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Angesichts der weltweiten Krisen kommen wir nicht umhin, die Frage nach "männlich" und "weiblich" neu zu stellen. Jenseits aller Klischees, was den typischen Mann bzw. die typische Frau ausmacht, geht es darum, weibliche und männliche Qualitäten, die in jedem Menschen wirken, in ihrer ursprünglichen lebensformenden Kraft zu ergründen. Zeigte die aus dem Gleichgewicht geratene Polarität des Lebens bislang vor allem ihr zerstörerisches Potenzial, eröffnet die Wiederentdeckung der weiblichen Urkraft ein unendliches Kraftreservoir an Freude, Schönheit und Lebendigkeit, aus dem alle Menschen - Mann wie Frau - schöpfen können. Der Weg wird frei für Selbsterkenntnis, persönliche und spirituelle Entwicklung und den Aufbruch in eine Welt, in der Mann und Frau wieder in der Natur verwurzelte Entscheidungen treffen können. Die weibliche Urkraft in Frau und Mann wirkt revolutionär, integrierend und befreiend, indem sie ein Leben im Einklang mit dem eigenen Wesen und den universellen Energien ermöglicht. Lassen Sie sich von diesem Buch inspirieren und trainieren Sie Ihr Bewusstsein, um sich selbst als Frau und als Mann neu zu entdecken - für ein Leben voller Liebe in Frieden und Freiheit. Das vorliegende Buch zeigt Ihnen, - was die weibliche Urkraft ist und warum wir diese vergessen konnten - welche lebensbejahenden Prinzipien sich in der weiblichen Urkraft wiederfinden lassen - wie wir "männlich" und "weiblich" als ursprüngliche Energien selbst erfahren können - welche Chance darin für eine Welt der Verbundenheit und Aussöhnung liegt
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Seitenzahl: 197
Dieses Buch ist allen Frauen gewidmet, die sich als Schöpferinnen ihres Lebens verstehen und sich von begrenzenden Rollen und Mustern lösen möchten, um zu erfahren, was es heißt, im Einklang mit sich und der weiblichen Kraft ihre Weiblichkeit positiv zu leben. Ich danke allen Frauen und Männern, die vorausgegangen sind oder nachfolgen werden und durch ihr beherztes Forschen, Fühlen, Streben und Vertrauen in die Kraft des Weiblichen eine lebensbejahende Welt wieder möglich machen.
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Kristina Marita Rumpel
Die Kraft des Weiblichen
Der Schlüssel für Frau und Mann in eine lebensbejahende Welt
E-Book (epub): ISBN 978-3-86374-304-8
(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-302-4, 1. Auflage 2016)
Mankau Verlag GmbH
Postfach 13 22, D-82413 Murnau a. Staffelsee
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Die Gedichte auf den Seiten 11, 19, 37, 95, 138 sind mit freundlicher Genehmigung des Verlages Druck und Verlag Pomaska-Brand GmbH aus dem Werk »Segen so tief wie die Seele« von Rakuna & Anomatey entnommen.
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Hinweis für die Leser/innen: Die Autorin hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Verlag und Autorin können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der Ratschläge in diesem Buch ergeben.
Inhalt
Vorwort: Ein Aufruf
Gebet: Die Unbeschreibliche
In welcher Welt wollen wir leben?
Getrenntsein als Grundschmerz unserer Zeit
Weiblichkeit als Wegweiser in eine Zeit der Verbundenheit
Das Leben bejahen im Denken, Fühlen und Handeln
Das Rad der Transformation
Gebet: Wunder der Schöpfung
Weibliche Kraft als universelle Schöpfungskraft
Der vergessene Mittelpunkt des Lebens – die Zahl
Motor der Transformation
Integrationspunkt
Der weibliche Urgrund als Quelle des Lebens
Der weibliche Körper
Die Urmutter als Quelle allen Seins
Alles Leben entspringt dem Mutterschoß
Die weibliche Schöpfungsgeschichte
Im Volksglauben überlebt
Gebet: Gebäre, Frau
Wiederentdeckung nach Jahrtausenden der Vergessenheit
Die weibliche Kraft bringt Wandel und Erkenntnis
Die goldene Zeit als eine Ära weiblicher Kraft
Höhlen als Kraftorte
Das Ende der weiblichen Kulturen als Zeit dominanter Männlichkeit
Erschaffen statt schöpfen
Waffen statt Symbolik
Phallus statt Vulva
Sex statt heilige Sexualität
Die Entstehung der Weltreligionen als eine Zeit der Umdeutung der weiblichen Kraft
Hohepriesterinnen werden instrumentalisiert
Vulva als Tor zur Schöpfung wird verschleiert
Salomon als Hüter weiblicher Macht wird zum Vater des Satanismus
Gott mit Brüsten wird verschwiegen
Die Schlange als Symbol der weiblichen Kraft wird entehrt
Spirituelle Deutungsmacht wird Frauen entzogen
Die Antike als eine Zeit der Festschreibung männlicher Macht
Männer erschufen die Welt, wie sie sich uns heute zeigt
Das Ende des zyklischen Lebens
Das Ende des Bundes von Mutter und Tochter
Das Mittelalter als Zeit der Auslöschung weiblichen Weisheitswissen
Das anhaltende Tabu um die Regelblutung
Die Stigmatisierung weiblicher Erfahrungswelten
Leid statt Lebensfreude und Kraft
Die Entmachtung weiser Frauen zur Neuordnung der Welt
Die Neuzeit als Zeit der Etablierung des männlichen Weltbildes
Die Verleugnung der weiblichen Sexualität
Die Unterdrückung der weiblichen Kraft und Zerstörung der Lebensgrundlage
Gebet: Fürbitten an die All-Mutter
Freiheit für die weibliche Kraft im 21. Jahrhundert
Die Gleichberechtigung springt zu kurz
Geschlechterkonstruktionen gehen am Kern vorbei
Selbstbewusstsein im Wissen um die Bedeutung der weiblichen Kraft für das Leben
Weiblich und männlich als Polaritäten des Lebens
Loslösung vom Geschlecht als Ordnungssystem
Weiblich und männlich als Triebfedern in jedem Menschen
Chakren als Zentren männlicher und weiblicher Qualitäten
Die weibliche Kraft befeuert die Chakren
Männliche Qualitäten fördern das Leben in seinem Bestand
Akzeptanz und Stärke
Entschlossenheit und Mut
Wahrheit und Klarheit
Grenzenlosigkeit und Verschmelzung
Weibliche Qualitäten führen zu einem erfüllten Leben
Kreativität und Lebenslust
Mitgefühl und Selbstliebe
Intuition und Führung
Ausstrahlung und Ausdehnung
Lebensqualitäten als Wegweiser für die integrative Ordnung des Lebens
Der Schlangenträger – das Männliche trägt das Weibliche durch Raum und Zeit
Harmonie der Geschlechter im Zusammenklang mit der weiblichen Kraft
Gebet: Frauen verkünden ihre Kraft
Weibliche Kraft führt in die Zukunft
Natürliche Geburten öffnen das Tor zur weiblichen Kraft
Selbstermächtigung im Vertrauen auf die weibliche Kraft
Die goldenen Prinzipien des Lebens
Gebären und leben
Anhang: Integration der weiblichen Kraft im Alltag
Naturverbundenheit
Geh-Fühl
Singen und Tanzen
Frauenkreise
Feste im Jahreskreis
Gebete und Segen
Literaturverzeichnis
Stärkende Angebote im Internet
Register
Vorwort: Ein Aufruf
Im 21. Jahrhundert sind Frauen und mit ihnen die Männer aufgerufen, ihre Wahrnehmung auf den Prüfstand zu stellen und die Welt neu zu fassen. Wie die deutsche Philosophin und Autorin Ariadne von Schirach (*1978) sehe auch ich die Zeit reif für eine poetische Revolution. Lasst uns neue Geschichten über das Leben schreiben, Bilder entwerfen über ein harmonisches Zusammenspiel von Menschen im Einklang mit der Natur und der universellen Schöpfungskraft. Das gilt auf persönlicher Ebene genauso wie für Unternehmen und erst recht für die Politik. Dem Leben und den Menschen dienende Konzepte sind gefragt. Dazu müssen wir wieder wahrhaftig hören und sehen lernen. Sehen, was um uns ist, um die verborgenen Zusammenhänge zu erkennen. Hören, was in uns ist, um im Einklang mit dem Lebensstrom ein erfülltes Leben genießen zu können.
Dem Leben und den Menschen dienende Konzepte führen in die Zukunft.
Für dieses Vorhaben gibt es eine mächtige Verbündete: die weibliche Kraft. Sie ist die treibende, alles bewegende Kraft im Universum, die männliche wie weibliche Energien in sich integriert und verbindet. Sich mit ihr vertraut zu machen und sie einzuladen in unser Leben, ist Sinn und Ziel dieses Buches. Es erkundet die Dimensionen der weiblichen Kraft und erklärt, wie und warum wir diese elementare Lebenskraft überhaupt vergessen konnten. Wir entdecken die Kräfte in Frau und Mann neu – als weibliche und männliche Seelenkräfte und Lebensqualitäten. Durch die Wiederentdeckung der weiblichen Kraft finden wir zurück zu den lebensbejahenden Prinzipien des Lebens. Von dieser Warte aus erhalten wir einen Ausblick auf eine neue Zeit des Miteinanders der Geschlechter und der tiefen Verbundenheit zu allem Leben.
Doch sei an dieser Stelle auch eine Warnung ausgesprochen: Mit der Erinnerung an die urgewaltige, weibliche Kraft ist auch manches verbunden, was wir lieber unter dem Teppich halten würden. Ob bewusst oder unbewusst – viele Menschen lehnen diese Energie aus Angst ab. Sie rüttelt an den Grundfesten unseres Glaubens und unserer Glaubenssätze, mit denen wir aufgewachsen sind und die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die kulturellen Muster sitzen tief und werden üblicherweise unreflektiert übernommen. Doch wir leben in einer Zeit, in der das, was wir bisher als normal hingenommen haben, auf den Prüfstand muss, damit wir uns nicht selbst vernichten. Die Welt ist ins Wanken geraten, das verdeutlichen uns die weltweiten Krisen tagtäglich. Was wir allerorten sehen, sind fehlgeleitete, da entwurzelte Energien einer dem Leben abgewandten zerstörerischen Seite der männlichen Kraft in uns allen. Was wir brauchen, ist ein Gegengewicht zum Ausgleich der Kräfte, in dem die weibliche Kraft hervortritt und ihren angestammten Platz (wieder) einnimmt.
Frau und Mann als die polaren Kräfte im Leben, die ausbalanciert und aufeinander bezogen das Leben fördern und nicht zerstören.
Die Ursache der weltweiten Krisen ist eine fehlgeleitete, da entwurzelte männliche Sicht auf die Welt.
Das Buch ist kein fanatischer Imperativ und kein Versuch, jemanden zu überzeugen. Ich schreibe schlichtweg über das Weltbild, das sich mir erschlossen hat und der Tiefe meines Herzens entsprungen ist. Es erhebt keinen Anspruch auf absolute Wahrheit und ist doch wahrhaftig, da es einen ganz persönlichen, intimen Einblick in die Zusammenhänge dieser Welt bietet. Jeder Mensch erhascht nur einen kleinen Ausschnitt des Ganzen. Der Ausschnitt vergrößert sich, wenn nicht jeder den eigenen Standpunkt als absolute Wahrheit betrachtet, sondern beginnt, die Wahrheit des anderen anzuerkennen und die einzelnen Puzzleteile zusammenzufügen. Und genau das ist der Wunsch und Aufruf hinter diesen Zeilen: Möge jeder, der das Buch liest, seine Anknüpfungspunkte suchen und weiter- und mitdenken, auf dass sich der Faden der Erkenntnis zum Wohl aller und der Welt in Frieden und Freiheit weiterspinnt und ein dichtes N etz der Verbundenheit entsteht.
Dieses Buch ist im Vertrauen auf die weibliche Kraft geschrieben. Wie die Kraft selbst hat es uns allen viel zu schenken, aber es fordert auch. Die Kraft schenkt uns: Einblicke in die tieferen Zusammenhänge und uraltes Weisheitswissen. Sie fördert Selbstheilungskräfte und universelle Liebe. Sie bietet uns mütterliches Umsorgtsein. Dafür fordert sie: das Lösen von Situationen, die uns klein halten, das Hinterfragen alter Glaubenssätze sowie eine tief empfundene Wertschätzung für das Leben.
Denn die weibliche Kraft ist keine abstrakte Größe, auch wenn wir sie nur schwer zu fassen bekommen und sie rund um den Erdball viele Namen und Personifizierungen annimmt. Sie ist eine unvorstellbar starke Kraft, die aus sich selbst heraus wirkt. Sie ist pure Vitalität, die treibende Kraft im Universum. Doch sie ist keine Kraft im Außen, sondern liegt in uns verborgen. In ihr liegt der Schlüssel zum Verständnis des Universums, denn sie ist Urbestandteil des Seins. Sie ist Leben. Wir alle sind dank dieser Kraft entstanden. Sie befeuert unser inneres Wesen. Sie ist Wandel und Antrieb der Revolution.
Die weibliche Kraft ist eine aus sich heraus existente Kraft im Universum. Sie ist das Leben.
Die Unbeschreibliche
Du wirst mit unzähligen Namen gerufen,
mögen sich alle besinnen:
Wir sind Zellen deines Leibes
und tanzen das Leben durch deine Kraft.
Du bist unsere beständige Nahrung.
Und so wahrhaftig, wie du mit uns bist,
so wahrhaftig sollen wir auch mit uns selbst
und miteinander sein.
Wir sind strahlendes Licht
und heilige Dunkelheit.
Du bist die belebende Umarmung
und die Freiheit jenseits der Angst.
In dir sind wir geboren und genährt,
durch dich leben und streben wir.
Du bringst uns in den ewigen Wandel
der heiligen Wiedergeburt.
Du tanzt in uns für immer.
In welcher Welt wollen wir leben?
Wir leben in einer Zeit, in der Verdrängtes mit Macht an die Oberfläche drängt. Die weltweiten Krisen wie Umweltzerstörung, Klimawandel, Terror, Armut, Hunger, Epidemien sind so existenziell, dass die altbewährten Strategien der Schönung, Verdrängung oder sogar gewaltsamen Unterdrückung nicht mehr greifen. Sie verschärfen die Probleme nur. Das gilt in allen Bereichen, im Privaten ebenso wie auf dem gesellschaftlichen oder politischen Parkett. Gleichzeitig hat die Zeit der großen Umbrüche begonnen. Wortreich und doch seltsam inhaltsleer werden Konzepte vorgestellt und diskutiert, die mangels ganzheitlicher Betrachtung – auch durch die fehlende Einbindung der eigenen Person und des großen Ganzen – das Leben in seiner Essenz nicht abbilden und daher an der Lebenswirklichkeit vorbeigehen. In diesen Erklärungsansätzen zeigt sich das alte, unverbundene Denken, das der Zeitqualität des Umbruchs und der Neuausrichtung nicht gerecht wird.
Die weibliche Kraft fordert, Gegensätze zu integrieren, statt in Gegensätzen zu denken.
Getrenntsein als Grundschmerz unserer Zeit
Wir müssen keine Visionäre sein, um zu erkennen, dass eine neue Ära bevorsteht, ja bereits begonnen hat. Wir sind dabei, eine neue Integrationsfähigkeit auszubilden, die uns erlaubt, das Gemeinsame in der Vielfalt zu erkennen und die trennenden Aspekte, die allein unserem Denken entspringen, hinter uns zu lassen. Durch ein gleichzeitiges Denken von Gegensätzen statt des Verharrens in Gegensätzen erreichen wir eine höhere Ebene des Bewusstseins und Miteinanders. Wir verstehen langsam, dass sich die Dinge nicht mehr getrennt voneinander betrachten lassen. Alles ist eingebunden in einen Kontext, hat eine Vergangenheit und Zukunft und ist kein losgelöstes Ereignis. Was sich so schlicht anhört, ist für viele eine echte Herausforderung. Bisher waren wir gewohnt und haben uns darauf trainiert, alles in seine Einzelteile zu zerlegen, um es besser untersuchen, begreifen und auch auf Distanz halten zu können. Für alles gibt es ein Mittel, ein Rezept, einen Knopf. Doch das Wesentliche und Substanzielle bleibt dabei oft auf der Strecke, denn das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Schmerzlich müssen wir erfahren, dass Spaltung nicht zum Kern, sondern immer weiter davon wegführt. Immer gibt es noch ein weiteres Teilchen, sowohl im Kleinsten wie auch im Größten. Das Leben ist ein Paradoxon.
Spaltung führt nicht zum Kern, sondern immer weiter vom Ursprung weg.
Ohne Integration der Einzelteile und Rückbindung zum gemeinsamen Ursprung führt das unendliche Aufteilen und Trennen in sein Gegenteil: Statt Ordnung entsteht Chaos. Vor uns liegen dann unverbundene Teile. Die Bruchstellen schmerzen; brandgefährliche neue Probleme können ausgelöst werden. Die Wunden heilen nicht, weil die Trennung wider die Natur ist. Egal, wie viel wir erdenken, konstruieren, verschieben oder erklären, wir müssen anerkennen, dass auch wir Menschen Teil einer größeren Ordnung sind. Dass wir Teil des natürlichen Lebens sind, das auf dem Prinzip der Verschmelzung und Verbindung beruht. Auch die Zeit kann den tiefsten Schmerz in uns nicht heilen, nämlich unsere Abspaltung und Abkehr von der Natur. Letzteres ist eine direkte Folge der Abgrenzung des Männlichen vom Weiblichen, wie wir später sehen werden. Die Sehnsucht der Menschen, wieder heil und ganz zu sein, sich rückzubinden an die Natur, führt zu ebenso schlichten wie wahrhaftigen Erkenntnissen, befördert die Geheimnisse des Lebens und hilft uns, sich an das uralte Weisheitswissen der Menschheit zu erinnern. Die zementierten Glaubenssätze der Jahrhunderte reißen allmählich ein – zum Vorschein kommt die weibliche Kraft, die alles Leben und jede Zelle in uns durchspült. Sie ist es, die dieser Tage mit Macht ins Bewusstsein der Menschen und an die Oberfläche drängt. Sie offenbart: Angesichts der Gewalt in der Welt ist ein Umschwung nötig.
Weiblichkeit als Wegweiser in eine Zeit der Verbundenheit
Die Faszination für das Weibliche entspringt aus unserem Innersten. Lange war die weibliche Kraft verdeckt vom Ballast der Jahrtausende. Doch sie war nie weg, sondern hat nur geruht, um wie nach einem langen Winterschlaf mit Macht ins Leben zurückzukommen. Sie neu zu ergründen, darin liegt ein großer Schatz für Frauen wie Männer und der Weg in eine neue Zeit des Miteinanders. Die weibliche Kraft wiederzufinden heißt, sich ganz persönlich auf eine Abenteuerreise einzulassen, an deren Ende sich der Suchende selbst in einem neuen Licht wahrnimmt und das Leben mit anderen Augen sieht. Nichts weniger als die Neugeburt der Menschheit hält sie bereit. Ihr auf die Spur zu kommen heißt gleichsam, sich selbst neu zu entdecken. Das gilt für beide Geschlechter, denn sie fördert ein lang vergessenes Verständnis von weiblich und männlich zutage, das es uns ermöglicht, das volle menschliche Potenzial auszuschöpfen. Ein unendliches Kraftreservoir, aus dem wir Menschen schöpfen können – zur Selbsterkenntnis, zur persönlichen und spirituellen Entwicklung und Gestaltung einer Welt, in der Frau und Mann wieder verbundene, das heißt aus ihrer Mitte heraus und im Leben verwurzelte Entscheidungen treffen können, die dem Wohle aller dienen. Frieden, Daseinsfreude und die Liebe zum Leben entwickeln sich auf diesem Fundament. Wer sich mit der weiblichen Kraft in Frau und Mann beschäftigt, dem eröffnet sich ein Leben im Einklang mit dem eigenen Wesen, der Natur und den universellen Gesetzen und er kommt in den Flow des Lebens.
Dies ist nicht nur ein persönlicher Gewinn, sondern geht bei Weitem über die persönliche Dimension hinaus. Angebunden an die weibliche Kraftquelle und frei von Stereotypen, erweitert sich der Blick auf weibliche und männliche Qualitäten als elementare tief greifende Lebensqualitäten wie Mitgefühl, Kreativität, Intuition oder Akzeptanz, Mut und Klarheit. Angesichts der weltweiten Krisen kommen wir nicht umhin, die Frage nach männlich und weiblich neu zu stellen. Bevor wir nicht geklärt haben, wie genau männliche und weibliche Energien in uns und in der Welt wirken und wie wir diese positiv leben können, bevor diese Kräfte nicht benannt sind, sind ein friedliches Miteinander und die Lösung der drängenden Probleme der Menschheit in weiter Ferne.
Die Wiederentdeckung der weiblichen Kraft in Frau und Mann versöhnt die Geschlechter. Ohne sie ist ein Frieden in der Welt nicht möglich.
Das Leben bejahen im Denken, Fühlen und Handeln
Die Beschäftigung mit der weiblichen Kraft führt auch zur Frage, wie wir in Zukunft leben beziehungsweise welchen Stellenwert wir dem Natürlichen, dem Nichtkontrollierbaren, dem Urweiblichen in unserer Gesellschaft einräumen wollen. Dabei geht es nicht um eine Vorherrschaft des Weiblichen, sondern um den heilvollen Ausgleich beider Kräfte. Um eine Balance der männlichen wie der weiblichen Lebensenergien, die gemeinsam in jedem Menschen wirken und damit geschlechtsunabhängig und uns allen gemein sind, zu erreichen, sodass wir wieder zu einem ganzheitlichen Verständnis von Mensch, Natur und Kosmos und damit zu einem klaren Ja zum Leben und den seit Urzeiten geltenden heiligen Prinzipien des Lebens finden können. Heilig versteht sich losgelöst von religiösen Vorstellungen und bezieht sich allein auf eine lebensbejahende und lebensförderliche Weise im Denken, Fühlen und Handeln.
Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Freiheit und ein Loblied auf das Leben in seiner Vollkommenheit. Das Leben zu verbessern ist unnötig. Es ist bereits vollkommen. Vielmehr geht es darum, das Leben als Wunder wieder wahrzunehmen. Es wurde geschrieben aus Liebe zur Wahrhaftigkeit und aus dem Wunsch, Leben wieder zu heiligen, also mit jeder Faser des Fühlens, Denkens und Wollens lebensbejahend erfahren zu können. Wer das Leben jenseits seiner Teilaspekte verstehen möchte, dem hilft eine Bewusstheit für die großen Bögen des Lebens, aber vor allem auch eine Zusammenschau vergessen geglaubten Wissens.
Von Frau zu Frau wird das Leben seit Anbeginn der Zeit weitergegeben. Das gilt im Großen wie im Kleinen: Niemand wäre hier, wenn er nicht von einer Frau geboren worden wäre. Wir alle entstammen dem weiblichen Schoß und haben zehn Monate im Inneren, als Teil des weiblichen Körpers verbracht. Wenn auch die Geschichte der Frau mit viel Leid verbunden war und teilweise noch immer ist, so geht es in diesem Buch zu keinem Zeitpunkt darum, Schuldige zu suchen oder anzuklagen, sondern um das genaue Gegenteil: hinzuschauen, um den Schmerz, der noch in so vielen Frauen wie Männern begraben ist und ihre Seelen auffrisst, in Mitgefühl statt Mitleid zu wandeln und ziehen zu lassen. Zu erwachen aus dem kollektiven Albtraum und vereint wahrhaft lebendig das Leben zu feiern.
Die Menschheitsgeschichte kann als Geschichte der Frauen erzählt werden. Sie ist eine Geschichte der weiblichen Kraft.
Eine Rückblende mit heilsamer Absicht zielt nicht auf eine vollständige oder lückenlose Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern darauf, alte Verwicklungen zu lösen und im Herzen für die Liebe frei zu werden. Ich möchte das verhedderte Knäuel an Irrungen und Wirrungen im persönlichen wie im übergeordneten Rahmen aufwickeln, denn alles hängt mit allem zusammen. Alle Stränge sind letztlich ein Faden, der von Anfang bis Ende in die Ewigkeit und zurück führt. Aus dieser Position und Perspektive kann sich die Geschichte der Menschheit vor unserem inneren Auge neu entwickeln. Wir können wieder klar sehen und das Wesentliche verstehen. Nur mit einer klaren Ausrichtung und indem wir uns an den Ursprung zurückbegeben, an den uns die weibliche Kraft führt, lassen sich die Wolken und Schleier vertreiben. Für freie Frauen und selbstbewusste Männer ist die Zeit zu Beginn des 21. Jahrhunderts reif, beherzt und furchtlos, neugierig und vertrauensvoll hinter den Vorhang zu blicken.
Sich der weiblichen Kraft zuzuwenden, heißt, am Weltbild zu rütteln.
Das Rütteln am Weltbild macht vielen Menschen Angst. Manche wehren sich mit allen Mitteln der Ablehnung dagegen. Doch wir schauen hier und heute hin. Und was wir aktuell beobachten können, ist ein Leben, das kopfsteht. Die lebensverachtenden Praktiken der sogenannten zivilisierten Welt demaskieren sich als eine direkte Folge der menschlichen Entwurzelung und des gottgleichen Heraustretens aus der natürlichen Ordnung. Betroffen sind wir auch als einzelne Individuen, etwa durch die steigende Orientierungslosigkeit im Leben oder durch unsere Unsicherheit im Umgang mit Fragen zu den Geschlechterverhältnissen und zur Religion in der Welt sowie unsere Unfähigkeit, bedingungslos zu lieben. Das ist kein individuelles Versagen, also kein Platz für Schuldgefühle, sondern eine kollektive Verwicklung, die sich über die Jahrtausende verselbstständigt hat, bis wir uns in uns selbst verrannt und verloren haben. Wenn wir achtsam mit uns sind, können wir den Schmerz darüber und die mehrfachen Verdrehungen im Fühlen, Denken und Handeln innerlich sogar spüren.
Lehrmeister für bedingungslose Liebe auf der Welt sind die Kinder. Sie lieben ihre Eltern auch trotz Verletzungen. Aus diesem Grund segnete Jesus Christus die Kinder und sagte über sie: »Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.« (Mk 10,14) Doch statt ihnen für ihr Sosein dankbar zu sein und uns mit ihnen in Liebe und Vertrauen zu üben, erziehen und verbiegen wir sie, damit sie in unser Weltbild passen. So vergeben wir eine Chance für inneres Wachstum und beschweren dadurch die nächste Generation. In immer mehr Menschen keimt die Sehnsucht nach einer lebenswerteren Welt, in der jeder nach seiner Fasson glücklich und zufrieden werden kann. Viele suchen im Außen, doch der Kern liegt in unserem Inneren. Ein Schlüssel dorthin ist der Zugang über die eigene Weiblichkeit beziehungsweise Männlichkeit. Diese Qualitäten des Lebens positiv zu leben, ist die Basis für einen heilsamen Wandel.
Das Leben ist heilig, da es in seinem Ursprung nach lebensbejahend und nicht zerstörerisch ist. Wäre es auf Zerstörung angelegt, würde es sich selbst zuwiderhandeln, sich kannibalisieren statt mehren. Das Leben ist immer für, nie gegen sich. Was sich ändert, ist seine Gestalt, nicht sein Gehalt.
Das Rad der Transformation