Die Liebe heilt alle Wunden - Marietta Brem - E-Book

Die Liebe heilt alle Wunden E-Book

Marietta Brem

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Beschreibung

Wir lernen die Geschichte kennen, die einmal dazu führen wird, dass es, viele Jahre später, zur Gründung von 'Sophienlust' kommen wird. Der Weg dahin schildert eine ergreifende, spannende Familiengeschichte, die sich immer wieder, wenn keiner damit rechnet, dramatisch zuspitzt und dann wieder die schönste Harmonie der Welt ausstrahlt. Das Elternhaus Montand ist markant – hier liegen die Wurzeln für das spätere Kinderheim, aber das kann zu diesem frühen Zeitpunkt noch keiner ahnen. Eine wundervolle Vorgeschichte, die die Herzen aller Sophienlust-Fans höherschlagen lässt. Es war bereits später Nachmittag, doch die Sonne strahlte so hell und warm vom Himmel, als hätte der Tag erst begonnen. Auch wenn vor allem Motorengeräusche zu hören waren, drang durch das geöffnete Seitenfenster doch auch fröhliches Vogelgezwitscher herein. Alles war friedlich, als gäbe es keinen Ärger, keine Eifersucht und keine Enttäuschungen. Die Fahrt durch die Felder, durch die sich das lange Band der einsamen Landstraße zog, sollte nie enden, dachte Denise Montand bei sich und lächelte kaum merklich vor sich hin. Jetzt war sie froh, den Wunsch ihres Vaters erfüllt zu haben und mit ihm zu einem Patientenbesuch aufgebrochen zu sein. »Es ist schön, dass wir wieder einmal zusammen unterwegs sind«, sagte Dr. Pierre Montand in diesem Moment, als hätte er die geheimen Gedanken seiner Tochter erraten. »Ich begleite dich gern, Paps, das weißt du doch«, antwortete Denise fast sofort. »Schade, dass ich nicht viel öfter dabei sein kann. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, dass man helfen konnte. Herr Piper hat nach der Spritze so entspannt ausgesehen, dass ich gar nicht glauben konnte, wie rasch diese Veränderung vor sich gegangen ist.« »Ischias kann höllisch wehtun«, antwortete Pierre und lächelte. »Als deine Mutter mit dir schwanger war, hatte sie eine Zeit lang ebenfalls diese Probleme. Richtige Schmerzmittel durfte ich ihr nicht geben, das hätte womöglich dir geschadet. Mit Naturheilmitteln konnte ich ihr helfen, aber das dauerte einige Zeit, bis sie die Schmerzen wieder weg hatte.« »Das hab ich schon gehört, dass manche Frauen während der Schwangerschaft Ischiasschmerzen bekommen«, pflichtete Denise ihrem Vater bei.

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Sophienlust, wie alles begann – 17 –

Die Liebe heilt alle Wunden

Findet Björn aus seinem Trauma heraus?

Marietta Brem

Es war bereits später Nachmittag, doch die Sonne strahlte so hell und warm vom Himmel, als hätte der Tag erst begonnen. Auch wenn vor allem Motorengeräusche zu hören waren, drang durch das geöffnete Seitenfenster doch auch fröhliches Vogelgezwitscher herein. Alles war friedlich, als gäbe es keinen Ärger, keine Eifersucht und keine Enttäuschungen.

Die Fahrt durch die Felder, durch die sich das lange Band der einsamen Landstraße zog, sollte nie enden, dachte Denise Montand bei sich und lächelte kaum merklich vor sich hin. Jetzt war sie froh, den Wunsch ihres Vaters erfüllt zu haben und mit ihm zu einem Patientenbesuch aufgebrochen zu sein.

»Es ist schön, dass wir wieder einmal zusammen unterwegs sind«, sagte Dr. Pierre Montand in diesem Moment, als hätte er die geheimen Gedanken seiner Tochter erraten.

»Ich begleite dich gern, Paps, das weißt du doch«, antwortete Denise fast sofort. »Schade, dass ich nicht viel öfter dabei sein kann. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, dass man helfen konnte. Herr Piper hat nach der Spritze so entspannt ausgesehen, dass ich gar nicht glauben konnte, wie rasch diese Veränderung vor sich gegangen ist.«

»Ischias kann höllisch wehtun«, antwortete Pierre und lächelte. »Als deine Mutter mit dir schwanger war, hatte sie eine Zeit lang ebenfalls diese Probleme. Richtige Schmerzmittel durfte ich ihr nicht geben, das hätte womöglich dir geschadet. Mit Naturheilmitteln konnte ich ihr helfen, aber das dauerte einige Zeit, bis sie die Schmerzen wieder weg hatte.«

»Das hab ich schon gehört, dass manche Frauen während der Schwangerschaft Ischiasschmerzen bekommen«, pflichtete Denise ihrem Vater bei. »Stefanie hat bei unserem letzten Telefongespräch so etwas Ähnliches erzählt.«

»Stefanie? Wie geht es ihr denn? Hat sie sich mit ihrem Mann ausgesöhnt?«, fragte Pierre interessiert und warf seiner Tochter einen kurzen Seitenblick zu, ehe er sich wieder auf die Straße konzentrierte.

»Du meinst Jens?« Denise lächelte. »Noch sind sie nicht verheiratet«, erklärte sie. »Neuigkeiten gibt es keine, wir haben im Augenblick nicht sehr viel Kontakt.«

»Oh, warum das denn?«

»Du weißt doch, wie sie ist. Wenn ich mich nicht melde, dann ist Funkstille. Stefanie hat immer Angst, sich aufzudrängen. Da kann ich ihr sagen, was ich will. Nur niemandem wehtun und keinem auf den Wecker fallen, das ist ihre Devise. Deshalb ist sie ja auch noch bei diesem Mann, der sie nur unglücklich macht.« Grimmig schaute Denise aus dem Fenster.

»Na, ganz so schlimm kann es doch nicht sein. Immerhin erwartet sie ein Kind von ihm. Das wäre nicht so weit gekommen, wenn sie mit ihm nur unglücklich wäre.«

»Ach Papsi, bei dir gibt es nur entweder schwarz oder weiß.« Denise seufzte. »Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch zwischen Stefanie und mir, bei dem sie mir versicherte, sie hätte sich gegen Jens entschieden. Kurze Zeit später verkündete sie kreuzunglücklich, dass sie schwanger ist. Zuerst war sie sich nicht einmal sicher, ob sie das Kind wirklich behalten wollte. Doch sich gegen das Baby zu entscheiden kam dann doch nicht infrage.«

»Sehr vernünftig«, antwortete Pierre und nickte vor sich hin. »Das ist eine unumkehrbare Entscheidung. Ehe man über einen solchen Schritt nachdenkt, sollte man wirklich alles in Erwägung ziehen. Zum Beispiel das Kind zur Adoption freizugeben. So viele Paare wünschen sich vergeblich ein Kind, doch gerade Neugeborene gibt es kaum.«

»Das wäre für mich aber auch keine Lösung«, wandte Denise nachdenklich ein. »Würde ich ein Kind erwarten, dann würde ich alle Möglichkeiten ausschöpfen, die sich bieten, damit ich mein Kind selbst aufziehen kann. Vielleicht würde ich es in einen Ganztagskindergarten geben, um meinen Beruf ausüben zu können.«

»Aber ganz bestimmt nicht als Tänzerin«, widersprach Pierre. »Du wärest oft wochenlang weg, wenn du Auftritte hättest. Was dann?«

»In dem Fall würde ich mir eine Arbeit in einem Büro mit festen Arbeitszeiten suchen.«

»Du stellst dir das alles sehr einfach vor.«

»Es ist einfach, denn ich habe ja euch. Doch mach dir keine Sorgen. Von diesem Schritt bin ich noch Welten entfernt. – Oh!« Sie beugte sich ein wenig vor. »Was ist da denn passiert? Sieht nach einem Unfall aus.«

»Das ist ein Unfall«, stimmte Pierre erschrocken zu. In diesem Moment hörten sie auch bereits das Martinshorn vom herannahenden Rettungswagen. »Ah, ist bereits aktenkundig«, murmelte er und parkte sein Auto in einer kleinen Entfernung. »Ich werde nachsehen, ob ich helfen kann.«

»Ich komme mit.« Sofort sprang Denise ebenfalls aus dem Auto. Mit gemischten Gefühlen lief sie an der Seite ihres Vaters auf das verunfallte Auto zu. Es sah schlimm aus, doch offensichtlich hatte sich der Unglücksfahrer bereits selbst aus dem zerbeulten Gefährt retten können. Er saß auf der Straße und lehnte am Kofferraum.

»Geht es Ihnen gut? Ich bin Arzt«, rief Pierre ihm zu. »Sie haben ja bereits den Rettungswagen verständigt.« Er beugte sich zu ihm hinunter. »Sind Sie verletzt? Haben Sie Schmerzen?« Er stellte die Notfalltasche ab und begann ihn zu untersuchen, soweit das in der Kürze der Zeit möglich war.

Der Mann verzog das Gesicht. »Mein Bein hat was abbekommen, und da, im Brustkorb sticht es.« Wieder verzog er das Gesicht.

Während der Vater mit ihm redete, betrachtete Denise den Mann genauer. Sie war erleichtert, dass er offensichtlich keine schweren Verletzungen hatte, zumindest auf den ersten Blick. Er war nicht jung und nicht alt, sie schätzte ihn auf Ende dreißig. Braunes, etwas längeres Haar verlieh ihm ein fröhliches Aussehen, und die ersten Falten in seinem schmalen Gesicht zeugten von nicht ganz einfachen Zeiten, die er durchlebt hatte.

»Würden Sie bitte Chewy aus dem Auto holen? Ich glaube nicht, dass er was abbekommen hat, aber bitte sehen Sie nach ihm.« Bittend schaute er Denise an.

»Klar, mache ich sofort.« Denise war froh, auch etwas tun zu können. Sie öffnete die hintere Autotür. Auf dem Sitz lag ein brauner Cockerspaniel und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Als Denise leise zu ihm sprach, wackelte sein Schwanz ganz zaghaft. Eigentlich kannte Denise Spaniels nur mit kupiertem Schwanz, doch Chewy hatte offensichtlich diese Tortur nicht über sich ergehen lassen müssen.

»Na, komm zu mir, Chewy.« Sie streckte ganz langsam die Hand nach ihm aus und redete dabei ununterbrochen leise und zärtlich auf ihn ein. Endlich erhob sich der Hund und kam auf sie zu. Er machte seinen Hals ganz lang, bis er an ihrer Hand schnuppern konnte. Vermutlich roch er Sam, Denises Hündin, die sie kurz vor ihrer Wegfahrt noch ausgiebig gestreichelt hatte.

»Bist so ein schöner Hund«, sagte Denise leise und begann, das seidige Fell des goldbraunen Hundes zu streicheln. Ein warmes Gefühl strömte zu ihrem Herzen, als sie ihren Blick in die großen braunen Augen des Hundes senkte. Ihr Streicheln wurde immer intensiver, und für einen Moment lang vergaß sie die Zeit um sich herum.

Als Chewy aus dem Auto kletterte, wirkte sein Gang etwas unsicher, doch nach ein paar Schritten, die er auf sein Herrchen zugemacht hatte, wurde er sicherer. Winselnd schmiegte sich der Hund an den Mann, der seinen Freund mit Tränen in den Augen streichelte. »Zum Glück ist dir nichts passiert«, murmelte er mit zitternder Stimme.

Etwas heftig bremste der Rettungswagen hinter dem Unfallauto ab, Sanitäter sprangen heraus und schauten sich nach dem kleineren Auto des Notarztes um, der ebenfalls gerade angefahren kam. »Sieht nicht so schlimm aus«, murmelte einer der Männer und trat zur Seite, um für den Arzt Platz zu machen.

»Ah, der Kollege ist auch schon da. Was ist deine Diagnose, Pierre?« Ohne auf die Antwort zu warten begann der Notarzt mit geübten Griffen, den Mann zu untersuchen. Als er seinen Brustkorb berührte, zuckte der zusammen. »Da haben wir es schon. Alles Weitere müssen wir in der Klinik abklären.« Er erhob sich wieder und gab den Sanitätern ein Zeichen, dass sie den Verletzten jetzt weiter versorgen konnten. Dann wandte er sich zu Pierre: »Ich würde sagen, dass mindestens eine Rippe angebrochen ist, dazu Hautverletzungen und eine größere Wunde am Oberarm.«

»Das wäre auch meine Diagnose gewesen.« Die beiden Männer standen etwas abseits und unterhielten sich. Sie kannten sich offensichtlich schon länger.

Denise trat zu der Rolltrage, auf die die Sanitäter den Verletzten gebettet hatten. »Wir passen auf Chewy auf«, versicherte sie, als der Fremde unglücklich auf seinen Hund deutete. »Wir haben auch einen Hund, eine ganz liebe Hündin, Sam heißt sie. Sie müssen sich keine Sorgen machen.« Sie nickte ihm aufmunternd zu.

»Bitte, bringen Sie Chewy zu meiner Frau. Ina Bechtold, Goethestrasse 13«, sagte er, ehe er in den Krankenwagen geschoben wurde. »Ich bin Björn Bechtold. Danke für alles.«

»Wir fahren gleich zu Ihrer Frau, Herr Bechtold«, versicherte Denise. »Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen.«

»Erzählen Sie meiner Frau, dass ich im Krankenhaus bin«, fuhr er fort. Er wurde mit einem Mal sichtlich nervös. »Sie muss nicht mit dem Essen auf mich warten.«

»Das wird die Polizei ohnehin erledigen«, sagte der eine der beiden Sanitäter. »Seien Sie ganz beruhigt. Jetzt sind Sie wichtig, damit Sie rasch wieder auf die Beine kommen.« »Meine Telefonnummer …«, wollte er noch sagen, doch die fiel ihm in diesem Moment nicht ein.

»Ganz ruhig, Herr Bechtold«, meinte der Sanitäter wieder und lächelte freundlich und verständnisvoll. Dann war die Trage im Krankenwagen und er machte die beiden Türen zu.

Denise hielt Chewy fest, der verzweifelt an der Leine zog, weil er zu seinem Herrchen wollte. »Es ist alles gut, Chewy«, redete sie auf das Tierchen ein, das sich jetzt zitternd an ihre Beine schmiegte. So machte es Sam auch immer, wenn Gewitter oder Silvester war. Denise kannte das schon und wusste, wie sie damit umgehen musste. Da half nur sanftes Streicheln und liebevolles Zureden.

Der Notarzt und auch Pierre beobachteten interessiert, wie Denise den Hund beruhigte. Der Arzt nickte anerkennend. »Auf deine Tochter kannst du stolz sein, Pierre«, sagte er. »Melde dich doch mal, dann gehen wir einen trinken.«

Pierre versprach es und der Arzt stieg rasch in sein Auto, winkte noch einmal kurz und war auch weg. Pierre blickte ihm einen Moment lang nach, dann ging er zu Denise, die sich intensiv mit dem Hund beschäftigte und der sich inzwischen beruhigt zu haben schien.

»Der war aber nett«, stellte Denise fest, ohne aufzuschauen.

»Wen meinst du?«

»Deinen Kollegen«, kam die Antwort. »Kennst du ihn gut?«

»Na ja, gut ist zu viel gesagt. Wir haben einmal gemeinsam die Notaufnahme gestemmt, als diese Grippeepidemie war und viele Kollegen nicht arbeiten konnten. Das war eine gute und anstrengende Zeit«, fügte er hinzu und lächelte vor sich hin. »Er ist ein lustiger Typ, mit dem man über alles reden kann. Er will mal ein Bier mit mir trinken.«

Denise lachte. »Du und Bier?«

Pierre lachte nun ebenfalls. »Ich kann mir ja ein Wasser bestellen.« Er grinste. »Das sieht in einer Kneipe vermutlich nur nicht so gut aus. Aber, was machen wir jetzt mit dem Hund? Fahren wir gleich zu Frau Bechtold? Liegt ja auf unserem Weg. Dann können wir sie gleich beruhigen.«

Denise war sofort einverstanden. »Ist ja nur ein kleiner Umweg.«

Die Fahrt in die Goethestraße verlief schweigend. Auch wenn Denise es sich nicht eingestand, hatte der Unfall und vor allem das Bild, das sich ihr bot, als der Rettungswagen mit blinkendem Blaulicht am Straßenrand gestanden hatte, sie mehr erschüttert, als sie gedacht hatte.

»Wir sind da.« Pierre parkte den Wagen am Straßenrand. Eine moderne Wohnstraße tat sich vor ihnen auf. Die Häuser hier waren noch relativ neu oder zumindest sehr gut gepflegt. Sie fanden die Hausnummer ziemlich rasch und auch den Klingelknopf, auf dem Bechtold stand.

»Wie viele Wohnungen werden in diesem Haus sein?« Denise schaute interessiert an der hellgelben Fassade hoch. »Mindestens zwanzig, oder?«

»Mindestens«, antwortete Pierre leise. Er mochte solche Wohnsilos nicht so sehr, weil er selbst früher auch eine Zeit lang in einem gelebt hatte. Das war vor Evas Zeit gewesen.

»Ob hier alle Menschen glücklich sind?«

»Nein, ganz sicher nicht«, antwortete Pierre auf die tiefsinnige Frage seiner Tochter. Sie hatte in diesem Moment genau das ausgesprochen, was er selbst beim Anblick solch eines Hauses dachte. »So viel Freud und Leid so dicht beisammen«, murmelte er. Wie recht er in diesem Moment in Bezug auf Herrn Bechtolds eigenes Schicksal hatte, konnte er ja nicht ahnen.

Pierre läutete, dann warteten sie.

»Keiner da«, sagte Denise leise und neigte sich zu Chewy hinunter, der ganz aufgeregt an der Leine zerrte. »Er weiß, dass er hier wohnt. Wo nur sein Frauchen steckt? Vielleicht läutest du mal bei jemand anderem.«

»Gute Idee.« Pierre nahm sich einen weiteren Klingelknopf vor, doch wieder kam keine Reaktion. Erst nach einigen weiteren erfolglosen Versuchen schnurrte endlich der Türöffner. »Na also, wer sagt‘s denn«, stellte er erfreut fest.

»Jetzt bin ich aber gespannt«, sagte Denise überrascht. Sie hatte nicht mehr damit gerechnet.

Sie liefen in den dritten Stock. Ein sehr alter Mann stand da, der die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkniff, als sie etwas atemlos die letzte Stufe erklommen hatten. »Wir suchen Frau Bechtold.«

Der alte Mann starrte sie neugierig an. »Ich kenne keine Frau Bechtold«, antwortete er mit kratziger Stimme. »Wer soll das sein?«

»Sie wohnt in diesem Haus, zusammen mit ihrem Mann und dem Hund Chewy.«

»Ich kenne die Leute nicht. Hier kennt keiner keinen«, murmelte der Mann, und die Einsamkeit war deutlich in seiner Stimme zu hören.