Die Perikopen vom Verlorenen - Judith Overbecke - E-Book

Die Perikopen vom Verlorenen E-Book

Judith Overbecke

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, Note: 1,0, Universität Osnabrück (Evangelische Theologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Folgenden mache ich mir zur Aufgabe, die so bekannten Perikopen vom Verlorenen (Lk 15, Vom verlorenen Schaf, Von der Verlorenen Drachme, Vom verlorenen Sohn und Lk 19,1-10, Zachäus) historisch-kritisch zu untersuchen, also einmal anders zu beleuchten, als sie aus Grundschule und Kindergottesdienst bekannt sind. In dieser Arbeit möchte ich die Zweiquellentheorie, die letztendlich auch nur Hypothese ist, zu Grunde legen. Sie besagt, dass das Markusevangelium sowohl Matthäus als auch Lukas als Quelle vorgelegen hat. Damit ist Markus das älteste Evangelium. Lukas und Matthäus haben zudem unabhängig voneinander die so genannte Logienquelle Q verwendet, die Markus unbekannt war. Außerdem haben Lukas und Matthäus so genanntes Sondergut benutzt, Überlieferungsstoff, der nur jeweils einem von ihnen vorgelegen hat. Ich werde so vorgehen, dass ich die wesentlichen Methodenschritte der neutestamentlichen historisch-kritischen Exegese, Textkritik, Literarkritik, Formkritik und Redaktionskritik zuerst für Lukas 15, im Anschluss bezogen auf Lk 19,1-10 nacheinander abhandeln werde. Überschneidungen werden sich dabei allerdings nicht vermeiden lassen. Abschließend soll eine zusammen schauende Schlussbetrachtung vorgenommen werden. Am Anfang einer Exegese gilt es, die ursprüngliche Textgestalt oder die älteste erreichbare Textgestalt wiederherzustellen und eine Übersetzung des griechischen Textes vorzunehmen . Dies soll hier vorerst anhand des 15. Kapitels des Lukasevangeliums geschehen. Weil die Perikopen Vom verlorenen Schaf (VV 15, 4-7), Von der verlorenen Drachme (VV 15,9-10) und Vom verlorenen Sohn (VV 15, 11-32) mir aufgrund der Einleitung (VV 15,1-3), die die Situation beschreibt, in der alle drei Gleichnisse „gesprochen“ werden, als zusammenhängend erscheinen , werde ich sie hier nicht aufspalten, sondern zusammen mit ihrer Einleitung als Ganzes darstellen. Bei meiner Überprüfung dieses Kapitels mit Hilfe des Textkritischen Apparates der 27. Auflage des Nestle-Aland schien mir aufgrund der Kriterien der Äußeren Textkritik, die, um die ursprüngliche Form eines Textes wiederzugewinnen, nach Alter, Qualität und Quantität der eine Textgestalt überliefernden Handschriften fragt, zunächst der im Nestle-Aland abgedruckte Text übernommen werden zu können, weil dieser den Text der besten und ältesten Zeugen darstellt.

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Inhalt

 

Inhalt

1. Einleitung

2. Lukas 15, 1-32

2.1 Textkritik

2.1.1 Äußere Textkritik

2.1.2 Innere Textkritik

2.1.3 Ein weiteres Beispiel zur Textkritik

2.1.4 Die Übersetzung

2.2 Literarkritik

2.2.1 Einleitungsfragen

2.2.2 Kontext, Quellen und synoptischer Vergleich

2.2.3 Abgrenzung

2.2.4 Literarische Analyse

2.2.5 Gliederung

2.2.6 Wortfeldanalyse

2.3 Formkritik

2.3.1 Traditionsgeschichte

2.3.3 Rückfrage nach dem ursprünglichen Jesusgut, Funktion und Sitz im Leben

2.4 Redaktionskritik und Traditionskritik

2.4.1 Redaktion und Tradition von Lukas 15

2.4.2 Komposition und Intention des Lukas

3. Lukas 19, 1-10

3.1 Der Text

3.2 Literarkritik

3.2.1 Abgrenzung

3.2.3 Literarische Analyse

3.2.4 Einheitlichkeit

3.2.5 Gliederung:

3.2.6 Wortfeldanalyse

3.3 Tradition und Redaktion

3.4 Formkritik

3.4.1Gattungs- und Überlieferungsgeschichte, Sitz im Leben (und Redaktion)

3.5 Zur Besonderheit der Zachäusperikope

4. Abschließende Betrachtung

5. Literaturverzeichnis

5.1. Bibelausgaben und Übersetzungen

5.2 Hilfsmittel

5.3 Kommentare/Sekundärliteratur

 

1. Einleitung

 

Im Folgenden mache ich mir zur Aufgabe, die so bekannten Perikopen vom Verlorenen (Lk 15, Vom verlorenen Schaf, Von der Verlorenen Drachme, Vom verlorenen Sohn und Lk 19,1-10, Zachäus) historisch-kritisch zu untersuchen, also einmal anders zu beleuchten, als sie aus Grundschule und Kindergottesdienst bekannt sind.

 

In dieser Arbeit möchte ich die Zweiquellentheorie, die letztendlich auch nur Hypothese ist, zu Grunde legen. Sie besagt, dass das Markusevangelium sowohl Matthäus als auch Lukas als Quelle vorgelegen hat. Damit ist Markus das älteste Evangelium. Lukas und Matthäus haben zudem unabhängig voneinander die so genannte Logienquelle Q verwendet, die Markus unbekannt war. Außerdem haben Lukas und Matthäus so genanntes Sondergut benutzt, Überlieferungsstoff, der nur jeweils einem von ihnen vorgelegen hat.[1]

 

Ich werde so vorgehen, dass ich die wesentlichen Methodenschritte der neutestamentlichen historisch-kritischen Exegese, Textkritik, Literarkritik, Formkritik und Redaktionskritik zuerst für Lukas 15, im Anschluss bezogen auf Lk 19,1-10 nacheinander abhandeln werde. Überschneidungen werden sich dabei allerdings nicht vermeiden lassen. Abschließend soll eine zusammen schauende Schlussbetrachtung vorgenommen werden.

 

2. Lukas 15, 1-32

 

2.1 Textkritik

 

Am Anfang einer Exegese gilt es, die ursprüngliche Textgestalt oder die älteste erreichbare Textgestalt wiederherzustellen und eine Übersetzung des griechischen Textes vorzunehmen[2].

 

Dies soll hier vorerst anhand des 15. Kapitels des Lukasevangeliums geschehen.

 

Weil die Perikopen Vom verlorenen Schaf (VV 15, 4-7), Von der verlorenen Drachme (VV 15,9-10) und Vomverlorenen Sohn (VV 15, 11-32) mir aufgrund der Einleitung (VV 15,1-3), die die Situation beschreibt, in der alle drei Gleichnisse „gesprochen“ werden, als zusammenhängend erscheinen[3], werde ich sie hier nicht aufspalten, sondern zusammen mit ihrer Einleitung als Ganzes darstellen.

 

2.1.1 Äußere Textkritik

 

Bei meiner Überprüfung dieses Kapitels mit Hilfe des Textkritischen Apparates der 27. Auflage des Nestle-Aland[4] schien mir aufgrund der Kriterien der Äußeren Textkritik, die, um die ursprüngliche Form eines Textes wiederzugewinnen, nach Alter, Qualität und Quantität der eine Textgestalt überliefernden Handschriften fragt, zunächst der im Nestle-Aland abgedruckte Text übernommen werden zu können, weil dieser den Text der besten und ältesten Zeugen darstellt.[5]

 

Ein Blick in Kommentare und Sekundärliteratur weckte bei mir allerdings Zweifel an meinen Ergebnissen der äußeren Textkritik: So betrachten sowohl Wolfgang Wiefel[6] als auch François Bovon[7] das in V 16 bei Nestle-Aland stehende χορτασθη̃ναι (gesättigt sein) als sekundär, weil es eine Abschwächung des ursprünglichen γεμισαι την κοιλιαν αυτου (sich den Bauch füllen) darstelle. Bovon erklärt, dass die frühen Gelehrten diesen „vulgären“ Ausdruck als schockierend empfunden und ihn deshalb ersetzt hätten[8]. Deshalb möchte ich diese Stelle hier genauer untersuchen:

 

Der Ausdruck χορτασθη̃ναι wird bezeugt von P75א B D L f1.13 579.1241.2542 pc e f (syc ) sa.

 

γεμισαι την κοιλιαν αυτου ist die Variante der Handschriften A Θ Ψ M lat sy s.p.h bo.

 

Betrachten wir diese nach Alter, Qualität und Quantität:

 

Die erste Variante χορτασθη̃ναι überliefert

 

 P75: das Bodmer-Papyrus, das die älteste erhaltene Lukashandschrift, nach Aland der Kategorie II zugehörig ist, also eine „Handschrift ganz besonderer Qualität“[9] darstellt,

 

א: der Codex Sinaiticus, der um 350 nach Christus entstanden ist und von Aland der Kategorie I zugeordnet ist,

 

B: der Codex Vaticanus, ebenfalls um 350 nach Christus, Kategorie I,

 

D: Bezea Cantabrigiensis, 5. Jahrhundert, Kategorie I,

 

L: 8. Jahrhundert, Kategorie II, eine Handschrift besonderer Qualität, die allerdings fremdbeeinflusst ist,

 

die Minuskelfamilien f1 aus dem 12. bis 14. Jh. und die Minuskelfamilie f13 aus dem 11. bis 15. Jahrhundert der Katergorie III, die für die Rekonstruktion des ursprünglichen Textes gebraucht werden, oft aber einen selbständigen Text enthalten und in erster Linie für die Textgeschichte wichtig sind

 

579 aus dem 13. Jh.. Kategorie II,

 

1241 aus dem 12. Jahrundert der Kategorie III, , 2542, Kategorie III aus dem 13. Jahrhundert und wenige griechische Textzeugen sowie die altlateinischen Schriften e und f aus dem 5. und 6. Jahrhundert und der Cureton-Syrer aus dem 5. Jahrhundert sowie der sahidische Text.

 

Die zweite Variante wird bezeugt von

 

A: Codex Alexandrinus aus dem 5. Jahrhundert, davon Evv der Kategorie III zugehörig,

 

Θ: aus dem 9. Jahrhundert, Kategorie II,

 

Ψ: aus dem 8. und 9. Jahrhundert, Kategorie III,

 

M: Der Mehrheitstext, oft von geringerer Qualität, dazu gehört z.B. der byzantinische Text der Kategorie V.

 

lat: Ein Teil der Altlateiner und die Vulgata,

 

und der Sinai-Syrer aus dem 4. und 5. Jahrhundert, die Pesschitta, die Harclensis und die bohairische Übersetzung.[10]