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Der Autor unternimmt mit diesem Buch den gewagten Versuch, die heute vorherrschenden Weltbilder, wie das der reduktionistischen Wissenschaft, der Religion, der Psychologie und Psychotherapie sowie der Medizin einer kritischen Analyse zu unterziehen. Er zielt dabei nicht auf deren Abwertung, sondern hinterfragt diese hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit sowie ihrer Tragfähigkeit in Bezug auf das Leben des Menschen in dieser uns oft so widersprüchlich erscheinenden Welt. Kein leichtes Unterfangen angesichts der schweren Krisen in allen Bereichen: (Land-) Wirtschaft, Forschung, Umweltverschmutzung und der damit einhergehende Klimawandel, zunehmende Naturkatastrophen, Kriege allerorts, Terror durch Fundamentalismus, Ideologien und Diktaturen – um nur einige zu nennen. Basierend auf einer intensiven Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen der Neuen Physik sowie einem tiefgreifendem Studium der Heiligen Schrift versucht der Autor anhand der uralten Weisheitslehren der Menschheit Hintergründe dieser Krisen sichtbar zu machen und mögliche Auswege im Sinne einer Ergänzung bestehender Wege aufzuzeigen. "Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will." Albert Einstein
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Seitenzahl: 492
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Eine kritische Analyse der Not-wendigkeit, dieses einseitige Weltbild durch die esoterischen Weisheitslehren aller Völker, Zeiten und Kulturen zu ergänzen.
Einleitung
Das naturwissenschaftliche Weltbild
„Was überhaupt ist eine Wissenschaft?“
Das alte Weltbild der Physik
Das neue Weltbild der Physik
Konsequenzen des naturwissenschaftlichen Weltbildes
Konsequenzen für die Religion
Konsequenzen für das alltägliche Leben
Konsequenzen für die Medizin
Konsequenzen für Psychologie und Psychotherapie
Krankheit und Heilung aus biblischer Sicht
Pseudoesoterik – New-Age – Positives Denken und Ähnliches
Das esoterische Weltbild
Die Frage nach dem Sinn des Lebens
Die Philosophia perennis, die ewige Philosophie
Der Mythos erzählt die Geschichte von der Wahrheit
Wozu die Schöpfung und was ist Evolution?
Der Schöpfungsbericht der Bibel und der Sündenfall des Menschen
Die Geburt des „Bösen“
Sünde und Schuld sind metaphysische Begriffe, und keine moralischen
Gott und Teufel sind „Brüder“
Das Resonanzgesetz
Unsere reale Welt ist nicht
wirklich
Den Zufall gibt es nicht – oder was ist Zufall?
Unsere Umwelt, ein riesengroßer Spiegel
Über das Warum und das Wozu unserer Existenz
Der wahre Kern jeder Hochreligion
Das Alte Testament
Christentum – Kirche – Neues Testament
Zur Geschichte der christlichen Kirchen
Die Kirche und das weibliche Prinzip
Die Kirche und das Böse
Wissenschaftliche Theologie und Metaphysik
Das
Wesen
Gottes aus heutiger theologischer Sicht
Die Schöpfung aus Sicht heutiger christlicher Theologie und Kirche
Die Schöpfung aus wissenschaftlicher Sicht
Weltverbesserung – Nächstenliebe – Sozialarbeit
Weg und Ausweg
Jesus der Christus
Selbsterlösung oder Fremderlösung?
Das Kirchenjahr
Die Karwoche
Die Petruskirche und Johannes
Kirche am Scheideweg
Esoterisches Christentum
Nachwort
Anhang
Endnoten
Literaturverzeichnis
„Wir müssen den Menschen befreien von dem Kosmos, den die Physiker und Astronomen konstruiert haben, von einem Kosmos, in den er seit der Renaissance eingesperrt ist. Trotz all ihrer Schönheit und Größe ist die Welt der toten Materie zu eng für den Menschen. Sie entspricht ihm ebensowenig wie seine gesellschaftliche und seine wirtschaftliche Ordnung. Wir dürfen an dem Dogma ihres ausschließlichen Realitätsanspruchs nicht länger festhalten, denn wir wissen, daß ihre Grenzen nicht unsere Grenzen sind, daß uns andere Dimensionen offenstehen als nur die des physikalischen Kontinuums. Der Geist des Menschen reicht über Raum und Zeit hinaus in eine andere Welt. Er selbst ist diese Welt, und es steht ihm frei, ihre unendlichen Zyklen zu durchlaufen. Den Zyklus der Schönheit, der sich den Denkern, den Künstlern und den Dichtern erschließt, den Zyklus der Liebe, dem Opfermut, Heroismus und Entsagung entspringen. Den Zyklus der Gnade, welcher der höchste Lohn derer ist, die leidenschaftlich nach Wesen und Ursprung aller Dinge suchten. Wir müssen aufstehen und uns auf den Weg machen. Uns befreien vom blinden Glauben an die Technologie. Den Reichtum unserer Fähigkeiten in ihrer ganzen Vielfalt zur Verwirklichung bringen“
Alexis Carrel
„Der Augenblick ist gekommen, sich endlich bewußt zu werden, daß jede Interpretation des Universums, sogar die positivistische, um befriedigend zu sein, nicht nur die Außen-, sondern auch die Innenseite aller Dinge berücksichtigen muß – den Geist in gleichem Maße wie die Materie. Die wahre Physik ist jene, der es eines Tages gelingen wird, den Menschen in seiner Gesamtheit in ihre kohärente Darstellung der Welt zu integrieren“
Pierre Teilhard de Chardin.
Wenn wir uns heute in unserer Welt ein wenig umsehen und nach einem gültigen Weltbild Ausschau halten, dann könnte vielleicht die Frage auftauchen, wozu eine solche Suche notwendig sei? Wir haben doch ein modernes naturwissenschaftliches Weltbild, das „beste „und „erwiesenermaßen gültigste“ Weltbild, das der Mensch im Laufe seiner Entwicklung je besessen hat. Ich bin überzeugt, dass viele Menschen in der westlichen Zivilisation diese Ansicht vertreten und an dieses Weltbild glauben, da doch der Augenschein es angeblich täglich bestätigt. Der Mensch unserer Tage ist von diesem Weltbild dermaßen überzeugt, dass er die nachweisbare Einseitigkeit dieses Denksystems entweder gar nicht wahrnimmt, oder sie einfach nicht zur Kenntnis nimmt. Die Grundlage dieses Weltbildes bildet die Materie, wobei der Begriff: „Welt-bild“ eigentlich schon zeigen könnte, dass ein Bild – abgesehen von einem konkreten Bild – in Wirklichkeit etwas Geistiges symbolisiert.
Es ist ein echtes Anliegen dieses Buches, dieses Weltbild der Wissenschaft, also im Wesentlichen der reduktionistischen Naturwissenschaft, einer kritischen Analyse zu unterziehen, aber nicht mit der Absicht es abzuwerten, sondern es bezüglich seines Anspruchs auf Allgemeingültigkeit zu hinterfragen bzw. zu relativieren. Auch wenn hier primär die Naturwissenschaft gemeint ist, so ist nicht zu leugnen, dass diese inzwischen ihren ursprünglich sich selbst gesteckten Rahmen in vielen Bereichen überschritten, und auch die Geisteswissenschaften durchdrungen hat.
Angesichts einer weitverbreiteten Wissenschaftsgläubigkeit des westlichen Menschen, der auch fest vom Fortschritt der Wissenschaft überzeugt ist, also kein leichtes Unterfangen. Es wird notwendig sein, die Auswirkungen des wissenschaftlichen Denkansatzes auf alle wesentlichen Gebiete unseres Lebens zu untersuchen, um ein Bild davon zu bekommen, welch schwerwiegende Folgen dieses Denken – unabhängig von seinen großartigen Erfolgen – im Verlauf der Geschichte des Abendlandes nach sich gezogen hat.
Nicht Polemik ist angesagt, sondern nüchterne Analyse. Diese wird allerdings an vielen Stellen sehr kritisch ausfallen und es wird notwendig sein, diese Kritik auch entsprechend zu begründen. Dabei geht es mir aber – und das ist wichtig zu betonen – um eine Kritik am Weltbild der Wissenschaft und nicht um Kritik an Menschen, die für ihr persönliches Leben dieses Weltbild vertreten.
Wenn diese Wissenschaft bzw. ihre „Gläubigen“ der Meinung sind, dieser ihr Denkansatz hätte universale Gültigkeit, dann erscheint es angebracht, diesen Anspruch kritisch zu hinterfragen. Der menschliche Geist kann mehr erfassen und erkennen als heutige Wissenschaft bezüglich eines ganzheitlichen Weltbildes ihm vermittelt.
Wenn der Mensch von heute auch glaubt, dass wir im Besitz des größten Wissens seit Menschengedenken wären, – wobei dies für den quantitativen Aspekt zutreffen mag, nicht aber für den qualitativen –, so ist diese Ansicht schlicht ein Irrtum. Wir wissen heute sehr viel über Unwesentliches, und wir werden bald alles über nichts wissen.
Um solche Behauptungen aufstellen zu können, braucht man gar kein Wissenschaftler zu sein, denn die uralten Weisheitslehren der Menschheit zeigen – wenn man den Blick dafür entwickelt –, dass die Verhältnisse bezüglich echten Wissens eher umgekehrt liegen. Wir haben heute nicht das höchste Wissen aller Zeiten, sondern wir haben es weitgehend verloren.
Ich werde versuchen, Belege für diese Behauptungen anzuführen. Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich betonen, dass es nicht um Anschuldigung dieser Wissenschaft geht, sondern um eine kritische Analyse, denn vieles, was diese Wissenschaft „entdeckt“ und „erfunden“ hat, möchten wir alle nicht mehr missen. Mir geht es primär darum, die Einseitigkeit dieses Weltbildes aufzuzeigen. Einseitigkeit besagt schon vom Wort her, dass hier eben nur eine Seite gesehen wird und nicht das Ganze. Diese eine Seite bildet die Materie, und wie uns die Quantenphysik heute offenbart, gibt es in Wirklichkeit gar keine Materie, was im weiteren Verlauf noch zu betrachten sein wird.
Es ist das wissenschaftliche Weltbild, das sich auf seine Fahnen geschrieben hat, dass der Sinn unseres Lebens in der Erfüllung unserer vorwiegend materiellen Wünsche liegt, wobei diese Wissenschaft mit Hilfe von funktionalen Maßnahmen dafür sorgt – z.B. auf Kosten der Umwelt –, diese Ansprüche auch realisierbar zu machen. Das „Zauberwort“ dafür, dies Alles auch erfüllbar zu machen, heißt „Fortschritt“, wobei niemand so recht weiß, wohin wir schreiten. Fortschritt um des Fortschrittes willen, wozu? Wenn das Ziel des Fortschritts wieder Fortschritt ist, dann beißt sich irgendwann die Katze in den eigenen Schwanz.
Diesem „Ziel“ liegt ein lineares Zeitmodell zugrunde, wobei es weder Zeit – wie sich noch zeigen wird – noch Linearität von Zeit gibt. Es gibt nur Rhythmus und Zyklus, und aus dieser Sicht ist auch die Forderung nach permanentem Wirtschaftswachstum ein Nonsens sondergleichen. Die natürliche Folge von Konjunktur ist irgendwann auch Rezession bzw. Depression, doch wenn sich eine solche abzuzeichnen beginnt, leuchten alle Warnlichter, so, als wenn es das einfach nicht geben dürfte.
Wir wissenschaftsgläubigen Menschen unserer Tage haben uns derart weit von der Wirklichkeit dieser Welt entfernt, dass man vergeblich in der Geschichte der Menschheit suchen könnte, um eine Parallele zu dieser Entfremdung zu finden. Wir leben an der Wirklichkeit dieser Welt dermaßen vorbei – und dies wird im Verlauf dieser Analyse immer deutlicher werden –, dass man schon sehr berechtigte Zweifel an der „Großartigkeit“ dieses wissenschaftlichen Weltbildes anzumelden gezwungen ist.
Die Auswirkungen dieses einseitigen Denkansatzes betreffen nicht nur unseren „goldenen Westen“, sondern gerade heute werden die Folgen dieses Denkansatzes weltweit in drastischer Weise sichtbar. Alle ernst zu nehmenden Fachleute sind sich im Wesentlichen darüber einig, dass die laufende Terrorwelle unter anderem darin wurzelt, dass ein diabolisch agierender reicher Westen mit Hilfe einer diabolischen Wissenschaft sich an dieser Welt bereichert hat, so, als würde die ganze Welt diesem reichen Westen allein gehören. Aus schlechtem Gewissen fallen hin und wieder ein paar Brosamen für die Völker der „unterentwickelten Welt“ ab. Die ganz selbstverständliche und gerechtfertigte Forderung nach gerechtem Lohn und gerechten Erzeugerpreisen wird wohl eingestanden aber halbherzig, und damit nicht verwirklicht. Macht, Profitgier, Egoismus und Dummheit halten diesen Wahnsinn aufrecht und wir selbst sind heilfroh, dass wir zum reichen, wissenschaftlichen Westen gehören. Wohlstand, ständiges Wirtschaftswachstum auf Kosten der Umwelt, billige Preise auf Kosten der Erzeuger – weil entsprechende Lobbys den Gewinn einheimsen –, Risikofreiheit mit Hilfe verschiedenster Versicherungen gegen alle möglichen Gefährdungen unserer materiellen Existenz, das sind die „Götter“ unserer Zeit, auch wenn die Welt dabei zugrunde geht. Es ist dieser reduktionistische, materialistische Denkansatz, der langsam aber sicher diese Welt zerstört, zerstückelt, weil ihm die andere Seite, die Sinnhaftigkeit des Handelns und die not-wendige Einsicht fehlt.
Die Denkvoraussetzungen für diese Zustände hat diese reduktionistische Wissenschaft geschaffen mit ihrem allein auf die materielle Welt ausgerichteten Weltbild und dem daraus entspringenden Handeln. Die Folgen wie Massenproduktion, Massentierhaltung und daraus entstehende Seuchen und andere gesundheitliche Gefahren, die wollen wir nicht, die soll dann der Staat mit Hilfe von funktionalen Maßnahmen beseitigen; übrigens – und das ist das Groteske daran – mit Hilfe jener Wissenschaft, die die Denkvoraussetzungen für diese Folgen geschaffen hat. Folgen für unsere Erde und ihre Bewohner.
Wir werden nur sehr schnell unruhig und aus unserer Lethargie aufgeschreckt, wenn sich Ereignisse wie die des 11. September 2001 sowie inzwischen sich laufend ereignende Terrorakte einstellen. Schnell wird dann der „Schuldige“ festgemacht und mit Waffen bekämpft, die ebenfalls diese Wissenschaft erfunden und deren Erzeugung mit Hilfe der Technik möglich gemacht hat, zur Absicherung dieses einseitigen Systems. Es wird uns sogar in Aussicht gestellt, damit das „Böse“ aus der Welt zu schaffen; dasselbe haben unsere christlichen Kirchen schon 2000 Jahre lang vergeblich versucht.
Terrorbekämpfung mit Waffengewalt allein, auch wenn diese noch so überlegen sein mag, ist letztlich aussichtslos, wenn nicht parallel dazu die Hintergründe der Entstehung des Terrors erkannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.
Allen Verwicklungen innerhalb unserer menschlichen Existenz liegen immer falsche bzw. nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmende Weltbilder zugrunde. Falsche Weltbilder entspringen aber oft falschen Gottesbildern. Hier bilden die heutigen christlichen Kirchen weltweit keine Ausnahme. Auch sie haben sich einem der Wirklichkeit nicht mehr entsprechenden Gottesbild verschrieben, wobei sie vorgeben, im alleinigen Besitz der Wahrheit zu sein und einen Alleinvertretungsanspruch in Sachen Religion erheben zu dürfen.
Auch wenn solche Aussagen an dieser Stelle nur Behauptungen sein können, werden diese Themen im Laufe der weiteren Ausführungen Gegenstand gründlicher Analyse sein, um sie auch entsprechend belegen zu können.
Fanatisierte fundamentalistische „religiöse“ Gruppen gegen fanatischen, auf einseitiger Wissenschaft basierenden Global-Kapitalismus; gegen das Erste protestieren wir, das Zweite ist uns willkommen, weil wir selbst davon profitieren. Wenn es uns nicht gelingt, die heute auf der Welt bestehende große Kluft zwischen Armen und Reichen auf sinnvolle Weise auszugleichen, werden die Folgen sowohl eine Zunahme der Radikalisierung als auch ein weiteres Anwachsen des Leids vieler Menschen auf dieser Welt sein.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es sollen damit keineswegs solche ebenfalls einseitigen und fanatischen Terroranschläge gut geheißen werden. Es zeigt sich an ihnen „nur“ die Kehrseite der Medaille. Es gleicht sich letztlich alles Un-gleichgewicht wieder aus, auch wenn es oft den Anschein hat, als gäbe es Ausnahmen von dieser Gesetzmäßigkeit; doch der Schein trügt, weil hier oft Kräfte am Werke sind, die über größere Zeiträume wirksam sind.
Es hat schließlich alles seinen Preis!
Großteils entspringen solch tragische Konflikte Weltanschauungsdifferenzen, wobei letztlich lediglich formale Unterschiede den Ausschlag für die Katastrophe geben. Es sind also sehr oft diese formalen Auffassungsunterschiede zwischen den verschiedenen Weltreligionen in ihrer exoterischen Ausformung, die zu Auseinandersetzungen und Kriegen führen. Man kann daraus auch ersehen, wie wichtig, ja wie essentiell das Thema Religion für den Menschen ist, sonst bräuchten sich nicht Streit, Hass und Krieg daran entzünden.
Das Fatale an diesen Religionskriegen ist aber der Umstand, dass hier immer um die formale „Verpackung“ der verschiedenen Religionen gestritten wird und die Verantwortlichen sich nicht die Mühe machen, einmal diese formale Einkleidung zu entfernen um zu sehen, welch Inhalt sich darin verbirgt. Man würde erkennen können, dass sich in jeder wohl verschiedenen religiösen Form aller Hochreligionen der gleiche Inhalt verbirgt, nämlich der esoterische Kern jeder dieser Religionen. Dieser innere esoterische Kern enthält die eine gleiche Wahrheit, weil es nur eine Wahrheit geben kann. Auch der Islam, der zurzeit aufgrund der Ereignisse des 11. Sept. 2001 und vieler anderer Terroranschläge ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist, enthält diesen esoterischen Kern. Er nennt sich „Sufismus“ und auch hier zeigt sich das Bild, das entsteht, wenn sich Religionen zu weit von diesem Kern entfernen.
Wenn wir uns heute fragen, wie es zu all diesen grässlichen Terrorszenen kommen konnte, zu denen sich dann verschiedenste „islamische“ Gruppen bekennen und sich auf den „Heiligen Krieg“, den Dschihad berufen, dann scheint es, als würden wir diesem Wahnsinn hilflos ausgesetzt sein, auch wenn der betroffene Westen mit aller Macht und den modernsten Waffen dagegen kämpft.
Wir dürfen nicht übersehen, dass diese Terroristen davon überzeugt sind, Gott damit einen Dienst zu erweisen und daher mit Todesmut in diesen Kampf ziehen, was man von der betroffenen Gegenseite nicht behaupten kann. Man versucht mit militärischer Überlegenheit dagegen anzukämpfen, aber man möchte – wenn möglich – keine Opfer an Menschenleben riskieren. Ein Vorgehen, das sich gemessen am überlegenen Waffenaufwand als relativ unwirksam erweist. Es liegt an der unterschiedlichen Motivation der beteiligten Kämpfer; die einen verstehen sich als Kämpfer für ihre Religion, die anderen als Verteidiger ihres Wohlstandes, ihrer Sicherheit und ihres Friedens.
Offensichtlich liegen die wahren Gründe für diese große Auseinandersetzung doch tiefer. Auf Seite der Terroristen ist ein intensives bis fanatisches Bekenntnis – manchmal vielleicht auch nur vorgegeben – für das Thema Religion nicht zu übersehen, während auf Seite des Westens dieses Thema weitgehend an Bedeutung eingebüßt zu haben scheint. Hier herrscht „Gott“ Fortschritt auf der Grundlage eines einseitigen, reduktionistischen, materialistischen Weltbildes, mit dessen Hilfe es der „reiche Westen“ zu großem materiellen Wohlstand gebracht hat auf Kosten eines wahren Lebenssinnes, so wie auf Kosten von Mutter Erde.
So herrscht in den Ländern, in denen sich der Terrorismus vorwiegend entwickelt hat, oft tiefe Armut aber große Gutgläubigkeit – in krassem Gegensatz zum reichen Westen. Dies bringt viel Sprengstoff, der sich in für uns unverständlichem Hass auf die „Ungläubigen“ entlädt, der aber trotz Allem mit nichts zu rechtfertigen ist, weil er einer Verwechslung der Ebenen entspringt.
Dazu Rüdiger Dahlke: „Im Sufismus, der esoterischen Strömung des Islam, wird der Heilige Krieg als Kampf gegen das eigene Ego begriffen. Wenn das Ego besiegt und vernichtet wird, löst es sich mit all seinen Grenzen und Beschränkungen gleichsam in Wohlgefallen auf, und die größere Wirklichkeit der Befreiung tritt ein. Man erkennt, dass alles eins ist und man schon immer mit allen und allem verbunden war. Für das Bewusstsein gibt es nun keine Grenzen mehr.
So heißt es im Koran, dass, wer in diesem (inneren) Krieg fällt, zur Belohnung in den siebten und damit höchsten Himmel gelangt. Ein Krieger des Lichts, der sein Leben der Erleuchtung weiht und dabei heldenhaft fällt, wird das nicht umsonst getan haben. Er bekommt bei nächster Gelegenheit die beste Chance, sein Werk zu vollenden. So oder so ähnlich lehren es auch andere Religionen. Daraus nun die Vorstellung abzuleiten, man käme in den höchsten Himmel, wenn man sich als Selbstmordterrorist in die Luft sprengt und dabei noch ein paar Gegner mit in den Tod reißt, ist geradezu lächerlich. Aber nicht so für islamische Fundamentalisten, wie man Anfang des dritten Jahrtausends wieder auf so schreckliche Weise in Palästina sehen kann.
Fundamentalisten versuchen, in der konkreten Welt etwas zu erreichen, das für die Bewusstseinsebenen bestimmt ist. Diese Verwechslung sollte uns eigentlich Nähe und Solidarität zu ihnen spüren lassen, denn wir machen ja ständig genau denselben Fehler, wenn wir versuchen, Einheit und Allverbundenheit, Grenzen- und Schrankenlosigkeit in der Welt zu organisieren. Naiv wundern wir uns dann – ähnlich wie wohl die Terroristen unter den Fundamentalisten –, dass die Ergebnisse so miserabel ausfallen und alles schlimmer statt besser wird.
Fundamentalisten leben in der besonderen Gefahr, dass sie sich sicher wähnen, Gott auf ihrer Seite zu haben. Selbst wenn sie gegen den Rest der Welt stehen – und dazu noch gegen die Mehrheit der eigenen Glaubensbrüder wie etwa die Taliban in Afghanistan –, fühlen sie sich stark und jeder Herausforderung gewachsen. Aus dieser Verwechslung der Ebenen stammt wohl auch der Todesmut, mit dem sie bis zum letzten Blutstropfen für ihre Ziele kämpfen, die sie immer auch als die Gottes (miss-) verstehen.
Fundamentalisten denken nicht mehr nach, sie wähnen sich sicher. Aber machen wir es besser mit unserer modernen Idee, durch eine Freihandelszone die ganze Welt zu befreien? Bezogen auf den Liberalismus eines Adam Smith sind auch wir Fundamentalisten. Muss die Welt denn unbedingt am Liberalismus genesen, auch wenn sie dabei so unübersehbar Schaden nimmt? Wir hätten jede Menge Anschauungsmaterial, das uns eines Besseren belehren könnte. Wir bräuchten nur hinzuschauen.
Unsere eigene wie auch die Chance aller Fundamentalisten wäre es, aus dem gut gemeinten Traum, der sich längst zum Albtraum für die Welt entwickelt hat, aufzuwachen und wieder nachzudenken. Die Grundannahmen gilt es neuerlich zu überprüfen.“1
Immer ist es das Ego, das sich in Konkurrenz und Machtwahn verstrickt; ein Umstand, den man auch an den Machthabern in diesen Ländern aus denen zurzeit die Menschen flüchten, unschwer erkennen kann. Das von diesem Flüchtlingsstrom überschwemmte Europa ist sichtlich überfordert, diese Menschen menschenwürdig aufzunehmen, weil einzelne Staaten dieses Europas offensichtlich den Sinn dieser Union noch nicht verstanden haben und in erster Linie ihre wirtschaftlichen und politischen Eigeninteressen im Sinn haben; die so wichtige Solidarität, die mit diesem Zusammenschluss gestärkt werden soll, existiert lediglich am Papier, wird aber in der Praxis nicht verwirklicht. Die Verursacher dieser Tragödie, die egomanen Machthaber in den Ländern aus denen die Menschen flüchten müssen, wären not-wendigerweise zu entmachten. Die Menschen in den östlichen Durchzugsländern, denen die egoistischen Eigeninteressen wichtiger sind als die angestrebte Solidarität, sollten daran erinnert werden, wie ihnen in Österreich und auch anderswo wirksam geholfen wurde, als viele Menschen aus diesen Ländern aufgrund von Kriegen in ihren Staaten in den Westen flüchten mussten. Auch hierzulande gibt es genügend Menschen, die es richtig finden, dass auch um Österreich ein Zaun gebaut wird. Natürlich sollte auch nicht übersehen werden, dass ein Asylrecht für Kriegsflüchtlinge nicht automatisch auch für Wirtschaftsflüchtlinge gilt. Für diese gilt es andere Lösungsansätze zu entwickeln.
An dieser Stelle ist es vielleicht angebracht, einen „offenen Brief im Zorn“ des ehemaligen CDU-Abgeordneten Jürgen Todenhöfer aus dem „Dahlke Blog“ zu zitieren in dem es heißt:
„Sehr geehrte Präsidenten und Regierungschefs! Ihr habt mit eurer jahrzehntelangen Kriegs-und Ausbeutungspolitik Millionen Menschen im Mittleren Osten und in Afrika ins Elend gestoßen. Wegen euch flüchten weltweit die Menschen. Jeder dritte Flüchtling in Deutschland stammt aus Syrien, Irak und Afghanistan. Aus Afrika kommt jeder fünfte Flüchtling. Eure Kriege sind auch Ursache des weltweiten Terrorismus. Statt ein paar hundert internationalen Terroristen wie vor 15 Jahren haben wir jetzt über 100.000. Wie ein Bumerang schlägt eure zynische Rücksichtslosigkeit jetzt auf uns zurück. Wie üblich denkt ihr nicht daran, eure Politik wirklich zu ändern. Ihr kuriert nur an den Symptomen herum. Die Sicherheitslage wird dadurch jeden Tag gefährlicher und chaotischer. Immer neue Kriege, Terrorwellen und Flüchtlingskatastrophen werden die Zukunft unseres Planeten bestimmen. Auch an Europas Türen wird der Krieg eines Tages wieder klopfen. Jeder Geschäftsmann, der so handeln würde, wäre längst gefeuert oder säße im Gefängnis. Ihr seid totale Versager. Die Völker des Mittleren Ostens und Afrikas, deren Länder ihr zerstört und ausgeplündert habt sowie die Menschen Europas, die jetzt unzählige verzweifelte Flüchtlinge aufnehmen, zahlen für eure Politik einen hohen Preis. Ihr aber wascht eure Hände in Unschuld. Ihr gehört vor den Internationalen Strafgerichtshof. Und jeder eurer politischen Mitläufer müsste eigentlich den Unterhalt von mindestens 100 Flüchtlingsfamilien finanzieren. Im Grunde müssten sich die Menschen dieser Welt jetzt erheben und euch Kriegstreibern und Ausbeutern Widerstand leisten. Wie einst Gandhi – gewaltlos, in “zivilem Ungehorsam“. „Wir müssten neue Bewegungen und Parteien gründen. Bewegungen für Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Die Kriege in anderen Ländern genauso unter Strafe stellen, wie Mord und Totschlag im eigenen Land. Und euch, die verantwortlichen für Krieg und Ausbeutung, für immer zum Teufel jagen. Es reicht! Haut ab! Die Welt wäre ohne euch viel schöner“.
Jürgen Todenhöfer hat diesen Brief auf seiner facebook-Seite veröffentlicht und die folgenden Zeilen darunter gestellt:
„Liebe Freunde, ich weiß, man sollte im Zorn nie Briefe schreiben. Doch das Leben ist viel zu kurz, um immer um die Wahrheit herumzureden. Ist eure Empörung nicht auch so groß, dass ihr aufschreien möchtet über so viel Verantwortungslosigkeit? Über das unendliche Leid, das diese Politiker angerichtet haben? Über die Millionen Toten? Haben die Kriegspolitiker wirklich geglaubt, man könne jahrzehntelang ungestraft auf andere Völker einprügeln und sich die Taschen voll machen? Wir dürfen das nicht länger zulassen! Im Namen der Menschlichkeit rufe ich euch zu: WEHRT EUCH“!
Euer JT
Jeder menschlich denkende Leser wird diesem leidenschaftlichen Appell zustimmen müssen, aber wir dürfen nicht übersehen, dass sich in der Psyche des Menschen neben bewussten Beweggründen unbewusste Abgründe befinden, die um der Bewusstwerdung willen – weil es sich bei ihnen um in uns verdrängte Urprinzipien handelt –, sich in pervertierter Form Ausdruck verschaffen und viel Unheil anrichten. Diese verdrängten Energien werden über den Umweg der Projektion dann an Menschen und Umständen im Außen festgemacht. Es geht daher primär darum, diese Projektionen in uns zurück zu nehmen, um zu erkennen, dass es sich bei ihnen um in uns abgelehnte Bewusstseinsinhalte handelt, die in uns integriert, das heißt – im Sinne der Feindesliebe Jesu – „geliebt“ werden wollen. Das ist eine der schwierigsten Aufforderungen, die uns Jesus hinterlassen hat. Diese von Jesus verlangte Feindesliebe meint also die Integration der in uns abgelehnten und verdrängten Bewusstseinsbereiche, die uns so lange im Außen begegnen müssen, bis wir diese Aufgabe erfüllt haben. Wir machen analog im Kleinen oft nichts anderes als diese zu Recht im obigen Beitrag angeprangerten Machthaber und Politiker. Die Aufforderung Jesu gilt im Kleinen, wie im Großen. Daran mag sichtbar werden, wie schwierig der Weg des Menschen durch die Welt der Polarität ist; der Polarität die nur im Bewusstsein des Menschen „nach“ dem Sündenfall besteht. Dieser geschieht jeden Tag neu, weil es sich beim Sündenfall nicht um ein historisches Ereignis handelt, sondern um ein, in diesem wahren Mythos exakt beschriebenes, archetypisches Geschehen.
Funktionale Maßnahmen allein und seien sie noch so gut gemeint, können diese Probleme nicht lösen solange die zugrunde liegenden seelischen und geistigen Gesetzmäßigkeiten nicht erkannt werden; eine Aufforderung sowohl an die Täter wie auch an die Opfer.
Der Weg des Menschen durch die Polarität, durch die Welt der Gegensätze gehört zum Schwierigsten, was es gibt und nur die schrittweise vollzogene Bewusstseinsentwicklung über viele Inkarnationen hinweg ist allein in der Lage, diese Gegensätze wieder zu vereinen. Diese gesetzmäßigen Zusammenhänge ein wenig zu erhellen, ist eines der Anliegen dieses Buches.
An den oben aufgezeigten Verwicklungen zeigt sich, wohin falsch verstandene Religion führen kann; immer entstehen solche Missverständnisse, wenn, wie schon betont, Ebenen d.h. Denkebenen verwechselt werden.
Auch im Christentum hat es dunkle Epochen gegeben, wenn wir nur an Kreuzzüge, Verfolgung, Ausrottung Andersgläubiger, Zwangsbekehrungen mit Mitteln von Folter, Gewalt und Inquisition denken. Auch diese Verirrungen sind dieser Verwechslung von Ebenen entsprungen.
Man kann Gott keinen Dienst erweisen, indem man seine Geschöpfe quält!
Diese Einleitung könnte nun zu falschen Schlüssen führen, wenn daraus abgeleitet wird, dass dies alles nicht geschehen „dürfte“ und mit funktionalen Maßnahmen allein zu verhindern wäre. Die Tatsache, dass und warum es doch geschieht, soll einen Schwerpunkt in den weiteren Ausführungen dieses Buches bilden; die Theorie des Zufalls wird sich dabei als der sinnloseste Versuch einer sinnvollen Weltdeutung darstellen.
Ich möchte daher schon an dieser Stelle auf eine Gesetzmäßigkeit aufmerksam machen, die das Grundthema dieses Buches bilden wird, das Gesetz der Polarität. Entsprechend dieser Grundgesetzlichkeit unserer Welt gleichen sich alle Einseitigkeiten letztlich wieder aus.
Für den westlichen, wissenschaftsgläubigen Menschen, der die Welt einseitig durch die Brille von Intellekt und Ratio betrachtet und sich damit gehörig in die polare Welt verwickelt hat, indem er einseitig auf den männlichen Pol gesetzt hat, gibt es nur eine Chance, dieser Einseitigkeit zu entrinnen, nämlich indem es ihm gelingt, den so lange vernachlässigten und mit Füßen getretenen weiblichen Pol der Wirklichkeit auf allen Ebenen des Lebens wieder in sich heim zu holen. Diese Integration des weiblichen Pols, um wieder ganz zu werden, ist die dringendste Aufgabe für unsere der männlichen Wissenschaft auf den Leim gegangene Kultur und Gesellschaft. Diese Forderung betrifft selbstverständlich nicht nur den Mann, sondern auch die Frau. Was hier mit „männlich“ und „weiblich“ bezeichnet wird, meint den Archetyp des männlichen und weiblichen Prinzips und nicht den konkreten Mann oder die konkrete Frau. So wurde es auch der katholischen Kirche zum Verhängnis, dass sie diese Zusammenhänge nicht mehr verstanden hat, als sie das weibliche Prinzip – zu dem ja die mater-ielle, von Satan beherrschte Welt gehört –, mit der konkreten Frau gleichgesetzt hat. Der Versuch, „das Böse“ mit der Vernichtung der Frau zu bekämpfen, der sich beispielsweise in der Inquisition manifestierte, zeigte wenig Erfolg.
„Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will, und stets das Gute schafft“.
Diese tiefe Wahrheit lässt Goethe seinen Mephisto sprechen. Daher gilt es auch mit Verurteilungen dieser Wissenschaft sehr vorsichtig umzugehen. Aus dem not-wendigen Scheitern dieses einseitigen Weltbildes kann und wird auch Gutes hervor gehen.
Das Scheitern (des Egos) gehört zur polaren Welt. Sinnvoll wird es aber nur dann, wenn wir das Not-wendige daraus lernen. Primär ist das Vorgehen der Wissenschaft diabolisch, weil sie mit ihrem einseitigen Weltbild versucht, in dieser polaren Welt allein mit funktionalen Maßnahmen das „Böse“ aus der Welt zu schaffen, was nie gelingen kann; aber über den Umweg des not-wendigen Scheiterns können (könnten) sehr essentielle Erfahrungen gewonnen werden. Die uneffektivste Haltung zum oft haarsträubenden Vorgehen der Wissenschaft ist ein Appell an die Moral der Wissenschaft.
„Moral ist die Weisheit der Erfahrung, der Erinnerung, die uns nicht sagen kann, wie wir leben sollen, sondern wie wir weiter tot bleiben können“.
Alan Watts
Den Versuch, sich auf die Moral zu berufen, vertreten unsere Kirchen. Ihr Misserfolg mit dieser „Weisheit“ sollte uns zu denken geben; sie ist Ausdruck ihres falsch verstandenen Christentums.
Doch: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!
Das Licht wird in der Finsternis gefunden, und nicht im Licht!
Mit dieser Ambivalenz müssen wir leben lernen. Es geht letztlich und allein um Bewusstwerdung und diese ist nur über den meist leidvollen Umweg über das Scheitern unseres Egos zu erreichen und nicht auf direktem Wege. Sich dieser Grundgesetzlichkeit unserer Welt bewusst zu stellen und auf diese Weise unser Bewusstsein ständig in kleinen Schritten zu erweitern, ist aber wesentlich sinnvoller, als dem unerfüllbaren Traum einer „heilen Welt“ nachzujagen, weil es diese „heile Welt“ nicht gibt. Denn heil können wir nur in unserer Seele, d.h. in unserem Bewusstsein werden. Es genügt, ehrlich hinzuschauen und unser Handeln ständig daran zu messen, ob es unserer Ent-wicklung dient oder weiter in die Ver-wicklung führt. Wir brauchen keine guten Vor-sätze fassen, es genügt, hinzuschauen, uns bewusst bei all unseren Handlungen ehrlich zuzuschauen. Die not-wendigen Korrekturen geschehen ganz von selbst und nicht durch gute Vor-sätze. Hin-schauen, An-schauen, Zu-schauen und dabei ehrlich zu uns selbst zu sein, bringt letztlich die notwendigen inneren Wandlungen. Dieses Schauen spielt aus gutem Grunde auch in den östlichen Weisheitslehren die entscheidende Rolle. Wir werden später noch ausführlich auf diese Zusammenhänge zu sprechen kommen.
Ganz anders zur Welt eingestellt wie unsere heutige Zeit war der mythologisch ausgerichtete Mensch älterer Kulturen, für den wir vielleicht gerade noch ein mitleidiges Lächeln übrig haben ob seiner angeblichen Rückständigkeit im Vergleich zu unserer „Fortschrittskultur“. Wie viel könnten wir Heutigen von diesen Menschen und Kulturen lernen. Der mythologische Mensch sah diese Welt als den formalen Ausdruck der Gottheit, er fühlte sich von den Formen dieser Welt angesprochen, er antwortete auf formale Art und Weise über Kult und Ritual. Er übernahm damit Ver-antwort-ung für sein Leben, im Gegensatz zu uns Heutigen. Arbeit war für ihn Gottesdienst und nicht eine dumme Last. Dadurch konnte der Mensch in diesen Kulturen in seinem Leben Sinn stiften, sich geborgen fühlen in dieser von uns oft als sehr verbesserungswürdig empfundenen Welt. Dieser Mensch konnte auf Drogen zum Zwecke der Verdrängung sinnlosen Lebens verzichten, er verwendete Rauschmittel ganz bewusst und gezielt, eingebunden in religiösen Kult, in religiöses Ritual. Er hatte noch echte Kultur, die sich von Kult und Ritual ableitete, im Gegensatz zu unserem heutigen Kulturbetrieb, verbunden mit entsprechendem Personenkult. Auch Fortschritt war für den mythologisch ausgerichteten Menschen kein Thema, wo hingegen unser Fortschrittswahn meist nur mehr Ersatz für echten Fortschritt im Sinne von Entwicklung darstellt. Es wäre also notwendig, unseren auf Wissenschaftsgläubigkeit aufgebauten Standort einmal zu hinterfragen, um ein wenig innehalten zu können und diese Ersatzgläubigkeit auf ihre Sinnhaftigkeit hin zu überprüfen bzw. dieses Weltbild einmal in Frage zu stellen, um eine Neuorientierung vornehmen zu können. Es geht nicht um ein „zurück auf die Bäume“, auch nicht um Rückschritt, sondern um eine ehrliche Bestandsaufnahme dessen, was uns die Wissenschaft wirklich unter dem Strich in Bezug auf Sinn, Geborgenheit und Glück gebracht hat. Wir haben uns einlullen lassen von den Thesen dieser gescheiten Wissenschaft, leider auch unsere christlichen Kirchen. Ich werde darauf noch eingehend zu sprechen kommen, weil ich der Ansicht bin, dass im Zuge der Verwissenschaftlichung der christlichen Religion durch die wissenschaftliche Theologie – die mit ihrer „historisch-kritischen Methode“ wohl einiges Licht in die geschichtlichen Überlieferungen gebracht hat –, das Wesentliche und damit auch die Wahrheit des Christentums – wie sich noch zeigen wird –, verloren ging. Gerade religiöse Fragen werden einen wichtigen Teil dieses Buches einnehmen, weil ich überzeugt bin, dass richtig verstandene Religion zum Wesentlichsten gehört, was die menschliche Existenz erhellen kann. Wenn wir uns aber in unserer wissenschaftsgläubigen Welt umsehen, dann müssen wir ehrlicherweise feststellen, dass uns Religion abhanden gekommen ist. Einerseits herrscht völliges Desinteresse an diesem Thema und andererseits wird uns eine Religion für Kinder angeboten, die ihrer Essenz beraubt worden ist, indem sie kräftig entmythologisiert worden ist; und daher ist sie nicht mehr sinnstiftend und nicht mehr tragfähig. Inquisition in der katholischen Kirche sowie deren Kreuzzüge, heutige Glaubenskriege und „islamistischer“ Terror stellen uns das Thema Religion aber auf drastische Art und Weise vor Augen, – wie sich doch die Bilder gleichen.
Es ist aber nicht nur das Thema Religion, das es zu hinterfragen gilt. Auch wissenschaftliche Medizin, Psychologie und Psychotherapie, die wichtige und wertvolle Beiträge für unser Leben erarbeitet haben, gehen doch gerade aufgrund ihres vorwiegend wissenschaftlichen Blickwinkels, sehr oft am Wesentlichen in diesen Bereichen vorbei. Es herrschen heute vielfach naive Vorstellungen und Erwartungen an das Leben in dieser polaren Welt. Es wird niemals gelingen, aus dieser Welt ein irdisches Paradies zu machen, niemals gelingen, Krankheit aus der Welt zu schaffen, auch wenn sich diese Wissenschaft noch so ehrlich anstrengt; weil sie das Kranksein des Menschen nicht mehr versteht, weil sie keine gültige Philosophie über die Existenz des Menschen besitzt. Echte Philosophie und echte Religion wissen um den Sinn unserer Existenz, der Mythos erzählt uns die Geschichte von der Wahrheit, aber gerade den Mythos hat diese Wissenschaft im Zusammenwirken mit Theologie und Kirche getötet, indem sie in einem Anflug von falscher Klugheit die religiösen Texte entmythologisiert hat. Darauf ist man heute paradoxerweise auch noch stolz.
Doch: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Dieser Ausspruch Jesu wird sich noch an so manchen Stellen dieser Abhandlung finden, weil er jenseits aller rationalen Argumente das wesentliche Kriterium dafür bildet, die verschiedensten Theorien und Lösungsansätze für unsere Probleme und Leiden, auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.
Viele flüchten heute in die Esoterik, ohne zu wissen, was Esoterik wirklich bedeutet, und so wird auch dieser Begriff pervertiert und die wahre Lehre entstellt. Es wird Pseudoesoterik daraus – was unübersehbar in Esokitsch und Esoboom zum Ausdruck kommt – worauf sich dann (in diesem Fall zu Recht) Theologie und Kirchen ablehnend „einschießen“. Die Kirche hat diese Zusammenhänge längst aus dem Auge verloren und bietet heute Religion aus zweiter Hand. Ihre Theologie lehrt aus Mangel an Einsicht in die wirklichen religiösen Zusammenhänge heute ein im Wesentlichen falsches, nicht mehr der Wahrheit entsprechendes Gottesbild, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen für das so wichtige und essentielle Thema Religion. Aus diesem Grunde wird die Darstellung des Esoterischen Weltbildes im Sinne der östlichen Weisheitstraditionen, im Sinne der Philosophia perennis einen entsprechenden Schwerpunkt dieses Buches bilden.
Vor diesem Hintergrund mag es auch notwendig und sinnvoll sein, unsere religiösen Quellen – Altes- und Neues Testament – einer inneren, d.h. esoterischen Betrachtung bzw. Deutung zu unterziehen. Aus einer solchen Auseinandersetzung – vor allem wenn Theologie und Kirchen sie vornehmen würden – könnten sich auch Perspektiven für eine Erneuerung des religiösen Lebens im wissenschaftsgläubigen Westen herausbilden, womit auch ein sinnvoller Ausweg aus der schweren Krise der christlichen Kirchen sichtbar werden würde. Ein solcher Ausweg könnte darin bestehen, dass an der Schwelle zum dritten Jahrtausend die Kirche sich wieder den Quellen zuwendet, von denen sie vor 2000 Jahren ihren Ausgang genommen hat, nämlich einem esoterischen Christentum. Ohne Verständnis über den Sinn unseres Lebens – der nur in der Religion zu finden ist –, sind wir im Sinne des bekannten Biochemikers Jacques Monod dazu verurteilt, wirklich zu Zigeunern am Rande des Universums zu verkommen und darauf angewiesen, vergeblich unser Heil von der Wissenschaft zu erhoffen und zu erwarten.
Gott sei Dank sind aber aus dieser Disziplin auch echte Genies hervorgegangen, die die Einseitigkeit dieses Weltbildes erkannt und weitgehend ad absurdum geführt haben, und sich dadurch in eine erfreuliche Nähe zu den oben angesprochenen esoterischen Weisheitstraditionen gebracht haben, worüber im Kapitel über alte und neue Physik noch ausführlich zu sprechen sein wird.
Es geht – wie schon mehrmals angesprochen – nicht um eine Verteufelung dieser Wissenschaft; wesentlich und wichtig wäre eine schon lange fällige, dringend not-wendige und sinnvolle Ergänzung durch die Forschungsergebnisse der neuen Physik – die noch nicht in unser tägliches Leben Einzug gehalten haben – sowie durch die Erkenntnisse der uralten Weisheitslehren aller Völker, Zeiten und Kulturen. Nicht: entweder Wissenschaft oder Religion ist das Thema, sondern: sowohl Wissenschaft im Sinne der neuen Physik und darüber hinaus als auch Religion im Sinne von Re-ligio, d.h. einer Wiederverbindung mit dem göttlichen Urgrund im Sinne der Weisheitslehren und Mythen in ihrer wahren Bedeutung.
So möchte ich dieses Buch verstanden wissen und den Versuch wagen, ein wenig zu einer sinnvollen Synthese von Wissenschaft und Religion beizutragen. Wenn ich also in der Folge von Wissenschaft rede, dann meine ich im Wesentlichen den einseitigen reduktionistischen naturwissenschaftlichen Denkansatz, der auch in die so genannten Geisteswissenschaften hinein reicht. Mit diesem Denkansatz lassen sich die schwerwiegenden Probleme in der Welt nicht verstehen, weil diese mehr verlangen als Intellekt und Ratio zu leisten vermögen. Die wahre Grundlage für ein ganzheitliches Weltbild beinhaltet – neben der Bibel in ihrer Urfassung –, die Königin aller Wissenschaften, die Astrologie in einem recht verstandenen Sinne, die als ganzheitliche Wissenschaft die Ur-Prinzipien symbolisiert aus denen sich unsere Welt gestaltet. Sie ist in diesem Sinne ein Abbildungssystem der Wirklichkeit – dazu später mehr.
Ich möchte die Leserin, den Leser nur lediglich ersuchen, den folgenden Ausführungen eine gewisse Offenheit entgegen zu bringen, sie aus ihrer Sicht als Hypothesen aufzufassen, und erst im Nachhinein sich selbst ein Bild davon zu machen.
Dazu ein Zitat eines bekannten Wissenschaftlers von Rang, Prof. Rupert Riedl: „Zunächst scheint die Antwort einfach. Aber der Volksmund weiß zudem, daß man aus allem eine Wissenschaft machen kann. Fachlich ist sie durch Forschung, Lehre und Literatur methodisch gewonnenes und geordnetes Wissen; sciencia oder episteme, im Gegensatz zum Meinen und Vermuten, opinio und doxa. Das ist zudem mit dem Wunsch verbunden, das Erkannte und Geordnete auf Erklärungen zuzuführen. Im Ganzen aber ist eine Wissenschaft, ob Astronomie oder Astrologie, das, was man für eine solche hält, oder vereinbarungsgemäß aus dem Rahmen ihrer Würden nicht ausschließt: eine Wertung. Besser wäre sie bestimmt, wenn man die Wissenschaften in einem Gradienten zwischen Ratlosigkeit und Trivialität nach dem Umfang und der Verlässlichkeit der Prognosen taxiert, die sie zulassen. Denn schon die Alchemisten haben vielerlei richtig prognostiziert, und die Seefahrer sich, nach einem Ptolemäischen Weltbild der sieben Kristallschalen des Himmels, ebenso gut orientiert. Noch mehr ist Wissenschaft eine Herausforderung des uns gegebenen Intellekts, und zwar insofern, als sie sich all ihrer Ratlosigkeit nicht schämt, aber sich wegen behaupteter Trivialitäten schämen würde. Das Schöne an ihr ist das Spiel, diese Herausforderung anzunehmen, das Hässliche ihre Anmaßung.“ 1
Ihre Anmaßung, sich zum Maß betreffend allgemeingültigen Wissens zu erheben, ist das Problem und gleichzeitig das derer, die an sie glauben, weil dieser überhöhte Anspruch durch die Wirklichkeit nicht gedeckt ist.
In den Kapiteln über die Konsequenzen des naturwissenschaftlichen Weltbildes sollte klar werden, was mit dieser Kritik gemeint ist. Die Wissenschaft hat Großartiges geleistet, leider hat sie in vielen Bereichen jenen Rahmen überschritten, den sie sich ursprünglich selbst gesteckt hat, nämlich das „Wie“ funktioniert diese Welt zu erforschen, was sie ja weitgehend geleistet hat. Das „Warum“ und „Wozu“ hatte sie sinnvoller Weise ursprünglich auch der Philosophie und der Religion überlassen, diese sich selbst auferlegte Beschränkung aber immer wieder überschritten. Auch wenn diese Disziplinen in ihrem heutigen Zustand sinnvolle Antworten nicht mehr zu leisten vermögen, läge die Befassung mit diesen Fragen dennoch in ihrem Zuständigkeitsbereich.
War es bisher die Kirche mit ihrer Schöpfungslehre, die sie aus der Bibel ableitete und die das Denken der Menschen lange Zeit bestimmte, so kam es in der Folge zu einer neuen Weltanschauung – nämlich dem Weltbild der Naturwissenschaft –, weil der von der Kirche angebotene naive Kinderglaube betreffend einer religiösen Begründung dieser unserer Welt für den „aufgeklärten“ Menschen nicht mehr tragbar war. Doch mit dieser Weltanschauung der neu aufkommenden Wissenschaft, kamen wir buchstäblich vom Regen in die Traufe. Wollten viele Menschen an die mit ihrer Vernunft oft unvereinbaren Glaubenssätze einer schwach gewordenen Kirche nicht mehr so recht glauben, war es nun diese von der Kirche selbst ungewollt auf den Plan gerufene Wissenschaft, die uns mit neuen Welterklärungsversuchen und Theorien anfangs zu begeistern schien, in der Folge aber ebenso zu einer Glaubensangelegenheit wurde, weil so manche Theorien von heute, sich als der Irrtum von morgen herausstellten – ein Wesensmerkmal dieser Wissenschaft bis heute. Der Mensch, der an die Lehren der christlichen Kirchen glaubte, war anfangs noch eingebunden in ein Lehrsystem, das ein gewisses Geborgenheitsgefühl, einen sogenannten „Halt im Glauben“ vermitteln konnte. Mit zunehmender Forschung der Naturwissenschaft aber wurden auch diese „Sicherheiten“ Schritt für Schritt untergraben begründet mit dem Hinweis, dass man die neuen Theorien mit der wissenschaftlichen Denkweise stichhaltig „beweisen“ könne.
Die neuen Theorien erfüllten ein wichtiges Kriterium, nämlich mit dem „gesunden Menschenverstand“ vereinbar zu sein. Fast 300 Jahre beherrschte dieses wissenschaftliche Weltbild in der Folge das Denken des „aufgeklärten“ Menschen. „Über einen sehr alten Gegenstand entwickeln wir eine ganz neue Wissenschaft“ schrieb Galileo Galilei in seinen Untersuchungen über die Bewegungsgesetze. Er war sozusagen der erste „moderne“ Physiker, der erste systematische Experimentator. Er lebte von 1564 bis 1642. Diesen Umstand drückt der Autor des Buches „Das Ende des naturwissenschaftlichen Zeitalters“ Prof. Herbert Pietschmann treffend aus: „Ganz klar gesagt beruht der große Schritt zur Naturwissenschaft, den Galilei vollzog, auf dem Verzicht auf Erfahrung. Es widerspricht natürlich unserer unmittelbaren Erfahrung, dass sich die Erde mit großer Geschwindigkeit bewegt, aber darauf kommt es eben nicht mehr an. Es geht nicht mehr darum, Ordnung in das Chaos der Erlebnisse und Erfahrungen zu bringen, nein, wir sind anspruchsvoller geworden. Es geht nun darum, ein Modell der Welt zu konstruieren, das wir uns vorstellen können, das es uns gestattet, die Welt „in den Griff“ zu bekommen. Dieses neue „Weltbild“, dieses Modell der Welt, muß daher einfach sein, um tatsächlich die ganze Welt beschreiben zu können.“2 Sein Werk „Dialog über die beiden großen Weltsysteme“ im Jahre 1632, forderte 1633 einen Prozess der Inquisition heraus, mit dem Ergebnis, dass Galilei der Kopernikanischen Lehre abschwören musste. Jedenfalls brachten ihn seine Entdeckungen in einen krassen Widerspruch zur damaligen Kirche. Mit Galilei, dem eigentlichen Begründer der sogenannten „Neuen Wissenschaft“, vollzog sich ein krasser Wandel im wissenschaftlichen Denken. Nicht mehr die menschliche Erfahrung war Grundlage dieses Denkens, sondern Messbarkeit. Seit der kopernikanischen Wende wissen wir, dass sich nicht die Sonne um die Erde dreht, sondern gerade umgekehrt, die Erde um die Sonne.
Nach der geozentrischen Sichtweise gehört es zur menschlichen Erfahrung, dass die Sonne und die Gestirne auf- und untergehen. Von der Erde aus betrachtet, ein ganz natürlicher und selbstverständlicher Vorgang, wobei wir die Drehbewegung unserer Erde sowohl um ihre eigene Achse als auch um die Sonne nicht direkt wahrnehmen, sondern nur an den Gestirnen, dem Wechsel von Tag und Nacht sowie an den Jahreszeiten. Nachdem wir ja nicht auf der Sonne leben, ist diese objektive Feststellung nur relativ für den Menschen wichtig. Aus dieser Erkenntnis heraus arbeitet die Astrologie – die Königin der Wissenschaften – noch immer mit der geozentrischen Sichtweise und liefert trotzdem – oder gerade deswegen – wahre Ergebnisse in einem weit umfassenderen Sinne, was die Inhalte betrifft. Die Planeten bewegen sich ja auch vor einem Hintergrund – dem Tierkreis –, den es als materielle Tatsache ebenso wenig gibt, sondern der astronomisch einem vom Menschen eingeführten Messkreis bzw. astrologisch, einer Projektion der Innenwelt des Menschen auf den Makrokosmos entspricht.
Wie schon angedeutet, ist Einfachheit ein weiteres wichtiges Kriterium der Wissenschaft, um es dem Menschen leichter zu machen, sich die Welt vorstellen zu können, sie beschreiben zu können, experimentieren zu können. Die Parole Galileis: „Alles was messbar ist, messen, und was nicht messbar ist, messbar machen“, ist eine problematische Forderung, denn: Heißt das, dass in der Folge nur mehr messbaren Phänomenen Realität zuzubilligen ist, dann ist obige Forderung unannehmbar. Intelligenz z.B. ist messbar und im so genannten Intelligenzquotienten fassbar; Intuition, eine Fähigkeit der rechten Gehirnhälfte, dagegen nicht. Die im Gefolge wissenschaftlichen Denkens auftretende Überbewertung linkshemisphärischer Eigenschaften des menschlichen Gehirns führte zu einer Einseitigkeit des wissenschaftlichen Weltbildes insgesamt – mit all seinen schwerwiegenden Folgen.
Nach Galilei war es Newton, der große englische Physiker des 17. Jahrhunderts, der auf Galilei aufbauend, sein mechanistisches Universum begründete, das uns Jahrhunderte beherrschen sollte.
Nach Newton betonte dann Descartes: „Die Methode der Naturwissenschaft ist die Austreibung der Geister aus der Natur“, was nach H. Pietschmann in: „Das Ende des naturwissenschaftlichen Zeitalters“ – bedeuten sollte: „Elimination der Widersprüche aus dem Modell der Wirklichkeit.“
Herbert Pietschmann: „Dies ist der zentrale Ansatz der Naturwissenschaft. Wir können nun auch Galileis Forderung, „was nicht messbar ist, messbar machen“ so deuten, dass wir sagen: Widersprüche müssen eliminiert werden. Erst dann ist etwas messbar geworden, wenn alle Widersprüche eliminiert sind. Widerspruch ist hier ganz allgemein verstanden. Auch das Element der Vereinheitlichung, das Vereinen verschiedenster Phänomene unter einheitlichem Gesichtspunkt, ist eine solche Elimination des Widerspruches.“ 3
Wenn wir aber die Widersprüche eliminieren, dann entstellen und verfälschen wir die Wirklichkeit, zu deren Wesen ja der Widerspruch bzw. die Ambivalenz gehören.
Pietschmann weiter:„Die Methode ist also ganz auf Zweckmäßigkeit, Nützlichkeit ausgerichtet und hat damit auch glänzenden Erfolg. Die Voraussagen der Naturwissenschaft für experimentelle Ergebnisse stimmen, die Produkte der Technologie funktionieren. Immer weitere Bereiche der Wirklichkeit werden widerspruchsfrei im Modell erfaßt, immer mehr wird die Natur umgestaltet und – im Sinne des Experimentes – vereinfacht.
Und G. W. Friedrich Hegel: „Etwas ist also lebendig, nur insoferne es den Widerspruch in sich enthält“ 4
Ein-atmen und Aus-atmen sind Gegensätze, enthalten also offensichtlich diesen Widerspruch, der das Kennzeichen alles Lebendigen darstellt und sich im rhythmischen Wechsel beider Pole ausdrückt, denn Rhythmus ist Leben! Diese Erkenntnis hat, wie sich noch zeigen wird, ohne Ausnahme für alle Polaritäten, d.h. für alle Gegensätze dieser Welt Gültigkeit. So, wie sich das eine Phänomen Atem aus den Gegensätzen (Widersprüchen) ein- und ausatmen zusammensetzt, so setzt sich auch das eine Licht aus den Gegensätzen (Widersprüchen) Welle und Teilchen zusammen, so, wie der elektrische Wechselstrom aus dem rhythmischen Wechsel von Plus- und Minuspol.
Den offensichtlichen Gegensatz dazu bildet das Modell der Widerspruchsfreiheit der Wissenschaft, weil sie Eindeutigkeit will, was es aber in diesem Universum nicht gibt. Sie will alles Widersprüchliche, das heißt alles Lebendige eliminieren, was zu ihrem Totsein führt. Um dieses Totsein einigermaßen zu kompensieren, setzt die Wissenschaft auf den Fortschritt, ohne zu wissen wohin, weil das Ziel des Fortschritts selbst wieder nur Fortschritt ist.
So ist der Fortschritt, der zur heiligen Kuh der Wissenschaft geworden ist, ein Fortschreiten des Menschen von sich selbst. Wenn man einen Wissenschaftsgläubigen nach dem Sinn des Fortschritts fragt, bekommt man als Antwort: natürlich Fortschritt. Fortschritt um des Fortschritts willen, heißt die Devise dieser Wissenschaft. Die Wissenschaft beschäftigt sich mit sogenannten „Tatsachen“, aber Tatsachen sind „tote“ Sachen, ganz im Gegensatz zum Leben.
Dazu Hegel bei Pietschmann: „Wenn aber ein Existierendes den Widerspruch nicht in ihm selbst zu haben vermag, so ist es nicht die lebendige Einheit selbst.“
Gleiches drückt Herbert Pietschmann mit folgenden Worten aus:„Die lebendige Einheit ist also verloren gegangen, ihr Verlust ist der Preis für die Möglichkeit, die Welt tätig umzugestalten, sie nach unseren Vorstellungen und Wünschen einzurichten. Dies war die Wegscheide, markiert durch den Prozess Galilei: Die Straße der Naturwissenschaft ist widerspruchsfrei, sie ermöglicht ein immer schnelleres Fortkommen, alles funktioniert, ist erklärbar, beruhigend sicher; aber sie entfernt sich immer mehr von der anderen Straße, der Straße des Widerspruchs, auf der das Leben zu finden ist, auf der die Menschen „sich dem Himmel zu bewegen.““ 5 Und weiter: „So müssen wir die Beschreibung der Methode der Neuen Wissenschaft durch Galilei heute ergänzen, indem wir sagen“: „Alles was meßbar ist, messen, was nicht meßbar ist, meßbar machen, und was nicht meßbar gemacht werden kann, ableugnen“. „Und die Austreibung der Geister aus der Natur ist zu einer Austreibung des Geistes aus der Welt geworden.“ 6
Die Wissenschaft versucht vergeblich, den Geist aus der Natur auszutreiben bzw. den Geist in der Natur zu leugnen, indem sie in Abrede stellt, dass Materie letztlich „verdichteter“ GEIST ist! Mit dieser Sicht wäre es vielleicht möglich, den unseligen Dualismus zwischen Geist und Materie in ein: „sowohl Geist, als auch Materie“ zu verwandeln.
Pietschmann: „So ist Geld – unter andrem – zu einem Faktor geworden, der eine neue Hierarchie in die menschliche Gemeinschaft bringt: Nicht mehr besondere Veranlagung, außergewöhnliche Fähigkeiten sind erforderlich, sondern genügend Geld. (Wir sprechen ja bezeichnenderweise von „Vermögen“.) In gewissem Sinne können wir – ironisierend – sagen, daß damit wirklich die „Fähigkeiten“ der Menschen meßbar gemacht worden sind, denn Reichtum läßt sich leicht in Zahlen ausdrücken.“ 7
Eine weitere Folge des wissenschaftlichen Denkmodells ist das Spezialisten- und Expertenwesen. Ein Spezialist ist offenkundig ein Mensch, der immer mehr über wenig weiß, bis er am Schluss alles über nichts weiß.
So erfolgreich sich das naturwissenschaftliche Weltbild auch erwiesen hat, wenn es sich um die vordergründige Bewältigung von Alltagsproblemen mittels funktionaler Maßnahmen handelt, – denn das „Wie“ (also die Funktion) beherrscht diese Wissenschaft, ohne jedoch nach dem „Warum“? und „Wozu“? und damit nach dem Sinn von Welt und Mensch zu fragen – sosehr geht sie an der Wirklichkeit, die hinter dieser Welt am Wirken ist, vorbei!
Die wesentlichen Grundannahmen Newtons waren unter anderem: Alles besteht aus Atomen (was ja nicht falsch ist), die Einzelteile verhalten sich wie Kügelchen, die sich von dem sie umgebenden Raum klar unterscheiden lassen (was nicht mehr stimmt). Die Natur ist ein Gebilde, das aus solchen kleinsten Bausteinen besteht (was leicht falsch verstanden werden kann). Lineare Zeit fließt von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft, (eine fließende Zeit gibt es nicht wirklich)! Alles, was sich ereignet, muss eine Ursache in der Vergangenheit haben, um in der Gegenwart wirksam werden zu können (entspricht nicht der Wirklichkeit). Jedes Geschehen in der Gegenwart genügt als Beweis für eine vorhandene Ursache in der Vergangenheit, auch wenn man diese Ursache nicht immer gleich erkennen kann (entspricht nicht der Wirklichkeit). Folgernd aus all diesen Prämissen setzte eine regelrechte Ursachensuche ein. Diese einseitige Ursachensuche in der Vergangenheit war abgekoppelt von der Frage nach dem Sinn. Es wurde angenommen, das Universum sei eine „Maschine“, die man ungestraft manipulieren könne, wenn man nur die Funktion der Einzelteile genügend erforsche.
Dies drückt der Arzt und Kenner der neuen Physik Larry Dossey mit folgenden Worten aus: „Von diesen Grundzügen der Welt ausgehend entwickelte Newton Gesetze, die die Entwicklung des Naturgeschehens allgemein beschreiben konnten. Diese Gesetze waren von bewundernswerter Einfachheit und fabelhaft praktisch: mit ihrer Hilfe ließen sich sichere Voraussagen machen. Diese Voraussagekraft führte zu dem Glauben, dass sich vermittels Newtons weniger Grundgesetze alles zukünftige Geschehen voraussagen ließe. Man benötigte dazu nicht mehr als ein paar Daten über das Universum – die Position, Geschwindigkeit und Masse aller seiner konstituierenden Teile. Ja, man konnte sogar auf Geschehnisse zurückschliessen, die unendlich weit in der Vergangenheit zurückliegend stattgefunden hatten. Aus diesem Grund sagen wir, dass wir das Newtonische Universum ebensogut vorwärts wie rückwärts abspielen lassen können.“ 8
Von so einem einfachen, ja naiven Weltbild ließ sich sogar die Kirche bluffen und kapitulierte vor ihm. Sie hätte sich auf die religiöse, d.h. schwerpunktmäßig mythologische Ebene zurückziehen müssen, dorthin, wo diese funktionale, mechanistische Methode der Wissenschaft nicht hinreicht. Sie hätte – wenn es ihr nicht selbst an entsprechender Einsicht gefehlt hätte –, die materielle Ebene der Schöpfung ruhig diesen „Weltmechanikern“ überlassen können. Dies umso mehr, als dieses grobgestrickte Weltbild der damaligen Wissenschaft von genialen Vertretern ihrer eigenen Disziplin später sowieso in wesentlichen Punkten ad absurdum geführt wurde – durch das neue Weltbild der Physik.
Bevor wir uns diesem neuen Weltbild der Physik zuwenden, möchte ich betonen, dass mit der obigen Darstellung des alten Weltbildes der Physik nicht der falsche Eindruck erweckt werden soll, Newton wäre ein einseitiger Wissenschaftler gewesen – ganz im Gegenteil. Wenn es auch heute so aussieht, so waren es mechanistisch denkende Physiker nach ihm, die seine Erkenntnisse und sein wahres Gedankengut entstellt haben.
Der französische Physiker Jean E. Charon schreibt in seinem Buch: „Der Geist der Materie“ unter anderem: „Obwohl in Newtons Werk die Komplementarität zwischen Physik und Metaphysik derart stark hervortritt, sollte sich paradoxerweise gerade in seiner Nachfolge eine immer tiefere Kluft zwischen Physik und Metaphysik öffnen, zwischen der Erforschung der Materie und der Erforschung des Geistes“. 16
Wie Jean Zafiropulo und Catherine Monod in ihrer Analyse sehr richtig bemerken, „machte man zu diesem Zweck bedenkenlos aus dem Newton, den man vorfand, den Newton, den man haben wollte, indem man einige seiner Forschungsarbeiten nie veröffentlichte und einen großen Teil seines Werkes überhaupt verschwinden ließ.[..] Fragt man nach den besonderen Umständen, die dazu beigetragen haben, die Geisteshaltung, auf der die Newtonschen Gesetze und Entdeckungen ursprünglich beruht hatten, derart zu entstellen, so darf man nicht vergessen, daß anfänglich die vehementesten Verteidiger Newtons ( gegen die damals in der Wissenschaft vorherrschenden cartesianischen Denkmodelle ) fast durchwegs Atheisten waren, die in der erklärten Absicht, Gott aus den wissenschaftlichen Erklärungen zu eliminieren, nicht zögerten, alles Geistige radikal zu verneinen.
Zu ihnen gehörten Laplace, wegen seines großen Einflusses in Frankreich vor allem aber Voltaire, etwas später Auguste Comte, sowie in unserem Jahrhundert Paul Valéry und die Vertreter des Marxismus. Sie alle wollten „Gott widerlegen“ und haben darüber hinaus alles getan, um die Glaubwürdigkeit der Metaphysik zu untergraben, indem sie deren Spekulationen als „hohle und sterile Logomachien“ abtaten“. 17
In der Physik herrschten damals Selbstsicherheit und Selbstvertrauen betreffend der Richtigkeit ihrer Thesen. Doch es kam, wie wir heute wissen, ganz anders!
Dossey schreibt in seinem Buch „Die Medizin von Raum und Zeit“: „Vor einem solchen Hintergrund beinahe hundertprozentiger Gewissheit tauchten nun um die Jahrhundertwende eine ganze Reihe von transformierenden Ereignissen auf. 1887 zog das Michelson-Morley Experiment die klassische Vorstellung vom Äther als dem Medium für die energetischen Ereignisse in der Natur in Zweifel. Sir J.J. Thompsons Entdeckung des Elektrons zerstörte 1896 den Glauben an das Atom, es war plötzlich nicht mehr der unteilbare Baustein der Materie. Und im Jahre 1900 stellte Max Planck seinen „Zufallstreffer“ vor: die Plancksche Konstante. Er zeigte, dass die Energie in der Natur nicht gleichmässig und kontinuierlich, sondern klumpig und holperig war. Er bezeichnete diese Energiepakete als „Quanta“. Seine eigene Einstellung zu seiner gewaltigen Entdeckung ist für die Macht des wissenschaftlichen Dogmas seiner Zeit bezeichnend: Planck veröffentlichte seine Entdeckungen nur zögernd, weil sie sich so schlecht in das einfügten, was vor ihnen gekommen war.“9
Doch die eigentliche Katastrophe für das mechanistische Weltbild stand kurz bevor: 1905 veröffentlichte Albert Einstein seine spezielle Relativitätstheorie. Diese Theorie stellte die bisherigen Erkenntnisse radikal in Frage! Kein Stein in der Physik sollte auf dem anderen bleiben. Dazu Dossey: „Einsteins spezielle Relativitätstheorie und die Quantentheorie sind für uns heute die Eckpfeiler der modernen Physik. Die spezielle Relativitätstheorie hat noch nie ihr widersprechende experimentelle Daten hervorgebracht und ist begrifflich und experimentell besser fundiert als die allgemeine Relativitätstheorie. Beide Theorien offenbaren uns eine Weltsicht, die sich krass vom Newtonschen Erbe abhebt. Ihr Erscheinen illustriert, was T.H. Huxley als den tragischsten Vorfall in der Wissenschaft beschrieb: das Hinmorden einer schönen Theorie durch eine unangenehme Tatsache. […] Es ist wichtig für uns, diese Ratlosigkeit und Verwirrung der Physiker des frühen zwanzigsten Jahrhunderts nicht zu vergessen, denn sie verweist uns auf einen entscheidenden Punkt dieser wissenschaftlichen Revolution: die Beteiligten hatten sich diese erstaunlichen Perspektiven eben nicht aus eigenem Anstoss und willkürlich zusammengesponnen. Sie beugten sich nur den Notwendigkeiten ihrer Experimente, weil sie immer wieder mit Daten konfrontiert waren, denen sie einfach nicht mehr ausweichen konnten. Als Wissenschaftler hatten sie keine andere Wahl.“ 10
Diese neue Weltsicht hatte eine Reihe schwerwiegender Konsequenzen:
Energie fließt nicht kontinuierlich, sondern tritt paketweise in Quanten auf.
Es gibt keine sogenannten „Bausteine“ der Natur.
Das Elektron ist kein Ding, erklärte der dänische Physiker Niels Bohr.
Das Elektron ist Träger des Geistes, behauptet der französische Physiker Jean E. Charon.
Die „Teilchen“ verhalten sich je nach Versuchsanordnung – wie wir an dem Phänomen des Lichtes erkennen können – nachweisbar sowohl wie ein „Teilchen“ bzw. „Korpuskel“ als auch wie eine Welle. Also nicht: entweder – oder, sondern: sowohl – als auch, ist das wahre Kennzeichen der Wirklichkeit; der Widerspruch, die Ambivalenz sind ihre fundamentalen Grundzüge! Dieses sowohl – als auch gründet auf dem Gesetz der Polarität und hat ausnahmslose Gültigkeit in allen Bereichen: materiell, seelisch und geistig! Diese Gesetzmäßigkeit wird bei der Darstellung des esoterischen Weltbildes ausführlich begründet.
Das Elektron erscheint überall auf seiner Kreisbahn gleichzeitig.
Die Dinge geschehen gleichzeitig, wie sich beim Auftreten subatomarer „Teilchen“ zeigte. Diese „Teilchen“ treten paarweise auf, sind in ihrer Form identisch, aber in ihrer Drehrichtung, dem sogenannten „Spin“, entgegengesetzt. Durch komplizierte Experimente konnte nachgewiesen werden, dass, wenn die Drehrichtung eines „Teilchens“ umgepolt wird, gleichzeitig ohne jede Verzögerung das andere „Teilchen“ ebenfalls seine Drehrichtung ändert, wobei die Entfernung beider „Teilchen“ voneinander keine Rolle spielt. Die Physiker sprachen von phasenverriegelten „Teilchen“, wenn sie derselben Quelle entsprangen. Diese „Teilchen“ traten quasi aus dem „Nichts“ auf und verschwanden wieder im „Nichts.“
Auch dass sie paarweise und in ihrer Drehrichtung polar entgegengesetzt auftreten, sollte uns aufhorchen lassen. Offensichtlich bestätigt die neue Physik universale Gesetzmäßigkeiten, die die uralten Weisheitslehren im Wesentlichen schon lange Zeit vorher – aufgrund von philosophischen Erkenntnissen – formuliert haben.
Der Begriff der Kausalität wurde von Carl Gustav Jung durch den Begriff der Synchronizität ersetzt, und der Kausalitätsbegriff in der bisherigen Form musste aufgegeben werden. Die Vorstellung, dass einer beliebigen Wirkung in der Gegenwart bzw. in der Zukunft immer eine „Ursache“ in der Vergangenheit vorausgehen muss, stimmt in dieser Absolutheit nicht. Zeit und Raum, welche bisher als absolute Größen betrachtet wurden, gab es plötzlich nicht mehr. An ihre Stelle traten nun Theorien von den Feldern, welche die bisher als getrennt betrachteten Objekte miteinander verbinden sollten. Der englische Astronom und Physiker Sir Arthur Eddington formulierte diesen Zusammenhang so: „Wenn das Elektron vibriert, erbebt das ganze Universum.“
Heisenbergs Unschärferelation tat ein Übriges, um das alte Weltbild zu erschüttern: Es ist unmöglich, die Position und Geschwindigkeit eines „Teilchens“ gleichzeitig festzustellen. Mit der Quantenphysik wurde nun dem Subjekt entscheidende Bedeutung zuerkannt, anstelle bisheriger falscher Annahme, dass es objektive Eigenschaften der Welt gäbe.
Noch einmal Dossey: „Nach der modernen Sichtweise (zumindest entsprechend der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik, die den weitesten Anklang gefunden hat) ist das menschliche Bewusstsein tatsächlich an der Ausgabe der Wirklichkeit beteiligt, die unser Auge dann antrifft. Ja, die Vorstellung einer „Wirklichkeit“ ohne Beobachter hatte nicht einmal mehr den geringsten Wert. Warum? Aufgrund des inhärent zufälligen, statistischen und probabilistischen Wesens der subatomaren Ereignisse sind auf ihrer Ebene für jedes individuelle Ereignis theoretisch mehrere Manifestationsformen möglich. Der Akt der Beobachtung schenkt diesen Möglichkeiten erst die Kohärenz, in der wir sie als ein einzelnes Ereignis in der Welt wahrnehmen. Ohne die Teilnahme des Beobachters kann das, was wir als Wirklichkeit bezeichnen, einfach nicht zur Entfaltung kommen. Damit transzendiert die neue Sichtweise den streng objektiven Status der Welt und setzt an ihre Stelle eine Spielart von Wirklichkeit, für die das menschliche Bewusstsein ein Faktor von zentraler Wichtigkeit ist.“ 11
Sinngemäß können wir auch sagen: Materie existiert also streng genommen erst dadurch, dass ein Bewusstsein sie als solche wahrnimmt – auf der Basis unserer Sinneswahrnehmung! Anders als Newton, der Zeit und Raum als absolute Größen betrachtete, behauptet Einstein, dass Zeit und Raum relative Begriffe sind. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind also keine absoluten Größen mehr. Die Wirklichkeit stellt sich für verschiedene Beobachter verschieden dar. Energie und Masse sind zwei verschiedene Aspekte desselben Phänomens, sind also gegenseitig austauschbar, ebenso wie Zeit und Raum, so, wie die beiden Kehrseiten einer Medaille, die eine Medaille bilden!
Dossey: „Die spezielle Relativitätstheorie weist dieselben Stärken auf wie die Quantentheorie: alle mit peinlichster Genauigkeit durchgeführten Experimente bestätigen sie ausnahmslos. Ja, selbst die haarsträubendsten Aspekte dieser Theorie widerstanden jedem Test: die Verlangsamung der Zeit bei der Beschleunigung eines Teilchens; die Verlangsamung der Uhren, je näher sie an die Lichtgeschwindigkeit herankommen; die Schrumpfung von Massstäben bei zunehmender Geschwindigkeit; und die Zunahme der Masse eines Objektes bei einer Zunahme seiner Geschwindigkeit.“ 12
Offensichtlich ist das alte Weltbild von uns derart verinnerlicht worden, dass wir im Alltag immer noch hartnäckig daran festhalten. Gelten nun die oben aufgezählten Erkenntnisse der neuen Physik vorwiegend im subatomaren Bereich, so dehnt „Bell´s Theorem“ diesen Gültigkeitsbereich auch auf den makroskopischen Bereich aus, also auf unseren gewöhnlichen Alltag. Alles ist mit Allem in diesem Universum verbunden, wie das oben schon zitierte Experiment mit den phasenverriegelten „Teilchen“ gezeigt hat. So bewies John Bell mit seinem Theorem mit rationalen Argumenten, dass unser altes rationales Weltbild bezogen auf die Wirklichkeit schlicht und einfach falsch ist!
Henry Stapp, ein Kollege von John Bell bringt es auf den Punkt: „Damit ist Bell´s Theorem die schwerwiegendste Entdeckung in der Wissenschaftsgeschichte.“