Die Mühlhäuser Batseba - Yvonne Bauer - E-Book

Die Mühlhäuser Batseba E-Book

Yvonne Bauer

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Beschreibung

Wenn Liebe in den Wahnsinn treibt ... Mühlhausen 1765: Eine junge Frau betritt splitternackt während des Adventsgottesdienstes die Marienkirche. Sie gibt sich als Prophetin aus, die die Apokalypse verkünden soll. Einzig die göttliche Liebe zwischen ihr und dem verheirateten Pastor des Gotteshauses könnte die Stadt vor dem Hereinbrechen des Chaos schützen ...

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»Den Wahn erkennt natürlich niemals, wer ihn selbst noch teilt.«

Sigmund Freud (1856 - 1939)

Inhaltsverzeichnis

Mühlhausen, 22. Dezember AD 1765

Mühlhausen, 9. Januar AD 1766

Mühlhausen, 27. März AD 1766

Nebra, 29. März 1766

Anmerkungen der Autorin

Über die Autorin

Mühlhausen, 22. Dezember AD 1765

»Nein, lasst mich los!«

Das Echo meines ohrenbetäubenden Schreis hallte von den Wänden des Gotteshauses wider. Hände griffen nach mir.

»Bitte, bitte, lasst mich doch los! Ich will zu ihm! Lasst mich um Himmels willen zu ihm!« Ich rief den Gottesmann in der Kanzel an.

»Deine Rechte sind mein Lied in dem Hause meiner Wallfahrt ...«

Erneut zerrten Hände an mir. Warum hörte denn keine dieser Frauen auf mich? Sahen sie nicht, was hier vor sich ging? Wieso schauten mich alle Menschen so entsetzt an?

Ein Mantel wurde mir über die Schultern geworfen. Die Wolle kratzte auf meiner nackten Haut.

»Das könnt ihr doch nicht tun! Gott hat es mir gesagt!«

»Frau, komm beruhige dich! Du störst den

Gottesdienst am heutigen vierten Advent! Du machst dich nur unglücklich!«

Verzweifelt versuchte ich die Hände abzuschütteln, die mich davon abhielten, zum Herrn Superintendenten vorzudringen.

»Ich bin ein Engel Gottes! Ihr dürft mich nicht aufhalten!«

»Jetzt ist es aber genug, Weib!«

Gnadenlos wurde ich in Richtung der Kirchenpforte gezogen. Ich wehrte mich, so gut ich nur konnte, versuchte zu treten, zu kratzen, doch die eisernen Griffe lockerten sich nicht.

Ein Mann schob mich vor die Tür und schloss die Pforte.

»Weib bist du noch ganz bei Sinnen? Es ist ein schweres Vergehen, den Kirchenfrieden auf diese lästerliche Art und Weise zu stören. Die Kirchendiener haben schon nach den Wachen geschickt. «

Der Schnee unter meinen Füßen ließ mir die Fußsohlen erfrieren. Der eisige Wind suchte sich seinen Weg durch die Ritzen des Mantels hindurch und ließ die Eiseskälte meine Beine hinaufkriechen. Bald war es mir unmöglich, das Aufeinanderklappern der Zähne nur einen weiteren Moment zu unterdrücken, so sehr ich mich auch bemühte.

Mein langes braunes Haar wurde vom Wind aufgewirbelt und peitschte mir ins Gesicht, sodass es mir die Sicht versperrte.

So sah ich die beiden grobschlächtigen Soldaten nicht, die auf mich und den Mann, der mich aus der Marienkirche geführt hatte, zukamen.

»Gott zum Gruße Herr Schüler. Ein Messdiener hat nach uns schicken lassen.«

»Das ist richtig. Dieses Weib hier ist nackt in die Kirche getreten und hat den Gottesdienst gestört.«

Der Blick, den die beiden sich zuwarfen, war an Spott kaum zu überbieten.

»Biste eine der Huren aus der Rosengasse und hast nicht das richtige Kleid für die Messe gefunden?«

Der größere der Wachmänner klopfte sich, während er über seinen eigenen Witz lauthals lachte, auf die Knie.

»Ich, eine Dirne? Wie könnt Ihr es wagen! Ich bin eine Prophetin!«

Wütend, mit geballten Fäusten stand ich vor den Männern, die sich vor Lachen die Bäuche hielten.

»Eine Prophetin? So, so ...«

»Gott hat mich gesandt ...«

»... Nun ist es genug, Weib. Spar dir die

Geschichte für den Amtmann auf. Du wirst deine Spucke noch brauchen.«

Grob griff er nach meinem Arm und zerrte daran. Ich stemmte die Fersen in den Boden und weigerte mich, auch nur einen Schritt zu laufen.

»Komm schon! Du bist ja störrischer als ein Esel. Ich verliere gleich die Geduld.«

Dann zog der zweite der Wachmänner an dem anderen Arm. So sehr ich mich auch gegen sie wehrte, mit ganzer Kraft die Hacken weiter in den Boden stemmte, ich war machtlos. Meine Füße schoben den Schnee vor sich her, als die Soldaten an mir zerrten. Einfach wollte ich es ihnen jedoch nicht machen, deshalb ließ ich mich hängen, wie ein Sack Kartoffeln. Unbeirrt zogen sie mich weiter.

Die Männer bogen nach rechts in eine abschüssige Gasse ab, die ich nicht kannte.

»Wo bringt ihr mich hin?«

»Zum Semneramt ins Rathaus.«

Fieberhaft versuchte ich meine Gedanken zu sortieren. Was hatte ich denn Falsches getan? Wenn der Heilige Geist mir befielt, den Superintendenten zu suchen, dann muss ich das doch tun. Es wird sich gewiss alles klären. Vor einem prächtigen Haus blieben wir stehen. Über dem farbigen Torbogen stand in großen Lettern »Der Herr bewahr deinen Eingang und deinen Ausgang« geschrieben. Darüber breitete auf dem Wappen der Stadt ein schwarzer Adler seine Schwingen aus, auf denen je ein Mühleisen abgebildet war.

Einer der Wachmänner griff nach dem Ring an der Pforte und schlug ihn krachend gegen das Holz.