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Was wird aus den GRÜNEN? Ein Blick zurück nach vorn. Um zu verstehen, was die Grünen heute treibt, muss man ihre Wurzeln und frühen Auseinandersetzungen kennen. In Frankfurt fing alles an. Hier lernten sich in den 1970er Jahren die späteren GRÜNEN Joschka Fischer, Jutta Ditfurth und Daniel Cohn-Bendit beim Kampf gegen Atomkraftwerke kennen. Hier trugen Fundi-Ökologen und Realos ihre hitzigen Debatten aus und entwickelten die Grundlagen für die erste rot-grüne Landesregierung mit "Turnschuhminister Fischer" 1985 in Hessen und die erste rot-grüne Stadtregierung 1989 im Römer. Claus-Jürgen Göpfert erzählt von dieser Zeit des Aufbruchs. Von großen Hoffnungen und bitteren Enttäuschungen. Er hat mit Joschka Fischer, Jutta Ditfurth, Daniel Cohn-Bendit und vielen prägenden Personen dieser Zeit gesprochen. Ein authentischer wie bilderreicher Rückblick, der auch die Frage nach der Zukunft der Grünen und ihrer Rolle bei der Bundestagswahl 2017 stellt.
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Seitenzahl: 347
Ebook Edition
Claus-Jürgen Göpfert
Die Hoffnung war mal grün
Aufstieg einer Partei – das Frankfurter Modell
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ISBN 978-3-86489-631-6
© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2016
Umschlaggestaltung: Max David, Westend Verlag
Satz und Datenkonvertierung: Publikations Atelier, Dreieich
Der Andrang der Journalisten, der Kamerateams, ist ungewöhnlich groß an diesem Abend im Frankfurter Römer. Die letzten Minuten vor der Schließung der Wahllokale verrinnen. Stimmengewirr, Raunen in der Wandelhalle des Rathauses, überall Bildschirme und Computerterminals. Die Spannung ist mit Händen zu greifen. Es steht politisch viel auf dem Spiel bei dieser Kommunalwahl am 6. März 2016. Vor allem für die Grünen. In Frankfurt am Main, der fünftgrößten deutschen Stadt, regiert seit fast zehn Jahren eine Koalition von CDU und Grünen. Ein Rekord für die Bundesrepublik.
Frankfurt ist seit Jahrzehnten eine der Hochburgen der Grünen in Deutschland. 2011 hatte die Partei hier einen Anteil von nicht weniger als 25,8 Prozent der Stimmen erreicht. Auch eine Folge der Atomkatastrophe von Fukushima wenige Tage zuvor. In Frankfurt war damals nur noch die CDU mit 30,5 Prozent stärker. Die Sozialdemokraten waren auf 21,3 Prozent abgestürzt, ihr schlechtestes Ergebnis in der Nachkriegsgeschichte.
Die Zukunft der Grünen, die Perspektive für Schwarz-Grün: Diese Fragen sind es, die an diesem Wahlabend Aufmerksamkeit erregen weit über Frankfurt hinaus. Als nach 18 Uhr die ersten Auszählungsergebnisse über die Bildschirme gehen, wächst die Aufregung unter den anwesenden Medienvertretern und Politikern. Die noch unvollständigen Resultate signalisieren: Absturz der Grünen, Verluste für die CDU, Gewinne der Sozialdemokraten. Die schwarz-grüne Koalition im Römer verliert ihre Mehrheit.
Die führenden Politiker der Grünen brauchen sehr lange an diesem Abend, bis sie sich mit blassen Gesichtern den Journalisten stellen. Gerade noch 15,3 Prozent verbleiben der Partei am Ende in ihrer Hochburg, ein Einbruch um mehr als zehn Prozentpunkte. Eine hilflose Suche nach Ursachen beginnt. Selbstkritik ist bei führenden Grünen in den ersten Tagen nicht angesagt. Erst bei einer überfüllten Kreisversammlung am 10. März spricht Bürgermeister Olaf Cunitz von einer »heftigen Wahlniederlage«, eine »schallende Ohrfeige« sieht Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. Doch über mögliche Gründe und Konsequenzen für den politischen Kurs der Grünen wird immer noch kaum gesprochen. Am Ende der Koalitionsverhandlungen, Anfang Juni, retten sich die Grünen noch einmal als kleinster Partner in eine Regierungskoalition mit CDU und SPD.
Es ist ein Kreis, der sich 2016 schließt. Von Frankfurt am Main aus hatten die Grünen 35 Jahre zuvor ihren politischen Siegeszug durch Deutschland angetreten. Bei der Kommunalwahl am 22. März 1981 war die Partei zum ersten Mal ins Frankfurter Stadtparlament gelangt, mit 6,4 Prozent. Sechs radikalökologische Stadtverordnete, darunter die spätere Bundessprecherin der Partei, Jutta Ditfurth, zogen in den Römer ein, während der Studentenführer Daniel Cohn-Bendit unten am Tor des Rathauses rüttelte und vergeblich Einlass begehrte. Und CDU-Stadtverordnete wütend auf das »Pack« schimpften, das da die alte, vertraute Ordnung störte.
Frankfurt war die zweite deutsche Großstadt nach Bremen, in der es die Grünen ins Parlament schafften. Jahrzehntelang bildete Frankfurt so etwas wie das politische Labor der Partei für die gesamte Bundesrepublik. Von hier kam Fischer, der 1985 in Wiesbaden erster Minister einer ersten rot-grünen Landesregierung wurde. In Frankfurt bildete sich 1989 eine rot-grüne Stadtregierung mit Modellcharakter für ganz Deutschland, mit einem Dezernat für multikulturelle Angelegenheiten etwa, das später viele Kommunen nachahmten. In Frankfurt trugen Realpolitiker und Radikalökologen in den Grünen beispielhaft ihre Auseinandersetzungen aus, die am Ende die Realos als Sieger sahen. Auch und vor allem in Frankfurt war die Hoffnung einmal grün.
Hoffnungsvoller Aufbruch:Programmkongress 1980 Offenbach
Die Grünen sind aus sozialen Bewegungen entstanden. Aus den Bürgerinitiativen, die gegen Atomkraftwerke protestierten. Aus der Rebellion der Studenten im Jahre 1968. Aus der Friedensbewegung, die gegen neue Atomraketen kämpfte. Aus der Frauenbewegung, die für Gleichberechtigung und das Abtreibungsverbot stritt. An diese Anfänge will dieses Buch erinnern. An all die Kämpfe, die in den späten sechziger und in den siebziger Jahren der Gründung der Grünen vorausgingen: Da ist natürlich zuerst die Studentenrevolte der Jahre 1967 bis 1969 zu nennen. Sie ist der mythische, aber auch der tatsächliche Urgrund der Grünen. Es folgten der Protest gegen Atomkraftwerke, gegen den Bau der Startbahn 18 West und das immer weitere Wachstum des Rhein-Main-Flughafens in Frankfurt, gegen die autogerechte Stadt, für eine autonome Kultur von unten und gegen hochsubventionierte Kulturtempel. Bei diesen Auseinandersetzungen lernten sich die späteren Protagonisten der Grünen kennen.
Die Erinnerung geht in diesem Buch zurück zur Gründung der Grünen bundesweit 1980 in Karlsruhe und wenige Wochen später des Kreisverbandes in Frankfurt. Es wird erzählt von den ersten Erfolgen der Radikalökologen in der Stadt Anfang der achtziger Jahre. Von ihren politischen Zielen: keine neuen Hochhäuser mehr, stattdessen konsequenter Ausbau des Radwegenetzes, Bekämpfung und Eindämmung des Autoverkehrs, Schließung von US-Raketendepots.
Die Gegenbewegung der Realpolitiker hat ihren ersten Erfolg, als die Grünen bei der Landtagswahl 1982 mit einer Fraktion in den Hessischen Landtag einziehen und dort Kontakte zu den Sozialdemokraten knüpfen. Ein Tabubruch bei den Grünen, der in der Partei heftig umstritten ist. Nach einer Phase der Tolerierung eines SPD-Kabinetts kommt es Ende 1985 tatsächlich zu einer rot-grünen Landesregierung. Die allerdings Anfang 1987 schon wieder zerbricht, an der Frage des Umgangs mit der Kernenergie.
Während die Radikalökologen auf Bundesebene und in der Stadt noch immer heftigen Widerstand leisten, arbeiten die Realpolitiker auch in Frankfurt auf ein Bündnis mit der SPD hin. Mit der Kommunalwahl 1989 wird dieses dann auch Wirklichkeit: Eine rot-grüne Koalition im Römer wählt den Sozialdemokraten Volker Hauff zum Oberbürgermeister. Es herrscht damals eine große Aufbruchstimmung in der Stadt.
All das droht heute in Vergessenheit zu geraten. Heute haben sich die Grünen weit von ihren Ursprüngen entfernt, weit von den sozialen und antikapitalistischen Bewegungen distanziert. Sie sind immer mehr eine Partei der bürgerlichen Mitte. Und sie drohen austauschbar zu werden.
Gibt es noch eine neue, gesellschaftlich sinnvolle Rolle für die Grünen? Wo könnte ihre politische Aufgabe für die Zukunft liegen? Im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 versucht dieses Buch, auf diese Fragen eine Antwort zu finden. Ein ausführliches Gespräch mit Daniel Cohn-Bendit beleuchtet Ursprünge und Perspektiven der Grünen, ein Essay am Ende definiert eine neue politische Rolle für die Partei.
Viele Zeitzeugen kommen zu Wort, Joschka Fischer und seine Gegenspielerin Jutta Ditfurth, aber auch Daniel Cohn-Bendit oder der frühere Frankfurter Stadtkämmerer Tom Koenigs. Der ehemalige Studentenführer und Bundesvorsitzende des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, KD Wolff, ist ein wichtiger Gesprächspartner. Grüne der ersten Stunde erinnern sich, wie Jürgen Engel, Geschäftsführer und Abgeordneter der Landtagsfraktion in den frühen achtziger Jahren, oder Jochen Vielhauer, damals zunächst Sprecher, dann Vorsitzender der Grünen im Landtag. Aber auch Sozialdemokraten, die damals ihre Partei zu den Grünen hin öffneten, wie der langjährige Frankfurter SPD-Vorsitzende und Planungsdezernent Martin Wentz, kommen zu Wort. Ebenso Paul Leo Giani, der 1985 in Hessen Leiter der Staatskanzlei war und an der Seite von Ministerpräsident Holger Börner stand. Er gilt auf sozialdemokratischer Seite als Architekt der ersten rot-grünen Landesregierung. Am Ende des Buches sind alle Zeitzeugen, mit denen ich Gespräche führte, im Einzelnen genannt. Ihnen gilt mein großer Dank.
Um den teils dramatischen Ablauf der Geschehnisse zu rekonstruieren, konnten Dokumente zum ersten Mal überhaupt ausgewertet werden, etwa die vertraulichen Protokolle der Verhandlungen zwischen SPD und Grünen auf Landesebene in den frühen achtziger Jahren. Aber auch meine eigenen Erinnerungen und Aufzeichnungen aus mehr als dreieinhalb Jahrzehnten journalistischer Arbeit fließen mit ein.
Heute stehen die Grünen am Scheideweg. Viele ihrer wichtigsten Themen wie etwa den Kampf gegen die Atomkraft haben sich die politischen Gegner längst zu eigen gemacht. Die Grünen müssen einen neuen politischen Ansatz, eine neue Strategie finden. Die Partei zählt bundesweit zwar 60 000 Mitglieder und gehört zehn von sechzehn Landesregierungen an. In Baden-Württemberg stellt sie als stärkste politische Kraft sogar den Ministerpräsidenten, freilich mit einem Kurs, der zum Teil noch rechts von der CDU liegt. Doch in vielen Wahlen gab es zuletzt deftige Niederlagen für die Grünen. Viele Wählerinnen und Wähler sind der Partei verlorengegangen. Bei der Bundestagswahl 2017 wird es möglicherweise dennoch um die Frage gehen, ob die Grünen gemeinsam mit CDU/CSU eine Bundesregierung bilden. Es wäre der letzte Tabubruch, führt man sich die Ursprünge der Partei vor Augen.
Wohin geht die politische Reise der Grünen? Sie müssen sich entscheiden. Zielt ihr Kurs immer mehr auf die politische Mitte? Oder besinnt sich die Partei tatsächlich auf ihre Wurzeln in der Ökologie- und Demokratiebewegung? Wer die aktuellen Fragen und Probleme der Grünen verstehen will, muss wissen, wo die Partei herkommt, deren Gründung jetzt 36 Jahre zurückliegt. Und deren Ursprünge noch viel weiter zurückreichen.
Frankfurt am Main, im Sommer 2016
Claus-Jürgen Göpfert
Ostermontag 1968 in Frankfurt. Großeinsatz der Polizei. Wasserwerfer kriechen wie schwere grüne Tiere durch die Straßen. Immer wieder kommt es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Polizeibeamten und mehr als 10 000 Demonstranten. Es sind vor allem Studentinnen und Studenten. Am Gründonnerstag, dem 11. April, ist der Studentenführer Rudi Dutschke bei einem Attentat in Berlin schwer verletzt worden. Seine Witwe Gretchen Dutschke schreibt später: »Eine Woche nach der Ermordung von Martin Luther King in den USA wurde Rudi in West-Berlin auf offener Straße von einem durch die Springer-Presse aufgehetzten Hitler-Verehrer namens Josef Bachmann niedergeschossen. Rudi hatte leichtsinnigerweise geglaubt, unverwundbar zu sein.«1
In Frankfurt am Main geht es wenige Tage später um einen Gegenschlag. Die Studierenden machen den Springer-Verlag, insbesondere die Bild-Zeitung, für das Attentat auf ihr Idol Dutschke verantwortlich. Bei einem Teach-in im Hörsaal VI, dem größten der altehrwürdigen Johann Wolfgang Goethe-Universität, hängen sie einen Stadtplan von Frankfurt auf, um genau auszutüfteln, wo die Logistik von Springer getroffen werden kann. In der Frankenallee druckt die Societäts-Druckerei einen Teil der Auflage der Bild. Mehr als 2 000 Studierende ziehen am Karfreitag mit Protesttransparenten vor die Tore der Druckerei und blockieren sie. Das Unternehmen fordert daraufhin die Polizei auf, die Auslieferung der Zeitung durchzusetzen.
Die Polizeibeamten versuchen, die Protestierenden mit massivem Schlagstockeinsatz vom Haupteingang der Druckerei zu vertreiben. Wasserwerfer spritzen, berittene Polizisten treiben ihre Pferde in die Menge hinein, die auf dem Boden sitzt. Schmerzensschreie, als die Sitzenden von den Pferdehufen getroffen werden. Die Demonstranten decken die Polizisten mit einem Hagel aus Steinen und Flaschen ein. Der Kampf wogt hin und her, doch es gelingt den Beamten nicht, den mit der Bild-Zeitung beladenen Lastwagen den Weg freizuräumen.
Die Auseinandersetzungen ziehen sich über das gesamte Osterwochenende bis zum Montag hin. Auch an anderen Orten in Frankfurt gibt es Straßenschlachten. Überall sind Polizeisirenen zu hören, laute Parolen der Demonstranten antworten: »Enteignet Springer!« Mitten im Chaos kommt ein junges Paar aus Stuttgart mit dem Zug am Hauptbahnhof an, mit nur wenig Gepäck. Es ist das Ehepaar Fischer. Joseph Fischer, Sohn eines Metzgers aus Oeffingen in Baden-Württemberg, hat an diesem Osterwochenende gerade seinen zwanzigsten Geburtstag gefeiert. Die jungen Leute wollen ausbrechen aus der bedrückenden Enge des Alltags in ihrer Heimat. »Wenn Sie sich in Stuttgart auf der Straße geküsst haben, haben Sie Ärger gekriegt«, erinnert sich Fischer heute. Frankfurt erscheint dem frisch verheirateten Paar da wie ein Eldorado der Freiheit. »Das war die Stadt von Theodor W. Adorno und von Oskar Negt – die Stadt der Kritischen Theorie. Da wollte ich hin!« Fischers Ehefrau tendiert zu Berlin, weil da der Geist noch rebellischer sei. Doch er setzt sich durch. So kommt Fischer nach Frankfurt am Main, an besagtem Ostermontag 1968.
Die beiden stürzen sich sofort in die Straßenschlachten in der Innenstadt und im Gallus, einem Viertel nicht weit vom Hauptbahnhof. »Und so habe ich an meinem ersten Tag in Frankfurt gleich ordentlich was aufs Maul gekriegt«, lacht Fischer 48 Jahre später. Er empfängt mich in seinem Büro am Berliner Gendarmenmarkt. Von hier aus werden die Aktivitäten seiner Firmen gesteuert, es geht um ökologische Beratung und Gastauftritte, für die man »Joschka« regelrecht buchen kann. Das Interieur ist dezent großbürgerlich, wir versinken in schweren schwarzen Ledermöbeln. An den Wänden überall aber hängen Plakate aus der Parteigeschichte der Grünen, die von erfolgreichen Wahlkämpfen berichten.
»Dass ich 1968 nach Frankfurt gegangen bin, war ein Entschluss, der mein ganzes Leben geprägt hat.« Noch einmal entfaltet sich die zwiespältige Faszination, die von diesem Mann ausgeht. Ein Machtmensch sicherlich, durch dessen gemütlichen Gesprächston immer wieder Härte aufblitzt. Ein Mensch aber auch, der andere in seinen Bann schlagen kann. Er kokettiert mit dem Eintrag in seinem Schulzeugnis als Heranwachsender: »Joseph hat eine rasche Auffassungsgabe.«
Er absolviert eine Lehre als Fotograf, bricht sie aber ab. Ein Besuch in London 1966, dem »Swinging London« der Beat-Ära, öffnet ihm die Augen dafür, dass es noch ein anderes, freieres Leben gibt jenseits der schwäbischen Provinz. Er beginnt, sich für moderne Romane aus Großbritannien und Frankreich zu interessieren, aber auch für die kritische Gesellschaftstheorie, für die Herbert Marcuse, Adorno und Max Horkheimer stehen. Wo sie wirkten und arbeiteten, nämlich in Frankfurt, »da wollte ich hin«.
Adorno hatte schon 1959 festgestellt, dass der Faschismus in Deutschland nachlebe, rühre daher, »daß die objektiven gesellschaftlichen Bedingungen fortbestehen, die den Faschismus zeitigten«2. Das war die Analyse, die die rebellierenden Studierenden im Frankfurt des Jahres 1968 gleichsam als Handlungsauftrag verstanden: zum Umsturz der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse. Mit dem Institut für Sozialforschung, an dem Adorno, aber auch seine Schüler Oskar Negt und Jürgen Habermas unterrichten, sitzt in Frankfurt das Zentrum der Kritischen Theorie. Wie viele seiner Generation ist auch Fischer gleichsam infiziert von dieser Lehre. Ohne sie freilich tatsächlich zu durchdringen. Denn es geht natürlich auch um die Praxis, die Rebellion, die Aktionen auf der Straße, die einfach Spaß machen, Fischer schmunzelt heute und bringt es auf die schöne Formel: »Ganz einfach: Ich war nie nur der Theoretiker und nie nur der praktische Realist.«
Ganz praktisch heißt das: Obwohl der junge Mann aus Baden-Württemberg gar nicht über das Abitur verfügt, also über die Zugangsberechtigung zur Hochschule, besucht er natürlich Vorlesungen an der Goethe-Universität. Er hört alles, was ihn interessiert, erlebt auch Auftritte von Adorno. Wovon man lebt im revolutionären Frankfurt, ist ziemlich egal: »Gelegenheitsjobs«, sagt Fischer heute schulterzuckend. Wichtig ist die politische Aktion. Die Demonstrationen richten sich gegen den Krieg der USA in Vietnam, im April 1968 aber auch gegen die Ermordung des Bürgerrechtlers Martin Luther King in den USA oder gegen die Militärjunta in Griechenland.
1968 steht das spätere politische Alphatier noch nicht im Mittelpunkt. Fischer lernt noch, er hört zu. Fotografien aus diesem Jahr zeigen ihn eher am Rande großer Versammlungen und Demonstrationen, manchmal mit trotzig verschränkten Armen.
Beim Kampf im Gallus gegen die Auslieferung der Bild-Zeitung ist neben Joschka Fischer noch ein 23-jähriger Physik-Student dabei, Martin Wentz, der spätere langjährige Planungsdezernent und SPD-Chef in Frankfurt. Er wird zuvor als junger Referent in der Hessischen Staatskanzlei unter Ministerpräsident Holger Börner für die Kontakte zu den Grünen zuständig sein. An Ostern 1968 liegt das alles noch in weiter Ferne, doch der 70-jährige Wentz, der heute als Projektentwickler in einem großzügigen Büro am nördlichen Mainufer unweit der Europäischen Zentralbank arbeitet, erinnert sich an die Demonstrationen, als ob es gestern gewesen wäre. »Wir sind von berittenen Polizisten mit langen Knüppeln im Gallus in die Hinterhöfe gejagt und verprügelt worden.« Eigentlich ist Wentz zu diesem Zeitpunkt »noch recht unpolitisch«. Doch es gibt ein Schlüsselerlebnis. Er studiert im Physikalischen Verein an der Robert-Mayer-Straße. Eines Tages hören Wentz und seine Kommilitonen von draußen den lauten Lärm einer Demonstration und die Sirenen von Polizeiwagen. Die jungen Männer rennen in ihren weißen Laborkitteln auf die Straße. »Vier junge Physiker«, heute muss er dabei lächeln, erleben, wie die Studierenden von der Polizei gejagt werden. Aber dann stehenbleiben und ihrerseits gegen die Beamten angehen. »Plötzlich zog ein Polizist seine Pistole und legte auf die Menge an.« Ein tiefer Schrecken und eine Wut zugleich ergreifen Wentz. »Von da an bin ich auf alle Demos gegangen und zu allen Teach-ins, da hat es mich gepackt.«
Im Zentrum der Revolte 1968 in Frankfurt stehen andere. Zum Beispiel Karl-Dietrich Wolff, genannt KD, und sein Bruder Frank, beide Führungsfiguren des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). 1967 und 1968 ist KD Wolff Erster Vorsitzender des SDS. Nach dem Ende der Revolte wendet er sich den Büchern zu, die er liebt, und wird Verleger. Als Chef des Stroemfeld Verlags in Frankfurt produziert der 73-Jährige ausgesucht schöne Bände, legt wunderbare Klassiker-Ausgaben vor: Hölderlin, Kafka, Kleist. Er empfängt mich am weißgestrichenen Tisch in der kleinen Küche. KD Wolff ist noch nie ein Freund überflüssiger Worte gewesen, er fasst sich kurz und prägnant. Er hat schon Anfang der sechziger Jahre in den USA an den Aktionen der Bürgerrechtsbewegung teilgenommen, die für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung kämpfte. »Das waren gewaltlose Aktionen, die aber viel Gewalt der Polizei provoziert haben.« Die weißen Aktivisten setzten sich auf die Stühle und an die Tische, die für Schwarze reserviert waren. »Die Polizei hetzte Hunde auf uns, um uns zu vertreiben, das war gefährlich.«
Im September 1967 wird Wolff in Frankfurt zum neuen Bundesvorsitzenden des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) gewählt. Er bezieht mit seinem Bruder Frank, der sein Stellvertreter ist, das SDS-Vorstandsbüro in der Innenstadt. Bald darauf wird Wolff aus der SPD ausgeschlossen, in die er im Alter von 14 Jahren eingetreten war. »Die SPD hatte die Mitgliedschaft im SDS für unvereinbar erklärt.« Wolff hat aber dennoch nicht gezögert, sich dem SDS anzuschließen: »Er war die intellektuellste und radikalste Studentenorganisation.«
Schon bei seinem Jura-Studium in Marburg und Freiburg ist der gebürtige Hesse beim SDS. Die Wolffs freunden sich mit Rudi Dutschke an, besuchen ihn oft in Berlin. Der Studentenführer kommt im Gegenzug nach Frankfurt, spricht an der Goethe-Universität. »Er war der ungekrönte König.«
In Frankfurt wächst der SDS rasch auf eine feste Gruppe von mehr als 500 Mitgliedern. Bei Bedarf können aber bei Demonstrationen viel mehr Anhänger mobilisiert werden. Wolff und andere SDS-Aktivisten fahren auch in kleine Städte und Dörfer, um dort für die Sache der Revolte zu werben, öffentlich aufzutreten und insbesondere junge Leute wie Lehrlinge zu werben. Wissenschaft müsse künftig kritische Rationalität im Dienste der Menschen sein, fordert Wolff. Es hagelt Strafanzeigen gegen den SDS-Chef und seine Mitstreiter wegen »Rädelsführerschaft« und der Organisation nicht genehmigter Demonstrationen. Der Student genießt aber die Rückendeckung seines Vaters, der Amtsrichter in Biedenkopf ist. »Mein Vater war ein Liberaler«, sagt sein Sohn heute. Als Richter-Kollegen dem Vater vorhalten, sein Sohn verrate »seine Klasse«, antwortet der Vater nur, er mische sich da nicht ein.
Das Jahr 1968 mit seinen dramatischen Ereignissen wird in Frankfurt und anderswo zum politischen Urgrund für viele, die später zu wichtigen Personen in einer neuen Partei aufsteigen sollten: den Grünen. Einer kommt im Sommer 1968 in die Stadt. Es ist der 23-jährige Daniel Cohn-Bendit. Der junge Mann, geboren in Montauban in Frankreich, ist zu diesem Zeitpunkt bereits eine Kultfigur. Der Sohn jüdischer Eltern wächst zunächst in der Normandie und in Paris auf. Doch sein Vater Erich lässt sich 1952 als Rechtsanwalt in Frankfurt nieder, während die Mutter mit Daniel in Frankreich zurückbleibt. Erst 1958 kommen auch die beiden nach Frankfurt. Daniel besucht die reformpädagogische Odenwaldschule in Ober-Hambach. Nach dem Abitur beginnt er 1965, in Paris Mathematik zu studieren, für eine Woche nur, dann Soziologie an der Universität Paris-Nanterre.
Der junge Revolutionär: Daniel Cohn-Bendit
Als im Mai 1968 in Paris der Aufstand der Studierenden losbricht, wird Cohn-Bendit zu einem seiner Anführer. Er ist dank seiner eloquenten Auftritte, auch und gerade im neuen Medium Fernsehen, bald ein Star der Rebellion. Zugleich aber auch aus Sicht der Regierung und der französischen Rechten eine besondere Hassfigur. Seinen Höhepunkt erreicht der gesellschaftliche Aufstand in Frankreich am 19. Mai. Einem Aufruf zum Generalstreik durch den Studentenverband und die Gewerkschaften folgen an diesem Tag mehr als sieben Millionen Menschen. Am 21. Mai tritt Cohn-Bendit, der sich als »anarchistischer Marxist« bezeichnet, gemeinsam mit Rudi Dutschke in Berlin auf. Er ruft öffentlich dazu auf, die französische Nationalfahne, die Trikolore, zu zerreißen und durch die rote Fahne der Revolution zu ersetzen. Das ist zu viel der Provokation für den Staat: Auf Geheiß von Präsident Charles de Gaulle wird Cohn-Bendit am 22. Mai an der deutsch-französischen Grenze die Wiedereinreise verweigert. Zugleich verhängt der französische Staat ein Aufenthaltsverbot in Frankreich gegen ihn. Cohn-Bendit gelingt später noch einmal illegal die Einreise, doch die Situation wird immer gefährlicher für ihn. Die Gaullisten mobilisieren 300 000 Menschen bei einer Demonstration gegen die Revolte. Dabei werden auch besondere Parolen gegen Cohn-Bendit laut, die offen antisemitischen und gewalttätigen Charakter tragen: »Cohn-Bendit nach Deutschland« und »Cohn-Bendit nach Dachau«. Und so entschließt er sich schließlich im Juli 1968, in Frankfurt Zuflucht zu suchen.
48 Jahre später treffen wir uns an einem der Lieblingsorte des Politikers, im legendären Café Laumer an der Bockenheimer Landstraße im Frankfurter Westend. Das eigentlich gutbürgerliche Laumer war schon im Jahr 1968 ein ganz besonderer Ort im revolutionären Frankfurt. Zum einen pflegten sich Professoren hier zu Kaffee und Kuchen zu verabreden. Legendär sind die Frühstücke, die Adorno fast täglich hier einnahm, bevor er sich ins nahe Institut für Sozialforschung aufmachte. Studenten allerdings wurden damals öfter abgewiesen, offiziell wegen ihres unschicklichen Äußeren: lange Haare, Lederjacken, abgetragene Klamotten. Das bürgerliche Publikum, neben den Professoren der Universität viele Rechtsanwälte und Kaufleute, wollte gerne unter sich bleiben.
Im Laumer auf der Terrasse blendet Cohn-Bendit zurück zu seiner Ankunft im Sommer 1968 in Frankfurt. Offiziell schreibt er sich, wie schon in Paris, als Student der Soziologie ein, besucht aber nur wenige Vorlesungen. Die revolutionäre Praxis nimmt seine Zeit in Anspruch. Cohn-Bendit wird Mitglied des SDS, dessen besonderer Kampf seit Wochen schon den sogenannten Notstandsgesetzen gilt. Denn am 30. Mai 1968 hat die Große Koalition von CDU/CSU und SPD im Deutschen Bundestag ein Bündel von Einschränkungen des Grundgesetzes beschlossen, die von den revoltierenden Studierenden als besondere Provokation verstanden werden. So dürfen das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis eingeschränkt werden. Die Bundesregierung kann die Bundeswehr ab sofort nicht nur zur Abwehr eines äußeren Feindes einsetzen, sondern auch im Inneren des Staates zur Abwehr einer besonderen Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Zwar darf sich eine solche Aktion der Bundeswehr »nicht gegen Arbeitskämpfe« richten, aber zur Niederschlagung revolutionärer Bestrebungen wäre der Einsatz des Militärs sehr wohl möglich.
Wieder wird Frankfurt zu einem Zentrum des Protests. Der junge Joseph Fischer ist dabei. Doch er ist, so Sozialdemokrat Martin Wentz, »zu dieser Zeit noch völlig unbekannt«. Auch der frühere Studentenführer KD Wolff sagt: »Fischer spielte zu dieser Zeit keine Rolle.« Er sei, fügt der Verleger spöttisch hinzu, damals »wie viele andere nach Frankfurt gegangen, um Teil der Weltrevolution zu werden, er kam ja vom schwäbischen Dorf«.
Am 15. Mai, zwei Wochen vor dem geplanten Beschluss der Notstandsgesetze im Bundestag, besetzen Studierende die Goethe-Universität, verrammeln die Eingänge und taufen die Lehranstalt in »Karl-Marx-Universität« um. Eine besondere Umwidmung erfährt auch das Studierendenhaus, das in den fünfziger Jahren als Geschenk der USA an das demokratische Deutschland eingeweiht worden war. Es heißt nun »Che-Guevara-Haus«, nach dem Guerillaführer, der 1959 mit anderen die siegreiche Revolution auf Kuba angeführt hatte.
Der Protest greift auch auf Schulen und Betriebe in der Stadt über, die aus Solidarität mit den Studierenden ebenfalls in Streik treten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der schon seit Jahren gegen die Notstandsgesetze mobil macht, ruft noch einmal zur Kundgebung auf: Am 27. Mai kommen 12 000 Menschen. In dieser historischen Situation scheint für einen Moment die Verbindung zwischen Studentenschaft und Arbeitern zu gelingen, die der SDS so sehr anstrebt.
Auf dem Universitätscampus organisiert ein Streikkomitee Teach-ins und Diskussionen, immer wieder ziehen Demonstrationen durch die Stadt. Protestierende besetzen auch das Büro von Universitätsrektor Walter Rüegg, zweckentfremden seine Talare, plündern die Alkoholvorräte, brechen schließlich Aktenschränke auf, in denen auch Prüfungsakten verwahrt sind. Das ist der Auslöser für Rüegg, die Polizei zu Hilfe zu holen. Nach zwei Wochen beendet ein massiver Polizeieinsatz, der für neue Erbitterung sorgt, die Besetzung der Universität. Rektor Rüegg spricht von der »Einübung faschistischer Terrormethoden«. Auch Soziologe Habermas, der zunächst friedliche Aktionen wie Sitzblockaden unterstützt, spricht jetzt vom »linken Faschismus« der Protestbewegung. Diese Einschätzung nimmt er später wieder zurück.
Zu dieser Zeit fährt der 26-jährige Jurastudent Paul Leo Giani immer wieder mal von der Universität Mainz nach Frankfurt. »Die Frankfurter waren für uns damals die Vorreiter«, sagt der 73-jährige Sozialdemokrat heute. Wir treffen uns im idyllisch gelegenen Haus des Rechtsanwalts am Rande der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. 1985 ist er als Leiter der Hessischen Staatskanzlei unter Ministerpräsident Holger Börner auf Seiten der Sozialdemokraten der entscheidende Architekt der ersten rot-grünen Landesregierung in Deutschland. Er knüpft die Kontakte zu Joschka Fischer, der bald darauf erster Landesminister der Grünen in Deutschland wird. Doch das Jahr 1968 erlebt Giani ganz anders als die späteren Grünen Fischer und Cohn-Bendit, obwohl er nur wenige Jahre älter ist als die beiden.
1968 ist für den Sozialdemokraten ein ganz entscheidendes Jahr: Er tritt in die SPD ein. Das ist seine Form der Revolte gegen die Elterngeneration, denn er stammt, wie er selbst sagt, »aus einem großbürgerlichen, sehr konservativen Elternhaus«. Sein Großvater Leonhard Giani war Bürgermeister von Aachen. Seit 1965 ist der junge Mann schon in der Studentenpolitik aktiv, als stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS). Mit ihm zusammen an der VDS-Spitze steht der Christdemokrat Eberhard Diepgen, später Regierender Bürgermeister von Berlin. Giani will nicht den Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern ihre Reform.
Im Jahr 1968 kommt für Giani als politische Partei »nur die SPD in Frage«. Viele seiner Generation, sagt der Rechtsanwalt, hätten sich seinerzeit für die Sozialdemokraten entschieden. Ihr Idol und Vorbild auch in moralischer Hinsicht ist der Sozialdemokrat und frühere Emigrant Willy Brandt. »Ich fand ihn toll.« Brandt ist zu diesem Zeitpunkt noch Außenminister in der Großen Koalition in Bonn, schickt sich aber an, bei der Bundestagswahl 1969 erneut um das Amt des Bundeskanzlers zu kämpfen. Zweimal ist er schon gescheitert.
Die Kunde von den gesellschaftlichen Kämpfen in Frankfurt dringt auch nach Heidelberg zu der jungen Adligen Jutta Gerta Armgard von Ditfurth. In diesem Sommer trägt sie, etwas schüchtern noch, ihren ersten Button auf der Bluse. Darauf steht: »Enteignet Springer«. Sie übt zu erklären, was damit gemeint ist. Sie ist 16 Jahre alt, hört viel Musik von den Rolling Stones. Die Tochter des erfolgreichen Mediziners Hoimar von Ditfurth empfindet ein diffuses Unbehagen an den gesellschaftlichen Verhältnissen, die sie so sehr begünstigen. Die spätere Radikalökologin und Bundesvorsitzende der Grünen wird mit ihren Eltern nach Berlin eingeladen, weil ihrem Vater für die Fernsehserie »Experimente mit dem Leben – Griff nach dem Gehirn« die Goldene Kamera verliehen wird. Sie lernt dabei den Verleger Axel Springer kennen. Die Tochter versteht, dass dieser Mann mit seiner Macht der Feind der revoltierenden Studentinnen und Studenten ist. In einem Schulaufsatz nach ihrer Rückkehr aus Berlin macht sie Vorschläge, wie mit Springer umzugehen sei: »Als Ausweg sehe ich eine Einschränkung seiner Macht durch ein Gesetz.« Es müsse unmöglich gemacht werden, eine wirtschaftliche Monopolstellung zu erringen.
Ich spreche mit der 64-jährigen Jutta Ditfurth im Café Odyssee im Frankfurter Nordend, einem beliebten Treffpunkt von Realpolitikern der Grünen wie Radikalökologen. Sie erinnert sich daran, wie sie im Alter von 15 Jahren in die adlige Gesellschaft eingeführt wurde: »Ich besuchte viele Bälle.« Und wie sie mit 17 Jahren gleichsam aus dem Adelsstand ausstieg. »Ich schrieb einen dramatischen Brief an den Familienverband und erklärte, dass ich nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollte. Ich hasse Eliten!« Damit habe sie sozusagen »Klassenverrat« begangen. Nach dem Abitur im Alter von 17 Jahren nimmt sie an einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg der USA in Heidelberg teil und macht zum ersten Mal die Erfahrung, was ein Wasserwerfer anrichten kann. Bald darauf legt sie das adlige »von« ab und beginnt, in Heidelberg Politik und Kunstgeschichte zu studieren.
Die junge Radikalökologin: Jutta Ditfurth
Ditfurth ist über all die Jahre ihren Überzeugungen treu geblieben. Heute sitzt sie für die radikalökologische Gruppe ÖkoLinX im Frankfurter Stadtparlament und sagt: »Ich bin keine 68erin, ich bin eine Spätentwicklerin!« Bis heute ist Jutta Ditfurth das Subjekt des Hasses von Realpolitikern der Grünen. Bis heute sind aus der jahrelangen Auseinandersetzung zwischen Realpolitikern und Radikalökologen persönliche Verletzungen zurückgeblieben, die nicht heilen. Wer ein Psychogramm der Grünen entwerfen möchte, der muss nur zuhören, wie Ditfurth über die Realos spricht und diese umgekehrt über sie.
Ditfurth kommt erst im Jahre 1977 nach Frankfurt am Main. Tom Koenigs dagegen schon 1972. Der spätere Frankfurter Stadtkämmerer, Architekt der ersten rot-grünen Stadtregierung und UN-Diplomat hat sein politisches Erweckungserlebnis allerdings bereits im Jahre 1967 in Berlin. Der Spross einer Bankiersfamilie absolviert eine Banklehre, arbeitet ein halbes Jahr bei einem Kreditinstitut in England, beginnt dann, noch ganz dem Wunsch der Familie entsprechend, ein Betriebswirtschaftsstudium in Berlin. »Bis dahin habe ich brav Die Welt gelesen«, sagt Koenigs heute, also die konservative bis reaktionäre Tageszeitung aus dem Springer-Verlag.
Damit ist es am 2. Juni 1967 vorbei. An diesem Tag wird, am Rande einer Demonstration gegen den Besuch des Schah von Persien in Berlin, der Student Benno Ohnesorg vom Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen. Diese Erfahrung, vor allem aber die dann folgenden Vertuschungsversuche der Polizei und der Politik, verändern das Leben von Koenigs nachhaltig.
Ich treffe den heute 71-jährigen Bundestagsabgeordneten der Grünen in einem Eissalon am Paulsplatz in Frankfurt. Der unscheinbare Raum mit nur wenigen Tischen und Stühlen besitzt in der Geschichte der Grünen eine geradezu mythische Bedeutung: Hier hecken Ende der achtziger Jahre die Realpolitiker die erste rot-grüne Stadtregierung aus, hier kommt Koenigs regelmäßig mit der späteren Frankfurter Bürgermeisterin Jutta Ebeling und dem langjährigen Fraktionsvorsitzenden der Römer-Grünen, Lutz Sikorski, zusammen. Von ihm wird später noch die Rede sein.
Ironischerweise will Koenigs zunächst an der Anti-Schah-Demonstration in Berlin teilnehmen, tut es aber dann doch nicht. »Ich hatte gehört, dass es gewalttätig werden würde.« Nach der Ermordung von Ohnesorg stürzt sich der BWL-Student geradezu in sein Fach: »Ich war hungrig, ich wollte es wissen.« Allerdings schließt er sich der Roten Zelle Ökonomie (ROZ) an der Freien Universität an, beginnt systematisch mit der Lektüre von Lenin und Marx und bricht mit seinem großbürgerlichen Elternhaus. Es ist eine Entwicklung, wie sie für viele seiner Altersgenossen typisch wird. Der Bürgersohn beginnt im Siemens-Kabelwerk zu arbeiten und wird von den Männern dort mehr als skeptisch begrüßt, als er mit anderen Mitgliedern der Proletarischen Linken dort anfängt. »Bringen es die Buben?«, fragen sich die Arbeiter, während die ehemaligen Studenten überlegen, wie sie »dem Proletariat näherkommen« sollen.
Die verhasste Bild-Zeitung bekommt bald eine besondere Bedeutung. »Jeden Morgen um halb vier kam die raus, wir haben sie gekauft und bis halb sechs eine Art Gegenzeitung geschrieben, um sie dann vorm Betrieb verteilen zu können.« Diese Flugblattzeitung der Proletarischen Linken wird von den Siemens-Arbeitern, wie der Politiker Koenigs heute selbstkritisch sagt, »ohne jedes Verständnis entgegengenommen«. Trotzdem stellt er fest: »Ich habe bei Siemens viel gelernt.«
Jürgen Engel erlebt das Jahr 1968 bei der Bundeswehr. Der spätere Geschäftsführer der Grünen im Hessischen Landtag und Landtagsabgeordnete hat sich damals als Zeitsoldat verpflichtet. Er ist in Kellinghusen stationiert, einer kleinen Stadt im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein. In dieser Abgeschiedenheit erfährt er die Auseinandersetzungen und Kämpfe des Jahres nur wie ein fernes Echo. Unter anderem aus den Tageszeitungen. »Ich hatte die Aufgabe, für die Soldaten jeden Tag Artikel auszuschneiden und aufzukleben«, erinnert sich der heute 68-Jährige. Als am 20. und 21. August Truppen des Warschauer Pakts die Grenzen zur Tschechoslowakei überschreiten, um die Demokratiebewegung des »Prager Frühlings« niederzuschlagen, empfindet der junge Mann das als »Schweinerei«. Er hofft auf ein militärisches Eingreifen des Westens, das aber ausbleibt.
Ich treffe Engel im Café Wacker im Frankfurter Nordend. Dieses Viertel bildet seit Jahrzehnten ein bundesweit wichtiges Biotop der Grünen. In diesem gutbürgerlichen Quartier erreichen sie bei Wahlen Ergebnisse von mehr als 40 Prozent. Hier leben viele Grüne der ersten Generation. Bei der Kommunalwahl am 6. März 2016 stürzen die Grünen allerdings auch hier ab: auf unter 30 Prozent, für die Partei ein regelrechtes Debakel. Hier wohnt man ruhig, schön und heute auch sehr teuer. Viele Normalverdiener können sich mittlerweile das Leben in den stillen, mit großen Bäumen bestandenen Wohnstraßen nicht mehr leisten. Etliche angestammte Bewohner müssen weichen, weil ihre Mietwohnungen aus den Altbauten der Gründerzeit des 19. Jahrhunderts in Eigentum umgewandelt werden. Gentrifizierung ist im Nordend kein bloßes Schlagwort mehr, sondern Alltag. Die soziale Verdrängung ist hier längst eingetreten.
In den siebziger Jahren ist das Nordend das Quartier der Studierenden, der linken Intellektuellen, der 68er-Rebellen. Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer haben hier in einer Wohngemeinschaft gelebt, in der Bornheimer Landstraße 64. Es ist kein Zufall, dass gerade hier die Wurzeln der grünen Partei in Deutschland liegen. Viele Grüne der ersten Stunde wohnen noch immer hier, wie Jutta Ditfurth und Manfred Zieran oder eben Jochen Vielhauer.
Mit seiner dunklen Holztäfelung und dem kleinen Garten hinterm Haus ist das Café Wacker ein Treffpunkt für die arrivierten Bewohner des Viertels: Anwälte, Ärzte, Universitätsprofessoren. Auch Jochen Vielhauer wohnt seit Jahrzehnten im Nordend, auch er kommt regelmäßig ins Wacker. Der Sprecher der ersten Landtagsfraktion der Grünen in Hessen, danach Landtagsabgeordneter, sitzt heute noch für seine Partei im Ortsbeirat, dem kleinen Stadtteilparlament.
Vielhauer, der aus Schleswig-Holstein stammt, studiert zunächst in Kiel, dann in München Politologie, Soziologie und Zeitungswissenschaften. Die Zeit des Studentenprotests über Ostern 1968 wegen des Anschlages auf Rudi Dutschke erlebt er in Hamburg. »Das war eine der prägendsten Demonstrationen.« Die Polizei sei brutal vorgegangen. Er erfährt zum ersten Mal die sogenannte »Leberwurst-Taktik« der Beamten: »An beiden Enden die Demonstration abriegeln und dann von der Seite her reinstechen.«
Vielhauer kommt 1969 an die Frankfurter Universität. Auch er wird von den Professoren der Kritischen Theorie, von Adorno und Habermas, magisch angezogen und hört noch Adorno-Vorlesungen. Tatsächlich reißt in den Jahren 1968/69 an der Universität in Frankfurt aber eine deutliche Kluft zwischen den Professoren der Kritischen Theorie und den rebellierenden Studierenden auf. Bis zum Tod Adornos 1969 wird sie immer größer. Es gibt sogar die Unterstellung, dass die Erfahrung des Wissenschaftlers, Subjekt von Hohn und Spott der Studierenden zu sein, zu seinem Tod am 6. August 1969 beigetragen hat. Adorno stirbt bei einem Urlaub in den geliebten Alpen, wohin er aus dem Frankfurt des Aufruhrs geradezu geflohen war, erschöpft und desillusioniert.
Nicht bemänteln lässt sich, dass Horkheimer und Adorno weder mit den Formen des Protests noch mit seinem Zielobjekt, den Vereinigten Staaten, konform gingen. Die Demonstrationen richteten sich auch gegen den »imperialistischen Krieg«, den die USA in Vietnam führten. Für Adorno und Horkheimer blieben die USA dagegen das demokratische Land, das ihnen seinerzeit auf der Flucht vor dem nationalsozialistischen Gewaltregime Asyl geboten hatte. Immer wieder ist das Amerikahaus in Frankfurt, die auch kulturelle Repräsentanz der USA, das Ziel wütender studentischer Proteste. Horkheimer hält dagegen schon im Mai 1967 eine Rede in just jenem Amerikahaus, in der er den Vietnamkrieg als einen Feldzug zur »Verteidigung der Verfassung« der USA, ja, zur »Verteidigung der Menschenrechte« bezeichnet.3 Zwischen diesen Positionen beider Seiten kann es keinen Kompromiss geben.
Auch die antiautoritären Formen des Studierendenprotests stoßen bei den Professoren der Kritischen Theorie zunehmend auf Unverständnis und wütende Ablehnung. Zunächst diskutiert Adorno in seinen Vorlesungen noch mit den Protestierenden. Er tritt sogar gemeinsam mit den Studentenführern KD Wolff und Hans-Jürgen Krahl auf einem Podium im Frankfurter Volksbildungsheim auf. Doch im Wintersemester 1968/69 besetzen Studierende das Institut für Sozialforschung. Und Adorno reagiert recht autoritär: Er lässt das Institut durch die Polizei räumen und erstattet gegen den Studentenführer Krahl Strafanzeige wegen Nötigung und schweren Hausfriedensbruchs.
Beim Prozess kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Adorno und Krahl, ob denn überhaupt eine Besetzung des Instituts geplant gewesen sei. Krahl zieht die Sache ins Lächerliche. Am Ende kommt der Studentenführer mit drei Monaten Gefängnis auf Bewährung und einer Geldstrafe von 300 Mark davon. Die Richter bescheinigen ihm ausdrücklich eine »idealistische Gesinnung«.
Der Aktionskünstler Hans Imhoff und der spätere Mitbegründer der taz und Feuilleton-Chef der Frankfurter Rundschau, Arno Widmann, brechen in einer Vorlesung Adornos eine Diskussion über das autoritäre Vorgehen der Universitätsleitung gegen die Studierenden vom Zaun. Ein Höhepunkt der Proteste ist auch die legendäre »Busen-Aktion« vom 22. April: Drei Studentinnen dringen in eine Vorlesung Adornos ein, verteilen Flugblätter mit der Feststellung »Adorno als Institution ist tot« und entblößen schließlich ihre Brüste.
Wenige Wochen später stirbt der Soziologe und Philosoph an einem Herzinfarkt mit nur 65 Jahren. Immer wieder ist darüber spekuliert worden, wie sehr Adorno unter den Protesten litt. Adornos Sekretärin Elfriede Olbrich selbst spricht kurz vor seinem Tod in einem Brief davon, Adorno habe sich »in völlig überarbeitetem und ramponiertem Zustand« befunden.4
Schon im September 1968 erreicht der Protest auch das von Adorno so sehr geliebte Café Laumer. Eine große Gruppe von Studierenden will das Kaffeehaus stürmen, aus Rache für die wiederholte Abweisung durch den Gastronomen Helmut Rimbach. In der Menge ist auch der Aktivist Fritz Teufel aus Berlin, der in dieser Zeit öfter nach Frankfurt kommt. Er ist für seine fantasievollen Aktionen bei den Studierenden sehr beliebt, bei der Polizei dagegen berüchtigt.
Als die vom Café-Besitzer gerufene Polizei erscheint, fliegen Tortenstücke und Mohrenköpfe auf die Beamten. Doch Fritz Teufel verhindert, dass die Situation eskaliert. Er lässt sich mit einem Lachen auf der Straße nieder und bringt Rimbach sogar dazu, ihm ein Stück Kuchen zu servieren. Die Frankfurter Rundschau fällt in ihrer Ausgabe vom 16. September 1968 noch ein Urteil, das beiden Seiten gerecht werden möchte: »Was nun? Der Konditor sollte den jungen Leuten sein Lokal nicht verwehren. Und die jungen Leute sollten sich anständig benehmen. Wenn sie sich weiter in ihr ›Recht‹ hineinsteigern, wird jedermann annehmen müssen, sie und ihre Idee der Gesellschaftsverbesserung pfiffen aus dem letzten Loch.«5
In diesem Fall ist der offene Ausbruch von Gewalt noch einmal verhindert worden. Doch das Jahr 1968 in Frankfurt bringt auch eine intensive Diskussion darüber, ob nicht gegenüber den Repressionen des Staates ganz andere Antworten notwendig sind als nur das Werfen von Steinen und Flaschen wie am Osterwochenende. Am 14. Oktober 1968 eröffnet das Frankfurter Landgericht den Prozess gegen die Studentin Gudrun Ensslin, den Studenten Thorwald Proll, den Journalisten Andreas Baader und den Schauspieler Horst Söhnlein. Sie geben zu, in der Nacht zum 4. April 1968 in den Kaufhäusern M. Schneider und Kaufhof auf der Zeil Brandsätze gelegt zu haben. Bei den Bränden entsteht ein hoher Sachschaden, Menschen kommen in den verlassenen Gebäuden nicht zu Schaden.
Ist diese Form der Gewalt erlaubt oder wird eine gefährliche Grenze überschritten? Baader und Ensslin werden bald zu den Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) gehören, die in den Untergrund gehen. Die Auseinandersetzung zwischen dem Staat und der RAF wird im blutigen Jahr 1977 gipfeln und die Entwicklung der Grünen entscheidend beeinflussen. Ensslin verteidigt 1968 im Prozess ihr Vorgehen: Es gehe um »den Protest gegen die Gleichgültigkeit, mit der die Menschen dem Völkermord in Vietnam zusehen«.
Daniel Cohn-Bendit, der im Gerichtssaal anwesend ist, sorgt für heftige Diskussionen, als er sich zu den Angeklagten bekennt: »Sie gehören zu uns.« Später sagt er selbstkritisch: »Wir haben fälschlicherweise gedacht: Der Anschlag war mehr symbolisch als real. Es war die Zeit des Vietnamkrieges. Wir haben protestiert gegen das permanente Bombardieren eines Volkes durch die Amerikaner. Wir haben nicht verstanden, dass die Logik der Akteure der RAF viel ernster war.« Cohn-Bendit nennt sein anfängliches Bekenntnis »eine Fehleinschätzung«. Er sagt aber auch: »Der Staatsapparat war nicht friedlich und die Demonstrationen auch nicht.« Der Staat habe »hysterisch und paranoide« auf die Proteste reagiert.6
Auch KD Wolff ist im Nachhinein hin- und hergerissen in seiner Haltung. Es sei damals dem SDS einerseits darum gegangen, den Diskussionsfaden mit Baader, Ensslin und den anderen nicht völlig abreißen zu lassen. Dennoch verfasst der SDS-Bundesvorstand seinerzeit eine scharfe Erklärung gegen den Brandanschlag. »Wir hielten ihn für dumm und falsch, wir missbilligten ihn.« Wolffs Worten zufolge ist der Studierendenprotest in Frankfurt und anderswo anfangs eher spielerisch gewesen, »Dutschke hat zum Beispiel mal gerne einem Polizeipferd an den Schwanz gefasst«. Mit Gewalt sei er noch nicht verbunden gewesen.
Erst mit den harten Polizeieinsätzen, etwa an den Osterfeiertagen 1968 in Frankfurt, sei die Gewalt auch bei den Studierenden eskaliert. »Das hat die Situation vollkommen geändert, wir begannen dann auch, Steine und Flaschen zu werfen.« Doch in Wolffs Augen sind es vor allem die Medien gewesen, die 1968 die Frage der öffentlichen Gewalt hochgespielt haben. »Im SDS-Bundesvorstand zum Beispiel hat das bei Diskussionen nie eine Rolle gespielt.«
Viel gewalttätiger sei der Studentenaufstand des Jahres 1968 in Frankreich verlaufen, sagt der Verleger heute. Im Februar besucht er damals Daniel Cohn-Bendit, den Sprecher der französischen Studenten, an der Universität von Nanterre. »Der hatte mich eingeladen.« Bei einem öffentlichen Auftritt an der Seite von Cohn-Bendit werden beide »von französischen Neofaschisten mit Stahlkugeln beschossen, die von Krampen abgefeuert wurden«. Zuvor hat die französische Kommunistische Partei nach der Erinnerung von Wolff dazu aufgerufen, gegen den »deutschen Juden« Cohn-Bendit vorzugehen.