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April 2015, Ebola hat sich zur Pandemie entwickelt. Terroristen benutzen infizierte Menschen als Biowaffen und verteilen die Krankheit weltweit ... Vera, eine junge Ärztin, kämpft mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln um das Leben ihrer Patienten. Plötzlich bedroht diese Seuche auch ihre Familie ...
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Seitenzahl: 34
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Yvonne Bauer
Ebola
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
17. April 2015
Impressum neobooks
„Das kann doch alles nicht wahr sein! Wie oft haben wir diese Diskussion schon geführt?“
Ich hatte es noch nicht geschafft, mir etwas anzuziehen. Mit dem Handtuch um den Körper und nassen, tropfenden Haaren war ich in die Küche gegangen, um Björn beim Decken des Frühstückstisches zu helfen, als mein lieber Göttergatte mich ohne Vorwarnung angriff.
„Wahrscheinlich einmal zu wenig!“ Wütend holte er die Lätta aus dem Kühlschrank und knallte sie auf den Tisch.
„Jetzt krieg dich mal wieder ein. Du weißt genau, dass ich ins Krankenhaus muss. Ich werde dort gebraucht!“, fauchte ich ebenso aufgebracht zurück.
„Und hier nicht? Wir brauchen dich nicht, oder was?“
Erschöpft ließ sich der Mann, den ich über alles in der Welt liebe, und den ich vor fast acht Jahren geheiratet hatte, auf dem Stuhl nieder. Er raufte sich seine blonden Haare, wie er es immer tat, wenn er zornig war.
„Ich verstehe dich.“ Das tat ich wirklich. Unser Plan für die Zukunft hatte etwas anders ausgesehen. Wir heirateten, kurz, nachdem ich mit meinem Studium fertig war. Wenig später bekam ich eine Anstellung in der hiesigen Klinik. Es war nicht einfacher geworden, als dann kurz hintereinander erst Nils und dann Madita geboren wurden. Aber wir hatten es bisher immer geschafft, Privates und Berufliches unter einen Hut zu bekommen.
Doch seit einem halben Jahr war alles anders. Die ganze Welt stand Kopf. Niemand war mehr seines Lebens sicher. Dafür reichte es, wenn man aus dem Haus ging. Zunächst hatten alle gedacht, Westafrika sei weit weg, und die Seuche würde irgendwann eingedämmt werden. Wer konnte denn ahnen, dass diese verfluchten Fanatiker Menschen als Biowaffen benutzen und bewusst an Ebola Erkrankte in die Großstädte auf der ganzen Welt schicken würden, damit sie dort so viele Leute wie möglich anstecken? Anfangs hatten die Nachrichtenagenturen berichtet, dass das der ungebrochenen Reiselust geschuldet sei. Die Zahl der Infizierten nahm aber so rasant zu, dass dieses Argument für sich allein keine ausreichende Erklärung darstellen konnte.
Als dann ein Kranker im Fieberwahn von „Anschlag“ und „Strafe Gottes“ gefaselt hatte, erschien kurz darauf die Schlagzeile „BIOWAFFE MENSCH“ in allen Zeitungen und Boulevardblättern auf der ganzen Welt.
Wenig später meldeten sich die Fanatiker zu Wort. In einer Erklärung, die sie im Fernsehen abgegeben hatten, sprachen die Männer davon, dass sie im Stich gelassen worden wären. Ihre Frauen und Kinder hätten nicht sterben müssen, wenn rechtzeitig die von der Weltgesundheitsorganisation versprochene Hilfe eingetroffen wäre. Sie redeten sogar davon, dass absichtlich Medikamente zurückgehalten wurden, um die Bevölkerung in den armen Ländern zu dezimieren und sich so in Zukunft Hilfslieferungen zu ersparen. Das sei nun also ihre Rache. „Möge Gott diese elenden Heuchler strafen und ihnen vor Augen führen, wie es sich anfühlt, seine Liebsten zu verlieren.“
Ich erinnere mich noch genau an dieses ausgestrahlte Video. Der Gesichtsausdruck des Mannes war von Trauer gezeichnet. Sein Blick hatte jedoch auch etwas Irres an sich und unterstrich die Gefahr, die von ihm und seinen Anhängern ausging. Allein die Erinnerung daran trieb mir eine Gänsehaut den Rücken hinauf.
Die daraufhin folgende Panik war groß. Hysterische Massen kauften die Supermärkte leer, gingen nicht mehr zur Arbeit, die U-Bahnen und Busse standen still, Schulen und Behörden wurden geschlossen. Die gesamte Infrastruktur, auf die wir in unseren westlichen Ländern so stolz sind, brach zusammen. Wochenlang herrschten katastrophale Zustände, dass sogar das Militär eingreifen musste.
Seit Ostern kehrte langsam wieder Normalität ein, wenn man es so nennen konnte. Die Zahl der Todesopfer war ungebrochen hoch, aber es kamen zumindest keine Neuerkrankten mehr hinzu. Durch streng umgesetzte Vorschriften zu Quarantäne und Umgang mit den Patienten schien es, als hätten wir die Epidemie oder besser gesagt, die Pandemie, im Griff.
Gestern starb meine Freundin Janet. Sie war Krankenschwester auf meiner Station und eine meiner engsten Freundinnen. Unsere Kinder gingen gemeinsam in den Kindergarten.
Wenn ich darüber nachdachte, füllten sich meinen Augen sofort wieder mit Tränen. Kein Wunder, dass Björn so aufgeregt war. Er hatte einfach Angst um mich.