Die Reise nach Ascona - Lise Gast - E-Book

Die Reise nach Ascona E-Book

Lise Gast

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Beschreibung

Maumi, stolze Mutter und zufriedene Grossmutter, begibt sich mit ihrem Auto auf die Reise nach Ascona, einem wunderschönen Ferienort im Süden der Schweiz. Seit je her hat Maumi von einem Aufenthalt in Ascona geträumt und sogar mit dem Gedanken gespielt für immer dort zu bleiben. Ihre Kinder sind längst erwachsen, ihr Mann ist verstorben und als Grafikerin kann Maumi ihre flexibel einteilen, so würde einer Umsiedlung nach Ascona nichts im Wege stehen. Allerding führt die Reise dahin über einige abenteuerliche Umwege, die Maumi schliesslich genau dort hin bringen, wo sie angelangen will... - Eine humorvolle Geschichte, die in sanften Tönen über die Lieblichkeit des Lebens berichtet.-

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Seitenzahl: 294

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Lise Gast

Die Reise nach Ascona

Roman

Saga

Die Reise nach Ascona

© 1962 Lise Gast

Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

All rights reserved

ISBN: 9788711509104

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com

Maumi sprang auf die Couch hinauf, mit dem von ihr erfundenen, dem sogenannten Maumi-Schwung. Bei dem mußte man mit beiden Füßen zugleich abspringen, wie beim Schlußsprung, und ebenso aufkommen, und zwar gehörte dazu, daß man aus beiden Schuhen – offenen Sandaletten, Hüttenschuhen oder ähnlichen natürlich – freikam und barfuß landete, während das Schuhwerk, genau nebeneinander ausgerichtet, auf der Erde vor der Couch stehenblieb. Niemand konnte es so gut wie Maumi selbst, Bärbel allerdings kam ihr in letzter Zeit ziemlich nach. Maumi, heute allein im Haus, sah sich kritisch um, ob ihr der Sprung auch nach Wunsch gelungen sei. Wahrhaftig, die niedrigen, buntgesäumten Hüttenschuhe aus Seehundsfell standen nebeneinander wie im Schaufenster.

»Man müßte es fotografieren«, dachte Maumi befriedigt, »aber sie würden es nicht glauben. Sie würden sagen, ich hätte die Aufnahme gestellt. Na, laß.«

Auf der Couch stehend, begann sie, hinter der Bücherreihe zu wühlen, die auf dem selbstgezimmerten Bord stand. Hier im Haus, wo nichts verschlossen wurde – auch nachts stand stets alles offen, die Schlüssel waren meistens verlegt – mußte man sich, schon aus Selbstschutz, Verstecke suchen für das, was einem wichtig war. Jeder tat das. Bei der großzügigen Art, sich gegenseitig Tanzschuhe, Pullover und Personalausweise auszuborgen, die zwischen Mutter und Töchtern als ungeschriebenes und eigentlich auch unausgesprochenes, aber selbstverständlich durchgeführtes Gesetz galt, hatte sich das von selbst herausgebildet. Jeder besaß ›seine Ecke‹. Nicht etwa, daß er dort Geld oder ähnlichen lichtscheuen Besitz hortete – an den wären die andern sowieso nie gegangen. Niemals, unter Garantie. Aber manches wollte man eben doch griffbereit vorfinden, wenn man es gerade brauchte, ohne in den Schlachtruf »Hat jemand mein ...?« ausbrechen zu müssen. So förderte Maumi jetzt hinter ihrer Bücherreihe zutage, was sich da angesammelt hatte: Kugelschreiber, Zigaretten, ein Paar Sporen mit Lederriemchen dran, eine kleine weiche Schminktasche und schließlich ein noch unausgepacktes, flaches Paket. Maumi angelte ein Taschenmesser aus der tiefen Faltentasche ihres Rockes und schnitt den Bindfaden durch. Dabei bekam ihr Gesicht einen beinah wilden, ja fast süchtigen Ausdruck, der sich in glückliche Entspannung verwandelte, als die letzte Hülle gefallen und das Buch ausgepackt war.

Ein neues Buch. Durch irgendeine Empfehlung, mündlich oder aus der Zeitung herausgelesen, im Rundfunk gehört, irgendwo aufgeschnappt, war sie auf dieses Buch aufmerksam geworden und hatte es schließlich nach einem ziemlich kurzen, von vornherein verlorengegebenen Seelenkampf bestellt. Nun lag es auf ihrer Hand, im lackglänzenden bunten Schutzumschlag, neu, frisch, jung, noch nicht aufgebogen, duftend nach Papier oder Leim oder Druckerschwärze oder was es war – ein neues Buch. Eine neue Welt, ein neues Abenteuer, vielleicht eine neue Liebe. Jedesmal glaubte Maumi daran, hoffte sie darauf, erwartete sie es. Mit der Kindergier einer Zehnjährigen auf die Geburtstagstorte stürzte sie sich auf jedes neue Buch, fraß erst mit den Augen den Umschlag, dann den Einband, dann Vorsatzpapier und Titel, beroch das Ganze, fuhr mit dem Buchrücken an der Wange entlang und schlug dann die erste Seite auf. Nun konnte es losgehen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!