Die nächsten fünf Schritte - Patrick Bet-David - E-Book

Die nächsten fünf Schritte E-Book

Patrick Bet-David

0,0
18,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zielstrebig auf Erfolgskurs Schachgroßmeister und erfolgreiche Unternehmer haben eines gemeinsam: Sie sind Meisterstrategen und wissen stets, was als Nächstes zu tun ist. In einer sich schnell ändernden Welt müssen sich gerade Unternehmer darüber klar sein, welche Züge als Nächstes zu spielen sind, um ihren Betrieb nicht an die Wand zu fahren. Patrick Bet-David, Gründer von »Valuetainment«, dem Nummer-1-YouTube-Kanal für Unternehmer weltweit, und selbst CEO, weiß, wie Führungskräfte mit Weitblick jede Herausforderung meistern. Er kombiniert mit seiner Methode Erfolgsprinzipien für Klarheit, Strategie, Wachstumstaktik, Fähigkeiten und Wissen in fünf Schritten mit messbarer Methodik. Sein Bestseller ist ein Must-read für alle, die innovative Strategien suchen, um ihr Unternehmen nachhaltig auf die nächste Stufe zu heben!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 446

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Patrick Bet-David

Die nächsten fünf Schritte

Patrick Bet-David mit Greg Dinkin

Die nächsten fünf Schritte

Die Kunst der Unternehmensstrategie

Übersetzung aus dem Englischen von Nikolas Bertheau

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

1. Auflage 2023

© 2023 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Türkenstraße 89

D-80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© 2020 by BetDavid Enterprises LLC

Published by Arrangement with BETDAVID ENTERPRISES, LLC

Die englische Originalausgabe erschien 2021 bei Galley Books unter dem Titel Your next five moves.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Nikolas Bertheau

Redaktion: Monika Spinner-Schuch

Umschlaggestaltung: Karina Braun

Umschlagabbildung: Drawlab19/Shutterstock

Satz: Carsten Klein, Torgau

eBook by tool-e-byte

ISBN Print 978-3-86881-929-8

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-500-4

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-501-1

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.redline-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Meinem Vater Gabreal Bet-David gewidmet, dem Aristoteles meines Lebens.

Anmerkung des Autors

Ich erzähle Geschichten, die mehr als 30 Jahre zurückreichen, und gebe mir alle Mühe, das damalige Geschehen korrekt wiederzugeben. Personen, die mit Vorund Zunamen genannt werden, sind real. Wenn nur ein Vorname angegeben ist, handelt es sich entweder um miteinander verwobene Charaktere oder um Personen, deren Namen oder kennzeichnende Eigenschaften geändert wurden. Der Kern ihrer Geschichten basiert dennoch auf wahren Begebenheiten.

Einführung Vor dem ersten Schritt

Als ich zum ersten Mal den Dokumentarfilm Magnus – der Mozart des Schachs über Magnus Carlsen sah, musste ich immerzu an die Parallelen zur Geschäftswelt denken. Carlsen ist ein norwegisches Schachwunderkind, das mit 13 Großmeister wurde. Gleich einem Visionär denkt er immerzu bis zu 15 Schritte voraus, was ihm die unheimliche Fähigkeit verleiht, vorherzusagen (und in seinem Verhalten zu berücksichtigen), was seine Gegner tun werden. Was mich außerdem beeindruckte, war seine akribische Vorbereitung. Weil Carlsen das Spiel bereits so viele Male im Geiste durchgespielt hat, bevor es überhaupt stattfindet, kann ihn in der Hitze des Gefechts nichts mehr aus der Ruhe bringen. Obendrein sieht er sich mit einem Phänomen konfrontiert, mit dem Gründer und CEOs bestens vertraut sind: »Wenn du an die Spitze gelangen willst, läufst du ständig Gefahr, plötzlich ohne menschliches Umfeld dazustehen.«

Nachdem ich Magnus gesehen hatte, ließ mich der Gedanke an die Ähnlichkeiten zwischen Entrepreneuren und Schachgroßmeistern nicht mehr los. So war ich auch nicht überrascht zu erfahren, dass Tesla- und SpaceX-Gründer Elon Musk bereits in jungem Alter mit dem Schachspielen begonnen hatte. »Er durchschaut Dinge auf eine Art und Weise, wie es niemand anderes vermag, den ich kenne«, sagt sein Bruder Kimbal. »Im Schach kann es passieren, dass ein Großmeister zwölf Schritte voraussieht. Und Elon ist in jeder gegebenen Situation in der Lage, zwölf Schritte vorauszusehen.«

Dieses Zitat zu Musk öffnete mir auf einen Schlag die Augen. Die meisten Menschen denken gerade einmal einen bis zwei Schritte voraus. Amateure wie sie gelangen in der Welt des Business schnell an ihre Grenzen. Eine erfolgreiche Strategie besteht darin, einen ersten Schritt zu tun und auf weitere Schritte vorbereitet zu sein – je nachdem, wie der Markt oder unsere Konkurrenz auf unseren ersten Schritt reagiert. Wir müssen also über unseren ersten Angriff hinausdenken, wenn wir mit unserer Strategie erfolgreich sein wollen. Je besser wir darin werden, desto leichter fällt es uns vorherzusehen, wie andere reagieren werden. Und so können wir schließlich eine ganze Reihe von Schritten umsetzen, denen die Gegner kaum noch etwas entgegensetzen können.

Wenngleich es auch in der Welt des Business darauf ankommt, dass wir stets mehrere Schritte vorausdenken, soll es in diesem Buch nicht um das Schachspiel gehen. Wir wollen vielmehr die visionären Fähigkeiten und die Denkweisen der Schachgroßmeister auf die Welt des Business übertragen. Und dazu brauchen Sie in Wahrheit nichts über das Schachspiel zu wissen. Auch werden Sie auf den folgenden Seiten keine speziellen Beispiele aus dem Schachspiel finden und dafür umso mehr Beispiele von Männern und Frauen, die wie erfolgreiche Schachspieler denken.

Wer maximal einen Schritt vorausdenkt, sieht sich häufig von Geltungsbedürfnis, Emotionen und Ängsten getrieben. Der Spitzenverkäufer droht mit Kündigung für den Fall, dass er keinen Gehaltszuschlag erhält. Der emotionale Amateur erwidert darauf: »Ich lasse mich nicht unter Druck setzen«, oder: »Wir kommen auch ohne ihn zurecht.« Der erfahrene Stratege hingegen entwirft seine nächsten Schritte.

Ähnliches gilt für die Elternrolle. Einem Kind alles zu geben, um was es bettelt – ob Süßigkeiten, ein iPad oder die Erlaubnis, die Klavierstunde ausfallen zu lassen –, fühlt sich im ersten Moment wunderbar an. Das Kind ist fröhlich und versichert uns, wie sehr es uns liebt. Wir wissen auch, dass die Alternative – ein Riesenaufstand, bei dem wir mit Gift und Galle überschüttet werden – alles andere als ein Spaziergang werden würde. Dieses Szenario ist eine gute Illustration dafür, wie bei fast allen unternehmerischen Entscheidungen die eine Option die entschieden einfachere ist, wohingegen die andere – für die wir fünf Schritte vorausdenken müssen – die effektivere ist.

Ich wünschte, jemand hätte mir beigebracht, so zu denken, als ich die Stationen vom Verkäufer über den Vertriebsleiter zum Gründer und zum CEO durchlief. In jeder von ihnen hätte diese Art des kritischen Denkens mir Kosten in Millionenhöhe und Dutzende Panikattacken erspart. Wenn ich darüber nachdenke, wie ich mich vom unsicheren und großspurig auftretenden Verkäufer von Fitnessclub-Mitgliedschaften zum kühl und strategisch denkenden, selbstsicheren CEO entwickelt habe, wird mir bewusst, dass mir dies in erster Linie gelungen ist, weil ich gelernt habe, mindestens fünf Schritte vorauszudenken.

Manch einer von Ihnen mag sich jetzt vielleicht fragen: Warum nur fünf Schritte? Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens sind fünf Schritte ein guter Kompromiss zwischen überlegter Strategie und raschem Handeln. Sicherlich wird es Gelegenheiten geben, wo Sie mehr als fünf Schritte vorausdenken sollten – beispielsweise auf einer Jahresklausurtagung oder wenn Sie eine mögliche Übernahme analysieren (oder falls Sie sich mit dem Gedanken tragen, eine Kolonie auf dem Mars zu gründen). Die Berücksichtigung zu vieler möglicher Schritte kann jedoch auch lähmend wirken. Fünf Schritte reichen aus, um künftige Ergebnisse zu antizipieren und Schritte und Gegenschritte zu untersuchen. Der zweite Grund liegt in den fünf Schritten, die wir auf der Makroebene beherrschen müssen, um in der Welt des Business erfolgreich zu sein. Ich habe das Buch in diese fünf Schritte unterteilt, um sicherzustellen, dass Sie genau wissen, was Sie benötigen, damit Ihnen das gelingt.

Es gibt vieles, wozu ich, Patrick, schlicht nicht fähig bin. Ich bin 1,95 Meter groß und wiege 109 Kilogramm, aber ich kann weder Basketball noch American Football spielen. Ich kann nicht programmieren und keinen Motor auseinandernehmen und wieder zusammenbauen. Aber auf eines verstehe ich mich: Ich kann Entrepreneuren und Mitgliedern der Vorstandsebene dabei helfen, eine Strategie zu entwickeln, die es ihnen ermöglicht, den Markt zu erobern. Wenn ich mich mit einem Gründer oder einem CEO zusammensetze, gehen wir die Frage der Strategie wie ein Spiel an. Der einzige Unterschied zwischen Business und Schach (oder Monopoly oder Final Fantasy) ist, dass wir um Millionen (oder Milliarden) statt um Prahlrechte spielen. Mit dieser Einstellung lernen die Führungskräfte, Strategien zu entwickeln, die ihnen Wachstumsperspektiven eröffnen.

Zu den häufigsten Fragen, die mir als Berater von Führungskräften und als Ratgeber von Studenten und angehenden Entrepreneuren gestellt wird, gehört diese: Soll ich meine gegenwärtige Stelle kündigen, bevor ich mein eigenes Unternehmen starte? Weitere häufig gestellte Fragen sind: Soll ich mir Geld beschaffen, indem ich andere beteilige, oder ist es besser, einen Kredit aufzunehmen? Wie muss meine Vergütungsstruktur gestaltet sein, um die Mitglieder meiner Vorstandsebene oder aber meine auf Freelancer-Basis arbeitenden Verkäufer an mich zu binden? Soll ich schon jetzt global erweitern oder auf geeignetere Marktbedingungen warten?

Die einfachen Fragen in der Welt des Business sind binärer Natur – sie lassen sich mit Ja oder Nein beantworten. Die Falle ist zu glauben, alle Fragen wären von dieser Art. Die Antwort auf welche Frage auch immer ist in Wahrheit eine Serie von Schritten, ausgeführt in der richtigen Reihenfolge. »Experten« machen die Dinge häufig schlimmer, indem sie Ja-oder-nein-Antworten geben, als ob jeder von uns demselben Menschenschlag angehören würde. Das ist, wie Sie sehen werden, der Grund, warum Sie im ersten Schritt herausfinden müssen, wer Sie sind und was Sie wollen.

Das andere Problem, das ich sehe, ist mangelnde Planung. Begeisterung ist eine wunderbare Sache, solange mit ihr die Planung der nächsten fünf Schritte einhergeht. Viele Menschen aber wollen den fünften Schritt gehen, bevor sie die ersten vier Schritte absolviert haben. Die Reihenfolge ist jedoch wichtig. Um zur nächsten Ebene zu gelangen, müssen Sie sich vom eingleisigen Denken verabschieden und dazu übergehen, viele Schritte in die Zukunft zu blicken.

Wenn Sie sich sicher sind, dass Sie ein Entrepreneur werden wollen, ist die Kündigung Ihrer gegenwärtigen Stelle möglicherweise der vierte Schritt. Oder es geht vielmehr darum, eine Reihe von Schritten zu entwerfen, die Sie in Ihrem gegenwärtigen Unternehmen auf eine lukrative Position bringen (womit Sie zum Intrapreneur werden, wovon das 3. Kapitel handeln wird). Wenn Sie eine Familie haben, aber über keine Rücklagen verfügen, wird die Kündigung Ihrer gegenwärtigen Stelle definitiv nicht Ihr erster Schritt sein. Vielleicht müssen Sie Ihre Stelle auch gar nicht aufgeben, um genau der zu werden, der Sie sein wollen. Die Informationen in diesem Buch beziehen sich auf Menschen in sämtlichen Lebensphasen und auf allen Unternehmensebenen. Vielleicht sind Sie Finanzvorstand aus Leidenschaft oder Sie arbeiten als Freelancer und genießen die Abwechslung und Ungebundenheit des Daseins als »Solopreneur«. Zu dem, was ich an der Welt des Business so liebe, ist, dass sie für jeden einen Pfad bereithält – solange wir nur die nötige Selbstkenntnis und die Bereitschaft mitbringen, fünf Schritte vorauszudenken.

Unabhängig davon, welche Reihenfolge sich für Ihren Fall am besten eignet, zeichnet den cleveren Strategen die Fähigkeit des Antizipierens aus. Die besten Militärführer haben ein Faible dafür, mehrere Schritte vorauszudenken. Die besten Kämpfer wissen, wie sie ihre Gegner zur Strecke bringen. Sie sind möglicherweise bereit, die erste Runde verloren zu geben, weil ein Schritt in einer Frühphase des Kampfes, der sich scheinbar gegen sie auswirkt, in Wahrheit dazu dient, den Gegner zu einem Fehler in einer späteren Runde zu verleiten. Weltklasse-Pokerspieler verfolgen dasselbe Prinzip: In einer Frühphase des Spiels bluffen sie und opfern Chips, um eine Abfolge von Schritten in Gang zu setzen, mit denen sie ihren Gegner früher oder später in die Knie zwingen. Und auch wenn wir uns Warren Buffett nicht gleich als Schachspieler vorzustellen brauchen, erklärt sich sein anhaltender Erfolg aus seiner geduldigen und strategischen Vorgehensweise. Buffett geht es nicht um jedes einzelne Geschäft, jedes Quartal oder auch nur jedes Jahr. Er unternimmt eine Abfolge von Schritten, die ihm auf lange Frist Erfolg bringen.

NBA-Legende Kobe Bryant erzählte mir sechs Monate vor seinem tragischen Tod, dass er schon, als er 13 war, einer der größten Basketballspieler aller Zeiten werden wollte. Damals belegte er in seinem Land Platz 56. Er erstellte eine Hitliste aller Namen vor ihm; fünf Jahre später hatte er sie allesamt überholt und startete von der Highschool aus als First-Round Pick in die NBA. Es wird erzählt, Michael Jordan habe seine Teilnahme am olympischen »Dream Team« der USA 1992 gezielt genutzt, um die Schwächen seiner Teamkollegen kennenzulernen und diese Kenntnis später gegen sie zu verwenden, als er wieder in der NBA spielte. Beide Spieler waren Meisterstrategen, die stets mindestens fünf Schritte vorausdachten. Auch Sie werden so denken müssen – besonders, wenn Sie planen, sich dem Wettbewerb in Ihrem Markt zu stellen und früher oder später Branchenführer zu werden.

Auf den folgenden Seiten werde ich Ihnen alles an die Hand geben, was Sie benötigen, um wie ein Meisterstratege zu denken. Zugleich werde ich Ihnen zeigen, wie Sie ...

... sich abheben und Ihren unverwechselbaren Wert kommunizieren;

... Investoren finden und eine hohe Bewertung für einen lukrativen Ausstieg erzielen;

... Spitzenkräfte an Land ziehen und mit den richtigen Anreizen fördern und halten;

... skalierbare Systeme schaffen und im Chaos standhaft und besonnen bleiben;

... Fragestellungen durchdringen, Entscheidungen treffen und Probleme nachhaltig lösen;

... sich darüber klar werden, wer Sie sein und welches Vermächtnis Sie hinterlassen wollen;

... verhandeln, verkaufen und strategisch vorgehen, als ginge es um Ihr Leben.

Vielleicht haben Sie zu diesem Buch in der Annahme gegriffen, es würden Ihnen die Ausbildung und die Ressourcen fehlen, um ein Unternehmen zu gründen. Oder Sie verfügen über einen hohen IQ, sehen sich aber außerstande, die lebensrettende Entscheidung zu treffen, weil Sie alles ständig erneut hinterfragen. Es spielt keine Rolle, von wo aus Sie starten. Wenn Sie auch nur im Geringsten daran zweifeln, dass Sie das Zeug zum Entrepreneur haben, lassen Sie sich meine Geschichte erzählen.

Jeder, der mich hat aufwachsen sehen, hätte mir die geringsten Erfolgschancen attestiert. Ich werde Ihnen beschreiben, wie es jemand, der nicht im Mindesten vorausdenken konnte (mit dem Erfolg, dass ich irgendwann 26 Kreditkarten mit einem Minus von zusammengerechnet 49 000 US-Dollar besaß) schließlich zum CEO brachte. Sie werden sehen, wie ich PHP Agency gründete – ein Vermarktungsunternehmen für Finanzdienstleistungen mit 66 Versicherungsvertretern in einem einzigen Büro im kalifornischen Northridge, das zehn Jahre später bereits auf 15 000 Vertreter mit 120 Büros in 49 US-Bundesstaaten plus Puerto Rico angewachsen war.

Ich bin stolz auf den Ruf, den unser Unternehmen ob seiner einzigartigen Vielfalt, seiner jungen Kultur und seiner Präsenz in den sozialen Medien genießt. Und das ausgerechnet in der als »langweilig« verschrienen Lebensversicherungsbranche! (Der durchschnittliche Lebensversicherungsvertreter ist ein 75-jähriger Weißer; unsere durchschnittliche Vertreterin ist eine 34-jährige Latina.) Wir verdanken unseren Erfolg nicht unseren Beziehungen oder dem glücklichen Zufall. Vielmehr beweist mein persönlicher Hintergrund, dass Entrepreneure von überallher kommen können und keine Qualitäten mitzubringen brauchen, über die nicht auch Sie verfügen!

Der unwahrscheinlichste CEO

Ich wuchs in Teheran, der Hauptstadt des Iran, auf. Während des Ersten Golfkriegs im Jahr 1987 lebte meine Familie mit der ständigen Gefahr eines Angriffs. Obgleich ich erst acht war, verfolgen mich die Geräusche bis heute. Jeder Angriff begann mit einem Sirenengeheul, das allein schon einem die Seele zerreißen konnte. Dann warnte eine Stimme vor feindlichen Fliegern, die gerade die Grenze überquerten. Zuletzt hörten wir das Pfeifen der fallenden Bomben.

Nach jedem Pfeifen beteten wir, dass unser Unterschlupf nicht getroffen würde. Ich weiß noch, wie ich neben meinen Eltern saß und mich zu Tode fürchtete. Irgendwann hatte meine Mutter genug. Sie meinte zu meinem Vater, wenn sie nicht das Land verließen, würde ihr Sohn irgendwann in der iranischen Armee dienen müssen. Mein Vater begriff, dass Nichtstun nicht länger eine Option war.

Meine Schwester, meine Eltern und ich stiegen in unseren weißen zweitürigen Renault und machten uns auf in Richtung der zwei Stunden von Teheran entfernt gelegenen Stadt Karadsch. Der Weg führte unter anderem über eine Brücke. Unmittelbar nachdem wir sie passiert hatten, blitzte es hinter uns gewaltig auf. Vater sagte zu meiner Schwester und mir, wir sollten uns nicht umdrehen, aber wir konnten der Versuchung nicht widerstehen. Ich wünschte, wir hätten auf ihn gehört. Als wir uns umwandten, sahen wir die Zerstörung, verursacht von einer Bombe, die weniger als 100 Meter hinter uns in die Brücke eingeschlagen war – nachdem wir sie gerade erst sicher überquert hatten. Mir fehlen noch immer die Worte dafür – außer um zu sagen, dass niemand, und schon gar nicht zwei verängstigte Kinder, jemals Zeuge eines solchen Geschehens werden sollten.

Ich kann diesen Moment vor meinem inneren Auge abspielen, als hätte er sich gestern ereignet. Solche Zeiten können uns brechen. Oder aber sie machen uns erstaunlich unempfänglich für Schmerz und Widrigkeiten. Irgendwie gelang es uns, dem Desaster zu entfliehen. Zwei Jahre lang lebten wir in Erlangen in einem Flüchtlingslager, bevor wir schließlich am 28. November 1990 nach Glendale im US-Bundesstaat Kalifornien weiterzogen. Als wir in den Vereinigten Staaten ankamen, war ich soeben zwölf geworden, sprach kaum Englisch und wurde die fürchterlichen Bilder im Kopf von der Flucht aus einem vom Krieg gebeutelten Land nicht los.

Dank der Entscheidung meiner Eltern, in einer Situation, in der es um Leben und Tod ging, den richtigen Schritt zu tun, bin ich heute am Leben und stolzer US-Bürger mit einem erfolgreichen Unternehmen und einer wunderbaren Familie.

Wenn Sie lernen, fünf Schritte vorauszudenken, kann es scheinen, als würden Sie zu einem Gedankenleser. In Wahrheit aber haben Sie die Schritte nur so viele Male »gesehen«, dass Sie antizipieren können, was Ihr Gegner als Nächstes sagen oder tun wird. Ich wette, Sie fragen sich: Bin auch ich dazu in der Lage? Kann aus mir, der ich keinerlei Erfahrung habe, jemals jemand werden, der strategisch denkt und ein Imperium errichtet?

Vielleicht sagen Sie: »Aber Patrick, Sie sind sprachgewandt. Sie haben den Stammbaum eines Entrepreneurs. Sie sind viel gewiefter und cleverer als ich.«

Gewiefter und cleverer als Sie? Wirklich? Bedenken Sie Folgendes:

Ich habe nur knapp den Highschool-Abschluss geschafft. Mein Notendurchschnitt war nur befriedigend, ich hatte einen SAT-Score von 880 (von möglichen 1600) und habe niemals ein vierjähriges College besucht. Ständig versicherten mir Freunde und Verwandte, dass ich es im Leben niemals zu etwas bringen würde.

Sie glauben, ich wäre sprachgewandt? Mit 41 werde ich noch immer meines Akzents wegen aufgezogen. Als junger Immigrant fürchtete ich mich mehr davor, bestimmte Wörter auszusprechen, als vor dem Krieg. Wörter wie

Wednesday

,

island

und

government

bereiteten mir die größten Probleme. Das war zu der Zeit, als Wiederausstrahlungen von

Gilligan’s Island

die Fernsehshow richtig populär machten. Sie können sich nicht vorstellen, wie ich die beiden Wörter aussprach – und wie gnadenlos ich dafür gehänselt wurde.

Meine Eltern ließen sich nach ihrer Ankunft in den Vereinigten Staaten scheiden. Ich verbrachte die meiste Zeit bei meiner Mutter, die von Sozialhilfe lebte. Wenngleich ich von großer Statur war und Sport liebte, trieb ich selbst keinen Sport, weil meine Mutter den Monatsbeitrag für den Sportverein nicht aufbringen konnte.

Ich ging mit 18 zur Armee, weil mir schien, ich hätte keine Wahl. Mit 21, wenn die echten Cracks beruflich durchstarten, verkaufte ich Fitnessstudio-Mitgliedschaften für Bally Total Fitness.

Einerseits schien es, als hätte ich keine Chance. Andererseits aber waren es genau diese Schwierigkeiten, die mir am Ende zum Erfolg verhalfen. Ohne alle diese Widrigkeiten hätte ich niemals diesen Drang in mir verspürt, es der Welt zu zeigen.

Damit Sie mich nicht missverstehen: Ich kann Ihnen nicht beibringen, wie Sie einen solchen Drang entwickeln. Wenn Sie es vorziehen, harter Arbeit aus dem Weg zu gehen, und wenn Sie nicht den Drang verspüren, etwas Wichtiges im Leben zu erreichen, gibt es wenig, was ich für Sie tun kann. Dieses Buch richtet sich an Menschen, die begierig sind herauszufinden, wie ihr Optimum aussieht, und die nach den richtigen Strategien suchen, wie sie dorthin gelangen können. Sie suchen nicht nur nach Motivation; sie suchen nach bewährten Strategien, die funktionieren. Sie sind hinter effektiven Formeln her, die ihnen helfen, schneller die nächste Ebene zu erreichen. Fühlen Sie sich angesprochen?

Apropos Formeln: So fleißig, wie ich nach ihnen suche, gebe ich sie auch weiter. Bereits 2013 begann ich damit, Videos über das zu erstellen, was mir in unternehmerischen Fragen geholfen hat. Dazu brauchte es nicht mehr als mich, meine rechte Hand Mario und eine simple Fotokamera Marke Canon EOS Rebel T3. Wir nannten diese Videos anfangs »Two Minutes with Pat« und stellten sie auf YouTube. Nach einem Jahr hatten wir 60 Abonnenten und änderten den Namen in Valuetainment. Drei Jahre später hatten wir 100 000 Abonnenten und standen in dem Ruf, nützliche und praxisnahe Inhalte zu produzieren. Im März 2020 überschritten wir die Marke von zwei Millionen YouTube-Abonnenten. Unterdessen beriet ich Menschen aus allen Lebensphasen. Zu unserer ersten großen Konferenz im Mai 2019 mit dem Namen »Vault« reisten 600 Entrepreneure aus 43 Ländern und 140 Branchen nach Dallas. Hier waren kleine Start-ups ebenso vertreten wie leitende Manager und sogar der CEO eines Unternehmens mit einem Jahresumsatz von einer halben Milliarde US-Dollar.

Warum gaben diese Menschen ihr hart verdientes Geld dafür aus, um den halben Globus zu fliegen und diese Konferenz zu besuchen? Weshalb alle diese Abonnenten? Der Grund ist: Alle Philosophien und Strategien, die ich mir angeeignet habe, sind übertragbar. Sie sind leicht verständlich und unmittelbar umsetzbar. Viele meiner Follower begannen, sich selbst als Valuetainer zu bezeichnen und positive Ergebnisse zu erzielen. Auch wenn wir keine traditionelle Business School wie Harvard, Stanford oder Wharton sind, wurde Valuetainment zum Brutplatz sowohl für erfolgreiche Manager als auch für erfolgreiche Entrepreneure in aller Welt.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Entrepreneurship die meisten Probleme dieser Welt lösen kann, und die Erfahrung hat mir nicht nur gezeigt, wie das geht, sondern auch, wie ich es anderen beibringen kann. All mein Wissen, das ich über die Zeit erworben habe – ob in persönlichen Gesprächen, in Gruppenmeetings oder in zähen Verhandlungen – lege ich in dieses Buch, weil ich gesehen habe, dass es funktioniert, und weiß, dass auch Sie ebenso erfolgreich sein können.

Wie Sie Ihre Ziele in der Welt des Business erreichen

Was Sie in der Hand halten, ist die komplette Skriptvorlage, um zu erreichen, was immer Sie sich erträumen. Sie werden nicht nur die dazu erforderlichen Fertigkeiten entwickeln, sondern auch die dafür notwendige Denkweise. Nebenbei werden Sie sehen, wie jemand zu einer besseren Führungskraft und einem besseren Menschen wird. Sobald Sie sich mit allen fünf Schritten vertraut gemacht haben, verfügen Sie über das nötige Rüstzeug, um in der Welt des Business jede Art von Erfolg zu erzielen, die Sie sich wünschen.

Die fünf Schritte lauten:

Perfektionieren Sie Ihre Selbstwahrnehmung

Perfektionieren Sie Ihr Denken

Perfektionieren Sie die Teambildung

Perfektionieren Sie die Skalierbarkeit Ihrer Strategien

Perfektionieren Sie das Spiel mit der Macht

Im ersten Schritt geht es darum, sich selbst besser kennenzulernen – ein Thema, das in Unternehmerkreisen nur selten Beachtung findet. Sie werden sehen, dass Sie ohne geeignete Selbstwahrnehmung nicht vorausdenken können. Erst die nötige Selbstwahrnehmung verleiht Ihnen die Kraft, Ihr eigenes Handeln zu lenken und zu steuern. Und nur, wenn Ihnen klar ist, wer Sie sein wollen, wissen Sie auch, welche Richtung Sie einschlagen müssen und warum das so wichtig ist.

Der zweite Schritt handelt von der Fähigkeit, rational zu denken. Ich werde Ihnen zeigen, wie Sie Fragestellungen durchdringen, und Ihnen eine Methode vorstellen, wie Sie einen Ausweg aus jeder Entscheidungssituation finden, wie viel auch immer davon abhängen mag. Es gibt keine reinen Schwarz-Weiß-Entscheidungen und Sie werden in diesem Abschnitt lernen, ein Auge für die Grauschattierungen zu haben und trotz aller Ungewissheit entschlossen Ihren Weg zu gehen.

Im dritten Schritt geht es darum, andere Menschen zu verstehen, damit Sie das richtige Team um sich versammeln können – ein Team, das es Ihnen ermöglicht zu wachsen. Einige meiner Taktiken mögen machiavellistisch anmuten. Im Kern geht es mir jedoch bei allem, was ich tue, darum, Menschen zu helfen, das Beste aus sich herauszuholen. Dazu stelle ich Ihnen Fragen, die Ihre tiefsten Sehnsüchte offenbaren. Und indem ich Ihnen helfe, sich selbst besser zu verstehen, helfe ich Ihnen auch, Ihre Beziehungen besser zu verstehen. Das Vertrauen, das Sie zwischen sich und Ihren Mitarbeitern und Partnern schaffen, bildet die Grundlage für gewinnbringende Bündnisse, beschleunigt alle Bereiche Ihres geschäftlichen Wirkens und verhilft Ihnen zu einem gesunden Nachtschlaf.

Der vierte Schritt handelt davon, wie Sie Ihre Strategien skalierbar gestalten, um ein exponentielles Wachstum zu ermöglichen. Wir werden über Dinge wie die Kapitelbeschaffung, die Generierung schnellen Wachstums oder die Inpflichtnahme Ihrer Beschäftigten sprechen. Wenn Sie zu diesem Abschnitt gelangen, werden Sie bereits wie ein erfahrener CEO denken. Sie lernen, wie Sie Schwung erzeugen – und aufrechterhalten – und wie Sie Tracking-Systeme entwickeln, die es Ihnen erlauben, die wesentlichen Parameter Ihrer unternehmerischen Tätigkeit stets im Blick zu behalten.

Der fünfte Schritt handelt von Macht und Einfluss. Wir werden darüber sprechen, wie Sie den Goliath Ihrer Branche schlagen können. Sie werden ferner sehen, wie Sie Ihr Narrativ bewusst gestalten und die sozialen Medien nutzen können, um Ihrer Geschichte Glanz zu verleihen. Sie werden etwas über Psychologie lernen und Insidergeheimnisse von einer der berüchtigtsten Geschäftsorganisationen der Welt erfahren: der Mafia (ja, der Mafia – und Sie werden bald sehen, warum!). Den Abschluss werden einige unglaubliche Anekdoten bilden, die zeigen, wie erfolgreiche Entrepreneure fünf Schritte vorausdenken.

Mag ich auch keine höhere Schulausbildung genossen haben, so habe ich doch mehr als 1500 Bücher zum Thema Unternehmensführung gelesen. Ich war und bin besessen vom Lernen. Ich presse so viel Wissen aus diesen Büchern, wie ich nur kann, und wende sie auf meine eigene Business-Tätigkeit an. Als Valuetainment begann, Fahrt aufzunehmen, verschaffte mir das die Gelegenheit, viele brillante Köpfe und Strategen zu interviewen. Das diente und dient bis heute einem doppelten Zweck: Ich konnte so mein eigenes Geschäft und mein Leben verbessern; gleichzeitig aber profitieren auch meine Follower aus allen Teilen der Welt von diesem Wissen.

Damit Sie verstehen, wie die erfolgreichsten Entrepreneure und Strategen denken und handeln, werde ich hier ihre Geschichten wiedergeben. Viele von ihnen habe ich interviewt, wie zum Beispiel Ray Dalio, Billy Beane, Robert Greene, Kobe Bryant, Patty McCord und eine ganze Reihe von Mafiosi wie Salvatore »Sammy the Bull« Gravano. Aber auch Menschen, die ich aus der Ferne beobachte und bewundere, finden Erwähnung, wie beispielsweise Steve Jobs, Sheryl Sandberg und Bill Gates. Sie alle sind faszinierend und ihre Geschichten werden meinen Ratschlägen Lebendigkeit verleihen.

Der ganze Zweck dieses Buches ist es, Ihnen zum Erfolg zu verhelfen – unabhängig davon, in welcher Position Sie sich gegenwärtig befinden. Wenn Sie am Ende des Buches angekommen sind, werden Sie ganz genau wissen, wie Ihre nächsten fünf Schritte auszusehen haben.

Mein Ziel ist es, Ihnen zu einer Reihe von Aha-Momenten zu verhelfen – und Sie in die Lage zu versetzen, Informationen auf neue Art und Weise zu verarbeiten – zu »durchdringen« – und Strategien zu entwickeln. Stellen Sie sich den Frust vor, einen Safe öffnen zu wollen, ohne den Code zu kennen. Und stellen Sie sich dann vor, wie Sie den Code finden und sich so einen Schatz an unternehmerischem Wissen erschließen. Indem Sie dieses Buch lesen, erwerben Sie die Zuversicht, nicht nur zu wissen, was Sie tun müssen, sondern auch wie. Und damit haben Sie zugleich auch alles, was Sie benötigen, um Probleme auf allen Ebenen zu lösen und Ihre persönliche Marke und Ihr Unternehmen wachsen zu sehen.

SCHRITT 1 Perfektionieren Sie Ihre Selbstwahrnehmung

1 Wer wollen Sie sein?

Ich bin überzeugt, dass es besser ist, Fragen zu haben als Antworten, denn das fördert das Lernen. Besteht der Sinn des Lernens nicht darin, das zu bekommen, was Sie sich wünschen? Und müssen Sie dann nicht bei dem beginnen, was Sie sich wünschen, um anschließend herauszufinden, was Sie lernen müssen, um es zu bekommen?

Ray Dalio, Investor und Verfasser des Buches Principles: Life and Work, auf der Time-Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt von 2012

Im Film Wall Street von 1987 sagt Michael Douglas in der Rolle des Gordon Gekko zu Bud Fox alias Charlie Sheen: »Mich an der Wallstreet abrackern für 400 000 Jahresgehalt und Fliegen erster Klasse? Damit gebe ich mich nicht zufrieden. Ich spreche hier über richtiges Geld – genug, um mir meinen eigenen Jet zu leisten.«

Manche Menschen lesen dieses Zitat und sagen: »400 000 US-Dollar im Jahr klingen wie ein wahr gewordener Traum.« Manche sagen gar nichts und behaupten, materielle Dinge würden sie nicht interessierten. Andere schlagen sich auf die Brust und schreien zum Himmel, dass sie ihren eigenen Jet haben werden. Was mich interessiert, ist, was Sie denken, denn alle Ihre Entscheidungen werden davon abhängen, wohin es Sie zieht.

Ob Highschool-Schüler oder CEO eines 500-Millionen-US-Dollar-Unternehmens – wer mir eine Frage stellt, erhält von mir die Antwort: »Alles hängt davon ab, wie ehrlich Sie diese Frage beantworten können: Wer wollen Sie sein?«

In diesem Kapitel werde ich Ihnen zeigen, wie Sie diese Frage klar beantworten und sich ein neues Lebensziel setzen können, das Sie anspornt und auf Touren bringt. Ich werde Ihnen zeigen, warum es genügt, dass Sie sich einen Plan machen und sich voll und ganz damit identifizieren, um künftig alle Energie und Disziplin zur Verfügung zu haben, die Sie jemals benötigen werden.

Beantworten Sie ein paar Fragen, um Ihre tiefsten Sehnsüchte zu offenbaren

Nichts zählt, solange Sie nicht wissen, was Sie antreibt und wer Sie sein wollen. Viel zu oft gehen Berater und Influencer davon aus, dass alle dasselbe wollen. Wann immer ich mit einem CEO oder einem Gründer spreche, stelle ich zuerst einmal Fragen. Bevor ich irgendwelche Empfehlungen gebe, sammele ich so viele Informationen wie nur möglich darüber, wer der Betreffende sein will und was er sich vom Leben wünscht.

Mir ist bewusst, dass nicht jeder weiß, wer er sein will. Es ist normal, nicht sofort alle Antworten zu kennen. Schließlich steht diese Frage – wie auch alle übrigen Schritte in diesem Buch – für einen Prozess. Alle Beispiele, die ich zitiere, und alle Anekdoten, die ich wiedergebe, sind für Sie da. Sie sollen Sie zum Nachdenken bringen und Sie anspornen, sich selbst besser kennenzulernen. Wenn Sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine klare Antwort haben, geht es Ihnen wie der Mehrheit. Ich bitte Sie lediglich darum, unvoreingenommen weiterzulesen, um diese Frage zu gegebener Zeit beantworten zu können.

Der Zweck dieses Schrittes besteht darin, Ihnen zu helfen, sich darüber klar zu werden, was für Sie am meisten zählt, und eine Strategie zu entwickeln, die zu Ihrem Engagement und Ihrer Vision passt. Vielleicht werde ich darauf dringen, dass Sie bestimmte Entscheidungen oder Vorgehensweisen, wie Sie Ihre Zukunftsvision wahrmachen wollen, hinterfragen; letztlich jedoch muss die Entscheidung, sich ins Zeug zu legen und »größer« zu denken, von Ihnen selbst kommen.

Wer wollen Sie sein?

Wenn Sie sich diese Frage nur gründlich genug stellen, wird Ihre Antwort zeigen, wie ernst es Ihnen damit ist. Wenn Sie einen Tante-Emma-Laden gründen wollen, müssen Sie Ihr Geschäft nicht wie einen Krieg begreifen und können die Sache entspannter angehen. Wenn Sie hingegen eine ganze Branche aufmischen wollen, sollten Sie sich besser mit der richtigen Story, dem richtigen Team, den richtigen Daten und den richtigen Strategien wappnen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um sich wirklich darüber klar zu werden, wer genau Sie sein wollen, denn sonst werden Sie schwerlich bei der Stange bleiben, sobald die See rauer wird. Und in der Welt des Business bleiben die Stürme nicht aus.

Machen Sie Schmerz zu Ihrem Treibstoff

Ich könnte hier sitzen und Ihnen etwas über das Leben erzählen, das Sie dereinst führen werden. Über Autos und Jets und über die Berühmtheiten, denen Sie begegnen werden. Aber alles der Reihe nach. Bis Sie dorthin gelangen, werden Sie mehr Ängste ausstehen, als Sie sich vorstellen können. Je besser Sie mit Schmerzen umgehen können und je mehr Ausdauer Sie zeigen, desto größer sind Ihre Erfolgsaussichten in der Welt des Business.

Viele von uns neigen, wenn sie erst einmal mehrere Jahre auf sich selbst gestellt waren, zu einem gewissen Zynismus. Das ist nicht schön, aber ich habe es nur zu oft beobachtet. Wir alle haben als Kinder und Jugendliche hochtrabende Träume und entwickeln viele Pläne. Dann aber kommt das echte Leben dazwischen und unsere Pläne lassen sich nicht so einfach umsetzen, wie wir uns das gedacht hatten. Wir verlieren den Glauben an unsere Fähigkeit, uns darauf zu fokussieren, wer wir sein wollen. Vielleicht bemerken Sie es nicht, aber es beeinträchtigt Sie auch in Ihrer Fähigkeit, Ihren nächsten Schritt zu tun.

Vielleicht fangen wir sogar an zu denken: »He, was bringt es zu sagen: Ich werde ein großes Ding drehen, wenn ich es dann nicht durchziehe? Besser, ich setze mir bescheidenere Ziele, die ich realistischerweise erreichen kann.«

Das Einzige, was uns von wahrer Größe trennt, ist eine Vision und ein Plan, wie wir sie erreichen können. Wenn Sie für etwas kämpfen, das größer ist als Sie selbst – ein hehres Anliegen, einen Traum –, werden Sie den Enthusiasmus, die Leidenschaft und die Freude finden, die das Leben zu einem großartigen Abenteuer machen. Der Schlüssel liegt in der Identifizierung Ihres Anliegens und im Wissen darum, wer Sie sein wollen.

Im Sommer 1999 war ich 20 Jahre alt und hatte die Armee verlassen. Mein Plan lautete: Ich würde der nahöstliche Arnold Schwarzenegger werden. In jenem Juni sagte mir ein sicheres Gefühl, dass ich der nächste Mr. Olympia werden, eine Kennedy ehelichen, Schauspieler werden und zuletzt Gouverneur von Kalifornien werden würde.

Als ersten Schritt hin zur Verwirklichung meines Plans beschaffte ich mir einen Job in einem Fitnessstudio – in der Hoffnung, dort so bald wie möglich »entdeckt« zu werden. Damals hieß die größte Fitnessstudiokette der Gegend Bally Total Fitness. Durch Vermittlung meiner Schwester bekam ich ein Angebot von einer Bally-Filiale in Culver City. Es war wohl die kleinste und älteste Bally-Filiale in ganz Kalifornien.

Trotz der alles andere als idealen Umstände wurde ich befördert und in die größte Bally-Filiale versetzt, die sich zufällig in Hollywood befand. Mein Plan ging auf! Weil ich im Verkaufen von Mitgliedschaften immer besser wurde, verdiente ich nunmehr 3500 US-Dollar im Monat. Verglichen mit dem, was ich bei der Armee bekommen hatte, fühlte sich das wie Millionen an.

Eines Tages bot mir mein Vorgesetzter Robby eine Stelle als stellvertretender Filialleiter in der Bally-Filiale in Chatsworth 50 Kilometer außerhalb Hollywoods an. Er wollte, dass ich das Studio wieder auf Vordermann brächte, denn es hatte zuletzt nur 40 Prozent seines Monatsziels erreicht.

Ich wollte nicht nach Chatsworth gehen. Ich wollte Wochenendmanager in Hollywood sein – eine Stelle, die mir 55 000 im Jahr eingebracht hätte. Robby versprach mir, dass der Job meiner wäre, wenn es mir gelänge, Chatsworth zu retten. Der einzige Mitbewerber war ein Langzeitangestellter namens Edwin. Wenn ich ihn überträfe, wäre mir der Job als Wochenendmanager in Hollywood sicher.

90 Tage später war es uns gelungen, eine Wende bei Chatsworth herbeizuführen und den Umsatz von 40 Prozent auf 115 Prozent des Planziels zu steigern. Wir befanden uns damit fast an der Spitze sämtlicher Bally-Filialen im Land und weit vor Edmin. Als ich einen Anruf von Robby erhielt, ging ich fest davon aus, dass die Zentrale sehr zufrieden mit mir war. Mein Plan ging noch immer auf! Ich würde der Fitness-Legende Joe Weider begegnen, von einem wichtigen Hollywood-Talentsucher entdeckt werden, meine Schauspielerkarriere starten und einer Kennedy über den Weg laufen. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Vorfreude, die mich an jenem Nachmittag befiel, bevor ich mich mit Robby traf.

In dem Augenblick, in dem ich Robbys Büro betrat, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Das war nicht derselbe Mensch, der mir die Stelle versprochen hatte, falls ich Edwin bei den Umsatzzahlen schlug.

Das ist nur Paranoia, versuchte ich mir zu sagen. Besser, ich höre mir erst einmal an, was er zu sagen hat.

»Patrick, ich bin so stolz auf das, was ihr dort in den letzten 90 Tage abgezogen habt«, sagte Robby. »Ich möchte, dass du dort noch weitere sechs Monate bleibst und das Studio in Chatsworth auf die nächste Ebene hebst.«

»Wie meinst du das?«, fragte ich. »Ich habe sehr klar gemacht, dass ich die Stelle als Wochenendmanager in Hollywood möchte.« Diese Stelle, sagte er, wäre schon besetzt.

In diesem Augenblick begann mein Blut zu kochen. Ich konnte nicht glauben, dass ein erwachsener Mensch mir in die Augen schauen konnte, nachdem er sein Wort gebrochen hatte. Ich war so darauf fokussiert gewesen, das Ziel zu schaffen, dass ich keinen Gedanken darauf verwendet hatte, mir zu überlegen, was ich machen wollte, sollte der Plan nicht aufgehen.

Und wer hatte die Stelle bekommen? Sie haben es erraten: Edwin. Warum? Edwin arbeitete seit sechs Jahren für Bally, während ich erst seit neun Monaten dabei war. Was spielte es da für eine Rolle, dass ich Edwin auf der landesweiten Rangliste klar geschlagen hatte? Was spielte es für eine Rolle, dass ich die Stelle nach objektiven Kriterien klar verdient hatte?

Ich muss Robby zugutehalten, dass seine Entscheidung nicht reiner Willkür entsprang. Vielmehr hatte er die Vorgaben der Zentrale zu befolgen, mit der er es sich nicht verscherzen wollte. Und für mich war es in mancher Hinsicht ein Segen, frühzeitig zu lernen, dass Unternehmen ihre Agenden haben und Beförderungen selten nur nach Verdienst gewähren. Robby blieb nicht verborgen, wie wütend ich war, und er empfahl mir etwas frische Luft zur Abkühlung. Ich lief also zum Parkplatz und versuchte, klar zu denken. Ich stellte mir vor, wie diese Ereignisse den Rest meines Lebens bestimmen würden. Ich spielte den Film in meinem Kopf ab und konnte mich einfach nicht mit dem abfinden, was geschehen würde, wenn ich Robbys Entscheidung akzeptierte. Auch wenn es mir damals nicht bewusst war: Ich spielte bereits meine nächsten Schritte durch. Das einzige Problem war, dass ich auf den Schritt eines anderen reagierte, anstatt meinen eigenen Schritt auszuführen. Ich kehrte in sein Büro zurück und fragte ihn, ob die Entscheidung endgültig war. Er bejahte.

In diesem Augenblick schaute ich ihm in die Augen und sagte ihm, dass ich raus wäre. Anfangs dachte er, ich würde scherzen, aber meine Entscheidung war gefallen. Was brachte es, irgendwo zu arbeiten, wo es keine klaren Anweisungen gab, was ich tun musste, um im Unternehmen aufzusteigen? Warum sollte ich mir das antun? In diesem Augenblick machte ich mir klar, dass ich keinen weiteren Tag meines Lebens mein Schicksal der Willkür anderer Menschen ausliefern wollte.

An diesem Punkt meiner Karriere kam ich mir nicht als Gewinner vor. Gemessen an meiner Unfähigkeit, mehr als ein oder zwei Schritte vorauszudenken, war ich immer noch Amateur. Folglich war ich wie gelähmt. Auf dem Heimweg plagte mich das Gefühl, die schlechteste Entscheidung meines Lebens getroffen zu haben. Meine Kollegen begannen mich anzurufen, um mich zu fragen, was mich geritten hätte. Meine Familie war ebenso fassungslos.

Als ich an diesem Abend zu Bett ging, hatte sich meine innere Aufregung weitestgehend gelegt und ich begann mich zu fragen, was ich als Nächstes tun wollte. Später in meiner Karriere lernte ich, auch in der Hitze des Gefechts einen kühlen Kopf zu bewahren. Glücklicherweise konnte ich mich an diesem Abend so weit beruhigen, dass ich mir Gedanken über meine nächsten Schritte machen konnte. Wenn ich heute daran zurückdenke, wird mir bewusst, dass dies ein Schlüsselaugenblick in meinen Leben war.

Ich musste in mich gehen und mir darüber klar werden, wer ich sein – und wohin ich gehen – wollte. Die Liste, die ich erstellte, sah ungefähr so aus:

Ich will, dass der Name Bet-David etwas bedeutet, und zwar so, dass meine Eltern stolz sein können auf ihre Entscheidung, dem Iran den Rücken zu kehren.Ich will mit Menschen zusammenarbeiten, die ihre Versprechen halten – insbesondere, wenn es um Führungskräfte geht, die Einfluss auf meinen beruflichen Werdegang haben.Ich wünsche mir eine klare Formel, wie ich allein aufgrund meiner Ergebnisse an die Spitze gelangen kann. Ich kann Überraschungen und verschobene Torpfosten nicht leiden.Ich will mir ein Team zusammenstellen, das von derselben Vision geleitet ist wie ich, um zu sehen, wie weit wir es gemeinsam bringen. Dazu gehören auch Mitstreiter, denen ich zu 100 Prozent vertrauen kann.Ich will genug Geld verdienen, um nicht länger der Willkür anderer ausgeliefert zu sein.Ich will alles lesen, was ich an Strategiebüchern finden kann, um einen umfassenden Blick auf das Spiel zu erhalten und zu lernen, wie ich schikanöse Umgangsformen in den Unternehmen minimieren kann.

Sobald ich mir bewusst geworden war, wer ich sein wollte, konnte ich meine nächsten Schritte erkennen. Der erste Schritt bestand darin, einen Verkäuferjob mit leistungsbasierter Bezahlung und klaren Erwartungen zu finden. Heute, 20 Jahre später, kann ich Ihnen sagen, dass Klarheit das Ergebnis von Entscheidungen ist, die mit unseren Kernüberzeugungen und Werten im Einklang stehen.

Lassen Sie sich von Ihren Hassern und Zweiflern antreiben

Ich erwähne hier diese Geschichte von der verweigerten Beförderung, weil ich möchte, dass Sie sich Ihren eigenen Schmerz zunutze machen. Es sind diese Augenblicke, in denen Sie sich machtlos, wütend oder traurig fühlen, die Ihnen verraten, wo Ihre tiefste Kraftquelle liegt. Unterschätzen Sie nicht die motivierende Kraft der Schmach. Als der 17-jährige Elon Musk Südafrika in Richtung Kanada verließ, hatte sein Vater nichts als Spott für seinen ältesten Sohn übrig. In seinem Rolling-Stone-Portrait von 2017 zitiert Neil Strauss Elon Musks Beschreibung des Abschieds vom Vater: »Er meinte eher hämisch, dass ich in drei Monaten zurück sein würde, dass ich es niemals schaffen würde und dass ich überhaupt zu nichts Eigenem fähig wäre. Er nannte mich immerzu einen Idioten. Und das war nur die Spitze des Eisbergs.«

Barbara Corcoran, die Immobilien-Mogulin, die Sie vielleicht in Shark Tank (der amerikanischen Version von Die Höhle der Löwen) gesehen haben, wuchs als eines von zehn Kindern in einem Arbeiterstädtchen in New Jersey auf. Im Jahr 1973 war die 23-Jährige als Kellnerin in einem Restaurant beschäftigt. Dort begegnete sie einem Mann, der ihr 1000 US-Dollar lieh, um damit eine Immobilienfirma zu gründen. Sie verliebten sich ineinander und alles sah nach einer glücklichen Zukunft aus. Wäre es so gekommen, hätte Corcoran vermutlich ein ordentliches Immobilienunternehmen aufgebaut. Es kam jedoch anders. Im Jahr 1978 ließ ihr Mann sie sitzen, um ihre Assistentin zu heiraten. Zu alledem rieb er Salz in die Wunde, indem er sagte: »Ohne mich wirst du niemals erfolgreich sein.«

Im November 2016 sagte Corcoran dem Wirtschaftsmagazin Inc. in einem Interview, dass sie ihre Wut zu ihrer besten Freundin gemacht habe. »Wann immer ein Mann sich abfällig über mich äußerte, war ich in Bestform«, sagte sie. »Ich würde von dieser Person bekommen, was immer ich wollte, da konnten Sie Gift drauf nehmen. ... Ich ließ mich nicht verhöhnen. Mit mir konnte er das nicht machen. Ich sagte leise zu mir selbst: »F**k you.«

Diese Art von Zurückweisung und von erlebter Schmach kann eine verdammt starke Triebfeder darstellen. Denken Sie einmal zurück und überlegen Sie, welche Lehrer, Ratgeber, Vorgesetzte, Eltern oder Verwandten im Lauf der Jahre sich geringschätzig oder abwertend über Sie geäußert haben. Das bedeutet nicht, dass Sie deren Negativität notgedrungen mit sich herumtragen. Im Gegenteil, Sie können sie als Raketentreibstoff nutzen. Corcoran verwandelte die erlebte Ablehnung in Entschlossenheit. Das Ergebnis war, dass sie das erfolgreichste Wohnimmobilienunternehmen in New York aufbaute und für 66 Millionen US-Dollar verkaufte. Anschließend schrieb sie ein Bestsellerbuch und wurde mit Shark Tank ein TV-Star.

Als Investorin in Entrepreneure hält Corcoran sogar ausdrücklich nach Menschen Ausschau, für die Schmerz eine zentrale Triebfeder darstellt. Ein Aufwachsen in armen Verhältnissen wertet sie als Pluspunkt. Sie sagt: »Eine schlechte Kindheit? Ja! Das ist für mich wie eine Versicherungspolice. Ein gewalttätiger Vater? Wunderbar! Niemals einen Vater gehabt? Noch besser! Nicht alle meine erfolgreichen Entrepreneure hatten eine miserable Kindheit. Aber irgendwen gab es dennoch, der ihnen sämtliche Fähigkeiten absprach, und dieser Stachel sitzt.«

Ich möchte Ihren Schmerz nicht herunterspielen. Glauben Sie mir, ich habe als Kind genug Schmach für ein ganzes Leben erfahren. Das schmerzte damals und schmerzt noch immer. Abschätzige Bemerkungen, Beleidigungen und Schmähungen können Ihnen sowohl als Ausrede als auch als Treibstoff dienen. Als ein verdammt starker Treibstoff.

Michael Jordans Vater sagte einmal: »Wenn Sie das Beste aus Michael herausholen wollen, sagen Sie ihm, dass er etwas nicht kann.« Als Jordan fünf Jahre nach seinem Abschied aus der NBA anlässlich seiner Aufnahme in die Hall of Fame eine Rede hielt, was glauben Sie, worüber hat er da am meisten gesprochen? Über all seine Hasser und Zweifler. Er hatte ihnen die erlebte Schmähung noch immer nicht verziehen. Leroy Smith Jr. hatte damals Jordans Platz eingenommen, nachdem dieser aus dem Highschool-Team ausgeschlossen worden war. Wie sehr Jordan Schmerz als Treibstoff nutzte, wird schon daraus deutlich, dass er Leroy ausdrücklich zu dieser Feier einlud. Jordan sagte: »Als er im Team spielen durfte und ich nicht, wollte ich nicht nur ihm und nicht nur mir, sondern dem Trainer, der ihn mir vorgezogen hatte, klar zu verstehen geben: Mann, du hast da echt einen Fehler gemacht.«

Sie alle – Musk, Corcoran und Jordan – setzten Schmerz als Treibstoff ein. Und das können auch Sie. Denken Sie zurück an ihre härtesten Momente, in denen Sie sich sagten: »Nie wieder!« Die Erinnerung an diese Erlebnisse wird Ihr Treibstoff sein.

Ich habe bis heute das Gefühl, ausreichend Hassern im Leben begegnet zu sein, um mit ihnen den Madison Square Garden zu füllen. Als 26-Jähriger wurde ich in meine Alma Mater Glendale High School eingeladen, um dort eine Rede zu halten. Dort lief ich einer Beratungslehrerin namens Dotty über den Weg, die mich fragte: »Na, Patrick, was treibt dich her? Den Motivationsredner zu sehen?« Und dann erzählte sie mir, dass sie schon immer meine Eltern bemitleidet hätte. Hier war ich mit meinen 26 Jahren, von meiner Highschool eingeladen, meine Erfolgsstory zum Besten zu geben, und Dotty überschüttete mich mit Mitleid und erinnerte mich daran, dass ihr schon vor zehn Jahren meine Eltern dafür leidgetan hätten, weil ich so ein verlorenes Kind war – ohne jeden Antrieb und Orientierung.

Dotty geleitete mich schließlich zur Aula, in der 600 Schüler auf den Auftritt des Motivationsredners warteten, als plötzlich der stellvertretende Schulleiter aufstand und begann, mich als den Redner vorzustellen. Den Blick auf ihrem Gesicht hätten Sie sehen müssen!

Ich habe kein Wort zu Dotty gesagt. Ich verbuchte sie einfach als eine weitere unter den vielen Hassern, die mein Leben säumen. Alle diese Leute treiben mich an. Ich habe sogar eine Liste von Äußerungen angelegt, die mir über die Jahre über mich zu Ohren gekommen sind. Die meisten Menschen lesen zur Stärkung des eigenen Selbstvertrauens positive Bestätigungen. Ich aber verfüge über eine ganz andere Sammlung von »Bestätigungen« von Leuten, die meine Fähigkeiten und meinen Wert angezweifelt oder versucht haben, mir eins auf den Deckel zu geben. Wann immer ich mir diese Liste zu Gemüte führe, lodert in mir ein Feuer auf, das sich mit keinem Geld der Welt aufwiegen lässt.

Der vielleicht wichtigste Hasser in meinem Leben war ein mir Unbekannter. Als ich 23 war, erlitt mein Vater seinen 13. Herzinfarkt. Ich eilte mit ihm in das staatliche Los Angeles County Medical Center. Dort behandelte man ihn wie Dreck. Ich rastete komplett aus – ich schlug um mich und warf mit Gegenständen. »Nicht mit meinem Vater! Das geht zu weit!« Ich war so außer mir, dass die Sicherheitsleute mich nach draußen bringen mussten. Während meines Tobsuchtsanfalls sagte jemand zu mir: »Hör mal zu: Wenn du Geld hättest, könntest du dir eine bessere Versicherung und bessere Ärzte für deinen Vater leisten. Aber nicht du hast für das hier bezahlt. Das machen die Steuerzahler. Das nennt man staatliche Krankenversicherung.«

Nachdem sie mich aus dem Krankenhaus hinauskomplimentiert hatten, setzte ich mich in meinen Ford Focus und die Tränen rannen mir in Strömen übers Gesicht. An die Stelle der Wut trat die Beschämung. Der Mann hatte recht gehabt. Mein Vater bekam eine ungenügende Behandlung, weil ich nicht das Geld hatte, ihm eine bessere Versorgung zu garantieren. Und das Geld hatte ich nicht, weil ich mehr Zeit in Nachtclubs verbrachte als mit Kunden. Das war der Tiefpunkt meines Lebens. Die Frau, von der ich dachte, dass ich sie ehelichen würde, hatte mir gerade erst den Laufpass gegeben. Ich hatte Kreditkartenschulden in Höhe von 49 000 US-Dollar. 30 Minuten lang heulte ich wie ein Kleinkind.

Nach all der Heulerei, dem Selbstmitleid und der empfundenen Schmach kam ich schließlich zur Vernunft. An diesem Abend starb der alte Patrick.

Alles an mir veränderte sich. Ich nutzte den Schmerz, um mich an jede Kränkung zu erinnern, die mir jemals im Leben zugefügt worden war: »Notenschnitt 3-. Loser. Hängt mit Mafiosi ab. Armer Patrick, so chancenlos. Eltern geschieden. Mutter lebt von Sozialhilfe. Musste mangels Alternativen in der Armee dienen. Wird es niemals zu etwas bringen.«

Ich schwor mir, dass man Vater niemals mehr im 99-Cent-Laden an der Kreuzung Eucalyptus Avenue/Manchester Boulevard in Inglewood würde arbeiten müssen, wo er regelmäßig mit einer Waffe bedroht wurde. Solange er lebte, würde es ihm nicht mehr an ärztlicher Versorgung mangeln. Weder er noch ich würden jemals wieder Schmach erleiden müssen.

Ich sagte zu mir selbst: »Bet-David. Die Welt wird diesen Namen noch kennenlernen. Ich weiß, welchen Schmerz wir erlitten haben. Ich weiß, vor welchen Herausforderungen wir als Familie standen, als wir aus dem Iran in die USA kamen. Ich weiß noch, wie sehr es Mutter beschämte, dass ihr Englisch so schlecht war. Ich erinnere mich noch an Vaters Gesicht auf Familienzusammenkünften, wenn die Leute ihn belächelten. Nicht lange und du wirst so stolz auf deinen Namen sein. Nicht lange und du wirst so stolz darauf sein, dass du nach Amerika gekommen bist. Du wirst so stolz auf die Opfer sein, die du gebracht hast!«

Etwas Komisches passierte am nächsten Tag. Die Leute erkannten mich nicht wieder. Ich bekam die besten Komplimente aller Zeiten: »Pat, du hast dich verändert. Du bist gar nicht mehr wiederzuerkennen. Wir vermissen den alten Pat. Wir wollen ihn zurück.« Zuvor war ich berühmt dafür gewesen, dass ich von Donnerstag- bis Sonntagabend sämtliche Nachtclubs in Los Angeles besuchte. Ich pflegte 26-mal im Jahr nach Las Vegas zu fahren. Jetzt bat ich alle meine Freunde, mich nicht länger einzuladen. Aber sie hörten nicht darauf. Sie dachten, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis ihr alter Kumpel wieder die Schar der Clubbesucher anführte.

Sie konnten nicht ahnen, dass sie den partyversessenen, disziplinlosen Patrick niemals wieder zu Gesicht bekommen würden. Ich hatte mich um 180 Grad gewandelt. Von diesem Tag an sah niemand, mich eingeschlossen, den alten Patrick je wieder. Ich nutzte alle jene Hasser als Treibstoff und der hat mich seither kontinuierlich mit Energie versorgt – eine Reserve, auf die ich in jedem Augenblick zugreifen kann.

Ich möchte, dass Sie alle Ihre Wut und Ihren Schmerz als Treibstoff nutzen. Das ist Ihre Show. Wenn Sie sich verändern und sich darauf fokussieren, wer Sie sein wollen, kann nichts Sie stoppen.

Ich gerate in Rage, wenn ich an diese Geschichten zurückdenke. Sie schmerzen nicht mehr so wie einst, aber ich kann mich auf der Stelle in eine jener Szenen zurückversetzen, um denselben Treibstoff zu produzieren. Etwas sagt mir, dass in Zukunft noch viele Einträge zur Liste hinzukommen werden. Und obwohl der Schmerz niemals ganz verschwindet, begreife ich alle diese Hasser und Zweifler mittlerweile als ein Geschenk. Sie erst ermöglichten es mir, Klarheit darüber zu gewinnen, wer ich sein will. Sie brachten mich dazu, »Nie wieder!« zu sagen und eine Liste unverhandelbarer Dinge zu erstellen (Dinge, auf die ich unter keinen Umständen zu verzichten bereit wäre). Ich ermuntere Sie, es genauso zu machen.

Verzichten Sie insbesondere nicht auf Ihre Eigenheiten, die andere möglicherweise als Schrullen empfinden – sie sind wichtig, weil sie für das stehen, was Sie erlebt haben und wie die Natur Sie geschaffen hat. Sie müssen sich wirklich klar darüber werden, was Sie opfern können und was absolut nicht zur Disposition steht. So können Sie Ihre eigene Liste von unverhandelbaren Dingen erstellen.

Entdecken Sie, welche Rolle am besten zu Ihnen passt

Alle klärenden Fragen, die ich Ihnen stelle, dienen allein dem Zweck, Ihnen zu helfen herauszufinden, welcher Pfad am besten zu Ihnen passt. Entscheidend ist, dass Sie die Position finden, die Ihre Talente am besten zur Geltung bringt. Gründer? CEO? Chefstratege? Vertriebsleiter? Nummer 2? Unternehmensentwickler? Intrapreneur? Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Entrepreneure die Schlagzeilen füllen, aber ein solches Leben ist möglicherweise nichts für Sie. Das heißt aber noch lange nicht, dass es keinen Ort gibt, an dem Sie Wohlstand erwerben und Erfüllung finden können.

Sie können diese Wahl nur treffen, wenn Sie sich zuvor klar geworden sind: Wer wollen Sie sein?

Das Dasein als Entrepreneur bringt hohe Risiken und hohe Gewinnchancen mit sich – menschlich und finanziell. Die meisten Menschen achten nur auf das Endprodukt eines erfolgreichen Entrepreneurs. Sie sehen nicht, was er (oder sie) durchgemacht hat – all die Kämpfe, die Enttäuschungen, die leeren Bankkonten. Als Entrepreneur werden Sie nicht immer die Möglichkeit haben, zur Abendessenszeit zurück bei Ihrer Familie zu sein. Je nach Größenordnung Ihrer Traumvorstellung gelingt Ihnen das vielleicht an den meisten Abenden. Aber wenn Sie eine ganze Branche auf den Kopf stellen oder ein multinationales Konglomerat aufbauen wollen, werden Sie viele Opfer bringen müssen. Das gehört alles zur bewussten Planung Ihrer nächsten Schritte und zur Notwendigkeit, andere – und nicht zuletzt Ihre Familienangehörigen – dafür zu gewinnen, diese Schritte mitzutragen.