Die Kainsprung - Hexe - Yvonne Bauer - E-Book

Die Kainsprung - Hexe E-Book

Yvonne Bauer

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Beschreibung

Edda wacht nackt und an Händen und Füßen gefesselt am Rand des Kainsprungs, einer Erdfallquelle in der Nähe von Oberdorla, auf. Sie kann sich nicht erinnern, wie sie dort hingekommen ist. Als sie Ben, der sie dort findet, begegnet, gerät ihr Leben aus den Fugen ...

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Seitenzahl: 38

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Yvonne Bauer

Die Kainsprung - Hexe

Kurzgeschichte

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Kainsprung – Hexe

Impressum neobooks

Die Kainsprung – Hexe

Es war kalt. Ich zitterte am ganzen Körper. Vorsichtig blinzelnd versuchte ich etwas um mich herum zu erkennen. Es war aber so dunkel, dass ich nicht einmal meine eigene Hand vor den Augen sehen konnte.

Meine Füße fühlen sich feucht an, was wohl daran lag, dass ich bis zum Bauchnabel im Wasser lag. Nur mit allergrößter Anstrengung gelang es mir, meine steif gefrorenen Beine aus dem kalten Nass an meinen Körper heranzuziehen. Seile waren um meine Handgelenke und um die Füße geschlungen und scheuerten unangenehm auf meiner Haut.

Was ging hier vor? Was war passiert?

Mein Kopf war genauso erfroren wie der Rest meines Körpers. Es gelang mir einfach nicht, meine Gedanken zu ordnen. Bruchstückhaft blitzen Bilder vor meinem geistigen Auge auf.

Da waren Menschen – viele Menschen – und sie riefen meinen Namen. Ein Mann zerrte an meinem langen schwarzen Haar, das ungewaschen und in Strähnen über meinen unbedeckten Brüsten herunterhing. Ich war nackt.

Wieso war ich nackt?

Ein Stein traf mich am Bauch, ein weiterer am Kopf. Ich merkte, wie Blut warm und feucht an meiner Schläfe herunterlief.

Vorsichtig tastete ich mit zusammengebundenen Händen nach meiner Stirn. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich und lies mich zusammenzucken.

Meine Haut war feucht an der Stelle, die meine Finger eben noch berührt hatten. Blutete ich weiterhin oder war es einfach nur die Nässe aus meinen Haaren? Ich konnte wegen der Dunkelheit immer noch nichts erkennen, weshalb diese Frage vorerst unbeantwortet blieb.

Abwechseln rieb ich meine Waden und Schienbeine, was mit zusammengebundenen Händen nur schwierig zu bewerkstelligen war. Ich hörte das rhythmische Klappern meiner aufeinandertreffenden Zähne. Das Zittern hörte einfach nicht auf. Ich musste wohl oder übel warten, bis die Sonne aufgehen würde, damit wieder etwas Gefühl in meine eiskalten Glieder kam.

Vorsichtig bewegte ich mich rückwärts, in dem ich die Fersen in den von feuchten Blättern bedeckten Boden rammte und mich mit aller Kraft dagegen stemmte. Eine Wurzel pikste in meinen Hintern, meine Haare verfingen sich in den Ästen, Dornen zerkratzten mein Gesicht. Das störte mich nicht, solange ich nur von dem eisigen Wasser wegkam.

Als ich den dicken Stamm eines Baumes am Rücken spürte, war ich gezwungen, erst einmal Rast zu machen. Umständlich klaubte ich etwas Laub zusammen und bedeckte damit meine Beine.

Etwas Warmes kitzelte mich an der Wange, als ich aufwachte und direkt in die braunen Augen eines riesigen Hundes starrte. Ich war zu erschrocken, um zu schreien. Ein weiteres Mal leckte das Ungetüm über mein Gesicht, bevor es sich einmal um die eigene Achse drehte und sich mit seinem riesigen Körper auf meinen Beinen bequem machte. Scheinbar spürte das Tier, dass ich Wärme dringend nötig hatte.

Es war mittlerweile hell geworden. Vor mir lag der Kainsprung, in dem ich glaubte, ertrunken zu sein.

Abermals fragte ich mich, was wohl passiert war. Wo waren all die Menschen hin, die eben noch neben der Erdfallquelle gestanden und den Büttel angefeuert hatten, mich mit einem Stoß ins Wasser zu befördern? Oder hatte ich das nur geträumt? Was war hier nur los?

Mein neuer Gefährte stellte die Ohren auf, als ein Pfiff aus unmittelbarer Nähe erklang. Der Hund bewegte sich aber keinen Zoll, sondern sah nur aufmerksam in die Richtung, aus welcher der Ruf kam, der scheinbar für ihn bestimmt war.

Hinter dem Baum hörte ich Schritte, die sich näherten und einen Ast, der unter der Last eines schweren Stiefels knackte.

„Da bist du ja, du Schlingel! Warum kommst du denn nicht, wenn …“

Dem fremdartig gekleideten Mann, der nun vor mir stand, hatte es die Sprache verschlagen. Er schien jedoch mit einem Blick die Situation erfasst zu haben, denn im nächsten Moment war er bereits dabei, sich aus seiner Oberbekleidung zu schälen und diese über mich auszubreiten.

Braune Augen suchten die meinen und schienen direkt in mein Innerstes zu schauen.

Die feuchte Zunge des Hundes, die nun über die Nase seines Herrn leckte, unterbrach diesen vertrauten Moment. Lachend strich der Unbekannte über den Kopf des Tieres. „Hector, also wirklich! Wen hast du denn hier gefunden, hm?“

Fragend sah mir der Mann erneut in die Augen. „Was ist denn passiert? Du bist ja ganz durchgefroren!“

„Verzeiht, Herr, aber ich weiß nicht, was geschehen ist. Als ich wach geworden bin, lag ich am Rand der Quelle.“

Ich zog das Kleidungsstück, das mein Gegenüber auf mich gelegt hatte, weiter hinauf, sodass nur noch mein Gesicht herausschaute.