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Am Vorabend der Gladiatorenkämpfe im Colosseum sieht die schöne Patrizierin Caelia ihn zum ersten Mal - den starken Gladiator Widar, der mit Bravour seine Gegner in der Arena bezwingt. Caelia hat nur noch eines im Sinn, nämlich in Widars muskulösen Armen zu liegen und von ihm nach allen Regeln der Kunst verführt zu werden. Sie arrangiert ein sinnliches Stelldichein, bei dem beide von einer Woge der Lust davongetragen werden. Jedes ihrer Treffen wird leidenschaftlicher und in beiden erwachen Gefühle füreinander. Doch auch der Imperator Domitian beansprucht Caelias Aufmerksamkeit und erwartet, dass sie bei seinen erotischen Festlichkeiten teilnimmt. Die junge Frau erlebt immer exotischer werdende Spielarten der Lust. Rom zur Zeit der Antike - brutale Gladiatorenkämpfe und ausschweifende Orgien.
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Seitenzahl: 386
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Isabell Alberti
Die Nächte der Venus
Erotischer Roman
© 2007/2018 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels
www.plaisirdamour.de
Covergestaltung: © Nadine Kapp Design
ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-377-4
ISBN eBook: 978-3-86495-378-1
Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.
agnella: Lämmchen
amata: Geliebte
amator: Weiberheld
amicus: Freund
atriensis maior: Haushofmeister
Aventin: Armenviertel, einer der 7 Hügel Roms
bellisima: Schönste
bene: Gut
caledarium: Heißwasserbecken im Bad
Catull: Dichter röm. Liebeslyrik
Centurie: Hundertschaft; Einheit der röm. Armee
cibia delicata: Leckerbissen
cline: Ruhebett; Begriff stammt aus dem Griechischen
columba: Taube
columbella: Täubchen
dea bona: Gute Göttin
domina: Herrin
Dominus et Deus: Herr und Gott; Anrede für den Kaiser
dulce: Süß
excusatio: Ich entschuldige mich
felis: Katze
flora: Blume
frigidarium: Kaltwasserbecken im Bad
Gades: Cadiz, Stadt in Spanien
gladius: Kurzschwert; vulg. für Penis
gratias: Danke
insanus: Verrückt
Insula: Mietskaserne in Roms Armenvierteln; wörtl. Insel
ita est: ja, wörtl.: Es ist!
Lacus Lemanus: Genfer See
lanista: Gladiatorenausbilder
lectus: Bett
Mars: röm. Kriegsgott
mentula: Schwanz; vulg. für Penis
missio; stans missio: Unentschieden (beim Gladiatorenkampf)
morituri te salutant: Die Todgeweihten grüßen dich!
non faco: Das mache ich nicht.
Inhalt
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Nachwort
Autorin
Nackt und mit geschlossenen Augen lag Caelia auf einer cline, einem mit seidenen Kissen und Bezügen gepolstertem Ruhebett. Eine ihrer Hände hing schlaff herab, während die andere auf dem flachen Bauch eines neben ihr knienden Sklaven ruhte. Ihre Finger spielten mit der warmen Haut. Der junge Mann beugte sich über sie, streichelte ihr Gesicht, ihre Schultern und die empfindliche Haut ihrer Brüste. Sein seidenweiches braunes und lockiges Haar wischte wie ein Hauch über Caelias Wange, als er den Kopf senkte und kleine Küsse auf ihr Schlüsselbein tupfte.
»Noch Wein, meine schöne Herrin?«
Träge öffnete Caelia die Augen. Ihre Gedanken schwammen in einem Teich warmen Wassers, und sie brauchte einen Augenblick, um die richtige Antwort zu finden.
»Ja, und gib ein paar Tropfen Mohnsaft hinein.«
Der Sklave Hortensius ließ seine Hände noch einmal über ihre Brustwarzen gleiten, bevor er sich zu einem kostbar geschnitzten und mit Blattgold verzierten Tischchen umdrehte. Aus zwei Karaffen goss er Wasser und Wein in eine silberne Schale. Zuletzt gab er aus einer gläsernen Phiole einen Tropfen Mohnsaft dazu.
Caelias verschleierter Blick war währenddessen auf die Decke des kleinen Salbzimmers gerichtet. Dort tummelten sich Nymphen und Satyrn in wilden Spielen der Lust. Sie sah nichts davon. Ihr Unterleib zuckte. Zwischen ihren Beinen hockte die junge Sklavin Asinoë und zupfte ihrer Herrin mit einer langen Pinzette die Schamhaare aus. Weil Hortensius streichelnde Hände und seine weichen Lippen sie nicht mehr ablenkten, spürte sie jedes ausgezogene Haar wie den Stich einer Nadel in ihrem von Wein und Mohnsaft umnebelten Geist. Seit der Imperator Domitian von seinen Konkubinen Haarlosigkeit am ganzen Körper verlangte, war das Auszupfen der Haare unter den vornehmen Frauen Roms in Mode gekommen. Selbstverständlich konnte sich Caelia als ehemalige Geliebte des Imperators und Witwe des Senators Publius Caelius Manilius dem nicht entziehen. Deshalb lag sie alle zehn Tage auf der cline in ihrem Salbzimmer und trank Wein mit Mohnsaft, um die Schmerzen zu betäuben.
Asinoë legte die Pinzette weg und strich mit ihren von Öl glänzenden Fingern über Caelias Schamhügel. Das Öl sollte die Haut geschmeidig und die Schmerzen erträglicher machen. Asinoës streichelnde Finger ließen ein Prickeln in Caelias Unterleib entstehen, verbannten die Schmerzen in einen abgelegenen Winkel ihres Geistes. Den Fingern folgte die Zunge, die die Sklavin in die Scheide ihrer Herrin gleiten ließ. Caelia wandt sich nicht mehr vor Schmerz, sondern vor Lust. Hortensius stützte ihren Oberkörper und hielt die Weinschale an ihre Lippen. Mit großen Schlucken trank sie die Schale zur Hälfte leer, gleichzeitig spreizte sie die Beine, tastete nach Asinoë, damit diese nicht aufhörte mit ihrer süßen Qual.
Aus dem Atrium ertönten laute Stimmen und eilige Schritte näherten sich.
»Ich bitte um Entschuldigung.« An der Tür des Salbzimmers erschien eine Sklavin in einer Tunika aus ungefärbter Wolle, braunes Haar hing ihr in verschwitzten Strähnen ins Gesicht, und ihre Hände waren rot, als hätte sie sie zu lange in heißes Wasser getaucht. Sie sah aus, als käme sie direkt aus der Küche. »Im Atrium ist ein Besucher, der unbedingt mit dir sprechen will, Herrin. Er lässt sich nicht abweisen.«
Asinoë griff wieder zur Pinzette, zog mit einem schnellen Ruck eines der öligen Haare aus, als wäre die Sklavin nicht anwesend.
Caelia zuckte zusammen und schlug die Beine übereinander. »Aua! Pass doch auf!«, fuhr sie Asinoë an und zu der Sklavin gewandt: »Was ist das für ein Besucher, warum konnte der Türsteher ihn nicht wegschicken?«
»Er hat gesagt, er müsse unbedingt mit dir sprechen, Herrin. Er könne es nur dir sagen.«
»Wer ist es?«
Hortensius Hände hatten mit ihrem streichelnden Werk aufgehört, deswegen bewegte sie ein wenig den Oberkörper, um sie erneut zu ihrem Tun anzuregen. Hortensius tat allerdings, als bemerkte er es nicht.
»Ich weiß es nicht.« Die Sklavin trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und rang die Hände vor dem Gesicht. »Der Türsteher hat nur gesagt, ich soll dich holen.«
»Warum habe ich einen Haushalt voller Sklaven, wenn ich doch alles selbst erledigen muss?«
Sie ließ sich von Hortensius aufhelfen. Öl lief an ihren Oberschenkeln herunter und tropfte auf den Marmorboden.
Die Sklavin verschwand nach einer Verbeugung. Unterdessen streifte Asinoë ihrer Herrin ein weißes Gewand über. Sie brachte noch einen Gürtel und einen blauen Überwurf. Caelia winkte ungeduldig ab. Sie wollte im Atrium nur einen Blick mit hochgezogener Augenbraue auf ihren Türhüter werfen, damit dieser den ungebetenen Besucher auf die Straße warf. Dafür reichte eine einfache, bodenlange Tunika aus. Hortensius schnürte vergoldete Sandalen an ihre Füße.
Als sie das Salbzimmer verließ, stolperte sie über ihre Füße und wäre beinahe gestürzt, hätte Hortensius ihr nicht hilfreich seinen Arm geboten. Dieses Missgeschick ließ sie kichern wie ein junges Mädchen. Sie bedeutete ihrem Sklaven zurückzubleiben.
Caelia straffte die Schultern, als sie das Atrium betrat. Zuerst sah sie nur den Rücken ihres kräftigen nubischen Türhüters, der in einer Ecke stand. Offenbar schaute er auf jemanden herunter.
Bei ihrem Eintritt drehte sich der Nubier um, gab den Blick auf einen alten Mann frei, dessen Tunika vor langer Zeit einmal weiß gewesen sein musste, im Moment aber eine schmutzig-braune Farbe aufwies. Schütteres Haar hing in dünnen, fettigen Strähnen um ein ausgemergeltes Gesicht. Gegen ihren Willen wurde ihr Interesse geweckt. Wie hatte dieser Greis den überaus kräftigen Türsteher überredet, sie zu rufen? Ihre trunkene Fröhlichkeit wich gespannter Aufmerksamkeit. Äußerlich ließ sie sich nichts anmerken.
In der Mitte des Raumes blieb sie stehen. »Was geht hier vor?«
Ihre Stimme klang gelangweilt.
»Edle Caelia.« Der Alte schlüpfte unter dem Arm des Türhüters durch und trat vor sie hin. Langsam ließ er seinen Blick über ihre kaum verhüllte Gestalt wandern, verharrte dann wohlgefällig auf ihrem Busen. Ein Kratzer vom Ohr bis zur Nase prangte auf seiner Wange, und er brachte den Geruch der Straße mit. Caelia hielt sich eine Hand vor Nase und Mund, doch den Geruch nach Schweiß und Schmutz konnte sie damit nicht vertreiben.
Der ungebetene Besucher schien ihre Geste als Aufforderung zu verstehen, sein Anliegen vorzutragen. »Mein Name ist Gaius Trifonius. Ich brauche deine Hilfe, edle Herrin.«
Kaum hatte der Alte seinen Namen genannt, versteifte sie sich innerlich. Zum Glück war außer dem Türhüter niemand im Atrium. Bei einem Gespräch mit Gaius Trifonius war es besser, keine Zeugen zu haben. Der Türhüter zählte nicht.
»Willst du Geld? Reichen 100 Sesterze?«
»Ich brauche kein Geld, sondern deinen Schutz.«
Trifonius kam näher, bis er dicht vor ihr stand und senkte die Stimme. Seine Augen verharrten auf ihrem Busen. »Man bereitet eine Anklage gegen mich vor, weil ich angeblich den Göttern nicht den nötigen Respekt erweise. Wer mich kennt, edle Caelia, weiß, dass das nicht stimmt. Ich opfere den Göttern an jedem Ehrentag wenigstens einen Schluck Wasser und ein paar Bissen Brot.«
Wo Asinoë die Schamhaare ausgezupft hatte, brannte ihre Haut wie Feuer. Sie hätte am liebsten die Hände auf ihren Schoß gepresst, aber sie zwang sich dazu, ruhig stehen zu bleiben. Furcht machte sich in ihr breit und vertrieb die letzten Nebelschwaden der Weinseligkeit aus ihrem Gehirn. Eine Anklage, weil man den Göttern nicht den nötigen Respekt erwies, endete gewöhnlich mit einem Todesurteil und alle, die den Verurteilten auch nur flüchtig kannten, konnten mit hineingezogen werden.
Trifonius Name wurde sowieso nur von denen laut ausgesprochen, die mit ihrem Leben abgeschlossen oder nichts zu verlieren hatten. Er war einer der Philosophen, die auf den Stufen der Tempel standen und zum Volk sprachen. Wenn man ihn heute von einem Ort verjagte, stand er morgen an einem anderen. Und immer war sein Thema die Verschwendungssucht einiger weniger, während gleichzeitig viele in den Straßen Roms hungerten. Nicht einmal vor den Neigungen des Imperators machte seine spitze Zunge Halt, wenn er berichtete, wie Domitian auf seinem Landgut in den Albaner Bergen Gazellen und Antilopen in seinem privaten Tierpark jagte, um das Fleisch dann an die Hunde zu verfüttern, statt es in den Straßen Roms zu verteilen. Der Imperator hörte das nicht gerne, deswegen hatte er die meisten Philosophen bereits aus den Straßen entfernt.
»Warum kommst du ausgerechnet zu mir?«
»Einer meiner Neffen, ein paar Jahre jünger als ich, ist Klient bei deinem Stiefsohn. Er riet mir, mich an dich zu wenden, weil du unserem Imperator und Gott so nahe stehst. Er wird auf dich hören, wenn du ihm von meiner Unschuld erzählst.«
»Mein Stiefsohn gab dir diesen Rat?«
Der verstorbene Senator Publius Caelius Manilius hatte aus seiner ersten Ehe zwei Söhne und eine Tochter, die alle älter waren als Caelia. Sie und ihre Stiefkinder begegneten sich nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ, gönnten dem anderen nicht mehr als eine knappe Begrüßung, aber dass einer einen so hinterhältigen Rat gab ...
»Mein Neffe hat es gesagt.«
Das machte es nicht besser. Wer immer mit Trifon in Verbindung stand, wer ihm auch nur einen Blick zuwarf, konnte selbst in Verdacht geraten. Domitians Spitzel konnten überall sein. Es gab nur einen Weg, sich zu retten.
»Öffne die Tür!«, herrschte sie den Nubier an.
Der zuckte zusammen und gehorchte dem Befehl.
»Und jetzt wirf ihn raus. Was immer er auch sagt, zeige keine Nachsicht.«
Sie hatte so laut gesprochen, dass ein neben der Tür lauernder Spitzel sie auf jeden Fall verstanden hätte.
»Edle Herrin, das kannst du nicht tun. Ich bin unschuldig. Du musst mir helfen. Sprich mit dem Imperator, er wird es verstehen ...«
Die Rede des Alten endete abrupt, als der Nubier ihn mit Leichtigkeit hochhob, als wöge er nicht mehr als ein Scheffel Korn.
»Lass mich runter.« Zu Caelia: »Herrin ... bitte ...«
»Wirf ihn raus. Ich dulde in meinem Haus kein schmutziges Gesindel.«
Sie folgte dem Türhüter und mühte sich, an ihm vorbei auf die Straße zu sehen. Die Luft flimmerte in der heißen Sonne, sonst bewegte sich nichts.
Mit Schwung schleuderte der Nubier Trifon in den Staub der Straße. Der alte Mann fiel auf die Seite, rollte sich zusammen wie ein kleines Kind, blieb einen Augenblick bewegungslos liegen, bevor er sich aufrappelte und davonrannte. Ein Bein zog er beim Gehen nach – er warf ihr einen letzten Blick zu. Was hätte sie tun sollen? Hätte sie versucht ihm zu helfen, hätte sie sich leicht selbst in Gefahr bringen können. Einmal hatte sie eine seiner aufrührerischen Reden gehört, als sie den Tempel der Minerva verlassen, und er auf den Stufen davor gesprochen hatte. Es war darum gegangen, dass der Imperator das Geld der guten Römer für sich verschwendete, während er das Volk mit minderwertigen Spielen und schlechtem Brot abspeiste.
Auf der Straße blieb weiterhin alles ruhig, als Trifon davonhinkte – aber Spitzel zeichneten sich nicht dadurch aus, dass sie leicht zu entdecken waren. Die Gefahr war noch nicht gebannt.
»Nun zu dir.« Sie stemmte die Arme in die Hüften und starrte ihren Türhüter mit gerunzelter Stirn an. Der Nubier, mehr als einen Kopf größer als seine Herrin, sackte sichtbar in sich zusammen.
Sie holte tief Luft. »Was hast du dir dabei gedacht, diesen Abschaum von der Straße ins Haus zu lassen. Bettler haben hier keinen Zutritt. Wofür habe ich einen Türhüter – damit ich wegen jeder Kleinigkeit gestört werde?« Sie unterdrückte die in ihr aufgestaute Wut nicht mehr.
Die braune Haut des Nubiers wurde aschfahl. Sein Stab, die Würde seines Amtes, entglitt seinen Fingern. Einen Augenblick durchzuckte sie der Gedanke, ob sie ihn aufheben und ihren Sklaven damit schlagen sollte. Sie ließ es bleiben, keifte lieber weiter wie ein Fischweib auf dem Markt, bis ihr keine Schimpfworte mehr einfielen. Als sie verstummte, fühlte sie sich so ausgelaugt, als hätte sie an einem Gelage, das die ganze Nacht andauerte, teilgenommen.
Ein Schatten verschwand um die Ecke des gegenüberliegenden Hauses. Oder hatte sie sich getäuscht? Caelia sah noch einmal genauer hin, aber es war natürlich niemand mehr da.
»Schließ die Tür«, murmelte sie und ging mit kleinen Schritten zurück ins Salbzimmer.
Hortensius und Asinoë standen eng umschlungen an eine Säule gelehnt und blickten in den Garten hinaus. Das braune Haar des Jungen mischte sich mit Asinoës schwarzem. Er hatte von hinten eine Hand unter ihr kurzes Gewand geschoben und streichelte sie zwischen den Beinen. Bei ihrem Eintritt fuhren beide herum. Sie sahen aus wie Kinder, die man beim Naschen erwischt hatte.
***
Das triclinium sah aus wie ein gewöhnlicher Speisesaal im Haus eines Angehörigen des Ritterstandes – nur war er größer. Im triclinium eines Ritters gab es kaum jemals mehr als drei Tische, an denen insgesamt neun Speisende Platz fanden. Hier hatte Caelia zwölf gezählt. Außer den Tischen mit den clinen gab es noch Stühle – und jeder Platz war besetzt. Dazwischen standen noch mehr Menschen; Musiker bahnten sich auf Flöten, Zimbeln und Kitharas spielend einen Weg durch die Gesellschaft, Sklaven schleppten Platten, beladen mit allen Köstlichkeiten, die das Imperium zu bieten hatte, während andere Krüge mit Wein oder Wasser brachten.
In der Mitte des Raumes – zwischen den vier das Dach tragenden Säulen – war ein Platz frei geblieben. Dort bauten sieben missgestaltete Zwerge eine Pyramide aus ihren Körpern. Der Hässlichste von ihnen mit einem übergroßen Wasserkopf stand ganz oben. Neben einer der Säulen standen leicht bekleidete Tänzerinnen aus Gades, und vor ihnen versuchte ein muskelbepackter Phrygier seine Finger unter das Brustband der hübschesten Tänzerin zu schieben. Mit einem lasziven Kichern, das für später alles versprach, wehrte ihn das Mädchen ab.
Caelia nahm das wüste Treiben nur am Rande wahr. Ihr Blick .richtete sich fest auf Tribates – Roms berühmtesten Gladiator. Sein breites Gesicht hatte er dem Ausschnitt einer kleinen, blonden Hure zugewandt, deren kurze Tunika kaum ihren Hintern bedeckte.
Mit beiden Händen hielt Caelia ihren Umhang am Hals zusammen. Darunter trug sie eine dünne, aber nicht ganz so kurze Tunika wie das Mädchen auf Tribates Liege. Ihr blondes Haar hatte sie unter einer rotbraunen Perücke verborgen, an ihren Armen klimperten billige Armreifen aus Bronze.
Das hier war das öffentliche Gastmahl der Gladiatoren von Roms bekanntester Gladiatorenschule, dem Ludus Magnus. Am Abend vor einem Auftritt in der Arena wurden den Gladiatoren noch einmal alle Wünsche erfüllt. Sie konnten so viel essen und trinken wie sie wollten, sich mit Frauen vergnügen und die Frauen auch mit ihnen. Dafür war sie hier, hatte die stille Abgeschiedenheit ihrer Villa verlassen, sich als Dirne verkleidet und stand jetzt unschlüssig in der Tür zum Speisesaal. Seit Tagen hatte sie an nichts anderes mehr gedacht, als an das Gastmahl der Gladiatoren, nur um jetzt ...
Ein Sklave mit einer leeren Platte in den Händen eilte aus dem triclinium hinaus. Sein abgespreizter Ellenbogen stieß sie in die Seite. Ohne ihr auch nur einen Blick zu gönnen, lief er an ihr vorbei. Durch ihre Rippen fuhr ein scharfer Schmerz, ihr blieb einen Augenblick die Luft weg. Als sie wieder hätte sprechen können, um den Sklaven zu maßregeln, war er längst außer Sichtweite. Niemand, wirklich niemand hätte unter normalen Umständen gewagt, sie anzustoßen und sich nicht sofort bei ihr zu entschuldigen. Aber hier war sie als Hure verkleidet – und bei einer Hure musste sich nicht einmal ein Sklave entschuldigen.
»Mach Platz«, rief jemand hinter ihr.
Sie presste sich, auf Zehenspitzen stehend, eng an den Türrahmen. Gerade noch rechtzeitig, denn mit den Armen voller Amphoren schob sich ein anderer Sklave an ihr vorbei. Der Phrygier bei den Tänzerinnen trat – gerade als der Sklave auf seiner Höhe war – einen halben Schritt zurück. Der stolperte, eine Amphore fiel zu Boden, zersprang, und wie Blut spritzte der Wein über die Steinplatten.
Es war falsch gewesen, herzukommen. Sie sollte wieder nach Hause gehen in die kühle Stille ihrer Villa. Außerdem waren so viele Prostituierte da, dass es heute Abend in ganz Rom wohl keine mehr geben konnte. Da erkannte Caelia den jungen Marcus Rufius mit seinem Onkel. Marcus Rufius hatte ihr eine Zeit lang schöne Augen gemacht. Beide waren fanatische Anhänger der Spiele.
Wenn sie nicht bald hineinging, würde Tribates für sie immer unerreichbar bleiben, schalt sich Caelia, aber ihre Füße bewegten sich nicht. Nur ihre Blicke wanderten durch den Saal und fielen auf einen still dasitzenden Mann inmitten des wüsten Treibens. Das gab es immer mal wieder, dass ein Gladiator am Abend vor seinem Auftritt in der Arena in sich gekehrt war, das Essen nicht anrührte und auch für die Mädchen keinen Blick übrig hatte.
Bei diesem Mann war es anders. Er schien gar nicht dazuzugehören, als wäre ein Teil seiner Seele an einem anderen geheimen Ort. Mit seinen wirren braunen Locken sah er anders aus als die anderen Gladiatoren mit ihren eingeölten, straff zurückgekämmten Haaren. Er trug ein kurzes, von einem Stoffband über der Schulter gehaltenes Röckchen, das wohl schon einmal bessere Tage gesehen hatte. Narben zogen sich über seinen Oberkörper. Narben, die nicht von Gladiatorenkämpfen stammten, denn in der Arena hatte dieser Mann noch nie gestanden. Da sie eine regelmäßige Besucherin der Spiele war, wäre ihr so ein eindrucksvoll aussehender Bursche aufgefallen.
Sein Gesicht war hart und sanft zugleich. Blaue Augen, die bestimmt mit den Sternen konkurrieren konnten, wenn er lächelte, blickten jetzt ernst auf das wilde Treiben im Saal. Seine Nase war schmal und gerade, beinahe griechisch, obwohl er eindeutig aus dem Norden kam – aber das Bemerkenswerteste an seinem Gesicht waren die sanft geschwungenen Lippen, beinahe wie die einer Frau. Lippen wie geschaffen zum Küssen. Einen Moment stellte sie sich vor, wie es wohl wäre, diese Lippen auf der Haut zu spüren, wie seine Zunge eine feuchte Spur auf ihrem Busen hinterließ. Sie hielt den Atem an. Die Geräusche des Gastmahls um sie herum verblassten.
Bisher hatte der fremde Gladiator an ihr vorbeigeschaut ohne etwas Bestimmtes zu fixieren, aber jetzt sah er sie an. Der Blick aus seinen meerblauen Augen saugte sich an ihr fest, sie sah ein Versprechen von Zärtlichkeit und Leidenschaft in ihnen. An seiner Seite musste sich eine Frau wie Venus an der Seite des Mars fühlen. Sie konnte sich an ihm nicht sattsehen.
»Was stehst du hier allen im Weg? Geh schon rein!«
Kräftige Hände schoben sie nach vorne, genau an die Brust des Phrygiers, dem die Tänzerinnen entkommen waren. Sofort schlang er seine baumdicken Arme um sie und drückte ihr einen Kuss auf den Hals. Im letzten Augenblick hatte sie den Kopf weggedreht, sonst wären seine Lippen auf ihren gelandet. Sein Mund zog eine feuchte Spur über ihre Haut und ließ sie all ihre Bedenken und den seltsamen Gladiator vergessen. Aber der Phrygier war nicht die Beute, auf die sie es abgesehen hatte. Geschickt wie eine Schlange befreite sie sich aus seinen Armen. Einen vorbeieilenden Sklaven nahm sie eine Trinkschale mit Wein aus den Händen und leerte sie in einem Zug.
In der Mitte des Saales hatten inzwischen die Zwerge ihre Darbietung beendet und den Tänzerinnen aus Gades Platz gemacht. Die weiten langen Tuniken der Mädchen schwangen im Rhythmus ihrer Bewegungen. Durch den dünnen Stoff schimmerten die Konturen der Körper. Die Tänzerinnen wanden sich umeinander wie die Hälse der Kraniche im Liebesspiel. Hände streichelten über Brüste, Hüften und sanft gerundete Hinterteile.
Caelia zog sich die Haarnadeln aus ihrer Perücke, schüttelte das Haar aus, wiegte sich im Takt der Musik. Alle Unsicherheit fiel von ihr ab, und wie eine Schlange ihre alte Haut abstreift, so verändert fühlte sie sich jetzt durch den Wein. Sie bahnte sich einen Weg durch das triclinium bis sie vor Tribates Tisch stand. Er löste den Blick vom Ausschnitt der kleinen Blonden und sah zu ihr hoch.
»Noch eine Schöne der Nacht«, nuschelte er in kaum verständlichem Latein. Tribates stammte aus Dalmatien und hatte von der Sprache der Römer gerade nur so viel erlernt wie unbedingt nötig war. Caelia störte sich nicht an seinen rau hervorgestoßenen Lauten. Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare – vorsichtig, damit die Perücke nicht verrutschte – und gleichzeitig lasziv. Dabei wiegte sie sich in den Hüften, gurrendes Lachen drang aus ihrer Kehle, ihr Umhang glitt ihr von den Schultern und entblößte eine hellgelbe, seidige Tunika, die ihre Körperkonturen durchschimmern ließ.
Durch Tribates ging ein Ruck. Er richtete sich ein Stück auf und fuhr sich mir der Zunge über seine Lippen. Sein Blick war der eines Jägers für seine Beute. Caelia tat es ihm mit der Zunge nach und hatte das Gefühl, sie würden sich über die Entfernung des Tisches hinweg einen Kuss geben.
»Tribates.« Die Blonde fuhr mit ihrer Hand unter das kurze Röckchen des Gladiators, das von einem Träger über der rechten Schulter gehalten wurde. Ansonsten trug der Gladiator nicht mehr als ölglänzende Haut über straffen Muskeln. Er schüttelte die Hand des Mädchens unwillig ab. Seine Augen saugten sich immer noch an Caelias Körper fest. Es konnte keinen Zweifel mehr geben, Tribates würde heute Nacht ihr gehören. Hätte sie nicht eine so sorgfältige Erziehung im Haus des Senators Quintus Gaius Maxentius genossen, hätte sie laut gejubelt – so genoss sie stumm, wie seine Blicke über ihren Körper wanderten.
Die Blonde zog einen Schmollmund und beugte sich über den Tisch, um sich aus einem Tonkrug Wein einzugießen. Das war der Augenblick, auf den Caelia gewartet hatte. Sie schnellte vor und schob die Rivalin mit einer kraftvollen Bewegung zur Seite. Das Mädchen rutschte von der cline. Mit einem verdutzten Gesichtsausdruck fand sie sich auf dem Boden wieder, den Weinkrug und die Trinkschale hielt sie noch in der Hand.
Blitzschnell ließ sich Caelia nieder und lehnte ihren Oberkörper an Tribates kräftige Schulter. Der schlang einen Arm über ihre Brüste. Verzückt streichelte sie die eisenharten Muskeln. Die Haut über ihnen war so straff gespannt, als wollte sie gleich platzen. Ihre Fingerspitzen fuhren die einzelnen Muskelstränge nach. Er konnte sie bestimmt hochheben – ihr Gewicht wäre für ihn nicht mehr als das einer Feder. Sie fragte sich, wie es sich anfühlen mochte, auf so starken Armen getragen zu werden. Niemand könnte sie dort erreichen, kein Trifon in ihr Haus vordringen. Sie grub die Zähne fest in die Unterlippe und schob sich dichter an den gefeierten Gladiator heran.
»Gefalle ich dir?«
»Ita est.« Tribates grinste, während seine Hand über ihren Busen tatschte. »Bist schöner als die andere.«
»Welche andere?«
Beide lachten.
»Ich will essen.« Er beugte sich vor, konnte aber die Speisen auf dem Tisch nicht erreichen.
»Iss mich.«
»Richtiges Essen will ich.«
Auffordernd quetschte seine Hand ihren Busen, er öffnete den Mund, als wollte er nach einer in der Luft hängenden Weintraube schnappen.
Caelia griff nach einer Schale mit Wildschweinnieren in Weinsoße. Mit spitzen Fingern nahm sie eine und biss zierlich ein Stückchen davon ab. Neben ihr auf der cline patschte Tribates mit der Hand auf ihren Oberschenkel und öffnete den Mund. Sie fütterte ihn mit dem Rest der Niere. Er schluckte sie hinunter, beinahe ohne zu kauen.
»Mehr«, verlangte er kauend.
Seine Hand knetete ihren Oberschenkel, während er eine Niere nach der anderen schluckte. Die Weinsoße lief ihm an den Mundwinkeln herunter und tropfte auf seine Brust. Caelia küsste sie fort. Der erregende Geschmack nach Öl, Weinsoße und Tribates Haut ließ sie kühner werden. Sie kroch dichter an ihn heran, als sie ihm die nächste Niere reichte.
Er leckte ihre Finger ab, fuhr mit der Zunge auf der Unterseite ihres Armes bis hinauf in die Achselhöhle. Sie schauderte unter seiner Berührung. Ihre Brustwarzen richteten sich auf, als Tribates’ Zunge sich durch den Armausschnitt ihres Gewandes weiter vortastete. Seine Hand schob sich zwischen ihre Beine.
Caelia stellte die Schale mit den Wildschweinnieren so heftig auf den Tisch zurück, dass die Soße überschwappte. Sie schaute nach der kleinen Blonden. Diese hing jetzt am Hals von Marcus Rufius und streckte ihr die Zunge heraus. Mit einem Kichern ließ Caelia sich zurücksinken. Ihren Leib wölbte sie Tribates entgegen, ihre Rechte ließ sie unter seine Tunika gleiten. Die Muskelstränge seines Oberschenkels waren so dick, sie hätte sie nicht einmal mit vier Händen umfassen können. Tribates stieß ein raubtierartiges Stöhnen aus, als ihre Hand weiter nach oben wanderte.
Caelia wollte der Blonden noch einen triumphierenden Blick zuwerfen, aber die Kleine stand nicht mehr da, wo sie noch vor wenigen Augenblicken gewesen war. Sie schaute sich um. Ein Ruck an ihrer rechten Hand erinnerte sie daran, warum sie heute hergekommen war. Tribates fixierte sie aus zusammengekniffenen Augen, ganz so, wie er seinen Gegner in der Arena anschauen würde.
»Was is´n nun?«, nuschelte er. »Ich kann ne andere Hure nehmen, wenn de nich willst.«
Seine Finger legten sich auf ihre Brust und drückten kräftig zu. Er zog den Ausschnitt ihrer Tunika wieder nach unten. Caelia zuckte zusammen.
Ob die Blonde sie noch sah oder nicht, war unwichtig. Entschlossen wandte sie sich dem gefeierten Star der Arena zu, küsste ihn mit weit geöffneten Lippen auf den Mund, tastete mit ihrer Zunge über seine Zähne und schob ihre Zunge weiter hinein. Sie kostete seinen nach Wein schmeckenden Atem. Er schob sich auf sie. Seine harte Männlichkeit drückte gegen ihren Bauch. Caelia spürte, wie sie zwischen den Beinen feucht wurde. In süßer Erwartung zog sich ihr Unterleib zusammen.
Tribates leckte über ihr Kinn, ihren Hals, er biss in ihr Schlüsselbein. Der Stoff ihres Gewandes krachte, als seine Hände grob daran rissen.
Mit einer einzigen Bewegung zog er sie von der cline hoch und ging schwankenden Schrittes zu einer der Stoffkabinen, die an den Wänden aufgereiht standen. Wie einen Hund zog er sie hinter sich her. Ihr Gewand war beinahe bis zur Taille hochgerutscht. Das letzte, was sie sah, bevor sich der Stoff über dem Kabineneingang schloss, war noch einmal der Blick des sonderbaren Gladiators.
***
Sie war nur eine römische Hure, eine von den Abertausenden, die die Stadt bevölkerten und in den Ludus Magnus kamen, um für ein paar Sesterze jedem zu Willen zu sein. Er gab sein Geld nicht für römische Huren aus; das bisschen, was die Schule ihm zahlte, verbarg er sorgfältig unter einer losen Steinplatte in seiner Kammer. Wenn er genug zusammenbekam und lange genug lebte, würde er sich damit freikaufen, zu seinem Stamm zurückkehren, um die Menschen aus der Knechtschaft der Römer zu befreien. Er war Widar, ein dem Wodan geschworener Krieger, und er hatte gelobt, nicht eher zu ruhen, bis seine Leute wieder frei – und der römische Imperator tot war. Für Frauen hatte er keine Zeit.
Aber bei dieser war etwas anders gewesen. Es war nicht das dunkle Haar, das ihn an eine Frau aus seiner Heimat erinnerte oder ihre schmale Taille, die Sehnsüchte ihn ihm erwachen ließen. Es war vielmehr ... sie erinnerte ihn an Arsa, an die Frau, die er heiraten wollte, bevor die Römer sein Glück zerstört hatten. Es war nicht die Haarfarbe – Arsa war blond gewesen – es waren die Haltung und die Bewegungen, wie die Hure den Kopf zurückwarf und triumphierend anschaute, was sie erobert hatte. Genauso hatte Arsa ausgesehen, als sie sich das Heiratsversprechen gegeben hatten. Widar stieß einen unterdrückten Fluch aus und schlug die zur Faust geballte Rechte in die Linke. Die Römer gaben sich nicht damit zufrieden, ihm seine Freiheit genommen zu haben, sie mussten ihn auch noch mit der einzigen Frau narren, die ihm etwas bedeutet hatte.
Auf einmal fühlte er die Wärme seines Körpers zwischen seinen Beinen fließen, und er stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn diese Frau nackt vor ihm läge. Er würde ihr sacht die Knie auseinanderdrücken, mit der Nase über das krause Dreieck ihrer Schamhaare fahren und ihren Duft einsaugen, bevor er dann seine Zunge kreisen ließ. Ihren Saft würde er schmecken, das Zucken ihres Unterleibs unter sich spüren, bis sie bereit war, ihn aufzunehmen.
Gerade warf sie ihm noch einen spöttischen Blick zu, bevor sie hinter Tribates in eine der Stoffkabinen verschwand.
»Sie gefällt dir wohl, Achilleus?«
Der junge Gallier Styrus neben ihm nahm einen langen Zug aus seinem Tonbecher und rülpste anschließend. Die Römer hatten Widar den Gladiatorennamen Achilleus gegeben, und jeder im Ludus Magnus redete ihn so an, als hätte er keinen wirklichen Namen.
»Wer?« Er musste erst einen Augenblick überlegen, ehe ihm das lateinische Wort einfiel.
»Na, die Rothaarige an Tribates Seite. Es gibt also doch Frauen, bei denen unser guter Achilleus schwach wird. Ich dachte schon, du bist aus Holz.«
Widar hielt den Blick weiterhin auf den Vorhang gerichtet, hinter dem sie mit Tribates verschwunden war.
»Nein, kein Interesse an einer römischen Hure. Was eine Frau nicht freiwillig gibt, will ich nicht.« Die Worte kamen rau über seine Lippen.
Styrus lachte. Weintropfen spritzten ihm aus dem Mund und benetzten Widars Brust.
»Das ist keine Hure. Schau doch genau hin. Das ist eine Frau von Stand, die ein Abenteuer sucht. Sie ist verkleidet. Was würde ich alles geben, um an Tribates Stelle zu sein – und der ist betrunken und weiß gar nicht, welchen Schatz er da bei sich hat. Meine rechte Hand würde ich geben – oder lieber doch nur ein Ohr, denn die Hände brauche ich ja noch.«
Styrus lachte immer lauter und mit einer blitzschnellen Bewegung legte er Widar die Hand zwischen die Beine. Bevor der reagieren konnte, war die Hand auch schon wieder weg.
»So fühlt es sich an, wenn dich eine Frau nicht interessiert? Dann will ich nicht wissen, wie es ist, wenn dich eine interessiert.«
»Wieso keine Hure?« Widar kaute an dieser Frage.
»Sie stand vorhin an der Tür und hat sich nicht reingetraut. So zimperlich ist keine Hure, und sie bewegt sich nicht wie eine Frau, die ihren Körper verkauft.«
Widar nickte. Sein Blick war immer noch auf die Stoffkabine gerichtet, als könnte er die Frau, die Arsa so ähnlich war, auf diese Weise wieder hervorlocken.
»Es gibt mehr als eine Frau von Stand, die von einer Liebschaft mit einem von uns träumt, und ich weiß von wenigstens zwei Mal, wo sich eine heimlich mit Tribates getroffen hat.«
»Ich weiß nichts davon.«
»Kannst du ja auch nicht.« Styrus ließ ein kehliges Lachen hören und kratzte sich zwischen den Beinen. »Du warst ja noch nie in der Arena und weißt nichts über die feinen Damen, die du mit einem Schwertstreich erobern kannst. Das reicht von alten Matronen bis zu jungen Mädchen, wahre cibiae delicatae – Leckerbissen, so wie die da.«
Widar schüttelte den Kopf. Styrus hatte einen Kampf hinter sich gebracht, der unentschieden geendet hatte. Morgen hoffte er auf das gleiche Ergebnis, aber Widar hatte den Tod in seinen Augen erkannt und wusste, er würde den redseligen Gallier nicht mehr wiedersehen. Deswegen stand er auch nicht auf und ging zu einem anderen Platz, wo er mit seinen Gedanken ungestört wäre.
»Du musst morgen einfach nur einen glänzenden Sieg erringen, dann werden dir die schönsten Frauen zu Füßen liegen. Ein missio, ein Unentschieden, reicht auch, wenn du gut kämpfst«, plauderte Styrus weiter. Dazwischen nahm er immer wieder einen Schluck aus seinem Tonbecher.
»Pass auf mit dem Trinken, wenn du ein missio willst.«
»Und du brauchst einen Sieg, wenn du die Kleine aus Tribates Armen loseisen willst.«
»Ich will nichts von ihr«, antwortete Widar.
»Na, dann trink was.« Styrus hielt ihm den Weinbecher hin.
***
Eine von der Decke herabhängende Öllampe beleuchtete den Rücken eines Mannes, der sich auf einer Frau rhythmisch auf und ab bewegte, als Caelia an Tribates Seite die Stoffkabine betrat. Keuchen erfüllte den Raum, drang auch aus den Nachbarkabinen herüber. Der Stoff bewegte sich und dahinter die Schatten anderer Paare. Als sie sah, dass die Kabine besetzt war, wollte sie zurückweichen, doch Tribates Pranke schloss sich fest um ihren Unterarm.
»Komm, mein Täubchen, nicht so schüchtern.«
Mit einem Ruck zog er sie an sich. Den anderen Arm schlang er um ihre Mitte.
Der Stoffvorhang viel hinter ihr zu, sie tauchte ein in die Gerüche aus Wein, Öl, nackten Leibern und Liebe. Sie atmete tief ein, ließ alle Bedenken zurück, die sie vielleicht noch gehegt hatte. Auf der cline erkannte sie die kleine Blonde und Marcus Rufius. Beide rückten bereitwillig zur Seite. Marcus Rufius nahm das Mädchen auf den Schoß, wo es sich auf und ab bewegte, sich dabei mit ihrer Zunge über die Lippen fuhr und den Kopf zurückwarf. Ihre Brüste hingen schwer vor Marcus Rufius Kopf. Die Höfe waren groß und dunkel. Er knetete sie so, dass sie zwischen seinen Fingern hervorquollen.
Tribates drängte Caelia auf die cline. »Jetzt werde ich dir zeigen, was ein richtiger Mann ist.«
Mit dem Blick eines hungrigen Löwen auf seine Beute schaute er auf sie. Seine Augen, sein kantiges Gesicht, seine eisenharten Muskeln ließen sie aus Vorfreude auf das Kommende zittern. Noch vor drei Tagen war sie sich nicht sicher gewesen, ob sie den Mut aufbringen würde, als Hure verkleidet zum Gastmahl zu gehen, um den gefeierten Gladiator Tribates zu erobern – und dann war alles so leicht gewesen. Er hatte sie nur einmal ansehen müssen, und sofort konnte sie ihn für sich einnehmen. Sie öffnete die Spange am Ausschnitt ihrer Tunika, und das Kleidungsstück glitt über ihre Schultern nach unten. Stolz reckten sich ihre Brüste – vom Brustband noch zusätzlich nach oben gedrückt – Tribates entgegen. Auf der milchweißen Haut zeichneten sich ihre Brustwarzen ab. Sie war stolz auf ihre festen Brüste. Die hingen nicht schwer herunter wie bei der Blonden. Mit beiden Händen strich sie von unten nach oben über ihren Leib. Unter ihrer Berührung richteten sich die Nippel auf. Tribates pfiff bei dem Anblick durch die Zähne, auch Marcus Rufius riss die Augen weit auf und spitzte anerkennend die Lippen.
»So was sieht man nicht alle Tage«, stieß der junge Ritter hervor.
Die Blonde drehte seinen Kopf zu sich herum und begann ihn gierig zu küssen. Sie konnte ihn haben, solange Tribates ... Caelia rekelte sich.
Dann ging alles so schnell, wie sie es nicht erwartet hatte. Tribates stürzte sich auf sie wie auf einen Gegner in der Arena. Er vergrub den Kopf an ihrem Busen, knabberte an ihren Brustwarzen, schob zwei Finger in ihre Scheide, fand den Punkt ihrer höchsten Lust und massierte ihn. Caelia fühlte, wie ihre Säfte zu fließen begannen. Sie spreizte die Beine weit auseinander und wünschte, Tribates würde nie aufhören.
»Mehr, mehr«, stöhnte sie.
»Ich besorg´s dir, puella.«
Die Qualen süßer Lust durchströmten sie. Mit der rechten Hand tastete sie umher, bis sie Tribates kurzes Röckchen fühlte. Sie schob ihre Finger unter den Rand, legte sie um seinen zuckenden Penis. Wie alles an seinem Körper war auch dieser Teil eisenhart. Gierig reckte er sich ihr entgegen. Mit den Fingernägeln fuhr sie über die Spitze und ergötzte sich an seinem Stöhnen.
Sie rutschte auf der cline weiter nach vorne, streckte dem gefeierten Gladiator ihre Scham entgegen, schob die geschwollenen Lippen auseinander. Dieser Einladung konnte er nicht widerstehen. Er packte ihre Hüften und drang mit einem einzigen kraftvollen Stoß in sie ein. Sein Schwanz füllte sie ganz aus, und als er begann, sich auf und ab zu bewegen, kam es ihr so vor, als würde er bis in ihren Hals stoßen. Das war ihr Gladiator. Kraftvoll und animalisch war er aus den Tiefen des Olymp zu ihr gekommen. Sie stemmte ihre Füße gegen seine Schultern und gab sich ganz seinem Rhythmus hin.
Seine Stöße wurden schneller und härter. Sie spürte, dass er dem Höhepunkt entgegensteuerte, und dass sie selbst auch kurz vor der Explosion der Lust stand. Auf einmal nahm sie eine federleichte Berührung auf ihrer Brust wahr. Es waren Marcus Rufius schmale Hände, nicht einmal halb so groß wie die des Gladiators – aber überaus geschickt. Mit kreisenden Bewegungen zwirbelte er ihre Brust, und ließ eine Hand nach unten wandern. Seine Finger spreizten ihre Schamlippen und rieben ihren Hügel der Lust. Die kleine Blonde beugte sich über Caelia und schob ihr die Zunge in den Mund. Die Mädchenzunge schmeckte süß nach Mann und Wein. Sie schloss die Augen, genoss das Spiel der Blonden. So begehrt hatte sie sich noch nie gefühlt. Es bemühten sich aber auch noch nie zwei Männer und eine Frau um sie. Als sie noch Domitians Geliebte gewesen war ...
Ihre tastende Hand fand eine große Brust dicht über ihrem Gesicht hängend. Die andere lag auf einem Oberschenkel, der Marcus Rufius gehören musste. Glatte Haut, in die sie ihre Fingernägel schlagen könnte. Über ihr schnaufte Tribates. Seine Hände pressten sich auf ihre Hüften, als wollten sie ihren zarten Körper zerquetschen.
Tribates warf den Kopf zurück, stieß aus seinem tiefsten Innern einen Schrei aus und ergoss er sich in ihrem Schoß. In ihr sammelte sich eine Woge der Leidenschaft, die sie jeden Augenblick übermannen konnte. Sie merkte kaum, wie Tribates sich aus ihr zurückzog. Der Gladiator wischte sich den Schweiß von der Stirn, griff nach einem Tonkrug, der neben der cline auf dem Boden stand, trank in großen Schlucken den Wein, wovon einiges über sein Kinn auf seine Brust tropfte. Als der Krug leer war, rülpste er laut.
Den Platz zwischen ihren Beinen nahmen sofort Marcus Rufius Finger ein. Er spreizte ihre Schamlippen und rieb sanft ihre Klitoris. Wild zuckte ihr Unterleib. Ihrem Peiniger entlockte das ein kehliges Lachen. Die Zunge der kleinen Blonden spielte immer noch mit ihrem Mund, und die Woge der Leidenschaft schwoll immer weiter in ihr an, ließ sich nicht mehr länger zurückhalten. Caelia warf sich herum wie ein Tier in Ketten, stieß wilde Schreie aus, als die Lust sie überschwemmte. Ihre Fingernägel schrammten über Marcus Rufius Oberschenkel. Der Schmerz fachte auch seine Leidenschaft an. Er beugte sich über ihren Schoß, trank ihren Saft der Lust, während ihre Leidenschaft in einer langsamen Welle verebbte. Sie massierte die Hoden des jungen Ritters, und unter ihren kundigen Fingern schwoll seine Männlichkeit zu beachtlicher Größe an.
Tribates stand am Kopfende der Liege und beobachtete die drei beim Liebesspiel. Die Wölbung seines Röckchens zeigte an, dass sein gladius schon wieder bereit war für eine Frau. Caelia drehte sich um, schob sein störendes Gewand fort und nahm seine Männlichkeit in den Mund. Sein Glied war noch nicht ganz steif, füllte aber ihre Mundhöhle schon ganz aus.
»Bin immer bereit für dich«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
Mit den Händen streichelte sie seine Hoden. Neben ihr stöhnte die Blonde, als sich die Finger des Gladiators in ihre Scheide bohrten. Sein gladius war inzwischen zu seiner vollen Pracht herangewachsen. Caelia leckte ihn von der Wurzel bis zu Spitze. Als sie vorsichtig mit den Zähnen über die Eichel strich, lief ein Zittern durch Tribates Körper, das ihren Eifer nur noch mehr anfachte. Mit einer Hand umklammerte er das Kopfende der cline so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Seine Lust war ihre Lust. Angespornt von seiner Reaktion begann sie an seinem Glied zu saugen.
Ein Sklave kam herein und tauschte den leeren Weinkrug gegen einen vollen aus. Es war ein hübscher Knabe mit seidigem Braunhaar, das ihm bis auf die Schultern fiel. Bekleidet war er nur mit einem Lendenschurz, der kaum seine Männlichkeit bedeckte. Als der junge Mann sich bückte, ergriff Marcus Rufius die sich bietende Gelegenheit, umarmte den Sklaven von hinten und ließ seine Zunge zwischen dessen Pobacken gleiten. Der Junge reckte den Hintern noch mehr in die Höhe, presste die Hände des Ritters auf sein Gemächt.
Dieses Treiben rief den Widerspruch der Blonden auf den Plan. Sie ließ ab von Tribates und wandte sich wieder Marcus Rufius zu.
»Du gehörst heute Nacht mir«, gurrte sie zwischen halb geöffneten Lippen hervor. Die beiden versanken in einer leidenschaftlichen Umarmung. Als der Sklave sich entfernte, gab die Blonde ihm noch einen Tritt.
Tribates ergoss sich zuckend in Caelias Mund. Sein Samen lief über ihr Kinn, den sie mit den Händen auffing und sich dann die Finger ableckte. Schnaufend ließ sich der Gladiator auf die cline sinken.
»Mädchen, du machst mich alle«, schnaufte er.
»Das gefällt dir, ja?«
Mit einem breiten Grinsen nickte er.
Caelias Brustband hatte sich gelöst und hing ihr um die Hüften. Der Gladiator zupfte es fort, strich ihr über den Oberschenkel, die Seite entlang bis zum Hals. Er umfasste ihr Kinn und berührte überraschend zart ihre Lippen. Ein angenehmes Prickeln breitete sich auf ihrer Haut aus. Sie legte ihm die Arme um den Hals, genoss diesen Kuss aus vollem Herzen.
»Du bist mutig, puella, einfach hierher zu kommen.« Damit machte er deutlich, dass er längst wusste, dass sie keine Prostituierte war. Caelia schwieg. Sie beobachtete die kleine Blonde und Marcus Rufius. Das Mädchen hockte auf der Liege, er stand hinter ihr, stieß mit gleichmäßigen Bewegungen in sie hinein. Beide stöhnten bei jedem Stoß. Die Blonde leckte sich verzückt die Lippen und streichelte sich über eine Brustwarze.
Dieser Anblick ließ Caelia wieder feucht zwischen den Beinen werden. Sie griff nach Tribates Geschlecht. Schrumpelig und schlaff lag es in ihrer Hand.
»Hast du noch nicht genug?«, grinste der Gladiator.
»Nun erzähl doch endlich, Caelia.«
Sabina nahm eine Pflaume aus dem Körbchen auf Caelias Knien. Sie schlug ihre großen Schneidezähne in das saftige Fruchtfleisch. Ein Tropfen lief über ihr Kinn, fiel auf ihre Hand, den sie mit spitzer Zunge ableckte.
»Ja genau, seit du gekommen bist, hast du kaum ein Wort gesagt«, ließ sich Pollia vernehmen. Sie saß an Caelias anderer Seite. In der Hand hielt sie einen Apfel.
Alle drei Frauen saßen in der ersten Reihe der Frauenränge im Colosseum. Die morgendlichen Tierhetzen und die Hinrichtungen in der Mittagszeit waren vorüber. Das erste Gladiatorenpaar hatte sich einen Kampf geliefert, der nur ein paar Augenblicke dauerte. Dann hatte der Thraker mit seinem Krummsäbel das kurze Schwert des anderen beiseite gestoßen, ihm die Klinge quer über die Brust gezogen, der getroffene Gladiator war vornüber gefallen und bat um Gnade. Es war sein zweiter Kampf gewesen, den ersten hatte er gewonnen, und er war ein gutaussehender Bursche. Die meisten Daumen der Zuschauer zeigten nach oben. Ihre Blicke waren auf die Loge des Imperators gerichtet. Dort lümmelte Domitian auf einem weich gepolsterten vergoldeten Stuhl und streckte die Hand aus. Sein Daumen zeigte zur Seite.
Im Colosseum wurde es still – so still, dass man den geschlagenen Gladiator atmen hören konnte. Blut floss aus seiner Brust in den Sand. Er machte keinen Versuch, es aufzuhalten. Ein tapferer Mann. Domitians Daumen ruckte nach oben und Jubel brach aus. Sklaven schafften den verletzten Gladiator aus der Arena. Das zweite Paar kam herein. Sie nahmen Aufstellung vor der kaiserlichen Loge.
»Morituri te salutant.« Mit erhobener rechter Hand grüßten sie den Imperators. Der winkte lässig zurück.
»Was soll ich schon sagen?«, fragte Caelia ihre beiden Freundinnen.
»Du gehst zum Gastmahl der Gladiatoren, um Tribates zu erobern und fragst uns, was du sagen sollst?«, ereiferte sich Pollia. Sie hatte ein hübsches längliches Gesicht, über dem sich eine Unmenge dunkelbrauner Locken ringelten, die mit einem weißen Band aus der Stirn zurückgebunden waren. An den Ohren baumelten goldene Ohrringe mit je einer Perle. Pollia war die Frau des Senators Gaius Lucius Stupinius, ihre hervorstechende Charaktereigenschaft ihre Neugier war. Es gab nichts in Rom, über das sie nicht genauestens Bescheid wusste. Wer etwas verbreiten wollte, der brauchte es nur Pollia zu erzählen.
»Ich ging zum Gastmahl.«
»Du bist wirklich hingegangen? Warst du verkleidet?«, wollte Sabina wissen. Sie war seit einem Jahr mit dem viel älteren Mucius Publius Mantinus verheiratet und von ihrem Mann schwanger – behauptete sie jedenfalls. In der Villa Mantinus ging aber auch der Dichter Martial ein und aus.
»Ich war verkleidet. Immerhin bin ich die Witwe eines Senators, eine anständige Frau – und eine solche geht nicht zum Gastmahl der Gladiatoren.« In Caelias Mundwinkel stahl sich ein Lächeln.
»Du bist wenigstens Witwe. Seit ich schwanger bin, lässt mich Mucius kaum noch aus dem Haus.« Sabina nahm eine weitere Pflaume.
»Und dann? Lass dir doch nicht alles wie Würmer aus der Nase ziehen. Hast du Tribates erobert? Wie habt ihr es gemacht und wie groß ist sein – na, du weißt schon?« Pollia warf die Reste ihres Apfels fort.
Caelia überlegte, wie viel sie erzählen sollte und konnte dabei ein Gähnen nur mühsam unterdrücken. Die Nacht war schon der Dämmerung gewichen, als sie in einer Sänfte, getragen von zwei kräftigen Sklaven, in ihre Villa zurückkehrte. Sie wusste nicht mehr, wie häufig Tribates und wie häufig Marcus Rufius sie genommen hatten. Nach ein paar Stunden Schlaf in den Vormittagsstunden fühlte sie sich noch immer angenehm ermattet und wund zwischen den Beinen. Als Asinoë sie zum Ankleiden geweckt hatte, wollte sie sich zunächst umdrehen und weiterschlafen, egal, was sie ihren beiden Freundinnen versprochen hatte, aber dann erinnerte sie sich an den seltsamen Gladiator. Der würde auch heute auftreten – und das wollte sie auf keinen Fall verpassen. Also war sie aufgestanden und gerade noch rechtzeitig gekommen, um das erste Gladiatorenpaar zu sehen. Schließlich würde auch noch Tribates auftreten. Der gefeierte Gladiator trat im letzten Paar auf.
»Groß ist er«, sagte sie gedehnt. Sie meinte immer noch, Tribates Schwanz in ihrer Scheide zu spüren. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Ihre wachsamen Freundinnen bemerkten das natürlich sofort.
»Wie groß? Wie oft habt ihr es getrieben? Wie geht es überhaupt zu beim Gastmahl der Gladiatoren?« Pollias Fragen prasselten wie Schwerthiebe auf sie nieder.