversorgung

9.3.4Pfändungsschutz der privaten Altersvorsorge Selbstständiger

Wiederholungsfragen

10.Bedeutung persönlicher Aspekte sowie betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Bestandteile eines Unternehmenskonzeptes im Zusammenhang darstellen und begründen

10.1Unternehmenskonzept

10.1.1Leitbild

10.1.2Produkt- und Leistungsprogramm

10.1.3Zielgruppen

10.1.4Beispiel eines Businessplans

10.2Betriebsübernahme bzw. -beteiligung

10.2.1Betriebsübergabe aus der Sicht des Übergebers

10.2.2Vor- und Nachteile der Selbstständigmachung durch Betriebsübernahme

10.2.3Formen der Betriebsübernahme

10.2.4Betrieblicher Bestandsschutz

10.2.5Kriterien der Kaufpreisermittlung

10.2.6Gestaltung des Übernahme- bzw. Gesellschaftsvertrages (Kauf, Pacht, Rente etc.)

10.2.7Gesetzliche und vertragliche Pflichten

10.2.8Finanzierung der Betriebsübernahme

10.2.9Formalitäten bei der Betriebsübernahme

10.2.10Betriebsbeteiligung

10.2.11Berufliche Selbstständigkeit auf Basis der Partnerschaft

Wiederholungsfragen

Lösungen zu den Übungs- und Wiederholungsaufgaben

Stichwortverzeichnis

Handlungsfeld 2: Gründungs- und Übernahmeaktivitäten vorbereiten, durchführen und bewerten

1. Bedeutung persönlicher Voraussetzungen für den Erfolg beruflicher Selbstständigkeit begründen

Kompetenzen

> Für eine erfolgreiche Unternehmertätigkeit relevante Anforderungen identifizieren.

> Eigene Fähigkeit zum selbstständigen Führen eines Handwerksbetriebes erkennen und beurteilen.

1.1Anforderungen an einen Unternehmer

Wer sich mit der Frage befasst, einen Betrieb zu gründen oder einen zu übernehmen, sollte sich zunächst intensiv damit auseinandersetzen, ob er wesentliche Eigenschaften mitbringt, die im Allgemeinen von einem Unternehmer erwartet werden. Er sollte sich ferner bewusst sein, dass berufliche Selbstständigkeit nicht nur Chancen, sondern auch Risiken und Belastungen mit sich bringt.

Allgemeine Überlegungen

Diese Vor- und Nachteile muss jeder dann für sich selber genau abwägen, ehe er den Schritt zur Existenzgründung wagt. Dabei wird es allerdings in den seltensten Fällen ein eindeutiges Ja oder Nein geben, sondern oftmals auch einen Kompromiss, bei dem jedoch die positive Einstellung überwiegen sollte. Nur dann ist die Wahrscheinlichkeit einer nachhaltigen und dauerhaften selbstständigen Existenz gegeben.

1.1.1Persönliche Anforderungen

Erfolgreiche Betriebsgründungen und Betriebsübernahmen setzen in der Regel auch bestimmte persönliche Eigenschaften beziehungsweise Anforderungen voraus. Dazu zählen beispielsweise:

> Risikobereitschaft

> Entscheidungsfreunde

> Verantwortungsbewusstsein

> Kommunikationsfähigkeit und Kontaktfreude

> körperliche und emotionale Stabilität und Belastbarkeit

> Gewissenhaftigkeit

> Konflikt- und Krisenfähigkeit

> Flexibilität

> strategisches Denken

> Zielstrebigkeit

> Sozialkompetenz

> Verhandlungsgeschick

> rhetorische Sicherheit

> Führungseigenschaften

> Durchsetzungsfähigkeit

> Motivation

> offen sein für Neues

> Selbstvertrauen.

Checklisten und Tests

In Handbüchern zur Existenzgründung sowie bei zahlreichen Institutionen wie Handwerkskammern und Fachverbänden gibt es auch Checklisten und Tests (mittlerweile überwiegend im Internet), anhand derer man selbst feststellen kann, ob man zum Unternehmer geeignet ist beziehungsweise wo man noch Defizite hat, die ausgeglichen werden können.

Jeder Existenzgründer sollte sich, bevor er im Handwerk den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, daher insbesondere folgende selbstkritische Fragen stellen, um seine persönlichen Voraussetzungen auszuloten:

Selbstkritische Fragen

> Was sind meine Motive für die berufliche Selbstständigkeit?

> Bin ich der Typ, der risikofreudig ist, oder bin ich einer, der eher den Weg der größeren Sicherheit sucht?

> Habe ich die persönliche Stärke, in eigener Verantwortung auch in kritischen Lagen kühlen Kopf zu bewahren, nicht zu resignieren und optimistisch zu sein?

> Verfüge ich über eine überdurchschnittliche psychische und körperliche Belastbarkeit?

> Kann ich Wichtiges und Unwichtiges unterscheiden und mich auf das Wesentliche konzentrieren?

> Bin ich bereit, gerade in der Anfangsphase ein Arbeitspensum zu leisten, das über dem Normalmaß eines Berufstätigen liegt?

> Kann ich auf lieb gewonnene Hobbys und auf Freizeit zumindest vorübergehend verzichten bzw. diese einschränken?

> Ist der Schritt in die Selbstständigkeit auch mit dem (Ehe-)Partner abgesprochen? > Bin ich kontaktfreudig, kreativ, zuverlässig und durchsetzungsfähig?

> Habe ich die notwendigen Führungseigenschaften?

> Reichen Berufsausbildung, abgelegte und bestandene Prüfungen, Berufserfahrung sowie Fertigkeiten, Kenntnisse und berufliche Handlungsfähigkeit aus, um der angestrebten beruflichen Selbstständigkeit gerecht zu werden?

> Habe ich alle Voraussetzungen für eine Gewerbeausübungsberechtigung?

1.1.2Familiäre Anforderungen

Für den Erfolg eines Unternehmers ist es unerlässlich, dass die Familie oder der Partner/die Partnerin die Gründung oder Übernahme eines Betriebes bejaht und unterstützt. Unternehmer zu sein ist keine Eigenschaft, die man bei Verlassen seines Betriebsgebäudes ablegen kann. Probleme, die sich im Betrieb stellen, haben auch Einfluss auf das Familienleben. Gerade in der Startphase sind oftmals persönliche und zeitliche Einschränkungen die Regel. Gegebenenfalls sind auch Überlegungen hinsichtlich der Kinderbetreuung anzustellen. Gerade bei Handwerksbetrieben ist es oft üblich, dass der (Ehe-)Partner im Betrieb mitarbeitet.

1.1.3Fachliche Anforderungen

Wer über die notwendigen fachlichen Voraussetzungen verfügt, erleichtert sich nicht nur den eigenen Start, sondern findet auch leichter die Akzeptanz bei Geschäftspartnern, Kunden und Banken.

a)Fachwissen und -kenntnisse

Vom künftigen Unternehmer wird gefordert, dass er über die fachtheoretischen und fachpraktischen Kenntnisse verfügt, die er zur Ausübung des Berufs, in dem er sich selbstständig macht, benötigt.

b)Branchenerfahrung

Hier kommt es darauf an, vor allem einen Überblick zu haben über:

> Marktentwicklung

> Kalkulation

> Kostenfaktoren

> Kennzahlen

> spezifische Wettbewerbssituation

> Standortfaktoren

> spezifische Arbeitsmarktlage und Personalgewinnung.

c)Kaufmännische Grundkenntnisse

Sie sollten ausreichen, um Entscheidungen insbesondere in folgenden Bereichen treffen und begründen zu können:

> Finanzierung

> Personal

> Marketing

> rechtliche Grundlagen

> Rechnungswesen

> Steuerpflichten

> Sozial- und Privatversicherungen.

Handwerksmeister haben den Vorteil, dass sie zu diesen einzelnen Bereichen im Rahmen der gesamten Meistervorbereitung bereits umfassende Kenntnisse vermittelt bekommen.

Wiederholungsfragen sowie handlungsorientierte, fallbezogene Übungsaufgaben

1. Sie setzen sich damit auseinander, ob für Sie der Schritt in die berufliche Selbstständigkeit eine Alternative zu der aktuellen Arbeitnehmertätigkeit ist.

Aufgabe:

a) Beschreiben Sie, welche persönlichen Anforderungen Sie dazu erfüllen sollten!

b) Nennen und beschreiben Sie die drei Bereiche der fachlichen Anforderungen, über die Sie verfügen sollten!

>> Seiten 15 bis 17 |

2. Risikobereitschaft gehört bezüglich Existenzgründungen und Betriebsübernahmen zu den

a familiären

b persönlichen

c gesetzlichen

d fachlichen

e handwerksrechtlichen

Anforderungen.

>> Seiten 15 bis 16 |

2. Wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung des Handwerks sowie Nutzen von Mitgliedschaften in den Handwerksorganisationen darstellen und bewerten

Kompetenzen

> Handwerks- und branchenspezifische Informationen über Entwicklung der Gesamtwirtschaft recherchieren, relevante Daten darstellen und mit anderen Quellen vergleichen.

> Den gesamtwirtschaftlichen Kontext (Zusammenhang), in dem ein handwerkliches Unternehmen operiert (handelt), erklären können.

> Selbstverständnis und persönliche Zugehörigkeit zum Handwerk begründen.

> Aubfau der Handwerksorganisation sowie Aufgaben und Leistungsangebote der einzelnen Organisationen kennen.

> Nutzen von Mitgliedschaften in Handwerksorganisationen kennen und bewerten.

2.1Stellung des Handwerks in der Volkswirtschaft

Um die Stellung des Handwerks kompetent beurteilen zu können, werden hier zunächst einige grundlegende Begriffe aus der Volkswirtschaft erklärt.

2.1.1Grundzüge volkswirtschaftlicher Zusammenhänge

Bedürfnisse

Jeder Mensch hat Grundbedürfnisse zur Bewältigung seines Lebens. Neben den Mindestbedürfnissen an Nahrung, Kleidung und Wohnung entstanden je nach Kultur- und Entwicklungsstand der Menschen weitere Bedürfnisse wie Sicherheitsbedürfnisse, soziale Bedürfnisse, Wertschätzungsbedürfnisse und Entwicklungsbedürfnisse.

Die Bedürfnisse des Menschen, die am Markt zu Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen führen, nennt man Bedarf. Die Herstellung und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen bezeichnet man als Wirtschaft. Die Wirtschaft eines Landes (auch Volks wirtschaft genannt) stellt also Güter und Dienstleistungen zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse her und übernimmt deren Verteilung.

a)Produktion

Produktionsfaktoren

Die Grundlagen für die Gütererzeugung sind die Produktionsfaktoren Boden (Bodenfläche und Bodenschätze/Rohstoffe), Arbeit und Kapital (Werkzeuge, Maschinen, Betriebsanlagen usw.).

Investitionen

Die Produktion von Gütern und Dienstleistungen geschieht dadurch, dass in einer Produktionsstätte (Betrieb) Arbeitskräfte, Maschinen, Gebäude und Rohstoffe eingesetzt und kombiniert werden. Das gesamte Sachkapital wird durch die „Produktion“ abgenutzt und verliert an Wert. Zur Erhaltung und zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Wirtschaftens muss das Sachkapital immer wieder durch Investitionen erneuert und erweitert werden. Dies setzt eine laufende Kapitalbildung voraus. Kapital kann aber nur gebildet werden, wenn nicht das gesamte Bruttoinlandsprodukt verbraucht wird, sondern ein Teil davon über das Sparen wieder in die Investition fließt. (Anmerkung: Durch die aktuellen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank gelten diese Zusammenhänge derzeit nur eingeschränkt.)

Um die drei Produktionsfaktoren in bester Weise wirksam werden zu lassen, ist unternehmerisches Können erforderlich. Jedes Unternehmen ist also innerhalb der Volkswirtschaft eine Einheit, die durch Einsatz und Kombination der Produktionsfaktoren zur volkswirtschaftlichen Leistung beiträgt.

b)Bruttoinlandsprodukt

Das Bruttoinlandsprodukt ist der Maßstab zur Erfassung der gesamtwirtschaftlichen Leistung. Es umfasst die in einem Wirtschaftsgebiet (beispielsweise Deutschland) in einem bestimmten Zeitraum erbrachten Güter und Dienstleistungen.

Wirtschaftswachstum

Durch Wirtschaftswachstum, das unter anderem durch mehr Leistung pro Arbeitskraft erreicht wird, wird das Inlandsprodukt erhöht.

Der Beitrag der verschiedenen Wirtschaftszweige – das sind insbesondere Industrie-und Dienstleistungen – zu den erzielten Umsätzen bzw. zur Bruttowertschöpfung ist unterschiedlich. Das Handwerk ist mit rund 8 % beteiligt.

Privater Verbrauch

Der Anteil des privaten Verbrauchs am Inlandsprodukt dient der Steigerung des Lebensstandards. Ein weiterer, nicht verbrauchter Teil des Inlandsprodukts wird investiert (Kauf von Maschinen, Fabriken und Anlagen) und trägt dazu bei, die Produktion für die Zukunft zu erhalten und nach Möglichkeit zu steigern. Das gesparte Geldkapital wird also wieder teilweise in Sachkapital umgewandelt.

Investitionen

Staatsverbrauch Außenbeitrag

Ein dritter Teil des Inlandsprodukts wird vom Staat für die Erfüllung seiner Aufgaben beansprucht. Ein vierter Teil wiederum wird exportiert. Werden davon die Importe abgezogen, so erhält man den Außenbeitrag. Folgende Abbildung gibt eine Übersicht über die Verwendung des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland im Jahre 2020:

c)Geld und Währung

Geld hat neben seiner Funktion als Tauschmittel Bedeutung als Recheneinheit und als Wertaufbewahrungsmittel. In Deutschland ist der Euro die geltende Währung und gesetzliches Zahlungsmittel in Form von Euro-Banknoten und -Münzen.

Währung

Unter Währung versteht man die Ordnung des Geldwesens innerhalb eines Staates oder eines Wirtschaftsgebietes sowie die Wertbeziehungen und den Zahlungsverkehr zu anderen Staaten.

Der Wert des Geldes spielt eine wichtige Rolle. Er beruht auf seiner Kaufkraft.

Inflation

Die Kaufkraft wiederum hängt unter anderem davon ab, wie viel Geldvorrat dem Gütervorrat gegenübersteht. Der Geldvorrat soll dem Gütervorrat wertmäßig entsprechen. Bleibt die Warenmenge gleich und die Geldmenge steigt, lässt der Geldwert nach, und man spricht von einer inflationären Entwicklung mit Preissteigerungen. Würde die Warenmenge gleich bleiben und die Geldmenge sinken, steigt die Kaufkraft des Geldes. Man spricht dann von einer deflatorischen Entwicklung mit Preissenkungen.

In der Europäischen Währungsunion hat die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt/Main die geldpolitische Verantwortung.

Die nationalen Zentralbanken sind rechtlich eigenständige Untergliederungen der EZB und somit Bestandteil des Systems Europäischer Zentralbanken (ESZB).

Aufgaben der EZB

Die EZB ist verpflichtet, vorrangig das Ziel der Preisstabilität in Unabhängigkeit von den Regierungen zu verfolgen und für einen stabilen Euro zu sorgen.

Sie setzt dabei auf eine vorausschauende Geldmengenstrategie, die auch der Fiskalpolitik (finanzpolitische Maßnahmen des Staates) und der Wirtschafts- und Tarifpolitik eine klare Orientierung gibt. Im Einzelnen hat die EZB folgende grundlegende Aufgaben:

> Festlegung und Durchführung der Geldpolitik

> Durchführung von Devisengeschäften

> Verwaltung der offiziellen Währungsreserven der Mitgliedstaaten

> Förderung des reibungslosen Funktionierens der Zahlungssysteme.

Die EZB muss dabei, um ihren Stabilitätsauftrag erfüllen zu können, die Unterstützung der Länderregierungen haben. Darauf haben sich die Teilnehmerländer des Euro in einem Stabilitätspakt geeinigt, der insbesondere darauf ausgerichtet ist, Haushaltsdisziplin und Schuldenbegrenzung in den einzelnen Ländern zu gewährleisten.

Geldpolitische Instrumente

Die EZB hat selbst eigene Instrumente der Geldpolitik, um ihre Aufgaben und Ziele zu erreichen. Dazu gehören u. a.:

> Durchführung von Offenmarktgeschäften zur Steuerung der Zinssätze, zur Kontrolle der Liquiditätslage am Geldmarkt und zur Signalisierung des geldpolitischen Kurses

> Zurverfügungstellung ständiger Fazilitäten (= Möglichkeit für die Inanspruchnahme sehr kurzfristiger Kredite), um rasch Liquidität bereitstellen oder vom Markt nehmen zu können

> Verpflichtung der Kreditinstitute zur Haltung von Mindestreserven auf Konten bei den nationalen Zentralbanken

> Geldpolitische Sondermaßnahmen wie Ankauf von Vermögenswerten.

Über den Einsatz aller Instrumente der EZB bestimmt der EZB-Rat. Sowohl der Stabilitätspakt wie auch die Instrumente der EZB wurden zumindest auf Zeit wegen der Corona-bedingten Wirtschaftskrise modifiziert.

d)Wirtschaftssysteme

Soziale Marktwirtschaft

Als Wirtschaftssystem oder Wirtschaftsordnung bezeichnet man den organisatorischen Aufbau und Ablauf einer Volkswirtschaft. Die zwei extremen Formen sind die freie Marktwirtschaft und die Planwirtschaft (Zentralverwaltungswirtschaft).

Weit größere Bedeutung haben aber entsprechende Abwandlungen, insbesondere die soziale Marktwirtschaft.

Das in der Bundesrepublik praktizierte System der sozialen Marktwirtschaft geht davon aus, dass die Gemeinschaft und der Einzelne vor Auswüchsen in der Preisgestaltung und vor sozialen Unsicherheiten geschützt werden.

Freie Marktpreisbildung in möglichst vielen Bereichen, Freiheit der Berufswahl und Berufsausübung, freies Unternehmertum, privates Eigentum an Produktionsmitteln und Freiheit des selbstständigen wirtschaftlichen Handelns sind Wesensbestandteile der sozialen Marktwirtschaft.

e)Aufgaben der Wirtschaftspolitik

Es gibt vier zentrale Aufgaben der staatlichen Wirtschaftspolitik:

Allerdings ist festzustellen, dass aufgrund geänderter wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen wie beispielsweise der europäischen Währungsunion diese Aufgaben auf nationaler Ebene nicht mehr vollständig und eigenständig steuerbar sind.

2.1.2Wirtschaftliche Bedeutung

a)Aufgaben des Handwerks

Früher war es wesentliche wirtschaftliche Aufgabe des Handwerks, Güter herzustellen, die der Mensch zur Befriedigung der elementaren Lebensbedürfnisse – Nahrung, Wohnung und Bekleidung – benötigte.

Haushandwerk Berufshandwerk

Mit einfachen Hilfsmitteln, aus der Verbindung von Geist und manueller Geschicklichkeit, erfüllte zunächst das Haushandwerk und später das Berufshandwerk seine wirtschaftliche Aufgabe als Träger der gesamten Produktion von Gebrauchs-und Verbrauchsgütern.

Kulturelle Leistungen

Dank seiner wirtschaftlichen Leistungskraft hat sich das Handwerk im Laufe der Zeit zu Leistungen weiterentwickelt, die in den kulturellen Bauleistungen und im Städtebau des Mittel- und Spätmittelalters einen Höhepunkt fanden.

Technisierung

Die Technisierung und der daraus folgende Wandel in den Arten des Wirtschaftens ließen aus dem Handwerk heraus die industrielle Gütererzeugung entstehen, die heute überwiegt. Dabei wurde das Handwerk aus einigen Bereichen der gewerblichen Produktion verdrängt.

Die Nachfrage nach individueller Befriedigung der Bedürfnisse und somit nach Qualität, Maßarbeit und kreativen Leistungen ist allerdings nach wie vor groß.

In der Deckung des gehobenen Bedarfs und der persönlichen Dienstleistungen sowie der individuellen Problemlösungen liegen die Stärke und die Chancen eines großen Teils der handwerklichen Leistungen und Produkte.

Insgesamt liegen die Aufgabenschwerpunkte des Handwerks in folgenden Bereichen:

Heute kommen dem Handwerk durch das Entstehen neuer Werkstoffe, neuer Erfindungen, neuer Technologien und neuer Industriezweige zusätzliche volkswirtschaftliche Aufgaben zu.

Viele industrielle Erzeugnisse (z. B. sanitäre Einrichtungsgegenstände, Heizungsanlagen, Erzeugnisse der Elektroindustrie und andere) werden erst durch Leistungen des Handwerks (Montage) zu einem gebrauchsfähigen Wirtschaftsgut für den Endverbraucher.

Arbeitsteilung

Abgesehen von einigen Arbeitsgebieten, bei denen die industrielle Massenproduktion und die handwerklichen Erzeugnisse im Wettbewerb stehen (z. B. Bekleidungshandwerk – Bekleidungsindustrie), hat sich in unserer Volkswirtschaft zwischen Handwerk, Industrie und Dienstleistern eine weitgehende, volkswirtschaftlich wünschenswerte Arbeitsteilung vollzogen.

Die Industrie erhält vom Handwerk insbesondere:

> Bau- und Reparaturleistungen

> Dienstleistungen aller Art

> Spezialmaschinen und Werkzeuge

> Modelle, Mess- und Prüfgeräte

> Einzelteile.

Das Handwerk erhält von der Industrie unter anderem:

> Rohstoffe und Halbfabrikate

> Maschinen und Fahrzeuge.

Industrie und Handwerk schließen sich also nicht aus, vielmehr lassen neue Industriezweige auch neue Handwerkszweige entstehen (z. B. Kfz-Industrie/Kfz-Handwerk).

Neue Technologien

Auch bei den neuen Technologien liegen die Chancen und Schwerpunkte für die Handwerksbetriebe in der Zulieferung an die Industrie sowie bei Montage, Installation und Wartung.

Durch Auslagerung ist das Handwerk zudem stärker in die industrielle Wertschöpfung eingebunden.

b)Strukturwandel und Zukunftsperspektiven des Handwerks

Hauptprobleme des Strukturwandels

Das deutsche Handwerk hat ständig einen umfassenden technisch und wirtschaftlich bedingten Strukturwandel zu bewältigen.

Hauptprobleme

Die größten Herausforderungen des Handwerks sind aktuell:

> Deckung des Nachwuchs- und Fachkräftebedarfs

> steigende Arbeitskosten

> langfristig steigende Rohstoff- und Energiepreise (z. B. durch CO2-Bepreisung)

> hohe Schwarzarbeit, Scheinselbstständigkeit, Subunternehmertum

> Verknappung von Gewerbeflächen in Ballungsräumen

> Verdrängungswettbewerb durch Verbraucher- und Baumärkte

> Verdrängungswettbewerb durch Industrie und Handel

> mangelnde Berücksichtigung der Belange der Kleinbetriebe in der Steuer- und Sozialpolitik

> rasante technologische Entwicklungen wie die Robotik und die Digitalisierung, die neue Produktionsverfahren (z. B. 3-D-Drucker) und geänderte Wertschöpfungsketten mit sich bringt

> Wandel des Absatzmarktes für zahlreiche Handwerksbetriebe von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt

> Plattformökonomie

> Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur (demografischer Wandel)

> hoher Sättigungsgrad bei Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs

> Konkurrenz aus Niedriglohnländern.

Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen

Zur Lösung der Hauptprobleme des Handwerks im technischen und wirtschaftlichen Strukturwandel und zur Bewältigung der Herausforderungen sind vor allem in drei Bereichen Maßnahmen notwendig:

Betriebe

Die Handwerksbetriebe müssen stets bereit sein,

> neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten,

> bestehende Leistungsangebote ständig an sich ändernde Marktbedingungen und Zielgruppen anzupassen und zu erweitern,

> neue Absatzwege und Absatzgebiete zu erschließen,

> EDV sowie Informations- und Kommunikationstechnologien konsequent in Werkstatt, Büro und auf Baustellen einzusetzen,

> Kooperationen auftragsbezogen einzugehen,

> sich noch stärker an den Anforderungen der Kunden und deren Bedarf zu orientieren.

Die Handwerksorganisationen (Handwerkskammern, Fachverbände, Innungen) müssen ihre Förderungsmaßnahmen, insbesondere Beratung, Informationsvermittlung, Nachwuchssicherung sowie Aus- und Fortbildung, ausweiten. Zur Stärkung des Handwerks in der EU und zur Verstärkung der Exportaktivitäten generell sind außenwirtschaftliche Kontaktstellen und Messebeteiligungen wichtig.

Rahmenbedingungen

Von besonderer Bedeutung ist die Schaffung handwerks- und mittelstandsfreundlicher wirtschaftlicher Rahmenbedingungen durch den Staat, vor allem in der Steuer-, Wettbewerbs-, Sozial- und Bildungspolitik.

Zukunftsperspektiven und Entwicklungschancen des Handwerks

Entwicklungschancen

Günstige Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen sich bei entsprechenden Rahmenbedingungen vor allem:

> bei der Befriedigung des individuellen Bedarfs

> bei Reparatur- und Dienstleistungen

> bei der fachkundigen Beratung

> bei Leistungen im Freizeit-, Gesundheits- und Wellnessbereich

> bei der Qualität der Produkte

> durch den technischen Fortschritt

> bei der Umsetzung der Energiewende, z. B. durch energetische Gebäudesanierung

> durch Innovationen, wie z. B. Elektromobilität und LED-Beleuchtung; ferner Smart Home (= Vernetzung von Haustechnik und Haushaltsgeräten sowie Unterhaltungselektronik), Smart Grid (= intelligente Stromnetze, die Erzeugung, Speicherung und Verbrauch kombinieren) und Einsatzgebiete der Künstlichen Intelligenz sowie Nutzung von Verfahren der erweiterten (Augmented Reality) und der virtuellen Realität (Virtual Reality); zudem Smart Services (= digital unterstützte Dienstleistungen)

> bei Umweltschutz und Steigerung der Energieeffizienz

> durch das Entstehen neuer Marktnischen

> durch Kundennähe und Kundenorientierung

> durch Kooperationen zum Angebot von Komplettleistungen.

Aufgrund der neuen Technologien ändern sich allerdings die Marktgegebenheiten wie Leistungsangebot, Produktionsstruktur und Maschinen sowie das damit verbundene Wissen sehr rasch. Die Mikroelektronik sowie die Neu- und Weiterentwicklung von Informations-, Nachrichten-, Datenverarbeitungs-, Regelungs- und Steuerungstechnik, die Telekommunikation, Pneumatik, Hydraulik und die neuen Werkstoffe ersetzen vielfach herkömmliche Produkte und Dienstleistungen, öffnen den Weg zur Entwicklung flexibler Fertigungs- und Leistungssysteme und führen zu Rationalisierung und Automation. Große Herausforderungen und Chancen stellen sich mit Wirtschaft 4.0, geprägt durch umfassende Vernetzung unter anderem über das sogenannte Internet der Dinge.

Umweltschutz

Zusätzliche Chancen bieten auch Umweltschutz, Klimaschutz, Energieeinsparung und Elektromobilität. Gerade die Klein- und Mittelbetriebe des Handwerks sind hier bewährte Problemlöser und Innovatoren.

Das Handwerk hat gute Voraussetzun gen, in Zukunft zu bestehen. Damit verbunden ist jedoch auch ein ständiger Wandel in weiten Teilen des Handwerks, der zu neuen Berufen und Tätigkeitsschwerpunkten sowie teilweise auch zu anderen Betriebsgrößen führen wird.

c)Leistungsstruktur des Handwerks

Das Handwerk erwirtschaftet rund 8 % der Umsätze aller deutschen Unternehmen. Die Leistungsstruktur ist vielseitig. Es sind dies insbesondere:

> verarbeitendes Gewerbe

> Baugewerbe

> Handel

> Handel, Instandsetzen und Reparatur von Kfz

> Gebäudebetreuung

> sonstige, überwiegend persönliche Dienstleistungen.

Deshalb bezeichnet man das Handwerk auch als Deutschlands vielseitigsten Wirtschaftsbereich.

Abnehmergruppen

Vom Gesamtumsatz des Handwerks entfallen nach den wichtigsten Abnehmergruppen auf (Zahlen aus 2016)

> private Haushalte 40 %

> gewerbliche Wirtschaft 46 %

> öffentliche Auftraggeber 14 %.

Die amtliche Statistik teilt die Aktivitäten des Handwerks in folgende sieben Gewerbegruppen ein:

Gewerbegruppen

> Bauhauptgewerbe

> Ausbaugewerbe

> Handwerke für den gewerblichen Bedarf

> Kraftfahrzeuggewerbe

> Lebensmittelgewerbe

> Gesundheitsgewerbe

> Handwerke für den privaten Bedarf.

Diese Gewerbegruppen können auch in drei größere Bereiche entsprechend der wirtschaftlichen Funktionen des Handwerks zusammengefasst werden:

Konsumgüterhandwerke

Lebensmittelhandwerke

Bei der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln deckt das Handwerk trotz zunehmender Zahl an Brotfabriken, Wurstfabriken, Großbrauereien und Verbrauchermärkten nach wie vor einen erheblichen Teil des Bedarfs.

Beispielsweise hat das Bäckerhandwerk bei den Brot- und Backwaren einen Marktanteil von etwa der Hälfte. Vom gesamten Umsatz an Fleisch- und Wurstwaren entfällt nach wie vor ebenfalls ein merklicher Anteil auf das Fleischer-/Metzgerhandwerk. Dem Handwerk kommt zugute, dass hier die individuellen Verzehrs-und Geschmackswünsche berücksichtigt werden und vor allem frische Ware aus der Region von hoher Qualität angeboten wird. Im Bereich der Lebensmittelhandwerke nimmt seit Jahren allerdings der Grad der Filialisierung zu.

Bekleidung, Textil, Leder

Zum individuellen Bekleidungsangebot tragen nach wie vor die Bekleidungshandwerke bei. Aus der Verbindung von handwerklicher Verarbeitung des Materials und schöpferischer Fantasie prägt diese Berufsgruppe die modische Linie unserer Zeit und kann daher von der Massenproduktion der Bekleidungsindustrie nie ganz verdrängt werden.

Haushalts- und Wohnbedarf

Die Innenraumgestaltung und -ausstattung bietet ein weites handwerkliches Betätigungsfeld. Die hohen Ansprüche breiter Kreiseder Bevölkerung an verbesserte Wohnverhältnisse lassen den Bedarf weiter steigen.

Verkehrs- bzw. Mobilitätsbedarf

Die in dieser Gruppe zusammengefassten Handwerke rund um Fahrzeuge haben innerhalb der Konsumgüterhandwerke eine herausragende Stellung.

Mobilität

Das hohe Mobilitätsbedürfnis unserer Wirtschaft und Gesellschaft ist dafür die wesentliche Ursache. Allerdings stehen diese Handwerke durch Diskussionen über Fahrverbote sowie durch Änderungen im Mobilitätsverhalten, die Elektromobilität und autonomes Fahren vor einem beträchtlichen Wandel.

Körper- und Gesundheitspflege

Den Handwerken dieses Bereiches eröffnen sich in der Regel gute Zukunftschancen. Der Bedarf an derart personenbezogenen Dienstleistungen wächst mit dem zunehmenden Alter der Bevölkerung.

Unterhaltungs- und Freizeitbedarf, persönlicher Bedarf

Die in dieser Gruppe zusammengefassten Handwerke sind sehr stark auf den privaten Verbrauch ausgerichtet.

Private Kunden

Entsprechend kommt dem privaten Kunden als Abnehmer eine große Bedeutung zu. Die Entwicklungsmöglichkeiten in diesem Bereich hängen sehr stark von den verfügbaren Einkommen, dem Wohlstandsniveau, dem Wertewandel sowie der wachsenden Freizeit und deren Gestaltung ab.

Investitionsgüterhandwerke

Bau- und Ausbauhandwerk

Das Bau- und Ausbauhandwerk stellt nach wie vor eine der stärksten Gruppen (rund 47 % des Gesamthandwerksumsatzes) mit einer Vielzahl von Berufen dar. Es beweist damit, dass das produzierende Handwerk noch eine verhältnismäßig große Rolle in unserer Wirtschaft spielt.

Der Anteil des Handwerks am Umsatz im Bauhauptgewerbe beträgt etwa 75 %.

Bautätigkeiten

Im Wohnungsbau wie im gewerblichen Bau und im öffentlichen Hoch- und Tiefbau liegen die Stärken des Handwerks. In erheblichem Umfang ist das Bau- und Ausbauhandwerk im Bereich der Stadtsanierung, der Denkmalpflege sowie der Sanierung und Modernisierung von Gebäuden aller Art tätig.

Technische Investitionsgüterhandwerke

Die technischen Investitionsgüterhandwerke liefern den Investitionsgüterproduzenten zu, produzieren eigene maschinelle Ausrüstungen und führen auch Montage-, Reparatur- und Wartungsarbeiten an Maschinen und Anlagen aus.

Auf dem Sektor der Zulieferungen ist ein großer struktureller Umbruch im Gange. In den zurückliegenden Jahren war dieser dadurch geprägt, dass die Industrie Produktionsbetriebe ins Ausland verlagert und/oder Zulieferungen teilweise ins preisgünstigere Ausland ausgelagert hat. Sie will eine kleinere Zahl an Zulieferern. Ferner verlangt sie Qualitätsmanagement und Zertifizierung von den handwerklichen Zulieferern. Die Industrie legt immer mehr Wert darauf, dass nicht nur Produkte, sondern in Kombination auch Dienstleistungen und Komplettlösungen angeboten werden. Schließlich will die Industrie von den Zulieferern größere Betriebseinheiten. Aktuell findet durch die Vernetzung im Zuge von Industrie 4.0 bzw. Wirtschaft 4.0 ein rasanter Wandel statt. Trotz dieser großen Herausforderungen für die Zulieferer aus dem Handwerk haben diese auch in der Zukunft wirtschaftliche Chancen. Sie liegen vor allem in Qualität, Spezialwissen, Preiswürdigkeit, Flexibilität, Kooperationsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Termintreue.

Chancen

Dienstleistungen für die gewerbliche Wirtschaft

Diejenigen Handwerksberufe, die als Dienstleister für die gewerbliche Wirtschaft tätig sind, haben sich in den letzten Jahren expansiv entwickelt, sind allerdings auch sehr stark von der Entwicklung ihrer Abnehmer abhängig.

d)Betriebe, Unternehmen, Beschäftigte, Umsätze

Handwerksbetriebe, Handwerksunternehmen

Zurzeit gibt es in der gesamten Bundesrepublik etwa 1.020.000 Handwerks- und handwerksähnliche Betriebe, die in den Verzeichnissen der Handwerkskammern eingetragen sind. Die amtliche Statistik erfasst Handwerksunternehmen. Dabei werden Betriebe ohne Beschäftigte und mit wenig Umsatz sowie das handwerksähnliche Gewerbe nicht erfasst. Die Zahl der Handwerksunternehmen in Deutschland betrug im Jahr 2019 (letzte amtliche Zahl) rund 560.300.

Tätige Personen

Über die Unternehmensgröße informiert die nachstehende Abbildung.

Nach den Erhebungen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks kennzeichnen folgende Daten (2020) das Handwerk:

> Erwerbstätige: 5,62 Millionen

> Umsatz: 650 Milliarden Euro.

2.1.3Gesellschaftliche Bedeutung

Die Betätigung im Handwerk bildet die Grundlage vieler selbstständiger Existenzen. Eine Marktwirtschaft kann nur funktionieren, wenn es davon eine große Zahl gibt.

Eigenverantwortung

Gesellschaftspolitisch betrachtet ist es von großer Bedeutung, dass eine beachtliche Anzahl der im Handwerk beschäftigten Personen tätige Inhaber und Familienangehörige sind und ein erheblicher Teil aller Handwerker auf eigenem Grund und Boden arbeitet. Jährlich machen sich Tausende im Handwerk selbstständig und sichern bestehende bzw. schaffen neue Arbeitsplätze. Sie zeigen damit ein erhebliches Maß an Initiative, Eigenverantwortung und Risikofreudigkeit. Die breite Streuung der Betriebe auf Stadt und Land führt zu einer gesunden und sozial ausgewogenen Struktur unserer Volkswirtschaft. Zahlreiche Handwerker engagieren sich ehrenamtlich nicht nur im Handwerk selbst, sondern in nahezu allen Lebensbereichen unserer Gesellschaft.

Ehrenamtliche Aktivitäten

Das Handwerk leistet so über seine ökonomischen Aufgaben hinaus einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit und Weiterentwicklung der demokratischen Staats- und Gesellschaftsordnung.

2.1.4Kulturelle Bedeutung

Handwerk gestaltet Kultur und kulturelle Lebensräume und trägt zur Sicherung der kulturellen Identität einer Region genauso bei wie zur kulturellen Vielfalt in der Formgebung.

Bedeutende Künstler sind aus dem Handwerk hervorgegangen. Handwerker waren die Erbauer der Dome oder berühmter Schlösser, Patrizierhäuser oder Gemeinschaftsbauten. Sie formten Fassaden und Giebel, schmiedeten kunstvolle Gitter, schufen formschöne Luxusmöbel, schlugen aus Stein oder gossen aus Erz unvergessliche Denkmäler.

Künstler und Handwerker

Auch wenn Idee und Entwurf vielfach von Künstlerhand stammten, waren es dennoch Handwerker, welche der Idee unvergängliche Formen zu geben vermochten. Die Blütezeit des Handwerks war auch stets eine Blütezeit der Kultur.

Handwerklich technisches Können und künstlerische Betätigung gehen vielfach ineinander über. Alle Kultur setzt Arbeit voraus. Die Arbeitswerte werden dadurch zu Kulturgütern, sodass sie zum Ausdruck ihrer Zeit werden.

Schöpferisch gestaltende Kraft

Nur schöpferisch gestaltende Arbeit kann Kulturgüter erzeugen. Gerade aber der Handwerker ist mit der Planung, Vertiefung und Vollendung seines Werkes persönlich sehr eng verbunden. Seine Werke sind nicht Serien- oder Massenartikel, sondern persönliche Qualitätsarbeiten, an denen vielfach ein Stück seines Lebens hängt. Der Handwerker vermag jedoch nur das in sein Werk zu legen, was er selbst in sich trägt. Daher sind das hohe Niveau seiner handwerklichen Fähigkeiten und Kenntnisse (Gesellenprüfung, Meisterprüfung) und die schöpferisch gestaltende Kraft seiner Persönlichkeit entscheidend.

Formgebung

Zweifellos hat sich durch die Fortentwicklung der Technik auch manches in der Formgebung des Handwerks wesentlich geändert. Die Formgebung des gestaltenden Handwerks und dessen kulturelle Bedeutung haben aber gerade beim heutigen Zug zur industrialisierten Technik und zum industriellen Design nach wie vor hohe Bedeutung.

Besondere Leistungen erbringt das Handwerk ferner in der Denkmalpflege und in der Restaurierung und trägt damit zur Bewahrung des bauhistorischen Erbes bei.

2.2Handwerksorganisationen

2.2.1Strukturen und Aufgaben

a)Aufbau der Handwerksorganisationen

Die Handwerksorganisation wird in zwei Gruppen eingeteilt.

Fachlich ist die Handwerksorganisation aufgebaut in:

> Innungen

> Landesinnungsverbände

> Bundesinnungsverbände.

Der regionale Aufbau erfolgt nach:

> Kreishandwerkerschaften

> Handwerkskammern.

Dachorganisationen

Zur Interessenvertretung gemeinsamer Belange auf Landes- und Bundesebene haben Handwerkskammern und Fachverbände Arbeitsgemeinschaften bzw. gemeinsame Dachorganisationen gebildet.

Beispiele für die Landesebene

> Zusammenschluss der bayerischen Landesinnungsverbände im „Unternehmerverband Bayerisches Handwerk“

> Zusammenschluss der bayerischen Handwerkskammern in der „Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Handwerkskammern“

> Zusammenschluss der Landesfachverbände und der Handwerkskammern Bayerns im „Bayerischen Handwerkstag“.

Landeshandwerksvertretung

Gleiche oder ähnliche „Landeshandwerksvertretungen“ gibt es auch in den anderen Bundesländern.

Bundesebene

> Alle deutschen Handwerkskammern bilden den „Deutschen Handwerkskammertag“ (DHKT).

> Die Bundesinnungsverbände sind im „Unternehmerverband Deutsches Handwerk“ (UDH) zusammengeschlossen.

ZDH

> Die Spitzenorganisation des gesamten deutschen Handwerks ist der „Zentralverband des Deutschen Handwerks“ (ZDH). Dem ZDH gehören die im Unternehmerverband Deutsches Handwerk organisierten Bundesinnungsverbände und die im Deutschen Handwerkskammertag zusammengeschlossenen Handwerkskammern an.

Die Handwerksorganisation in Deutschland

b)Strukturen und Aufgaben der einzelnen Organisationen Innung

Die Innung ist der freiwillige Zusammenschluss von Inhabern von Betrieben des gleichen zulassungspflichtigen Handwerks oder des gleichen zulassungsfreien Handwerks oder solcher Handwerke oder handwerksähnlicher Gewerbe, die sich fachlich oder wirtschaftlich nahestehen. Voraussetzung ist, dass für das jeweilige Gewerbe eine Ausbildungsordnung erlassen worden ist.

Körperschaft öffentlichen Rechts

Die Innung ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Auch Gewerbetreibende, die ein dem Gewerbe, für welches die Innung gebildet ist, fachlich oder wirtschaftlich nahestehendes handwerksähnliches Gewerbe ausüben, für das keine Ausbildungsordnung erlassen ist, können bei entsprechender Satzung Innungsmitglied werden. Bei Vorliegen der Voraussetzungen darf der Innungsbeitritt nicht versagt werden.

Die Innungen haben Pflicht-, Soll- und Kann-Aufgaben.

Pflicht-Aufgaben sind:

Pflicht-Aufgaben

> Vertretung der gemeinsamen gewerblichen Interessen ihres Handwerks,

> Pflege von Gemeingeist und Berufsehre,

> Anstreben eines guten Verhältnisses zwischen Meistern, Gesellen und Lehrlingen,

> Regelung und Überwachung der Lehrlingsausbildung entsprechend den Vorschriften der Handwerkskammer sowie Sorgen für die berufliche Ausbildung der Lehrlinge und Förderung ihrer charakterlichen Entwicklung,

> Abnahme der Gesellenprüfungen und Errichtung von Gesellenprüfungsausschüssen, sofern sie von der Handwerkskammer dazu ermächtigt ist,

> Förderung des handwerklichen Könnens der Meister und Gesellen; zu diesem Zweck kann sie insbesondere Fachschulen errichten oder unterstützen und Lehrgänge veranstalten,

> Mitwirkung bei der Verwaltung der Berufsschulen gemäß den bundes- und landesrechtlichen Bestimmungen,

> Förderung des Genossenschaftswesens im Handwerk,

> Erstattung von Gutachten und Auskünften über Angelegenheiten der in ihr vertretenen Handwerke gegenüber den Behörden,

> Unterstützung der sonstigen handwerklichen Organisationen und Einrichtungen in der Erfüllung ihrer Aufgaben,

> Durchführung der von der Handwerkskammer innerhalb ihrer Zuständigkeit erlassenen Vorschriften und Anordnungen.

Soll-Aufgaben sind:

Soll-Aufgaben

> Schaffung und Förderung von Einrichtungen zur Verbesserung der Arbeitsweise und der Betriebsführung zwecks Erhöhung der Wirtschaftlichkeit der Betriebe ihrer Mitglieder,

> Beratung der Vergabestellen bei der Vergabe öffentlicher Lieferungen und Leistungen,

> Unterstützung des handwerklichen Pressewesens.

Kann-Aufgaben sind:

Kann-Aufgaben

> Abschluss von Tarifverträgen, soweit und solange solche Verträge nicht durch den Innungsverband für den Bereich der Handwerksinnung geschlossen sind,

> Errichtung von Unterstützungskassen für ihre Mitglieder und deren Angehörige für Fälle der Krankheit, des Todes, der Arbeitsunfähigkeit oder sonstiger Bedürftigkeit,

> Vermittlung bei Streitigkeiten zwischen den lnnungsmitgliedern und ihren Auftraggebern auf Antrag.

Der Gesetzgeber hat bei einer Änderung der Handwerksordnung im Jahr 2021 stärker die Aufgabe der Innungen betont, Verhandlungspartner für den Abschluss von Tarifvertägen zu sein.

Für jedes Gewerbe kann in dem gleichen Bezirk nur eine Innung gebildet werden.

Das oberste Organ der Innung ist die Innungsversammlung.

Aufgaben der Innungsversammlung

Ihr sind insbesondere vorbehalten

> alle Beschlüsse von vermögensrechtlicher Bedeutung (Beitragsordnung, Haushaltsplan, Jahresrechnung, Anlage des Innungsvermögens, Mietverträge, Anstellungsverträge usw.),

> die Wahlen der Mitglieder des Vorstandes, der Ausschüsse, der Vertreter bei der Kreishandwerkerschaft und beim Landesinnungsverband sowie

> die Beschlüsse über Satzungsänderung und Auflösung der Innung.

Jedes Mitglied hat eine Stimme. Die Beschlüsse werden in der Regel mit einfacher Mehrheit gefasst.

Dem Vorstand obliegen die Ausführung der Beschlüsse der Innungsversammlung sowie die Vertretung der Innung nach außen.

Er setzt sich zusammen aus dem meist als Obermeister bezeichneten Vorsitzenden des Vorstands und so vielen weiteren Mitgliedern, wie die Satzung bestimmt.

Die Innung kann für die Beratung und Erledigung wichtiger Angelegenheiten besondere Ausschüsse einsetzen. Die nachfolgend aufgeführten fünf Ausschüsse hat in der Regel jede Innung:

Ausschüsse

> Der Ausschuss für Berufsbildung hat die Berufsausbildung der Lehrlinge zu fördern. Er soll insbesondere Vorschriften für die Berufsausbildung erarbeiten und zu Verfahren zur Untersagung des Einstellens und Ausbildens von Lehrlingen Stellung nehmen, soweit die Innung damit befasst ist. Der Vorsitzende des Ausschusses ist der Lehrlingswart.

> Der Ausschuss zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Ausbildenden und Auszubildenden hat in Streitfällen einen Schiedsspruch zu erlassen, sofern solche Verfahren keine anderweitige Erledigung finden.

> Der Gesellenausschuss wird von den bei den Innungsmitgliedern beschäftigten Gesellen gewählt und ist an der Innungsversammlung zu beteiligen, wenn es sich um berufsständische Angelegenheiten handelt.

> Der Gesellenprüfungsausschuss hat die Gesellenprüfungen durchzuführen, sofern die Handwerkskammer der Innung die Ermächtigung hierzu erteilt hat.

> Der Rechnungsprüfungsausschuss hat die Kassenführung und die Jahresrechnung zu prüfen und über das Ergebnis der Innungsversammlung zu berichten, in der dem Vorstand Entlastung erteilt werden soll.

Zur Finanzierung der Aufgaben ist jedes Mitglied der Innung verpflichtet, den von der Innungsversammlung festgesetzten Beitrag zu bezahlen.

Haushaltsplan, Jahresrechnung

Vor Beginn des Rechnungsjahres hat der Vorstand einen Haushaltsplan aufzustellen und der Innungsversammlung zur Annahme vorzulegen. Im Haushaltsplan wird angegeben, welche Einnahmen die Innung im kommenden Geschäftsjahr erwartet und wie sie diese zu verwenden beabsichtigt. Nach Ablauf des Geschäftsjahres ist dann die Jahresrechnung aufzustellen und nachzuweisen, wie hoch die Einnahmen der Innung wirklich waren und ob sie entsprechend dem Haushaltsplan verwendet wurden.

Die Aufsicht über die Innung führt die Handwerkskammer.

Kreishandwerkerschaft

Die Kreishandwerkerschaft setzt sich in der Regel zusammen aus den Innungen, die im Bereich der Kreishandwerkerschaft (Stadt- und Landkreis)ihren Sitz haben. Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Ihre Aufgaben sind:

Mitgliederversammlung

Die Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft setzt sich aus den Vertretern der Mitgliedsinnungen zusammen. Jede Innung hat eine Stimme. Die Satzung kann bestimmen, dass den Handwerksinnungen entsprechend der Zahl ihrer Mitglieder bis zu höchstens zwei Zusatzstimmen zuerkannt werden.

Kreishandwerksmeister

Den Vorstand bilden der Kreishandwerksmeister, sein Stellvertreter und so viele weitere Mitglieder, wie die Satzung bestimmt.

Ausschüsse können nach Bedarf von der Mitgliederversammlung eingesetzt werden.