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Die Bretagne zur Zeit der deutschen Besatzung: Ein Mann bewohnt in einem malerischen Fischerdorf ein Hotelzimmer. Er weiß weder, wer er ist, noch welche Aufgabe er hat, obwohl ihn die Dorfbewohner wie einen der ihren behandeln. Unklar ist auch die Beziehung zu einer jungen Frau, die ihn für ihren auf See verschollenen Ehemann zu halten scheint. Und welche Absichten verfolgen der mysteriöse Holländer oder der mit den Nazis kollaborierende Pfarrer? Alles dreht sich offenbar um ein Geheimnis, das der Mann in seinem Hotelzimmer hütet … Nach den Romanen »Madonna« und »Fahlmann« legt Christopher Ecker mit »Die letzte Kränkung« ein atmosphärisch dichtes Vexierspiel vor, das mit den Mitteln der literarischen Phantastik die spannungsreiche Geschichte einer Identitätssuche erzählt.
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Seitenzahl: 155
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Christopher Ecker
Die letzte Kränkung
Roman
mitteldeutscher verlag
Cover
Titel
Die letzte Kränkung
Pressestimmen zu Christopher Eckers Roman Fahlmann
Impressum
Mein Name tut nichts zur Sache. Ich bin niemandes Freund. Wer auch immer dies lesen mag, wird also nicht mein Freund sein. Dennoch oder gerade deshalb möchte ich Euch, auch wenn Ihr falsche Schlüsse daraus ziehen könntet, berichten, was sich im zweiten Jahr des Krieges zutrug, als ich gezwungen war, mich in einem dieser kleinen, nur selten auf Karten verzeichneten bretonischen Fischerdörfer aufzuhalten: ein vom Hafen aus den Fels erklimmendes Netzwerk enger Gässchen zwischen gedrungen wirkenden Steinhäusern, eine wehrhafte gotische Kirche aus demselben grauen Granit mit beklemmend drastischen Darstellungen der Passion Christi über der Holztür, zwei ehemals weiß getünchte Hotels, in denen nur selten Gäste abstiegen, und natürlich ein malerisches Café am Hafen.
Dass ich hier kein Aufsehen erregte, wäre gelogen, aber ich sprach dank einer vorzüglichen Gouvernante, die, soweit ich mich erinnere, aus der Nähe von Bordeaux stammte, und wegen einer jugendlichen Vorliebe für gewisse in der Heimat als frivol oder zumindest unbekümmert geltende Dichter und Philosophen, die ich im Original zu lesen pflegte, so gut französisch, dass man in mir keinen Deutschen, sondern eher einen, wie ich mir gerne beim Wein vorstellte, desertierten Elsässer vermutete oder einen Widerstandskämpfer, der sich fern der Front verborgen hielt und auf Befehle wartete. Diese Vorstellung war selbstverständlich naiv, aber man behelligte mich nicht, hatte selbst bei meiner nächtlichen Ankunft mit einem Ruderboot, das inzwischen vertäut am Hafen lag, keine Fragen gestellt, und bei den zufälligen Begegnungen etwa mit Ladenbesitzern, Marktleuten, Spaziergängern, dem Dorfgendarmen, dem Arzt, dem Pfarrer oder auch im Umgang mit den Fischern oder ihren betagten Vätern im Café spürte ich einen beinahe unterwürfigen Respekt, als bewunderten die Dorfbewohner eine Eigenschaft an mir, die sie nicht hatten oder gerne hätten oder die ihnen so außergewöhnlich vorkam, dass man sich Menschen mit dieser Eigenschaft nur mit einer gewissen Scheu nähern durfte.
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