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Dieses Buch liest sich, wie sich ein Urlaub anfühlt. Weg von verstaubten Formulierungen und sinnfreien Sachverhalten. Es ist eine herrliche Bildungsreise, und es macht Spaß, in diesen Wörter-See zu tauchen. Unserer Phantasie wachsen Flügel, wenn wir durch bisher verborgene Türen Zugang zum Wesen der Wörter entdecken. "Die Welt ist ohne Anfang und Ende. Sie ist uneingeschränkt - wie das Wort." Fazit: Sprache neu entdeckt. Kleine Düdin - große Wirkung! Ein wahrer Wortschatz!
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Seitenzahl: 92
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Prolog
Kapitel A
Abfall
All
Kapitel B
Bayern
Bein
Bold
Kapitel C
Clemens
Kapitel D
Depp
Die Devise
Dreck
Kapitel E
Ehe
Eid
Eng
Europa
Kapitel F
Fahrkarte
Fass
Flott
Kapitel G
Ganz
Gas
Gen
Gleichberechtigung
Großmacht
Kapitel H
Haupt
Höhlengleichnis
Hosenfalle
Kapitel I
Ich
Identisch
Integration
Kapitel J
Ja
Je
Kapitel K
Körper
Kohl
Kragen
Kurz
Kapitel L
Leere
Liegesitz
Kapitel M
Müde
Kapitel N
Nagel
Nüchtern
Kapitel O
Oft und viel
Kapitel P
Protz
Kapitel Q
Quatsch
Kapitel R
Reden
Riss
Ruf
Rund um die Uhr
Kapitel S
Schule im Dialog
Schule im Trauma
Schule im Traum
Schweinerei
Schwätzen
Spiegel
Stamm
Steuern
Strudel
Kapitel T
Tanten
Tele komm
Tier
Trübsal
Tölpel
Kapitel U
Uhrzeit
Unternehmen
Urzelle
Kapitel V
Verdrängt
Kapitel W
Wurst
Kapitel X
Axt
Kapitel Y
Ypsilon
Kapitel Z
Zauber
Zieglein
Kapitel Ä
Ähre
Kapitel Ö
Örtchen
Kapitel Ü
Über
Spiegelei: Lösung
Gestern haben sich alle Wörter getroffen, um abzumachen, wie alles neu zu verteilen sei. Das machen sie immer wenn ein Komet am Himmel erscheint. Und als jedem das seine zugbeschieden war, hat das jüngste Wörtchen sich nicht halten können und das Wort ergriffen: „Ich finde, wir sollten unser Geheimnis den Menschen endlich verraten.“ Da wurde es ganz still. Das älteste unter den Wörtern trat hervor und sagte: „Wer sich dem Worte weiht, soll es erfahren.“ Da erwiderte das jüngste Wort: „Genügt es nicht, sich einfach in uns zu verlieben?“ Alle nickten zustimmend und es war beschlossene Sache.
Seit gestern haben wir deshalb eine neue Welt.
Ich möchte mich gleich zu Beginn vorstellen:
Ich bin die kleine Düdin. Wie ich zu diesem Namen gekommen bin? Nun, das ist eigentlich ganz natürlich, weil ich von der Dudenfamilie abstamme. Mein Großonkel war nämlich der bekannte Herr Konrad Duden. Er lebt ja nicht mehr so richtig wie andere Menschen. Doch steht er in fast jedem Bücherregal.
Und genau das habe ich immer bewundert und oft gedacht: „Das möchte ich auch mal.“ Aber ich hab mich auch gefragt, warum denn die Leute immer zuerst so alt werden müssen, um berühmt zu werden und in allen Regalen zu stehen. Und da kam mir die Idee, dass ich ja zuerst in Pension gehen kann, um mein eigenes Buch schreiben zu können. Und wenn ich dann später mal älter bin, dann kann ich ja dann arbeiten gehen.
Da habe ich den Großonkel heimlich vom Regal genommen und angefangen, in meinem kleinen Zimmer darin zu lesen. Lesen konnte ich noch nicht, aber ich tat so, als ob ich’s könnte. Ich wußte, dass das alles Wörter waren. Und einmal, spät in der Nacht, als ich mit meiner Taschenlampe unter der Bettdecke im Großonkel blätterte, hörte ich da auf einmal die Wörter reden. Sie waren traurig, weil sie niemand verstehen wollte, sagten sie zu mir.
„Wir wollen nicht mehr bloß eingeteilt und zurecht gerichtet im Wörterbuch stehen. Wir wollen tanzen und lachen und fröhlich sein!“ Von da an trafen wir uns jeden Tag und jedes Wort erzählte mir seine Geschichte. Seitdem bin ich immer glücklich, wenn ich mich mit den Wörtern treffe und Späße mache. Mehr und mehr lernte ich verstehen, dass die Wörter alle Geheimnisse kennen und uns Menschen helfen wollen.
Wie dann alles weitergegangen ist? Ja, das ist eine lange Geschichte.
Ich habe mich nämlich ins Wort verliebt.
Wir sind nun in dieselbe Wohnung gezogen.
Haben uns gegenseitig entdeckt.
Auch die wilden Seiten. Probieren’s nun.
Und nächstes Jahr wollen wir uns verloben.
Auf hoher See - haben wir verabredet.
Unter freiem Himmel.
Und dann werde ich dem Wort mein Wort geben.
Und hoffen, dass mich das Wort beim Wort nimmt.
Und wenn wir mal verheiratet sind, das Wort und ich, dann geht’s erst richtig los. Dann nämlich wird Schluss gemacht mit allem bloßen Gerede von den Dingen und über die Dinge. Dann werden die Dinge selber anfangen von sich zu erzählen. Und das Wort hat den Anfang gemacht. Es hat mir schon seine lange Geschichte erzählt. Nicht nur, dass es von Urbeginn an war und bei Gott war. Alles hat es mir anvertraut. Wie es sich entschlossen hat, zu den Menschen zu gehen. Wie es dem Menschen die Sprache versprochen und schließlich die Zunge gelöst hat.
Doch wie überrascht war ich zu hören, dass es gar nie einen Anfang gegeben hat und auch nie zu einem Ende kommen wird. Alle, die das hören, werden sicher bass erstaunt sein. Und zum Schluss hat mir das Wort noch zugeflüstert:
„Die Welt ist uneingeschränkt, weil ich es bin.“
Herzlich willkommen
Eure kleine Düdin
Was fällt ab? Und eben auch wieviel.
Oder fällt jemand ab? Etwa sogar viele?
Das Fallen ist es nicht. Die Ursache!
Fallen ohne Grund wäre freier Fall.
Nicht grundlos. Gründlich.
Zurück zum Fall Abfall, dem Lösen
von der Masse, die vereint hält.
Vor dem Abfall kann alles noch
unentschieden sein. Ob gefallen
wird oder nicht. Da klammert sich
einer vielleicht krampfhaft dran,
muss dann aber doch ab.
Seit einiger Zeit gibt es nun eine Stadt ohne Abfall.
Sagen wir der Deutlichkeit halber eine Großstadt.
Keine Säcke, keine Haufen, schon gar keine Berge.
Alles wird aufgegessen, zerbraucht, bis zum letzten.
Überall rein. Nichts liegt rum. Nicht die Spur.
Alles in ständigem Prozess. Die geringste Tendenz wird abgefangen. Es ist vorgesorgt. Schachteln gibt es nicht. Den Inhalt bekommt man direkt. Niemand packt aus. Alles fliesst in völliger Offenheit.
Neuartige Brunnen sprudeln alles was vonnöten ist.
Es herrscht Überfluss.
Das Nichtempfangene strömt weiter.
Das erste Stadtmotto:
Kein Verbrauch - nur genießen.
Nichts zieht Spuren nach sich. Reine Freude.
Die Vergangenheit löst sich sofort auf. Die totale
Gegenwart herrscht.
Man fühlt sich an der Quelle. Jeder freut sich. Ohne Unterlass.
Motto Nummer zwei: Maß in allem.
Ausscheidung wird direkt ins Leben übergeführt. Fällt auch nicht raus aus dem Ganzen. Reine Düfte sind die Folge. Das Wort stinken ist aus dem Lexikon rausgenommen.
Von Gestank, Schmutz, alten Krusten oder dergleichen wird nur noch von den Alten im Märchen erzählt.
Wo Leute Sachen weggeschmissen haben. Und daran erstickt sind.
Und wieso's gerade die Stadt geschafft hat?
Nun, auch das ist belegt. Der Bürgermeister hat nicht mehr den Abfall versorgen lassen sondern alles für Abfall erklärt.
Da war eine große Verwirrung, zunächst.
Niemand wusste wohin mit dem Abfall.
Allmählich hat niemand mehr unterscheiden können, was denn nun Abfall war und was nicht.
Da war das Problem plötzlich nicht mehr da. Und dann kam die Freiheit.
Jeder dachte nach und erfand das Neue: das Ohne.
Nun heißt die Großstadt Ohnehin.
Dorthin will nun jeder ziehen, um sein Glück zu finden.
Viele bleiben aber in den Vororten hängen. Dort muss man sich nämlich waschen lassen. Niemand kommt ungewaschen davon.
Gewaschen und gereinigt wird da Tag und Nacht, bis in den Unterkörper rein.
Dem Körper von dem normalerweise nichts gewusst wird. Dort wo die Seele herrscht.
Glaubt mir, ich habe sie gesehen, die Stadt Ohnehin.
Dorthin werden wir ziehen. Und wohnen, und leben.
Und glücklich sein.
Ohnehin wird sie nie gefunden.
Zwei Geschwister trafen sich nach 10 Jahren wieder zum Frühstück in Berlin Görli.
„Warst du im All?“ fragte Emma musternd. „Wieso“, erstaunte sich Hannah. „Scheinst viel jünger anstatt älter?“ erklärt Emma.
„Na ja, habe recht gut geschlafen beim Rückflug“, legt Hannah zu.
Wer ist Hannah?
Hannah ist blühend. Keine Falte mit 55. Glanz im Haar und den Zähnen. Steinreich. Warmer Händedruck, lächelnd übers ganze Gesicht. Hannah macht sich keine unnötigen Gedanken. Lässt los, praktisch immer.
Wer ist Emma?
Emma, die Jüngere von beiden, etwas müde, etwas mürbe, etwas kleiner als auch schon, etwas abgekapselt. Emmas Gedanken bleiben gerne stecken. Immer an der Grenze – fällt dann und wann ins Loch.
Hannah im All? Die Geschwister weiter im Gespräch. Emma will Kaffee und Croissant bestellen, Hannah besteht auf Schwarzbrot.
Im All gab es immer Alles. Genau genommen ist gar nichts gerade wieder alles und umgekehrt. Muss nur gefunden oder rausgeschnappt werden.
Und was wissen wir vom All? Fast alles oder fast nichts, je nachdem.
Das Super Rechner Paar JUWELS und JURECA in Jülich hat berechnet, daß es 50 Millionen Galaxien gibt, vermutlich noch mehr, weil 20% unsichtbar seien. Das Paar schafft 1 Trillion Rechenoperationen pro Sekunde.
Aber Anfang 2022 hat ALMA zwei neue staubbedeckte Galaxien gefunden, 29 Milliarden Lichtjahre entfernt. Sozusagen draußen am Rande des Alls. Wie, das All hat Ränder? Wer’s glaubt wird selig.
Zum Vergleich hier rechnen unsere Viertklässler doch auch schon bis zu 10 000. Nicht schlecht. Wer ALMA schon wieder sei? Ja, weiß jeder, das Superauge, wie gesagt, Radioteleskop mit 66 High Tech Antennen.
Danke.
Zurück zu den Reisen ins All. Die müssen eingekapselt vorgenommen werden, weil der Mensch weder fliegen noch längere Zeit den Atem anhalten kann.
Für je nachdem 50 Millionen Dollar in einer Drachenbesatzung (Crew Dragon) pro Fahrt, Erdumrundung mit eingeschlossen. Wer pendelt kriegt Rabatt. Die armen Reichen werden elend zusammengedrückt in den Raketen. Augenblicke fürs Testament. Das Plastiksäckchen bereit im Schoß. Wer da aufs Klo muss, kann einpacken und nach Hause gehen.
Da ist Hannah nicht mit dabei. Ist ihr zu altmodisch. Sie ist weiter vorne, immer beim Neuesten mit dabei. Für Billionärinnen, hatte sie herausgefunden, die nachweislich alles auf unserem Planeten gesehen haben, werden jetzt als Reiseziel kleinere Schwarze Löcher angeboten. Bis jetzt noch unter der Hand, also im Schwarzhandel. Es wird gemunkelt, drei Erstreisende Damen seien nicht mehr herausgekommen, aus dem Loch. Quasi verschluckt.
Man beruhigt die Verwandten damit, daß es den Tod da nicht gäbe, sondern nur die unendlich verlängerte Zeit. Zeit und Raum hätten dort die Rollen vertauscht. Theoretiker streiten sich. Einstein hatte solche Vorahnungen, was ihm immer wieder schlaflose Nächte gekostet habe.
Auch von Verjüngung und irren Uhren ist die Rede.
Da kommt die Sensation.
In der Berliner Morgenpost steht, daß die erste schwarz Allreisende aus dem Black Hole M87 heil herausgekommen ist, blitzartig. Gesehen vom Allgegenwärtigen Infrarot Auge JWST. Hannah, so heißt die Gerettete, erzählt frisch und munter im Interview, sie hätte sich schwarze Materie aufs Pumpernickel gestrichen und es hätte überraschend lecker geschmeckt. Und schwuppdiwupp sei sie draußen im All gewesen, oder wieder drinnen. Das hätte sie nicht mehr unterscheiden können.
Sei ihr auch völlig wurscht. Und ja, noch was, sie hätte das schöne Gefühl gehabt, eins mit dem All zu sein. Allein. Echt ALLEIN ohne sich allein zu fühlen. Das erste Mal in ihrem Leben. Dieses Gefühl sei allgegenwärtig, immer noch. Völlig harmonisch. Übrigens war ja Hannah völlig schwarz direkt nach dem Rauswurf. Ohne Infrarotem James Webb Space Telescope wäre sie im All verloren gegangen.