Die Löwengeschichte - Mit dem roten Doppeldecker auf Abenteuerreise - Rainer Scherlein - E-Book

Die Löwengeschichte - Mit dem roten Doppeldecker auf Abenteuerreise E-Book

Rainer Scherlein

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Beschreibung

Die Freunde fliegen im roten Doppeldecker um die Welt. Mit dem Löwen als Käpt'n erleben sie viele Abenteuer. Wo sie hinkommen, ist der rote Doppeldecker wie ein Magnet. Anfangs zu dritt, werden die Freunde nach und nach immer mehr. Am Amazonas helfen sie mit, geldgierige Urwaldzerstörer zu vertreiben, und einmal finden sie sich plötzlich, ohne es zu wollen, im Weltraum wieder. Als sie in der Wüste Sahara notlanden, kommen sie neben einem geheimnisvollen Brunnen zum Stehen und erleben wundersame Geschichten. Doch als sie eines Tages durch dichte Nebelbänke hindurch etwas aus dem Meer ragen sehen, ändert sich vieles… Allen, die Freude an der Fliegerei haben, wird das Herz höher schlagen. Doch Achtung! Flugbegeisterte Eltern seien gewarnt. Es könnte sein, dass ihr Nachwuchs auch Lust am Fliegen bekommt und sich auf die Suche nach Abenteuern macht... Die Abenteuergeschichten entführen den Leser und Zuhörer in wundersame, weit entfernte Welten. Einige eigene Illustrationen des Autors runden die Geschichten ab.

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Rainer Scherlein

Die Löwengeschichte

Mit dem roten Doppeldecker auf Abenteuerreise

mit einigen

Illustrationen

© 2019 Rainer Scherlein

Autor: Rainer Scherlein

Illustrationen: Rainer Scherlein

Verlag & Druck: tredition GmbH, Hamburg

ISBN 978-3-7482-4477-6 (Paperback)

ISBN 978-3-7482-4478-3 (Hardcover)

ISBN 078-3-7482-5756-1 (E-Book)

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche

Zugänglichmachung, die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, die Verbreitung in Funk und Fernsehen, im Internet und die Verfilmung.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Mein Dank gilt meiner Familie für die Unterstützung und die vielen Hinweise und Helga für das Korrekturlesen. Bei Caroline und Benjamin Walther möchte ich mich für die Umschlaggestaltung bedanken.

Bei dem roten Doppeldecker auf dem Umschlag handelt es sich um ein Detail einer erhalten gebliebenen Stofftasche, die unsere Kinder Anfang der 90er Jahre mit Motiven der Löwengeschichte bemalt und bedruckt haben.

Rainer Scherlein

Die Löwengeschichte

Mit dem roten Doppeldeckerauf Abenteuerreise

Für unsere Kinder

Die abenteuerlichen Fliegergeschichten mit dem Löwen und seinen Freunden habe ich mir vor vielen Jahren für sie ausgedacht. Diese

Gutenachtgeschichten haben ihnen und auch mir viel Freude bereitet - ihnen beim Zuhören und mir beim spontanen Erfinden und Erzählen.

Es lag stets eine besondere Atmosphäre in der Luft, wenn wir miteinander erlebt haben, wie die Freunde mit dem roten Doppeldecker durch die Welt geflogen sind, um Abenteuer zu bestehen.

Mit Begeisterung und Ausdauer haben mich die Kinder angespornt, immer weiter zu erzählen. Ich erinnere mich heute noch gerne an die vielen schönen Abende, die auf diese Weise mit der Löwengeschichte gefüllt wurden.

Nun sind unsere Kinder längst erwachsen und immer wieder einmal haben sie mich ermuntert, diese Fliegergeschichten mit dem Löwen und seinen Freunden niederzuschreiben.

Jetzt hat es endlich geklappt. Ein paar Illustrationen sind mir auch dazu eingefallen. Besonders habe ich mich gefreut, dass ich noch drei Originalbilder aus der Hand unserer Kinder gefunden habe (auf den Seiten 215, 218 und 227).

„Hurra!“ würde der Löwe rufen und vor Freude gleich einen Looping drehen.

meinem

flugbegeisterten Papa,

dem ich meine Liebe zum Fliegen verdanke,

zum Andenken

Kapitel I

Aufbruch ins Abenteuer

Der Löwe bückt sich und taucht einen kleinen roten Eimer in den Fluss. Dabei schielt er mit einem Auge auf den Eimer, um zu sehen, wann er voll ist und mit dem anderen Auge beobachtet er die Wasseroberfläche, ob er etwas Verdächtiges bemerkt. Alles ruhig, denkt er sich und trägt den Eimer zu seinem roten Doppeldecker. Der steht ein paar Meter vom Flussufer entfernt im weißen Sand. Die Sonne scheint auf den roten Lack und die Maschine glänzt wie neu. Majestätisch und reglos steht sie da, während der Fluss daneben träge dahinfließt.

Sie sieht schon gut aus, geht es dem Löwen durch den Kopf, und nicht nur das, sie hat uns ohne Probleme bis hierher gebracht und sie wird uns auch weiterhin - hoffentlich - brav durch die Lüfte tragen.

„Da hast du dir eigentlich einen schönen, ebenen Landeplatz ausgesucht“, dringt eine feine Stimme aus der Kabine des Fliegers, „wenn da nicht die vielen neugierigen Zaungäste wären.“

„Welche Zaungäste meinst du?“ fragt der Löwe, während er einen Schwamm in den Eimer taucht und fröhlich pfeifend die Frontscheibe des Doppeldeckers wäscht. Wasserperlen laufen rechts und links an der Motorhaube hinunter.

Da taucht hinter dem Leitwerk der Teddy auf, in der Hand hält er einen Büschel Zweige. „Die Lisa meint wahrscheinlich die lieben, freundlichen Nachbarn hier ringsum.“ Dabei dreht er vielsagend lächelnd den Kopf nach rechts, um in diese Richtung zu deuten.

Der Löwe blickt ebenfalls in die Richtung, in die der Teddy gedeutet hat. „Ach, du meinst die süßen, kleinen Krokodile, die hier am Ufer überall herumlungern. Die habe ich auch schon bemerkt. Bis jetzt sind sie auf Distanz geblieben. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das so bleibt. Deshalb sollten wir demnächst weiter fliegen. Unser Lager können wir hier nicht aufschlagen.“

„Das meine ich auch“, nickt der Teddy zufrieden. „Hier, das Gestrüpp hat sich im Spornrad verfangen.“ Der Teddy hält ein Büschel Zweige hoch und wirft es in hohem Bogen fort. Ein Krokodil in der Nähe erhebt sich langsam und wankt behäbig ein paar Meter weiter weg, um sich dann wieder faul auf dem Sand niederzulassen. In der letzten Viertelstunde sind schon einige weitere Krokodile dazu gekommen. Der seltsame Besuch an ihrem Fluss hat ihre Neugierde geweckt und nicht nur das.

Die Stimme aus dem Inneren des Doppeldeckers meldet sich wieder. „Wenn ich das recht durch unser Dachfenster sehe, kreist da über uns ein Geier.“

„Auch das noch!“ ruft der Löwe und sieht ebenfalls nach oben. Tatsächlich, hoch über ihren Köpfen schwebt in der heißen Luft ein Geier. „Wartet dieser Geier etwa schon darauf, dass er von den Krokodilen noch was abbekommt?“

„Wie, was abbekommt? Wie meinst du das?“ Der Teddy versteht nicht.

„Oh, Teddy, deine Leitung ist mal wieder lang heute. Wenn die Krokodile uns verspeist haben, natürlich“, grinst der Löwe. Dabei macht er mit beiden Händen eine Handbewegung, die so aussehen soll wie das Maul eines Krokodils, das auf- und zugeht.

„Igitt!“ ruft die Puppe Lisa aus der Flugzeugkabine heraus. „Das ist gar nicht lustig.“ Sie schüttelt sich dabei und anschließend reckt sie vorsichtig den Hals aus der Tür des Doppeldeckers.

Alle drei sehen nun zu, wie der Geier rasch tiefer sinkt und dann schließlich lautlos heran gleitet. Elegant dreht er kurz vor der Landung die breiten Flügel senkrecht hoch zum Bremsen und mit einem Rauschen setzt er auf dem Dach des Doppeldeckers auf.

Der Löwe und der Teddy stehen da und kriegen den Mund nicht zu, so staunen sie über das elegante Landemanöver.

„Wer bist du denn?“ fragt die Puppe Lisa, während sie immer noch in der Tür des Doppeldeckers steht und nach oben blickt.

„Hallo, Leute!“ Der angesprochene Geier hat die Frage anscheinend überhört und räkelt sich erst einmal. Dann rückt er sein stattliches Federkleid zurecht. „Danke, dass ich auf eurem Flieger landen durfte.“

Der Löwe und der Teddy schauen sich fragend an. Haben sie dem Geier eine Erlaubnis zum Landen gegeben?

Doch der Geier fährt, ohne eine Reaktion abzuwarten, fort: „Da unten wäre es mir im Moment zu ungemütlich.“ Er dreht den Kopf zur Seite und deutet mit seinem Schnabel auf die Umgebung des Doppeldeckers, wo die Krokodile immer noch scheinbar regungslos am Sandstrand liegen und in der Sonne dösen. Ein Krokodil öffnet verschlafen sein Maul so weit, dass zwei lange Reihen weißer Zähne sichtbar werden.

Die Puppe Lisa reckt ihren Hals noch ein bisschen weiter aus der Tür heraus und betrachtet den Ankömmling genauer. „Magst du uns nicht verraten, wer du bist und was du hier so machst?“

„Ach so, natürlich“, entschuldigt sich der Geier, „das hätte ich jetzt beinahe vergessen. Ich bin Fridolin.“ Der Geier Fridolin lächelt die Puppe Lisa mit seinem freundlichsten Lächeln an. Mit seinem Federkragen, den er um den Hals trägt, sieht er irgendwie vornehm aus.

Die Puppe Lisa ist jetzt zufrieden, denn sie merkt, dass dieser Geier Manieren hat. Irgendwie gefällt er ihr und sie möchte ein kleines Kompliment machen. „Fridolin ist ein schöner Name.“

„Na ja“, antwortet Fridolin, „das haben sich meine Eltern bestimmt auch gedacht und mir diesen Namen gegeben.“

Der Löwe ist auch ein wenig neugierig. Etwas spitzbübisch ruft er zu Fridolin auf dem Dach des Doppeldeckers hinauf: „Fridolin ist aber jetzt auch kein ortsüblicher Name hier, oder?“

„Da hast du recht“, nickt der Geier Fridolin. „Weiß der Geier, wie meine Eltern auf den Namen gekommen sind. Sie sind viel in der Weltgeschichte herumgereist und haben den Namen bestimmt irgendwo aufgeschnappt. Und ihr? Wer seid ihr? So einen schönen Vogel wie euren habe ich auch noch nie gesehen.“ Er unterstreicht seine Worte mit einem anerkennenden Nicken.

Der Löwe freut sich sehr über das Kompliment. Stolz erklärt er dem Fridolin: „Das ist der rote Doppeldecker. Er ist ein Eigenbau nach meinen Plänen. Mit ihm sind wir drei“, dabei deutet er in die Runde, „aufgebrochen, um Abenteuer zu erleben.“

„Und um neue Freunde zu finden“, ergänzt der Teddy.

Der Löwe legt seinen Arm um den Teddy und stellt ihn vor:

„Das hier, das ist mein Freund Teddy, er ist der Copilot.“

Der Teddy lächelt nach oben zum Geier Fridolin und tippt mit der rechten Hand an seine Mütze.

„Und ich bin die Lisa!“ Die Puppe Lisa macht sich ganz lang und streckt ihre Hand hoch zum Geier Fridolin. Der lächelt Lisa zu und berührt mit der längsten Feder an seiner Flügelspitze Lisas Hand.

Auch Lisa lächelt, denn so eine Begrüßung hat sie noch nicht erlebt. „Möchtest du dich uns anschließen?“ fragt sie den Fridolin ganz direkt.

Der Angesprochene wird ein bisschen rot im Gesicht, das sieht man bei Geiern allerdings nicht so arg, doch die Lisa hat es bemerkt. „Also“, der Geier Fridolin räuspert sich und blickt zu den drei Freunden hinunter. Er ist ganz verlegen und weiß nicht so recht, was er sagen soll. Leise antwortet er dann: „Das kann ich mir gut vorstellen, äh, ich meine, ich könnte ganz gut zu euch passen.“ Schnell wechselt er zu einem anderen Thema über.

„Wie ich das von da oben so überblicken konnte, habt Ihr euch keinen idealen Platz zum Bleiben ausgesucht.“

Wie zur Bestätigung ist vom Flussufer her ein Plätschern zu hören. Schon wieder ist ein neugieriges Krokodil angekommen und sucht sich einen Platz im weißen Sand.

„Das haben wir auch schon bemerkt“, bestätigt der Löwe, während er aus den Augenwinkeln das Flussufer beobachtet. Und wie zur Bekräftigung seiner Worte ist aus der Nähe ein tiefes Knurren zu hören.

„Was haltet ihr von dem Vorschlag“, der Geier Fridolin versucht, ganz ruhig zu sprechen. „Ein paar Kilometer weiter, da habe ich eine Art Hügel gesehen, da drauf ist ein schöner Platz zum Landen und da sind auch ein paar Palmen in der Nähe, die Schatten spenden.“ Fridolin schaut die anderen aufmunternd an.

„Na, dann fliegen wir doch da hin!“ ruft der Löwe und blickt erst zu Lisa und Fridolin und dann zum Teddy. Die nicken zustimmend.

“Und“, er hebt die rechte Hand und winkt zum Fridolin nach oben, „herzlich willkommen bei den Freunden auf ihrer Abenteuertour!“

Die anderen beiden, Teddy und Lisa, winken auch kräftig und freuen sich, dass sie einen neuen Freund gefunden haben.

„Ich fliege voraus!“ ruft der Geier Fridolin. Er ist froh dass, er diesen Ort wieder verlassen kann, breitet seine Flügel aus und erhebt sich mit ein paar kräftigen Flügelschlägen senkrecht in die Luft.

Bewundernd sehen die Freunde dem Geier beim Starten zu. „So möchte ich auch mal senkrecht starten können!“ meint der Teddy. „Wir brauchen immer noch eine ausreichend lange Startbahn.“

„Tja, so ein Senkrechtstarter, das wär schon auch noch ein schönes Spielzeug für meines Vaters Sohn.“ Der Löwe sieht dem Geier Fridolin lächelnd nach, während der sich mit ein paar Schlägen seiner breiten Schwingen in engen Kreisen höher schraubt. „Aber jetzt los! Einsteigen!“

Der Löwe steigt mit dem linken Fuß auf die schmale Fußstütze, die am linken Fahrwerksbein angebracht ist und schwingt sich in die Kabine auf den linken Pilotensitz und der Teddy nimmt auf dem rechten Sitz Platz.

„Türen schließen!“ ruft der Löwe.

Wie gewohnt nimmt der Teddy die Checkliste zur Hand und routinemäßig gehen die beiden die Punkte auf der Checkliste durch.

Sie sind ein eingespieltes Team. Der Teddy liest die Anweisungen laut vor, der Löwe führt sie aus und wiederholt sie dabei laut.

„Brandhahn auf!“ – „Brandhahn auf.“

„Gemischregler reich!“ – „Gemischregler reich.“

„Vergaservorwärmung kalt!“ – „Vergaservorwärmung kalt.“

„Also“, mischt sich da die Puppe Lisa vom Rücksitz in die Prozedur ein, „ihr könnt schon gemütlich so weitermachen, aber vermutlich fressen die Krokodile dann ganz langsam von hinten unseren Flieger auf!“ Die Puppe Lisa klingt etwas ungeduldig und besorgt. Sie beobachtet die Umgebung aufmerksam durchs Seitenfenster. Draußen knirscht ein Krokodil auffällig laut mit den Zähnen und ein anderes macht das linke Auge weit auf und schielt zum Doppeldecker hinüber.

Der Löwe und der Teddy haben verstanden. „Hauptschalter ein!“ ruft der Teddy. Der Löwe legt ohne zu antworten den roten Kippschalter um.

Dann schiebt er den Gashebel zum Kraftstoffeinspritzen zwei Mal hinein und zieht ihn wieder heraus.

„Das reicht“, murmelt er in seine Barthaare hinein und öffnet den Gashebel einen Zentimeter weit.

„Propellerbereich frei!“, ruft der Teddy. In alter Gewohnheit fällt sein Blick durch die Frontscheibe nach draußen.

„Zündung ein!“ sagt der Löwe fast lautlos vor sich hin, dabei dreht er den Zündschlüssel herum. Der Propeller fängt langsam an, sich zu drehen. Ooiing, ooiing, ooiing… Ein schleifendes Geräusch dringt aus der Motorhaube. Alle schauen nach vorne und lauschen regungslos und gespannt, ob etwas passiert. Da! Stotternd springt der Motor an. Der ganze Flieger zittert.

„Das ist schon mal gut, der Motor ist wenigstens angesprungen“, kommentiert die Lisa das Geschehen von hinten.

Draußen bewegt sich auch was. Manche Krokodile heben ihre Schnauzen hoch, andere schlagen ihren langen Schwanz hin und her. Mit dem Gashebel reduziert der Löwe jetzt die Drehzahl des Propellers auf 1.000 Umdrehungen in der Minute. Der Motor schnurrt nun leise vor sich hin.

Wie im Schlaf greift er nach unten zur Höhenrudertrimmung und stellt sie auf „Take off“.

„Was meinst du“, der Teddy wendet sich nach links zum Löwen,

„sollten wir nicht die Klappen zum Starten nehmen?“

„Hm“, antwortet der, „wir nehmen 20 Grad.“

Der Teddy betätigt den kleinen Hebel für die Klappen und beobachtet durchs Fenster, wie die Klappen ausfahren. Dabei entgeht ihm nicht, dass die Krokodile rechts und links vom Flieger jetzt hellwach sind und den laut brummenden Flieger nicht aus den Augen lassen.

Die Lisa unterbricht die beiden wieder. „Ich will mich da ja nicht einmischen, ihr seid schließlich die Piloten, aber könnt ihr nicht ein wenig schneller machen?“

Dabei sieht sie besorgt aus dem Fenster. Ein Krokodil lässt sich vom Motorengeräusch gar nicht abschrecken und kriecht auf seinem dicken Bauch näher an den Doppeldecker heran.

„Also gut, den Motorcheck sparen wir uns“, meint der Löwe cool. „Entweder die Kiste fliegt oder sie fliegt nicht.“

Die Puppe Lisa hinten auf dem Rücksitz verdreht sorgenvoll die Augen.

Mit einem kurzen Blick schielt der Löwe zum Öldruckanzeiger hinüber, der Öldruck ist da. Er gibt etwas Gas, bis sich der Doppeldecker ruckelnd bewegt. Fast automatisch stellt er den Kreiselkompass nach dem Magnetkompass ein, der oberhalb des Instrumentenbrettes befestigt ist, während er losrollt. Ein paar Krokodile erheben sich schwerfällig und machen diesem roten Ungetüm, das noch ein wenig größer ist als sie, etwas Platz.

„Jetzt brauchen wir nur noch eine genügend lange Startbahn“, brummt der Löwe in seinen Bart. Beide Piloten sehen zum Fenster hinaus. Bis jetzt sieht es noch nicht gut aus.

„Wir können ja nicht in Schlangenlinie starten“, der Teddy runzelt die Stirn.

„Ich probier mal was aus“, sagt da der Löwe, tritt auf die Bremsen, die an den Spitzen der Seitenruderpedale angebracht sind und schiebt das Gas rein. Sofort heult der Motor auf und der Propeller zerrt am ganzen Flugzeug und will es vorwärts ziehen. Aber die Bremsen halten gut und der rote Doppeldecker verharrt zitternd am Platz. Das sieht ein bisschen aus wie wenn ein Hundertmeterläufer kurz vor dem Startschuss einen Schüttelfrost bekommt.

„Was passiert, wenn ich jetzt die Bremsen ein wenig loslasse?“ fragt der Löwe, ohne den Blick nach vorn durch die Windschutzscheibe abzuwenden. Nur für einen kurzen Moment geht er ein kleines bisschen von den Bremsen runter.

Der rote Doppeldecker macht nur einen kurzen Hüpfer nach vorn, weil der Löwe sofort wieder auf die Bremse tritt. Die Krokodile, die immer noch im Weg liegen, sind erschrocken hochgefahren und tatsächlich ein wenig auf die Seite gewichen.

„Also, funktioniert doch!“ strahlt der Löwe und freut sich über den kleinen Erfolg. „Dann wollen wir mal sehen, was ihr macht, wenn es richtig losgeht.“ Der Löwe schiebt die Zungenspitze auf der linken Seite vom Maul durch die zusammengepressten Lippen ein wenig heraus. Das macht er immer, wenn er eine knifflige Aufgabe zu lösen hat.

„Was hast du vor?“ will der Teddy wissen. Er kann nicht so recht glauben, dass der Löwe das machen will, was er, der Teddy, gerade befürchtet.

„Pass auf, wir starten jetzt!“ Der Löwe setzt sich auf seinem Sitz zurecht und spitzt die Lippen.

Der Teddy will noch antworten, dass da doch noch die Krokodile auf dem Weg herumliegen, aber da lässt der Löwe schon die Bremsen los und der rote Doppeldecker stürmt mit Vollgas nach vorne.

Der rasende Propeller wirbelt eine Wolke aus Sand hoch und kommt in Windeseile auf die Krokodile zu. So schnell können die gar nicht reagieren. Über das erste rollt der rote Doppeldecker einfach drüber, beim zweiten und dritten rollt er über den Schwanz.

Und der Doppeldecker holt jetzt rasch Fahrt auf.

„Na, ihr süßen Biester“, ruft der Löwe triumphierend, „das hättet ihr nicht gedacht, dass euer Abendessen, das ihr euch schon im Geiste ausgemalt habt, davonfliegt.“ Dabei zieht er den Knüppel zu sich her und der Doppeldecker hebt ein paar Zentimeter vom Boden ab, sodass die Räder gerade ein wenig über die Köpfe von ein paar erschrockenen Krokodilen hinwegfegen.

Der Teddy lacht und schüttelt bewundernd den Kopf. „Du bist schon ein Pfundskerl, Löwe!“

Der dreht den Kopf zum Teddy und sagt: „Lieber Teddy, meine Erfahrung ist, und das kannst du dir ruhig hinter die Ohren schreiben, ob etwas funktioniert, das weißt du erst, wenn du es versucht hast.“

Die Lisa beugt sich von hinten nach vorne und schmunzelt. „Ich mag dich, wenn du so ein Draufgänger bist.“

Der Löwe lässt sich äußerlich nichts anmerken, aber innerlich ist er schon ein wenig stolz. Dann steuert er den Flieger in einem flachen Bogen über den Fluss. Unten blicken die Krokodile mit weit geöffneten Mäulern dem Doppeldecker nach. Die Freunde halten derweil Ausschau nach dem Geier Fridolin, der vorausgeflogen ist.

„Da! Da ist er!“ ruft der Teddy. Er hat den Geier Fridolin entdeckt. „In 11 Uhr-Position!“ Teddy deutet schräg nach links vorne, wo tatsächlich der Fridolin zu sehen ist.

Der Löwe fliegt immer noch mit Vollgas und ein paar Sekunden später haben sie Fridolin eingeholt und fliegen neben ihm her. Langsam zieht der Löwe den Gashebel heraus und reduziert die Motorleistung.

Fridolin sieht grinsend zum Doppeldecker hinüber und winkt zuerst mit der Flügelspitze den Freunden zu, dann deutet er mit der Flügelspitze Richtung Boden. Und schon taucht er nach unten weg.

„Ich glaub, er will, dass wir auch runter gehen“, meint die Lisa.

„Gut“, antwortet der Löwe, zieht die Vergaservorwärmung heraus und den Gashebel ganz zurück. Nun läuft der Motor nur noch im Leerlauf. „Dann gehen wir ebenfalls runter“, meint der Löwe und drückt den Steuerknüppel nach vorne, sodass sich die Schnauze des Fliegers nach unten neigt.

Sie landen auf einer ungewöhnlich glatten, weißen, rechteckigen Hochfläche. Der Geier Fridolin wartet schon auf sie. Nach dem Aussteigen betrachten sie sich die Umgebung genauer. Die große, ebene Fläche ist mit einer Schicht aus feinstem Sand bedeckt.

„Und?“ fragt Fridolin die anderen. „Habe ich euch zu viel versprochen? Das ist doch ein schöner Landeplatz, oder?“

„Mir kommt das vor wie ein großes, altes Bauwerk, was meint ihr?“, fragt der Löwe, während er am Rand des Landeplatzes nach unten sieht. Er bemerkt, dass dieser Steinhügel nach unten stufenartig breiter wird.

„Vielleicht eine Pyramide, die auf halber Höhe abgeschnitten ist oder nicht fertig gebaut worden ist?“ rätselt die Puppe Lisa. „Über solche Pyramiden, sind wir doch auf unserem Flug hierher schon drüber geflogen. Da war allerdings eine Spitze drauf. “

Der Teddy schiebt mit dem Fuß den feinen Flugsand, den Sandstürme hierher transportiert haben, hin und her. „Da seht mal, da rieselt der Sand in einen Spalt.“ Neugierig bückt sich der Teddy und schiebt den Sand etwas beiseite. „Da drunter ist es bestimmt hohl.“ Jetzt ist der Teddy noch neugieriger geworden und möchte zu gerne wissen, was da drunter ist. Er schiebt noch mehr Sand auf die Seite. Die anderen stehen um den Teddy herum und schauen ihm bei der Arbeit zu. Nach und nach kommt auf dem Boden eine große Steinplatte zum Vorschein.

Die Freunde betrachten sie und überlegen, was es damit auf sich haben könnte.

„Was könnte das sein?“ Der Teddy kratzt sich hinter dem Ohr.

„Ein alter Brunnenschacht vielleicht oder ein Eingang?“ rätselt der Löwe.

„Auf jeden Fall werden wir es nicht erfahren, wenn wir die Platte nicht irgendwie wegbekommen“, meint der Fridolin. Er sieht die anderen an. Dabei hält er den rechten Flügel schützend über die Augen. Die Sonne steht hoch oben und der weiße Sand blendet ihn.

Der Löwe wiegt den Kopf hin und her. „Die ganze Platte ist für uns zu schwer. Was haltet ihr davon, wenn wir erst mal eine Ecke von der Platte abschlagen und so ein Loch hineinbekommen?“

Fridolin sieht bewundernd zum Löwen hinüber. „Das ist ja genial!“ „Und ich weiß auch schon, wie wir das machen.“ Die Puppe Lisa dreht sich auf dem Absatz um und geht Richtung Doppeldecker. Dabei ruft sie den anderen zu: „Soweit ich weiß, haben wir im Doppeldecker einen Hammer, eine Hacke und einen kleinen Spaten. Also los, wer hilft mit?“

Alle setzen sich in Bewegung und helfen zusammen. Es dauert nicht lange, da haben sie mit vereinten Kräften eine Ecke der Platte weggeschlagen. Das Loch ist so groß, dass der Teddy seinen Kopf hindurchstecken kann und es ist auch noch Platz für eine Taschenlampe.

„Ach du Schande!“ ruft der Teddy aus. Seine Stimme klingt seltsam hohl und so, als käme sie von weit weg. „Das ist ja die reinste Rumpelkammer hier unten!“

Der Löwe, der neben dem Loch und Teddy kniet, will es genauer wissen. „Sag schon, was siehst du?“

„Also…“ Der Teddy macht es spannend und hält einen Moment inne. „…ich sehe eine alte, klapprige Kutsche mit zwei Rädern, alte Holzkisten und jede Menge alte Töpfe.“

„Wie? Töpfe?“ Der Löwe hebt fragend die Schultern hoch. „Blumentöpfe vielleicht?“

Die Puppe Lisa muss kichern.

„Ja, wie ich es sage, der Boden ist vollgestellt mit Töpfen. Die sehen alle gleich aus“, kommt Teddys Stimme aus dem Loch.

„Komisch“, der Löwe runzelt die Stirn, „was sollen denn die vielen Töpfe?“

„Wir werden es nicht erfahren, wenn wir nicht nachschauen.“ Der Geier Fridolin legt den Kopf auf die Seite.

Die Freunde sehen sich der Reihe nach an. Wer geht runter?

„Das muss ja wohl ich machen, ich passe am ehesten durch das Loch durch, oder?“ Lisa zieht ihr hübsches Jäckchen aus und drückt es dem Löwen in die Hand. „Wir brauchen ein Seil.“

Der Löwe geht zum Doppeldecker und holt ein Seil unter dem Rücksitz hervor.

Währenddessen beobachtet der Geier Fridolin das Geschehen und es klingt beeindruckt, als er sagt. „Was ihr alles in eurem Flieger verstaut habt!“

„Wenn du wüsstest! Da ist noch viel mehr drin!“ sagt die Puppe Lisa mit etwas Stolz in der Stimme. Dann fasst sie das Seil, setzt sich an den Rand des Loches und der Löwe und der Teddy lassen sie langsam am Seil hinunter.

„Es ist ziemlich finster hier.“ Lisas Stimme klingt dumpf aus der Kammer. „Könntet ihr mir bitte die Taschenlampe runterwerfen?“

Der Teddy steckt wieder den Kopf durch das Loch und lässt die Taschenlampe hinunterfallen. Geschickt fängt sie die Puppe Lisa auf. „Danke!“ kommt es von unten.

Lisa leuchtet mit der Taschenlampe eine Wand an. Da erschrickt sie. Denn da sind überlebensgroße Tierfiguren! Leoparden, Löwen und Elefanten! Sie sind mit bunten Farben an die Wand gemalt. Ein Schauer läuft ihr über den Rücken, nicht weil es hier unten kühl ist, nein, es packt sie eine Ehrfurcht. Sie steht hier vor etwas, das Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende alt ist. „So was habe ich noch nie gesehen“, flüstert sie leise. Dann betrachtet sie stumm der Reihe nach die Wandmalereien.

„Lisa?“ kommt plötzlich eine fragende Stimme von oben. Der Teddy macht sich Sorgen und versucht, durch das Loch nach unten zu sehen und etwas zu erkennen.

„Ja“, antwortet die Lisa erst nach einer Weile. Sie ist noch ergriffen von dem, was sie sieht. Es ist, als wäre sie mit ihren Gedanken abgehoben, in einer anderen Welt.

Dann ruft sie nach oben: „Wenn ihr das sehen könntet, was ich sehe! Es ist phantastisch.“

„Was ist phantastisch?“ kommt wieder eine fragende Stimme von oben.

„Das hier“, antwortet die Lisa. „Wer auch immer diese Kammer gebaut und bemalt hat, der hat etwas für die Ewigkeit geschaffen“, ergänzt sie. Sie spürt dabei, wie ergriffen sie ist. Sie steht da und staunt.

Doch da! Die Lisa zuckt zusammen. Hat da nicht etwas geknackt? Sie leuchtet mit der Taschenlampe in die dunkle Ecke, aus der das Geräusch gekommen sein muss. Ein bisschen Angst hat sie jetzt schon. Was, wenn plötzlich ein Tier lebendig wird und aus der dunklen Ecke auf sie losspringt?

Aber alles bleibt still.

Jetzt schaut sie sich noch etwas genauer um. Es sieht seltsam aus hier unten, denkt sich die Lisa, vor allem diese Tonkrüge, die der Teddy als Töpfe bezeichnet hat und die überall am Boden herum stehen. Was sollen die da? Sie bückt sich vorsichtig, während sie gleichzeitig weiter die Umgebung ableuchtet, und nimmt den Deckel von einem der Krüge ab. Langsam steckt sie den Zeigefinger hinein. Dann zieht sie ihn wieder heraus und hält den Schein der Taschenlampe drauf, um mehr zu erkennen. Eine dickliche, gelbe Flüssigkeit läuft an ihrem Finger hinunter. Sie hält die Nase daran und ihre Augen werden groß. Nicht schlecht! Die Flüssigkeit duftet… nach was? Sie denkt nach … und erleichtert darüber, dass es nichts Gefährliches ist, ruft sie aus: „Das ist, glaube ich, Olivenöl!“

„Olivenöl?“ ruft der Teddy ungläubig durch das Loch nach unten. „Was zum Kuckuck macht das Olivenöl in dieser Rumpelkammer?“

Die Puppe Lisa schaut sich in der Kammer um. „Für mich sieht das nicht nach einer Rumpelkammer aus, sondern nach einer…“, sie sucht das richtige Wort, „ja, Vorratskammer, würde ich sagen. Irgendjemand hat hier Olivenöl gelagert, fragt sich nur wer?“

„Und wozu?“ Der Teddy oben am Loch hat verstanden. Er kratzt sich wieder hinter dem Ohr. Das tut er, wenn er nachdenkt.

„Na, wenn das Olivenöl ist, dann hätte ich da schon eine sinnvolle Verwendung“, grinst der Löwe, der neben dem Teddy steht, und krault sich vielsagend seine Barthaare. „Wir wissen nicht, wozu das Olivenöl ursprünglich verwendet werden sollte, aber wir könnten es sehr gut als Sprit für unseren Doppeldecker brauchen.“

Die Freunde schauen sich an und lachen. Der Löwe denkt als einziger von ihnen mal wieder ganz praktisch. „Klar!“ Der Teddy klatscht seine flache Hand an die Stirn. „Das ist super! Der Motor vom Doppeldecker schluckt fast alles, vom Salatöl bis zum schottischen Whisky.“

Also machen sich die Freunde an die Arbeit. Die Lisa legt die Taschenlampe so ab, dass ihr Schein die Tonkrüge beleuchtet. Dann bindet sie das Seil um den ersten Tonkrug. Die Freunde oben ziehen ihn gemeinsam aus der Kammer. Dann folgt der nächste Tonkrug und so weiter. Dabei kommen sie ganz schön ins Schwitzen. Denn weit und breit ist kein Schatten auf der Landefläche und die Sonne brennt heiß vom Himmel herab.

„Wie haben das die Arbeiter früher ausgehalten, wenn sie tagein, tagaus über Jahre hinweg in der Sonne geschuftet haben?“ fragt der Teddy, während er schwitzend das Seil von einem Tonkrug losbindet und ihn zu den anderen stellt.

Nachdem alle Krüge oben sind, kommt die Puppe Lisa an die Reihe. Sie dreht sich noch einmal in der Kammer ganz im Kreis, um sich von allen Bildern und Tieren zu verabschieden. „Tschüss“, sagt sie leise und winkt. Ich werde dieses Erlebnis nie vergessen, sagt sie in Gedanken zu sich.

Oben ziehen die Freunde am Seil. „Halt!“ ruft Lisa. „Ich muss mir das Seil doch noch umbinden!“

Dann schwebt sie langsam hoch. Ein letztes Mal schaut sie hinunter in diese mysteriöse Kammer. Nun wird es wieder still sein da unten wie seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, denkt sie bei sich.

Oben angekommen, setzt sich die Puppe Lisa auf den Rand des Loches und löst ohne ein Wort zu sagen das Seil. Alle sehen sie an. Auf Lisas Gesicht bemerken sie einen irgendwie feierlichen Gesichtsausdruck. Keiner will etwas sagen. Der Geier Fridolin geht auf Lisa zu und sagt mit einem Lächeln: „Schön, dass du wieder da bist.“ Lisa lächelt zurück und nickt.

Mit vereinten Kräften füllen sie anschließend das Öl in die Flächentanks und den Zusatztank in der Kabine des roten Doppeldeckers, bis alle Tanks bis oben hin voll sind.

Als sie endlich mit der Arbeit fertig sind, klettern sie erschöpft, aber glücklich, mit letzter Kraft die Steinstufen hinunter. Fridolin hat nicht zu viel versprochen, da stehen drei große Palmen beieinander, die zusammen einen wunderschönen Schatten spenden.

Müde sinken sie auf den Sandboden im Schatten und verschnaufen. „Ich habe mir so meine Gedanken gemacht.“ Der Löwe gibt die Thermoskanne mit Tee, die sie im Flieger dabei hatten und mit hinunter genommen haben, an seinen Nachbarn weiter. „Ich vermute, diese Rumpelkammer war eine Kammer, die zu einem Grab gehört.“ Zuerst stehen allen die Münder offen vor Staunen und es herrscht Stille. „Ein, ein Grab?“ Fridolin findet als erster wieder Worte.

„Ja“, nickt der Löwe, „vielleicht sogar von einem Pharao, wer weiß.“ Er stellt seinen Becher in den Sand und breitet die Arme aus.

„Ach du grüne Neune! Da stehen wir vor einem Pharaonengrab und wissen es nicht!“ Fridolin wischt sich den Schweiß von der Stirn.

Ich habe gleich gespürt, dass dieser Ort eine besondere Ausstrahlung hat, denkt die Puppe Lisa bei sich. „Und was ist mit dem Öl?“ Sie schluckt bei dem Gedanken, dass sie vielleicht ganz nah bei einem Pharao war. So ein Pharao, der war doch ein mächtiger Herrscher, der über Leben und Tod entschied und von seinem Volk als Gott verehrt wurde.

„Das war vielleicht der Vorrat für die Öllampen im Jenseits, damit der Pharao auch dort Licht hat“, erklärt der Löwe.

Bei dem letzten Satz löst sich die Spannung ein wenig. Alle müssen lachen.

Lisas Gesicht wird plötzlich traurig. „Und wir haben gerade dem Pharao sein Öl weggenommen. Jetzt hat er keines mehr, wenn er eines braucht.“

„Glaub mir, Lisa, da wo der Pharao jetzt ist, ist er nicht auf das Öl angewiesen. Er hat es ja bis jetzt auch nicht gebraucht, oder?“ versucht der Löwe sie zu beruhigen.

Lisa nickt. Das stimmt schon, was der Löwe sagt, denkt sie sich. Der Pharao hat dort im Jenseits vielleicht ein noch viel besseres Öl oder er braucht gar keines, weil es dort sowieso immer hell ist. „Aber so genau wissen wir das nicht“ schließt die Lisa ihre Gedanken ab.

Teddy und Fridolin haben sich bereits wieder einem anderen Thema zugewandt. Sie überlegen, wie weit sie von hier mit den bis zum Rand gefüllten Tanks im Doppeldecker kommen können.

Der Löwe möchte die Puppe Lisa, die immer noch etwas nachdenklich schaut, wieder etwas aufmuntern und macht einen Vorschlag.

„Liebe Freunde, ich finde, die Lisa war sehr mutig in der Vorratskammer. Meint ihr nicht auch?“

Alle nicken und lächeln der Lisa aufmunternd zu. Zur Lisa gewandt fährt der Löwe fort: „Von mir aus darfst du dir wünschen, wo wir als nächstes hinfliegen.“

Die Freunde klatschen. „Ja, toll, Lisa, wohin geht’s als nächstes?“ rufen alle durcheinander.

Lisa wird rot. Sie sitzt da und genießt es ein wenig, dass sie so im Mittelpunkt steht. Eigentlich braucht sie nicht lange zu überlegen. Sie hat sich schon längst was ausgedacht. Sie will nämlich unbedingt mal zum Südpol. Der Reihe nach schaut sie die Freunde dankbar an und sagt dann: „Ich möchte gerne zum Südpol.“

Erst ist es still. Jeder denkt über den Vorschlag von Lisa nach. Der Teddy kratzt sich hinter dem Ohr.

„Und was machen wir da?“ fragt der Geier Fridolin und fügt eilig hinzu: „Ich weiß, ich bin gerade erst zu euch dazu gestoßen und als Neuling sollte ich vielleicht nicht so vorlaut sein, aber wäre es nicht interessant, das zu erfahren?“

„Was wir da machen…?“ Lisa ist so überrascht und aufgeregt bei dem Gedanken, dass sie vielleicht schon sehr bald zum Südpol kommt. Sie kann erst gar nicht weiter sprechen. Irgendwie hat sie gerade einen Kloß im Hals. Sie schluchzt und es kullern ein paar Freudentränen über ihre Wangen. Dann hat sie einen Geistesblitz und ihr Gesicht strahlt wieder. „Na, da gibt es so viel zu sehen!“ Lisa schluchzt noch einmal und fängt an, mit den Fingern mitzuzählen, „zum Beispiel sind da die vielen Robben und die Pinguine und dann die Wale und…“ sie hebt den Zeigefinger hoch, „Albatrosse gibt es da. Die sollen sooo tolle Flieger sein, die um die ganze Welt fliegen.“

„Uih…, um die ganze Welt?“ Der Teddy dreht sich zur Lisa um und gibt ihr ein Taschentuch. Die Puppe Lisa flüstert „danke“ und schaut den Teddy lächelnd an. Der Teddy hat immer ein Taschentuch, wenn sie eines braucht.

„Die Tiere, die du aufgezählt hast, sind mir alle noch nicht begegnet“, antwortet Fridolin beeindruckt von der Aufzählung. „Es klingt schon interessant. Ich bin ja sozusagen auf drei Kontinenten daheim, aber auf dem Südpol war ich noch nie.“

„Also, auf gehts! Sprit haben wir genug dabei“, ruft der Löwe.

Kapitel II

Der Südpol wartet schon

Seit sie die Südspitze Afrikas hinter sich gelassen haben, sind schon etliche Stunden vergangen. Das Lampenöl aus der alten Grabkammer des Pharaos hat ihren Spritvorrat auf wunderbare Weise vermehrt. Das macht sich jetzt auf ihrem Langstreckenflug sehr positiv bemerkbar.