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Meist gelten die drei Johannesbriefe als Dokumente eines innerchristlichen Konflikts; demgegenüber geht der vorliegende Kommentar neue Wege, indem er sie in ein jüdisches Szenario einordnet. Kleine jüdische Hausgemeinden bekannten Jesus als Messias und setzten so neue Akzente innerhalb ihres Judeseins. Daraus ergaben sich Spannungen zur jüdischen Tradition, die zu einer Spaltung der Messias-Gemeinden führten. Die Briefe versuchen, in dieser Situation die Einheit der Gemeinden zu wahren und die Zugehörigkeit zu Jesus zu festigen. Das Messias-Modell modifiziert dabei das jüdische Gottesbild, und das Liebesgebot Jesu bildet den Maßstab für die Auslegung der heiligen Schriften Israels, wodurch die ethische Perspektive in den Vordergrund tritt. Eine Entwicklung von Gemeindeämtern vollziehen die Briefe nicht mit.
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Seitenzahl: 917
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Theologischer Kommentar zum Neuen Testament (ThKNT)
Herausgegeben von:
Stefan SchreiberAngela StandhartingerAngelika StrotmannPeter WickBand 21
Stefan Schreiber
Die Johannesbriefe
Verlag W. Kohlhammer
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Umschlagbild entnommen aus
„Nestle-Aland – Novum Testamentum Graece“, S. 615
27. revidierte Auflage
© 1898, 1993 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart
1. Auflage 2025
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-020771-4
E-Books:
pdf: ISBN 978-3-17-045438-5
epub: ISBN 978-3-17-045439-2
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Meist gelten die drei Johannesbriefe als Dokumente eines innerchristlichen Konflikts; demgegenüber geht der vorliegende Kommentar neue Wege, indem er sie in ein jüdisches Szenario einordnet. Kleine jüdische Hausgemeinden bekannten Jesus als Messias und setzten so neue Akzente innerhalb ihres Judeseins. Daraus ergaben sich Spannungen zur jüdischen Tradition, die zu einer Spaltung der Messias-Gemeinden führten. Die Briefe versuchen, in dieser Situation die Einheit der Gemeinden zu wahren und die Zugehörigkeit zu Jesus zu festigen. Das Messias-Modell modifiziert dabei das jüdische Gottesbild, und das Liebesgebot Jesu bildet den Maßstab für die Auslegung der heiligen Schriften Israels, wodurch die ethische Perspektive in den Vordergrund tritt. Eine Entwicklung von Gemeindeämtern vollziehen die Briefe nicht mit.
Prof. Dr. Stefan Schreiber lehrt Neutestamentliche Wissenschaft an der Universität Augsburg.
Vorwort
Einleitung in die drei Johannesbriefe
1. Textüberlieferung und Bezeugung
2. Die Form des 1. Johannesbriefs
2.1 Der 1. Johannesbrief als frühjüdischer literarischer Brief
2.2 Sprache und Stil des 1. Johannesbriefs
2.3 Der Aufbau des 1. Johannesbriefs
2.4 Die Einheitlichkeit des 1. Johannesbriefs
3. Die Form des 2. und 3. Johannesbriefs
3.1 Der 2. und 3. Johannesbrief als Alltagsbriefe
3.2 Der Aufbau des 2. und 3. Johannesbriefs
4. Das Verhältnis der drei Johannesbriefe zueinander
4.1 Aus einer Hand: 2. und 3. Johannesbrief
4.2 Derselbe Verfasser für alle drei Johannesbriefe?
5. Das Verhältnis von Johannesbriefen und Johannesevangelium
5.1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede
5.2 Zeitliche Abfolge
6. Die Verfasser der Johannesbriefe
7. Die Konkurrenten und die Gesprächssituation
7.1 Die „Gegner“ in der Forschung
7.2 Probleme der „Gegner“-Bestimmung
7.3 Texte mit expliziter Polemik: die Christus-Leugner
7.4 Ergebnis: Die Konkurrenten und die Johannesbriefe
8. Die Adressaten und Adressatinnen
8.1 Die Anonymität der Adressaten in 1 Joh
8.2 Die Unsichtbarkeit von Frauen in den Briefen
8.3 Die erwählte Herrin mit ihren Kindern in 2 Joh
8.4 Gaius als Adressat von 3 Joh
9. Ort und Zeit der Entstehung
Kommentar zum 1. Johannesbrief
A. Prolog (1,1–4)
Exkurs 1: Der Messias – Christus und Sohn Gottes
B. Briefkorpus (1,5–5,12)
Teil 1: Sündenvergebung und Leben im Licht Gottes (1,5–2,17)
1.1 Licht und Finsternis und die Vergebung der Sünden (1,5–10)
Exkurs 2: Gibt es einen johanneischen „Dualismus“?
Exkurs 3: Sünde und Vergebung
1.2 Der neue Lebenswandel frei von Sünde (2,1–6)
Exkurs 4: Liebe als Deutung des Todes Jesu
1.3 Das alte neue Gebot und das Leben im Licht (2,7–11)
Exkurs 5: Ethik in 1 Joh? Vom Verhalten in der Beziehung zu Gott
Exkurs 6: Tora-Hermeneutik in den Johannesbriefen
1.4 Das neue Leben mit Gott und die Abkehr von der Welt (2,12–17)
Teil 2: Christus und die Endzeit (2,18–3,10)
2.1 Antichristus und Bleiben im Sohn (2,18–27)
2.2 Die Hoffnung der Kinder Gottes und ihr Bleiben in Christus (2,28–3,6)
Exkurs 7: Aus Gott erzeugt und Kinder Gottes
2.3 Kinder Gottes oder Kinder des Teufels (3,7–10)
Teil 3: Gegenseitige Liebe als Ethos-Merkmal (3,11–24)
3.1 Die Liebesbotschaft und Kain als Negativfolie (3,11f.)
3.2 Die Bedeutung der Geschwisterliebe (3,13–17)
3.3 Vor dem Anspruch Gottes (3,18–20)
3.4 Freimut bei Gott (3,21f.)
3.5 Das Gebot der Liebe und Gottes Gegenwart (3,23f.)
Teil 4: Gottes Liebe und seine Zuwendung im Sohn und im Geist (4,1–5,12)
4.1 Die Prüfung der Geister (4,1–6)
4.2 Die Liebe, die von Gott kommt (4,7–10)
4.3 Erfahrungen und Konsequenzen der Liebe Gottes (4,11–21)
4.4 Das Vertrauen auf Christus und die Kinder Gottes (5,1–5)
4.5 Das Zeugnis Gottes über seinen Sohn und das ewige Leben (5,6–12)
C. Briefschluss (5,13)
D. Nachtrag (5,14–21)
1. Aktualisierungen der Beziehung zu Gott (5,14–20)
2. Schlusswarnung (5,21)
Kommentar zum 2. Johannesbrief
A. Briefeingang (1–4)
1. Präskript (1–3)
Exkurs 8: Der Presbyter
2. Proömium (4)
B. Briefkorpus (5–11)
1. Eröffnung des Briefkorpus (5f.)
2. Mitte des Briefes (7–11)
Exkurs 9: Antike Gastfreundschaft und die ersten Christen
C. Briefschluss (12f.)
1. Epilog (12)
2. Postskript (13)
Kommentar zum 3. Johannesbrief
A. Briefeingang (1–4)
1. Präskript (1)
2. Proömium (2–4)
B. Briefkorpus (5–12)
1. Eröffnung des Briefkorpus (5–8)
Exkurs 10: – Hausgemeinde – Versammlung
2. Mitte des Briefes (9–12)
C. Briefschluss (13–15)
1. Epilog (13f.)
2. Postskript (15)
Nachwort
Literatur
1. Textausgaben, Quellen, Hilfsmittel
2. Kommentare zu den Johannesbriefen
3. Weitere Kommentare
4. Forschungsberichte
5. Monographien und Aufsätze
Register
Bibelstellen
Genesis
Exodus
Levitikus
Numeri
Deuteronomium
Josua
Richter
Rut
1 Samuel
2 Samuel
1 Könige
2 Könige
1 Chronik
2 Chronik
Esra
2 Esra
Nehemia
Tobit
Judit
1 Makkabäer
2 Makkabäer
Hiob
Psalmen
Sprichwörter
Kohelet
Weisheit
Sirach
Jesaja
Jeremia
Klagelieder
Baruch
Ezechiel
Daniel
Hosea
Joël
Amos
Micha
Habakuk
Zefanja
Sacharja
Matthäus
Markus
Lukas
Johannes
Apostelgeschichte
Römer
1 Korinther
2 Korinther
Galater
Epheser
Philipper
Kolosser
1 Thessalonicher
2 Thessalonicher
1 Timotheus
2 Timotheus
Titus
Philemon
Hebräer
Jakobus
1 Petrus
2 Petrus
1 Johannes
2 Johannes
3 Johannes
Offenbarung
Inschriften und Papyri
Griechisch-römische Schriften
Qumranschriften
Philo
Josephus
Sonstige frühjüdische Schriften
Frühchristliche Schriften
Die Kommentierung der drei Johannesbriefe hat mein Leben über mehrere Jahre begleitet, strukturiert und beansprucht. Mein Ziel war es, die Briefe in ihrer eigenen Welt und ihrem Lebenskontext zu verstehen. Dabei hat sich gezeigt, dass ich das vertraute Bild der ersten Christen um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert aufgeben musste, das ein frühes „Christentum“ bereits deutlich vom „Judentum“ geschieden sah und die Johannesbriefe als Zeugnisse christlicher Selbstfindung im Konflikt zwischen Orthodoxie und Häresie las. Vielmehr lassen die Johannesbriefe erkennen, dass es noch gar keine systemische Trennung der ersten Christen und Christinnen von den Juden und Jüdinnen ihrer Zeit gab und dass speziell die Anhänger und Anhängerinnen des Messias Jesus, wie sie in den drei Briefen skizzenhaft sichtbar werden, noch ganz auf dem Boden ihrer jüdischen Identität lebten. In diesem Rahmen verstanden sie ihre Zugehörigkeit zu Christus und über Christus zu dem einen Gott Israels. Wie das denkbar ist und was das für das Leben der Christus-Gruppe bedeuten kann, entfalten die Briefe. Wir erhalten einen spannenden Einblick in die Beziehungen einer bestimmten Gruppe, des johanneischen Kreises, der zugleich Teil der Geschichte des antiken Judentums und der Geschichte der ersten Christen ist.
Auf diesem Hintergrund analysiert und erklärt der vorliegende Kommentar die drei Johannesbriefe. Nicht nur die angenommene Lebenssituation, sondern auch die Sprache der Briefe ist uns heute weitgehend fremd. Doch wer sich die Mühe macht, diese Situation zu erfassen und die Motive und Sprachbilder der Briefe zu entschlüsseln, wird belohnt: Die alte Welt erwacht zum Leben und enthält tatsächlich auch für uns heute noch Anstöße zum Nachdenken.
Meine Arbeit am Schreibtisch war eingebunden in verschiedene Kontakte, für die ich sehr dankbar bin. Mit Literatur versorgte mich zunächst Lena Zacherle, dann vor allem Anna Protzek. Beim Korrekturlesen halfen mir Dr. Eva Rünker und Dr. Matthias Adrian. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank. Meinen Kolleginnen Angela Standhartinger und Angelika Strotmann danke ich für ihre kritische Erstlektüre und die hilfreichen Hinweise. Florian Specker und Dr. Sebastian Weigandt vom Kohlhammer Verlag gilt mein Dank für ihre Geduld und die hervorragende verlegerische Betreuung. Wie groß meine Dankbarkeit gegenüber Dr. Eva Rünker ist, die mir in vielen Gesprächen und verlässlicher Begleitung zur Seite stand, ermesse ich selbst erst im Rückblick.
Augsburg, 28. Mai 2024Stefan Schreiber