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Die Welt im Jahre 2031 hat sich dramatisch verändert. Die Kirche befindet sich an einem Scheideweg. Die Menschheit wird beherrscht von religiösen Unruhen. Unversöhnlich stehen sich das Christentum und der Islam gegenüber. Die Lage ist hoffnungslos, das Ende scheint nah! Es entflammt ein Krieg der Religionen. Ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit haben sich der deutsche Johannes Kramp und die türkische Ramira Kizmir in einander verliebt und trotz aller Widerstände geheiratet. In einer schrecklichen Pogromnacht in Nürnberg, in der sich schreckliche Ereignisse aus einer längst vergangenen Zeit wiederholen, gibt es auch fünf deutsche Leichen. Alles deutet zunächst auf Johannes Kramp, als Täter, hin. Kriminalhauptkommissar Rolf Stübner und sein Partner nehmen die Ermittlungen auf. Als sich schon bald auch der militärische Geheimdienst um den skrupellosen Generalmajor Manfred Köhler für den Flüchtigen interessiert, beginnt ein tödlicher Wettlauf zwischen Polizei und militärischem Abschirmdienst. Ein fesselnder Roman, voll Spannung, Action, Tempo und die ganz große Liebe.
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Seitenzahl: 643
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Porter Thomson
Die Letzte Bastion Christi
Im Tal der Finsternis
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Weitere Werke des Autors
Impressum neobooks
Sommerferien 2007
Es war ein schöner und sonniger Tag. Die Jungs des Dorfes, die nicht mit ihren Eltern in den Urlaub verreist waren, wollten sich an jenem Tag, wie eigentlich fast jeden Tag in diesen Sommerferien, am Waldrand nahe ihres Dorfes treffen. Von da aus würde es mit ihren Fahrrädern in den nahegelegenen alten Steinbruch gehen. Diese felsige und zerklüftete Schlucht würde eine tolle Kulisse für ein Cowboy und Indianerspiel abgeben.
Auch Jojo, der sechs jährige Sohn des Schäfers vom Dorfrand, durfte heute mit und wartete schon ganz aufgeregt auf die anderen Jungen.
Die ganze Nacht hindurch hat er nicht schlafen können, so aufgeregt er vor lauter Vorfreude war. Seine Mama hatte mit der Mama eines anderen Jungen gesprochen, der heute auch mit dabei war. Mit ihm hat Jojo dann auch diesen Treffpunkt vereinbart.
Der kleine Junge stand nun am Waldrand, in kurzen Hosen und buntem Hemdchen, und wartete auf seine neuen Freunde. Mit seinen Händen hielt er das kleine blaue Fahrrad fest, welches er am letzten Weihnachtsfest geschenkt bekommen hat.
Ganz nervös hin und her tippelnd, als müsse er mal austreten, fieberte er seinen neuen Freunden entgegen. Die anderen Jungs waren mindestens schon zwei Jahre älter und viel größer als er!
Die Sonne stand ziemlich hoch und schien Jojo mitten ins Gesicht. Zwangsläufig musste er blinzeln, bei dem Versuch seine neuen Freunde in der Ferne auszumachen.
Da endlich kamen sie mit ihren Fahrrädern den abschüssigen Weg hinab gerast, direkt auf Jojo zu.
Oh ja! Jetzt geht es gleich los! Das wird bestimmt ein ganz toller Spaß!, frohlockte Jojo und tänzelte aufgeregt von einem Bein auf das andere.
Die wilde Horde sauste noch immer den Hang hinab und hielt direkt auf Jojo zu. Nichts Böses ahnend, winkte er seinen neuen Freunden zu. Erst kurz vor seinen Füßen bremsten die anderen Jungen mit ihren Fahrrädern scharf ab. Dabei rissen sie die Hinterräder herum und schleuderten jede Menge Staub, Sand und Kieselsteine in Jojos Richtung. Es kam wie es kommen musste. Ein größerer Stein traf Jojo schmerzhaft an der Stirn. Sogleich fing er bitterlich an zu weinen und hielt sich die getroffene Stelle. Sein Schädel wummerte Schmerz.
Die anderen Jungen derweil stiegen von ihren Rädern und stellten sich um den weinenden Jungen. Lauthals lachten sie Jojo aus und schubsten ihn dabei hin und her.
„Heulsuse! Heulsuse! Heulsuse!“, riefen sie laut, den kleinen weinenden Jungen verhöhnend.
„So eine Memme können wir in unserer Bande nicht gebrauchen!“, rief der Anführer, ein Blondschopf von vielleicht 12 Jahren, in die Runde und stieß Jojo leicht an der Schulter. „Fahr wieder Heim zu Mama!“
Jetzt johlten und lachten die anderen Jungen gleich noch lauter. In gehässiger Schadenfreude klatschten sie sich auf die Schenkel.
„Mamakind!! Mamakind!! Mamakind!!“, schrien sie jetzt und zeigten mit den Fingern auf Jojo.
Überraschend hörte Jojo schlagartig auf zu weinen. Eiskalt, ohne jede Emotion, ging der Blick aus seinen graublauen Augen in die Runde der anderen Jungen. Als die bemerkten, dass Jojo nicht mehr weint, hörten sie ebenso abrupt auf zu lachen und schauten verwundert den Jungen an.
„Nein!“, sagte Jojo ganz einfach und ganz ruhig.
„Wie nein?!“, fragte der Rädelsführer verdutzt und holte mit der Faust zum Schlag aus, um dem kleinen Jojo eine blutige Nase zu verpassen.
„Ihr nehmt mich mit zum Steinbruch, ich darf mitspielen und Ihr nennt mich nie wieder Mamakind oder Heulsuse!“
Ein Moment herrschte Schweigen. Die anderen Jungs schauten plötzlich auf eine eigenartige Weise zu Jojo. Ihre Mimiken und Blicke waren nicht mehr gehässig oder gemein. Vielmehr hatten sie einen Ausdruck der irgendwo zwischen Liebe und Ergebenheit einzuordnen war.
Auch der Rädelsführer war plötzlich wie ausgewechselt und ließ langsam seine Faust wieder sinken. Nach einigen Sekunden des Schweigens fand er als erster seine Worte wieder und zuckte mit den Schultern.
„Okay! Machen wir!“
Auch die anderen Jungen schienen plötzlich geleutert und setzten sich sogleich auf ihre Räder. Jojo in ihrer Mitte, fuhren sie jubelnd in den alten Steinbruch.
24 Jahre später, am Steinbergsee, irgendwo bei Nürnberg, 27. März 2031, 08.00 Uhr
Die Sonne schob sich langsam hinter dem Waldrand hervor. Scheinbar zäh, räumte die Dämmerung das Feld und gab sich dem Tageslicht allmählich geschlagen. Vereinzelte Nebelschwaden über den Wiesen und dem See wurden von der immer mächtiger werdenden Sonne förmlich zerrissen und lösten sich unaufhaltsam auf. Die ersten Vögel begannen leidenschaftlich zu zwitschern und die letzten Fledermäuse suchten noch eilig ihren dunklen Unterschlupf auf, um sich nach erfolgreicher Jagd zur Ruhe zu begeben.
Die Harmonie des anbrechenden Tages wurde jäh durch das Rumpeln eines grauen Geländewagen mit Viehanhänger gestört. Dieser kam aus dem Wald hervor gefahren und polterte den steinigen Feldweg zum kleinen See in der Senke hinunter. Ein Weilchen fuhr er am Ufer entlang um schließlich hinter einem Schwarzdorngebüsch abzubiegen.
Es ertönte das laute Geblöke einer Schafherde, die hinter diesem Gebüsch in einem Pferch aus Ultraschallfeldern die Nacht verbracht hatte.
Der Geländewagen hielt im Schatten einer Eiche, welche auf einer leichten Anhöhe stand. Ganz von allein verstummte der Wasserstoffmotor des Wagens.
Ein lang gewachsener Mann mit dunkelblondem, welligem Haar und buschigem Vollbart stieg aus. Er streckte sich ächzend, gerade so, als hätte er eine längere Autofahrt hinter sich. Seine Haut war von Wind und Wetter wie gegerbt und hatte dadurch das ganze Jahr hindurch eine kräftige braune Farbe.
Er ging um den Wagen und ließ aus dem Kofferraum zwei Border Collies heraus springen, die sogleich wild umher tobten.
Von der Rücksitzbank schnappte sich der Mann seine Jacke und seinen großen schwarzen Hut. Als letztes zog er aus dem Wagen einen langen schwarzen Holzstab hervor. Das obere Ende dieses Stockes bildete ein abgerundeter Wurzelknorren, während die Spitze durch eine kleine Edelstahlschippe mit einem geschwungenen Fußhaken abgeschlossen wurde. Nun war der Mann komplett ausgestattet und sein Arbeitstag konnte beginnen!
Der Mann, der offensichtlich der Schäfer dieser Schafherde war, zog aus seiner Jackentasche eine Fernbedienung hervor und deaktivierte mit einem Klick den Feldgenerator des Ultraschallfeldes.
Mit dem Verbot von Elektrozäunen bei Tieren, durch das europäische Parlament, setzte sich mehr und mehr diese Technik durch. Überschritten die Schafe eine abgesteckte Lichtschranke, ertönte ein für Menschen nicht hörbarer aber für Schafe recht unangenehmer Pfeifton, der sie zurückschrecken ließ. Das war für die Schafe natürlich weitaus unangenehmer als ein herkömmlicher Elektrozaun! Diesen konnten die Tiere wenigstens noch sehen, bevor sie hinein gerieten! Jetzt liefen sie quasi ins offene Messer!
Das war eine von vielen unüberlegten Verordnungen irgendwelcher bürokratischen Theoretiker in Brüssel, die Johannes, unserem Schäfer, immer wieder die Zornesröte ins Gesicht steigen ließen.
Der Schäfer schickte die Hunde links und rechts die Herde zu flankieren und lockte die Schafe mit einem grellen Pfiff. Schnell folgte ihm die Herde und machte sich auf der Wiese breit um gierig zu grasen. Solange die Schafe noch so richtigen Heißhunger hatten, hielt sie Johannes mittels der Hunde zunächst auf der Weidefläche vom Vortag um das sogenannte Restfutter zu verwerten. Dieses Restfutter wurde nur am frühen Morgen von den Schafen angenommen.
Während sich die Herde über die ihnen zugestandene Fläche ausbreitete und damit begann zu grasen, meldete sich überraschend mit einem grellen Piepen der Communicator an Johannes seinem Handgelenk. Er schaute auf das Display und tippte lächelnd auf das kleine Gerät, welches wie eine Armbanduhr aussah.
Vor ihm baute sich das lebensgroße Hologramm einer schwarzhaarigen jungen Frau auf. Sie hatte eine hellbraune, fast schon bronzefarbene Haut und ein anmutiges Gesicht mit rehbraunen Augen. Rote volle Lippen rundeten dieses hübsche Gesicht ab.
„Hallo Ramira, mein Schatz!“, begrüßte Johannes seine Frau freudig. „Hast Du schon so früh am Morgen Sehnsucht nach mir?“
„Ach Du weißt doch, mein Schatz!“, erwiderte die junge Türkin theatralisch und schlug dabei, wie vom Herzschmerz geplagt, die Hände vor die Brust. „Keine fünf Minuten halte ich es ohne dich aus! Aber mal im Ernst Liebling! Vergiss bitte nicht, dass wir heute Abend bei meinen Eltern eingeladen sind. Also komm nicht so spät nach Hause! Du hast übrigens mal wieder dein Frühstück vergessen. Soll ich es Dir vielleicht raus bringen? Ich habe im Moment eh nichts Dringendes vor. Ich bringe Dir auch eine Überraschung mit!“ Ramira zog vielsagend ihre schwarzen Augenbrauen nach oben und lächelte verschmitzt.
Das passierte Johannes immer wieder! Morgens beim ersten Kaffee steckte er gedanklich meist schon mitten in der Arbeit und vergaß darüber hinaus viel zu oft die von Ramira liebevoll gepackte Frühstückstasche. Innerlich schimpfte er sich dann ein jedesmal. So ein Hütetag, so ganz ohne Mahlzeit, konnte schon recht unangenehm werden!
„Ach verdammt, ich Idiot! Ich würde mich natürlich riesig freuen, wenn Du zu mir raus kommen könntest! Aber dummerweise bin ich heute hinten am Steinbergsee, also ziemlich am Arsch der Welt.“
„Du hast doch bestimmt noch das Navi in deinem Wagen aktiviert?“
„Ja schon! Aber…!“, wollte Johannes seine Bedenken äußern. Sein heutiges Gehüt lag wirklich tief im Hinterland, vernab von größeren Straßen oder Ortschaften.
„Dann wird dich mein Navi schon orten. Also bis nachher!“, rief Ramira fröhlich und warf ihm noch eine Kusshand zu. Da verschwand ihr Hologramm auch schon wieder.
Oh wie fein! Ramira möchte mir den Tag versüßen!,frohlockte Johannes im ersten Moment. Oh nein! Ein Besuch bei den Schwiegereltern!!!,schoss es ihm jedoch schon beim nächsten Gedanken durch den Kopf.
„So ein Mist!“, fluchte er.
Johannes wusste genau wohin das führen würde. Es war immer das Gleiche bei diesen Besuchen der Schwiegereltern. Zunächst verlief alles optimal, eitel Sonnenschein. Später jedoch kamen dann diese leidigen Diskussionen über Politik, Religion und welche Moral nun die Bessere wäre. Immer wieder gingen diese Besuche bei den Schwiegereltern im Streit aus!
Ramiras Vater hat es nie so recht verwunden, dass seine jüngste und einzige Tochter ausgerechnet einen Ungläubigen geheiratet hat!
„Vor zwanzig Jahren wäre das unvorstellbar gewesen!“, tönte der Schwiegervater bei jeder Gelegenheit.
Wenigstens so weit hatte sich der Islam inzwischen liberalisiert, dass Muslime auch Europäer heiraten durften, sofern sie denn nicht christlichen Glaubens, also nicht getauft, waren.
Johannes schickte seinen Halbenhund Fleck vor. Die Schafe waren schon zu weit ins frische Futter vorgedrungen. Das sollte es erst nach der Mittagspause geben. Lara seinen Beihund, der noch nicht so gut ausgebildet war, hielt er bei sich.
Johannes hing wieder seinen Gedanken nach.
Bei Ramiras Vater sprach für Johannes einzig und allein die Tatsache, dass der eine Schäferei mit fünfhundert Mutterschafen besaß!
Ramira ist die jüngste und zudem auch die einzige Tochter unter seinen fünf Kindern. Für einen Türken ist es da noch mal so schwer seine Tochter an einen Ungläubigen zu verlieren! Er hätte wahrscheinlich auch nie in die Ehe eingewilligt, wenn Ramira nicht einen so großen Dickschädel gehabt hätte!
Der Blick von Johannes schweifte über seine grasende Herde. Das ist wohl der schönste Anblick auf Erden! Eine weidende Schafherde auf einer saftigen grünen Hangwiese im weiten Gehüt. Es gibt doch wahrlich nichts Friedlicheres auf der Welt!
Ein leicht lahmendes Schaf fiel ihm ins Auge. Johannes zog aus einem Hohlster am Gürtel eine Pistole, aus der man rote Farbkugeln abfeuern konnte. Dieses Gerät war bis auf eine Distanz von fünfundsiebzig Metern zielgenau.
Das leicht lahmende Schaf stand etwa fünfzig Meter von Johannes entfernt. Langsam legte er an und pfiff einmal kurz. Alle Schafe hoben die Köpfe und schauten ihn an. Johannes zielte kurz, drückte ab und fertig! Mit einem lauten Klatsch prallte die Kugel genau auf die Stirn des Schafes und hinterließ einen leuchtend roten Farbklecks, der sehr schnell trocknete.
Johannes schoss immer auf die Stirn, wollte er doch nicht die wertvolle Wolle ruinieren! Seitdem eine neue Form von Milzbrand den gesamten australischen Schafbestand nahezu vernichtet hat, ist europäische Schafwolle so wertvoll wie zuletzt in der sozialistischen Welt von vor vierzig Jahren. Johannes kennt diese Zeit nur noch aus Erzählungen seines Vaters, auch ein Schäfer, aus der damaligen DDR. Ihn verschlug es nach dem Mauerfall 1989 hierher nach Waldheim. Diese DDR muss, nach den Erzählungen seines Vaters, wohl ein Paradies für Schäfer gewesen sein.
Jedenfalls war das leicht lahmende Schaf jetzt markiert. Am Abend würde es sich Johannes mit seinem langen schwarzen Schäferstab fangen und ihm die Klauen ausschneiden.
So verging der Vormittag. Johannes postierte noch die Lichtschrankenbaken für den neuen Nachtpferch, justierte den Feldgenerator neu und vereinbarte mit Yusif, dem Viehhändler, den Verkauf von 150 Schlachtlämmern. Das war ein gutes Geschäft, wie Johannes meinte. So kurz vor Ostern waren die Preise für Lammfleisch weit oben und man konnte einen guten Profit erzielen. Der Viehtransporter von Yusif würde übermorgen kommen, was noch ein gewaltiges Stück Arbeit für Johannes bedeutete, die Lämmer selektieren, die Identifikationschips mit einem Scanner erfassen und alle 150 Viehpässe ausdrucken lassen. Zum Glück gab es inzwischen eine entsprechende Software und elektronische Geräte dafür, so dass man das alles nicht mehr von Hand machen musste, wie noch vor wenigen Jahren!
Gegen 12.00Uhr, die Sonne stand schon hoch oben am blauen Himmel und die Schafe hatten sich ein schattiges Plätzchen zum wiederkäuen gesucht, rollte Ramiras betagter roter Renault 5 über den Hang ins Tal.
Mit einem Picknickkorb bewaffnet, stieg die junge Frau aus. Behände und leichten Fußes kam sie den kleinen Hügel hinauf zur dicken Eiche gelaufen. Im Schatten dieses Baumes lag Johannes im grünen Gras und schaute seiner jungen Frau lächelnd entgegen.
Ihr beigefarbener Rock flatterte im Wind und die himmelblaue Bluse legte sich an ihren geschmeidigen schlanken Körper. Deutlich zeichneten sich unter dem dünnen Stoff ihre kleinen straffen Brüste ab. Ihr langes schwarzes Haar hatte sie zu einem buschigen Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Ramira setzte sich zu ihrem Mann. Sogleich stieg ihm ein betörender Duft nach Jasmin in die Nase. Das war Ramiras Lieblingsduft.
„Hallo mein Schatz! Dein Essen ist da!“
Sie gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss und fuhr auch schon mit der Hand unter sein Hemd. Zärtlich glitten ihre Finger durch sein Brusthaar.
„Hallo Liebling! Ist das die Überraschung?“, fragte Johannes und nahm die hübsche Türkin in den Arm.
Er legte sich mit ihr in das grüne Gras und schaute sie mit einem leidenschaftlichen Blick an. Ramira lag auf dem Rücken und fuhr mit ihren Händen durch sein Haar. Dabei lächelte sie mit verlangendem Blick.
„Nennen wir es die Vorspeise!“, wisperte sie lasziv in sein Ohr und schob ihre Hand unter seine Hose.
Johannes öffnete den ersten Knopf ihrer Bluse und spürte die Erregung in sich aufsteigen. Schon etwas schwerer atmend, öffnete er den zweiten Knopf.
Auch Ramiras Atem ging bereits stoßweise. Sie schob ihre Hand unter seiner Hose tiefer, bis sie flach auf seinem Hintern lag.
Mit dem dritten Knopf war die Bluse geöffnet. Ramira trug keinen BH! Johannes liebte es, wenn sich ihre Brüste leicht zur Seite neigten, und ihn förmlich einluden. Natürlich wusste das Ramira!
Gierig vergrub Johannes sein Gesicht zwischen ihren Brüsten und liebkoste mit Lippen und Zunge ihre dunklen festen Nippel. Er spürte, wie ihre zärtliche Hand seine geballte Manneskraft umschloss...
Nach einem feurigen Schäferstündchen lagen sie noch eine Weile eng beieinander und dösten. Diese wohlige Wärme und der Geruch des jeweils anderen, man könnte ihn auch als den Duft der Leidenschaft bezeichnen, taten so gut! Langsam glätteten sich wieder die Wogen ihrer Lust. Ihre Herzen rasten nicht mehr so sehr und die Atmung näherte sich wieder seiner normalen Frequenz.
„Das war schön, mein Schatz! Das könnten wir jeden Tag machen!“, hauchte er ihr ins Ohr.
„Das wird ja auf Dauer gewöhnlich.“, hauchte sie zurück und küsste ihn.
„Ich liebe Dich!“
Johannes streichelte ihr liebevoll und zärtlich das Gesicht und ließ noch einmal seine Hand auf eine ihrer Brüste gleiten.
„Ich Dich auch mein Schatz!“
Ramira richtete sich auf und griff nach dem Picknickkorb.
„Komm, lass uns was essen.“
Sie packte ein paar Sandwiches, eine Thermoskanne mit Kaffee, zwei Tassen, ein paar Äpfel und ein kleines Radio aus. Ihre Bluse war noch geöffnet.
Das sieht so sexy aus, ihre kleinen braunen Brüste nur halb von seidenem Stoff verdeckt!
Johannes konnte nicht widerstehen sie zu streicheln.
„Na? Die gefallen Dir, was?“
Ramira schaute lächelnd zu ihrem Mann herüber, während sie Kaffee einschenkte.
Johannes schaltete das Radio ein. Es begannen gerade die Nachrichten.
„Manila: In der philippinischen Hauptstadt treffen sich heute die Staatsoberhäupter aller muslimischen Staaten um die Verträge zur Bildung einer internationalen Liga islamistischer Staaten zu ratifizieren. Experten sehen darin eine große Gefahr für das weltpolitische Gleichgewicht!“
„Was hältst Du davon, Liebling?“, fragte Ramira.
„Ach Du kennst doch meine Meinung.“, erwiderte Johannes abwinkend. „Die können sich zusammenschließen wie sie wollen. Ich sehe da noch keine Gefahr.“
„Also mir ist nicht ganz wohl bei der Sache! Die Moslems haben doch schon seit Jahrtausenden so einen Hals auf die Christen! Und nun verbünden sie sich auch noch!“
Ramira legte besorgt ihren Kopf an seine Schulter.
„Ach was! Mach Dir mal keine Sorgen! Wir sind doch hier in Deutschland, dem weltoffenen und friedliebenden Deutschland! Was soll denn da schon passieren? Außerdem, wer ist schon so verrückt und greift die mächtige NATO an?“
Villa der Familie Kizmir, Nürnberg, 27. März 2031, 19.00 Uhr
Vor dem Haus der Schwiegereltern kam der graue Geländewagen zum Stehen. Das Haus der Kizmirs war eine prächtige Villa im typischen Stil der Jahrtausendwende, weiß verputzt, mit zwei Etagen und einem anthrazitfarbenen Walmdach. Den Eingang zierten zwei Säulen aus weißem hochpoliertem Marmor. In seinem gesamten Erscheinungsbild erinnerte dieses Haus an eines jener Herrenhäuser dieser Baumwollplantagen in den Südstaaten der USA.
Ramiras Vater war es gelungen mit einem lukrativen Transportunternehmen ein kleines Vermögen zu erwirtschaften, welches ihm und seiner Familie diesen doch recht beachtlichen Wohlstand ermöglichte.
Johannes und Ramira stiegen aus dem Wagen und gingen zur Haustür. Etwas mürrisch und unbehaglich richtete er noch einmal seine Krawatte her und strich das weiße Jackett glatt, welches er über seine Bluejeans trug.
Er hasste Krawatten und Anzüge! Lieber lief er den ganzen Tag in seinem schlabberigen Schafwollpullover herum. In Schlips und Kragen fühlte sich Johannes ständig beengt und unbehaglich! Aber wenigstens gestand ihm Ramira die Jeans zu.
Seine Frau trug an diesem Abend ein atemberaubendes dunkelblaues und hochgeschlossenes Kleid aus schimmerndem Samt, welches sehr eng geschnitten war. Mit jeder Faser unterstrich dieses Kleid Ramiras traumhafte Figur. Es versprühte trotz seiner Hochgeschlossenheit einen entzückenden erotischen Charme.
Aus ihrer mit silbernen Pailletten bedeckten kleinen Handtasche zückte sie ein Taschentuch hervor.
„Du hast da noch was!“, flüsterte sie und wischte über seine Wange.
„Ach Schatz! Bitte!“, raunte Johannes ungehalten und rieb mit seinem Handrücken über die selbe Stelle. „Du bist ja schlimmer als meine Mutter!“
„Sei nicht so schlecht gelaunt!“, ermahnte sie ihren Mann mehr im Scherz. „Versuch wenigstens nicht mit Papa zu streiten!“
Johannes hatte wohl allen Grund mürrisch zu sein. Schließlich war er es doch, der sich mit Schwiegerpapa herum zanken durfte. Ramira drückte seine Hand und schellte an der Tür. Es ertönte wildes Gekläffe und die schweren Schritte eines Mannes waren zu hören. Durch die sich öffnende Tür sprang freudig, wie ein kleines Kind, ein Golden Retriever heraus. Mit wedelndem Schwanz und herum fliegenden Ohren tanzte der Hund förmlich um die beiden Gäste herum.
„Karim!!! Pack dich!!!“, schimpfte ein um die 60 Jahre alter bärtiger und etwas ergrauter Mann.
„Papa!!“, rief Ramira freudig, „Es ist schön dich zu sehen!“
Sie fiel ihrem Vater um den Hals.
„Ja mein Kind! Ich freue mich auch.“, erwiderte der ebenso hoch erfreut und tätschelte freudestrahlend ihren Rücken.
Als er sich jedoch Johannes zuwandte, schmälerte sich sein Lachen ein wenig. Er betrachtete seinen Schwiegersohn einen Moment von oben bis unten und reichte ihm schließlich doch freundschaftlich beide Hände, um damit Johannes seine rechte Hand zu ergreifen. So war es bei muslimischen Familien üblich und galt als Zeichen dafür, dass man seinen Gast mit offenen Armen und freundschaftlich willkommen heißt, ohne dabei den respektvollen Abstand zu verletzen.
„Johannes! Sei willkommen in meinem Haus!“
„Guten Tag Ibrahim! Ich freue mich über Eure Einladung.“, erwiderte Johannes höflich und setzte ein Lächeln auf.
„Kommt doch rein!“
Ibrahim wies mit seiner Hand ins Haus. Ramira und Johannes zogen, wie es ebenfalls in muslimischen Familien Sitte war, die Schuhe aus und betraten den Hausflur. Das Haus war hell eingerichtet. Weißer Marmorboden, farbenfrohe Gemälde an den Wänden und antike Flurmöbel aus Eichenholz rundeten das Ensemble geschmackvoll ab.
Ibrahim geleitete seine Gäste ins Wohnzimmer. Karim, der Hund, schwänzelte aufgeregt um die Füße der Gäste umher und bettelte mit Nachdruck um ein paar Streicheleinheiten.
„Ich würde mal sagen, aus Dir wird in diesem Leben auch kein vernünftiger Wachhund mehr!“, lästerte Johannes ein wenig und bescherte schließlich dem Hund die lang ersehnte Streicheleinheit, indem er ihm ein wenig hinter dem Ohr kraulte.
Sogleich beruhigte sich der Hund ein wenig und belagerte die Gäste nicht mehr ganz so extrem.
Das Wohnzimmer, in welches Ibrahim nun seine Gäste geleitete, glich schon eher einem Saal mit wertvollen Perserteppichen auf dem Boden, einem riesigen Esstisch und einer gewaltigen weißen Couchgarnitur aus Leder in der Mitte des Raumes. In einer Ecke prasselte ein wuchtiger Kamin, gemauert aus Natursteinen und rustikal gebrannten Ziegeln. Die Ziegelsteine bildeten einen Sims auf dem eingerahmte Bilder der Kinder standen. Große Fenster überfluteten den Raum am Tage mit Sonnenlicht.
Ibrahim und seine Gäste setzten sich in die Polstermöbel.
„Fadime!!!“, rief Ibrahim laut zu seiner Frau in der Küche. „Bring unseren Gästen Tee!“
Behäbig ließ Ramiras Vater seinen doch etwas beleibten Körper in den breiten Sessel plumpsen. Er war ein untersetzter und etwas rundlicher Mann. Sein Kinn wurde von einem dichten buschigen Bart umrahmt, der noch fast schwarz war. Nur an den Wangenknochen kamen ein paar graue Haare zum Vorschein.
Zunächst schwiegen sich die Drei an. Aus der Küche hörte man Geschirr klappern.
„Na gut!“, brach Ramira das Schweigen und erhob sich. „Ich schau dann mal nach Mama! Vertragt euch!“
„Aber immer doch, mein Schatz!“, erwiderte Johannes, seine Frau beruhigend, und lächelte.
„Warum sollten wir uns denn auch nicht vertragen?“, warf Ibrahim ebenso unbefangen hinterher.
„Dann ist ja Alles gut!“ Ramira gab Johannes einen leichten Kuss auf die Wange und verließ beschwingt das Wohnzimmer.
Ibrahim verschränkte die Hände hinter seinem Kopf und streckte die Beine von sich.
„Nun, Johannes! Was machen deine Schafe? Wie werden die Lämmer in diesem Jahr?“, begann er den obligatorischen Smalltalk.
„Ach weißt Du, die Schafe sind auch froh, dass der Winter endlich vorbei ist.“ Johannes blieb höflich zurück gelehnt sitzen und hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt. „Das junge saftige Grün auf den Wiesen und Feldern ist für sie Gold wert. Sie waren dies Jahr sehr fruchtbar. Viele Zwillinge, wenige Verluste, kaum Kummerlämmer. Man kann sagen, ich bin rundherum zufrieden! Doch sag an, was machen deine Geschäfte?“, versuchte Johannes das Thema zu wechseln. Wusste er doch genau, dass es seinem Schwiegervater recht wenig interessierte wie die Schafe den Winter überstanden hatten.
„Ach, na ja! Bis auf dass uns Spediteuren die ständig steigenden Maut- und Wasserstoffpreise zu schaffen machen und wir den Kunden gar nicht schnell und billig genug sein können, plätschert es so vor sich hin. Zudem sitzt uns die Konkurrenz der Shuttletrassen mächtig im Nacken.“
Die Shuttletrassen waren ein durch ganz Europa verlaufendes vollautomatisches und unterirdisches Röhrensystem. In diesem Röhrensystem sausten zylinderförmige Gütercontainer mittels Magnetantrieb mit sehr hoher Geschwindigkeit durch die Lande.
Durch die Tür kam eine kleine dicke Frau mit langem und weitem Gewand. Zwischen ihren dunklen Haaren waren auch schon einige graue Strähnen zu erkennen. Auf das für muslimische Frauen so typische Kopftuch verzichtete sie. Dieses trug sie nur in der Öffentlichkeit. Ihr Gesicht war rund und freundlich wie das eines Honigkuchenpferdchens.
Fadime strahlte ihrem Schwiegersohn entgegen. In den Händen hielt sie ein Tablett mit Gläsern und einer Kristallschale mit Teegebäck. Ihr folgte Ramira mit dem Samowar.
„Fadime!“, rief Johannes lachend, stand auf und nahm ihr das Tablett ab. „Ich freue mich dich zu sehen!“
Er stellte das Tablett auf den Couchtisch und umarmte seine Schwiegermutter.
„Johannes, mein Junge! Es ist so schön, dass ihr kommen konntet!“
„Es ist uns immer wieder eine Freude.“
Ramira hatte derweil die Teegedecke verteilt und Tee eingeschenkt.
So saßen sie nun zusammen und unterhielten sich bei Tee und Gebäck über Belanglosigkeiten, wie man das ebenso macht beim Tee!
Später verschwanden die Frauen wieder in der Küche um das Abendessen vorzubereiten.
Die Männer vertrieben sich die Zeit bei VRTV. Dazu aktivierte Ibrahim mittels Spracherkennung eine Konsole mitten im Raum. Es baute sich ein Partikeldisplay auf, eine Art Staubwolke von etwa einem Kubikmeter Volumen, welche durch ein elektromagnetisches Eindämmungsfeld begrenzt wurde. In diesem Partikeldisplay baute sich die holographische Projektion eines Mannes in einem Fernsehstudio auf. Das war der letzte Schrei! Fernsehen als wäre man mitten drin dabei, sozusagen 4-D. In der Videotelefonie war diese Technik schon etwas länger bekannt. Jedoch erst kürzlich hatte man es geschafft die holographische Technologie auch im Fernsehen und bei Computern umzusetzen. Allerdings gab es an diesem Abend nichts wie schlechte Nachrichten.
„Unbekannte haben mittels einer Thermitgranate weite Teile des Kölner Doms in Schutt und Asche gelegt. Zehn Angestellte des Dompersonals und einige Handwerker, die mit der ständig anwährenden Restaurierung beschäftigt waren, kamen ums Leben.
Papst Pius der VIII. entkam auf einer Südamerikareise nur knapp einem Attentat durch muslimische Extremisten.
Auf das gepanzerte Auto des spanischen Mullahs wurde in Madrid auf offener Straße von unbekannten Europäern eine Stingerrakete abgefeuert. Hierbei wurden zwei Leibwächter getötet und der Mullah schwer verletzt. Nach einem Bekennerschreiben, welches kurze Zeit später bei einer regionalen Zeitung einging, handelt es sich bei den Tätern um bisher unbekannte christliche Untergrundkämpfer, die sich selber als Ritter des schwarzen Kreuzes bezeichnen.“
Plötzlich schoss ein stechender Schmerz wie ein Blitz durch Johannes seinen Kopf. Mit verzogenem Gesicht stöhnte er laut auf und rieb sich mit den Fingern die Schläfen. Doch wollten diese stechenden Schmerzen in seinem Schädel einfach nicht verschwinden!
„Mit ihrer absoluten Mehrheit im Bundestag haben die Grünen einen Gesetzesentwurf der schwarz-rot-gelben Opposition, zur Verschärfung der Gesetze für die Ausländerzuwanderung, abgewiesen.“
„Verdammt noch mal!!“ Noch immer rieb sich Johannes die Schläfen.
„Um Himmelswillen! Was ist denn los mit Dir?“, fragte Ibrahim besorgt.
„Ich weiß auch nicht! Ich habe plötzlich so starke Kopfschmerzen. Eine Aspirin wäre vielleicht ne Idee!“
„Ja sicher doch!“, reagierte Ibrahim sofort. „Fadime!!!Kommst Du mal eben!?“, rief er erneut lautstark nach seiner Frau.
Bereits nach wenigen Sekunden stand Ibrah ims Frau in der Tür. Wie immer lachte sie in den Raum. Johannes glaubte fast, dass diese Frau gar nicht traurig sein konnte.
„Johannes hat Kopfschmerzen! Haben wir Aspirin oder so was da?“
„Ich schau mal eben nach.“
Fadime eilte davon.
„Gleich wird es Dir wieder besser gehen. Hast Du sowas öfter? Dann solltest Du damit mal zu einem Neurologen gehen!“, zeigte sich Ibrahim sichtlich besorgt.
„Nein! Eigentlich nicht! Ich verstehe es auch gerade nicht! Wie aus heiterem Himmel, als würde jemand in meinem Schädel mit lauter kleinen Nadeln herumstochern. Das hatte ich noch nie!“
Noch immer rieb sich Johannes mit geschlossenen Augen die Schläfen. Wenig später kam Fadime mit einem Tablettenpäckchen und einem Glas Wasser wieder.
„Komm Johannes! Das wird Dir helfen.“
„Danke Fadime!“
Johannes schluckte gleich zwei Schmerztabletten und lehnte sich zurück. Er schloss einen Moment die Augen.
„Geht’s wieder?“ fragte Ibrahim besorgt.
„Ich weiß auch nicht was das war. Aber langsam beruhigt sich mein Schädel wieder.“
Johannes rieb sich weiterhin die Schläfen. Der stechende Schmerz ebbte allmählich ab.
Die beiden Männer schwiegen sich einige Minuten an. Aus der Küche drangen appetitliche Gerüche des anstehenden Abendessens ins Wohnzimmer und man hörte die beiden Frauen fröhlich auf Türkisch schwatzen und lachen.
Die Kopfschmerztabletten schienen zu wirken und verdrängten diesen stechenden Schmerz nun doch recht zügig.
Da es Johannes sichtlich besser ging ergriff Ibrahim wieder, an die Nachrichten anknüpfend, das Wort.
„Solange wir nicht mit in der Regierung sitzen wird sich nichts ändern! Solange wir den Islam nicht voll ausleben dürfen gibt es immer Unruhen. Und es wird schlimmer!“
Ibrahim hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute weiter die Nachrichten.
„Wo dürft Ihr denn Eure Religion nicht ausleben?“, fragte Johannes vorsichtig und schaute ungläubig zu seinem Schwiegervater. „Es gibt doch inzwischen fast genauso viele Moscheen in Deutschland wie Kirchen! Inzwischen werden doch sogar schon Kirchengebäude an muslimische Gemeinden verkauft und zu Moscheen umfunktioniert!“
„Wo wir unsere Religion nicht ausleben dürfen? Das kann ich Dir sagen!“
Ibrahims Tonfall wurde schon etwas lauter und gereizter.
Es geht schon wieder los!
Johannes stöhnte innerlich auf.
„In den meisten Schulen gibt es Kirchenunterricht aber keine Koranstunden. Muslime im öffentlichen Dienst dürfen kein Kopftuch tragen. Moslems werden ihres Glaubens wegen in der Politik und Wirtschaft benachteiligt.“
Ibrahim hatte sich so richtig hitzig geredet.
„Das kann man so aber auch nicht sagen!“, versuchte Johannes entgegen zu halten. „Du hast doch ein gut gehendes Unternehmen und bist sogar stellvertretender Bürgermeister.“
Er war bemüht zu lächeln.
„Das hat doch überhaupt nichts zu bedeuten! Ich bin doch nur die Ausnahme, sozusagen der Quotentürke!! Generell werden wir schön unten gehalten! Ja und unsere Kinder? Schau sie Dir doch an! Durch diese westliche Lebensart entfremden sie sich mehr und mehr unserem Glauben. Sie werden ja von Euch regelrecht verseucht!!“ Ibrahim war rot angelaufen. „Schau Dir doch Ramira an!! Sie lebt doch schon wie eine von Euch!!“
Johannes sprang auf.
„Das reicht jetzt!! Sprich nicht so über meine Frau!!“, rief er wutentbrannt. „Sie ist wahrlich die wundervollste Frau auf Erden! Ich zwinge sie zu nichts!! Ramira lebt nach Eurem Koran wie sie es selbst mit sich vereinbaren kann und ich toleriere das!! Absolut!!“
Was der sich einbildet!!!
Ramira kam ins Wohnzimmer gelaufen.
„Könnt Ihr nicht einmal zehn Minuten ohne Streit miteinander auskommen!!?“, rief sie wütend und nahm die Hände hoch. „Allah! Immer das gleiche!“
Kopfschüttelnd verließ sie wieder das Zimmer.
„Ach!!“, rief Johannes abwinkend und stand auf. Mit Wut im Bauch trat er an eines der Fenster und schaute abwesend auf die Straße hinaus. Er war emotional aufgewühlt. Wann immer man ihn seiner Frau wegen anging, könnte Johannes wahrlich aus der Haut fahren. Nur mit Mühe vermochte er seine Wut zu unterdrücken.
Ibrahim saß ihm den Rücken zu gewandt in seinem Sessel und schaute schweigend weiter VRTV. Er hatte auf Al-Arabia umgeschaltet, wo irgendeine Musiksendung mit arabischer Musik lief. Ibrahim und Johannes hatten sich nichts mehr zu sagen und schwiegen sich nur noch an.
Nach einigen Minuten kamen die Frauen ins Wohnzimmer und deckten den großen Esstisch für das Abendessen ein. Während Ramira die guten Porzellanteller auf der weißen Tischdecke platzierte und das Silberbesteck ausrichtete, schaute sie zu ihrem Mann herüber, der noch immer grübelnd am Fenster stand und ziellos in die Weite starrte.
Nachdem Ramira den letzten Teller abgestellt hatte, trat sie langsam von hinten an ihren Mann heran und legte die Hand auf seine Schulter.
„Ach komm, Schatz! Er meint es bestimmt nicht so.“, flüsterte sie.
Noch immer die Wut im Bauch schnaufte Johannes nur. Er war es einfach leid, dass diese Abende stets so ausuferten!
Als plötzlich mitten in einem Musikstück die Sendung im VRTV unterbrochen wurde, drehten sich die beiden zur Konsole um. Ein Nachrichtensprecher erschien im Partikeldisplay und berichtete irgendetwas auf Türkisch oder Arabisch. Ibrahim, Fadime und Ramira erstarrten entsetzt und liefen bleich an. Ungläubig schaute Johannes zu seiner Frau.
„Ramira was ist los? Erzähl schon!“
Nichts, keine Reaktion! Sie war wie versteinert. Johannes musste sie erst leicht an der Schulter rütteln.
„Halloho! Was ist denn passiert? Erzähl doch schon!“, fragte Johannes erneut. Er wusste nur, es musste etwas Schlimmes geschehen sein. Ramira schaute ihn entsetzt an. Ihre Stimme war so blass wie ihre Haut in diesem Augenblick und bebte als sie klanglos sagte: „Wir haben Krieg!“
Der Abend fand schnell ein Ende. Allen war der Appetit aus verständlichen Gründen vergangen. Stattdessen grübelte man nun, wie es dazu kommen konnte. Der Nachrichtensprecher sagte nur, dass die Kriegserklärung eine Reaktion auf den Anschlag sei, welcher dem spanischen Mullah gegolten habe. Vorbei sei die Zeit, in der man derartige Provokationen einfach so hinnehmen würde. Es wäre an der Zeit die Neuordnung der Welt einzuleiten.
Irgendwie glaubte Johannes zu ahnen, dass nicht nur der Anschlag auf den Mullah ausschlaggebend für die Kriegserklärung war. Vielmehr glaubte er, dass da etwas anderes hinter steckte. Niemand beginnt mal eben einen globalen Krieg!
Nach dem Essen saß man noch einige Minuten zusammen. Jedoch wusste niemand, vor lauter banger Ungewissheit, was er sagen sollte.
Schließlich empfahlen sich Johannes und Ramira gegen 21.00 Uhr. Die Verabschiedung verlief bei weitem nicht so herzlich wie am frühen Abend die Begrüßung. Fadime und Ramira weinten bitterliche Tränen und lagen sich zusammen mit Ibrahim in den Armen. Alle verließen sie zur Verabschiedung das Haus. Der Stimmung angemessen hatte es angefangen zu regnen und ein scharfer Wind war aufgekommen.
Als sich Ibrahim und Johannes verabschiedeten packte Ibrahim seinen Schwiegersohn fest bei den Schultern und schaute ihm eindringlich ins Gesicht. Ihm standen die Tränen in den Augen, als er mit bemüht fester Stimme hervor zu ihm sprach.
„Ich bitte dich um eines mein Sohn! Pass mir auf meine Tochter auf! Bitte!“
Johannes schluckte tief berührt über diese zu tiefst emotionale Geste seines Schwiegervaters und umarmte ihn.
„Ich schwöre Dir! Bei allem was mir heilig ist! Ich werde Ramira beschützen, Vater! Mit meinem Leben!“
Sie lösten die Umarmung und Johannes ging mit Ramira zum Wagen. Auf dem Weg dorthin, drehte er sich noch einmal um und schaute zu seinem Schwiegervater.
„Mit meinem Leben!“, wiederholte er sein Versprechen.
Ibrahim und Fadime standen Arm in Arm an der Haustür und winkten dem davon fahrenden Geländewagen hinterher.
Die Fahrt verlief beängstigend ruhig. Sie waren schon etwa eine halbe Stunde unterwegs. Der Wasserstoffmotor surrte leise vor sich hin und der schwer arbeitende Scheibenwischer gab einen gleich währenden schwermütigen Takt an, der dem ganzen Szenario etwas Mystisches verlieh.
Ihr Hof in Waldheim war nicht mehr weit, als Ramira zaghaft das Schweigen brach.
„Was passiert jetzt!“, fragte sie weinerlich.
„Ich habe keine Ahnung.“, log Johannes.
Wenn er dem, was er auf der Militärakademie gelernt hatte, Glauben schenken konnte, wusste er leider zu genau was kommen würde! Doch dies war so schrecklich, dass er es nicht wahrhaben wollte, dass er sich weigerte es wahr zu haben!
„Gleich morgen früh fahren wir wieder nach Nürnberg rein und decken uns mit Vorräten ein. Wer weiß was jetzt alles passiert.“
„Ja!“, sagte Ramira ängstlich.
„Zuhause schließen wir alle Fensterläden und verbarrikadieren das Hoftor.“
Verwundert sah sie ihren Mann an.
„Wozu soll das gut sein?“
„Liebling! Die internationale islamistische Liga hat der Christenheit den großen heiligen Dschihad erklärt! Die Angst in der Bevölkerung wird sich schon bald bei vielen Menschen in rasende Wut umwandeln. Zwangsläufig wird sich der wütende Mob irgendwann ein Ventil für seine angestaute Wut und Aggression suchen! Liebling! Du bist Muslime! Ich habe eine Muslime geheiratet. Ist es da nicht verwunderlich, dass ich Angst um dich habe? Muslime sind jetzt ihres Lebens nicht mehr...“ Johannes stockte plötzlich der Atem. „Oh mein Gott!!!“
Hastig aktivierte er seinen Communicator.
„Ibrahim!“, wählte er via Spracherkennung.
Es ertönte das Freizeichen. Wieder und wieder, doch nichts passierte. Johannes Schlug die Lenkung scharf nach rechts und zog dabei die Handbremse. Der Wagen wirbelte mit quietschenden Reifen auf der einsamen und verlassenen Straße herum. Er gab Gas und raste mit durchdrehenden Reifen zurück nach Nürnberg.
„Was ist auf einmal los!!?“, schrie Ramira erschrocken.
„Deine Eltern!! Verdammt!! Ich Idiot!! Ich habe deine Eltern nicht bedacht!! Oh mein Gott!!!“
„Allah!!! Gib Gas!!! Bitte lass es nicht zu spät sein!!!“
Ramira brach in Tränen aus und hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen.
Johannes aktivierte erneut seinen Communicator.
„Ibrahim!“ Doch wieder geschah nichts. „Scheiße!!“
Der Regen wurde stärker und die Scheibenwischer hatten bei höchster Geschwindigkeit Probleme die Sicht frei zu halten. Kein anderes Auto war in dieser Nacht unterwegs. Der hernieder prasselnde Regen und der unentwegte Takt der Scheibenwischer wurde einzig durch Ramiras Weinen übertönt.
„Mama!! Papa!!“, rief sie unentwegt.
„Vielleicht haben sie sich ja im Keller verschanzt und keinen Empfang. Du weißt doch, da unten gibt es ein Funkloch!“, versuchte Johannes seine Frau,wider besseren Wissens, zu beruhigen.
Ramira legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel.
„Hoffen wir es!“ antwortete sie mit heulender Stimme. Ihr Gesicht war von Tränen überströmt.
Kurz vor der nächsten Bergkuppe leuchtete der Himmel rot, mitten in der Nacht! Feuer in Nürnberg!
„Nein Nein Nein Nein!“, flehte Johannes.
Es war wohl schlimmer als er es angenommen hatte.
Auf der Bergkuppe angekommen, bekamen die Beiden einen Überblick über die Stadt. Unzählige Brände wüteten in Nürnberg. Es gab sogar eine Explosion mit einer gewaltigen Feuerwolke, mitten im Zentrum!
So oder ähnlich muss die Apokalypse aussehen!, dachte sich Johannes und trat das Gaspedal durch. Sie flogen förmlich den Berg wieder hinab und wähnten sich schon fast in Nürnberg!
Hinter einer leichten Biegung war da auf einmal Blaulicht! Die Polizei oder die Bundeswehr hatte wohl Straßensperren eingerichtet und Nürnberg abgeriegelt, um so der wahrscheinlich entflammten Unruhen besser Herr zu werden.
„Verdammt!“, zischte Johannes scharf.
Ein Soldat in Regencape stoppte sie mit einem leuchtenden Signalstab und trat an die Fahrerseite ihres Wagens. Johannes ließ die Scheibe herunter. Der Regen drückte in den Wagen. Vielmehr prallten die schweren Regentropfen lautstark vom Regencape des Soldaten ab und landeten im inneren des Fahrzeuges. Der Gefreite, er war kaum älter als zwanzig Jahre, leuchtete mit einer Stablampe ins Wageninnere. Geblendet drehte Ramira das Gesicht weg.
„Kehren Sie wieder um, Bürger!!“, rief er, den prasselnden Regen übertönend, Johannes entgegen. „In der Stadt ist die Hölle los!!“
„Hören Sie, Gefreiter!“, erwiderte Johannes ebenso laut aber ruhig bleibend. „Das wissen wir, deswegen wollen wir meine Schwiegereltern dort raus holen und in Sicherheit bringen! Das werden Sie doch sicher verstehen!“
„Ich wiederhole mich nicht gerne!“, blieb der Soldat, äußerst übellaunig, weiterhin beharrlich. Das schlechte Wetter trug wohl einen Teil zu seiner miesen Stimmung bei. Mit seinem Leuchtstab zeigte er den Berg wieder hinauf.
„Und was meinen Sie wohl, wie lange Sie mit diesem Döner heute Nacht in Nürnberg überleben? Kehren Sie wieder um! Sofort! Sonst muss ich Sie beide in Gewahrsam nehmen.“, drohte der Gefreite und zog seine Maschinenpistole nach vorn, so dass sie auf Johannes zielte.
„Okay! Okay!“, lenkte dieser ein und wendete, seine Wut unterdrückend, den Wagen. Langsam fuhr er den Berg wieder hinauf.
Hinter der leichten Biegung sah Johannes auf einmal im Scheinwerferlicht einen Waldweg rechts abgehen. Sie waren schon fast vorbei! Sofort machte er eine Vollbremsung und bog ein. Auf dem Waldweg stoppte Johannes den Wagen.
„Denk nach!! Denk nach!!“, rief er sich zur Konzentration und schlug wütend auf das Lenkrad.
„Vielleicht führt der Weg auch in die Stadt.“, meinte Ramira aufgeregt.
„Ja vielleicht!! Vielleicht ist es aber auch nur ein Forstweg, der irgendwo mitten im Wald endet!“
Erneut schlug Johannes vor Wut aufs Lenkrad.
„Wir müssen jetzt einen kühlen Kopf bewahren, Schatz! Der Feuerschein kommt von Osten. Siehst Du?“
Ramira tippte auf den kleinen Pegelkompass am Schalthebel.
„Wir halten uns immer in Richtung Osten und folgen entsprechend den Wegen. Alle Wege führen irgendwie nach Rom! Zur Not fahren wir querfeldein! Wir haben doch nicht umsonst einen Geländewagen. Oder?“
„Du hast wahrscheinlich recht!“, beruhigte sich Johannes ein wenig. „Das ist im Moment wohl das Beste was wir machen können.“
Er schaltete die Differenzialsperre hinzu, legte den Geländegang ein und fuhr los.
Etwa eine halbe Stunde kurvten sie durch den Wald. Sie mussten ein paarmal wenden weil es da irgendwo ein unüberbrückbares Hindernis wie einen umgestürzten Baum oder einen tiefen Graben gab. Doch dann standen sie vor einem frisch angelegten Kartoffelacker. Fein säuberlich hatte der Bauer die Kartoffelreihen angehäufelt, was dem Feld sein charakteristisches Muster verlieh. Aber hinter diesem ordentlichen Kartoffelfeld lag endlich Nürnberg! Weit und breit waren keine Straßensperren zu sehen!
„Wir haben es geschafft, Liebling!!“ Ramira strahlte und streichelte seinen rechten Oberschenkel.
„Abwarten!“, dämpfte Johannes ihre Vorfreude ein wenig. „Noch haben wir diesen Acker vor uns!“
Um weniger aufzufallen, schaltete Johannes das Licht ab. Dann fuhr er mit einer großen Getriebeübersetzung und eingeschaltetem Allradantrieb los. Die Geländereifen des Landrovers wühlten sich kraftvoll durch den weichen Acker. Nach rechts und links flog die aufgeweichte und schlammige Erde vermengt mit einigen Kartoffeln durch die Luft. Schon bald waren die seitlichen Fenster und die Heckscheibe mit Schlamm bedeckt. Johannes musste die Scheibenwäsche betätigen um wenigstens die Frontscheibe frei zu halten. Mit röhrendem Motor hinterließ der Landrover tiefe Spuren im Acker.
„Das wird dem Bauern aber gar nicht gefallen.“, rief Ramira den röhrenden Motor übertönend und grinste ironisch!
„Ich glaube, dass der jetzt weiß Gott andere Sorgen hat!“
Nach einigem Suchen stießen sie auf einen schmalen Wirtschaftsweg, der die Beiden in ein Gewerbegebiet führte. Endlich waren sie in Nürnberg!
Der völlig verdreckte Geländewagen bewegte sich über Seitenstraßen und Wohngebiete durch die Stadt.
Unterwegs bot sich den Beiden ein Bild des Grauens. Es war das eingetreten was Johannes die ganze Zeit befürchtet hatte. Man hat tatsächlich damit begonnen Südländer zu lynchen! Hier brannten Wohnhäuser und Geschäfte. Da lag eine verkohlte Leiche auf der Straße. Anderswo hatte man eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren nackt an einem Baum erhängt. Um ihren Hals trug sie ein Pappschild mit der Aufschrift „Ich bin eine Dönerhure“.
„Liebling! Versteck dich im Kofferraum und verberge dich unter der Hundedecke. Los, schnell!!“, rief Johannes sorgenvoll.
Er wollte nicht riskieren, dass der wütende Mob Ramira erkannte. Wurden doch auch die verschmutzten Scheiben des Wagens langsam vom Regen sauber gespült!
Widerspruchslos gehorchte Ramira. Um besser über die Sitze nach hinten in den Kofferraum klettern zu können, riss sie kurz entschlossen die seitliche Naht ihres hübschen engen Abendkleides auf. Im Kofferraum legte sie sich flach auf den Boden und zog die alte Hundedecke über sich.
Johannes unterdessen fuhr weiter. In einer Nebenstraße befand er sich plötzlich in mitten eines wütenden Mobs von bestimmt hundert Jugendlichen und Männern, die wie im Rausch wahllos Muslime und Südländer massakrierten. Johannes musste, wollte er keine Leute überrollen, Schritttempo fahren.
Die Chaoten hatten eine ganze muslimische Familie auf die Straße getrieben. Die zumeist betrunkenen Männer und Jugendlichen des Mobs verprügelten den Familienvater und dessen Söhne mit Baseballschlägern und Eisenstangen, dass das Blut nach allen Seiten spritzte. Die zerreißenden Schreie der muslimischen Jungen und Männer schallten durch die Nacht. Andere besoffene Kerle vergewaltigten die Mutter und die beiden noch minderjährigen Töchter. Sie schrien mit verzehrten Gesichtern und wehrten sich vergeblich nach Leibeskräften.
Die besoffene Masse stand johlend um dieses schreckliche Szenario herum.
Ein junger Mann, von vielleicht 18 Jahren, schlug dem jüngeren Mädchen, sie war etwa zwölf Jahre alt, mit der Faust ins Gesicht. Das Mädchen flog nach hinten und spuckte viel Blut. Bewusstlos landete sie hart auf dem nassen Asphalt. Ihr Peiniger stürzte sich auf das Mädchen und riss ihr geifernd die Kleider vom Leib. Dreckig lachend öffnete dieses Schwein seine Hose und drang brutal in sie ein. Seine schmutzigen Hände zerrten an ihren kaum vorhandenen Brüsten.
Ein anderer schnitt in diesem Moment der Mutter, nachdem er sie vergewaltigt hatte, mit einem Küchenmesser die Kehle durch. Mit weit aufgerissenen Augen und Mund starrte sie in den Nachthimmel. Ströme von Blut ergossen sich über ihren nackten und geschundenen Körper. Das andere etwa fünfzehnjährige Mädchen wurde derweil festgehalten und musste sich mit anschauen wie ihre ganze Familie, innerhalb von nur wenigen schrecklichen Sekunden, massakriert wurde. In einem tiefen Schock gefangen, starrte sie auf die Leichen ihrer Familie und auf ihre kleine Schwester, der man soeben mit einer Eisenstange den Schädel einschlug, nachdem ihr Peiniger von ihr abgelassen hatte.
Nun wurde auch die große Schwester gepackt und brachial auf die Motorhaube eines Autos geschmissen. Sie blieb vor Angst wie erstarrt bäuchlings liegen. Mit panischem von Schmerzen verzogenem Gesicht ließ sie alles über sich ergehen. Sie schien zu wissen, dass ihr Leben in diesem Augenblick für diese Männer keinen Pfifferling mehr wert war. Am ganzen Körper zitternd lag sie auf dem kalten Blech, während der besoffene Kerl hinter ihr Kleid und Slip zerriss und sie auf das brutalste vergewaltigte. Dabei presste er ihren Kopf auf das Blech des Autos. Ihre nassen schwarzen Haare klebten im Gesicht. Mit ihren flackernden dunklen Augen hatte sie Johannes erfasst.
Warum lässt Du das nur zu?!, schien sie zu fragen
„Verdammt!!! Gott vergib mir!“, fluchte Johannes den Tränen nahe. Er konnte dem armen Mädchen nicht helfen, ohne Ramira zu gefährden! Ein völlig unsinniger und unpassender Gedanke ging ihm durch den Kopf. Er hat zu Gott gebetet! Schon vor Jahren hat Johannes mit der Kirche abgeschlossen. Er schüttelte verwirrt den Kopf.
„Der kann mir jetzt auch nicht helfen. In seinem Namen passiert dieser ganze Wahnsinn!“
Ramira wimmerte panisch im Kofferraum.
„Liebling, hab keine Furcht! Dir wird nichts passieren!“
Johannes bebte selbst innerlich vor Furcht. Doch musste er seiner Frau unbedingt durch seine äußere Ruhe Kraft spenden, sonst würde sie sich mit ihrer Panik eventuell verraten!
Einige Chaoten trommelten auf die Motorhaube des Geländewagens und wischten die Seitenscheiben sauber. Instinktiv betätigte Johannes die Zentralverriegelung. Sofort schlugen die Chaoten, als sie die Schlösser klicken hörten, mit den Baseballschlägern und den Eisenstangen auf die Scheiben ein. Die Heckscheibe zersprang. Erschrocken schrie Ramira auf. Jetzt gab Johannes panisch Gas. Die Räder drehten auf dem rutschigen Asphalt durch und der Wagen schoss vor. Einer der Kerle wurde erfasst, flog auf die Motorhaube und knallte vor die Windschutzscheibe, bevor er seitlich herunter rutschte.
„Haltet ihn auf!!! Stoppt ihn!!!“, schrien die Chaoten.
Es flogen Steine aufs Dach. Doch Johannes hatte die Reihen schon durchbrochen und den Mob passiert. Jetzt bremste er nicht mehr, für niemanden! Es zählte nur noch das Leben von Ramira, das ihrer Eltern und schließlich und endlich auch das eigene Leben! Der Landrover raste durch die Nacht. In der ganzen Stadt waren die verzweifelten und qualvollen Schreie vieler Muslime in Todesangst zu hören. Fast irreal mischte sich unter diese schrecklichen Schreie das johlende Gebrüll der fanatischen Horden, von denen die Muslime und Südländer durch die Straßen von Nürnberg gehetzt wurden.
So schnell es eben ging, fuhr Johannes durch die nächtliche Stadt und war eins ums andere Mal über die maßlose Brutalität seiner Landsleute entsetzt. In diesen schrecklichen Minuten schämte er sich ein Deutscher zu sein. Diese Bilder, von verstümmelten, verkohlten, erhängten oder einfach nur getöteten Menschen auf den Straßen widersprachen allen ethischen Grundsätzen, die Johannes in seinem Leben von seinen Eltern und auch der Gesellschaft vermittelt bekommen hat.
Wie war es nur möglich, dass Menschen in ihrer Hemmschwelle so tief sinken konnten? Sie waren ja schlimmer als Raubtiere! Diese töten schließlich nur um zu fressen! Aber dieses sinnlose und brutale Gemetzel?
Endlich! Sie waren fast da! Johannes bog in die Straße seiner Schwiegereltern ein. Alles schien hier ruhig zu sein. Scheinbar war der Mob noch nicht in dieses noble Villenviertel von Nürnberg vorgedrungen, war doch der Anteil muslimischer Mitbürger in diesem Viertel verschwindend gering.
Sollte sich der Wohlstand der Kizmirs wieder einmal bezahlt gemacht haben? Vielleicht haben Ibrahim und Fadime ja doch noch ein Versteck gefunden? Auf jeden Fall war Eile geboten! Zügig fuhr Johannes zum Haus der Kizmirs. Der Wagen stand noch nicht einmal richtig, da sprang Johannes dicht gefolgt von Ramira aus dem Wagen und rannte zur Haustür. Sie klingelten Sturm, hämmerten gegen die Tür und riefen die Namen ihrer Eltern. Doch es rührte sich nichts im Haus.
Vielleicht sind sie wirklich im Keller und trauen sich nur nicht nach oben!
Hoffnung flammte in Johannes auf.
„Ramira! Lass uns versuchen vom Hof her rein zu kommen!“
Sie kletterten über das niedrige Gartenmäuerchen und liefen auf den Hof. Jedoch war auch die Hintertür verschlossen. Ohne lang zu überlegen trat Johannes die einfache Holztür mit einem schweren Tritt auf. Eine Tür war ersetzbar, ein Menschenleben nicht!
Er betätigte den Lichtschalter und betrat den hinteren Flur des Hauses, dichtgefolgt von der völlig aufgelösten Ramira.
„Papa!!! Mama!!!“, schrie sie so laut sie konnte.
Sie liefen in den Keller, doch der war menschenleer. Im Erdgeschoss trennten sich die Beiden wortlos. Ramira durchsuchte die unteren Räume und Johannes das Obergeschoss. Jedoch blieb ihre Suche eins ums andere Mal erfolglos. Wo waren nur die Beiden? Als letztes Zimmer im Obergeschoss kam Johannes in das Schlafzimmer. Da lagen seine Schwiegereltern friedlich im Ehebett. Fadime wurde von Ibrahim im Arm gehalten und beide schienen zu schlafen. Vor dem Bett lag Karim, das Maul leicht geöffnet.
„Ibrahim! Fadime!“, rief Johannes erleichtert. Doch im nächsten Moment stutzte er und hielt inne. Auf dem Nachttisch lagen zwei leere Tablettenröhrchen.
„Also, unten sind sie nicht!“, war Ramira vom Treppenflur zu hören und kam im nächsten Augenblick auch schon zur Tür herein. Johannes schloss sie geistesgegenwärtig in seine Arme.
„Liebling!“, sprach er ihr ruhig zu.
Als Ramira die Situation realisierte rang sie sich aufschreiend aus seinen Armen und stürzte sich auf ihre Eltern. Sie verfiel in einen zerreißenden Heulkrampf. Immer und immer wieder schüttelte sie die Schultern ihrer Eltern als wolle sie die beiden wieder ins Leben rütteln. Johannes setzte sich zu seiner aufgelösten Frau und umfasste ihre Schultern.
„Ramira. Bitte mein liebes…!“
„Lass mich!!!“, schrie sie mit verzehrtem Gesicht. Es war von Tränen genässt und die Haare waren zerzaust.
„Wir müssen hier weg!“ Johannes versuchte ruhig zu bleiben und nahm wieder Ramiras Schulter.
„Dann geh doch!!!“, schrie Ramira ohne ihn an zuschauen und stieß seine Hand beiseite.
„Nun ja! Dann sterben wir wohl beide hier, früher oder später. Ich kann vielleicht zwei oder drei dieser Chaoten da draußen abwehren, aber nicht zehn oder zwanzig! Du weißt, dass ich deinem Vater bei meinem Leben geschworen habe, dich um jeden Preis zu beschützen.“
Ramira schien ihn gar nicht zu hören und lag laut jammernd über ihren beiden toten Eltern. Also saß Johannes eben neben ihr und ließ sie für diesen einen Moment mit ihrer Trauer in Ruhe.
Noch vor vier Stunden saßen sie mit den Schwiegereltern gemütlich beim Abendessen. Und jetzt? Jetzt war alles rundherum eine einzige Katastrophe! Ihrer beider Leben lag in Scherben! Die Zukunft, die doch bis vor ein paar Stunden noch gesichert schien, war jetzt nur noch ungewiss, wenn nicht gar aussichtslos!
Doch wenn sie beide nicht schon hier und gleich sterben wollten, mussten sie erstmal weg, und zwar jetzt!!! Der Mob würde früher oder später auch hier her finden!
Da ertönte auch schon ein krachender Schlag gegen die Haustür und klirrende Fensterscheiben waren zu hören. Schnell kroch Johannes beißender Rauch in Augen, Mund und Nase.
„Schatz, wir müssen jetzt wirklich los!“, versuchte Johannes eindringlich auf seine Frau einzureden.
Doch Ramira reagierte noch immer nicht.
Für sowas haben wir verdammt nochmal keine Zeit mehr!
„Tut mir wirklich leid mein Schatz!“
Johannes packte Ramira an der Schulter und zog sie mit Nachdruck zu sich herum. Im selben Moment gab er ihr einen kräftigen linken Kinnhaken. Sofort war die junge Frau bewusstlos.
Jetzt lief Johannes ins Nebenzimmer, es war Ramiras altes Jugendzimmer, und schaute hinter der Gardine auf die Straße.
Vor der Haustür machten sich fünf besoffene Kerle, mit Äxten und Spaten bewaffnet, zu schaffen. Einer entzündete einen Molotowcocktail und warf ihn genau auf das Fenster, hinter dem Johannes gerade stand.
Mit einem gewaltigen Satz sprang er durch die offene Tür, zurück auf den Flur und rollte sich zur Seite in die Deckung einer Wand ab. Im selben Moment klirrte das Fenster und eine riesige Stichflamme schoss aus dem Zimmer. Ein heißer Luftschwall schlug Johannes ins Gesicht. Er rappelte sich eilig auf und rannte ins Schlafzimmer. Da lag Ramira noch immer bewusstlos bei ihren toten Eltern. Eilig schmiss er sie sich auf die Schultern und lief so schnell es ging die Treppe hinab zum Hintereingang.
Johannes stand gerade vor der eingetretenen Tür und wollte mit Ramira auf den Schultern das Haus verlassen, als die fünf Kerle vor ihm standen. Vor Schreck hätte er fast einen Schritt zurück gemacht und seine Flucht verraten. Geradeso konnte er sich bremsen.
Ich Idiot! Ich hätte mich erst absichern müssen!!!, dachte er sich wütend über seine eigene Nachlässigkeit.
Von einer Sekunde auf die andere musste er sich etwas einfallen lassen. Die widerliche Alkoholfahne dieser Männer schlug ihm entgegen, was ihm sogleich eine Idee bescherte. Johannes legte ein besoffenes Gebaren an und johlte seinen Gegnern entgegen.
„Hey! Da sind nur noch zwei Alte oben!“, lallte Johannes so gut es ging. „Die habe ich eben alle gemacht. Aber hier habe ich noch ein geiles Stück Arsch. Muss wohl die Tochter sein! Und Ihr Idioten hättet mich beinahe abgefackelt.“
Johannes musste erst mal ins Freie. Alles Weitere würde sich zeigen!
„Los kommt! Hier draußen können wir es ihr mal so richtig besorgen!“
Er torkelte wie betrunken und ganz locker durch die Gruppe ins Freie. Auf dem kurzen Rasen schmiss er Ramira doch recht unsanft zu Boden. Es musste unbedingt echt aussehen!
„Na, wer will se zuerst ficken?“, lallte Johannes und die Kerle fingen vor besoffener Geilheit an zu johlen.
„Hier, halt mal!“
Einer von ihnen drückte Johannes seinen Spaten in die Hand und stellte sich vor Ramira.
Das war ein Fehler!, dachte sich Johannes und lächelte listig.
Der Kerl hockte sich hin und zerriss Ramiras schönes Samtkleid. Mit seinen schmutzigen Pranken knetete er sogleich ihre Brüste. „Ja! Das sind doch mal Titten!!“, brachte er vor lauter Geilheit kaum verständlich hervor und öffnete seine speckige, versiffte Hose.
Johannes trat einen Schritt zurück. Nun standen die anderen vier Kerle, den Rücken Johannes zugewandt, um ihren Saufkumpan herum, der gerade dabei war seinen Penis zu masturbieren bis er seine volle Erektion erreicht hatte. Brutal drang er in Ramira ein und stieß schnell und rücksichtslos zu.
Jetzt oder nie!, dachte sich Johannes zu allem entschlossen und umfasste fest mit beiden Händen den Spaten.
Mit einem gewaltigen Schwung hieb er mit der seitlichen Spatenkante dem ersten Gegner auf den Kopf. Der Stahl ging durch den Schädel wie durch Butter. Im selben Moment verpasste Johannes dem Zweiten einen mächtigen Seitwärtstritt vor die Schläfe, so dass er bewusstlos zusammen sackte. Im Fluss riss er den Spaten wieder an sich und blockte mit dem Spatenstiel einen Axthieb ab. Er trat dem Angreifer mit aller Wucht ins Gemächt. Der Getroffene sackte sich krümmend zu Boden und schrie gellend auf. Aus dem Block mit dem Spatenstiel heraus rammte Johannes dem vierten Kerl die Spatenklinge durch beide Augen direkt in die Hirnkammer. Einige Spritzer Gehirnmasse trafen Johannes im Gesicht. Er ließ den Sterbenden samt Spaten einfach fallen. Sogleich sprang Johannes zu dem verbliebenen fünften Kerl, der noch immer über Ramira lag und sie vergewaltigte. Er packte dessen Kopf und riss ihn ruckartig herum, dass es einmal laut knackte. Leblos sackte der fünfte in sich zusammen und blieb zuckend auf Ramira liegen.
Der ganze Kampf dauerte vielleicht fünf Sekunden. Ramira war noch immer bewusstlos und zwischen ihren Schenkeln lag der noch zuckende tote Kerl. Sie hatte von alldem nichts mitbekommen. Der zweite Kerl, der von Johannes an der Schläfe getroffen wurde, erwachte wieder und erhob sich benommen.
Johannes hockte gerade über Ramira und schob die Leiche von ihr runter. Aus dem Augenwinkel erkannte er die Lage fast zu spät. Er sprang auf, schoss herum und vor. Mit dem Handballen rammte er dem Gegner das Nasenbein in dessen Gehirn. Der sackte nun endgültig zusammen und blieb zuckend am Boden liegen. Der Dritte, der von Johannes in den Schritt getreten wurde, ergriff die Axt und holte im hocken Schwung. Dummerweise war die Flugbahn der Axt so ungünstig, dass, wenn Johannes ausweichen würde, die Axt genau auf Ramira gefallen wäre. So kreuzte Johannes notgedrungen die Arme und sprang dem Kerl entgegen. Mit den gekreuzten Unterarmen blockte Johannes den Axtstiel ab. Ein zerreißender Schmerz durchfuhr seine Arme. Doch schützte ihn dieses schmerzhafte Opfer vor der tödlichen Wucht der schweren Axtklinge, welche auf ihn und Ramira hinab sauste. Er musste einen Schmerzensschrei unterdrücken. Blitzschnell drehte er den zuschlagenden Arm um und zerschmetterte mit einem gewaltigen Fauststoß dessen Ellenbogen. Es knackte einmal laut und markerschütternd. Der Kerl schrie kreischend auf. Sofort stürzte sich Johannes auf ihn, schlang sich hinter seinen Rücken und umfasste mit dem linken Arm seinen Hals. Mit dem rechten Arm drückte er den Kopf ruckartig nach vorne. Es knackte erneut ein brechendes Genick und auch der letzte Gegner war tot.
Jetzt endlich konnte Johannes seine Ramira auf die Schultern nehmen. Eilig lief er zum Auto, legte seine Frau in den Kofferraum und deckte sie mit der Hundedecke zu.
Mit quietschenden Reifen verließ der Landrover die Stadt und fuhr ins Dunkel der Nacht.
Nürnberg, 28. März 2031, 08.00 Uhr
Der anbrechende Morgen offenbarte das ganze Ausmaß der zurückliegenden nächtlichen Pogrome. Nicht nur in Nürnberg hat es solche Ausschreitungen gegeben. In allen deutschen Großstädten wurden nach ersten Schätzungen etwa 12000 Muslime, Süd-Osteuropäer und Nordafrikaner getötet. Unzählige Frauen und Kinder wurden verletzt und vergewaltigt. Die Zahl der Opfer wird sich wohl noch bei weitem erhöhen, hat man doch noch nicht einmal das volle Ausmaß der Zerstörungen erfasst.
An vielen Stellen der Stadt tobten trotz der nächtlichen Niederschläge noch immer Brände.
Nach dem massiven Regen der letzten Nacht hatten sich die Wolken verzogen und die Sonne schien am blauen Himmel. An den Straßenrändern standen noch immer Pfützen. Fast unrealistisch zwitscherten in den Bäumen zahlreiche Vögel, geradeso, als wollten sie die schrecklichen Geschehnisse der letzten Nacht vergessen machen.
Panzerwagen der Polizei patrouillierten durch die Straßen von Nürnberg. Nur vereinzelt wagten sich die hoffnungslos verängstigten Bürger vor die Tür. Auch wenn die zurückliegende Nacht schrecklich war, so durfte man nicht vergessen, dass diese Gewaltexzesse das Werk einer fanatischen und verblendeten Minderheit war. Doch mit den historischen Konsequenzen würde, wie es schon einmal war, das ganze deutsche Volk leben müssen!
Die Löschtrupps kämpften sich von Brand zu Brand. Auch Löschtrupp 14, von der Berufsfeuerwehr Nürnberg, fuhr gerade durch ein nobles Villenviertel der Stadt. Sie folgten einer einzelnen Rauchsäule, die sich in diesem Viertel ihren Weg in den blauen Himmel bahnte. Die Feuerwehrleute in ihrem Löschfahrzeug bogen jetzt in die Lilienstraße ein und fanden auch die Quelle jener Rauchsäule. Jenes Haus, eine ehemals schöne große Villa, war gänzlich ausgebrannt. Auf dem Klingelschild aus Messing an der Toreinfahrt stand in großen eingravierten Lettern „Familie Ibrahim Kizmir“. Der Zugführer ließ absitzen. Vielleicht gab es ja in dieser qualmenden ausgebrannten Ruine noch den einen oder anderen Schwelbrand. Die C-Rohrschläuche wurden ausgerollt und am nächsten Hydranten angeschlossen. Vier Mann mit zwei Schläuchen kletterten über die niedrige Gartenmauer und suchten sich einen Weg hinter das Haus. Vier weitere Feuerwehrmänner, unter ihnen der Zugführer blieben vorn. Die verbleibenden zwei Männer des Zuges suchten unter Vollschutz einen Zugang in die Ruine.
Die Schläuche wurden unter Druck gesetzt. Vorsorglich hielt man mit dem Löschwasser zunächst auf die zu vermutenden Schwelbrände der Ruine.
Plötzlich wurde der Zugführer angefunkt. Einer der Kameraden, die hinter dem Haus löschen wollten, meldete sich aufgeregt.
„Markus! Ruf sofort die Bullen hierher!“
„Warum?“ fragte der Zugführer und visierte mit seiner Löschdüse den Ursprung einer weiteren Rauchsäule an.
„Mensch, hier hinten vor dem Haus liegen fünf böse zugerichtete Leichen!“
„Ja na und? Das sind nicht die ersten Leichen die wir heute sehen!“
„Hey! Ich glaube das sind Deutsche!“
„Sofort Wasser Stopp! Ruft die Polizei!“
***
Ein dunkelblauer Mercedes kam in die Lilienstrasse gefahren und stellte sich vor das Löschfahrzeug. Ein untersetzter stämmiger Mann mit einer Brille auf seiner eher runden Nase, einer hohen Stirn und bereits mit schlohweißem Haar, entstieg dem Wagen. Wenn es hoch kam, dann war er so um die 50 Jahre alt. Sich einen ersten Eindruck verschaffend, schaute er sich einen Moment die noch qualmende Ruine an und betrat schließlich das Grundstück. Ihm folgte sein Partner, welcher der Fahrerseite des Wagens entstiegen war.
Dieser Partner war ein junger blonder Mann in Jeans und Lederjacke. Er hatte breite Schultern und die Frisur eines Surfers. Unter seiner schwarzen Lederjacke war die Dienstwaffe im Halfter zu erkennen.
Auf dem Hof hinter dem Haus erwartete sie ein Szenario, dass sie für einen Moment erstarren ließ. So etwas hatten die beiden Kripobeamten in ihrer Laufbahn auch noch nicht gesehen! Klaus Gerlach, der jüngere der Beiden, wurde blass. Sein Partner und Vorgesetzter Rolf Stübner hatte schon die Befürchtung, dass sich Gerlach gleich übergeben würde, sagte aber nichts. Die Beiden traten näher an den grausigen Tatort heran. Fünf böse zugerichtete Leichen lagen da verstreut herum. Überall auf den Gehwegplatten und dem Rasen, ja sogar an der Hauswand klebte Blut und andere noch nicht näher zu bestimmende organische Masse. Zweien waren die Schädel eingeschlagen und graue von Blutfäden durchzogene Gehirnmasse quoll hervor.
Stübner fand als erstes seine Stimme wieder.
„Klaus!“, begann er noch immer etwas geschockt zu stammeln. „Lass uns hier einfach unseren Job machen, Okay?“
Gerlach nickte wortlos.
„Hier muss sich sofort die Spurensicherung ans Werk machen. Ruf auch gleich in der Gerichtsmedizin an. Wir haben hier einen Sonderfall, der oberste Priorität hat.“