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"Die Reformation der Adler" beschreibt anhand der Erneuerung von Adlern, welche Veränderungen in Freikirchen heute nötig sind, um eine Reformation durchzuführen. Ein Adler muss, um erneuert zu werden, mehrere Phasen durchlaufen. Wenn man das auf Kirchen überträgt, kann man eine spannende Reise beginnen, an deren Ziel eine reformierte Kirche steht. Hierbei beleuchtet Jens Schröter, selbst Pastor einer Freikirche, welche Erfahrung er selber im Gemeindedienst gesammelt hat. Das Buch versteht sich aus der Praxis für die Praxis und möchte dazu beitragen, dass sich Kirchen auf den Weg der Erneuerungen machen.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Die Reformation der Adler
Autor: Jens Schröter
© 2020 Frankfurt
Stresslos.net I [email protected]
ISBN: 9798630810489
Gestaltung: Jens Schröter
Danke
Bevor ich in unser Thema Reformation starte, möchte ich mich bei denen bedanken, die mich unterstützten, ermutigten und zu diesem Buche beigetragen haben, direkt oder indirekt.
Ein besonderer Dank gilt meiner Frau Melanie und meiner Tochter Jiska, für ihre Geduld und ihr Geschenk der Zeit. Gerade als Pastorenfamilie stehen wir immer wieder in den Prozessen der Gemeindereformation.
Dann Pastor Axel Sommerfeld aus der FeG Hildesheim, den wir seit 1999 kennen dürfen und der uns seitdem gerne mit Rat und Tat zur Seite steht. Er ist somit zum Vorbild im Pastorendienst geworden.
Dietrich Schindler, der mit seinem Vorwort dieses Buch bereichert, und in den vielen Jahren auch immer wieder ein Ermutiger ist.
Nicht zu vergessen, Iris Groß und Melanie für die Lektorenarbeit an diesem Buch.
Ein besonderer Dank gilt Jesus Christus, der seit vielen Jahren mit mir als Pastor Geduld hat, mich herausgefordert und entwickelt hat.
Reiseziel
So möchte ich diese ersten Zeilen übertiteln. Jeder, der eine Reise antritt und sich auf dem Weg macht, möchte natürlich im Vorfeld wissen, wohin die Reise überhaupt gehen wird.
Dieses Buch möchte dich auf deinem persönlichen Weg zur Reformation deines Herzens begleiten. Es möchte dir helfen dich wieder neu auszurichten, und den Auftrag Gottes an dich als Christ zu erkennen.
Gott möchte ein Herz für Menschen, für Veränderung oder besser ausgedrückt Erneuerung in dir erwecken.
Diese Reise werden wir gemeinsam unternehmen und nebenbei auch ein klein wenig über Adler lernen.
Vorwort
In einem Buch lesen wir oft Hilfreiches und Neues. Deswegen lesen wir sie doch, um uns selbst weiter zu bilden und dazu zu lernen. Aber richtig gute Bücher sind anders. Nicht wir sind es, die wir sie lesen, sondern sie lesen uns.
So ist es mir mit diesem Büchlein von Jens Schröter ergangen. Ich spürte wie die Geschichte des Adlers zusammen mit den Lebensgeschichten von Jens und seine Liebe zu seinen Mitmenschen mein Herz erreichten. Ich bekenne - Das brauche ich. Aber nicht nur ich, sondern das brauchen wir – eine persönliche und gemeindliche (neu) Reformation des Herzens!
Dieses kleine Buch kann für Dich und für Deine Gemeinde Inspiration und Ansporn sein, die vielen Menschen um uns herum wahrzunehmen und ins Herz zu schließen. Denn schließlich ist das der Auftrag Jesu an seine Gemeinde. Jede Reformation fängt mit dem einen Herzen an. Sie kann mit Deinem Herzen anfangen. Wohl dem, der sich danach sehnt.
Dr. Dietrich Schindler
Berater für Gemeindegründung in Europa im Bund Freier evangelischer Gemeinden
Das Land der Reformation
2017 war das Jahr der Reformation. Überall war es Thema. Nicht nur in der evangelischen Kirche, nein, auch in Freikirchen und in säkularen Medien. Luther wäre sicher über den großen Wirbel überrascht gewesen, den sein Beginn der Reformation ausgelöst hat. Doch bin ich davon überzeugt, dass sich Luther, wenn er heute lebte, wieder eine Zeit der Veränderung für Kirchen und Freikirchen wünschte.
Nein, nicht so wie es die erste war, sondern eine Reformation wie sie heute nötig wäre, damit Menschen auch heute wieder Zugang zum Wort Gottes finden.
Diese würde sicher auch mit Sprache zusammenhängen, deswegen lesen wir ja auch nicht die Lutherbibel vom 15. Jahrhundert, sondern die 1984 oder 2017 Übersetzung. Oder eine der vielen anderen Bibeln, die es heute auf dem Markt gibt. Ob Luther seine Freude daran hätte, das weiß ich nicht. Persönlich freue ich mich über eine große Vielfalt an Bibeln und dass wir für jeden eine passende Übersetzung haben.
Für jeden? Haben wir für jeden die passende Übersetzung oder fehlt uns immer noch ein Spektrum, sodass die Reformation sich auch heute wie ein Lauffeuer ausbreiten kann. Sprechen wir nicht in Städten oft eine ganz andere Sprache als auf dem Land?
Ja, sicher wir haben eine Sprache. Doch selbst unter uns Frommen werden Begrifflichkeiten unterschiedlich belegt. Ganz abgesehen davon, dass Menschen ohne Bezug zur Kirche uns in unserer Subkultur nicht verstehen. Genau das wollte Luther seiner Zeit ja verhindern oder besser gesagt verändern. Jeder sollte theoretisch in der Lage sein, das Wort Gottes zu lesen.
In den nächsten Kapiteln werden wir uns mit Reformation von Kirchen beschäftigen. Aber was um alles in der Welt hat das jetzt mit Adlern zu tun?
Ich möchte dich, lieber Leser, auf meine persönliche Reise der Reformation mitnehmen und an meinen Gedanken teilhaben lassen, wie wichtig es ist, dass sich Gemeinde auf den Weg macht, wie ein Adler vom Grund auf erneuert zu werden, eben reformiert zu werden.
Vielen Dank, dass du auf dieser Reise dabei bist.
Dir viel Segen beim Lesen.
Jens
Der Beginn
Eines der Gebete, die sicher in unserem Land mit am meisten gesprochen werden, ist das „Vaterunser“, gefolgt von den Gebeten, die in der Not gesprochen werden „Herr, hilf“. Auf Platz drei kommt sicher das Gebet um Erweckung in unserem Land. Es wird oft mit soviel Leidenschaft gebetet, dass man es sich kaum vorstellen kann, warum Gott genau das Gebet, das doch auf seinen Willen beruht, nicht viel mehr erhört.
Liegt es daran, dass unsere Gedanken und die unseres Gottes zum Thema Erweckung nicht zusammenpassen oder liegt es daran, dass wir manchmal etwas ganz anderes unter Erweckung verstehen als wir in unseren Gebeten ausdrücken?
Einer der treffendsten Sätze in diesem Zusammenhang ist wohl: Erweckung beginnt im Herzen.
Dazu eine kleine Geschichte: Melanie und ich schafften uns zwei Wellensittiche an. Na ja, eigentlich waren es später mehr, aber damit haben wir angefangen. Einer dieser Sittiche hieß Schneeflocke, ein schneeweißer Sittich. Meistens war sie schlecht gelaunt und blickte motzig durch den Käfig. Wenn wir die Käfigtür öffneten, setzte sie sich nah der Tür hin und meckerte mit unserem gelben Wellensittich, der es liebte, auf dem Dach des Käfigs hin und her zu klettern. Manchmal schaute Schneeflocke zur Tür raus, aber bloß keinen Schritt herauswagen. Aber wenn unser gelber Sittich draußen war, wurde geschimpft. Bis endlich die Tür wieder zu war, dann aber wurde im Käfig hin und her geflogen.
Gemeinde kommt mir manchmal genauso vor. Wir sehnen uns nach geöffneten Türen, nach frischer Luft von draußen, nach Erweckung. Wir wünschen uns, dass Menschen, die unseren Gott noch nicht kennen, ihn suchen, dass sie in unsere Welt eintauchen und mit uns leben.
Doch sind wir manchmal wie diese zwei Wellensittiche. Lieber im Käfig bleiben und rausschauen oder nur auf dem Dach des Käfigs spazieren gehen. Wir scheuen das Risiko, Abenteuer außerhalb des Bekannten, des Sicheren zu erleben. In dem Film „Sister Acts 1“ wird das von der Mutter Oberin sehr schön zum Ausdruck gebracht. Im Gespräch mit Whoppi Goldberg als Nonne erklärt sie dieser: „Diese Mauern bieten uns Schutz vor dem, was da draußen ist“. Im Film sehen wir, wie sich das Kloster vollkommen verändert, als sich die Nonnen hinaus in die Nachbarschaft bewegen.
Genau das bedeutet Reformation im Herzen oder auch Erweckung: Das Gewohnte verlassen und sich auf Veränderung einlassen, mit Gott sich auf den Weg machen zur Veränderung. Nur so wird Erweckung möglich, so werden unsere Gemeinden neu und Teil der Umgebungskultur.
Dies beginnt bei mir, Jens, mit dem Verlassen des Käfigs der Gewohnheit und damit in meinem Herzen. Eventuell fällt es mir leichter, mich mit dem Thema Erweckung und Veränderung zu beschäftigen als anderen. Das Gewohnte zu verlassen oder zu verändern ist für keinen einfach. Jeder, der den ersten Schritt wagt, ist in diesem Moment ein Held.
Persönlich stamme ich nicht aus einer Familie, die man als gläubig bezeichnen könnte. Anders ist das heute bei unserer Tochter. Jiska kennt alles schon von klein auf und als Eltern sind wir froh, dass sie in ihrem Herzen eine Entscheidung für Jesus getroffen hat. Ich traf diese im Alter von 12 Jahren. Meine Eltern waren nicht gläubig, genauso wenig wie meine Geschwister. Bis heute sind Melanie, Jiska und ich die Exoten in der Familie. Nun ja, mein Vater kam vor ein paar Jahren zum Glauben. Diese Entscheidung hatte einen Teil seines Lebens reformiert. Oft sagte er: „Je älter ich werde, desto mehr spricht mich das Wort Gottes beim Bibellesen an“. Ihm spürte man die Erweckung seines Herzens an.
Diese führte dazu, dass er versuchte, die in seinem Ort lebenden Menschen mit unserem Gott, bekannt zu machen.
Doch zurück zu meinem eigenen Herzen. Es mag an meiner Biografie liegen, in meinem Herzen liegt eine tiefe Sehnsucht, dass Menschen zu Jesus finden. Da ich, wie gesagt, aus einem nichtgläubigen Elternhaus stamme, habe ich viel Not und Elend erlebt.
Nein, ich bin kein Evangelist. Aber ich habe ein Herz für Menschen und Evangelisation.
Schon bevor ich selber Pastor wurde, stand für mich fest, Gemeinde heute braucht dringend einen Zugang zu den heutigen Menschen und ihrer Kultur. Jetzt fragst du, ob ich so ein Beziehungstyp bin und deswegen damit unterwegs bin. Nein, das bin ich nicht. Das ist unsere Tochter, und das macht es oft sehr spannend.
Manchmal frage ich mich, warum ich mir schon so früh darüber Gedanken gemacht habe. Meine Biografie mag hierfür ein Grund sein. Ich musste bis zum Januar 2000 sehr isoliert leben. Ich litt unter mehreren Krankheiten und besuchte aus diesem Grund nie eine Schule, Ich wurde von einem Hauslehrer unterrichtet.
Mir war es immer wichtig, dass andere davon erfahren, wir haben einen menschenverliebten Gott, der selber Mensch wurde, damit wir leben können.
Persönlich wurde in meinem Herzen der Wunsch nach einer Gemeinde, die Menschen in ihrem Umfeld erreicht, immer stärker. Dazu hat ein Mann beigetragen, der Gemeinde neu und anders gedacht hat. Bill Hybels und eine kleine Gruppe um ihn, hatte den Wunsch, Gemeinde zu erneuern und zu reformieren um andere Wege zu gehen. Heute ist das, was Willow Creek damals in Chicago gestartet hat, für viele Gemeinden zum Vorbild geworden. Denn die Ortsgemeinde ist die Hoffnung der Welt.
Treibt uns die Motivation an die Mayers und Müllers erreichen zu wollen, um es mal sinngemäß mit den Worten eines Bill Hybels1 auszudrücken.
Sind uns die Mayers und Müllers so wichtig, dass wir dafür auch eine Reformation unserer Gemeinde in Kauf nehmen?
Was hat das nun eigentlich mit Adlern zu tun?
Adler sind die geborenen Reformatoren. Das kannst du dir vielleicht gar nicht vorstellen. Doch um zu überleben, müssen sie genau das sein. Nun was bedeutet Reformation? Wir sprechen hier ja nicht nur davon, dass wir eine Bibelübersetzung meinen. Nein, Luther wollte mit seiner Reformation erreichen, dass die Menschen zu seiner Zeit das Wort Gottes selber lesen und verstehen können. Jeder sollte wissen,
Gottes Liebe und Gnade können nicht erkauft werden, sondern Gott schenkt sie uns. Er wollte eine „Erneuerung“ oder „Wiederherstellung“ der Kirche, denn sie war nach Luthers Geschmack viel zu weit weg von den „Mayers und Müllers“ seiner Zeit.
Die Augen eines Adlers sind dafür bekannt, dass sie einen kleinen Punkt im Sturzflug genau fokussieren können. Aber auch ein Adler wird immer älter. Mit dem Alter passiert dann etwas, was für ihn ein Todesurteil ist. Er verliert die Sehkraft. Wäre er ein Mensch, würde er eine Brille bekommen, um damit seine Sehschärfe zum Teil wieder zu erlangen. Doch Adler bekommen keine Brillen und damit ist der Verlust der Sehkraft, ein Todesurteil.
Er verliert die Federn, die er braucht, um sich von der Luft tragen zu lassen. Ein Adler weiß, wenn das kommt, muss etwas passieren, eine Wiederherstellung, doch wie geht das von statten?
Nachdem er ja nicht zum Optiker kann und auch nicht in einem Laden neue Federn bestellen kann, muss er nun nach anderen Möglichkeiten suchen, um zu überleben. Er könnte sich beraten lassen, eventuell Federn ankleben und es mit der Brille versuchen. Aber eines steht fest, es hilft nicht. Der Adler braucht ein Wunder, das Wunder der Wiederherstellung.
Wiederherstellung
Für den Adler ist die Wiederherstellung seiner Sehschärfe existentiell. Ohne diese kann er nicht jagen, er würde verhungern, weil er seine Beute nicht erblicken kann.
Wo brauchen wir als Gemeinden Wiederherstellung? Schauen wir in das Neue Testament herein, bin ich immer wieder begeistert.
Jesus war stets inmitten der Menschen seiner Zeit anzutreffen, wo die Menschen seiner Zeit waren und er sprach die Sprache seiner Zeit. Wenn Jesus von Münzen2, vom Acker3, vom Lamm4 und anderen alltäglichen Dingen redete, sehen wir heute oft die geistliche Ebene dahinter. Für die ersten Zuhörer meinte Jesus jedoch genau das, was er sagte. Jeder wusste, was eine verlorene Münze wert war oder ein Lamm, das verloren gegangen ist. Jesus war so nah am Volk dran. Gott war mitten unter seinem Volk.
Jesus hat sich mit den Menschen unterhalten. Er kannte ihre Lebensumstände, ganz gleich, ob sie Frauen, Kinder oder Männer, Arme oder Reiche, Bauern, Handwerker, Zöllner oder Prostituierte waren.