Die Johannesbriefe - Stefan Schreiber - E-Book

Die Johannesbriefe E-Book

Stefan Schreiber

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Beschreibung

Meist gelten die drei Johannesbriefe als Dokumente eines innerchristlichen Konflikts; demgegenüber geht der vorliegende Kommentar neue Wege, indem er sie in ein jüdisches Szenario einordnet. Kleine jüdische Hausgemeinden bekannten Jesus als Messias und setzten so neue Akzente innerhalb ihres Judeseins. Daraus ergaben sich Spannungen zur jüdischen Tradition, die zu einer Spaltung der Messias-Gemeinden führten. Die Briefe versuchen, in dieser Situation die Einheit der Gemeinden zu wahren und die Zugehörigkeit zu Jesus zu festigen. Das Messias-Modell modifiziert dabei das jüdische Gottesbild, und das Liebesgebot Jesu bildet den Maßstab für die Auslegung der heiligen Schriften Israels, wodurch die ethische Perspektive in den Vordergrund tritt. Eine Entwicklung von Gemeindeämtern vollziehen die Briefe nicht mit.

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Theologischer Kommentar zum Neuen Testament (ThKNT)

Herausgegeben von:

Stefan SchreiberAngela StandhartingerAngelika StrotmannPeter WickBand 21

Stefan Schreiber

Die Johannesbriefe

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Umschlagbild entnommen aus

„Nestle-Aland – Novum Testamentum Graece“, S. 615

27. revidierte Auflage

© 1898, 1993 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart

1. Auflage 2025

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-020771-4

E-Books:

pdf: ISBN 978-3-17-045438-5

epub: ISBN 978-3-17-045439-2

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Meist gelten die drei Johannesbriefe als Dokumente eines innerchristlichen Konflikts; demgegenüber geht der vorliegende Kommentar neue Wege, indem er sie in ein jüdisches Szenario einordnet. Kleine jüdische Hausgemeinden bekannten Jesus als Messias und setzten so neue Akzente innerhalb ihres Judeseins. Daraus ergaben sich Spannungen zur jüdischen Tradition, die zu einer Spaltung der Messias-Gemeinden führten. Die Briefe versuchen, in dieser Situation die Einheit der Gemeinden zu wahren und die Zugehörigkeit zu Jesus zu festigen. Das Messias-Modell modifiziert dabei das jüdische Gottesbild, und das Liebesgebot Jesu bildet den Maßstab für die Auslegung der heiligen Schriften Israels, wodurch die ethische Perspektive in den Vordergrund tritt. Eine Entwicklung von Gemeindeämtern vollziehen die Briefe nicht mit.

Prof. Dr. Stefan Schreiber lehrt Neutestamentliche Wissenschaft an der Universität Augsburg.

Inhalt

Vorwort

Einleitung in die drei Johannesbriefe

1.  Textüberlieferung und Bezeugung

2.  Die Form des 1. Johannesbriefs

2.1  Der 1. Johannesbrief als frühjüdischer literarischer Brief

2.2  Sprache und Stil des 1. Johannesbriefs

2.3  Der Aufbau des 1. Johannesbriefs

2.4  Die Einheitlichkeit des 1. Johannesbriefs

3.  Die Form des 2. und 3. Johannesbriefs

3.1  Der 2. und 3. Johannesbrief als Alltagsbriefe

3.2  Der Aufbau des 2. und 3. Johannesbriefs

4.  Das Verhältnis der drei Johannesbriefe zueinander

4.1  Aus einer Hand: 2. und 3. Johannesbrief

4.2  Derselbe Verfasser für alle drei Johannesbriefe?

5.  Das Verhältnis von Johannesbriefen und Johannesevangelium

5.1  Gemeinsamkeiten und Unterschiede

5.2  Zeitliche Abfolge

6.  Die Verfasser der Johannesbriefe

7.  Die Konkurrenten und die Gesprächssituation

7.1  Die „Gegner“ in der Forschung

7.2  Probleme der „Gegner“-Bestimmung

7.3  Texte mit expliziter Polemik: die Christus-Leugner

7.4  Ergebnis: Die Konkurrenten und die Johannesbriefe

8.  Die Adressaten und Adressatinnen

8.1  Die Anonymität der Adressaten in 1 Joh

8.2  Die Unsichtbarkeit von Frauen in den Briefen

8.3  Die erwählte Herrin mit ihren Kindern in 2 Joh

8.4  Gaius als Adressat von 3 Joh

9.  Ort und Zeit der Entstehung

Kommentar zum 1. Johannesbrief

A.  Prolog (1,1–4)

Exkurs 1: Der Messias – Christus und Sohn Gottes

B.  Briefkorpus (1,5–5,12)

Teil 1: Sündenvergebung und Leben im Licht Gottes (1,5–2,17)

1.1  Licht und Finsternis und die Vergebung der Sünden (1,5–10)

Exkurs 2: Gibt es einen johanneischen „Dualismus“?

Exkurs 3: Sünde und Vergebung

1.2  Der neue Lebenswandel frei von Sünde (2,1–6)

Exkurs 4: Liebe als Deutung des Todes Jesu

1.3  Das alte neue Gebot und das Leben im Licht (2,7–11)

Exkurs 5: Ethik in 1 Joh? Vom Verhalten in der Beziehung zu Gott

Exkurs 6: Tora-Hermeneutik in den Johannesbriefen

1.4  Das neue Leben mit Gott und die Abkehr von der Welt (2,12–17)

Teil 2: Christus und die Endzeit (2,18–3,10)

2.1  Antichristus und Bleiben im Sohn (2,18–27)

2.2  Die Hoffnung der Kinder Gottes und ihr Bleiben in Christus (2,28–3,6)

Exkurs 7: Aus Gott erzeugt und Kinder Gottes

2.3  Kinder Gottes oder Kinder des Teufels (3,7–10)

Teil 3: Gegenseitige Liebe als Ethos-Merkmal (3,11–24)

3.1  Die Liebesbotschaft und Kain als Negativfolie (3,11f.)

3.2  Die Bedeutung der Geschwisterliebe (3,13–17)

3.3  Vor dem Anspruch Gottes (3,18–20)

3.4  Freimut bei Gott (3,21f.)

3.5  Das Gebot der Liebe und Gottes Gegenwart (3,23f.)

Teil 4: Gottes Liebe und seine Zuwendung im Sohn und im Geist (4,1–5,12)

4.1  Die Prüfung der Geister (4,1–6)

4.2  Die Liebe, die von Gott kommt (4,7–10)

4.3  Erfahrungen und Konsequenzen der Liebe Gottes (4,11–21)

4.4  Das Vertrauen auf Christus und die Kinder Gottes (5,1–5)

4.5  Das Zeugnis Gottes über seinen Sohn und das ewige Leben (5,6–12)

C.  Briefschluss (5,13)

D.  Nachtrag (5,14–21)

1.  Aktualisierungen der Beziehung zu Gott (5,14–20)

2.  Schlusswarnung (5,21)

Kommentar zum 2. Johannesbrief

A.  Briefeingang (1–4)

1.  Präskript (1–3)

Exkurs 8: Der Presbyter

2.  Proömium (4)

B.  Briefkorpus (5–11)

1.  Eröffnung des Briefkorpus (5f.)

2.  Mitte des Briefes (7–11)

Exkurs 9: Antike Gastfreundschaft und die ersten Christen

C.  Briefschluss (12f.)

1.  Epilog (12)

2.  Postskript (13)

Kommentar zum 3. Johannesbrief

A.  Briefeingang (1–4)

1.  Präskript (1)

2.  Proömium (2–4)

B.  Briefkorpus (5–12)

1.  Eröffnung des Briefkorpus (5–8)

Exkurs 10: – Hausgemeinde – Versammlung

2.  Mitte des Briefes (9–12)

C.  Briefschluss (13–15)

1.  Epilog (13f.)

2.  Postskript (15)

Nachwort

Literatur

1.  Textausgaben, Quellen, Hilfsmittel

2.  Kommentare zu den Johannesbriefen

3.  Weitere Kommentare

4.  Forschungsberichte

5.  Monographien und Aufsätze

Register

Bibelstellen

Genesis

Exodus

Levitikus

Numeri

Deuteronomium

Josua

Richter

Rut

1 Samuel

2 Samuel

1 Könige

2 Könige

1 Chronik

2 Chronik

Esra

2 Esra

Nehemia

Tobit

Judit

1 Makkabäer

2 Makkabäer

Hiob

Psalmen

Sprichwörter

Kohelet

Weisheit

Sirach

Jesaja

Jeremia

Klagelieder

Baruch

Ezechiel

Daniel

Hosea

Joël

Amos

Micha

Habakuk

Zefanja

Sacharja

Matthäus

Markus

Lukas

Johannes

Apostelgeschichte

Römer

1 Korinther

2 Korinther

Galater

Epheser

Philipper

Kolosser

1 Thessalonicher

2 Thessalonicher

1 Timotheus

2 Timotheus

Titus

Philemon

Hebräer

Jakobus

1 Petrus

2 Petrus

1 Johannes

2 Johannes

3 Johannes

Offenbarung

Inschriften und Papyri

Griechisch-römische Schriften

Qumranschriften

Philo

Josephus

Sonstige frühjüdische Schriften

Frühchristliche Schriften

Vorwort

Die Kommentierung der drei Johannesbriefe hat mein Leben über mehrere Jahre begleitet, strukturiert und beansprucht. Mein Ziel war es, die Briefe in ihrer eigenen Welt und ihrem Lebenskontext zu verstehen. Dabei hat sich gezeigt, dass ich das vertraute Bild der ersten Christen um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert aufgeben musste, das ein frühes „Christentum“ bereits deutlich vom „Judentum“ geschieden sah und die Johannesbriefe als Zeugnisse christlicher Selbstfindung im Konflikt zwischen Orthodoxie und Häresie las. Vielmehr lassen die Johannesbriefe erkennen, dass es noch gar keine systemische Trennung der ersten Christen und Christinnen von den Juden und Jüdinnen ihrer Zeit gab und dass speziell die Anhänger und Anhängerinnen des Messias Jesus, wie sie in den drei Briefen skizzenhaft sichtbar werden, noch ganz auf dem Boden ihrer jüdischen Identität lebten. In diesem Rahmen verstanden sie ihre Zugehörigkeit zu Christus und über Christus zu dem einen Gott Israels. Wie das denkbar ist und was das für das Leben der Christus-Gruppe bedeuten kann, entfalten die Briefe. Wir erhalten einen spannenden Einblick in die Beziehungen einer bestimmten Gruppe, des johanneischen Kreises, der zugleich Teil der Geschichte des antiken Judentums und der Geschichte der ersten Christen ist.

Auf diesem Hintergrund analysiert und erklärt der vorliegende Kommentar die drei Johannesbriefe. Nicht nur die angenommene Lebenssituation, sondern auch die Sprache der Briefe ist uns heute weitgehend fremd. Doch wer sich die Mühe macht, diese Situation zu erfassen und die Motive und Sprachbilder der Briefe zu entschlüsseln, wird belohnt: Die alte Welt erwacht zum Leben und enthält tatsächlich auch für uns heute noch Anstöße zum Nachdenken.

Meine Arbeit am Schreibtisch war eingebunden in verschiedene Kontakte, für die ich sehr dankbar bin. Mit Literatur versorgte mich zunächst Lena Zacherle, dann vor allem Anna Protzek. Beim Korrekturlesen halfen mir Dr. Eva Rünker und Dr. Matthias Adrian. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank. Meinen Kolleginnen Angela Standhartinger und Angelika Strotmann danke ich für ihre kritische Erstlektüre und die hilfreichen Hinweise. Florian Specker und Dr. Sebastian Weigandt vom Kohlhammer Verlag gilt mein Dank für ihre Geduld und die hervorragende verlegerische Betreuung. Wie groß meine Dankbarkeit gegenüber Dr. Eva Rünker ist, die mir in vielen Gesprächen und verlässlicher Begleitung zur Seite stand, ermesse ich selbst erst im Rückblick.

Augsburg, 28. Mai 2024Stefan Schreiber