Die Kunst des Krieges - Sun Tsu - E-Book

Die Kunst des Krieges E-Book

Sun Tsu

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Beschreibung

Sun Tsus Werk ist ein zeitloser Klassiker der Strategie-Literatur, den jeder kennen sollte. | Psychologische Führung aller Beteiligten, Flexibilität und Taktik gegenüber dem Gegner, äußerste Disziplin in den eigenen Reihen - das sind Prinzipien, die allgemeingültig sind und nicht nur in der Armee, sondern in allen Organisationen, ja sogar im persönlichen Leben und in der Mann-Frau-Beziehung von entscheidender Bedeutung sind. | Für die eBook-Ausgabe neu lektoriert, mit modernisierter Rechtschreibung und verlinktem eBook-Inhaltsverzeichnis. In neuer, für das Textverständnis optimaler Übersetzung. Mit Begleitwort im Anhang | Über den Autor: Sun Tsu (auch Sun Tzu, Sunzi) war ein für seine Erfolge berühmter chinesischer Feldherr, der zwischen ca. 550 und 490 vor Christus lebte. Sein Strategieratgeber "Die Kunst des Krieges" dient bis heute in Militär, Politik und Wirtschaft als faszinierendes Lehrbuch.

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Inhalt

Innentitel

Über Sun Tsu

I. Planung

II. Über die Kriegsführung

III. Taktische Erwägungen

IV. Leichtigkeit

V. Kraft

VI. Schwächen und Stärken

VII. Der bewaffnete Kampf

VIII. Strategische Anpassung

IX. Das Führen der Truppe

X. Das Gelände

XI. Neun Situationen

XII. Angriff mit Feuer

XIII. Über den Einsatz von Spionen

Begleitwort des Herausgebers

Impressum

Über Sun Tsu

Über Sun Tsu weiß man relativ wenig: Er wurde in China im damaligen Reich Qi als Sohn einer adeligen Familie geboren, man vermutet, dass er in der Zeit zwischen ca. 550 und 490 v. Chr. gelebt hat. Als Feldherr war er für seine Erfolge berühmt: So wird etwa von einer Schlacht im Reich Chu berichtet, in der seine 30.000 Soldaten gegen eine zehnfache Übermacht siegten. Ob er im Felde starb oder nach seiner militärischen Karriere einen friedlichen Lebensabend genießen konnte, ist nicht bekannt.

Lesen Sie mehr im Begleitwort des Herausgebers

I. Planung

SUN TSU SAGT: Die Kunst des Krieges ist für den Staat von überragender Bedeutung. Sie ist eine Sache von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Darum darf sie keinesfalls vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: die Moral; der Himmel (die Bedingungen von Wetter und Zeit); das Gelände; die Führung und die Disziplin.

Das Gesetz der Moral (Tao) veranlasst die Menschen, mit ihrem Anführer völlig übereinzustimmen, so dass sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr abschrecken lassen.

Himmel bedeutet Wetter und seine Veränderungen, Kälte und Hitze, Nacht und Tag, Tageszeit und Jahreszeit.

Gelände bezeichnet große und kleine Entfernungen, offenes Gelände und schmale Pässe, die Bedingungen für überleben und getötet werden.

Führerschaft ist eine Sache der Intelligenz, der Weisheit, der Aufrichtigkeit und Glaubwürdigkeit, der Menschlichkeit, des Mutes und der Strenge.

Disziplin bedeutet Organisation, die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die angemessene Rangordnung, die Kontrolle der Logistik und der militärischen Ausgaben.

Diese fünf Faktoren müssen jedem General vertraut sein. Wer sie kennt, wird siegreich sein; wer sie nicht kennt, wird scheitern. Wenn du also die militärischen Chancen erfolgreich bestimmen willst, dann wäge mit folgenden Fragen ab: Welche politische Führung handelt im Einklang mit dem Gesetz der Moral? Welcher General führt seine Leute besser? Welche Armee ist die zahlenmäßig überlegene? Auf welcher Seite sind Offiziere und Mannschaften besser ausgebildet? Bei wem liegen die Vorteile, die Himmel (Sphäre) und Gelände bieten? Auf welcher Seite herrscht die größere Disziplin?

Mit Hilfe dieser Fragen kannst du Sieg oder Niederlage vorhersagen. Analysiere die Vorteile, die du aus meinen Ratschlägen ziehst, bündele deine Kräfte und stelle taktische Überlegungen an. Achte immer darauf, deine Kräfte so einzusetzen, dass es dir zum Vorteil gereicht.

Du Mu erwähnt die Geschichte des Cao Cao (155-220 n. Chr.), der so penibel auf die Disziplin achtete, dass er sich einmal, seinen eigenen strengen Vorschriften gegen die Verwüstung erntereifer Felder entsprechend, selbst zum Tode verurteilte, nachdem es ihm geschehen war, dass sein Pferd in ein Kornfeld ausbrach. Doch er wurde von seinen Männern überzeugt, nicht seinen Kopf zu opfern, sondern sein Gerechtigkeitsgefühl damit auszugleichen, dass er sich das Haar abschnitt. Dies war eine Schwächung der Disziplin. Denn: »Wenn du ein Gesetz erlässt, dann achte darauf, dass es nicht gebrochen wird; wenn es aber gebrochen wird, dann muss der Schuldige mit dem Tode bestraft werden.«

[Die auch im weiteren Text erscheinenden Einschübe stammen nicht von Sun Tsu selbst, sondern von verschiedenen chinesischen Interpreten seines Buches in späteren Jahrhunderten.]

*

Der General, der auf meinen Rat hört und nach ihm handelt, wird siegen – belasse ihm das Kommando. Jener, der nicht auf meinen Rat hört und nicht danach handelt, wird eine Niederlage erleiden – einen solchen musst du entlassen! Bedenke jedoch immer: Auch während du aus meinem Rat Gewinn ziehst, erwäge gleichzeitig alle anderen hilfreichen Umstände, die über diese Regeln hinausgehen. Bediene dich ihrer zu deinem Vorteil und passe deine Pläne entsprechend an.

Jede militärische Operation beinhaltet Täuschung. Wenn wir also fähig sind, anzugreifen, müssen wir unfähig erscheinen; wenn wir unsere Streitkräfte in Gang setzen, müssen wir passiv scheinen; wenn wir nahe sind, müssen wir den Feind glauben machen, dass wir weit entfernt sind. Und wenn wir weit entfernt sind, müssen wir ihn glauben machen, dass wir nahe sind. Lege Köder aus, um den Feind zu verwirren. Täusche Chaos vor, aber vernichte ihn mit Disziplin.

Wenn der Feind in allen Punkten gut gerüstet ist, dann sei auf ihn vorbereitet. Wenn er stärker ist, dann weiche ihm aus. Wenn dein Gegner ein cholerisches Temperament hat, dann versuche ihn zu reizen. Gib vor, schwach zu sein, damit er überheblich wird. Wenn er sich sammeln will, dann störe ihn dabei. Wenn seine Streitkräfte vereint sind, dann zersplittere sie. Greife ihn an, wo er unvorbereitet ist, mach einen Schachzug, wenn er es am wenigsten erwartet. Achte darauf, dass von deinen Plänen nichts an die Öffentlichkeit dringt.

Der siegreiche General spielt vor dem Kampf im Geiste viele Möglichkeiten durch. Der General, der verliert, war unüberlegt oder unwissend. Der Anführer der viele strategische Faktoren kennt und berücksichtigt, wird siegen. Der Anführer der wichtige strategische Faktoren ausser acht lässt, wird die Niederlage erleiden. Und jener, der von strategischen Faktoren überhaupt keine Ahnung hat, wird noch sicherer scheitern.

Wenn ich das Verhalten der Anführer unter diesem Blickwinkel betrachte, kann ich voraussagen, wer siegen und wer untergehen wird.

II. Über die Kriegsführung

WENN DU in eine Schlacht ziehst, wirst du vielleicht als Sieger daraus hervorgehen, aber deine Waffen werden stumpf und deine Kampfmoral leidet, falls sich der Krieg zu lange hinzieht. Belagerst du eine befestigte Stellung, wird sich deine Kraft erschöpfen. Wenn du deine Truppen zu lange Zeit im Feld belässt, wird es an Nachschub mangeln.

Wenn ein Krieg geführt wird, wenn tausend schnelle Wagen im Felde sind, zehntausend schwere Wagen und hunderttausend gepanzerte Soldaten mit genügend Vorräten, um tausend li (Ein Kilometer entspricht 1,72 li) weit zu ziehen, dann belaufen sich die Ausgaben zu Hause und an der Front, einschließlich des Proviants, Reparatur der Waffen, sogar Ausgaben für kleine Dinge wie Leim und Farbe für die Streitwagen, auf eine Gesamtsumme von tausend Unzen Silber am Tag. Dies sind die Kosten, wenn man eine Armee von hunderttausend Mann aufstellt.

Wenn der Kampf tatsächlich begonnen hat und der Sieg sich lange hinauszögert, dann werden die Waffen der Männer stumpf und ihr Eifer wird gedämpft. Wenn du eine Stadt belagerst, wirst du deine Kräfte erschöpfen, und wenn der Feldzug sich lange hinzieht, werden die Schätze des Staates unter der Belastung schwinden. Bedenke: Wenn deine Waffen stumpf werden, wenn dein Kampfesmut gedämpft wird, deine Kraft erschöpft und das ganze Geld des Staates ausgegeben ist, dann werden andere Anführer aus deiner Not den Vorteil schlagen. Wenn es einmal soweit ist, kann der weiseste Mann den Gang der Dinge nicht mehr zu seinen Gunsten ändern.

Zwar haben wir schon von Unternehmungen gehört, die zwar ungeschickt aber schnell waren, aber ich habe noch nie eine gesehen, die geschickt und langwierig gewesen wäre. In der ganzen Geschichte gibt es kein Beispiel dafür, dass ein Land aus einem langen Krieg Gewinn gezogen hätte. Nur wer die schrecklichen Auswirkungen eines langen Krieges kennt, vermag die überragende Bedeutung eines raschen Sieges zu sehen. Nur wer gut mit den Übeln des Krieges vertraut ist, kann die richtige Art erkennen, ihn zu führen.

Der kluge General macht Truppen nicht zweimal mobil, und seine Vorratswagen werden nicht dreimal beladen. Wenn der Krieg erklärt ist, verschwendet er keine Zeit, indem er auf Verstärkung wartet, und er lässt seine Armee nicht kehrtmachen, um Vorräte aufzunehmen, sondern er überschreitet ohne Verzögerung die Grenze des Feindes. Der Zeitvorteil – das heißt, dem Gegner ein wenig voraus zu sein, war häufig wichtiger als zahlenmäßige Überlegenheit oder die schönsten Rechenspiele mit dem Nachschub. Wenn du deine eigenen Waffen und Ausrüstung mitnimmst, aber dich beim Proviant darauf verlässt, was du beim Feind erbeuten kannst, bist du genug gerüstet.

Je länger der Krieg dauert, umso mehr muss das Volk zu hause für die Armee bringen. Wenn das Volk eine entfernte Armee unterhalten muss, verarmt es. Andererseits lässt die Nähe einer Armee die Preise steigen; und durch die hohen Preise verarmen die Menschen ebenfalls. Wenn die Staatskasse leer ist, werden die Menschen durch schlimme Steuern ausgepresst. Zugleich werden die Ausgaben der Regierung für zerbrochene Wagen, erschöpfte Pferde, Brustharnische und Helme, Bogen und Pfeile, Speere und Schilde, Sturmdächer, Zugochsen und schwere Wagen über die Hälfte der ganzen Steuereinnahmen steigen. Und das gewöhnliche Volk verliert siebzig Prozent seines Vermögens. Sind Kraft und Güter aufgezehrt, dann blutet das Land aus.

Ein weiser General achtet darauf, beim Feind zu plündern. Nimm Kriegsmaterial von zu Hause mit, doch verschaffe dir die Lebensmittel beim Feind. Jedes Pfund Nahrung, das dem Feind abgenommen wird, wiegt zwanzig Pfund Nahrung auf, für die du selbst aufkommen müsstest. Auf diese Art und Weise wird deine Armee Nahrung haben.

Dann muss, damit sie den Feind töten, der Zorn unserer Männer erweckt werden. Damit sie auch ihren eigenen Vorteil im Sieg erkennen, müssen sie auch Belohnungen bekommen. Wenn du also beim Feind Beute machst, dann benutze sie als Belohnung, damit alle deine Männer, jeder für sich, begierig sind zu kämpfen.

Wenn im Fall einer Wagenschlacht zehn oder mehr Wagen erbeutet werden, dann belohne jener Männer, welche den ersten nahmen. Auf diese Art werden unsere eigenen Banner jene des Feindes ersetzen, und seine Wagen werden in die unseren eingereiht und mit ihnen zusammen benutzt.

Die gefangenen Soldaten jedoch, sollen freundlich behandelt und behalten werden. Wir werden darangehen, die Kräfte der unterworfenen Feinde für unsere eignen Zwecke nutzen.

Dein großes Ziel im Krieg soll der Sieg sein und kein langwieriger Feldzug. Das wichtigste in einer militärischen Unternehmung ist der Sieg, nicht das Durchhaltevermögen. Durch den Sieg kann der Anführer der Armeen zum Entscheider über das Schicksal des Volkes werden; der Mann, von dem es abhängt, ob die Nation in Frieden oder in Gefahr lebt.

III. Taktische Erwägungen

DAS GRUNDPRINZIP für den Einsatz der Kriegstruppen lautet: Es ist besser, eine Nation unversehrt zu belassen, als sie zu zerstören. Es ist auch besser, eine Armee unversehrt zu belassen, als sie zu vernichten. Und es ist besser, eine Division unversehrt zu belassen, als sie zu vernichten.

In allen Schlachten zu kämpfen und zu siegen, ist nicht die größte Leistung. Sondern sie besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen. In der praktischen Kriegskunst ist es grundsätzlich das Beste, das Land des Feindes heil und intakt einzunehmen; es zu zerschmettern und zu zerstören ist weniger gut. Es ist auch besser, eine Armee vollständig gefangen zu nehmen, als sie zu vernichten, ein Regiment, eine Abteilung oder eine Kompanie im ganzen gefangen zu nehmen, statt sie zu zerstören.

Die höchste Form der militärischen Führerschaft ist es, die Pläne des Feindes vollständig zu durchkreuzen und die Armee des Gegners ohne Kampf schachmatt zu setzen; die nächstbeste, die Formierung der feindlichen Streitkräfte zu verhindern; die nächste in der Rangfolge ist, die Armee des Feindes im Felde anzugreifen; und die schlechteste Strategie ist es, befestigte Städte zu belagern – denn die Vorbereitung von Sturmdächern, beweglichen Schutzwällen und verschiedenem Kriegsgerät erfordert drei volle Monate; und das Aufschütten von Hügeln an den Stadtmauern erfordert weitere drei Monate.

Der General, der nicht fähig ist, seinen Zorn auf den Gegner zu beherrschen, schickt seine Männer gleich ausschwärmenden Ameisen in den Kampf, und das Ergebnis ist, dass ein Drittel seiner Männer erschlagen wird, während die Stadt unbesiegt bleibt. Dies sind die verhängnisvollen Auswirkungen einer Belagerung.

Der kluge Anführer unterwirft die Truppen des Feindes ohne Kampf; er nimmt seine Städte, ohne sie zu belagern; er übernimmt das Königreich des Gegners ohne langwierige Operationen im Felde. Sein Triumph wird vollkommen sein, ohne dass er einen Mann verliert. Dies ist die Methode, mit Taktik und Kriegslist anzugreifen, und dabei das Schwert in der Scheide zu lassen.