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Als sie den aufstrebenden schwedischen Pianisten Gustaf kennenlernt, hängt Natascha ihre eigene Klavierkarriere an den Nagel, lässt ihre Heimat Litauen hinter sich und zieht mit ihrem zukünftigen Ehemann ins beschauliche Uppsala. Doch während er als gefeierter Konzertpianist in den großen Philharmonien der Welt auftritt, bleibt sie zu Hause, zunehmend frustrierter von Gustafs immer knapper werdenden Anrufen - wären da nicht ihre beiden Klavierschüler, der selbstbewusste, aufbrausende Dionysos und der schüchterne, verschlossene Christian. Natascha beginnt zu fantasieren...-
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Seitenzahl: 48
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Vanessa Salt
Lust
Die Klavierlehrerin: Erotische Novelle ÜbersetztGesa Füßle OriginalPianolärarinnan - erotisk novellCoverbild / Ilustration: Shutterstock Copyright © 2019, 2019 Vanessa Salt und LUST All rights reserved ISBN: 9788726234138
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von LUST gestattet.
„Natascha Romanova …“
„Musst du dich vorstellen?“, empört sich Gustaf am anderen Ende des Telefons. „Ich bin es doch!“
Natascha starrt auf den Handybildschirm. Gustafs gestochen scharfes Gesicht leuchtet sie an. Der Mund, der kaum lächelt, mit den dünnen Lippen. Warum hat er ausgerechnet das Foto gewählt?
„Ich … Es ist doch mitten in der Nacht …“
„Ist doch egal, Liebl … Nat. Es ist gut gelaufen. Das Konzert, meine ich. Falls du dich gefragt hast.“
„Warum sollte ich um …?“
„In der Pressemitteilung nannten sie mich ‚den Virtuosen aus dem Norden‘. Der erste in der Carnegie Hall aus dem kalten Schweden.“
„Schön.“
„Aber ich muss jetzt weiter, ich meine, ich muss schlafen. Morgen ruft Boston, haha.“
„Symphony Hall?“
„Jaa, genau, so heißt sie. So machen wir das, ich vermisse dich, Küsschen und schlaf gut.“
Es ist fünf Uhr morgens und Natascha Romanova wirft ihr iPhone Xs so weit sie sich traut von sich weg in dem großen Bett. Sie weiß nicht, ob sie träumt, oder ob Gustafs Stimme noch immer durchs Telefon dröhnt.
Es könnte ihr kaum egaler sein.
War es schon immer so?
Wahrscheinlich.
Aber am Anfang war es doch sicher anders?
Hör auf, dir was vorzumachen.
Natascha wälzt sich im Bett. Überlegt aufzustehen, entscheidet sich aber dagegen. Es ist kalt. Die Februarsonne, wenn sie sich überhaupt mal zeigt, kann die riesige Wohnung nicht erwärmen. Die Kälte findet den Weg durch die schönen, aber schlecht isolierten Fenster. Das ist immer die Entschuldigung, in dieser Vorzeigewohnung wohnen zu bleiben. Schön, aber unpraktisch.
„Und wir ziehen schließlich das Schöne vor, nicht wahr, Nat?“, wie Gustaf immer zu sagen pflegt, wenn jemand die viel zu große Wohnfläche oder den kalten Fußboden kommentiert.
„Jugendstil!“, fährt er meistens dramatisch fort. Gestikuliert mit den Händen zu den bogenförmigen Fenstern mit den Sprossen im oberen Teil, zum Kachelofen mit den Weinrebenmuster und zum Stuck über den Spiegeltüren, um schließlich auf den Steinwayflügel zu zeigen, der mitten im Salon steht. Dann schnalzt Gustaf mit der Zunge und dröhnt theatralisch: „Hier kommt man in Stimmung, hier kann man schaffen und sich weiterentwickeln. Die Seele braucht das Schöne.“ Am Ende legt er dann immer den Arm um Natascha und tut mit seiner Bassstimme kund: „In dieser Wohnung werden wir leben, und hier werden wir sterben.“
Es ist ja nicht so, dass ich nicht längst tot bin. Oder zumindest halbtot.
In Vilnius war es anders. Dort, wo sie aufgewachsen ist.
Natürlich war sie als Kind von Russen privilegiert gewesen. Sie hatte die beste Ausbildung bekommen, war aufs Konservatorium gegangen und das Leben als umworbene Berühmtheit genossen.
Es war an und für sich nicht so schlimm in Vilnius.
Aber trotzdem. Die Sommer waren heiß und die Winter kalt. Nicht wie hier, im noch kleineren Uppsala: einförmig und grau.
Ich war mindestens so virtuos wie Gustaf.
Niemand hatte Franz Liszts Klavierkonzert gemeistert wie sie. Alle fünf Konzerte, die sie in dem alten Konzerthaus von Vilnius gegeben hatte, waren ausverkauft gewesen.
Es ist ja auch nicht gerade groß … 700 Plätze vielleicht.
Dann war die Sowjetunion zusammengebrochen. Ihre Eltern waren abgesprungen um sich mit Privatunterricht in Russisch über Wasser gehalten, sie selbst hatte ihr geliebtes Klavier verkaufen müssen. Zu denjenigen, die es noch immer wagten, mit ihnen Kontakt zu haben, hatte sie etwas zu keck gesagt, dass selbst Liszt sein Klavier verkaufen musste.
Was für eine grauenhafte Misere das gewesen war.
Natascha dreht sich noch einmal im Bett um. Der kalte Schweiß liegt wie ein Film über ihrem ganzen Körper. Ihr eisblonder Schopf liegt unordentlich in alle Richtungen, nachdem sich der geflochtene Zopf in seine Bestandteile aufgelöst hat. Wie oft hat sie das schon durchgekaut? Sie weiß, wie es ausgeht.
Gustaf hatte 1995 ein Konzert in Vilnius gehabt, vier Jahre nach Litauens Unabhängigkeit. Sie hatte eine Rezension im russischsprachigen Blättchen schreiben dürfen, das auf dem absteigenden Ast war und die Löhne kaum bezahlen konnte. Sie hatte den neuen schwedischen Star sogar am Tag nach dem Konzert interviewen dürfen.
Sie hatte offenbar einen unauslöschlichen Eindruck auf ihn gemacht, da er darauf bestanden hatte, sie noch am gleichen Abend zum Essen einzuladen. Dann hatte er die Rückreise storniert und einen Besuch bei ihrer Familie anberaumt. Sie hatten in ihrer engen Wohnung gesessen und aus abgenutzten Kaffeetassen getrunken.
Es fühlte sich an, als ob Mama und Papa mich verkauften. Mit sorgenvollem Lächeln auf den Lippen. Dabei aber einschleimend dankbar.
Ihre Tochter sollte ein besseres Leben haben.
Natascha kneift die Augen zu. Vielleicht geht das Bild dann weg, wie ihre Eltern sich ansehen und fast unmerklich mit den Schultern zucken.
Nein, es geht nicht weg …
Natascha tastet unter den Seidenkissen herum. In den letzten Jahren hat sie viel unter den Seidenkissen herumgetastet. Da versteckt sie den Dildo, wenn Gustaf nicht zu Hause ist. Nicht, dass einer ihrer Klavierschüler hier jemals reingekommen wäre oder überhaupt ins Schlafzimmer gesehen hätte, das sich direkt an den Salon mit dem Flügel anschließt. Sie legt immer großen Wert darauf, die Tür zu schließen.
Und wenn ich die Tür heute einen Spalt offen lasse? Heute Abend, wenn Dionysos kommt. Oder war es Christian?
Sie kann ohnehin nicht mehr einschlafen. Das weiß sie einfach.
Shit, was denke ich denn da?
Er ist lang und dick. Deutliche Adern und eine große Eichel. Ein schöner Sack. Schwarz. Ganz schwarz. Das Silikon glänzt matt im Halbdunkel.
Sie liebt ihn.