Die Memoiren des Barry Lyndon, Esq., aufgezeichnet von ihm selbst - William Makepeace Thackeray - E-Book

Die Memoiren des Barry Lyndon, Esq., aufgezeichnet von ihm selbst E-Book

William Makepeace Thackeray

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Beschreibung

Die Memoiren eines Hochstaplers/ Ein Hochstapler par excellence Liebesabenteuer, Glücksspiele aller Art, wagemutige Duelle, glanzvolle Maskenbälle, Zechgelage und Hetzjagden machen das Leben von Redmond Barry aus, der sich später Barry Lyndon nennt und vor aller Welt seine aristokratische Herkunft rühmt. Sogar die Hand einer vermögenden Gräfin-Witwe vermag er zu gewinnen. Im Londoner Schuldgefängnis schreibt er schließlich seine Memoiren. Die wechselvolle Lebensgeschichte eines Abenteurers und Hochstaplers aus dem 18. Jahrhundert.

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Seitenzahl: 718

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William Makepeace Thackeray

Die Memoiren des Barry Lyndon, Esq.,

aufgezeichnet von ihm selbst

Aus dem Englischen von Otto Schmidt

Impressum

Titel der englischen OriginalausgabeThe Memoirs of Barry Lyndon, Esq., Written by Himself

Herausgegeben von Günther und Sigrid Klotz

ISBN E-Pub 978-3-8412-0233-8ISBN PDF 978-3-8412-2233-6ISBN Printausgabe 978-3-7466-2704-5

Aufbau Digital,veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Mai 2011© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, BerlinBei Rütten & Loening erstmals 1984 erschienen;Rütten & Loening ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

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Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Impressum

Inhaltsübersicht

1. Kapitel: Mein Stammbaum und meine Familie – ich erliege zärtlicher Leidenschaft

2. Kapitel: In welchem ich mich als Mann von Charakter erweise

3. Kapitel: Mein misslungener Start in der vornehmen Welt

4. Kapitel: In welchem Barry den Soldatenruhm näher kennenlernt

5. Kapitel: In welchem Barry alles versucht, um dem Soldatenruhm zu entgehen

6. Kapitel: Der Rekrutenwagen – Militärische Episoden

7. Kapitel: Barry führt ein Leben in Garnison und gewinnt dort viele Freunde

8. Kapitel: Barry sagt der militärischen Karriere adieu

9. Kapitel: Ich führe endlich ein meinem Namen und meiner Herkunft geziemendes Leben

10. Kapitel: Wechselndes Glück

11. Kapitel: In welchem sich das Glück gegen Barry wendet

12. Kapitel: Enthält die tragische Geschichte der Prinzessin von X

13. Kapitel: Ich setze meine Karriere als Mann von Welt fort

14. Kapitel: Ich kehre als glänzender, reicher, edelmütiger Gentleman ins Königreich Irland zurück

15. Kapitel: Ich mache Lady Lyndon den Hof

16. Kapitel: Ich sorge großzügig für meine Familie und erreiche den Höhepunkt meines (scheinbaren) Glücks

17. Kapitel: Ich trete als Zierde der englischen Gesellschaft schaft in Erscheinung

18. Kapitel: In welchem mein Glück zu wanken beginnt

19. Kapitel: Das Ende

ANHANG

Nachwort

Anmerkungen

William Makepeace Thackeray

1. KAPITEL

Mein Stammbaum und meine Familie – ich erliege zärtlicher Leidenschaft

Seit Adams Tagen hat es kaum ein Übel in dieser Welt gegeben, hinter dem nicht eine Frau gesteckt hätte. Was nun meine Familie betrifft, so haben Frauen in den Geschicken meines edlen Geschlechts (das sich fast auf Adams Zeiten zurückführen lässt – so alt, so vornehm und so erlaucht sind die Barrys, wie jedermann weiß) eine gewichtige Rolle gespielt.

Ich darf wohl annehmen, dass es in ganz Europa keinen Gentleman gibt, der nicht schon vom Hause Barry von Barryogue im Königreich Irland gehört hat, denn ein berühmterer Name findet sich nicht im Gwillim oder d’Hozier; und daher habe ich als Mann von Welt die Anmaßung und den Anspruch so vieler Abkömmlinge, die behaupten, sie seien vornehmer Herkunft, verachten gelernt. Denn ich weiß, dass ihr Stammbaum nicht älter ist als der des Lakaien, der mir die Stiefel putzt; so kann ich nur herzhaft lachen über die Prahlereien vieler meiner Landsleute, die beteuern, von den Königen von Irland abzustammen, und die von ihrem Acker, der kaum genügend Futter für ein Schwein abwirft, reden, als besäßen sie ein Fürstentum. Mich hingegen zwingt die Wahrheitsliebe, Ihnen, geneigter Leser, zu versichern, dass meine Familie wirklich die vornehmste der ganzen Insel, wenn nicht gar der ganzen Welt ist. Die heute nur noch unbedeutenden Besitzungen meines Geschlechts – im Laufe der Zeiten sind sie uns durch Krieg, Verrat, durch Verlust, durch Ausschweifung und Verschwendung meiner Vorfahren allgemein oder durch ihre Treue zum alten Glauben und zu ihrem rechtmäßigen König entrissen worden – waren einst riesig und umfassten zu einer Zeit, da Irland wesentlich reicher war als heutzutage, mehrere Grafschaften. Ich hätte wohl die irische Königskrone im Wappen führen können, aber so viel dahergelaufenes Pack maßt sich nunmehr dieses Vorrecht an und setzt diese Auszeichnung herab, dass ich davon Abstand nehme.

Wer weiß, wäre nicht eine Frau im Spiel gewesen, würde ich die Krone vermutlich im Wappen führen. Sie zweifeln, lieber Leser? Aber warum? Wären meine Landsleute vor ein paar hundert Jahren von einem tapferen Haupt angeführt worden statt von zimperlichen Schurken, die vor König Richard II. in die Knie sanken, könnten sie heute freie Männer sein. Und wäre jenem mordenden Schuft Oliver Cromwell ein entschlossener Führer entgegengetreten, hätten wir die Engländer ein für allemal abgeschüttelt. Doch damals stand kein Barry gegen den Usurpator im Feld; im Gegenteil, mein Vorfahr Simon de Bary kam mit dem vorhin genannten König ins Land, heiratete die Tochter des damaligen Königs von Munster, dessen Söhne er auf dem Schlachtfeld so erbarmungslos geschlagen hatte.

Zu Cromwells Zeiten war es dann zu spät; kein Anführer mit dem Namen Barry konnte mehr den Kriegsruf gegen den elenden Anstifter und Königsmörder erheben, denn wir waren keine Magnaten mehr; unsere unglückliche Sippe hatte im Jahrhundert zuvor ihre gewaltigen Besitzungen durch schamlosen Verrat verloren. Diese Geschichte kenne ich sehr genau, meine Mutter hat sie mir oft erzählt; außerdem hatte sie selbst einen mit unserem Stammbaum bestickten Gobelin angefertigt, der in unserem Haus Barryville im Gelben Salon hing.

Der jetzige Besitz der Lyndons in Irland war einst unser Eigentum gewesen. Er gehörte zur Zeit der Königin Elizabeth Rory Barry von Barryogue und die Hälfte der Grafschaft Munster noch dazu. Damals befehdeten sich die Barrys und die O’Mahonys aufs heftigste. Als die O’Mahonys wieder einmal einen Raubzug in unser Gebiet unternahmen und dabei einen beträchtlichen Teil unserer Schafe und Rinder stahlen, kam zufallig ein englischer Oberst mit einer Abteilung Soldaten in unsere Gegend. Dieser junge Engländer namens Roger Lyndon, Linden oder Lyndaine, wurde aufs gastfreundlichste von meinen Vorfahren empfangen; und da Barry gerade zu einem Überfall auf die Ländereien der O’Mahonys rüstete, bot er ihm seine Hilfe und die seiner Lanzen an. Und wie man weiß, bewährte er sich so sehr, dass die O’Mahonys besiegt wurden und die Barrys nicht nur ihren ganzen Besitz zurückerhielten, sondern, wie in alten Chroniken zu lesen steht, doppelt soviel Güter und Vieh, wie ihnen die O’Mahonys geraubt hatten.

Da nun der Winter einsetzte, wurde der junge Krieger von den Barrys gedrängt, Haus Barryogue nicht zu verlassen, sondern einige Monate dort zu verbringen. Seine Leute wurden Mann für Mann mit den Soldaten der Barrys in den umliegenden Hütten einquartiert. Sie benahmen sich aber, ihrer Gewohnheit entsprechend, den Irländern gegenüber so ungeheuer unverschämt, dass Prügeleien, ja Totschlag an der Tagesordnung waren, und unsere Leute schworen, die verdammten Engländer umzubringen.

Der Sohn der Barrys (von dem ich abstamme) war, wie jedermann auf seinem Besitz, den Engländern feindlich gesinnt, und da sie trotz Aufforderung nicht wichen, beschloss er mit seinen Freunden, die inzwischen lästigen englischen Gäste allesamt ins Jenseits zu befördern.

Leider hatte man jedoch den Fehler begangen, eine Frau in den Plan einzuweihen, und zwar die Tochter der Barrys, die in den englischen Oberst verliebt war und ihm das Vorhaben hinterbrachte. Der heimtückische Engländer verhütete das gerechte Massaker an sich und seinen Soldaten, indem er seinerseits seine irischen Gastgeber überfiel und meinen Vorfahren Phaudrig Barry und einige Hundert seiner Leute umbrachte. Das Kreuz in Barrycross in der Nähe von Carrignadihioul ist die Stelle, an der die abscheuliche Metzelei vonstatten ging.

Lyndon heiratete die Tochter Roderick Barrys und bemächtigte sich nach dessen Ableben seines Besitzes. Obwohl Phaudrigs Nachkommen – wie es meine Person1 ja beweist – noch leben, wurde der Besitz vom englischen Gerichtshof dem Engländer zugesprochen – wie es immer der Fall ist, wenn Engländer und Iren betroffen sind.

Ich verdanke es also der Schwäche einer Frau, dass ich nicht von Geburt an in den Besitz jener Güter gelangte, die ich mir später auf Grund meiner persönlichen Verdienste erwarb, wie Sie noch erfahren werden. Aber nun weiter in meiner Familiengeschichte.

Mein Vater war in den feinsten Kreisen des Königreichs England wie des Königreichs Irland als »der tolle Harry Barry« bestens bekannt. Er hatte sich, wie so viele Söhne vornehmer Familien, juristischen Studien gewidmet und daraufhin eine Stelle bei einem berühmten Advokaten in der Sackville Street in Dublin erhalten. Zweifellos wäre er dank seiner ungewöhnlichen Talente und seines überragenden Genies eine Zierde seines Berufes geworden, hätten nicht seine gesellschaftlichen Fähigkeiten, seine Vorliebe für alle Arten von exklusivem Sport und seine ungewöhnlich charmanten Manieren ihn zu etwas Höherem bestimmt. Als Angestellter eines Advokaten hielt er sieben Rennpferde und nahm regelmäßig an den noblen Jagden von Kildare und Wicklow teil. Auf seinem Grauschimmel Endymion ritt er das berühmte Rennen gegen Hauptmann Punter, an das sich die Sportliebhaber noch heute erinnern; ich ließ dieses Rennen in einem herrlichen Gemälde verewigen, das meinen Kamin im Speisesaal auf Schloss Lyndon zierte. Ein Jahr später hatte er die Ehre, auf demselben Pferd unter den Augen Seiner Majestät, des seligen Königs George II., in Newmarket das Rennen zu gewinnen und damit den Pokal und die Aufmerksamkeit des erlauchten Herrschers zu erringen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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