Die Ranzig-Sisters in Schwarz-Weiß - Otto Köhlmeier - E-Book

Die Ranzig-Sisters in Schwarz-Weiß E-Book

Otto Köhlmeier

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Beschreibung

"Die Ranzig-Sisters", Drillingsschwestern aus Oberwiechental, sind ganz schön emanzipierte Gören, die sich wenig nur gefallen lassen. Mit viel Witz und jeder Menge List setzen sie Vater, Lehrer, Pfarrer, Bürgermeister und anderen hohen Herren des Dorfes gewaltig zu und sorgen immer wieder für Aufruhr. Auf rund achtzig dicht gereimten Seiten und mit vielen, vielen Zeichnungen sorgen die drei Mädchen für unterhaltsamen Spaß bei Kindern bis 100. Und regen durchaus auch zur Emanzipation, zum Widerstand im eigenen Dorfe an.

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Ja, Potz und Blitz und Donnerwetter. Heiliger Bimmbamm, dicker, fetter. Hätt'ich Haar, würd ich sie raufen. Was kommt denn da daher gelaufen?

Na, was schon ... DIE RANZIG-SISTERS

Liebe Kinder, stellt euch vor: Schule, Kirche und davor den Dorfgasthof, den „Gold’nen Bär“. Bäcker, Kaufmann, Feuerwehr, Gemeindeamt … und weit verstreut an die zwanzig Bauersleut. In kleinen und in großen Höfen mit wunderschönen Kachelöfen.

In solch ’nem friedlich kleinen Ort, wo in der Früh in einem fort die Hähne krähn und später dann das Schwein zum Grunzen laut fängt an, wo hinterm Haus der Misthauf liegt auf den vom Stall der Mist drauf fliegt, wo Burschen Lederhosen tragen, die Frauen „Sie“ zum Mann noch sagen … In einem Ort von solchem Fall mit Namen Oberwiechental, da lebt im Hause zweiundzwanzig zufrieden die Familie Ranzig. Vater, Mutter, Schweine, Rinder, Hunde, Katzen … und drei Kinder.

Vater Ranzig ist ein Mann, wie sich ein jeder denken kann. Mutter Ranzig ist das nicht, wer das behauptet ist nicht dicht. Vater Ranzig, Mutter Ranzig leben schon seit einundzwanzig Jahren hier auf diesem Fleck, verkaufen Eier, Milch und Speck. Und beide wären sie zufrieden mit dem was ’s Leben hat beschieden ihnen beiden, wär’n nicht da: Anna, Olga, Ursula!

Die drei Töchter, Drillingsschwestern, sind nun wirklich nicht von gestern. Was die drei an dummen Bräuchen, an frechen und an krummen Streichen den Eltern spielen, bitte sehr, das geht auf keine Kuhhaut mehr.

Doch nicht allein nur Vater, Mutter ärgern sie auf’s Unterfutter, auch die Onkeln und die Tanten, die Nah- und auch die Fernverwandten bringen sie mit ihren Scherzen beinah zum Infarkt der Herzen.

Selbst so hohe Herren wie Pfarrer Stirn und Lehrer Knie sind nicht sicher vor der dreien bösen Lausemädeleien. Wie sie einst die faule Birn dem Pfarrer Stirn mitten auf’s Hirn geworfen haben und sie dann von seinem Kopfe runter rann … Gott, das war ein starkes Stück!

Oder wie die drei Herrn Glück, den Obmann von der Feuerwehr, des Nachts anriefen: teurer Herr, bei ihnen brennt’s, sehn sie doch nach, Rauch kommt oben aus dem Dach! Und wie Herr Glück vor lauter Schreck in seine Hose ließ ’nen Fleck, so war das auch – an sich klar – ein dummer Scherz der Ranzig-Schar.

Stets haben die drei Lausemädel einzig Unfug nur im Schädel.

Ob sie Frau Kunz die Zunge zeigen und ihr dann in den Garten steigen. Oder ob die Lausegören den Lehrer in der Pause stören. Ob sie hinterm Lattenzaun dem Nachbarsohn den Asch verhaun: Ihnen geht es nur darum die Leut zu ärgern, blau und krumm.

Wie jeder jetzt verstehen kann, hält selbst der allerstärkste Mann die Scherze vom Dreimädelhaus niemals nicht im Schädel aus. Und doch woll’n wir, schön nach der Reih, erzählen, wie die schlimmen drei Mädchen so den ganzen Tag ihrer Umwelt werd’n zur Plag.

Wollen wir damit beginnen ihnen die drei Lauserinnen, diese weiblichen Gesellen, in aller Ruhe vorzustellen:

Da hätten wir – Anna Ranzig.

Sie kam um sechs Uhr zweiundzwanzig als erste von der Dreierbande aus Mutterns Bauch in unser Lande. Anna misst ’nen Meter dreißig und weil sie faul, ist sie nicht fleißig. Sie hasst es sehr, das warme Bad, liebt dunkles Bier und Marmelad. Von Olga unterscheidet sie das Muttermal am linken Knie. Auch ist Anna etwas fester als Ursula, die andre Schwester. Doch weil man sich sonst ständig fragt wer ist nun wer, darum tragt – damit man sich nicht irren kann – sie rechts außen ihren Zahn.

ANNA RANZIG

Mit sieben erfand Anna schon das weit bekannte Xanaphon: Um ihren festen, harten Bauch band sie einen Gartenschlauch. Und eine alte, leere Dose, band sie sich auf ihre Hose. In den Schlauch, da blies sie dann solang rein, bis irgendwann – unter äußerst schwerem Zwang – ein fürchterlicher Laut erklang. Dann lief sie, ohne auszurasten, zu Mutters altem Auszugskasten, holte raus, super schnell, Mutters beste Suppenkell, mit der sie, völlig schwerelos, drauf schlug auf die leere Dos. Gott war das ein Gedröhne, bei den Eltern ein Gestöhne, als mit sieben Anna schon erfand ihr tolles Xanaphon!

Weil Anna als erste und Ursel als dritte kam, kam Olga in der Mitte. Sie konnte sich gar nicht so sehr sputen, als dass sie nicht mit achtzehn Minuten Verspätung auf Anna dem Ziel zu fegte, womit sie nur Platz zwei belegte. Am liebsten isst Olga sauren Käse. Sie hasst Spinat und Polonäse. Auch singt sie nicht im Kirchenchor, steht dafür beim F.C. im Tor, als Bub verkleidet, weil Mädchen schwer in die Mannschaft kommen, darüber später mehr. Während, wie gesagt, Annas Zahn man rechts außen sehen kann und Ursula links trägt den ihren, tun Olgas zwei die Mitte zieren.

OLGA RANZIG

Schuld ist ein Zusammenstoß, dass die drei zusammen bloß vier Zähne im gesamten zählen. während alle anderen fehlen. das Ganze, das kam damals so: Olga fand im Damenklo – es klingt zwar wie ein dummes Märchen – ein volles Säckchen Gummibärchen. Als dies seh’n die Schwestern Olgas, starten sie und geben Vollgas, stürzen sich wie Wüstenhunde auf der Schwester süßen Funde. Weil die Tüte mit den Bären aber kleiner als die Gören, vernahm in Oberwiechental man einen fürchterlichen Knall. Es war dieser Zusammenstoß, der Schuld ist, dass zusammen bloß vier Zähne die drei Mädel zählen, während alle andern fehlen.

Außer ihren beiden Zähnen wär von Olga zu erwähnen, dass sie ziemlich große Füße: fünfundvierzig ihre Grüße!

Wir kommen nun, nach den zwei älteren zur Nummer drei aus der Schar der Ranzig-Kinder, zu Ursula, die auch nicht minder frech und keck und streicheslüstern, als ihre beiden großen Schwestern. Dabei ist, wenn genau man’s nimmt, Ursel um zwei Kopf bestimmt kleiner als die andern beiden, doch daran hat sie kaum zu leiden. Denn wenngleich sie auf ’ne Lade steigen muss, damit sie grade den Schwestern reicht zum Zopfesrande, ist sie doch der Kopf der Bande.

URSULA RANZIG

Mit zwei schon fuhr sie ohne Hände mit dem Fahrrad durch’s Gelände. Mit drei verschlang sie bei ’ner Wette eine Fliege, eine fette. Noch nicht mal vier, da spuckte und spie mehr als sieben Meter sie. Als mit fünf im Kindergarten die Tante fragt nach Rinderarten, da hat die Ursel zwei genannt: es gäb die Kuh. Und sie, die Tant. Mit acht, da ließ sie in der Klasse eine wilde, pudelnasse Ziege los und ließ sie laufen ihren Lehrer über’n Haufen. Bei jedem Kampf schlug sie voll zu, fuhr auf nur einem Rollschuh den allerhöchsten Berg hinab, hielt ihre Umwelt schwer auf Trab. Heimlich raucht sie Zigaretten, schläft am Boden, nie in Betten, spielt gern auf dem Eishauf drauf und isst am liebsten Reisauflauf.

Täglich zählt sie unverdrossen ihre vierzehn Sommersprossen, die ihre linke Wange zieren und die sie schon lang genieren.