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Die Jungfrauengeburt steht jedes Jahr an Weihnachten feierlich im Mittelpunkt. Dennoch bleibt sie in ihrer Aussage kaum greifbar. Warum sollte Gott in Maria ein Kind erschaffen? Worin liegt der Sinn dieses Wunders? Je tiefer man in das Thema eintaucht, desto stärker gehen die Meinungen auseinander, bis sich Laien und Theologen konträr gegenüberstehen. Die Jungfrauengeburt scheint so etwas zu sein wie der Blinddarm der Glaubenssätze: Wenn er Schmerzen bereitet, kann man ihn einfach entfernen. Aber hat das auch Nebenwirkungen? Oder ist das längst überfällig? Von dieser Spannung angetrieben wurden in diesem Buch die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte zusammengetragen. Es wird nachverfolgt, wie die Hoffnung auf einen von Gott gezeugten Heilsbringer in der jüdischen Tradition gewachsen ist, sich an Jesaja 7,14 kristallisiert und in den Geburtsgeschichten im Neuen Testament manifestiert. In dieser Linie wird wieder sichtbar, was der Glaubensinhalt der Jungfrauengeburt sein kann. Anschließend wird die Bedeutung der Jungfrauengeburt in den ersten vier Jahrhunderten kritisch reflektiert, sowie der Umgang damit in Freikirchen sowie in der evangelischen und katholischen Theologie dargestellt. Letztlich ist das Thema eng mit unserer Identität als Christen verwurzelt. Insgesamt werden umfangreiche Informationen aufgearbeitet, so dass der Leser einen begründeten Standpunkt einnehmen kann. Aktuelle Informationen unter www.diejungfrauengeburt.de
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„Was mich unablässig bewegt, ist die Frage, was das Christentum oder auch wer Christus heute für uns eigentlich ist.“1
DIETRICH BONHOEFFER
„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“2
ALBERT EINSTEIN
1 Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, Dietrich Bonhoeffer Werke 8, Hg. Christian Gremmels u.A. (Gütersloh, Kaiser, 1998), 402.
2 Wörtlich hat Albert Einstein das zwar nicht gesagt, aber es hat sich aus einem Ausspruch von ihm entwickelt, den er in der New York Times vom 25.5.1946 auf die Gefahr von Nuklearwaffen bezogen sagte: „a new type of thinking is essential if mankind is to survive and move toward higher levels.” Über folgende Entwicklungsschritte kam es wohl zu der zitierten Form: „The world will not evolve past its current state of crisis by using the same thinking that created the situation.” „The significant problems we have cannot be solved at the same level of thinking with which we created them.”
Was bisher geschah
Eine emotionale Debatte in Freikirchen
Theologisches Arbeiten in Abhängigkeit zu Gott
Stärken und Schwächen in der historischen Jesusforschung
Göttlich gewirkte Schwangerschaften vor Jesus
Jes 7,14: „Siehe, eine junge Frau wird schwanger werden“
Matthäusevangelium: Die Geburtsgeschichte für Judenchristen
Die Stammlinien im Matthäus- und Lukasevangelium
Lukasevangelium: Die Geburtsgeschichte für Heidenchristen
Wie steht das Markus- und das Johannesevangelium zur Jungfrauengeburt?
Was würde Paulus sagen?
Wie das Christentum seine Form annahm
Vom Evangelium zum Glaubensbekenntnis
Diskussion im frühen Christentum
Die Ebioniter: Jüdischer Christusglaube ohne Jungfrauengeburt?
Die dogmatische Bedeutung der Jungfrauengeburt bei Theologen der Gegenwart
Wie glaubwürdig sind die Geburtsgeschichten?
Gesamtbetrachtung
Die Geburtsgeschichte als Fruchtbarkeitswunder
Ausklang: Wie ich dies in mein Weltbild einordne
Literaturverzeichnis
Bevor wir uns voll in die Thematik hineinstürzen, möchte ich ein paar persönliche Worte voranstellen. Denn wenn man sich nur auf der Sachebene begegnet, reibt man sich aneinander auf, aber auf der Herzensebene findet man zueinander und das Wesentliche wird erkennbar.
All unser Reden über Gott wird seine Herrlichkeit nur schemenhaft abbilden können. Und selbst das ist vermutlich noch übertrieben. Aber wir haben das Privileg, dass Gott sich zu uns in Beziehung stellt, sich uns offenbart. Eine dogmatische Frage wie die nach der Jungfrauengeburt spielt dabei in der Praxis eine untergeordnete Rolle. Unser Standpunkt in dieser Frage wird sich nicht direkt auf unsere Seligkeit auswirken.
Wozu sollte man dann noch dieses Buch lesen? Theologische Konflikte können so brisant werden, dass es ratsam ist, hier zuerst einmal Druck rauszunehmen. Solange Druck auf dem System ist, kann man nicht daran arbeiten und sich die einzelnen Teile anschauen. Je entspannter man sich auf die Sache einlassen kann, desto besser ist am Ende das Ergebnis. Das ganze Thema ist überraschend tief in der Identität des Christentums verwurzelt.
So ist mir zu Beginn wichtig zu betonen, dass unsere Identität als Christen aus dem Gegenüber und aus der Beziehung zu Gott gebildet wird, aus seinem liebevollen Blick erwächst. Er ist es, der uns aufrichtet und in Würde kleidet und in seine Gemeinschaft stellt, indem er seinen Geist in uns legt. Wenn die Frage nach der Jungfrauengeburt also nicht beeinflusst, wie Gott auf uns zugeht, so wirkt sich unsere Antwort aber darauf aus, wie wir auf Gott zugehen. Denn alle unsere religiösen Standpunkte beeinflussen unser Gottesbild, also wie wir Gott in Beziehung zu uns erkennen.
Wir lernen Gott als lebendigen Gott kennen, also mit vielen Eigenschaften, die jeder von uns unterschiedlich gewichtet. Dadurch entsteht eine Vielfalt in der Nachfolge, in der wir voneinander lernen können. Diese Vielfalt ist wichtig für das Christentum, denn dadurch kann der Glaube eigenverantwortlich und authentisch gelebt werden. Es ist auch ein Ziel dieses Buches, die unterschiedlichen Standpunkte in dieser Frage nach der Jungfrauengeburt wertschätzend darzustellen und einen Beitrag zu leisten, dass einer abweichenden Meinung im Gespräch begegnet werden kann. Gleichzeitig wird aber die Meinung von mir als Autor möglichst klar dargestellt. Es ist mein Wunsch, dass dieses Buch nicht nur für Christen einen Beitrag leistet, sondern auch eine Erleichterung im Nachdenken über Gott für alle ist, die nicht wie ich in das Christentum hineingeboren sind, sondern sich aus einem anderen religiösen Hintergrund kommend mit Jesus Christus beschäftigen. Vorab, lieber Leser, Gottes Segen auf dieser Reise.
Meine Reise wurde jedenfalls viel intensiver, als ich erwartet hätte. Wie es sich für ein fundamentaltheologisches Thema gehört, hat es mich im Hintergrund zu diesen Zeilen in die Auseinandersetzung mit Grundlagen meines Glaubens geführt.3 Vieles davon ist in diese Arbeit eingeflossen, ich durfte daran wachsen und meine Sichtweise ist breiter geworden. Eine solche Fülle an verwobenen Themen hätte ich nicht erwartet. Im Austausch über das Thema im engsten Kreis nehme ich wahr, dass dieses Thema Glaubenssätze betrifft, über die man eine feste Meinung hat, ohne dass sie logisch gewachsen wäre. Es war zu beobachten, dass einige Gesprächspartner in eine Verteidigung der konservativen Position wechselten, ohne dass die Jungfrauengeburt einen dogmatischen Wert für sie gehabt hätte. Vielleicht wird es dem Leser ähnlich gehen. Die konservative Position ist repräsentativ von Gerhard Maier dargestellt, sie wird im zweiten Kapitel dargestellt. Es ist auch nicht kompliziert, da Vers für Vers dem offensichtlichen Schriftsinn der Geburtsgeschichte gefolgt wird.4
Ganz am Anfang meiner Auseinandersetzung mit dem Thema stand unter anderem ein Buch vom evangelischen Theologen Lüdemann, der sehr polemisch und entschieden die Jungfrauengeburt abtut. Daraufhin war mein Ziel ursprünglich, zu prüfen, ob die historisch-kritische Forschung in ihrer Kritik an der Jungfrauengeburt zu einer Sichtweise kommt, die für den christlichen Glauben ein brüchiges Fundament wäre5 oder ob sich ein tragfähiges Bild ergibt in dem Ansatzpunkte liegen, die mir neue Sichtweisen auf die Christologie bzw. Jesus und seine Beziehung zum Vater ermöglichen. Da ich mir Gottes Heilshandeln wie in einem Fraktal vorstelle, in dem aus dem umliegenden Muster auf die einzelne Stelle geschlossen werden kann, ist mir das entstehende Gesamtbild sehr wichtig. Und es eröffneten sich mir wirklich neue Sichtweisen. Gerne wäre ich noch tiefer in das Thema eingestiegen wie sich Christologie in Ablehnung der Jungfrauengeburt entwickelt, beispielsweise bei den judenchristlichen und später als häretisch geltenden Ebionitern, aber dazu ist leider zu wenig an Quellen überliefert.
Am Schluss darf das Thema insgesamt offenbleiben. Aber es werden genügend Anhaltspunkte zusammengetragen, um einen begründeten Standpunkt zu vertreten. Ich kann für mich sagen, dass ich mich in dem Thema aufgrund der vielen Puzzleteile letztlich klar positionieren konnte. Es ist ein schmaler Pfad zwischen konservativ und über-bibelkritisch und ich hoffe, dass der Leser hier für sich gangbare Wege entdecken kann. Mein Standpunkt hat sich dabei in der Auseinandersetzung mit diesem Thema kontinuierlich gewandelt und ist über mehrere Jahre gereift. Das ist ja auch ein natürlicher Prozess; wenn man sich mit einem Thema beschäftigt, wird der Blick an dieser Stelle schärfer und differenzierter.
Nachdem ich all dies zusammengetragen habe, glaube ich noch immer, dass Jesus „von einer Jungfrau“ geboren wurde. Aber ich sehe es etwas klarer worin das Wunder bei dieser Geburt liegt. Mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten – ein Wandel der Sichtweise hat aber auf jeden Fall stattgefunden. Ebenso ist die Geburtsgeschichte für mich noch immer die Ankündigung des Heilands und seiner vorbildlichen Verbindung zu Gott, seiner Sohnschaft. Ebenso meine ich, bei diesem Thema einen Weg gefunden zu haben, der auch an der Glaubwürdigkeit der Bibel festhält, was meines Erachtens einen neuen Weg darstellt. Ob die Qualität dieses Weges überzeugt und er von Anderen vollendet wird, müssen die nächsten Jahrzehnte zeigen. Aber jetzt schon wird mir Jesus in dieser Hinterfragung der Bedeutung der Jungfrauengeburt nahbarer und die Vaterschaft Gottes gewinnt an Substanz. Ich hoffe, dass der Leser unterstützt wird, sich sein eigenes Bild zu machen, der Blick weiter wird und fruchtbare Prozesse in der Beziehung zu Gott angestoßen werden.
Das ist die Ausgangsfrage zu diesem Buch. Wozu diese wundersame Geburt? Dass Maria ihr Kind jungfräulich empfangen hat, ist tief im christlichen Denken verwurzelt. Im Glaubensbekenntnis wird der Vater als allmächtiger Schöpfer beschrieben, Jesus Christus als eingeborener Sohn, der durch den Heiligen Geist empfangen wurde und von der Jungfrau geboren wurde. Man könnte meinen, diese wundersame Geburt wäre die wichtigste Eigenschaft von Jesus, da er damit praktisch vorgestellt wird: „Dies ist Jesus Christus, geboren von der Jungfrau Maria.“ Aber das Glaubensbekenntnis orientiert sich einfach nur am Leben Jesu und stellt daher die Geburt an den Anfang. Anschließend geht es im Lebenslauf weiter und um die Auferstehung Jesu, seine Einsetzung zur Rechten Gottes als Richter und gipfelt im ewigen Leben und der Herrlichkeit Gottes, woran die Gläubigen dann teilhaben. Dies ist die zentralste Aussage des Christentums. Aber gedanklich stolpern könnte man schon am Anfang vom Glaubensbekenntnis. Was bedeutet die Empfängnis durch den Heiligen Geist in der Jungfrau Maria?
Dieser Glaubensinhalt ist schwer nachvollziehbar, sehr viel schwerer als die Auferstehung von den Toten, da der Sinn dieser jungfräulichen Empfängnis heute verborgen liegt. In der Auferstehung wurde der Tod besiegt, aber was bedeutet es für uns, dass Jesus jungfräulich empfangen wurde? Wozu ist das wichtig? Wir Christen scheinen uns daran gewöhnt zu haben, aber für z.B. jüdisch geprägte Menschen stellt dies eine entscheidende Hürde dar.6 Für diese gottesfürchtigen Menschen, die nicht mit der Vorstellung der Jungfrauengeburt aufgewachsen sind, ist die Jungfrauengeburt völlig irrational und grenzt an Blasphemie, da es eine sexuelle Handlung Gottes nahelegt.7 Wie kann das sein? Die jüdische Sichtweise stört sich nicht am Wundercharakter, sondern versucht erfolglos die innere Logik des Wunders nachzuvollziehen. Wozu sollte Gott so gehandelt haben? Was wollte er damit bezwecken? Das Unverständnis aus jüdischer Sicht könnte ein Hinweis auf theologische Fehler sein - oder es ist die Unfähigkeit von christlicher Seite, die Bedeutung der Jungfrauengeburt herauszustellen. Umso mehr gilt es dann, das Thema anzugehen.
Eine weitere Spannung hat sich zwischen Laien und Theologen aufgebaut. Während an der Basis die Jungfrauengeburt wörtlich geglaubt wird, stehen evangelische Theologen – und teilweise auch katholische Theologen - dem historischen Wahrheitsgehalt sehr kritisch gegenüber. Das bedeutet die Zeugung von Jesus aus dem Heiligen Geist wurde zwar überliefert, aber es hat in echt nicht so stattgefunden. Da fühlt man sich als Laie natürlich etwas an der Nase herumgeführt – das ist erstmal nicht nachvollziehbar. Die theologischen Positionen sind aufgrund von neueren Beiträgen über die damalige Kultur und Auswertungen aus den Qumran Schriftrollen noch immer in Bewegung. In diese Spannung hinein sollen die Informationen in diesem Buch wirken. Die Bedeutung der Jungfrauengeburt soll herausgestellt werden, gerade weil dieser Glaubensinhalt unverzichtbar zu sein scheint aber doch so wenig nachvollziehbar ist. Es gilt klarzustellen, was für eine Rolle das Wunder der Jungfrauengeburt für den Glauben hat, um das Wunder aus seiner Notwendigkeit heraus begreifbar zu machen.8 Nur wenn klar wird, wozu das Wunder der jungfräulichen Geburt wichtig ist, kann in der Auslegung verantwortungsvoll damit umgegangen werden.
Durch die tiefe Verwurzelung der Jungfrauengeburt im christlichen Bewusstsein wird hier ein sensibles und mit vielen anderen Glaubensinhalten verbundenes Thema aufgegriffen. Karl Barth mahnte zu diesem Thema an:
„Falls jemand an der Jungfrauengeburt zweifelt und im Dienst der Kirche steht, so ist darüber zu schweigen und die Ansicht als Privatweg zu behandeln.“9
Es ist Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem Thema geboten, und niemand soll hier den Glauben verlieren. Das Thema auszublenden, wie Barth es anmahnt, ist aber keine tragfähige Alternative, sondern gerade dann sollte man genau hinschauen und sich damit auseinandersetzen, denn dann liegt ein Lernprozess darin verborgen. Das Anliegen dieses Buches ist es, berechtigte Zweifel aufzugreifen und durch Hintergrundwissen Lösungen anzubieten. Als Karl Barth dieses Tuch des Schweigens über dem Thema ausbreitete, gab es für ihn nur zwei Alternativen: entweder man glaubt an das Wort Gottes wie es geschrieben steht, oder man folgt der damals sehr radikalen Bibelkritik und verwirft die Offenbarung der Schrift. Das ist in seiner Zeit nachvollziehbar, denn die historisch-kritische Herangehensweise an Bibeltexte kann tief verunsichernd wirken, und das Thema der Jungfrauengeburt an sich ist zu allem Unglück auch wenig auferbauend, da die Glaubensaussage so verborgen ist. Aber die Bibelwissenschaft hat sich weiterentwickelt und es gibt nicht mehr wie in der Zeit von Karl Barth nur schwarz und weiß, alles oder nichts, naiver Glaube oder entmythologisierende Wissenschaftlichkeit. Das Schweigegebot von Karl Barth führt auch zu einer leidigen Diskrepanz zwischen dem geheimen Glauben der Pfarrer und studierten Theologen gegenüber den gläubigen Laien an der Kirchenbasis. Gerade an Weihnachten scheint dieser Niveauunterschied zwischen gebildetem Pfarrer und traditionellen Gottesdienstbesuchern greifbar. Auf der einen Seite der aufgeklärte Gelehrte und auf der anderen Seite steht die Erwartung der traditionellen Weihnachtsgeschichte im Raum. Wenn das Pfarrer dann selbst etwas ganz anderes glaubt, als er redet, ist es nicht gerade sehr vertrauensbildend. Wo diese Spannung heute besteht, ist sie auch ein Resultat einer überzogenen Bibelkritik der bultmannschen Schule im 20. Jahrhundert. Viele dieser Positionen sind in der aktuellen Theologie gemäßigter, auch wenn der grundsätzliche Konflikt noch nicht geschlichtet ist. Dass man nach einem Studium diese Sache vielschichtiger betrachten kann, ist grundsätzlich ja ein gewünschter Prozess. Aber die Theologie muss Raum zum Glauben eröffnen und daher muss auch eine Kritik an einem Wunder so nachvollziehbar und erhellend vermittelt werden, dass es von der Basis mitgetragen werden kann.
Der Gewinn dieser Betrachtung soll eine Erweiterung der Sichtweite sein, die im innerchristlichen Dialog hilfreich sein kann und auch die persönliche Gotteserkenntnis vertiefen kann. Das große Ziel hinter diesem Thema ist, bewusster im Umgang mit Dogmen zu sein, dass man je nach Notwendigkeit flexibler ist oder fundamental darauf beharren kann. Es lohnt sich nicht, über Dogmen zu streiten, aber es lohnt sich, herauszufinden was für einen Glaubensinhalt sie transportieren und sich bewusst zu werden, wozu sie eigentlich da sind und an was man eigentlich glaubt. Durch die bewusste Reflexion soll auch der möglichen Angst begegnet werden, dass durch die Ergebnisse der historisch-kritischen Methode in dieser Frage der ganze Glaube nichtig würde.
Angesprochen auf die Aussage „Wurde Jesus von der Jungfrau Maria geboren?“ stimmen lediglich 23% der deutschen Bevölkerung zu, 21% waren unsicher und 44% glauben dem nicht.10 Dafür, dass Weihnachten so groß gefeiert wird, jedes Jahr im Weihnachtsgottesdienst die Geburtsgeschichte gelesen wird und in Krippenspielen dargestellt wird, sind es überraschend viele Menschen die an der Jungfrauengeburt so ihre Zweifel haben. Man kann es ja auch verstehen, denn die Jungfrauengeburt steht innerhalb der Bibel so isoliert da und wird eigentlich nur in der Ankündigung des Engels und der Reaktion Marias ausgedrückt. Da war sonst niemand mehr dabei, der das bestätigen könnte. Außerhalb der Geburtsgeschichte wird das nicht mehr aufgegriffen, also Jesus macht keine klare Aussage mehr dazu und auch Paulus erwähnt die Jungfrauengeburt nicht. Und da das Geburtsgeschehen inhaltlich nicht weiter verknüpft ist, scheint es auch nicht zu stören, wenn man dem nicht so ganz Glauben schenkt. Die Lehre der Jungfrauengeburt scheint so etwas zu sein wie der Blinddarm der Glaubenssätze: Wenn es wehtut scheint man diese Lehre ganz isoliert entfernen zu können, ohne dass es größere Probleme mit sich bringt. Aber kann man dann mit ganzem Herzen Weihnachten feiern? Ist das nicht auch einen Unterhöhlung des christlichen Glaubens, wenn das Glaubensbekenntnis nicht mehr inhaltlich mitgetragen wird? Ist das Christentum hier etwa massiv in Schieflage? Es wäre interessant zu wissen, was man denn so glaubt, wenn man der jungfräulichen Zeugung Jesu nicht glaubt. Was ergeben sich hier für alternative Denkmuster? Vermutlich wird da gar nicht so viel darüber nachgedacht, aber um diesen vermeintlichen Hohlraum etwas zu unterbauen, werden in diesem Buch die Hintergründe zusammengetragen.
Nur 23% der Bevölkerung können die Jungfrauengeburt bejahen, aber wie sieht das in den Kirchen aus? In den Gotteshäusern in Deutschland können der Aussage „Ich glaube an die Jungfrauengeburt“ bei den freikirchlichen Protestanten 54% zustimmen, bei den Katholiken 34% und bei den landeskirchlichen Protestanten 27%. Dafür, dass dies so deutlich im Glaubensbekenntnis ausgedrückt ist, ist es überraschend wenig. In den bibeltreuen Freikirchen ergibt sich eine geteilte Meinung und bei den Katholiken ist es gemessen an der Bedeutung Marias und der klaren Lehrmeinung der Kirche erschreckend wenig.
Wenn man sich heute auf YouTube zum Thema Jungfrauengeburt informiert, dann werden dort diese drei Gruppierungen ungefähr wie folgend abgebildet: von Freikirchen findet man Predigten, welche die Jungfrauengeburt logisch verteidigen11 oder die am Wunder der Jungfrauengeburt im Vertrauen auf Gott festhalten.12 Die Argumentationslinie ist, dass der Bibel und dem Evangelisten vertraut wird, wenn Maria als Jungfrau dargestellt wird. Dass Gott etwas Neues in Maria erschafft, soll keine biologische Aussage über die Zeugung sein, sondern Glauben wecken, indem es etwas über Christus aussagt. Denn darin ist er Gott, der in die Welt kommt. Dieser bringt Heilung, ohne dass der Mensch etwas dazutut. Der Pfarrer und YouTuber Thomas Gerlach mit dem Kanal „Evangelischer Glaubenskurs“ betont, dass in diesem Herabsteigen Gottes die Verbundenheit Gottes mit den Menschen offenbar wurde und die Erlösung von Gott her – und nicht von den Menschen – gewirkt wurde.13 Der Pfarrer Marcus Kleinert hat die spannungsvolle evangelische Position aufgezeigt, in der die Jungfrauengeburt eher ein Bild für Jesu Besonderheit durch die Zeugung aus dem Heiligen Geist ist, das aber nicht biologisch gemeint ist – Jesus also natürlich gezeugt wurde - sondern vielmehr eine Heilsbotschaft darstellt.14 Als evangelischer Pfarrer im Schuldienst gibt Gerhard Müller eine klassische evangelische Position wieder und schildert die Jungfrauengeburt als eine von vier möglichen Erklärungen für die Sohnschaft Gottes, je nachdem welchem Evangelium man folgt.15 Von katholischer Seite ist man in dieser Frage angenehm eindeutiger, wenn auch nicht wesentlich erhellender. Der katholische Theologe Wilhelm Imkamp ist auf YouTube in einem Interview von „KIRCHE IN NOT Deutschland“ zu dieser Frage präsent. Für ihn ist dieses Dogma leicht zu glauben, denn es hat eine innere Logik und Schönheit. Denn einem Heilbringer gebührt es, ohne Verletzung der Mutter geboren zu werden. Und da Jesus nach der Auferstehung durch Türen gehen konnte, so ist es denkbar, dass er auch ohne Maria zu verletzen geboren werden konnte.
Dieser Ausflug auf YouTube soll in Kurzform verdeutlichen, wie breit die Meinungen in dieser Frage gestreut sind. Man könnte zusammenfassen: je stärker die Meinung ist, desto schwächer sind die sachlichen Argumente. Einen Dialog macht das ausgesprochen schwer. Die Herausforderung einer guten Kommunikation zeigte sich auch in den Kommentaren unter den Videos. Aber gleichzeitig ist dies auch eine Motivation für dieses Buch möglichst viel Klarheit in diese Frage zu bringen und dadurch auch Verständnis für die Position des Gegenübers zu wecken.
Aus diesem aktuellen Ausblick ergibt sich auch die Zielgruppe des Buches. Ich hoffe, dass es ansprechend ist für:
Menschen in katholischem Umfeld, in deren Tradition Maria eine hohe Stellung einnimmt und die den Inhalt des Dogmas mit Informationen unterlegen möchten.
Menschen in protestantischem Umfeld, die sich mit der Spannung von Symbolebene und historischer Begebenheit nicht so ganz zufriedenen geben.
Menschen in freikirchlichem Umfeld, die sich auch mit der historischkritischen Anfrage an die Jungfrauengeburt auseinandersetzen und für den biblischen Auslegungsspielraum offen sind.
Menschen, die sich aus einem anderen religiösen Kontext für das Christentum interessieren und die Heilsaussage der Jungfrauengeburt entdecken wollen.
In den letzten hundert Jahren wurde die Jungfrauengeburt durch die historisch-kritische Jesusforschung hinterfragt. Es war eine lange Diskussion, die teilweise auch laut geführt wurde. Diese kritische Hinterfragung der Jungfrauengeburt soll in diesem Buch grundsätzlich dargelegt werden. Es soll geprüft werden, ob daraus ein verantwortbarer Glaube entsteht, also ob es dogmatisch vertretbar ist. Karl Barth wies darauf hin, dass es bei der Auseinandersetzung um die Lehre der Jungfrauengeburt nicht um ein exegetisches, sondern um ein weltanschauliches Problem gehe.16 Da die Jungfrauengeburt sehr stark vom Wundercharakter geprägt ist, ist leider die Tendenz zu beobachten, dass in dieser Frage eher die im Vorfeld getroffenen Sichtweisen der Ausleger bestätigt werden - gibt es Wunder oder nicht -, als dass man aus dem Textzeugnis zu einer objektiven und zwingenden Einschätzung kommen könnte.17 Der Ansatzpunkt in diesem Buch ist daher nicht hauptsächlich eine Gegenüberstellung von bibeltreuer und bibelkritischer Schriftauslegung, nicht ein Abwägen von einzelnen Argumenten sondern vielmehr die Beurteilung des entstehenden Gesamtbildes. Am Ende von dieser Betrachtung wird hoffentlich deutlich, um was für Werte es bei dem Glaubensinhalt der Jungfrauengeburt geht. Wenn das sortiert ist, besteht auch die Möglichkeit, ein Verständnis der Geburtsgeschichte zu entwickeln, das sowohl dem Glaubensinhalt als auch der biblischen Überlieferung gerecht wird.
Zum Glück müssen wir bei diesem Thema nicht ganz bei null anfangen, denn die Debatte über die Jungfrauengeburt wurde nicht nur in den ersten vier Jahrhunderten geführt, sondern auch in den letzten zweihundert Jahren mit dem Aufkommen der modernen Bibelwissenschaft. An diese Auseinandersetzung wird angeknüpft, um darauf aufzubauen. Die großen Linien der Vergangenheit werden hier gleich nach dem Überblick aufgezeigt.
Letztlich ist dieses Thema sehr emotional, da es tief im Denken und im Christentum verwurzelt ist und mit unserer Identität als Christen zusammenhängt. Diese Ängste müssen erst einmal realisiert und formuliert werden, damit man an dem Thema arbeiten kann. Wenn man zu diesem Buch greift, ist man diesbezüglich ja schon fast über den Berg. Zur Vertiefung wird im zweiten Kapitel exemplarisch eine Debatte in Freikirchen wiedergegeben, die sich in den letzten Jahren zugetragen hat. Dort wurde die Jungfrauengeburt hinterfragt, was ein gewaltiges Echo ausgelöst hat.
Da die grundlegenden Annahmen maßgeblich den Ausgang bestimmen, ist es notwendig und fair diese offenzulegen, gerade auch in Bezug auf den Umgang mit der Bibel und den Umgang mit Wundern. Denn daran entscheidet sich ziemlich stark, zu was für einem Ergebnis man kommt. So ein Grundlagenthema hängt ja auch davon ab, was für Ansichten der Autor hat. Dieses dritte Kapitel könnte eigentlich noch viel länger ausfallen, aber da es nur indirekt mit der Jungfrauengeburt zusammenhängt wurde es möglichst kurzgefasst.
In der Moderne wurden durch die historische Jesusforschung viele neue Erkenntnisse gewonnen. Viele dieser Erkenntnisse waren in den 70er Jahren sehr bibelkritisch und herausfordernd für die Gläubigen an der Basis. Gleichzeitig sind diese Forschungsergebnisse aber wichtig und hilfreich für die Bibelauslegung. Daher wird die historische Jesusforschung im vierten Kapitel mit ihren Stärken und Schwächen grundsätzlich analysiert. Ganz hilfreich ist dabei, einen Seitenblick auf die kritische Hinterfragung der Auferstehung zu werfen, da sich daraus Parallelen ziehen lassen. Denn ähnlich wie die Jungfrauengeburt wurde auch die Auferstehung Jesu hinterfragt und verteidigt.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Betrachtung des kulturellen Hintergrundes. Die Überlieferung der Evangelisten kann erst verstanden werden, wenn der jüdische Kontext über Schwangerschaft und Empfängnis berücksichtigt wird. Außerdem werden die Vorstellungen in der Antike darüber dargestellt, wie ein Kind im Mutterleib entsteht und wie ein göttliches Kind entsteht. Es gilt zu berücksichtigen, dass unsere christliche Religion nicht nur vom biblischen Zeugnis geformt wurde, sondern auch von der hellenistischen Kultur beeinflusst wurde.18 Daher soll auch das frühe Verhältnis der jüdischen zur hellenistischen Kultur beleuchtet werden, um wieder klarer die Bedeutung der geschilderten Ereignisse im Kontext ihrer Entstehungszeit zu verstehen. Neben der antiken Embryologie, also wie man sich Empfängnis und Schwangerschaft erklärte, liegt in der Betrachtung der Jungfräulichkeit an sich ein weiterer Schlüssel zum Verständnis. Da Matthäus die Jungfräulichkeit Marias stark betont stellt sich die Frage, was für Informationen damit im ursprünglichen Kontext der Entstehungszeit vermittelt wurden. Hierin liegen m.E., Bausteine, die bei der Auslegung der Geburtsgeschichte stärker beachtet werden könnten.
Auf dem kulturellen Verständnis aufbauend wird die biblische Überlieferung analysiert. Dem aufmerksamen Bibelleser wird nicht verborgen geblieben sein, dass die Jungfrauengeburt nur im Matthäus- und Lukasevangelium bezeugt ist. Aber davor muss noch Jesaja 7,14 analysiert werden und auf welchen Aspekt hin dieses Zitat im Matthäusevangelium verwendet wurde. Jes 7,14 war ursprünglich eine Unheilsprophetie, die sich aber in eine Messiaserwartung gewandelt hat. Im Mittelpunkt von Jes 7,14 steht die Frage, warum in der griechischen Übersetzung die junge Frau mit dem Begriff Jungfrau wiedergegeben wurde. Dieser Entwicklungssprung führt uns zu einer frühjüdischen Traditionslinie, in deren Mittelpunkt die Erzeugung von Isaak steht, sowie das Jubiläenbuch und die Septuaginta. In dieser Traditionsline wurde schon vor Christus eine Erzeugung direkt aus Gott gedacht. Nachdem Jesaja 7,14 gründlich untersucht wurde, geht es zurück zu den neutestamentlichen Geburtsgeschichten. Dabei stellt sich die Frage, ob man sie auch so lesen kann, dass eine natürliche Geburt darin verstanden wird. Danach geht es natürlich noch durch den Rest vom Neuen Testament und wie sich die Autoren zu einer Jungfrauengeburt positionieren würden.
Anschließend wird untersucht, wozu die Jungfrauengeburt eigentlich theologisch wichtig war. Mit welchen Werten wird sie verknüpft? Was für Glaubensinhalte werden mit ihr verbunden? Dazu werden die Entwicklungen in den ersten vierhundert Jahren skizziert, an deren Ende die Jungfräulichkeit Marias und die Zeugung durch den Heiligen Geist ins Glaubensbekenntnis aufgenommen wurden. Bis dahin war die Frage nach der Jungfrauengeburt erstaunlich offen. Aus dieser Untersuchung werden anschließend Rückschlüsse auf die dogmatische Bedeutung der Jungfrauengeburt bzw. ihrer Negation gezogen.
Um die dogmatische Bedeutung der Jungfrauengeburt zu verstehen, also auf was für einen Glaubensinhalt es hinweist, kommen abschließend katholische und evangelische Theologen zu Wort. Sie werden danach befragt, wie sie die Relevanz dieser Lehre für den Glauben einschätzen und womit sie dies begründen.
Zum Schluss wird nach der Gesamtbetrachtung versucht, das alles noch einmal übersichtlich darzustellen. Da es nicht darum geht, darzustellen wie es nicht sein kann, sondern Lösungen aufzuzeigen, wird zu guter Letzt noch eine Auslegung als Variante dargestellt, die an der biblischen Überlieferung festhält, sie aber als Fruchtbarkeitswunder und Berufungsgeschichte liest. Und als Abschluss gibt es noch einen persönlichen Ausklang, wie ich diese Ergebnisse in mein Weltbild einordne.
Dadurch gliedert sich dieses Buch in die drei Teile: kultureller Hintergrund, biblische Auslegung und dogmatische Bedeutung. Dabei wird die Auslegungstradition der katholischen, evangelischen und freikirchlichen Sichtweise aufgegriffen.
Zuerst einmal müssen wir klarstellen, von was hier eigentlich geredet wird. Die Jungfrauengeburt (griechisch Parthenogenese) bezeichnet das Wunder der Geburt Jesu. Dieser Glaubensinhalt besagt, dass Jesus ohne die Jungfräulichkeit Marias zu verletzen, also ohne körperliche Sexualität, aus dem Heiligen Geist in Maria gezeugt wurde. Mit der Jungfrauengeburt ist also eigentlich eine jungfräuliche Zeugung durch den Heiligen Geist gemeint. Der Terminus jungfräuliche Empfängnis wird möglichst vermieden, auch wenn er eigentlich treffender wäre, um Verwechslungen mit der unbefleckten Empfängnis Marias zu vermeiden, nach der in der katholischen Tradition die Mutter Marias schwanger wurde.
Es geht nicht nur um die Vermeidung von sexuellen Wunderhandlungen Gottes, sondern auch von biologischen Anforderungen, die Gott erfüllt hätte. Bei der Entstehung Jesu wird der zeugende Anteil von Josef nicht durch den Heiligen Geist ersetzt, sondern die Inkarnation Jesu ist ein mit der creatio ex nihilio (lat. Schöpfung aus dem Nichts) vergleichbarer Schöpfungsakt im Sinn einer ex Maria virgine, einer Schaffung aus Maria.19 Die Entstehung Jesu in jungfräulicher Zeugung ist daher ohne materiellen Vater und ohne Sexualität als Neuschöpfung aus Gott zu denken.
In diesem Buch wird der Begriff Jungfrauengeburt oder Lehre der Jungfrauengeburt so verwendet, dass bei der Erzeugung Jesu die Jungfräulichkeit Marias erhalten blieb, weil Jesus aus dem heiligen Geist in Maria geschaffen wurde. In meiner sprachlichen Ausdrucksweise wird Gott damit zum biologischen Vater von Jesus. Auf die Jungfräulichkeit während und nach der Geburt wird nur am Rande eingegangen.
Wie in der Einleitung versprochen werfen wir zuerst einmal einen kurzen Blick auf die großen Linien in dieser Diskussion. Die Jungfrauengeburt wurde in den letzten hundert Jahren immer wieder heiß diskutiert. Mit dem Aufkommen der modernen Bibelwissenschaft im 19./20.Jhdt. brach in der Schweiz eine Grundsatzdiskussion über das apostolische Glaubensbekenntnis aus, denn viele Pfarrer lehnten die Jungfrauengeburt im Bekenntnis ab und wurden in einzelnen Extremfällen daraufhin vom Pfarrdienst entlassen.20 In der evangelischen Kirche der Schweiz wurde nach fast 70 Jahren Diskussion die Bindung vom Apostolikum aufgehoben und teilweise durch das Thurgauer Bekenntnis21 ersetzt. In der momentanen Bekenntnisfreiheit ist man in der Schweiz im Bildungsprozess eines passenden Bekenntnisses.
In Deutschland entbrannte der öffentliche Apostolikumsstreit an der Jungfrauengeburt und an der Höllenfahrt Christi, die beide als legendarisch (theologendeutsch für „erfunden“) angesehen und 1871 von Karl Leopold Adolf Sydow und Emil Gustav Lisco öffentlich in Frage gestellt wurden. Im Jahr 1891 empörten sich Theologiestudenten über die Entlassung von Pfarrer Christoph Schrempf, da dieser das Apostolikum nicht mehr vertreten konnte. Um den Streit zu schlichten, publizierte der schon damals angesehene Theologe Adolf von Harnack Kritikpunkte am Apostolikum, insbesondere an der Jungfrauengeburt und forderte eine alternative Formulierung des Bekenntnisses.22 Dies führte zu einem großen Protest in der kirchlichen Öffentlichkeit, der Schaffung eines kirchlichen "Irrlehregesetzes" (1910) Damit wurde ein Gremium geschaffen, das auf Grundlage „des in der heiligen Schrift verfaßten und in den Bekenntnissen bezeugten Wortes Gottes“23 den angeklagten Geistlichen ihr Amt entziehen konnte. Die lutherische Kirche erklärte die Jungfrauengeburt daraufhin zum Fundament des christlichen Glaubens. Durch diese scharfen Maßnahmen wurde weiter zwischen liberaler und konservativer Theologie polarisiert.
Bis heute kam es nicht zu einer Reform des Bekenntnisses, sondern lediglich zu einer Lockerung der Verbindlichkeit des Glaubensinhaltes. Dadurch wird es teilweise noch immer so empfunden, dass Glaubensinhalte und Bekenntnis weit auseinander liegen.24
In der katholischen Kirche wurde noch 1987 die Lehrbefugnis von Uta Ranke-Heinemann entzogen, da sie öffentlich geäußert hatte, nicht an die Jungfrauengeburt zu glauben. In der evangelischen Kirche konnte Margot Käßmann 2013 als ehemalige Ratsvorsitzende öffentlich Zweifel an der Jungfrauengeburt äußern25 – auch wenn dies noch immer einige Empörung hervorrief.26 Die Anschauung scheint also im Wandel zu sein.
Es wurden in der historischen Diskussion inhaltlich folgende Argumentationsebenen angeführt, die die traditionelle Sichtweise herausforderten:27 Die Jungfrauengeburt
… wird aufgrund eines naturwissenschaftlichen Weltbildes als historische Tatsache negiert, da Gott keine klassischen Wunder wirkt.
… war ein Stilmittel zur Bedeutsamkeit Jesu als Gottes Sohn aus dem religiösen Umfeld des Christentums.
… wird in der biblischen Überlieferung nicht glaubwürdig bezeugt.
… war kein Gegenstand frühchristlicher Verkündigung.
… wurde aufgrund von sexualfeindlichen asketischen Idealen in die Erbsündenlehre und damit in die Theologie aufgenommen.
… begründet nicht Jesu Gottessohnschaft oder sein Menschsein und ist seit Schleiermacher davon abgelöst zu betrachten.28
Diese Themen werden an passender Stelle aufgegriffen.
3 wie z. B. der Glaubwürdigkeit der Bibel, dem Verhältnis von Judentum und Christentum, dem Umgang mit abweichenden Lehrmeinungen in der Geschichte, dem Selbstverständnis Jesu und wie er sich in einer Beziehung mit Gott sah, dem Verhältnis der Menschlichkeit und Göttlichkeit Jesu, der Frage nach der Göttlichkeit Jesu und der Erhöhungstheologie, die häretische Gruppierung der Ebioniter, welche die Jungfrauengeburt ablehnten und einiges mehr.
4 Gerhard Maier, Rainer Riesner, Heinz-Werner Neudorfer, Eckard Schnabel. Das Evangelium des Matthäus, Kapitel 1-14. (Witten: SCM Verlag, 2015), 69-90.
5 Wie dies tendenziell bei der Kritik an der Auferstehung oder der Entmythologisierung in der bultmannschen Schule geschehen ist.
6„Was sollen wir zum Beispiel von der Vorstellung halten, Gott habe eine Mutter gehabt, auf die er hörte? Wie sollen wir die in der Menschheitsgeschichte einzigartige Behauptung verstehen, dass Jesus fleischgewordener Gott ist, `unser Abbild, uns ähnlich´ nach dem Schöpfungsbericht der Genesis? Kein anderes menschliches Wesen ist in dieser Weise Gottes Ebenbild gewesen, inkarnierter Gott. Diese und andere Glaubensgrundlagen des Christentums sind für alle, die nicht dem christlichen Glauben anhängen, unfassbar. [...] etwas Einzigartiges, das per Definition nur intuitiv begriffen werden kann.“ Jacob Neusner, Karin Miedler, und Enrico Heinemann, Ein Rabbi spricht mit Jesus: Ein jüdischchristlicher Dialog (Freiburg im Breisgau: Herder, 2011), 24.
7"All books of the World could not by any means force this into the mind of a rationalist, especially one who as grown up believing in the Torah, which is far removed from these beliefs...for his [the Jew´s] whole belief agrees with reason." Hayyim ben Judah ibn Musa, Magen Va-Romah (Schild und Schwert), zitiert nach Daniel J. Lasker, Jewish Philosophical Polemics Against Christianity in the Middle Ages, 1. Aufl. (Oxford: Littman Library of Jewish Civilization, 2007), 27.
8 Auch das ist eine Anfrage aus der jüdischen Sichtweise: „We cannot deny the possibility that God, may He blessed, could create a creation in a virgin, even one whom no man has known, for He created everything out of nothing. Rather, we deny that there was a need for incarnation“ Jewish philosophical polemics against Christianity, 150.
9 Karl Barth a.a.O., 198.
10 Nach einer von idea in Auftrag gegebenen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA-Consulere ergeben, 2016.
11 Micha Pfrommer, https://www.youtube.com/watch?v=PKwOGOZZrc0
12 Werner Gitt, https://www.youtube.com/watch?v=V7g1ddWXX3A
13 Thomas Gerlach, https://www.youtube.com/watch?v=4oAwtUnyvWA
14 Marcus Kleinert, https://www.youtube.com/watch?v=q9bvfOHydVM
15 Gerhard Müller, https://www.youtube.com/watch?v=URjT3w8b5Fw
16 Karl Barth, Die Kirchliche Dogmatik Bd. I,2, Zürich 1989, 194f.
17 So kann meist aus der konfessionellen Ausrichtung des Exegeten schon darauf geschlossen werden, zu was für einer Auslegung er kommt. Eigentlich bedeutet dieser Ansatz ein Zweifeln an der Theologie als Wissenschaft. Aber wenn diese Tendenz schon bei den Größen des Faches zu beobachten ist, wäre es eine Anmaßung, dies besser zu machen. In einer kontroversen Auseinandersetzung würde ich vermutlich meine Prägung bestätigen, und die wäre eine Bezeugung der Jungfrauengeburt. Mich interessiert aber besonders, wie eine aus meiner Sicht alternative Auslegung aussehen könnte und ob diese ein in sich schlüssiges Bild ergibt.
18 Barton, John: Die Geschichte der Bibel. Von den Ursprüngen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2020.
19 Karl-Heinz Menke, Fleisch geworden aus Maria: Die Geschichte Israels und der Marienglaube der Kirche (Regensburg: Pustet, 1999), 133.
20 Z. B. Emil Gustav Lisco (1872), Christoph Schrempf (1891).
21 Das Thurgauer Bekenntnis: „Wir glauben an Gott, den allmächtigen Vater und Schöpfer, der uns berufen hat zu seiner Kindschaft und zum ewigen Leben; an Jesus Christus, den Sohn Gottes, in welchem wir die Erlösung haben von unseren Sünden und die Versöhnung mit Gott; und an den heiligen Geist, der uns erneuert nach dem Bilde Gottes zu wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“
22 Adolf v. Harnack, Kurt Nowak und Hanns-Christoph Picker, Adolf von Harnack als Zeitgenosse: Reden und Schriften aus den Jahren des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Teil 1: Der Theologe und Historiker. Teil 2: Der Wissenschaftsorganisator und Gelehrtenpolitiker (Berlin: De Gruyter, 1996), 500f.
23 Kirchengesetz, betreffend das Verfahren bei Beanstandung der Lehre von Geistlichen, vom 16. März 1910, in: Kirchliches Gesetz- und Verordnungs-Blatt 34 (1910), Berlin 1910, S. 720
24 So schimpft beispielsweise der extrem liberale Theologe Gerd Lüdemann: "In der Kirche wird ein Glaube bekannt, dessen Hauptbestandteile historisch ein für allemal widerlegt worden sind, von der Geburt Jesu aus der Jungfrau angefangen bis hin zu seiner angeblichen Auferstehung aus dem Grabe. Es ist für die Gläubigen auf Dauer ein unerträglicher Zustand [...] Hier ist eine grundsätzliche Remedur vonnöten, [...] die eine tragfähige Basis schafft." Voraussetzung sei aber, dass sich eingestanden wird, dass Jesus weder auferstanden, noch jungfräulich geboren wurde. „Jede wissenschaftliche Verneinung ist dabei ein positiver Geistesakt, der die Bahn für das Neue bereitet. Aber dieses Neue droht vom Schutt kirchlicher Tradition am Wachsen gehindert zu werden." Ohne Kirchendogmatik gelange das Christentum wieder in die "Sphäre des Lebens". Ebd., a.a.O., 13f.
25 Margot Käßmann in: Der Spiegel 30/2013, „Dort sind alle Tränen abgewischt“.
26 Idea 12/2017: „Jesus ist nicht von einer Jungfrau geboren worden“
27 Vgl. Gerhard L. Müller, Was heißt: Geboren von der Jungfrau Maria?: Eine theologische Deutung, 2.Aufl., Band 119 der Reihe Quaestiones disputatae (Freiburg i. Br.: Herder, 1991), 2661.
28 Friedrich D. E. Schleiermacher und Rolf Schäfer, Hrsg., Kritische Gesamtausgabe (Berlin: De Gruyter, 2011), §§ 93 und 97, 34-43 und 58-76.
Wie in der Einleitung gezeigt wurde, finden sich die meisten Befürworter der Jungfrauengeburt in freikirchlichen Gottesdiensten. Umfragen zufolge stehen sich hier die Ansichten um den wörtlichen Wahrheitsgehalt der Jungfrauengeburt ca. 50:50 gegenüber – wir haben also eine spannende Ausgangslage für eine Diskussion. Auch ich bin in einer Freikirche aufgewachsen und bin zutiefst dankbar für diese Prägung und alles, was ich dabei lernen durfte. Die spirituelle Nähe Gottes, die ich in diesem Umfeld kennengelernt habe, bereichert bis heute mein Leben existenziell. Grundsätzlich stehen die Freikirchen vor vielen Herausforderungen im Wechselspiel mit der gesellschaftlichen Entwicklung, was sich unter anderem in der Strömung des Postevangelikalen ausprägt. So gilt es in vielen Bereichen eine gesunde Mitte zu finden. Mit dem gelebten Glauben bilden die Freikirchen eine wichtige Stütze des Christentums, vielleicht ist ihre tragende Rolle heute vergleichbar mit dem Mönchtum, das nach der Erhebung des Christentums zur Staatskirche der damit einhergehenden Funktionalisierung des Glaubens entgegenwirkte.
Auch in den Freikirchen kam es mit knapp hundert Jahren Verspätung gegenüber der evangelischen Kirche zum Konflikt über die Jungfrauengeburt. Dies geschah erstmals in den 1980er Jahren durch Eduard Schütz, dem Rektor des Theologischen Seminars der Baptisten, war also für die theologische Ausbildung zuständig. Im Zuge dessen kam es zu einer Hinterfragung der Verbalinspiration der Bibel.29 Die Argumentation von Schütz war, dass die Jungfrauengeburt traditionsgeschichtlich spät in die Evangelien kam, im Widerspruch mit den Stammbäumen und zu Paulus stehe und in der frühchristlichen Verkündigung keine Rolle gespielt habe. In der Jungfrauengeburt werde als Glaubensinhalt weniger historischer Tatbestand ausgedrückt, sondern vielmehr, dass Gott in Christus gehandelt habe. Der darauffolgende Protest wies darauf hin, dass diese Hinterfragung nicht dem Schriftverständnis gerecht wird, welches die baptistischen Gemeinden kennzeichnet. Schütz wurde 1985 aufgrund massiven Drucks entlassen.30 Auf dem Bundesrat der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden 2005 ließ der Rektor des Seminars Volker Spangenberg verlauten, dass dieses Vorgehen "geistlich, menschlich und theologisch eine bittere Entscheidung" darstellte. Ab dem Jahr 2001 kam es erneut zur Auseinandersetzung innerhalb der freikirchlichen theologischen Ausbildungsstätten. Dabei stand im Fokus, wie sich bibeltreue und historische Bibelkritik zueinander verhalten.
Da sich bei ungelösten Problemen der Schriftauslegung Zurückhaltung auferlegt wird, wird tendenziell der Glaube an das Bekenntnis angepasst.31 Solange die Auslegung nicht zwingend ist, bleibt man also dem Bekenntnis treu. Das ist auch sinnvoll, hier haben wir aber einen Spezialfall. Denn grundsätzlich hat ein Bekenntnis gegenüber der Schrift sekundäre Bedeutung. Wenn es also um den Umgang mit dem „geboren von der Jungfrau Maria“ aus dem Glaubensbekenntnis geht, muss man sich nach der Auslegung der Bibel richten. Denn als norma normata32 sind die Bekenntnisse Festschreibung konkreter Auslegungstraditionen in ihrem historischen Kontext. Zum Beispiel sind manche Bekenntnisse bewusst als Gegenbekenntnisse formuliert. „Aufgrund der relativen historischen Bedingtheit kann das Bekenntnis selbst nur in dem Maße als Norm gelten, als es normata ist und die darin zum Ausdruck gebrachte Auslegungstradition einem Abgleich anhand der Schrift als Urtradition standhält.“33 Damit richtet sich das Verständnis der Jungfrauengeburt in den Freikirchen nach der Prüfung der biblischen Überlieferung. Dies erklärt auch die unterschiedliche Argumentation im Vergleich zur universitären evangelischen Theologie. Wenn man die freikirchliche Position verstehen möchte, muss man zuerst die Stellung der Bibel als Gottes Wort betrachten.
Karl Barth wies völlig zurecht darauf hin, dass bei der Jungfrauengeburt vielmehr die großen Linien hinter den Argumenten zu beachten sind. Die Argumente der bibeltreuen Auslegung sind nicht allzu kompliziert, aber der Glaube dahinter ist beachtlich. In konservativen Kreisen fällt schon einmal die Aussage „ich glaube an die Bibel“, womit gemeint ist, dass man von der Fehlerlosigkeit der Bibel überzeugt ist. Man geht dabei von einer Verbalinspiration aus, wodurch die Bibel so gesehen wird, dass jedes Wort und auch die Bibel als Gesamtwerk vom Heiligen Geist inspiriert und gewirkt wurde. Auch wenn sich das nur auf den Urtext bezieht und daher noch wissenschaftliches Arbeiten wichtig ist, verleiht dies Gewissheit über die Offenbarung Gottes in der Geschichte und den gottgegebenen Inhalt der Schrift.34 In den Chicago-Erklärungen in den 80er Jahren wurde diese Irrtumslosigkeit der Bibel von führenden evangelikalen Theologen in 19 Artikeln dargestellt. Die Bibel ist in allem ohne Fehler und ohne Wiedersprüche, auch wenn sie neuzeitlichen Vorstellen widerspricht.35 Natürlich wird darüber gestritten und nicht alle Evangelikale teilen diese Position. Die universitäre Theologie distanziert sich klar von dieser Sichtweise. Zwar ist es allgemeiner Glaubensinhalt, dass Christus das Wort ist und Gott sich darin offenbart, aber die Bibelwissenschaft sieht die Bibel lediglich als das geschichtliche Zeugnis von diesem Wort. Im Gegensatz zu Christus hat die Bibel keinen Anspruch auf Vollkommenheit oder Unfehlbarkeit. Dass die Bibel die Wahrheit bezeugt, ein unendlich kostbarer Schatz ist und dem Christentum Orientierung gibt, steht außer Frage. Aber wenn man die Bibel überhöht, stellt man die Verantwortung des Lesers, der die Bibel auslegt und in sein Verständnis einordnet, in den Schatten. Dieser Ansatz birgt die Gefahr, dass man letztlich nicht mehr selbst die Verantwortung für sein Handeln übernimmt, da man ja der Bibel folgt – z.B. im Verhalten gegenüber seiner Frau, seinen Mitmenschen oder in der aktuell spannenden Frage nach dem Umgang mit Homosexualität. Eine Überhöhung der Bibel trübt letztlich die Verantwortung des Menschen.
Es sei auch noch gesagt, dass das entschlossene Festhalten an der Irrtumslosigkeit der Bibel im letzten Jahrhundert noch einmal neu aufgekommen ist. Den Gedanken der Verbalinspiration an sich gibt es schon seit dem 17. Jahrhundert. In der heutigen Form kann man die fundamentale Bibelorientierung als eine Ausgleichsbewegung zu der Bibelkritik der Linie Strauß-Bultmann ansehen, die in den 70er Jahren ihren Höhenpunkt erreichte. Zuvor lag auch in den Freikirchen der Fokus auf der Bibeltreue in Bezug auf der bezeugten Wahrheit. In der gefühlten Bedrohungslage hat sich dies dann zu einer Betonung der Unfehlbarkeit und der Verbalinspiration verschärft.36 Hier gilt es, wieder zurück zu einer gesunden Mitte zu finden, in der die in der Bibel bezeugte Wahrheit gewürdigt wird, ohne am Buchstaben zu hängen. Denn bekanntlich tötet der Buchstabe, aber der Geist macht lebendig – diese Aussage macht Paulus in Bezug auf dem Umgang mit dem, was damals als heilige Schrift galt (2Kor 3,6).
In der eben erwähnten Auseinandersetzung um Eduard Schütz wurde deutlich, dass es vor allem um das Schriftverständnis geht, das freikirchliche Christen an der Jungfrauengeburt festhalten lässt.
In diesem Abschnitt soll untersucht werden, mit was für Argumenten an der Jungfrauengeburt festgehalten wird. Diese Argumente wurden in freikirchlichem Kontext gesammelt, finden sich aber vermutlich in allen Glaubensrichtungen. Dabei ist festzustellen, dass die Jungfrauengeburt mit ganz vielen anderen Themen verknüpft wird, wie zum Beispiel mit der Fehlerlosigkeit der Bibel. Damit werden dann die ganz großen Fässer aufgemacht, die sich gar nicht alle in diesem Buch aufdröseln lassen, wie es eben beim Schriftverständnis ansatzweise versucht wurde. Es ist aber notwendig, die Verknüpfungen einmal zu nennen und sichtbar zu machen.
Grundsätzlich steht man in den Freikirchen mit beiden Beinen fest auf dem Fundamten des apostolischen Glaubensbekenntnisses mit der Formulierung „geboren von der Jungfrau Maria“. Dabei orientiert man sich eng an der biblischen Überlieferung von Matthäus37 und Lukas. Als der Engel der Maria ankündigte, dass sie schwanger werde, fragt Maria nach, wie dies geschehen soll. Der Engel antwortet: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.“38 Daraus wird abgeleitet, dass die Entstehung des Kindes ohne menschlichen Vater geschah. Das Ganze ist nicht sexuell zu denken, sondern als Schöpfungsakt Gottes. Im Matthäusevangelium wir dies aus der Perspektive von Josef erzählt. Dieser wollte sich scheiden lassen, als er die Schwangerschaft Marias bemerkte. Im Traum erscheint ihm ein Engel, der ihm sagt: „Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.“ Daraus wird abgeleitet, dass Maria vom Heiligen Geist schwanger wurde, und nicht von Josef. Dies wird gestützt mit dem Bibelzitat aus Jes 7,14: „Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“ Die Aufzählung in den Stammbäumen von Josef als Vater Jesu wird als Ausdruck der rechtlichen Stellung Josefs verstanden.39
Ende 2016 ist in den Freien evangelischen Gemeinden die Diskussion um die Jungfrauengeburt neu aufgebrochen. Kristallisiert hat es sich an Sebastian Rink, Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Fischbacherberg. Dieser wurde von der Gemeindezeitschrift der Freien Evangelischen Gemeinden „CHRISTSEIN HEUTE“ angefragt, die Sichtweise darzustellen, die mehrheitlich in der universitären evangelischen Theologie vertreten wird. Daneben wurden noch Artikel von drei Dozenten und Professoren gestellt, welche die konservative Ansicht vertraten und teilweise direkt auf die Argumente von Sebastian Rink eingingen. Rink stellt eine Position dar, in der die Jungfrauengeburt als Glaubensaussage verstanden wird, aber nicht als tatsächlich biologisches Ereignis. Begründet wird dies damit, dass dies seit der Aufklärung nicht mehr haltbar ist, da im 21. Jahrhundert die Menschen wissen, wie Kinder gemacht werden. Von ihrer Bedeutung her stehe die Frage nach der Jungfrauengeburt am Rand, in der Mitte steht der Glaube an Christus. Das Markusevangelium und Paulus kannte die Erzählung von der Jungfrauengeburt noch nicht, daher ist sie in den frühen Schriften nicht enthalten. Die Jungfrauengeburt drücke in der damaligen Erfahrungswelt aus, dass in Jesus von Nazareth Gott selbst begegnet. Im Immanuel, im „Gott mit uns“ liege die Hauptaussage der Geburtsgeschichte (Mt 1,23) und der Jesusgeschichte (Mt 28,20). Daher konnten die Verfasser der biblischen Glaubenstexte nicht anders, als „schon den Ursprung dieses Menschen in Gott selbst zu sehen, um sich zu erklären, warum sie in seiner Geschichte Gott begegnen.“40 In dieser Position wird damit die Bibel als ein Zeitzeugnis verstanden, in dem eine Zeugung direkt aus Gott denkbar war. Da dies heute nicht mehr so ist, wird nur an der Glaubensaussage festgehalten, die die biblische Überlieferung ausdrücken will.
Dieser Position war eine Gegenüberstellung mit Prof. Dr. Julius Steinberg nachgeordnet, der als Alttestamentler an der Theologischen Hochschule Ewersbach in der Ausbildung der Pastoren der FeGs mitwirkt, und auf seinen ehemaligen Studenten fachlich und seelsorgerlich reagiert: Er stellt dar, dass im Alten Testament die Eigenschaften Gottes aus seinem Handeln in der Geschichte abgeleitet werden. So eröffnete Gott den Bundesschluss am Sinai mit den Worten: „Ihr habt gesehen, was ich getan habe“ (2Mo 19,4). Dieses Argument zählt aber nur, wenn die Taten als historisch tatsächlich so geschehen vorausgesetzt werden. Ebenso beweist Jesus in Mt 11,4-5 gegenüber Johannes dem Täufer seine Messianität durch seine Wundertaten. Damit das funktioniert muss die historische Ebene und die theologische Ebene identisch sein und darf nicht voneinander getrennt werden. Dass eine Aussage „nur im Glauben als wahr“ erkennbar ist, ohne historische Entsprechung, mache daher keinen Sinn. Matthäus ginge es auch bei der Geburtsgeschichte darum, zu erzählen, was geschah (Mt 1,22) und er berichtet dies so, dass ein Mann nicht an der Zeugung beteiligt war (Mt 1,18.25; Lk 1,34). Die Menschen vor 2000 Jahren waren sehr wohl über den Zeugungsakt aufgeklärt. Im Glaubensbekenntnis finden sich Eckpunkte des Lebens Jesu, die keine theologische Deutung darstellen, sondern historische Ereignisse. Es gebe also nur zwei Möglichkeiten: entweder ein Mann war beteiligt – oder nicht und ein Wunder liegt vor. Julius Steinberg weist abschließend darauf hin, dass es nachvollziehbar ist, dass der Glaube in unserer Zeit auch mit dem Verstand und dem modernen Weltbild hinterfragt werde und man als Christ heute unterschiedlich mit den Wundergeschichten umgehen dürfe, da sich die Wege, auf denen Gott mit uns unterwegs ist, voneinander unterscheiden. Es ist ihm sogar wichtig, hier Freiraum zu geben damit sich persönlicher Glaube entfalten kann. Ihm jedoch erscheint das daraus entstehende Gottesbild zu blass, er bevorzugt ein Hereinbrechen der Wirklichkeit Gottes in unser erlösungsbedürftiges Leben in Form eines Wunders.41
Der kritische Artikel in der Zeitschrift der Freien evangelischen Gemeinden sorgte für eine Welle der Empörung, da nach der Meinung von vielen Lesern eine Grenze überschritten wurde, in der die theologische Grundlage des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden verlassen worden sei.42 Der Redaktion wurde vorgeworfen, Irrlehren von der größten Kanzel des Bundes zu verbreiten. Im Nachhinein bezweifelten die Redakteure zwar, dass diese Herangehensweise geeignet war, aber sie wollten dabei die Breite der Meinungen darstellen auch kritische Stimmen in fairer Weise zu Wort kommen lassen. In den folgenden Monaten erreichten sehr viele Leserbriefe und Anrufe die Redaktion, die hier in der folgenden Sammlung von Argumenten inhaltlich wiedergegeben werden. Außerdem gab es eine Stellungnahme des Bundes zu dem Thema.
In dieser Stellungnahme von Ansgar Hörsting, dem Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, verteidigt dieser die Zeitschrift des Bundes CHRISTSEIN HEUTE, dass sie auch kritische Meinungen darstellen darf. Dabei sollte aber nicht der Eindruck entstehen, dass dies eine in der FeG anerkannte Meinung sei, sondern es war beabsichtigt, sich über den sachlichen Diskurs der eigenen Glaubensinhalte zu vergewissern. Dabei sei es aber nicht gelungen, mit der geforderten Sensibilität vorzugehen, da es bei Fragen um das Wesen und die Bedeutung von Jesus Christus um zentrale Themen gehe. Inhaltlich sei der Ansatz von Sebastian Rink „falsch und schädlich“, da Gott der Fähigkeit beraubt werde, sich in Raum und Zeit zu offenbaren. Das Problematische dran sei, dass Glaube und tatsächliches Geschehen, also die Historie, voneinander unterschieden werde und Gottes Wirken ausgeschlossen werde. Durch dieses Weltbild „wird Jesus Christus zu einem Produkt der Interpretationen der Autoren der Evangelien. Es ist nicht mehr Gott, der redet, sondern ausschließlich (und diese Ausschließlichkeit ist das Problem) Menschen, die erzählen und ihre Interpretationen liefern.“ Damit liege das eigentliche Problem in dem Verständnis der Bibel, in der Gott nun nicht mehr reden würde. Dieses Verständnis von Glauben und biblischen Texten dürfe zwar diskutiert, nicht aber gelehrt werden und die Gemeinde in dieser Richtung geführt werden. Denn die Pastoren werden auf Grundlage des Apostolischen Glaubensbekenntnisses in ihren Dienst eingeführt, was auch die Grundlage des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in der Präambel seiner Verfassung ist. Mit dieser Stellungnahme wurde die Anfangs eingeleitete und angeblich beabsichtigte sachliche Diskussion mit dem angeblichen Gegensatz zum Glaubensbekenntnis im Auflodern erstickt und durch die scheinbare Bindung dieser Meinung an den Pastor Sebastian Rink exemplarisch abgestraft.
Der Aufschrei wurde so groß, dass auch die Theologische Hochschule Ewersbach sich für ihre Grundsätze in der Ausbildung in einer Erklärung verantworten musste: Neben der Erkenntnisgrundlage des Apostolischen Glaubensbekenntnisses ziele das Studium auf selbstständiges Denken ab. Das Kollegium stehe geschlossen dazu, dass Jesus nicht durch eine Zeugung zum Sohn Gottes wurde, sondern in seinem Wesen unabhängig von den biologischen Bedingungen ist. Diesen Ursprung von Jesus in Gott wollen die Texte in Mt 1,18 und Lk 1,35 erzählen. Dieser Ursprung wird auch in der Präexistenz umschrieben (Joh 1,18; 17,24; Eph 1,4; Phil 2,6-11). Das Geheimnis des Ursprungs Jesu von Nazareth könne nur nachdenkend erkannt, nicht aber mit der Vernunft erfasst und beurteilt werden. Das eigentliche Wunder liege darin, dass Gott selbst zu Welt gekommen ist.43
Ein Jahr nach diesem Wirbel wurde eine Verlautbarung zum Schriftverständnis in Freien evangelischen Gemeinden herausgegeben,44 in dem die Bibel mit Gottes Wort gleichgesetzt wird, in dem Sinn, dass Gott im Heiligen Geist durch sie spricht,45 gleichzeitig aber auch die Vielfalt der Übersetzungen und historischen Handschriften anerkannt wird und daher der Auslegung als Aufgabe und Herausforderung der Gemeinde bedarf. Dabei wird um die Auslegung als Gemeinschaft gerungen, wobei „über die gemeinsamen Grundlagen hinausgehende Positionen […] zu respektieren und zu achten“ sind. Die Jungfrauengeburt wird nicht direkt erwähnt, in der Stellungnahme von Ansgar Hörsting wird sie aber durch ihre Erwähnung im Glaubensbekenntnis eben diesen unbestreitbaren Grundlagen zugeordnet. Diese Verlautbarung an sich scheint insgesamt eine zukunftsfähige Basis im Ausgleich von Bibeltreue und Bibelkritik zu sein.
Sebastian Rink ist Jahre später immer noch Pastor der FeG Fischbacherberg. Auf seiner Homepage schreibt er über sich: „Ich mag es, theologisch Neues zu wagen und bin immer wieder auf der Suche nach einer frischen Sprache für meinen Glauben.“46 Er ist Jahrgang 1985, hat drei Kinder und macht momentan nebenbei seinen Doktor in systematischer Theologie über die Predigten Friedrich Schleiermachers. Dies scheint sehr passend, da Schleiermacher ebenfalls pietistisch geprägt war, sich aber mit der Aufklärung auseinandersetzte und zwischen beidem zu vermitteln versuchte. In seinem Buch „Heiliges Leben. Spurensuche zum Himmelreich“ über die Bergpredigt schreibt Rink über sich: „Es wird nicht verborgen bleiben, aus welcher Tradition ich komme. Es wird ebenso offensichtlich, dass ich mich nicht mehr ungebrochen in sie einfüge. Für beides bin ich auf je eigene Weise dankbar.“47 Rink scheint wohl eine neue Generation dazustellen, die den Evangelikalen entstammt, aber im Schriftverständnis sich Freiheiten zugunsten des Gesamtbildes erlaubt. Zur Bergpredigt schreibt er: „Sollen wir etwa die ‘göttlichen Vorschriften’ relativieren, nur damit wir Menschen friedlich miteinander auskommen? Die Bergpredigt schlägt eine recht eindeutige Antwort vor: Ja!“48. Dieser Aufgabe muss die Kirche sich stellen, so wie es im Ordinationsgelübte der Church of England lautet: „The Church is called upon to proclaim afresh in each generation.“ („Die Kirche ist aufgefordert, in jeder Generation erneuert zu verkünden“) Dazu braucht es neue Sprache und neues Denken, man muss aber auch wissen, wo man herkommt und die Spannungen reflektieren. Der Artikel von Sebastian Rink war zugleich auch seine Bewerbungspredigt für seine Gemeinde. Diese hat sich also ganz bewusst für eine Theologie entschieden, die auch die Bibelkritik in den Glauben einbindet. Da die Gemeinde den Pastor einstellt, waren die Drohgebärden vom Präses letztlich das öffentliche Bemühen, den konservativen Flügel zu beschwichtigen und die Einheit zu halten.
Im April 2018, also etwas mehr als ein Jahr nach dem Anstoß der Diskussion, wurde sie vom Präses im Namen der Bundesleitung wieder endgültig geschlossen, indem eine Klärung veröffentlicht wurde, in der sich Sebastian Rink den „vorgelegten Orientierungspunkten theologisch anschließt und seinen Artikel in diesem Sinn verstanden wissen möchte.“49 Es wird festgehalten, dass Jesus als Christus ohne männliche Zeugung entstand, dass das geschichtliche Handeln Gottes für den Glauben grundlegend ist und nicht von der menschlichen Vernunft vollständig erfasst werden kann. Der konservative Leser dürfte damit besänftigt sein, und der Theologe kann sich auf die Differenzierung zurückziehen, dass der Christus durch den Heiligen Geist, der Jesus von Nazareth aber durch Josef entstanden ist.
Diese Schlichtung erfolgte im kleinen Kreis. Es scheint sich für ein kurzes Zeitfenster in der FeG der große Konflikt der Christen in Deutschland mit der Bibelkritik abgebildet zu haben, der früher und heute nicht grundsätzlich gelöst wurde.
Um besser zu versehen, was sich in diesem Konflikt um die Jungfrauengeburt verbirgt, sollen die Argumente der vielen Leserbriefe hier wiedergegeben werden. Sie sind ein einzigartiges Abbild der vielfältigen Reaktionen auf die Kritik auf die Jungfrauengeburt.
Emotionale Reaktionen:
„Mit Verwunderung und Ärger habe ich den Artikel von Sebastian Rink gelesen.“
„Der Artikel hat uns sehr geschockt“
„Herzlichen Dank für die unterschiedlichen Beiträge zum Thema Jungfrauengeburt.“
„Wie kann er [Sebastian Rink] Pastor in unserem Bund sein? Gott verkleinern ist die Schlimmste aller Irrlehren!“50
„Über die Wunder Gottes kann man sich eben nur wundern.“51
„Der Artikel von Pastor Rink hat mich umgehauen.“52
„Hätte man dieses Thema nicht auch theologisch diskutieren können, ohne Pastor Sebastian Rink ins offene Messer laufen zu lassen? Mir tut es leid, wie mit ihm umgegangen wird. Es gibt noch viele, die so denken, sich aber nicht trauen das so zu sagen.“53
Wenn Themen Frust und Ärger auslösen, ist das ein wunderbarer Ansatz, als Gemeinde daran zu arbeiten.54
Vielen Dank für den Mut. Die theologische Breite macht mir Hoffnung für die Zukunft.55
Ich bin enttäuscht. Ich erwarte von Christsein heute überzeugende Argumente, um diesen Glaubensgrundsatz der Jungfrauengeburt zu verteidigen und zu erklären.56
Wir brauchen Mut, selbst zu denken und zu glauben, und das auch öffentlich.57
„Wer von der Bundesleitung erwartet, dass sie ein Machtwort spricht, statt eine angemessene Diskussionskultur zu fördern, der gefährdet die Zukunftsfähigkeit des Bundes FeG.“58
„Hier wurde von mündigen Lesern im Rahmen eines Bundes ausgegangen, der die Gewissensfreiheit und den persönlichen Glauben hoch hängt. Wie jetzt plötzlich zurückgerudert und „zurechtgerückt“ wird, finde ich aber zutiefst unfair.“59
Abzuwehrende Ängste:
Wer die Jungfrauengeburt leugnet, der leugnet Christus und das Evangelium.
60
Die Kritik an der Jungfrauengeburt entzieht das gemeinsame Fundament im Bekenntnis.
61
Die Leugnung der Jungfrauengeburt durch Pastoren ist eine Torheit, die in den geistlichen Bankrott führt.
62
Jesus wäre lediglich ein uneheliches Kind von Josef oder einem Dritten.
63
Sind wir als Freikirche noch eine Alternative für Leute, die aus der Landeskirche ausgetreten sind?
64
Wenn das Glaubensbekenntnis fällt, sind wir nicht mehr gegen Häresie geschützt.
65
Theologische Gründe, um an der Jungfrauengeburt festzuhalten:
Die rationalistische Denkweise ist keine Grenze für Gottes handeln.
66
Die Bibel ist heiliges Wort und ihre Schreiber wurden vom Heiligen Geist durchdrungen.
67
Entweder wir bekennen uns zur Inspiration der ganzen Schrift, oder wir lassen es konsequent bleiben.
68
Man glaubt nicht nur an Christus, sondern auch an alles was geschrieben steht. (Apg 24,14)
69
Die Jungfrauengeburt begründet die Gottessohnschaft Jesu.
70
Die Art der Zeugung Jesu beeinflusst das Wesen des Christus.
71
Die Jungfrauengeburt betont den göttlichen Ursprung Jesu.
72
Die Jungfrauengeburt betont gleichzeitig Menschheit Jesu, wie auch in Phil 2,68 und Gal 4,4.
73
Jesus wäre ohne Jungfrauengeburt nicht der Christus.
74
Im Glaubensbekenntnis baut alles andere auf der Jungfrauengeburt auf.
75
Die Erbsünde wird durch die Jungfrauengeburt durchbrochen.
76
Wenn Jesus nur Mensch gewesen wäre, könnte er uns nicht erlösen.
77
Wenn Jesus nur Mensch gewesen wäre, dann wäre seine Lehre nur Religionsphilosophie.
78
Wenn Jesus nur ein Mensch gewesen wäre, dann könnte er nicht nach seinem Tod erhöht werden.
79
Wenn Jesus nur ein Mensch gewesen wäre, dann dürften wir ihn nicht anbeten.
80
Wenn Jesus nur ein Mensch gewesen wäre, dann kann er nicht Mittler zwischen Gott du Mensch sein.
81
Biblische Argumente für die Glaubwürdigkeit der Jungfrauengeburt:
… Vor seiner Menschwerdung war Jesus präexistent bei Gott und hat an der Erschaffung der Welt mitgewirkt. (Kol 1,15-17; 1Kor 8,6).82
… Die Verheißung des Immanuel erfüllt Jesus, indem er immer bei den Gläubigen bleibt. (Mt 28,28)
… Auch bei Johannes wir Jesus betont „Sohn Gottes“ genannt.83
… Auch Johannes bezeugt die Fleischwerdung des Wortes, Jesu Christi. (Joh 1,1-5)
… Jesus ist wesensgleich mit Gott. (Joh 1,1.18)
… Bei Gott ist kein Ding unmöglich. (Lk 1,37).84
… So wie die Auferstehung gottgewirkt war, war auch die Zeugung gottgewirkt.85
… Ein Wunder muss nicht rational nachvollziehbar sein.86
… Wunder können nicht mit postmoderner Vernunft persönlich beurteilt werden.87