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Wer panisch handelt, wird verlieren Die Angst vor der Inflation hat das Land im Griff. Sie treibt die Bürger in riskante Gold- und Immobiliengeschäfte und lähmt die Politik. Der wirtschaftspolitische Korrespondent der "Zeit", Mark Schieritz, zeigt auf, wer diese Angst schürt, wer damit Profit macht und warum sie keine reale Grundlage hat. Sein Buch ist ein Plädoyer für die Überwindung des deutschen Traumas der Hyperinflation – und für ein neues Denken im Kampf gegen Finanzkrisen. Klartext für jeden, der Angst um sein Geld hat.
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Seitenzahl: 140
Mark Schieritz
Die Inflationslüge
Wie uns die Angst ums Geld ruiniert und wer daran verdient
Knaur e-books
Die Inflation kommt.
Haben nicht die Staaten so große Schulden, dass sie sich ihrer auf normalem Wege nicht entledigen können? Und haben die Zentralbanken nicht so viel Geld gedruckt, dass die Preise unweigerlich steigen müssen? Erst langsam und dann immer schneller? So wie während der Hyperinflation in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als für einen Laib Brot eine Schubkarrenladung Geldscheine eingetauscht werden musste und die Geschäfte mehrmals am Tag die Preisschilder wechselten?
Seit Ausbruch der Finanzkrise ist die Angst ums Geld in Deutschland ein Dauerthema. Um ihr Erspartes in Sicherheit zu bringen, kaufen die Bundesbürger Immobilien und Gold, als gäbe es kein Morgen mehr. In den Ballungsräumen der Republik haben sich Eigentumswohnungen allein im Jahr 2011 um fast zehn Prozent verteuert, selbst feuchte Kellerräume gehen inzwischen zu Höchstpreisen weg. Längst haben auch die Banken das Geschäft mit der Inflation entdeckt. Sie bieten ihren Kunden immer neue Anlageprodukte an, die einen Schutz vor dem vermeintlichen Teuerungsschub versprechen.
Die Inflation kommt.
Aber was, wenn nicht?
Wenn die Preise sich weigern zu steigen?
Wenn die große Währungskatastrophe ausbleibt?
Dann werden viele Bundesbürger eines Morgens aufwachen und feststellen, dass sie aus Angst vor einem Ereignis, das nicht eingetreten ist, viel Geld versenkt haben. In Immobilien, die an Wert verlieren. In Gold, dessen Preis verfällt. In Land, das niemand benötigt. Und sie werden feststellen, dass sie Politikern das Vertrauen geschenkt haben, die aus Furcht vor der Geldentwertung im Kampf gegen die größte Finanzkrise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zaghaft agierten, wo Entschlossenheit erforderlich gewesen wäre. Die die Schlachten der Vergangenheit schlugen, statt sich für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen.
»Wenn wir innerhalb der nächsten zehn Jahre keine starke Inflation bekommen, gebe ich mein Diplom als Bonner Volkswirt zurück und bin bereit, alles neu zu lernen«, hat der frühere Bundesbankvorstand und Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin angekündigt. Sarrazin sollte sich schon einmal auf das Leben ohne Diplom vorbereiten. Denn es ist höchst unwahrscheinlich, dass in Deutschland in naher Zukunft wieder die Schubkarre den Geldbeutel ersetzen wird. Obwohl alle über Inflation reden, ist sie nirgends zu erkennen. Die Preise in Deutschland sind heute stabiler, als sie es zu D-Mark-Zeiten waren. Und die Schuldenprobleme in Europa lassen sich auch ohne eine große Geldentwertung lösen. Es ist allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz noch nicht einmal so, dass sehr viel mehr Geld in Umlauf gebracht worden wäre.
Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst, hat der amerikanische Präsident Franklin Delano Roosevelt am Tag seiner Amtseinführung in den dunkelsten Stunden der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre gesagt. Roosevelts Diktum lässt sich in abgewandelter Form auf die Inflationsdebatte übertragen: Die größte Gefahr für unseren Wohlstand ist im Moment nicht die Geldentwertung selbst – sondern die Angst vor ihr. Sie verleitet zu Fehlentscheidungen und trübt den Blick für die wahren Herausforderungen unserer Zeit.
Die Wirtschaftsgeschichte kennt viele Perioden, in denen die Menschen nicht mehr ihrem Verstand gehorchen, sondern sich von Stimmungen anstecken lassen, die mit der Realität nichts zu tun haben. Dann geben sie wie in den Niederlanden des 16. Jahrhunderts ein Vermögen für Tulpenzwiebeln aus. Oder kaufen sich wie in den USA des 21. Jahrhunderts Häuser, die sie sich eigentlich nicht leisten können. Die Ökonomen sprechen von einer Blase. Deutschland erlebt gerade eine Inflationsblase.
Dieses Buch soll Sie in die Lage versetzen, zwischen echter und vermeintlicher Inflationsgefahr zu unterscheiden, um so die richtigen Entscheidungen treffen zu können – an der Wahlurne und bei der Geldanlage. Es beschreibt, woher das Geld kommt und wer es kontrolliert. Es erklärt, warum fast überall in Deutschland die Wohnungspreise steigen und was die Folgen dieser Entwicklung sind. Es zeigt, wie es zur Hyperinflation kommen konnte und warum es unwahrscheinlich ist, dass sich die Geschichte wiederholt. Sie werden einem Spieler und Frauenhelden begegnen, der im 18. Jahrhundert erstmals im großen Stil Banknoten in Umlauf brachte und damit halb Europa ruinierte. Und Sie werden erfahren, was der moderne Finanzkapitalismus mit dem Märchen vom Kaiser ohne Kleider zu tun hat. Um besser zu verstehen, was die Zukunft bringt, werfen wir aber zunächst einen Blick in die Vergangenheit.
Die Deutschen haben seit jeher ein besonderes Verhältnis zu ihrem Geld. Dieses Verhältnis ist geprägt von einer tiefsitzenden Skepsis gegenüber den staatlichen Institutionen, die seine Stabilität sichern sollen. Schon Johann Wolfgang von Goethe – der in der Bankenstadt Frankfurt geboren wurde und am Weimarer Hof auch für Finanzen zuständig war – hat dieser Skepsis im zweiten Teil des »Faust« Ausdruck verliehen. Faust kommt in Begleitung von Mephisto an den Hof eines mittelalterlichen Kaisers, der von akuten Geldnöten geplagt ist. Mephisto bringt ihn auf die Idee, eine Urkunde zu unterschreiben, die vervielfältigt und als Papiergeld in Umlauf gebracht wird.
Ein solch Papier, an Gold und Perlen statt,
ist so bequem, man weiß doch, was man hat;
Man braucht nicht erst zu markten noch zu tauschen,
Kann sich nach Lust und Lieb am Wein berauschen.
Anfangs geht alles gut, die Wirtschaft boomt, und der Schatzmeister berichtet dem Hofstaat begeistert, wie sich das Leben der Menschen verbessert hat.
So stempelten wir gleich die ganze Reihe,
Zehn, Dreißig, Fünfzig, Hundert sind parat.
Ihr denkt euch nicht, wie wohl’s dem Volke tat.
Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt,
Wie alles lebt und lustgenießend wimmelt!
Doch im weiteren Verlauf des Stücks werden immer mehr Geldscheine in Umlauf gebracht, das Geld verliert seinen Wert, und das Reich wird in seinen Grundfesten erschüttert. Allein der Hofnarr sieht das Debakel kommen. Ungläubig hält er die Papierscheine in der Hand und kann erst nicht fassen, dass sie etwas wert sind. Der Teufel überzeugt ihn davon, und der Narr tut, was auch heute die meisten tun, wenn sie die Inflation fürchten: Er investiert in Immobilien.
Und kaufen kann ich Acker, Haus und Vieh?
Und Schloss, mit Wald und Jagd und Fischbach?
Heut Abend wieg ich mich im Grundbesitz!
Die Sorge um das Geld hat also in Deutschland eine lange Tradition. In keinem anderen Staat wird so ausgiebig und leidenschaftlich über monetäre Angelegenheiten diskutiert wie hierzulande. In der italienischen, der spanischen oder der französischen Presse ist der Preisauftrieb praktisch kein Thema, während die deutschen Zeitungen ausführlich über mögliche Gefahren für die Geldwertstabilität berichten. Dabei prägen drei Mythen die Debatte um die Inflation:
Schon rein zeitlich sind Zweifel an dieser Behauptung angebracht. Die Hyperinflation war 1923 zu Ende. Hitler aber kam 1933 an die Macht. Dazwischen lagen die Goldenen Zwanzigerjahre, in denen die Wirtschaft florierte und Kunst, Kultur und Wissenschaft eine Blütezeit erlebten. In dieser Zeit entspannte sich sogar das Verhältnis zum Kriegsfeind Frankreich. Im Jahr 1926 trat Deutschland dem Völkerbund bei und war auf dem besten Weg, international rehabilitiert zu werden.
Quelle: Deutscher Bundestag, Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen. 1924: Deutsch-Völkische Freiheitspartei und NSDAP, 1925: Nationalsozialistische Freiheitsbewegung.
Im Jahr 1929 beendete der Börsenkrach am Schwarzen Freitag in den USA den Aufschwung auch in Deutschland. Es folgte eine tiefe und schwere Wirtschaftskrise. Die Produktion in der Industrie brach innerhalb von drei Jahren um mehr als 40 Prozent ein. Das führte dazu, dass 19325,5 Millionen Deutsche ohne Arbeit waren. Auch das Preisniveau gab nach. Zwischen 1930 und 1933 fielen die Verbraucherpreise um 25 Prozent. Anfang 1933 kam Hitler an die Macht. Im März 1933 holte die NSDAP bei der letzten ordentlichen Reichstagswahl 43,9 Prozent der Stimmen, und die Weimarer Republik war endgültig am Ende.
Sicher hat die Inflation der zwanziger Jahre den Untergang der Weimarer Republik beschleunigt. Die Mittelschicht sah ihr Sparvermögen schwinden und verlor das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit und Stabilität einer demokratischen Ordnung. Dennoch ist es ein historischer Fakt, dass Hitler in einem deflationären und nicht in einem inflationären Umfeld an die Macht gekommen ist. Der maßgebliche ökonomische Grund für den Erfolg der Nazis war die hohe Arbeitslosigkeit während der Weltwirtschaftskrise. Sie war für viele deutsche Familien verheerender als die Inflation – und es ist bemerkenswert, dass sich trotzdem die Inflation und nicht die Depression in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingeschrieben hat.
Ludwig Erhard gilt als Vater der sozialen Marktwirtschaft. Von ihm stammt der berühmte Satz, die Inflation sei eine »entschädigungslose Enteignung zugunsten der öffentlichen Hand«. Viele Bundesbürger wünschen sich die ökonomische Stabilität der Wirtschaftswunderjahre zurück, die im Gegensatz zur Unsicherheit der heutigen Zeit zu stehen scheint.
Das Interessante ist nur, dass die Inflation damals viel höher war – Sie haben richtig gelesen! In den goldenen sechziger Jahren lag die Teuerungsrate im Schnitt bei 2,5 Prozent pro Jahr. In der vergangenen Dekade waren es nur 1,5 Prozent.
Quelle: Deutsche Bundesbank
Und das, obwohl damals die Bundesbank und nicht die in weiten Teilen der Bevölkerung heute mit Argwohn betrachtete Europäische Zentralbank (EZB) über das Geld bestimmte. Und obwohl die Wirtschaftsleistung damals Jahr für Jahr kräftig zulegte, während das vergangene Jahrzehnt von mageren Zeiten geprägt war. Die Zeiten waren so mager, dass sich die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder gezwungen sah, die umstrittenen Sozial- und Wirtschaftsreformen der Agenda 2010 umzusetzen. Ganz offensichtlich ist das Geld heute also stabiler als in den guten alten Zeiten – und ganz offensichtlich ist das gar nicht unbedingt so gut.
In kaum einem Beitrag über die Inflationsgefahr fehlt der Hinweis darauf, dass die Notenbanken die Finanzmärkte mit Geld überschwemmten. Umso erstaunlicher ist es da, dass die Menge des in der Wirtschaft umlaufenden Geldes in den letzten Monaten sogar weniger stark zugenommen hat als früher.
Zu Beginn des Jahrtausends wuchs die Geldmenge im europäischen Währungsraum zeitweise um mehr als zehn Prozent pro Jahr. Zuletzt stieg sie kaum noch – obwohl doch die Zentralbanken angeblich die Welt im Geld ertränken. Umso bemerkenswerter ist es, dass jetzt alle über Inflation sprechen, während das Thema vor zehn Jahren niemanden interessierte.
Quelle: EZB
Die Sache mit der Inflation ist also komplizierter, als es zunächst den Anschein hat. Dieses Buch ist kein Plädoyer dafür, die wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit mit der Notenpresse zu lösen. Das wäre falsch, denn eine stabile Währung ist die Voraussetzung für ein prosperierendes Staatswesen. In einer Marktwirtschaft bestimmen die Preise, welche Güter produziert und verbraucht werden. Sie können diese Aufgabe nicht mehr erfüllen, wenn die Inflation sie verzerrt. Deshalb ist Geldwertstabilität ein wichtiges Ziel. Sie ist aber nicht alles. Gefährlich aber wird es, wenn das politische und wirtschaftliche Handeln einseitig daran ausgerichtet wird.
In kaum einem Beitrag über die vermeintliche Inflationsgefahr fehlt der Hinweis auf die große Geldschwemme, die die Notenbanken verursacht hätten. Wir haben bereits gesehen, dass so viel frisches Geld offenbar gar nicht in Umlauf kommt. Wir werden uns deshalb nun ein wenig ausführlicher mit dem Phänomen Geld beschäftigen – und am Ende feststellen, dass die Inflation erstaunlicherweise mit Geld ziemlich wenig zu tun hat. Aber der Reihe nach.
Im Jahr 1705 hat der schottische Geschäftsmann John Law eine für damalige Verhältnisse ungeheuerliche Idee. In seinem Essay »Betrachtung über Geld und Handel mit einem Vorschlag, die Nation mit Geld zu versorgen« schlägt er vor, eine Bank zu gründen, die Papiergeld herausgibt. Das Besondere: Dieses Papiergeld sollte nicht durch Gold oder andere Edelmetalle abgesichert sein.
Law ist ein Spieler und Frauenheld, in einem Duell tötet er seinen Kontrahenten, wird zum Tode verurteilt und kommt nur dank der Unterstützung einflussreicher Freunde davon. Sein Ruf ist nicht der allerbeste. Mit seiner Idee stößt er denn auch überall auf Ablehnung, bis sie in Frankreich ausprobiert wird. Das ist kein Zufall: Der französische Staat ist zur damaligen Zeit nach den Kriegen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. praktisch pleite, und am Hofe seines Nachfolgers Philipp von Orléans – der für den noch unmündigen Ludwig XV. regiert – sind Vorschläge willkommen, wie die Staatskasse wieder zu füllen sei.
Also lässt man John Law machen. Im Jahr 1716 gründet er die Banque Générale, die Gold- und Silbermünzen annimmt und Papiergeld verteilt. Sie gibt dabei erheblich mehr Banknoten aus, als sie an Edelmetallreserven in ihren Tresoren hat. Das geht einige Zeit auch gut, ausländisches Kapital strömt ins Land. Als misstrauische Investoren ihre Banknoten in Münzgeld tauschen wollen, kracht das System zusammen. Es bricht Panik aus, die rasch auch andere Länder Europas erfasst. Law wird aus allen Ämtern entlassen und flieht. Er stirbt verarmt in Venedig. Papiergeld ist auf dem Kontinent vorerst als Zahlungsmittel diskreditiert.
John Law gilt heute als Erfinder des modernen Geldsystems. Das ist nicht ganz korrekt, weil schon vor ihm mit Banknoten experimentiert wurde, doch seine Geschichte ist die spektakulärste. Interessant ist sie vor allem, weil sie etwas über das Wesen des Geldes aussagt. Ein Objekt muss nicht zwingend einen eigenen Materialwert haben, um als Zahlungsmittel fungieren zu können. Es kommt nicht darauf an, ob es aus Muscheln, Metall oder Papier ist. Es kommt darauf an, dass es allgemein akzeptiert wird. Der Empfänger einer Zahlung muss davon ausgehen können, dass das von ihm erhaltene Geld auch von anderen angenommen wird. Nach heutiger Lesart muss Geld dazu drei Dinge leisten: Es muss als Tauschmittel, als Wertaufbewahrungsmittel und als Recheneinheit verwendbar sein.
In der Tauschfunktion liegt historisch einer der Ursprünge des Geldes – und eine seiner großen Stärken. Ein von allen anerkanntes Zahlungsmittel erleichtert den Austausch von Waren ganz erheblich. Es entfällt beispielsweise die mühsame Suche nach einem Tauschpartner, der gerade das benötigt, was man selbst anzubieten hat, und andererseits das anbieten kann, was man selbst benötigt. Wer eine Ziege übrig hat und ein Schaf haben will, hat Pech, wenn niemand Ziegen gegen Schafe tauschen will. Die Einführung des Geldes löst dieses Koordinationsproblem.
Das ist vor allem in einer arbeitsteiligen Wirtschaft wichtig, in der jeden Tag unzählige Tauschvorgänge stattfinden. Und wie zentral eine solche Spezialisierung ist, hat schon der schottische Moralphilosoph und Begründer der modernen Volkswirtschaftslehre Adam Smith im 18. Jahrhundert am Beispiel der Stecknadelproduktion beschrieben. Ein ausgebildeter Arbeiter konnte in einer mit Maschinen ausgestatteten Manufaktur 4800 Nadeln pro Tag herstellen, auf sich alleine gestellt, hätte er wohl nur eine geschafft. Die enormen Wohlstandsgewinne, die die Menschheit durch die Arbeitsteilung in der industriellen Revolution erzielt hat, wären ohne Geld nicht möglich gewesen.
Geld muss zweitens als Wertaufbewahrungsmittel fungieren können, weil es die Menschen benutzen, um ihre Kaufkraft zu bewahren und in die Zukunft zu transportieren – zum Beispiel, wenn sie sparen. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Kaufkraft auch erhalten bleibt und das Geld auch in Zukunft noch etwas wert ist. Die von John Law errichtete Währungsordnung war nicht von Dauer, weil das Geld die Eigenschaft der Wertaufbewahrung verlor.
Und Geld ist drittens eine Recheneinheit, weil die Menschen mit seiner Hilfe unterschiedliche Waren direkt vergleichen können, indem sie deren Wert in Geldeinheiten ausdrücken. Ohne ein Zahlungsmittel müssen die Güter zueinander in Beziehung gesetzt werden. Ein Schwein ist dann vielleicht drei Hühner wert. Oder zehn Pfund Getreide. Das wird ziemlich schnell ziemlich kompliziert.
Die Geschichte des Geldes reicht bis ins 3. Jahrtausend vor Christus zurück. Damals wurden in Mesopotamien und Ägypten vor allem Getreide und Silber als Zahlungsmittel verwendet. Die ältesten bekannten Münzen – Metallstücke mit einer Prägung – wurden im 7. Jahrhundert vor Christus in der Türkei in Umlauf gebracht. Die griechischen Stadtstaaten schufen dann im 5