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Die Situationen sind von erschütternder Alltäglichkeit: Ein Paar schottet sich gegen die Außenwelt ab, bis plötzlich ein Nachbar die Ruhe stört (Da kommt noch wer). Ein Mädchen kehrt nach langer Zeit hochschwanger zu seinen überraschten Eltern zurück (Der Name). Eine junge Frau und Mutter verzweifelt an der Passivität ihres Mannes (Die Nacht singt ihre Lieder). In Jon Fosses frühen Stücken wird das Banale zur Bedrohung. Scheinbar harmlose Ereignisse werfen die Menschen aus der gewohnten Bahn und bewirken lebensverändernde Einschnitte. So durchschnittlich die Probleme sind, die Fosse zeigt: Mit seiner wunderbar lakonisch-poetischen Sprache entwickelt er einen eindringlichen Sog. «Jon Fosse erzählt wunderbar traurige Geschichten von traurigen Menschen.» (Der Spiegel) «Ein Meister des Unheimlichen.» (Theater heute)
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Seitenzahl: 158
Jon Fosse
Die Nacht singt ihre Lieder
und andere Stücke
Dramen
Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel
Ihr Verlagsname
Die Situationen sind von erschütternder Alltäglichkeit: Ein Paar schottet sich gegen die Außenwelt ab, bis plötzlich ein Nachbar die Ruhe stört (Da kommt noch wer). Ein Mädchen kehrt nach langer Zeit hochschwanger zu seinen überraschten Eltern zurück (Der Name). Eine junge Frau und Mutter verzweifelt an der Passivität ihres Mannes (Die Nacht singt ihre Lieder).
In Jon Fosses frühen Stücken wird das Banale zur Bedrohung. Scheinbar harmlose Ereignisse werfen die Menschen aus der gewohnten Bahn und bewirken lebensverändernde Einschnitte. So durchschnittlich die Probleme sind, die Fosse zeigt: Mit seiner wunderbar lakonisch-poetischen Sprache entwickelt er einen eindringlichen Sog.
«Jon Fosse erzählt wunderbar traurige Geschichten von traurigen Menschen.» (Der Spiegel)
«Ein Meister des Unheimlichen.» (Theater heute)
Jon Fosse, 1959 in der norwegischen Küstenstadt Haugesund geboren, wuchs am Hardanger-Fjord auf und lebt heute als freier Schriftsteller in Bergen, Oslo und in Hainburg an der Donau/Österreich. Auf Deutsch erschienen von ihm u. a. die Romane Melancholie, Morgen und Abend und Das ist Alise. International bekannt wurde er durch seine mehr als dreißig Theaterstücke, die weltweit aufgeführt werden. Fosse erhielt zahlreiche Preise, 2015 wurde er für Trilogie mit dem Preis des Nordischen Rates ausgezeichnet.
(Nokon kjem til å komme)
Uraufführung 26.05.1996 Det Norske Teatret, Oslo (Regie: Otto Homlung)
Deutschsprachige Erstaufführung: 22.09.2001 Düsseldorfer Schauspielhaus (Regie: Jürgen Gosch)
ER
SIE
DER MANN
Der Platz vor einem alten, ziemlich verfallenen Haus. Die Wandfarbe ist verblasst, einige Fenster sind gesprungen; dennoch strahlt das Haus – es liegt allein, in einer flachen Bucht, mit Blick auf die See – eine eigene verwitterte Anmut aus. Ein Mann und eine Frau treten um die rechte Ecke des Hauses auf den Hof. Er ist in den Fünfzigern, beleibt, hat langes graues Haar, unstet blickende Augen; er bewegt sich langsam. Sie ist rund dreißig, relativ groß, ein bisschen kräftig, mit halblangem Haar, großen Augen; ihre Bewegungen haben etwas Kindliches an sich. Sie gehen vor dem Haus entlang; sie halten einander bei den Händen und sehen das Haus an
SIE
munter
Jetzt sind wir bald in unserem Haus
ER
Unser Haus
SIE
Ein schönes altes Haus
Weit weg von anderen Häusern
und von anderen Leuten
ER
Du und ich allein
SIE
Nicht nur allein
sondern allein zusammen
Blickt in sein Gesicht hoch
Unser Haus
In diesem Haus werden wir zusammen sein
du und ich
allein miteinander
ER
Und niemand wird kommen
Sie bleiben stehen und sehen das Haus an
SIE
Jetzt sind wir bei unserem Haus angekommen
ER
Das Haus ist ja doch hübsch
SIE
Jetzt sind wir bei unserem Haus angekommen
Bei unserem Haus
wo wir allein sein werden
Du und ich allein
bei dem Haus
wo du und ich allein sein werden
alleine
miteinander
ER
Unser Haus
SIE
Das Haus
das uns gehört
ER
Das Haus
das uns gehört
Das Haus
zu dem niemand kommen wird
Jetzt sind wir bei unserem Haus angekommen
Das Haus wo wir zusammen sein werden
allein miteinander
Sie gehen weiter an dem Haus entlang
SIE
etwas bekümmert
Aber es ist ein bisschen anders
ich hatte ja
nicht gedacht
dass es so sein würde
Auf einmal ängstlich
Denn
da kommt noch wer
es ist so einsam hier
dass da ganz sicher noch wer kommt
ER sieht nur immer zu dem Haus hin, wie in Gedanken versunken
Den ganzen langen Weg hierher
war ja kein Mensch zu sehen
lange sind wir gefahren
und haben keinen Menschen gesehen
nur die Straße
und jetzt stehen wir vor diesem Haus und
nachdrücklicher
stell dir vor wenn es dunkel wird
Und stell dir vor wenn ein Gewitter kommt
wenn der Wind
durch die Wände pfeift
wenn du das Meer tosen hörst
wenn die Wellen hochschlagen
wenn das Meer weiß und schwarz ist
und stell dir vor
wie kalt es in dem Haus wird
wenn der Wind durch die Wände pfeift
und stell dir vor
wie weit es bis zu anderen Leuten ist
wie dunkel es ist
wie still es sein wird
und stell dir vor
wie der Wind bläst
wie die Wellen schlagen
stell dir vor
wie das im Herbst wird
im Dunkeln
mit dem Regen und der Dunkelheit
Ein Meer
das weiß und schwarz ist
und nur du und ich
hier in diesem Haus
Und so weit bis zu anderen Leuten
ER
Ja so weit bis zu anderen Leuten
Pause
Jetzt sind wir endlich allein
SIE
etwas bekümmert
Aber wir sind nicht von allen
fortgefahren
Es waren nicht alle
nur ein paar Leute
waren das
ER
stellt sich vor sie und schaut sie an
Wir fahren von ihnen allen fort
von allen anderen
SIE
stellt sich vor ihn und schaut ihn an, fragend
Allen anderen
Fahren wir von allen anderen fort
ER
Ja von allen anderen
SIE
Aber kann man das
Werden nicht die anderen
sowieso dort sein
Kann man von allen anderen fortfahren
Ist das nicht gefährlich
ER
Aber wir wollen doch für uns sein
Es waren die anderen
alle anderen
die uns auseinandergerissen haben
All die anderen
Lauter
Wir wollen doch nur
miteinander zusammen sein
allein
irgendwo
wir wollen doch
nur irgendwo allein sein
wo wir wohnen können
Wo du und ich
allein zusammen sein können
Allein miteinander
Da wollten wir sein
Wir wollten doch nur
allein beieinander sein
allein miteinander
SIE
Aber können wir allein sein
Irgendwie ist doch wer hier
Verzweifelt
Hier ist wer
Da kommt noch wer
ER
ruhig
Hier sind nur wir
ER wendet sich ab, geht über den Hof, an der linken Ecke des Hauses vorbei, bleibt stehen und blickt zum Meer
Hier ist niemand
Und da
deutet
ist das Meer
Niemand kommt
SIE geht zu ihm, stellt sich neben ihn. Beide sehen zum Meer. ER, etwas heiterer
Schau
wie schön das Meer ist
Das Haus ist alt
und das Meer ist schön
Wir sind allein
Und da kommt niemand
Niemand kommt
Und unten das Meer ist so schön
schau mal die Wellen
schau wie die Wellen
über die runden Steine spülen
unten am Ufer
Welle um Welle
und dann das Meer
draußen
So weit das Auge reicht
ist nur das Meer zu sehen
Sonst nur ein paar Inseln
weit draußen
ein paar schwarze Inseln auf dem blauen und weißen Meer
Und da
Pause
Doch
ER schaut sie an. SIE schlägt die Augen nieder, sieht klein und ängstlich aus. Nachdenklich
Ja
Etwas bekümmert
Da kommt niemand
SIE
Ich spür es aber
da kommt noch wer
ER
Nein wir sind allein
wir kennen niemanden
Hier ist nur dieses Haus
Und dazu das Meer
SIE
Es gibt ja schon wen
der hier ist
Lauter
Ja
hier ist wer
Da kommt noch wer
Ich weiß
dass da noch wer kommt
ER
Nein wir sind hier allein
Pause
Endlich sind wir allein
Jetzt sind wir allein
zusammen beieinander
Entschieden
Wir konnten nicht da bleiben
wo wir waren
Wir haben weggemusst
wir wollten ja woandershin fahren
Dann eben hierher
zu diesem Haus
Und jetzt gehört das Haus uns
Etwas fröhlicher
Und jetzt werden wir in diesem Haus wohnen
Sieht wieder auf das Haus
Wir haben beschlossen hierherzufahren
Viel froher
Das haben wir beschlossen
Und dann haben wirs gemacht
Und jetzt sind wir hier
Wir werden in diesem Haus wohnen
wir haben das ja beschlossen
dass wir hierherfahren würden
In diesem Haus werden wir wohnen
Haben wir gesagt
Jetzt sind wir hier
Jetzt werden wir in dem Haus wohnen
Schaut wieder aufs Meer
Und da
deutet aufs Meer
ist das Meer
Groß und schön
SIE
schaut aufs Meer
Aber ich hatte nicht gedacht
dass es so sein würde
wenn wir hierherkommen
Nicht so
ja wie soll ich sagen
Schaut zu Boden. Pause
Das Meer ist so groß
Ich hatte nicht gedacht
dass es so sein würde
Ich hatte mirs vollkommen anders vorgestellt
ER
Aber wir habens doch nicht geschafft zu bleiben
wo die anderen sind
habens nicht geschafft
unter ihnen zu leben
Wir wollten nur zusammen sein
Wollten nur
allein zusammen sein
Wir wollten nicht sein
wo die anderen sind
Wir müssen doch wohnen
wo niemand sonst ist
wo nur
wir sind
Wir wollten ja da wohnen
nur du und ich
lauter
allein zusammen
Weit weg
Weit fort
von all den anderen
dort
weit weg
da wollten wir ja so gerne
wohnen
SIE
Aber hier ist es irgendwie so einsam
Und so irgendwie als
wäre hier noch wer
ohne dass wer
hier ist
Es ist einsam und nicht einsam zugleich
Es ist
bricht ab
ER
So sind alte Häuser eben
SIE
Ja vielleicht sind sie so
ER geht zu einer alten, morschen Bank, die an der Wand des Hauses steht, und setzt sich hin. SIE schaut ihm nach
Aber jetzt ist es hell
stell dir vor
wenn es dunkel wird
im Herbst
und wenn es Winter wird
wenn es dunkel und kalt ist
Und dann sind wir nicht allein
Denn da ist ja noch wer
Erregt
Ich weiß
dass hier noch wer ist
Und da kommt noch wer
Ich weiß dass noch wer kommt
ER
Wir dürfen zusammen sein
jetzt dürfen wir endlich
zusammen sein
allein beieinander
nicht dort
wo die anderen sind
sondern zusammen
allein beieinander
Jetzt werden wir
allein beieinander sein
Allein miteinander
allein
Hier werden keine anderen sein
Nur du und ich
werden jetzt zusammen sein
Bittend
Komm jetzt und setz dich zu mir
Willst du dich nicht setzen
SIE
nickt
Aber hier ist noch wer anderes
Da kommt noch wer
Verzweifelt
Wir werden nie
allein sein dürfen miteinander
Wir dürfen nie beieinander sein
ER
Komm schon
setz dich her
Wir sind gerade erst angekommen
SIE
geht hin und setzt sich neben ihn
Aber da kommt noch wer
das weiß ich
Ich spüre es
dass wer kommt
da will uns wer
nicht miteinander sein lassen
Da kommt noch wer
ER
Niemand ist hier
Niemand kommt
SIE
laut
Ich weiß dass wer
kommt
ER
Nein
SIE
Nie lassen die uns
miteinander sein
ER
Denk jetzt nicht an so was
SIE
Aber es kommt wer
ich spür das
SIE steht auf, stellt sich vor ihn, schaut auf ihn nieder. Verzweifelt
Da kommt noch wer
ER
Aber wir sind doch hergefahren
damit wir
allein sein können miteinander
Niemand soll kommen
Wir haben ja
bricht ab, schaut sie plötzlich verzweifelt an. Pause. Ängstlich
Wer kommt da noch?
SIE
Ich weiß nur
dass da noch wer kommt
Und du willst das auch
dass wer kommt
Du willst lieber
mit anderen zusammen sein als mit mir
Du willst lieber mit anderen zusammen sein
Da kommt noch wer
wenn wir reingehen kommt wer
und klopft an die Tür
Klopft und klopft an die Tür
Es kommt wer und klopft an die Tür
kommt und klopft und klopft an die Tür
und hört nicht auf
klopft immer weiter
Sofort wenn wir im Haus sind
kommt wer
ER
protestiert
Nein
Bittet
Kannst du dich nicht hinsetzen
hier neben mir auf die Bank
Tröstet sie
Niemand kommt noch
SIE
Ich weiß dass wer kommt
Ich spüre es genau
Es ist hier so einsam
dass noch wer kommt
Es kommt wer
Ich weiß dass wer kommt
ER
Nein niemand kommt
Niemand kommt noch
SIE
Es kommt ja immer wer
Es kommt noch wer
Sie auch
Sie ist auch gekommen und
hat sich hingesetzt
sitzt da
sieht dir in die Augen
Ich weiß das
Da kommt noch wer
Und sie kommt
um da zu sitzen
mit ihren Augen
Sie kommt
um da zu sitzen
und dir fast unmerklich
in die Augen zu schauen
Ich weiß das
Da kommt noch wer
Sie kommt noch
Und ich ertrage das nicht
Ich ertrage nicht dass wer kommt
Und sie kommt
ER
Kannst du dich nicht hinsetzen
hier zu mir auf die Bank
SIE setzt sich hin. ER legt ihr den Arm um die Schultern
Niemand kommt
Sie nicht
und auch sonst niemand
Jetzt sind wir allein
jetzt sind wir
zusammen miteinander
Allein
zusammen beieinander
SIE lehnt ihren Kopf an seine Schulter
Jetzt sind hier nur noch du und ich
SIE
Ich und du
ER
Ich und du
SIE
Aber ich kann nichts dafür
ich spüre
dass da noch wer kommt
Oder ist es wer
der schon hier ist
Fragend
Vielleicht ist wer im Haus
Beflissen
Und da
hast du nicht gehört
Schaut ihn ängstlich an, setzt sich aufrecht hin
Waren da nicht Schritte
ER schaut sie an, lauscht
Da war was
Waren das Schritte
Ich hab was gehört
ER nickt
Hast du das auch gehört
ER nickt
Du hast das auch gehört
ER
sieht etwas ängstlich aus
Ja
SIE
Da ist wer
Da kommt wer
ER
Ich glaub ich hab Schritte gehört
SIE
Hörst du jetzt was
ER schüttelt den Kopf
Aber eben war da was
Sieht sich um, schaut dann ihn an
Da war es wieder
ER
steht auf, sieht zu ihr hinunter
Da kommt wer
ER geht wieder zur linken Ecke des Hauses, schaut um die Ecke herum, dreht sich zur Bank um, schüttelt den Kopf
SIE
Niemand
ER
schüttelt wieder den Kopf. Schaut erneut um die Ecke, dann wieder zu ihr
Ich geh mal ums Haus nachsehen
SIE nickt. ER verschwindet langsam um die Hausecke. SIE bleibt auf der Bank sitzen, schaut sich um. Dann steht SIE auf, geht zu der Ecke hin. Blickt ihm nach
SIE
etwas lauter, fragend
Nichts
Du siehst nichts
Nichts
ER
hinter dem Haus
Nein
SIE dreht sich weg, geht über den Hof
SIE geht über den Hof. Und dann sieht SIE den MANN kommen, der an der rechten Ecke des Hauses auftaucht. Der MANN ist Ende zwanzig, ziemlich unauffällig. SIE schaut zu ihm hin, dann blickt SIE zu Boden. Sieht wieder auf, nickt ihm zu. Der MANN nickt ebenfalls, kommt dann langsam am Haus entlang heran, während er sie unverwandt anschaut. SIE sieht ihm entgegen. Der MANN bleibt vor ihr stehen.
DER MANN
stolz, etwas angeberisch
Bist du das
die das Haus gekauft hat
SIE schaut ihn an
Ich hab gehört
es hat wer das Haus gekauft
Ich bin nur grad bisschen spazieren
Hat lang leergestanden
das Haus verfällt schon
Und auf einmal war da wer
und wollte das Haus kaufen
Ich hab das Haus verkauft
Wollte nur mal sehen
wers gekauft hat
SIE schaut zu Boden
Ich habs geerbt
meine Familie hat hier gewohnt
Aber vor ein paar Jahren
ist Großmutter gestorben
Sie war die Letzte
die hier gewohnt hat
Liegt ja abseits
und ist so alt
War ziemlich schwierig
das Haus loszuwerden
Aber dann hats geklappt
Ich hatte nicht gedacht
dass ich wen finden würde
SIE
Also du hast das Haus verkauft
Der MANN nickt. Pause
Hast du hier auch gewohnt
DER MANN
Nein nur mein Vater
Vaters Eltern haben hier gewohnt
in diesem
holt mit den Armen aus
Haus hier
SIE
Ist ein ziemlich altes Haus
DER MANN
Ja
Ich weiß nicht genau
wie alt das Haus genau ist
Aber alt ist es
so viel steht fest
SIE
Ein altes schönes Haus
DER MANN
Aber ich würde
hier nicht selber wohnen wollen
SIE
Nicht
DER MANN
Nein
das Haus ist zu alt
SIE
fragend
Und es war schwierig
es loszuwerden
DER MANN
Ja das war schwierig
SIE geht zur Bank und setzt sich hin. Der MANN sieht ihr nach, dann geht er ebenfalls zur Bank und nimmt Platz, neben ihr. SIE schaut ihn an
SIE
Wohnst du hier in der Nähe
DER MANN
Ja
gar nicht so weit
Pause. Schaut sie an, fragend
Und jetzt wirst du hier wohnen
SIE nickt
Kann einsam sein hier
SIE nickt
Wohnen nicht so viele Leute hier in der Gegend
fast niemand
SIE
Sind wenig Leute hier
ja
DER MANN
Fast niemand hier in der Gegend
Pause. Beide schauen vor sich hin. ER kommt zu der linken Ecke des Hauses, schaut um die Ecke; genau als ER das tut, blickt SIE auf und schaut den MANN an. ER zieht sich zurück, lehnt sich direkt hinter der Ecke an die Wand. ER schaut zu Boden, lauscht nicht, hört aber, was die anderen sagen
Aber ich wohne hier jedenfalls
ist gar nicht weit
Ist jetzt bisschen
Lacht
SIE
Ja
DER MANN
Ich wohn hier also in der Nähe
Schaut sie an. Etwas schelmisch
Vielleicht können wir uns ein bisschen Gesellschaft leisten
SIE schaut ihn an, schüttelt mit dem Kopf
Ach sag das nicht
Hier sind nicht viele andere
und ich bin kein übler Kerl
will ich mal sagen
SIE schaut vor sich hin. Pause. ER, hinter der Ecke, wird unruhig, will hervorkommen, hält sich aber zurück
Nein
ich wollte also bloß mal nachsehen
ob jetzt wer hier ist
SIE
Ja
Der MANN schaut sie an. SIE blickt zu ihm auf
DER MANN
Ich wollte gern nachsehen
wer das Haus gekauft hat
SIE
Ja kann ich verstehen
DER MANN
Kommt ja nicht jeden Tag vor
dass ich ein Haus verkaufe
Angeberisch
Und jetzt hab ich Geld
SIE
Hast du
ja
DER MANN
Ja jetzt hab ich reichlich Geld
SIE
etwas ängstlich
Du wohnst also nicht weit von hier
Sieht dem MANN in die Augen
DER MANN
Nein
nicht weit
Flirtet
Willst du
SIE
unterbricht ihn
Nein
nein
Hinter der Ecke wird ER immer unruhiger, schubst sich dann gewissermaßen selber vor, kommt um die Ecke auf den Hofplatz, schaut zu den beiden auf der Bank. ER bleibt stehen, schaut zu Boden. SIE entdeckt ihn
Nervös
Ihm hier hat das Haus gehört
Wir habens ihm abgekauft
Der MANN steht auf, geht zu ihm. SIE, hastig
Er sagt sein Großvater hat hier gewohnt
Stockt, fragt den MANN
Oder war es
DER MANN
Ja mein Großvater auch
Aber er ist gestorben
vor vielen Jahren
Ich kann mich nicht an Großvater erinnern
Aber meine Großmutter hat hier gewohnt
bis vor ein paar Jahren
da ist sie gestorben
Der MANN bleibt vor ihm stehen
Ich wollte nur guten Tag sagen
ER
steht da und starrt zu Boden
Wir sind gerade angekommen
DER MANN
Da wollt ihr euch sicher
ein bisschen ausruhen
ER schaut den MANN an
Aber ich kann zurückkommen
nachher
Dann kann ich euch das Haus erklären
SIE
hastig
Wohnen hier noch andere
in der Nähe
mein ich
DER MANN
geht zu ihr, schüttelt den Kopf, stellt sich vor die Bank
Nein nicht richtig in der Nähe
Doch wart mal
zögert
ja ich
Ich bin der Einzige
SIE blickt nieder. Pause. Der MANN geht auf den Hofplatz
Ich komm später noch mal wieder
Ich
Ich kann euch heute Abend auf ein Glas einladen
Schließlich hab ich jetzt Geld
Der MANN lacht kurz. ER und SIE nicken ihm zu, der MANN hebt die Hand, winkt ihnen zu, geht dann um die rechte Ecke des Hauses. ER