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Was ist der Sinn der Wechseljahre, warum verändern wir uns? Was hilft Frauen, diese Zeit mit Zuversicht, Neugier und Freude zu erleben? Diesen Fragen nähert sich Miranda Gray nicht von der biologisch-medizinischen Seite. Vielmehr zeichnet sie den Weg der spirituellen Transformation, der mit den ersten Veränderungen im Menstruationszyklus beginnt und über die letzte Blutung in die Postmenopause führt. Sie zeigt, dass die Wechseljahre nicht gleichbedeutend sind mit Altern oder Verfall, sondern eine spirituelle Reise im Einklang mit der eigenen Weiblichkeit. Anknüpfend an „Roter Mond“ und „Erweckung der weiblichen Energie“ zeigt die Autorin, welche Weisheit und Inspiration im Zyklus verborgen liegen. Und dieses Zykluswissen, zusammen mit dem Wissen um die Zyklen der Erde, des Mondes und der Gezeiten, ist alles, was Frauen brauchen, um das Geheimnis des Wegs zu erkennen, der vor ihnen liegt: • Die energetischen und spirituellen Veränderungen in den Wechseljahren nutzen, um Kraft zu tanken, sich zu erden und frei zu werden. • Das Ziel der Reise durch die Wechseljahre erkennen und eins werden mit dem Göttlich-Weiblichen. • Teil einer neuen positiven und selbstermächtigenden Tradition für Frauen sein, die auf der Weisheit unseres Körpers basiert. Dieses Buch ist für alle, die den Sinn der Wechseljahre erforschen wollen. Es ist für Frauen, die erste Veränderungen spüren, und für Frauen, die die Menopause bereits hinter sich gelassen haben. Und es ist für alle, die einen Menstruationszyklus haben und wissen wollen, wie ihre zyklischen Erfahrungen zum Wegweiser durch die Wechseljahre werden können.
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Seitenzahl: 445
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Miranda Gray
Dunkler Mond
Miranda Gray begann ihre Pionierarbeit über den Menstruationszyklus mit ihrem ersten Buch »Roter Mond«, das in den 1990er-Jahren erschien. In diesem Werk führte sie das Konzept der vier weiblichen Archetypen ein, die in Verbindung mit den Phasen des Menstruationszyklus stehen. Seitdem hat sie viele Bücher über die zyklische Natur von Frauen, die weiblichen Energien und über weibliche Spiritualität geschrieben. Miranda zeigt, wie Frauen die Vorteile ihrer zyklischen Natur in allen Lebens- und Arbeitsbereichen nutzen können, wie sie ein positives Verständnis von sich selbst entwickeln können, um Selbstvertrauen und Wohlbefinden zu steigern und Erfüllung zu finden. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist es, ihr Verständnis des weiblichen spirituellen Weges weiterzugeben, der im Menstruationszyklus und im Lebenszyklus von Frauen begründet ist.
Mirandas Bücher wurden in mehreren Sprachen veröffentlicht, einige wurden zu internationalen Bestsellern. Miranda gibt international Kurse und unterrichtet auch online. Sie ist die Begründerin des Womb Blessing®, eines Systems zur Heilung und Erweckung der weiblichen Energie. In internationalen Veranstaltungen in vielen verschiedenen Sprachen – den Worldwide Womb Blessings® – verbinden sich Frauen, um zu ihrer authentischen Weiblichkeit zurückzukehren.
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Reise durch die Wechseljahre und den damit verbundenen Energieveränderungen. Es basiert auf mehr als zehn Jahren persönlicher Erfahrung und Miranda brauchte fünf Jahre, um es zu schreiben.
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96914-030-7
Dieser Titel ist auch als E-Book erhältlich.
© 2024 Stadelmann Verlag
Nesso 8, 87487 Wiggensbach
www.stadelmann-verlag.de
E-Mail: [email protected]
Umschlagmotiv: Shutterstock
Übersetzung und Lektorat: Frauke Bahle, Freiburg
Satz: Eberl & Koesel Studio, Kempten
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen
als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf deshalb der vorherigen schriftlichen
Einwilligung der Autorin.
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Red Moon to Dark Moon
© Miranda Gray
Alle Rechte vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Über dieses Buch
Ein Orakel aus dem Leben einer Frau
Die Krähe auf der Wiege
Das Geheimnis des Zyklisch-Weiblichen
Kapitel 1: Einleitung
Stelle dir vor
Eine neue Tradition
Zyklen innerhalb von Zyklen
Die Geheimnisse des Göttlich-Weiblichen
Ausdrucksformen der Zyklischen Göttin
Labyrinth des Lebens
Die Weisheit im Menstruationszyklus
Den Fluss der Archetypen verstehen
Der Weg der Wechseljahre
Kapitel 2: Begegnung mit der Alten Frau
Kenne dein Ziel
Die Alte Frau im Winter
Die Alte Frau in den Gezeiten
Die Alte Frau bei Dunklem Mond
Die Alte Frau während der Menstruation
Die Alte Frau in älteren Frauen
Die Alte Frau als das Fundament unserer Zyklen
Die Gaben der Alten Frau
Tiefe Erdung
Du bist genug
Innere Erkenntnis
Die Segnungen der Alten Frau
Ganz im Jetzt
Tiefe Wahrnehmung
Bedingungslose Liebe
Seele und Seelengeist
Unser Weg
Geschichten der Weisheit
Kapitel 3: Das zweite Erwachen
Der Traum
Die Mentorin
Die Zeremonie der Erntemutter
Die Fragen
Die Zeremonie der Weisheit
Die Gestaltwandlerinnen
Die Dunkle Zauberin
Die Zeremonie der Rückkehr
Das Heiligtum der sich erneuernden Gebärmutter
Das Heiligtum der Erzählung
Die Verschleierte
Die Seelenmütter
Das Erwachen
Von der Zauberin zur Alten Frau
Kapitel 4: Der Weg des Labyrinths
Meditation: Der erste Schritt
Tipps für die Meditation
Evas Traum
Unsere Reise ins Labyrinth
Die ersten Schritte
Die Jahre als Gestaltwandlerin
Die Rückkehr
Der Zweck der Zauberinnen-Jahre
Orientierung für den weiteren Weg
Die Zauberin des Herbstes
Die Zauberin des abnehmenden Mondes
Die innere Zauberin in der prämenstruellen Phase
Die transformative Kraft der Zauberin nutzen
Aufbrechen und Enthüllen
Das Ego in den Jahren der Zauberin
Die Zauberin als Geschichtenerzählerin
Die Liebe als Schlüssel zum Labyrinthweg
Kapitel 5: Die Jahre der Erntemutter
Erntemutter-Meditation: Das Aufbrechen
Tipps für die Meditation
Die Archetypen verkörpern
Wer bin ich in den Jahren der Erntemutter?
Der Archetyp der Jungen Frau
Der Archetyp der Mutter
Der Archetyp der Zauberin
Der Archetyp der Alten Frau
Übergänge zwischen den Archetypen
Die Archetypen ausdrücken: erste Schritte
Selbstfürsorge
Wie wirken sich die Archetypen auf männliche Partner aus?
Wie wirkt der Archetyp der Jungen Frau in Beziehungen?
Wie wirkt der Archetyp der Mutter in Beziehungen?
Wie wirkt der Archetyp der Zauberin in Beziehungen?
Wie wirkt der Archetyp der Alten Frau in Beziehungen?
Den Partner unterstützen
Übergang von der Erntemutter zur Gestaltwandlerin
Das Jahr der 13 Monde
Erinnerung an den Labyrinthweg
Mit den 13 Monden gehen
Der anstehende Weg
Kapitel 6: Die Jahre der Gestaltwandlerin
Gestaltwandlerinnen-Meditation: Leere Gebärmutter
Jenseits des Weisheitsblutes
Tiefer ins Labyrinth
Auswirkungen der Archetypen in den Jahren der Gestaltwandlerin
Die Eingeweihte – Archetyp der Jungen Frau in den Jahren der Gestaltwandlerin
Die Matriarchin – Archetyp der Mutter in den Jahren der Gestaltwandlerin
Die Priesterin – Archetyp der Zauberin in den Jahren der Gestaltwandlerin
Die Weise Frau – Archetyp der Alten Frau in den Jahren der Gestaltwandlerin
Ein heiliger Weg
Gaben der Gestaltwandlerin
Die Gaben der Eingeweihten
Die Gaben der Matriarchin
Die Gaben der Priesterin
Die Gaben der Weisen Frau
Die Archetypen der Gestaltwandlerin ausgleichen
Die fortgeschrittenen Jahre der Gestaltwandlerin
Kapitel 7: Die Jahre der Dunklen Zauberin
Die Dunkelheit vor der Dämmerung
Weisheit und die Dunkle Zauberin
Der Körper verdunkelt sich
Sich der Universellen Alten Frau zuwenden
Der Geist verdunkelt sich
Auf dem Weg zur Rückkehr
Im Herzen des Labyrinths
Kapitel 8: Eintritt in die Jahre der Alten Frau
Seelenmutter-Meditation: Eine Widmung
Die letzte Stufe des Labyrinths
Verliehene Macht
Die Jahre der Seelenmutter
Die Alte Frau in die Welt bringen
Diejenigen, die vor uns gehen
Auf dem Hügel
Eine Weisheitsgeschichte
Warum sind alte Frauen weise?
Dieses Buch schreiben
Unterstützung für den Labyrinthpfad
Meditation: Tempel der Archetypen
Die Archetypen identifizieren
Die Mond-Chronik
Die Erfahrungen der Erntemutter notieren
Eine Mond-Chronik erstellen
Welche Erfahrungen soll ich notieren?
Die Archetypen-Chronik
Erfahrungen in den späten Jahren der Erntemutter notieren
Eine Archetypen-Chronik erstellen
Die Gestaltwandlerinnen-Chronik
Erfahrungen der Gestaltwandlerin notieren
Eine Gestaltwandlerinnen-Chronik erstellen
Die Mondstrahlen-Skala
Erfahrungen in den Jahren der Dunklen Zauberin notieren
Seelenmutter-Jahre
Anhang
Lineare Zusammenfassung des Labyrinthwegs
In diesem Buch verwendete Titel
Glossar
Vorwort
Die Aussicht ist spektakulär. Von dem Hügel, auf dem wir stehen, können wir in alle Richtungen bis zum Horizont sehen. Auf den Hügeln Tara und Slane erkennen wir die alten Steingräber. Wir sind an diesen Ort gebracht worden. Die Umstände haben uns hierher gebracht, auf diesen hohen Hügel mit Blick auf Irland, neben einem alten Grab stehend lassen wir die Aussicht auf uns wirken. Wir müssen zurück zum Flughafen, um nach Hause zu fliegen, aber für diesen Besuch nehmen wir uns Zeit.
Als wir den Hügel sahen, lachten wir beide. Ich habe ein Herzproblem und bei meinem Mann stand eine Hüftoperation bevor. Aber irgendetwas hatte uns hierher geführt, also mussten wir den Hügel erklimmen. Wenigstens regnete es nicht, aber der Wind pfiff uns um die Ohren. Zeitweise atmete ich so schwer, dass sich mein Atem so anhörte wie der Wind. Während des Aufstiegs fragte ich immer wieder: »Begehen wir gerade eine Dummheit?« Ich murmelte: »Hoffentlich bereuen wir das nicht!« Es waren noch andere Leute unterwegs – ein Paar in den Zwanzigern und eine Familie, die uns allesamt überholten. Wir behielten unser Schneckentempo bei, machten einen langsamen Schritt nach dem anderen.
Und das war es wert.
Dieser Ort ist das alte Zentrum des Landes. Das Grab neben uns, eines von vielen, die auf dem Bergrücken liegen, ist ein riesiger Steinhügel, den frühe Siedler Irlands errichteten. Er wird von großen aufrechten Megalithen gestützt. Vergessen Sie die »neuen« keltischen Einwanderer, dieses Grab ist 5.000 Jahre alt. Der Fremdenführer erzählte uns, dass es der Vorläufer der erstaunlichen Grabanlage in Newgrange sein könnte. Das Grab vor uns mit seiner Ausrichtung auf die Tagundnachtgleiche im Frühling und im Herbst und seinen Schnitzereien aus Wirbeln und Kreisen ist nicht so beeindruckend wie Newgrange, aber es birgt ein uraltes Echo der Energien des Landes und ist Teil der Mythologie, die uns von der Kraft dieses Ortes erzählt.
Der Bergrücken wird als Berg der Hexe, Berg der Zauberin oder Hexenhügel bezeichnet. Der Volksmund sagt, dass die Monumente von einer riesigen »Hexe« – einer alten Magierin – geschaffen wurden. Als der Heilige Patrick das Christentum nach Irland brachte, forderte er die Hexe heraus: Sie sollte Steine aufsammeln und damit von einem Ende der Hügelkette zum anderen springen. Wenn ihr das gelänge, würde Irland ihr gehören. Die Hexe steckte die großen Steine in ihre Schürze und sprang. Fast hätte sie es geschafft! Aber kurz vor dem letzten Hügel ließ sie die Steine fallen, stürzte und brach sich das Genick.
Nun stehen wir neben der alten Grabstätte. Auf der Nordseite befindet sich der Hexensitz – der Hag’s Chair oder Seat of theCailleach, benannt nach den magischen alten Hexengestalten aus der keltischen Mythologie. Viele Mythologien und Erzählungen berichten von magischen alten Frauen, die die tiefen spirituellen und mächtigen Energien des Weiblichen in sich tragen. Die Alte Frau ist die Endstation aller Zyklen, sie ist die letzte Station im Leben von Frauen nach dem Ende ihres Menstruationszyklus. Der massive Stein vor mir ist wie ein Stuhl geformt und dem dunklen Nachthimmel der Ahnen zugewandt, in den das Licht des Mondes niemals vordringt. Die Kerbungen auf der Vorderseite sind fast vollständig verwittert. Der Legende nach saß Königin Maeve darauf, um Gesetze zu erlassen. Und auch die alte Hexe saß hier. Man sagte uns, wenn man sich auf den steinernen Stuhl setze und einen Wunsch äußere, würde die Hexe ihn erfüllen – oder auch nicht.
Es fühlt sich so an, als hätte uns die Alte Frau hierher gerufen. Seit einiger Zeit denke ich darüber nach, mein Material aus dem Workshop »Die Alte Frau treffen« in ein Buch einfließen zu lassen und den Transformationsweg der Wechseljahre, der uns zu ihr führt, tiefer zu ergründen. In letzter Zeit fragen mich immer mehr Frauen nach einem Buch über die spirituelle Bedeutung der Wechseljahre und wenn Frauen nach etwas fragen, ist das für mich die Stimme des Göttlich-Weiblichen, die sagt: »Jetzt ist die Zeit, dies anzubieten.« Da ich in meine eigene Erfahrung der Wechseljahre verwickelt bin, weiß ich, dass ich jetzt auf diesen Ruf antworten kann.
In den letzten Wochen hat der innere Druck, ein Buch zu schreiben, zugenommen. Ich schreibe keine Bücher – sie schreiben sich selbst, dabei fließen sie durch mich hindurch wie eine Lawine. Ich werfe einfach den ersten Stein und eine Kaskade von Wörtern strömt aus mir heraus. Aber wenn ich den gedanklichen Stein einmal geworfen habe, muss ich auch schreiben, sonst verliere ich die Inspiration und die Einsicht wieder.
Ich stehe also auf dem Hügel und spüre die Spannung eines neuen Buches in mir. Noch zögere ich, die ersten Sätze zu schreiben, denn ich weiß, wenn ich das tue, wird die Lawine losgetreten – und ich habe nichts dabei, um die Worte einzufangen. Aber hier an diesem Ort ist die Präsenz der Alten Frau stark und sie bittet um eine Stimme, die den Frauen von der Freude und der Kraft erzählt, die der Reise zu ihr innewohnen.
Ich betrachte den Hexenstuhl von allen Seiten und das Bild trifft mich mit physischer Kraft. Ich spüre die Resonanz des leeren Throns in mir. Ich fühle es: Das ist die Alte Frau – sie ist unsichtbar, aber sie ist hier.
Ein anderer Besucher setzt sich auf den Thron, aber ich kann es nicht. Es ist ein so mächtiges Symbol für mich und die Präsenz der Alten Frau, der Verborgenen, ist so stark, dass es respektlos wäre, meinem Gefühl nicht zu folgen. Hier an diesem Ort spüre ich, dass ich mich im Zentrum des Landes befinde. Dies ist der Ort der Göttin – nicht der vergänglichen fruchtbaren Göttin, sondern das Zentrum der wahren Macht, der Weisheit und Energie der Alten Frau. Ihr gehört das Land, sie wacht über das flüchtige Leben ihrer Kinder und bleibt immer dieselbe in ihrer Stille, ihrer Weisheit, ihrer Dunkelheit und in ihrem ruhigen Blick.
Die Uhr tickt und irgendwie schaffen wir den Weg den Hügel hinunter. Der Weg nach unten ist leichter für mich, aber schwieriger für meinen Mann.
Wir wussten nichts über diesen Ort, bevor wir ankamen, aber es ist uns eine Ehre, hier gewesen zu sein. Während wir langsam bergab laufen, krächzt eine Krähe über uns im Wind. Die Schafe fressen in aller Ruhe inmitten von weißen Kleeblüten und wilden Orchideen. »Danke, Alte Frau, dass du uns hierher gebracht hast«, flüstere ich. »Danke, dass du mir gesagt hast, ich solle den Stein werfen, damit sich die Lawine löst und die Wörter fließen.«
Über dieses Buch
Es kann eine Herausforderung sein, eine Struktur zu schaffen, um etwas zu verstehen, dessen einziger Zweck es ist, das strukturierte Verständnis aufzubrechen! Das gilt ganz besonders für die Wechseljahre, wenn sich der Geist weiterentwickelt und sich jenseits von Strukturen öffnet. Die Wechseljahre sind eine energetische und spirituelle Transformation, die gewöhnlich, aber nicht immer, vom Körper gesteuert wird. Sie ist eng mit der zyklischen Natur der Frau und den Zyklen des Göttlich-Weiblichen verbunden. Aber die zugrunde liegende Weisheit ist für alle, die die Geheimnisse des Weiblichen entdecken wollen: Dieses Buch ist für Neugierige, für diejenigen, deren Wechseljahre noch weit in der Zukunft liegen, für diejenigen, die gerade den Weg der Veränderung gehen, und für diejenigen, die auf ihre Transformation zurückblicken und ihre neue Rolle im Leben entdecken wollen. Es ist auch für jene gedacht, die die Veränderungen der Wechseljahre weniger auf der körperlichen, sondern eher auf energetischer Ebene erfahren.
Die Weisheiten in diesem Buch kannst du zu jedem Zeitpunkt deiner Reise durch die Wechseljahre anwenden, denn es gibt keine Grenzen, keine wirklichen Schritte, die wir gehen müssen, und keine Meilensteine auf unserem Weg. Daher ist es auch besser, wenn du dich den Informationen in diesem Buch so näherst, als wolltest du eine »Geschichte« lesen. Mit dieser Haltung kannst du das Ungewohnte leichter akzeptieren, die Wahrheit, die für uns außerhalb der dargestellten Struktur mitschwingt, annehmen und gegensätzliche oder vielschichtige Ideen vertreten. Denn: Konzepte mit linearer Struktur, mit Anfang und Ende erzeugen die Erwartung, dass sich etwas entlang einer Zeitleiste entwickelt, sodass man sagen kann, was wann passieren wird. Wenn dann unsere Erfahrungen damit nicht übereinstimmen, dann interpretieren wir die Informationen möglicherweise als falsch. Der Inhalt dieses Buches ist nicht linear. Aber er wird linear präsentiert, weil das das Verständnis erleichtert.
Erfahrungen bestimmten Zeiten oder Zuständen exakt zuzuordnen, entspricht nicht dem Fluss unseres Seins. Vielmehr können wir Erfahrungen machen, die vor ihrem »Stichtag« eintreten, ebenso können wir zu einem früheren Zustand zurückkehren. Wir können Erkenntnisse erlangen, die für jemand anderen noch in ferner Zukunft liegt. Trotzdem wünschen wir Menschen uns einen kontinuierlichen Weg, dem wir folgen können, daher soll der Labyrinthweg, der in Mythen und Legenden zu finden ist, unser imaginativer Führer sein. Aber während wir diesen Weg des Labyrinths gehen, müssen wir uns daran erinnern, dass wir keine linearen Wesen sind und dass die verschiedenen Wahrnehmungszustände, die wir erleben, während wir uns verändern, gleichzeitig in uns existieren.
Um den Weg, der vor uns liegt, zu verstehen, müssen wir uns in die Geheimnisse des Zyklisch-Weiblichen als universelle Kraft vertiefen, denn sie spiegelt sich in der physischen Welt, in unserem Körper und in unserem Leben wider. Wenn wir dann die Ausdrucksformen des Zyklisch-Weiblichen kennen und uns von unserem Körper führen lassen, können wir unseren Lebensweg im Licht des neu gewonnenen Verständnisses betrachten. Die einfache Wahrheit ist, dass wir in unserer zyklischen Natur bereits all die Weisheit und Orientierung in uns tragen, die wir für unsere Wechseljahre und die Zeit danach brauchen.
Um diese Reise mit einem Gefühl der Vorfreude und Aufregung zu beginnen, sollten wir einen Blick auf die Schönheit unseres Ziels werfen. Dazu werden wir die Alte Frau in uns selbst, in unseren Zyklen und in der Welt um uns herum erforschen. Wir werden die Geschenke und die Veränderungen erkennen, die sie für uns bereithält. Mit dem Wissen um das Ziel, mit der inneren Karte und Orientierung können wir unsere Reise mit Kraft, Neugier und der Abenteuerlust beginnen, die jedem Anfang innewohnt.
Das Herz des Buches ist die Geschichte der Wechseljahre, denn Geschichten mit ihren Metaphern bieten eine kraftvolle Möglichkeit, uns selbst bildhaft zu beschreiben, uns auszudrücken, all die Veränderungen zu identifizieren und unsere erwachende Wahrnehmung zu verstehen. In einer modernen Welt, die reife Frauen ohne Sprache und ohne Stimme zurücklässt, brauchen wir eine neue Mythologie.
Geschichten schlagen auch eine Brücke zwischen unseren tiefsten Bewusstseinsschichten und unserem Alltagsbewusstsein. Und so kann eine Wechseljahresgeschichte die Kraft haben, uns zu helfen, diese Zeit des Wandels mit Eleganz und Anmut zu leben. Sie kann die Erkenntnis zünden, dass wir wunderbare, tanzende Frauen aus Licht und Dunkelheit sind.
Unser Weg ist immer individuell. Aber es gibt viele Gemeinsamkeiten unter Frauen, die im Labyrinth die Stufen der Wechseljahre hinabsteigen. Mit der Sprache der Geschichte können wir uns selbst beschreiben, unsere Erfahrungen teilen und die Frauen, die mit uns unterwegs sind, unterstützen. Die Weisheit der Wechseljahre ist vielgestaltig – wir können das nehmen, was zu unseren Erfahrungen passt, und das weglassen, was für uns nicht stimmig ist. Oder wir schaffen unser eigenes, einzigartiges Verständnis, unsere eigene Wahrheit. Es gibt so viele Wahrheiten über die Wechseljahre, wie es Frauen gibt, die den Labyrinthweg gehen.
Ein Orakel aus dem Leben einer Frau
Die Krähe auf der Wiege
»Das Schaf ist auf der Wiese, die Kuh ist im Mais
Jetzt ist es an der Zeit, dass ein Mädchen geboren wird.
Sie wird den Mond anlachen und in seinem Licht tanzen,
das Herz ihrer Mutter mit all ihrer Freude öffnen.«
Sang die Krähe auf der Wiege.
»Und wenn du älter bist und so voller Leben,
Dann werde ich im Sturzflug zu dir kommen.
Die Krähe auf der Wiege bringt dir ein Geschenk,
Einen Apfel, eine Spindel, einen dreizehnten dunklen Wunsch.«
Sang die Krähe auf der Wiege.
»Krähe auf der Wiege, schwarz und weiß,
In die Dunkelheit, in die Mitte der Nacht.
Krähe auf der Wiege, weiß und schwarz,
Aus der dunklen Umarmung der Alten Frau kehrt die Junge Frau zurück.«
Sang die Krähe auf der Wiege.
»Kein Zauber zum Schutz, kein Schild oder Umhang,
Nur der unwiderstehliche Ruf des krächzenden Rabenvogels.
Eine rote Blutspur, hell auf weißem Schnee.
Magie des Frausein, Weisheit, die du kennst.«
Sang die Krähe auf der Wiege.
»Krähe auf der Wiege, dein Geheimnis ist jetzt erzählt.
Wir gehen in die Welt, leben unser Leben kühn.
Krähe auf der Wiege, was sollen wir tun?
Geh mit dem Mond, ich leite dich.«
Sang die Krähe auf der Wiege.
»Krähe auf dem Kessel, schwarz und weiß,
Zerschmettert den Spiegel in Scherben von Licht.
Die Zyklen durchbrochen, mit Freude enträtselt,
Die Gestaltwandlerin lacht, während sie tanzt.«
Sang die Krähe auf der Wiege.
»Im Herzen des Weges, in der Nacht verschleiert,
Ruft die Dunkle, um zu leiten.
Krähe auf der Wiege, wo bist du hin?
In das Labyrinth, fort zu meinem Zuhause.«
Sang die Krähe auf der Wiege.
»Krähe auf dem Kessel, ganz schwarz, ohne weiß,
Ende des Tanzes, fort vom Licht.
Eingehüllt in den weichen, mitternächtlichen Mantel der Magie:
Du bist meine Weisheit, meine Gegenwart und Hoffnung.«
Sang die Krähe auf der Wiege.
»Krähe am Kopfende meines Bettes, am Ende meines Lebens,
Sie breitet die Flügel aus, hält das Licht.
Krähe im dunklen Schoß, wo ist mein Weg?
Hinaus zu den Sternen und in meine Liebe.«
Sang die Krähe auf der Wiege.
Sang die Krähe auf der Wiege.
Geschrieben von Miranda Gray, der Text basiert auf dem Volkslied von Sydney Carter, das von einem traditionellen schottischen Wiegenlied abgeleitet wurde.
Das Geheimnis des Zyklisch-Weiblichen
Kapitel 1: Einleitung
Es gibt ein Muster, das unseren weiblichen Energien und den Wechseljahren zugrunde liegt, und das ist das Labyrinth.
Stelle dir vor
Stelle dir vor, du stehst vor einem großen, grasbewachsenen Hügel. An der Seite befindet sich ein kleiner Eingang, flankiert von zwei verwitterten aufrecht stehenden Steinen, über denen quer ein weiterer Stein liegt. In die Steine sind Spiralen und Kreise eingekerbt. Die Spätsommersonne streichelt dein Gesicht und du spürst das weiche grüne Gras unter deinen nackten Füßen. Das Sonnenlicht flutet durch den Eingang und fällt auf Steinstufen, die in die Dunkelheit hinabführen.
Dies ist der Eingang zum Labyrinth des Menstruationszyklus, das in jeder Frau liegt. Es versinnbildlicht den inneren Weg, den wir in jedem Menstruationsmonat während unserer zyklischen Jahre hinunter in unsere innere Mitte gehen. Jeden Monat in unserer prämenstruellen Phase hören wir den Gesang der Alten Frau, die im Zentrum unseres Labyrinths lebt und uns unmissverständlich auffordert, uns tief zu beugen und uns in die Dunkelheit zurückzuziehen. Oft zögern wir, oft wehren wir uns gegen den Ruf und blicken sehnsüchtig auf das schwindende Sonnenlicht zurück. Aber wir müssen in die Dunkelheit gehen, denn der Ruf der Alten Frau, der Betagten, ist zwingend und unser Körper und unsere Seele gehen in Resonanz mit ihrer Stimme.
Die Dunkelheit ist beängstigend, denn wir können nicht sehen, wohin wir gehen. Oft vergessen wir, dass auf die Reise nach innen mit der nächsten Zyklusphase eine Reise zurück ins Licht folgt. Aber jeder Menstruationszyklus ist ein Zyklus der Erneuerung, der Labyrinthweg führt uns vom Ort des Rückzugs zurück in die äußere Welt – auch wenn wir diese Weisheit oft vergessen.
Und wenn unsere Menstruationszyklen schließlich aufhören, folgen wir weiterhin dem Labyrinth, aber jetzt gehen wir die Wechseljahresstufen des Labyrinths des Lebens hinunter. Wir haben unsere Jahre in der sonnenbeschienenen Welt geliebt, wir haben geliebt, was wir erreicht haben und wer wir sein konnten, aber der Ruf der Betagten ist stark. Sie ruft uns in die Dunkelheit und wir müssen diese ersten Schritte tun.
Je tiefer wir in das Labyrinth des Lebens eindringen, desto mehr verschwindet das Sonnenlicht, bis wir irgendwann unseren Weg suchen müssen, indem wir mit den Fingerspitzen an der Wand entlangfahren und die Stufen vorsichtig mit den Zehen ertasten. Wir wehren uns gegen diesen Weg, der uns in die nächste Phase des Frauseins führt. Wir sehnen uns nach dem Leben, das wir bisher gelebt haben, weil wir nicht sehen können, was nun aus uns werden wird. Doch wenn wir innehalten und in uns hineinhorchen, flüstert uns die Betagte zu, dass sichtbares Licht nur ein kleiner Teil der Energien des Universums ist. »Unsichtbares Licht« ist überall und leuchtet hell, daher gibt es so etwas wie »Dunkelheit« nicht – es ist die Begrenztheit des menschlichen Auges, das uns Dunkelheit vorgaukelt. Die Betagte versichert, dass die Reise in das Labyrinth keine Reise des Verlusts ist, sondern eine Reise der Transformation und der Enthüllung des unsichtbaren Lichts, das in der Dunkelheit leuchtet.
Und wenn wir dann endlich die Mitte erreichen und die Betagte vor uns steht, werden wir sie in ihrer vollen Schönheit als das strahlende Universum sehen und wir werden ihre Strahlkraft auch in uns selbst entdecken.
Eine neue Tradition
Auf dem Steinboden am Eingang zum Labyrinth des Lebens liegt ein roter Faden, der in der Dunkelheit verschwindet. Er ist unser Wegweiser und unsere Gewissheit, dass wir sicher sind und uns in die richtige Richtung bewegen. Dieser rote Faden steht für die Weisheit unserer Gebärmutter, unser weibliches Geheimnis und unsere Tradition – eine Tradition, die nicht aus der Vergangenheit stammt, sondern aus dem intimen und persönlichen Wissen, das jede menstruierende Frau über den Zyklus des Göttlich-Weiblichen in sich trägt.
Dieses Buch ist wie ein roter Faden, ein Leitfaden für Frauen in den Wechseljahren. Es soll ihnen helfen, all die Veränderungen zu bewältigen und zu erkennen, wer sie sind und wer sie sein werden. Es ist ein Leitfaden hin zu der tiefen Liebe, die uns ruft, die uns anzieht wie ein Magnet und uns zwingt, auf dem Labyrinthweg zu reisen – in jedem Menstruationszyklus ebenso wie in den Wechseljahren. Und es ist ein Leitfaden für die kraftvolle, von der Dunkelheit durchdrungene Phase unseres Lebens, nachdem unsere Zyklen aufgehört haben.
Um unsere Reise von der Perimenopause, wenn die Zyklen unregelmäßig werden, bis zur Postmenopause nach der letzten Blutung zu verstehen, müssen wir begreifen, dass der Weg, den wir gehen, der gleiche Labyrinthweg ist, den wir in jedem Menstruationszyklus gegangen sind. Wir müssen erkennen, dass wir die Erfahrungen, die wir in unseren Zyklusphasen machen oder gemacht haben, als Geschenke der Weisheit für unsere Reise in die Wechseljahre nutzen können. Wir sollten auch die Zyklen der Natur um uns herum wahrnehmen, um von Mutter Erde zu lernen, wie wir die Jahre der Transformation in Harmonie und Gleichgewicht durchleben können.
Vor allem aber müssen wir verlernen, was man uns über ältere Frauen erzählt hat – all die Bilder, die uns die Gesellschaft und unsere Kultur über das Älterwerden vermittelt haben. Dann können wir stattdessen sehen, wer wir wirklich sind – schöne und kraftvolle, kreative und spirituelle Ausdrucksformen des Göttlich-Weiblichen, unabhängig von unserem Alter oder unserem körperlichen Zustand.
Ohne eine gesellschaftliche Tradition, die uns in den Wechseljahren unterstützt, kann der Weg, der vor uns liegt, verwirrend erscheinen. Die Dunkelheit bringt uns dazu, dass wir uns unseren Gefühlen und unserem Unterbewusstsein zuwenden. Das ist eine Herausforderung, aber wenn wir tief durchatmen und auf den Weg unter unseren Füßen vertrauen, dann erkennen wir, dass das Labyrinth in den Wechseljahren ein Weg der Hoffnung und der Transformation, des Wachstums und der Entwicklung ist. Wir werden offen für aufregende neue Erfahrungen und Einsichten, für einen neuen Lebensabschnitt und für einen neuen Zustand des Seins und des Staunens, der uns befähigt, auf die Liebe des Göttlich-Weiblichen zu vertrauen.
Jetzt ist es an der Zeit, eine moderne Tradition für die Wechseljahre zu schaffen, die zu unserem modernen Leben passt – eine Tradition, die direkt aus dem Schoßraum und aus den Erfahrungen von Frauen kommt, die ein zyklisches Leben führen, und die uns Verständnis, Klarheit, Stärke und Zuversicht bringen wird. Wir befinden uns auf einem wahrhaft erstaunlichen Weg, einem Weg, der uns zurück zu unserem ursprünglichen, vollständigen Selbst führt, damit wir das Bewusstsein des Universellen Weiblichen spüren und in der Außenwelt leben können. Es ist ein Weg, auf dem wir zunehmend das Spirituelle erfahren, das hinter der äußeren Welt liegt und uns von den Grenzen der Zeit und des physischen Körpers befreit. Eine Frau nach der Menopause zu sehen bedeutet, das Universelle Weibliche in menschlicher Form zu sehen.
Zyklen innerhalb von Zyklen
In den Mythen und Legenden wird die Alte Frau oft als Geschichtenerzählerin dargestellt. Sie sitzt in ihren dunklen Mantel gehüllt am Feuer, ihr weißes Haar ist verhüllt und der Schein des Feuers tanzt auf ihrem faltigen Gesicht. Meist hält sie einen knorrigen Stab in der Hand. Eine Aura der Stille und Magie umgibt die Alte Frau. Mit ihren sanften Augen sieht sie die Welt so, wie sie wirklich ist, und durchschaut alle Illusionen. Ihr Herz nimmt alles an, ohne zu urteilen. Veränderungen führt sie nicht durch konkrete Handlungen und Herausforderungen herbei, vielmehr bewirkt sie tiefere Veränderungen durch Akzeptanz und innere Weisheit. Um sie herum sitzt eine Gruppe von Frauen und jungen Mädchen jeden Alters, die ihre Lehren hören wollen. Die Alte Frau beginnt ihre Geschichte am Anfang und auch wir beginnen am Anfang.
»Am Anfang«, sagte die Betagte, »war das Eine. Und das Eine gebar vier Kräfte. Vier Kräfte, ausgedrückt in einem Zyklus, und fünf Zyklen, ausgedrückt als das Universum.«
Sie nahm ihren Stab und zeichnete neben dem Feuer einen Kreis in die Erde. Dann zog sie sorgfältig zwei diagonale Linien durch den Kreis, um ihn in vier Teile zu teilen. Sie hielt inne und tippte dann mit dem Stab in das rechte Viertel.
»Die Kraft des Werdens, des Entstehens und des Wachstums«, sagte sie und zog ihren Stab in das oberste Viertel.
»Die Kraft der Fülle und der Ausstrahlung.« Sie bewegte den Stab in das linke Viertel.
»Die Kraft des Niedergangs, des Loslassens und des Auseinanderbrechens.« Sie zog den Stab in das untere Viertel.
»Die Kraft der Leere, des Potenzials und der Wiederherstellung.«
»Der erste Zyklus des Universums – des Göttlich-Weiblichen – ist der Zyklus der Schöpfung.« Sie ließ ihren Stab langsam gegen den Uhrzeigersinn über ihre Zeichnung kreisen.
»Der Fluss von der Entstehung zur Vollständigkeit, von der Vollständigkeit zum Loslassen, vom Loslassen zum Potenzial.« Sie gluckste leise. »Aus diesem Kreislauf ist alles entstanden. Auch ihr!« Dabei zeigte sie mit dem Stab auf die Frauen und Mädchen. Dann wandte sie sich wieder ihrer Zeichnung zu.
»Der erste Zyklus schuf den physischen Körper des Göttlich-Weiblichen – die Sterne und Galaxien, die Planeten und Monde. Aus dem ersten Zyklus entstand der zweite Zyklus, in dem alles Geschaffene kreiste, auch unser Mond.« Die Betagte zeichnete eine Mondsichel in das erste Viertel ihrer Zeichnung.
»Die Energie des Wachstums zeigte sich im Licht des zunehmenden Mondes«, sagte sie. Dann zog sie einen Vollmond im oberen Viertel.
»Die Energie der Fülle und Vollständigkeit kam in der runden Scheibe und im Licht des Vollmonds zum Ausdruck.« Nun zeichnete sie eine zweite Sichel in das linke Viertel.
»Die Energie des Niedergangs und Rückzugs drückte sich im abnehmenden Licht und der zunehmenden Dunkelheit des abnehmenden Mondes aus.« Schließlich legte sie ihren Stab in das letzte Viertel und hinterließ einen runden Abdruck in der Erde.
»Und die verborgene Energie der Leere und des Potenzials zeigte sich im dunklen Mond.« Sie lehnte sich auf ihren Stab.
»Auch die Erde kreiste – dies ist der dritte Zyklus. Mit ihrem Zyklus kam das Wachstum des Frühlings, die Fülle des Sommers, die Befreiung des Herbstes und die stille Ruhe und Erneuerung des Winters.« Während sie sprach, wies die Betagte mit der Hand nach und nach auf die Viertel des Kreises vor ihr.
»Und der vierte Zyklus bist du. Der Zyklus der Frauen.« Ihre Augen funkelten im Schein des Feuers.
»Nach der Zeit des Blutens nehmen deine Energien zu und beginnen auszustrahlen.« Ihr Stab berührte das erste Viertel mit der Sichel des zunehmenden Monds.
»Wenn deine Fruchtbarkeit am größten ist, werden deine Energien stabil und strahlen in die Welt hinaus.« Ihr Stab berührte das obere Viertel mit der Zeichnung des Vollmonds und wanderte dann nach unten zum linken Viertel mit dem abnehmenden Mond.
»Wenn sich dein Körper dann verändert, verändern sich auch deine Energien. Sie ziehen sich von der äußeren Welt zurück, bis dein Blut freigesetzt wird. Dann ruhen sie, um sich für den kommenden Zyklus zu erneuern.« Das Ende ihres Stabes ruhte in der Vertiefung im unteren Viertel.
»Aber es gibt auch den Zyklus des Lebens einer Frau, das ist der fünfte Zyklus. Er führt dich vom Kind zur erwachsenen Frau, zur reifen Frau und schließlich zur alten Frau.« Erneut deutete sie mit ihrem Stab einen Kreis über ihrer Zeichnung an. Schließlich setzte sie den Stab in die Mitte des Kreises, wo sich die beiden Linien kreuzten, und sah zu den Frauen auf.
»Es gibt nur einen Zyklus. Alle Zyklen sind Teil des Zyklus des Universellen Weiblichen und in jedem Zyklus spüren wir ihre Gegenwart. Du musst nur um dich herum und in dich hineinschauen, um das Göttlich-Weibliche zu finden.«
Als die Betagte verstummte, war nur das Knacken des Feuers in der Dunkelheit der Nacht zu hören.
Um unseren Weg in den Wechseljahren zu verstehen, sollten wir uns auf das Geheimnis einlassen, Teil von etwas zu sein, das viel größer ist als unser physischer Körper und unser Ich. Wir müssen uns für die Präsenz der Zyklen und Aspekte des Göttlich-Weiblichen in uns und um uns herum öffnen. Erinnern wir uns auch daran, dass unsere Seele sich entschieden hat, in dieser Welt menschliche Form anzunehmen und sich durch weibliche Energien auszudrücken. Sie hat uns nun an diesen Punkt gebracht, an dem wir vor tiefgreifenden Lebensveränderungen stehen. Um die ersten Schritte des Labyrinths in den Wechseljahren mit Freude und Zuversicht zu gehen, müssen wir uns an die Geheimnisse und die Weisheit des Weiblichen erinnern, denn dieses Verständnis bietet uns Orientierung, Unterstützung und Selbstermächtigung auf unserer weiteren Reise.
Die Geheimnisse des Göttlich-Weiblichen
Manchmal, wenn wir den nächtlichen Sternenhimmel sehen, fühlen wir uns klein und unbedeutend. Dabei tragen wir die Weite des Universellen Weiblichen in unserer eigenen zyklischen Natur in uns. Tief in unserer Seele wissen wir, dass die physische Welt der zyklische Körper des Göttlich-Weiblichen ist. Sie ist alles Gesehene und Ungesehene, sie ist jeder Zyklus und jeder Aspekt eines Zyklus. Durch die ständigen zyklischen Veränderungen ihres dunklen universellen Schoßraums erschafft sie Raum und Zeit und während ihre Energie spiralförmig durch ihre physischen Ausdrucksform fließen, erschafft sie ein Universum, das sich fortwährend verändert, fortwährend vergeht und neu entsteht.
Das Göttlich-Weibliche erscheint als die »Zyklische Göttin«, die das Universum durch den ständigen Fluss dynamischer Energie erschafft, und diese Energie pulsiert zwischen den beiden rezeptiven Energiezuständen: der Vollständigkeit und dem Potenzial der Leere. Der dynamische Fluss besteht aus zunehmender Energie, aus Werden, Aufbau und Wachstum, und aus abnehmender Energie, aus Rückzug, Zusammenbruch und Loslassen. Es ist ein Zyklus vom Zustand der Fülle und Stabilität bis zum Zustand der Leere und des Potenzials für einen neuen Zyklus. Jeder Zustand wird durch den vorherigen und den nachfolgenden beeinflusst. Dieser wunderbare Kreislauf fließt von der unsichtbaren Welt der Energie und des Geistes hinaus in das Licht der physischen Welt und wieder zurück in die innere Welt.
Abb. 1: Die Energien der Zyklischen Göttin
Die Zyklische Göttin tanzt ihre Essenz und ihre Schöpfung, fließend von einer Ausdrucksform zur nächsten. Sie verändert sich fortwährend, während sie tanzt, und bleibt doch immer dieselbe, denn sie ist die Tänzerin. Und als Antwort auf ihren zyklischen Tanz tanzt die physische Welt mit ihr in der Rotation der Galaxien, im Lebenszyklus der Sterne und in der Entstehung der Planeten. Alles tanzt, alles bewegt sich. Einschließlich uns.
Ausdrucksformen der Zyklischen Göttin
Abb. 2: Der Labyrinthweg des Menstruationszyklus
In den Mythen und Legenden und den alten Religionen klingt das Echo der Schoßweisheit der Frauen in der Vergangenheit. In diesen Geschichten erkennen wir, dass Frauen die Zyklische Göttin und die vier Göttinnen, in denen sie sich im Tanz manifestiert, erkannten: Es sind die Junge Frau – die Göttin des Wachstums und des Lichts, die Mutter – die Göttin der manifesten Welt und des Lichts, die reife Zauberin – die Göttin des Abbaus und zunehmender Dunkelheit, und die Alte Frau – die Göttin des dunklen Potenzials und des Einsseins.
Unsere Vorfahren erkannten die Junge Frau im zunehmenden Mond und im Frühling – sie bringt die vibrierenden Energien des Neubeginns und Wachstums. Sie sahen die Mutter im Vollmond und im Sommer – sie bringt die liebevollen Energien der Fülle, des Lichts und der Fruchtbarkeit zum Ausdruck. Im abnehmenden Mond und im Herbst nahmen die Frauen die Zauberin wahr und spürten ihre wilden Energien der Veränderung, der Fruchtbarkeit und des Rückzugs. Schließlich erkannten die Frauen die Alte Frau im dunklen Mond und im Winter und in den sanften Energien der Ruhe, Dunkelheit und Erneuerung.
Durch ihr Bewusstsein für die Energien ihres Körpers erkannten die Frauen auch, dass das Göttlich-Weibliche nicht nur in der Welt um sie herum zugegen war, sondern auch in ihrem Körper, während sie ihre Menstruationszyklen durchliefen. Dass sie die Zyklusphasen, wie sie die moderne Medizin heute definiert, oder die körperlichen Abläufe während der einzelnen Phasen nicht kannten, spielte keine Rolle. Sie spürten die vier Göttinnen in den Energien, die sie erlebten. Und sie sahen keinen Unterschied zwischen den Göttinnen in den Zyklen des Mondes, der Erde und des Universums und den Göttinnen in ihnen selbst.
Auch heute verkörpern wir Frauen dieselben vier Göttinnen in den Phasen unserer Menstruationszyklen, aber vielen von uns fehlt das tiefe Verständnis für die Verflechtung und unsere Verbindungen zum Zyklisch-Weiblichen. Daher brauchen wir einige Begriffe, die der Intellekt verarbeiten kann, um das eigentlich intuitive Wissen in unser Bewusstsein zu bringen. Damit unser moderner Verstand diese Ideen begreifen kann, unterscheiden wir zunächst zwischen den wahrgenommenen »äußeren« universellen zyklischen weiblichen Energien und unserer inneren Wahrnehmung der Verkörperung des Zyklisch-Weiblichen. Um die Kommunikation und das Lernen zu erleichtern, sprechen wir von Universell,um Ausdrucksformen und Einflüsse der Zyklischen Göttin außerhalb von uns selbst zu bezeichnen, und von Archetyp,wenn unsere inneren Erfahrungen gemeint sind. Aber letztlich ist das nur ein Werkzeug, denn das Universelle und der Archetyp sind dieselbe Energie und Präsenz, und manchmal ist es besser, nicht zu unterscheiden!
Indem sie sich selbst als Ausdrucksform der Zyklischen Göttin sahen, konnten Frauen in der Vergangenheit die Archetypen in jeder Zyklusphase willkommen heißen. Sie begrüßten den Archetyp der Jungen Frau in der Phase vor dem Eisprung, da er ihnen einen neuen Zyklus, mehr Energie und ein neues Selbstvertrauen brachte. Die Frauen spürten, dass das Ego in seiner Individualität wuchs und die Wahrnehmung des denkenden Verstandes zunehmend dominierte.
In der Phase des Eisprungs hießen sie den Mutter-Archetyp willkommen, der ihre Egos durch Altruismus und Empathie sanfter machte. Die Frauen spürten eine tiefere Liebe, die sie durchströmte, den Wunsch, ihre Kreativität praktisch auszudrücken, und die Dominanz des fühlenden Geistes.
Sie sahen, dass der Archetyp der Zauberin ihrer prämenstruellen Phase ihnen ein zunehmendes Bedürfnis nach Rückzug bescherte und dass die unterbewusste Wahrnehmung zu dominieren begann. Wieder einmal spürten sie die zunehmende Macht des Egos und die dynamische Energie der Veränderung. Schließlich verehrten die Frauen mit ihrem Blut den Archetyp der Alten Frau. Sie spürten ihre niedrigen körperlichen, geistigen und emotionalen Energien und sie zogen sich aus dem Alltag zurück, um ihre dominante seelisch-geistige Wahrnehmung und heilende Regeneration willkommen zu heißen.
Jeder Menstruationszyklus galt als Teil einer Reise auf einem Weg, der sie vom Licht der äußeren Welt (Phase der Mutter) nach und nach in die innere Welt der Dunkelheit (Phase der Zauberin) führte, um in der Dunkelheit zu verweilen (Phase der Alten Frau), dann führte der Weg sie zurück in die Welt des Lichts (Phase der Jungen Frau). Die Frauen wussten, dass sie mit der Erde, dem Mond und dem Universum tanzten, während sie diesem Labyrinthweg der Zyklen ihrer Gebärmutter folgten. Sie erkannten die Zyklische Göttin nicht als ein äußeres Konzept, sondern in sich selbst.
Abb. 3: Die Schwesternschaft der Zyklen
Labyrinth des Lebens
Die Frauen der Vergangenheit kannten auch die Weisheit eines anderen Labyrinths – des Labyrinths des Lebens. In den Kindern zu ihren Füßen, der Großmutter, die am Feuer kochte, und der Betagten, die in ihrem Bett schlief, spiegelten sich für sie die Aspekte und Energien der Zyklischen Göttin. Sie erkannten den Archetyp der Jungen Frau, verkörpert durch ein junges Mädchen, das die Stufen des Labyrinths hinauflief, um ins Licht zu treten, und das spielerisch und neugierig die Welt um sich herum erforschte. Sie sorgten für die Junge Frau, während sie ihre individuelle Identität und ihr Ego entwickelte und mit ihrer ersten Blutung ihre zyklische Natur erwachte. Die Frauen erkannten den Archetyp der Mutter in den erwachsenen Frauen um sie herum, die im vollen Licht standen und ihre Fähigkeit auslebten, neues Leben, eine Gemeinschaft und Kultur zu erschaffen, Nahrung bereitzustellen und für die Familie zu sorgen.
Und wenn die Fruchtbarkeit abnahm und die reifen Frauen der Gemeinschaft begannen, in die Dunkelheit zurückzukehren, ehrten die Frauen den Einfluss des Archetyps der Zauberin. Sie beobachteten die Großmutter, die sich von ihren Zyklen und ihrem alten Leben löste und sich erneut ihrer Individualität zuwandte. Sie sahen, wie sie sich aus dem Familienalltag zurückzog, neue Dinge erforschte und begann, eine andere Rolle in der Gemeinschaft zu übernehmen. Und sie erkennten die intensiven spirituellen Veränderungen, die diese reifen Frauen durchmachten, und gaben ihnen den Raum und den Respekt, den sie für ihre Transformation brauchten.
Abb. 4: Von der Jugend in die Wechseljahre – ein Weg von der Dunkelheit ins Licht und vom Licht in die Dunkelheit.
Am Ende ihrer Transformation nahmen diese älteren Frauen die Rolle als weise Frauen und spirituelle Lehrerinnen ein, sie verkörperten den Archetyp der Alten Frau. Nur wenige Frauen wurden hochbetagt und zogen sich weiter in die Energien der Alten Frau zurück. Sie wurden respektiert und verehrt. In der Nähe und Geborgenheit der Feuerstelle verbrachten diese Betagten mehr Zeit in der Welt der Träume und Geister als in der Außenwelt. Die Frauen kümmerten sich um sie, denn sie spürten die Liebe und das Licht der Seele in diesen von der Zeit gezeichneten Körpern und sie respektierten und ehrten ihre seelenvolle Präsenz.
In diesem Fluss des Lebens erkannten die Frauen denselben Labyrinthweg des In-die-Welt-tretens und Sich-Zurückziehens, den sie innerhalb ihres Menstruationszyklus durchliefen. Sie spürten denselben Energiefluss der Zyklischen Göttin und sie sahen, dass in den vier Lebensphasen dieselben vier Energien vorherrschen wie in den Phasen des Menstruationszyklus. Sie sahen die Zyklen innerhalb des Zyklus.
Ob wir nun diese Einheit der weiblichen Zyklen verstehen oder dieses Wissen nicht besitzen und uns deswegen möglicherweise verloren fühlen – immer werden wir in jeder Phase unseres Lebens von einem Aspekt der Zyklischen Göttin beeinflusst. Ihre Energien leiten uns und gleichzeitig können wir sie auf unsere individuelle Weise verkörpern und ausdrücken.
In den Jahren der Jungen Frau brachte uns die Universelle Junge Frau das lineare Wachstum von der Kindheit bis zur ersten Blutung und dem »Ersten Erwachen«, als wir das Geschenk unserer zyklischen Natur erhielten und lernten, unser Selbstgefühl durch unsere Zyklen zu definieren. In unseren Mutter-Jahren der strahlenden Energie brachte uns die Gegenwart der Universellen Mutter das Lebensalter einer erwachsenen, schöpferischen Frau. Wir drückten uns in der Welt aus – zum Beispiel indem wir ein Zuhause, eine Familie, stabile Beziehungen, eine Karriere schufen …
In den reifen Erwachsenenjahren dominiert die Präsenz der Universellen Zauberin. In der Perimenopause bringt sie uns den Wandel, das Aufbrechen unserer zyklischen Natur und den Drang, auch die Aspekte unseres Selbst zum Ausdruck zu bringen, die uns bisher verwehrt waren. Die Universelle Zauberin führt uns durch das Tor unserer letzten Blutung in die oft intensiven und turbulenten Stürme der frühen Postmenopause. Sie bringt uns unser »Zweites Erwachen«, indem wir in unsere spirituelle Natur hineinwachsen und eine neue Individualität entdecken – und mit all den Prüfungen, die damit verbunden sind, werden wir wieder zu Heranwachsenden.
Schließlich wird uns die Universelle Alte Frau an der Schwelle zu unseren Jahren als Alte Frau willkommen heißen. In diesem vierten Lebensabschnitt werden uns ihre liebevolle Präsenz und ihre Energien unterstützen und leiten.
Die Länge der Zyklusphasen und die damit verbundenen Erfahrungen können von Frau zu Frau variieren. Genauso können auch die Lebensphasen individuell verschieden sein. Aber auch wenn der Labyrinthweg durch die Wechseljahre für jede von uns einzigartig ist, die Richtung des Labyrinths und die Liebe, die uns umgibt, die uns führt und uns nach Hause ruft, ist für alle Frauen gleich.
Abb. 5: Labyrinthreise des Lebens
Die Weisheit im Menstruationszyklus
Wenn wir einen Menstruationszyklus haben, kann er der wichtigste und einflussreichste Wegweiser zu unseren weiblichen Energien sein. Unsere Erfahrungen ermöglichen uns ein tiefes Verständnis des gesamten Lebenszyklus, der Energien der Archetypen, des Labyrinthwegs und des Zyklisch-Weiblichen. Wenn wir unsere Zyklen verstehen, verstehen wir auch unsere Reise und die Gründe für die Energien, die wir erleben.
So wie im Universellen Zyklus existiert keine einzige Zyklusphase ohne die anderen drei Phasen und um die Energien einer bestimmten Phase zu verstehen, müssen wir wissen, wie sich diese Phase entwickelt hat und was aus ihr werden wird. Wenn wir den Mond betrachten, können wir nie den gesamten Zyklus des Mondes auf einmal sehen – wir sehen nur die Mondphase, die sich gerade am Nachthimmel zeigt. Genauso sehen wir eine Frau mit Menstruationszyklus nie vollständig, sondern immer nur den Aspekt, den sie in der aktuellen Zyklusphase verkörpert. Um die aktuelle Mondphase zu beschreiben, müssen wir sie mit den anderen Phasen vergleichen. Genauso können wir die Energien und Ausdrucksformen der Archetypen im Verlauf unseres Zyklus miteinander vergleichen, um unsere aktuelle Ausdrucksform des Göttlich-Weiblichen zu entdecken.
Auf unserer menstruellen Reise verändern sich unsere körperlichen und emotionalen Energien, ebenso unsere spirituellen, kreativen und sexuellen Energien, unsere Wahrnehmung der Welt und unsere Selbstwahrnehmung. Alles, was wir erleben, hat seinen Ursprung in einem Archetyp, der durch uns fließt. Indem wir unsere fließenden Energien mit denen der natürlichen Zyklen um uns herum vergleichen, können wir das zugrunde liegende Muster entdecken. Wir können erkennen, warum sich die Energien verändern und welche Auswirkungen das haben kann. Dann können wir Wege entwickeln, um später in den Wechseljahren die Veränderungen annehmen zu können, anstatt sie zu bekämpfen.
Den Fluss der Archetypen verstehen
Wenn wir lange genug an einem Strand stehen und auf das Meer hinausschauen, sehen wir, wie der Mond das Wasser beeinflusst und den Zyklus der Gezeiten erzeugt. In Flut und Ebbe, dem ein- und auslaufenden Wasser, spiegeln sich unserer dynamischen Phasen des Menstruationszyklus, im Hoch- und Niedrigwasser sehen wir ein Spiegelbild unserer empfänglichen Phasen. Die Gezeiten sind wunderbare, kraftvolle Lehrer, die uns die Energien und Gaben eines sich ständig verändernden Wesens näherbringen.
Abb. 6: Den Gezeiten folgen
Energiefluss des Archetyps der Jungen Frau
Unsere Menstruationszyklen beginnen mit der Phase vor dem Eisprung. Die zunehmenden dynamischen Energien strömen auf uns zu wie das auflaufende Wasser der Flut. Wir beginnen einen neuen Weg und streben nach neuen Zielen. Selbstvertrauen und Zuversicht heben uns mühelos über jeden Stein, der sich uns in den Weg stellt, und unser Intellekt gewinnt mit erstaunlicher Geschwindigkeit an Dominanz. So wie die auflaufende Flut zunehmend den Meeresboden bedeckt, so sind auch die tieferen Aspekte unseres Selbst, die wir während der Menstruation erlebt haben, wieder verdeckt und weniger zugänglich.
Die Flut stellt auch die Grenzen unserer Realität wieder her, ähnlich wie die Küstenlinie entsteht die Kontur unseres Ich. Der Verstand nutzt diese klaren Grenzen, um das Selbstverständnis neu zu definieren. Und auch wenn die Wellen in den Stürmen des Lebens manchmal höher ans Ufer schlagen, bleibt die Grenze zwischen Land und Meer bestehen.
Die Flut beginnt langsam mit sanften Wellen, die sich über den Meeresboden vortasten. Doch nahe der Uferlinie drängen sie mit großer Energie vor, als wollten sie den Strand überschwemmen. Auch unsere körperlichen Energien kehren zunächst langsam aus der beruhigenden, sanften Leere während der Menstruation zu uns zurück, um sich dann immer schneller aufzubauen. Dann strecken wir uns, schauen uns um und beginnen, uns zu bewegen. Aber das ist keine schläfrige Bewegung – wir wachen auf und laufen los, wir genießen unseren Körper, der vor Vitalität strotzt. Wie das bei Flut unaufhaltsam auflaufende Wasser bewegen wir uns auf etwas zu, wachsen und entwickeln uns, erkunden die Welt und unsere Fähigkeiten.
In jedem Menstruationszyklus, in der Phase der Jungen Frau, die der Flut der Gezeiten entspricht, definieren der Intellekt und das Ego unser Selbst neu. Sie vermitteln uns das Gefühl, ein Individuum zu sein. Und so wie das Wasser den riesigen Meeresboden verbirgt, werden wir getrennt von der Weite unserer Seele.
Energiefluss des Archetyps der Mutter
Auf die Flut folgt eine Zeit der Ruhe, in der das Wasser seine Reise vorerst abgeschlossen hat. Es ist Hochwasser, die Grenzen des Landes sind neu definiert und das Wasser ist noch nicht bereit, eine neue Reise anzutreten, um die Tiefen freizulegen.
An den Tagen um den Eisprung herum hat das Gefühl des Werdens aufgehört und das Gefühl des Rückzugs noch nicht begonnen. Der Intellekt und das Ego haben ihre Aufgabe, zu definieren, wer wir als Individuen sind, abgeschlossen. In dieser wichtigen Zeit beginnt der fühlende Geist zu dominieren. Wie Wellen auf dem Meer fließen unsere Emotionen in der Eisprungphase in Wellen und reagieren auf aktuelle Situationen und unsere Umwelt. Diese Interaktion mit der Welt ist kreativ, reaktionsfreudig und offen und bringt Erfahrungen in unser Leben, die Empathie, Mitgefühl und Altruismus entstehen lassen. So wie die Wellen immer nur die Oberfläche des Meeres aufwirbeln, während es in der Tiefe ruhig bleibt, so erleben wir Emotionen an der Oberfläche unseres Seins, während wir in unserem Inneren Ruhe und Unterstützung finden. Wir erleben eine Fülle, die unsere Herzen öffnet, uns fürsorglich und großzügig werden lässt. Wie das Meer unterstützen wir diejenigen, die auf den Wellen an der Oberfläche in Bewegung sind, und helfen ihnen auf ihrer Reise.
Aber nichts bleibt, wie es ist, die Gezeiten ändern sich, und das können wir nicht verhindern.
Energiefluss des Archetyps der Zauberin
Zu Beginn der Ebbe fließt das Wasser nur langsam ab. Doch der Saum aus feuchtem Sand wird breiter und die Dynamik nimmt zu. Immer deutlicher weicht das Wasser zurück und legt mehr und mehr Meeresboden frei. Was wie ein ruhiger, sanfter Wechsel begann, wird bald zu einem rauschenden, dynamischen Rückzug. Bei Ebbe herrscht Chaos, es entstehen wirbelnde Strudel und gefährliche Strömungen, dazwischen liegen Bereiche mit fast glattem Wasser.
Dies ist keine stabile Umgebung. Wer unvorsichtig oder unerfahren ist, kann sich damit schwertun, mit den unvorhersehbaren Veränderungen klarzukommen. In dieser Zeit der Ebbe gibt es einen Ruf, der so intensiv und unerbittlich ist wie der Ruf des Mondes ans Meer: Er fordert uns auf, tief in uns selbst hinabzusteigen. Die Archetypphase der Mutter ist vorbei, der fühlende Geist verliert seine Dominanz, stattdessen enthüllen wir mithilfe des Unterbewusstseins die tieferen Ebenen unseres Wesens.
Wie die Ebbe sind auch unsere Veränderungen unstrukturiert. So wie das auslaufende Wasser die Grenze zwischen Meer und Land verschwimmen lässt, beginnen auch unser individuelles Bewusstsein und die Grenzen unseres Ich zu schwinden. Wir denken nicht mehr strukturiert, stattdessen lassen wir uns vom Fluss der Informationen zu Kreativität inspirieren. Es gibt keine Stabilität mehr, denn das Wasser erzeugt Höhen und Tiefen, während es hinausströmt.
Zu Beginn unserer prämenstruellen Phase strömen unter Umständen noch hohe Wellen von körperlicher Energie durch uns. Aber je stärker die Energien abfließen, desto ausgeglichener werden die Wellen, bis sie schließlich verschwinden und Ruhe einkehrt.
Die Turbulenzen des ablaufenden Wassers erschweren die Navigation, aber wenn der Meeresboden sichtbar wird, beginnen wir zu erkennen, dass wir mehr sind, als unser denkender Verstand erfassen kann. Wir beginnen, den Zauber zu erkennen, der in den Tiefen verborgen lag und nun sichtbar wird wie Muscheln im Sand. Wir kennen das dynamische, tosende Wasser, das auf die Umwelt reagiert und unzählige Muster auf der Oberfläche annimmt, und gleichzeitig sind wir uns des grenzenlosen Meeresbodens bewusst. In der Phase der Zauberin wissen wir sowohl von der begrenzten Welt an der Oberfläche als auch von der grenzenlosen inneren Welt.
Schließlich beruhigen sich die Turbulenzen und die Ebbe findet ihr Ziel, das Niedrigwasser.
Energiefluss des Archetyps der Alten Frau
Um die Tage der Blutung herum ändern sich unsere Energien. Vorbei ist das Chaos des ablaufenden Wassers bei Ebbe, stattdessen ist da die Ruhe und Stabilität des Meeresbodens unter unseren Füßen. Der emotionale und mentale Aufruhr hat sich gelegt, was vor ein paar Tagen noch notwendig und wichtig war, hat keine Bedeutung mehr. Das aktive Ego, das in den wirbelnden Strömungen der prämenstruellen Phase um seine Definition kämpft, ist verschwunden – wir beschränken uns nicht mehr darauf, ein Individuum zu sein. Stattdessen spüren wir, dass wir eins sind mit dem Universum. Auf dieser Ebene des Seins – auf dem Meeresgrund sitzend – dominiert unser Seelengeist unsere Wahrnehmung. Das ist die grundlegende Bewusstseinsebene unterhalb des Unterbewusstseins. Es ist ein Ort der Stille.
Es kann uns nun schwerfallen, in Wörtern zu denken, denn Wörter gehören zur oberflächlichen Ebene des Intellekts. Stattdessen erleben wir ein tiefes inneres Wissen. Die Motivation des Egos hat uns verlassen, weil uns die dynamische Energie fehlt, um Veränderungen herbeizuführen, und die Grenzen unseres Ich lösen sich auf. Da es keine Unterscheidung zwischen uns und dem Universum gibt, können wir alles mit friedlicher Liebe annehmen und willkommen heißen.
Um uns herum erstreckt sich der Meeresboden in all seiner Weite und Schönheit und wenn wir die Schatztruhe öffnen, die halb im Sand vergraben liegt, finden wir darin die Weisheit des Universums zur Verfügung. Wir werden uns bewusst, dass das Wasser und der Himmel, das Land und der Meeresboden, der Wind und die Seevögel Teil von uns selbst sind. Wir spüren Frieden nicht als vages Konzept, nicht als etwas, das wir durch Affirmationen anstreben, sondern als etwas, das unserem Wesen innewohnt.
Aber vom Land wehen Rufe zu uns herüber und lenken uns ab, daher stehen wir auf und gehen zum Ufer. Wir versuchen, mit den Menschen am Strand zu interagieren, uns auf sie einzulassen, Teil ihrer Welt zu sein, aber das fühlt sich für uns hohl an. Wir empfinden uns als von der Welt getrennt und werten diese Erfahrung leider als »falsch«. Wir versuchen, dagegen anzugehen, »normal« zu sein, aber das funktioniert nicht oder kostet enorme Willenskraft und Anstrengung. Das frustriert uns und macht uns wütend.
Wenn wir uns stattdessen auf den Meeresboden konzentrieren und die ferne Küste ignorieren, öffnen wir uns der tiefen Ruhe in unserem Inneren. Hier, auf dem Meeresboden sitzend, berühren uns die Stürme nicht, die Probleme der Oberflächenwelt sind weit weg. Das auslaufende Wasser hat Altes und Überholtes fortgespült und alles für die kommende Flut vorbereitet. In dieser Zeit, in der wir mit unserer tiefsten Ebene des Seins wahrnehmen, haben wir die Möglichkeit, uns zu heilen und zu regenerieren und das Leben zu erschaffen, das wir lieben. In der manchmal turbulenten prämenstruellen Phase entdecken wir, was wir lieben, und dank des unbegrenzten Potenzials des Niedrigwassers können wir nun unsere Magie weben, um unsere Träume zu verwirklichen.
Jeden Menstruationsmonat haben wir diese Gezeitenreise in die Tiefe gemacht und entdeckt, dass der einzige Auswegdarin besteht, zu warten, bis die Flut kommt. Irgendwann bemerken wir, dass die Gezeiten nicht mehr in ihrem gewohnten Rhythmus kommen, und wir wissen tief in unserem Inneren, dass unsere zyklischen Jahre hinter uns liegen und wir unseren ersten Schritt in die von der Zauberin beeinflussten Wechseljahre gemacht haben. So wie die ersten Wellen der Flut kaum sichtbar sind, so bemerken wir die ersten Veränderungen oft nicht. Doch spätestens, wenn sich die Wellen mit Macht am Strand brechen, wissen wir zweifelsfrei, dass wir das Labyrinth betreten haben und nun unter dem Einfluss der auslaufenden Ebbe und der Zauberin tanzen.
Der Weg der Wechseljahre
Unzählige Informationen prasseln heute auf uns ein, wie mit den »Symptomen« der Wechseljahre umzugehen sei, aber diese »Lösungen« ignorieren unser eigentliches Bedürfnis: den Wunsch nach einem spirituellen Ansatz, der uns dazu befähigt, die kommende körperliche, emotionale, mentale und spirituelle Transformation zu bewältigen. Oft lindern diese »Lösungen« nicht den tiefen Schmerz, der entsteht, weil wir wissen wollen, wer wir sind, warum wir uns verändern und welche Spiritualität in diesen Veränderungen verborgen liegt. Wir sehnen uns danach, den Wert und den Sinn der Veränderungen zu spüren. Wir wollen uns vollständig fühlen, unser wahres Ich ausdrücken und uns in uns selbst »zu Hause« fühlen. Nach all dem sehnen wir uns, weil wir uns allein gelassen fühlen, weder Unterstützung noch Orientierung finden.