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Seitenzahl: 159
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 304
Textanalyse und Interpretation zu
Ulrich Plenzdorf
DIE NEUEN LEIDEN DES JUNGEN W.
Rüdiger Bernhardt
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1976, zuletzt 2011 (suhrkamp taschenbuch 300), zitiert durch nachgestellte Seitenangabe. Bei Abweichungen oder Ergänzungen werden die Fassung aus der Zeitschrift Sinn und Form (1972, 2. Heft; als SuF und Seitenangabe) sowie die Dramatisierung (D und Seitenangabe) zitiert.
Über den Autor dieser Erläuterung:Prof. Dr. sc. phil. Rüdiger Bernhardt lehrte neuere und neueste deutsche sowie skandinavische Literatur an Universitäten des In- und Auslandes. Er veröffentlichte u. a. Studien zur Literaturgeschichte und zur Antikerezeption, Monografien zu Henrik Ibsen, Gerhart Hauptmann, August Strindberg und Peter Hille, gab die Werke Ibsens, Peter Hilles, Hermann Conradis und anderer sowie zahlreiche Schulbücher heraus. Von 1994 bis 2008 war er Vorsitzender der Gerhart-Hauptmann-Stiftung Kloster auf Hiddensee. 1999 wurde er in die Leibniz-Sozietät gewählt.
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
2. Auflage 2013
ISBN 978-3-8044-6977-8
© 2012 by Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Inszenierung in den Kammerspielen, DT Berlin, 1972 © Cinetext/Henschel Theater-Archiv
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Ulrich Plenzdorf: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Die DDR um 1970: veränderte Wertvorstellungen
Der Generationswechsel in der DDR-Literatur
Übersicht zu politisch-sozialen Ereignissen um 1970
Edgar Wibeau und seine Zeit
Rezeption der Weimarer Klassik in der DDR
Plenzdorfs Neue Leiden und der „sozialistische Realismus“
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
Literaturzensur in der DDR
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
Eröffnung mit Anzeigen
Erster Teil
Zweiter Teil
3.3 Aufbau
Handlungszeit
Edgars Konflikt
Einsatz verschiedener literarischer Formen
Vergleich mit Goethes Die Leiden des jungen Werther
Die dramatische Anlage des Textes
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Edgar Wibeau
Der Vater Wibeau
Die Mutter Else Wibeau
Charlotte (Charlie) Schmidt
Dieter Schmidt
Willi Lindner
Zaremba
Addi Berliner
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
3.7 Interpretationsansätze
Die Arbeit als wesentliche Voraussetzung der Menschwerdung
Edgars zufälliger, Werthers tragischer Tod
Von der Natur zur urbanen Gestaltung
Der Kontrast von Idylle und sozialer Gemeinschaft
4. Rezeptionsgeschichte
Die Wirkung in beiden deutschen Staaten
Beginn der Rezeption in der DDR
Die Diskussion in Sinn und Form 1972/73
Die Fortsetzung der Diskussion
Der Text in der Literaturgeschichtsschreibung
Die Rezeption in der DDR-Literatur
Ulrich Plenzdorf nach der Wende
5. Materialien
6. Prüfungsaufgaben
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 ***
Aufgabe 3 **
Aufgabe 4 **
Literatur
Zitierte Ausgabe
Weitere Ausgaben des Romans
Weitere Primärliteratur
Lernhilfen und Kommentare für Schüler
Sekundärliteratur
Film/Feature
Damit sich jeder Leser in diesem Band zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, folgt hier eine Übersicht.
Im 2. Kapitel wird Plenzdorfs Leben beschrieben und auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund verwiesen:
Ulrich Plenzdorf lebte von 1934 bis 2007 vorwiegend in Berlin und Potsdam. Er studierte Dramaturgie und arbeitete erfolgreich als Film-Szenarist.
Sein Text Die neuen Leiden des jungen W., der in verschiedenen Gattungen (Stück und Roman) vorliegt, wurde zu einem sensationellen Erfolg, weil er über das spezifische Leben Jugendlicher in der DDR hinaus das Zeitgefühl der Jeans-Generation um 1970 adäquat beschrieb.
Der Text wurde ein Dokument von Zeitthemen und ein umstrittener, aber wirkungsvoller Beitrag zur Beschäftigung mit dem Erbe der Weimarer Klassik in der DDR („Erbe-Diskussion“).
Im 3. Kapitel geht es um die Textanalyse und -interpretation.
Die neuen Leiden des jungen W. – Entstehung und Quellen:
Aus dem Film-Szenarium (1968), das in der DDR zunächst nicht veröffentlicht werden konnte, entstand ein von konkreten Zeitumständen weitgehend befreiter Roman (bzw. Stück), der 1972 (unter günstigeren kulturpolitischen Umständen) zuerst in der DDR-Literaturzeitschrift Sinn und Form, ein Jahr später als Buch publiziert werden konnte.
Der Text wurde zur literarischen Sensation zuerst in der DDR, dann in der gesamten deutschsprachigen Kulturszene.
Neben Goethes Roman Die Leiden des jungen Werther orientierte sich Plenzdorf an J. D. Salingers Der Fänger im Roggen; Anregungen flossen aus J. Seyppels Columbus Bluejeans, H. Bölls Ansichten eines Clowns und D. Defoes Robinson Crusoe ein.
Inhalt:
Der 17-jährige Edgar Wibeau, der bei einem selbstverschuldeten Unfall in Berlin ums Leben gekommen ist, verfolgt kommentierend aus dem Jenseits die Nachforschungen seines Vaters. Die letzten Wochen in Edgars Leben sind bestimmt worden durch seinen Ausbruch aus kleinbürgerlicher Umgebung in der Provinz. In Berlin hat die Kindergärtnerin Charlie eine große Rolle gespielt. Die Beziehung zu ihr hat er seinem Freund Willi mit Hilfe von auf Tonbändern aufgenommenen Werther-Zitaten geschildert, denn ihm ist durch Zufall eine Ausgabe von Goethes Roman in die Hand gefallen. Werthers Liebe und Leiden hat er auf sich und Charlie projiziert und Parallelen zum eigenen Leben erkannt; nach seinem Tod sieht er seine Fehler ein. Bei dem Versuch, für die Malerbrigade, bei der er gejobbt hat, alleine ein nebelloses Farbspritzgerät zu bauen, hat er versehentlich einen tödlichen Stromschlag bekommen.
Chronologie und Schauplätze:
Die neuen Leiden des jungen W. spielen in der DDR um 1970, zuerst in der fiktiven Kleinstadt Mittenberg, dann in (Ost-)Berlin. Sie umfassen die letzten drei Monate (Ende September bis 24. Dezember) im Leben der Hauptfigur.
Aufbau:
Der Text verwendet verschiedene literarische Strukturen (Anzeige, Dialog, Rollenprosa, Briefroman usw.): Er erscheint als Roman und als Stück (Drama), wobei die formalen Kriterien der literarischen Form hinter Edgars Kommentar, einem Bewusstseinsstrom ähnlich, zurücktreten. Dafür wird Goethes Briefroman zum Material, das Edgar für die Beschreibung seiner Situation nutzt. Der Text ähnelt in seinem Aufbau einem analytischen Drama.
Personen:
Die Hauptpersonen sind
Edgar Wibeau, 17 Jahre alt,
flieht aus einem Leben der vorgegebenen Normen,
will Natürlichkeit leben,
isoliert sich dabei von der Gemeinschaft und
ist am eigenen Tod schuld.
Der Vater von Edgar, 36,
ein verkrachter Maler, in Wirklichkeit Statiker,
hat die Familie früh verlassen,
versucht, das Schicksal seines toten Sohnen zu erfahren,
hat dramaturgische Funktion des „Boten aus der Fremde“.
Die Mutter Else Wibeau, 45,
Betriebsleiterin,
versucht, Edgar an die Normen des Lebens heranzuführen,
schränkt so seine Individualität ein und treibt ihn zur Flucht.
Charlotte (Charlie) Schmidt, über 20,
Kindergärtnerin und Edgars große Liebe,
wird von ihm nach Werthers Charlotte Charlie genannt,
versucht auf ihn einzuwirken,
heiratet Dieter.
Dieter Schmidt, 25,
kehrt nach seinem freiwilligen Dienst in der NVA (Nationale Volksarmee der DDR) zurück und nimmt ein Studium auf;
versucht, Edgar an die Alltäglichkeit und ihre Verpflichtungen, auch an Kunstgesetze heranzuführen,
heiratet Charlie.
Willi Lindner, ebenfalls ca. 17,
ist Edgars Freund,
verhilft ihm zur Laube und wird sein Ansprechpartner (Tonbandbriefe) für die Liebesgeschichte mit Charlie.
Zaremba, über 70,
personifiziert Fortschrittsglauben, Arbeitswillen und Gemeinschaftssinn;
Edgars Vorbild, Spanien-Kämpfer und Kommunist.
Addi Berliner
war Edgars Brigadeleiter und sein „bester Feind“,
Edgars Gerät lässt ihn nicht los.
Stil und Sprache:
Raffinierte Mischung unterschiedlicher sprachlicher Mittel:
Edgar verwendet eine fiktive Jugendsprache um 1970;
ergänzt durch literarische Sprache (aus Goethes Die Leiden des jungen Werther und aus Salingers Der Fänger im Roggen),
kontrastiert mit der Fäkalsprache Edgars, der Umgangssprache in den Dialogen des Vaters und Dieters und der Funktionärssprache in Addis Dialogen und Reden als Brigadeleiter.
Interpretationsansätze:
Die Arbeit ist die wesentliche Voraussetzung der Menschwerdung des Menschen, Edgars späte Erkenntnis.
Edgars Tod ist zufällig, Werthers Tod tragisch: Parallelität und Unterschiede der Biografien. Die Kommentierung des eigenen Todes ist ein genialer künstlerischer Einfall.
Es vollzieht sich ein Ablösungsprozess von Natur zur urbanen Gestaltung, vom Alten zum Neuen.
Parallel zu diesem Ablösungsprozess stehen sich Idylle und soziale Gemeinschaft gegenüber.
Rezeptionsgeschichte:
Die Wirkung war in beiden deutschen Staaten groß.
Die Diskussionen in der DDR erfassten alle gesellschaftlichen Bereiche.
unterschiedliche Beurteilung in Literaturgeschichten
bis heute anhaltende Aktualität
Ulrich Plenzdorf im Jahr 1979 (1934−2007) © ullstein bild – B. Friedrich
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1934
Berlin-Kreuzberg
26. Oktober: Ulrich (Richard) Plenzdorf wird als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren; der Vater Ewald P., Maschinenbauer, fotografierte für die „Arbeiter-Illustrierte-Zeitung“. Die Eltern waren aktive KPD-Mitglieder und betätigten sich im antifaschistischen Widerstand, die Mutter Martha P. kam für ein Jahr ins KZ Mohringen.
1946
Berlin-West
Schulbesuch.
12
1949–1952
Himmelpfort,
heute: Ortsteil Fürstenbergs (Brandenburg)
Nach Scheidung der Eltern Schulbesuch im Internat „Schulfarm Scharfenberg“. Es herrschte Schuldemokratie: Die Schüler regierten, die Lehrer unterrichteten.[1] 1952 aufgelöst.
15–18
1950
Berlin-Ost
Umzug.
16
1954
Berlin-Lichtenberg
Leipzig
Abitur.
Drei Semester Studium der Philosophie (Marxismus-Leninismus) am Franz-Mehring-Institut der Karl-Marx-Universität, Mitglied der SED. Texte für ein Hochschulkabarett. Gibt Studium auf wegen „klosterartiger“ Paukerei.
20
1955
Heirat mit Helga geb. Lieske, drei Kinder.
21
1955–1958
Potsdam-Babelsberg
Bühnenarbeiter bei der DEFA. Praktische Erfahrung für die spätere Filmarbeit.
21–24
1958–1959
Freiwilliger Dienst in der NVA (Nationale Volksarmee).
24–25
1959–1963
Babelsberg
Studium der Dramaturgie an der Filmhochschule.
25–29
1963
Babelsberg
Abschlussarbeit Mir nach, Canaillen!, von Ralf Kirsten verfilmt, Hauptrolle: Manfred Krug. Großer Publikumserfolg.
29
1964
Babelsberg
Szenarist und Dramaturg. Szenarium Karla, Film (Regie: Hermann Zschoche) wurde nach dem 11. Plenum 1965 nicht beendet. Uraufführung erst 1990.
30
1968–1969
Erstes Szenarium für Die neuen Leiden des jungen W. (Urfassung) mit der Dramaturgin Inge Heym.
34–35
1971
Heinrich-Greif-Preis und Kunstpreis des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund), beide Auszeichnungen im Kollektiv für Kennen Sie Urban?. Regie: Ingrid Meyer-Reschke.
37
1972
Halle (Saale)
Veröffentlichung Die neuen Leiden des jungen W.in Sinn und Form(2. Heft; März); 18. Mai: Uraufführung nach der „Filmerzählung“ Die neuen Leiden des jungen W.(Regie: Horst Schönemann).
38
1973
Berlin
Rostock
Heinrich-Mann-Preis (Akademie der Künste).
Aufnahme in den Schriftstellerverband der DDR.
Buchausgabe der erweiterten Prosafassung Die neuen Leiden des jungen W.
39
1974
Die Legende von Paul & Paula (Filmdrehbuch).
40
1974-1975
Plenzdorfs Neue Leiden sind das meistgespielte Gegenwartsstück in beiden deutschen Staaten.
40–41
1975
Leipzig
Buridans Esel (46 Szenen nach Günter de Bruyns Roman); Uraufführung: Leipziger Kammerspiele.
41
1976
Fernsehfassung Die neuen Leiden des jungen W., Regie: Eberhard Itzenplitz, Erstausstrahlung ARD 20. 4. 1976; Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns; Austritt aus der SED.
42
1978
Klagenfurt
Plenzdorf erhält den Ingeborg-Bachmann-Preis für kein runter kein fern (Hörspiel), entstanden 1974, Buchausgabe 1979 (Hamburg).
44
1979
Rostock
Legende vom Glück ohne Ende (Roman im Hinstorff-Verlag). Als „Spiel nach dem gleichnamigen Roman“.
45
1982
Jacob-Kaiser-Preis für das Drehbuch (mit Erich Loest) Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene.
48
1983
Schwedt
Legende vom Glück ohne Ende uraufgeführt (Regie: Freya Klier).
49
1984
Karl-Marx-Stadt
Legende vom Glück ohne Ende zum zweiten Mal inszeniert im Schauspielhaus Karl-Marx-Stadt (Regie: Irmgard Lange).
Lesereisen in die Bundesrepublik.
50
1988
Berlin
Freiheitsberaubung (nach Günter de Bruyn), Uraufführung Theater im Palast, Regie: Vera Oelschlegel.
54
1989
Zeit der Wölfe (Drama) nach Tschingis Aitmatows Roman Die Richtstatt, Uraufführung am 29. September in Altenburg, Potsdam und Berlin.
55
1991
Hüpf, Häschen, hüpf! oder Alptraum eines Staatsanwalts (Drehbuch, Regie: Christian Steinke), Erstsendung 3. 10. 1991 ARD, dafür: Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.
57
1992
Berlin
Mitglied der Akademie der Künste.
58
1993
Als Nachfolger von Jurek Becker Autor einer dreizehnteiligen Staffel von Liebling Kreuzberg mit Manfred Krug als Rechtsanwalt Liebling. Sendebeginn: Januar 1994.
59
1995
Der Trinker (nach Hans Falladas Roman), Regie: Tom Toelle; Adolf-Grimme-Preis.
61
1998
Drehbuchmitautor für Erwin Strittmatters Der Laden, dreiteiliger Fernsehfilm gesendet im November/Dezember (ARD, Regie: Jo Baier).
64
2001
Potsdam
Der König und sein Narr (Schauspiel nach dem Roman Martin Stades), Uraufführung am 27. Januar im Theater Potsdam.
67
2004
Leipzig
Gastdozentur am Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig.
70
2007
Berlin
9. August: Plenzdorf stirbt nach längerer Krankheit in einer Klinik nahe Berlin. Beigesetzt wird er in Alt Rosenthal (bei Seelow in Brandenburg), wo er neben Berlin-Mitte seit den 1970-er Jahren seinen zweiten Wohnsitz hatte.
72
ZUSAMMENFASSUNG
1971 begann in der DDR nach der Ablösung Walter Ulbrichts durch Erich Honecker eine Entwicklung, die unter dem Motto der „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ Erwartungen und Hoffnungen bei der jüngeren Generation weckte. International steigerte sich der Protest gegen die verheerenden Bombardierungen Vietnams durch die USA. Zum Verständnis des Textes werden aus dieser thematischen Breite drei zeitgeschichtliche Vorgänge herausgestellt, die sich in ihm wiederfinden:
innenpolitisch: die Veränderung der Wertvorstellungen in der DDR
außenpolitisch: der Generationswechsel und der „Prager Frühling“ von 1968
kulturpolitisch: Erbe- und Traditionspflege der deutschen Klassik in der DDR
Alle drei Vorgänge prägten 1968 die öffentliche Diskussion in der DDR und wirkten sich auf Plenzdorfs Text aus.
Die DDR um 1970: veränderte Wertvorstellungen
Der erste zeitgeschichtliche Vorgang, der für Plenzdorfs Text wichtig ist, war der sich verändernde Wertekanon um 1970. Die junge Generation ostdeutscher Autoren, die im „Dritten Reich“ geboren worden war, dann ihre entscheidenden Jahre in der DDR verbrachte und sich – wie Ulrich Plenzdorf, Christa Wolf u. a. – mit dem Sozialismus und der DDR identifizierte, suchte Ende der sechziger Jahre nach eigenen Wertvorstellungen und geriet mit der (herrschenden) älteren Generation, die nach dem Zweiten Weltkrieg das zerstörte Land aufgebaut und eine neue sozialistische Gesellschaft geschaffen hatte, in Konflikt. Diese neuen Werte fanden im Begriff „Ankunft im Alltag“ ihren Sammelbegriff (vgl. S. 26 der vorliegenden Erläuterung). Der Konflikt mit der älteren Generation entstand daraus, dass die neue Generation die Befreiung vom Faschismus und den Aufbau der gesellschaftlichen Grundlagen nur noch historisch betrachtete, nicht mehr als eine das eigene Leben bestimmende Aufgabe.
Besonders gefordert fühlte sich die junge Generation, als der VII. Parteitag der SED (17.–22. April 1967) auf wissenschaftlich-technischen Fortschritt drängte und gerade von der Jugend Einfallsreichtum und Verantwortung forderte. Allerdings hatten Junge und Alte unterschiedliche Vorstellungen von dieser Verantwortung: Edgar Wibeau in Plenzdorfs Roman will den Erwartungen in seinem Mittenberger Lehrbetrieb folgen, aber nicht die Vorgaben übernehmen, wie sie sein Lehrmeister – als Vertreter der älteren Generation – fordert. Er sucht den individuellen Freiraum in den programmierten Lebensplanungen, das Besondere im Allgemeinen.
Plenzdorf spielte auf diesen Prozess in den Todesanzeigen für Edgar Wibeau an. Während die Anzeige aus Berlin mit „VEB WIK“ unterzeichnet ist (7), also die bekannte Form des „Volkseigenen Betriebes“[2] in der höheren Form des Kombinates[3] ausweist, ist die aus der erfundenen Kleinstadt Mittenberg in der Nähe von Frankfurt/Oder mit „VEB (K)“ unterschrieben, ein Hinweis auf eine nur örtliche Bedeutung, denn dieser Betrieb war „kreisgeleitet“ (K): Die Zukunft lag in Berlin. Diese Unterscheidung ist für die Handlung wichtig. Das wird in Plenzdorfs Urfassung (die nicht erscheinen durfte) deutlicher, die Anfang und Ende der Handlung direkt aus diesem Vorgang bezieht: Am Anfang hört Edgar die Rede eines Vertreters der Gewerkschaft, der die Forderungen des VII. Parteitages der SED 1967 hervorhebt, denen in dem kommunal geführten Ausbildungsbetrieb, wie Edgar erlebt, die Ausbildungspraxis nicht entspricht. Am Ende der Urfassung wird das von ihm entwickelte Gerät von seiner Brigade in Berlin als „Stein der Weisen“ gepriesen. Er hat eigenwillig die Forderungen des Parteitages erfüllt. Edgar kehrt in der vom späteren Roman abweichenden Urfassung nach dem Unfall genesen heim, und er „fühlt sich wohl hier“[4].
Der Generationswechsel in der DDR-Literatur
Zweitens wurde die jüngere Generation der um 1935 Geborenen um 1968 mit einem Generationswechsel konfrontiert. Die Jüngeren waren in eine Zeit und in eine nach sozialistischen Prinzipien neu gestaltete Gesellschaft hineingeboren worden, deren Grundlegung vornehmlich die Elterngeneration mit ihren Erfahrungen in Klassenkampf und Exil übernommen hatte. Das Ergebnis – ihre Existenzbedingungen – wurde ihnen übertragen, ohne dass sie gefragt wurden, ob sie damit einverstanden waren. Hinzu kam der „Prager Frühling“ von 1968 in der Tschechoslowakei (ČSSR) mit dem Versuch, das vorgefundene kommunistische System zu demokratisieren. Andere Entwicklungsmöglichkeiten – ein „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ (Programm der KPČ), die Ablösung des Zentralismus durch innerparteiliche Demokratie, die Einschränkung der starren Bürokratie zu Gunsten reformierter Strukturen usw. – wurden denkbar, aber durch den Einmarsch der Truppen der Warschauer Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei und die Zerschlagung des „Prager Frühlings“ hinfällig. Da dieser Versuch der Demokratisierung eines sozialistischen Staates wesentlich von osteuropäischen Intellektuellen und durch die Kafka-Konferenz von Liblice (1963)[5] vorbereitet worden war, wirkte die Niederlage auf Intellektuelle besonders zurück. Junge Autoren wie Plenzdorf hatten das Gefühl, durch das Scheitern ihrer Hoffnungen ihre politischen Ideale und damit ihre Identität verloren zu haben. In einem Interview fand Plenzdorf seinen Text in seiner Entstehungszeit 1968 wichtig, weil „er mir erlaubte, meine Identität wiederzufinden, von der ich glaubte, dass ich im Begriff war, sie zu verlieren.“[6] Ideale verkamen zu Illusionen.
Vietnam-Krieg: US-Soldat und verwundete Vietnamesin (eine gefangene Vietcong) © ullstein bild – Nowasti
Dazu trugen auch die Entwicklungen im Westen wie der Krieg der USA gegen das kommunistische Nord-Vietnam bei (man denke etwa an das Massaker von US-Soldaten an Zivilisten in My Lai im Frühjahr 1968) die Ermordung des farbigen Bürgerrechtlers Dr. Martin Luther King (4. April 1968 in Memphis, Tennessee). Auf Bilder aus Vietnam reagiert Plenzdorfs Edgar voller Zorn und Wut, „dann wurde mir rot vor Augen“ (77).
In Essays, Briefen und Gesprächen um 1968 sprachen ostdeutsche Schriftsteller öfter als sonst von „Welt“, „Zukunft“ und „Menschheit“, weniger von „DDR“, „Sozialismus“ und „neuem Menschen“. Sie meinten das auch so:
„Das heißt, die Prosa kann sich nur mit gedanklichen Strömungen und gesellschaftlichen Bewegungen verbinden, die der Menschheit eine Zukunft geben, die frei sind von den jahrhundertealten und den brandneuen Zauberformeln der Manipulierung und selbst das Experiment nicht scheuen.“[7]
Bei Plenzdorf klang das in den Worten Edgar Wibeaus schlichter, meinte aber Gleiches: