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US-Trading-Legende Larry Williams will den Lesern seines Bestsellers "The Right Stock at the Right Time" das Rüstzeug für eine Karriere als erfolgreicher Anleger mit auf den Weg geben. Dazu hat er Kursbewegungen der Vergangenheit untersucht und die Auswirkung verschiedener Kennzahlen analysiert. Er zeigt die Muster, nach denen sich die Märkte bewegen und die Anleger nutzen können, um ihre Gewinne bei sinkendem Risiko zu maximieren. Er untersucht, welche Aktien Anlegern die besten Chancen bieten und - noch wichtiger - wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, diese Aktien auch zu kaufen.
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Seitenzahl: 297
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Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
THE RIGHT STOCK AT THE RIGHT TIME
Prospering in the Coming Good Years
im Wiley & Sons Verlag, New Jersey.
© Copyright der Originalausgabe:
2003, Larry Williams
Alle Rechte vorbehalten.
© Copyright der deutschen Ausgabe:
2004, BÖRSENMEDIEN AG, KULMBACH
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Egbert Neumüller.
Druck: Ebner & Spiegel GmbH
1. Auflage 2004, 2. Auflage 2005
9783942888370
Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche
Einrichtungen vorbehalten.
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Ohne frühere Bücher und Researchmaterial wäre dieses Buch nicht möglich gewesen. Besonders danken möchte ich Yale Hirsch vom Stock Traders Almanac und Steve Moore sowie Nick Colley von Moore Research.
Die Strategie der hohen Rendite hätte ohne die Bemühungen von Bill Aronin, Joe Getts und Lisa Liang von Qualitative Analytics nicht zusammengestellt werden können. Ohne meine fähige Assistentin Jennifer Wells hätte ich weder dieses Buch noch meine sonstige Arbeit geschafft. Auch hätte das Buch ohne die Unterstützung und Aufmerksamkeit von Pamela Van Geissen niemals das Licht der Welt erblickt. Tom DeMark war ein großartiger Diskussionspartner für viele Ideen und mein bester Antreiber. Und schließlich gilt mein persönlicher Dank Harvey Levine, der mich in mehr als einer Hinsicht am Laufen hielt, sowie Louis Stapleton für die Titelidee.
All diesen wunderbaren Menschen – vor allem Carla – schulde ich Dank. Sie haben mich bei dem Versuch unterstützt, das darzustellen, was in den nächsten Jahren passieren wird.
Und schließlich möchte ich auf meine fünf besten Investitionen hinweisen: Meine Kinder, Kelly, Jason, Sara, Michelle und Paige. Ich danke der Rasselbande für die besten langjährigen Erträge meines Lebens.
Die Geschichte beginnt im Jahre 1962, dem Jahr, in dem ich anfing, Börsenkurse zu studieren. Ich wusste nichts anderes über die Ursachen des Börsencrashs in jenem Jahr als das, was in den Zeitungen stand: Präsident Kennedy hatte die Stahlindustrie attackiert und jegliche Erhöhung der Stahlpreise verboten. Diese eine schlechte Wirtschaftsnachricht prügelte den Aktienmarkt Hunderte von Punkten nach unten. Damals wie heute waren die Zeitungen voll von Horrorgeschichten über Menschen, die Geld verloren und darüber, wie schlecht die Wirtschaft lief. Viele riefen, es würde ein zweites 1929 kommen.
Rückblickend betrachtet war das jedoch keine Zeit, Aktien zu verkaufen; es war eine Zeit für den Aktienkauf. Im Oktober 1962 begann eine riesige Aufwärtsbewegung, die erst im Februar 1966 in einem Hoch gipfeln sollte. Damals überschritt der Dow Jones Industrial Average zum ersten Mal in seiner Geschichte 1.000 Punkte. So mancher empfand das als „astronomisches Niveau“. Es ist ehrlich gesagt schwierig, sich an Dinge zu erinnern, die so lange her sind, aber ich weiß noch, dass im Herbst 1962 niemand dazu riet, Aktien zu kaufen oder in irgendeiner Weise etwas an der Börse zu riskieren. Rückblickend hätten aber alle genau das tun sollen. Damals bestand eine der größten Kaufgelegenheiten, die ich das Glück hatte zu erleben.
Zehn Jahre später, 1972, gab es eine ähnliche Situation: Die Aktien standen niedrig, die Wirtschaft war schwach und es sah trübe aus. Aber siehe da, eines schönen Tages begann sich der Aktienmarkt (gemessen am Dow Jones Industrial Average) zu erholen. Wie üblich begrüßten die Wissenden und Weisen von der Wall Street diesen Kaufpunkt überhaupt nicht. Aber 1972 war nicht ganz so bedeutend wie 1962, denn das war ein Zeitpunkt, der fest in das Gedächtnis jedes Anlegers eingebrannt sein sollte.
Selten gleicht eine Erholung oder ein Jahr exakt der vorangegangenen Periode. Zwar kam es im Herbst 1972 zu einer gewaltigen Kurssteigerung, aber sie wich schnell dem Niedergang der Jahre 1973 und 1974, bevor die nächste bedeutende Hausse begann.
Meine Suche nach Börsenwahrheiten, die 1962 begann, beinhaltete eine interessante Auswahl von Büchern, darunter auch Tides in the Affairs of Men von Anthony Gaubis und Edgar Lawrence Smith (Macmillan 1939). Die Hauptthese der Autoren besagt, dass es am amerikanischen Aktienmarkt und in der amerikanischen Konjunktur ein Zehnjahresmuster gibt. Ihr schlagendstes Argument dafür ist die Tatsache, dass die meisten Börsenhochs gegen Ende von Jahrzehnten auftreten. Deshalb waren sie der Meinung, man finde Höhepunkte am Aktienmarkt am ehesten in Jahren, die mit einer 6 oder 9 enden, so wie 1966 oder 1929. Gaubis und Smith verfolgten diesen Zyklus bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück und stellten ihre These in dem genannten Buch vor.
Als junger Mensch hatte ich einfach noch keinen rechten Überblick und auch sehr wenig Zutrauen, dass dieses langfristige Muster (oder dieser Zyklus) wirklich funktioniert. Ich fragte mich, ob es wohl auch für die Zukunft gelten würde. Damals wusste ich es noch nicht, aber jetzt weiß ich es sicher. Gewiss sagt das Zehnjahresmuster nicht alle bedeutenden Börsenhochs- und -tiefs voraus, aber es hat sich sehr, sehr gut darin bewährt, die Anleger auf die wahrscheinlichsten, logischsten und besten Zeiten hinzuweisen, zu denen der Aktienmarkt steigen oder fallen könnte.
Die folgenden Jahre, in denen ich die Märkte und die Konjunkturzyklen studierte, gaben mir vieles zu denken. Zum Beispiel traten die Börsendebakel, die wir im späten 20. Jahrhundert erlebten, im Einklang mit den Schriften von Gaubis und Smith auf: Die Aktien erlitten 1987 und 1989 schwere Schläge. Und natürlich wird niemand je das Jahr 1999 vergessen. Es war der Höhepunkt für die Überfliegeraktien der Nasdaq und der Beginn einer 76-prozentigen Abwärtskorrektur der Hightech-Werte – einer Korrektur, die viele Privatanleger, Profis und Investmentfonds ruinierte.
War es denn möglich, dass das Jahrzehnt-Muster zumindest teilweise die wirtschaftlichen Auf- und Abschwünge ab 1962 im Voraus anzeigte? Das ist eine interessante Frage, und ich werde mich in diesem Buch mit ihr beschäftigen. Ich glaube, dass Sie mir zustimmen werden, wenn Sie die Zahlen gesehen haben: Die Jahre 2002 und 2005 bieten vorzügliche Kaufgelegenheiten. Dass ich mich je aufgemacht habe und nach Aktienmarkt-Zyklen gesucht habe, ist vor allem Gaubis und Smith zu verdanken. Aber im Unterschied zu vielen anderen, die Zyklen untersuchen, messe ich den meisten Zyklen nicht viel Bedeutung bei. Auf jeden Fall halte ich sie nicht für präzise. Die meisten Marktzyklen, zum Beispiel der 18-Tage-Zyklus, der 200-Tage-Zyklus und so weiter sind für Trader und Anleger schwer auszunutzen, wenn überhaupt. Jedoch gibt es mehrere sehr dominierende Zyklen, die anscheinend wasserdicht sind und – was noch wichtiger ist – das vermutlich auch künftig bleiben werden. Davon handelt ein großer Teil des vorliegenden Buches.
Außerdem möchte ich den Lesern einige Methoden, Gedanken und Anlagetechniken mitteilen, die ich entdeckt habe und die meiner Erfahrung nach dem Durchschnittsanleger Erfolg versprechen. Sie sind leicht anzuwenden und einfach zu befolgen. Sie dringen bis zum innersten Kern der Märkte vor. Welche Produkte und Dienstleistungen ein Unternehmen anbietet, ist nicht annähernd so wichtig wie die Frage, ob es profitabel arbeitet und welche Wachstumsaussichten es hat. Das war das Problem der rauschenden Hausse der Hightech-Aktien: Sie waren fundamental nicht solide, und als irgendwelche Storys sie auf erstaunliche Preisniveaus getragen hatten, konnten sie das Niveau nicht halten. Ihr Zusammenbruch war unvermeidlich.
Ich hoffe Ihnen zeigen zu können, dass hinter den Kursbewegungen in der Vergangenheit Fundamentaldaten standen und auch in Zukunft stehen werden, unabhängig davon, was das Unternehmen macht. Am Ende läuft es immer auf die Fundamentaldaten hinaus; es läuft immer auf den Wert hinaus. Der große Baseball-Manager Tommy Lasorda hat einmal gesagt: „Gott lässt manchmal lange auf sich warten, aber er lässt einen nie im Stich.“ Im Spekulationsgeschäft kann es schon passieren, dass der Wert in Form von Wachstum und Profitabilität eine Zeitlang übersehen wird, aber am Ende siegt er doch noch.
Im Jahre 1982 habe ich ein Buch mit dem Titel How to Prosper in the Coming Good Years geschrieben. Es war eine Widerlegung der Negativität, die die Berufspessimisten zu jener Zeit über das Land ausgestreut hatten. Aus zwei Gründen nahm ich eine unverschämt bullische Haltung für die Zukunft ein. Erstens betraten Ronald Reagan und die angebotsorientierte Wirtschaft die Bühne. Meine Studien der Vergangenheit hatten mir gezeigt, dass die Märkte jedesmal nach oben gingen, wenn solche anreizgesteuerten Wirtschaftsprogramme und Wirtschaftssysteme eingeführt wurden.
Dazu kam noch eine einfache Tatsache, die mir schon seit 1962 im Kopf herumspukte: Jahre, die auf 2 enden, markieren normalerweise den Beginn von Haussen. Jahre, die auf 2 enden, kurbeln normalerweise die Wirtschaft an. Das vorliegende Buch ist großenteils eine Fortsetzung des Buches von 1982. Die Großartigkeit unseres Wirtschaftssystems liegt vor uns, nicht hinter uns. Es ist nicht alles vorbei; die guten Zeiten kommen jetzt und werden auch in Zukunft bleiben. Dieses Buch hilft Ihnen festzustellen, wann diese Zeiten am wahrscheinlichsten anfangen werden.
Ich möchte Sie persönlich willkommen heißen in meiner Welt der Spekulation, zu der Kunst, die Zukunft zu lesen, zu der Kunst, nicht in der Vergangenheit, sondern im Morgen der heutigen Welt des Hier und Jetzt zu leben.
LARRY WILLIAMS
RANCHO SANTA FE, KALIFORNIEN IM FEBRUAR 2003
„ZEIT IST ALLES.“
-MEIN WAHLKAMPFSLOGAN ALS SENATSKANDIDAT 1978
Was bedeutet die Kaufgelegenheit im Herbst 2002 wirklich?
Kommen in den Jahren 2005, 2006, 2007 und 2008 noch mehr Zeitpunkte zum Reichwerden?
In diesem Buch werde ich im Einzelnen erklären, welche Zeitpunkte der nächsten zehn Jahre ich für die besten Kaufgelegenheiten halte. Das ist ein gewagter Anspruch. Geht das überhaupt, und wenn ja, wie?
Zuerst möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf Folgendes lenken: Wenn man die besten Kaufzeitpunkte des 20. Jahrhunderts sucht, dann kommt man um die Feststellung nicht umhin, dass diese Sternstunden in den Jahren 1903, 1912, 1913 und 1920 bis 1923 zu finden sind. Der ultimative Zeitpunkt kam dann 1932. Darauf folgten die wunderbaren Gelegenheiten 1942, 1952 und 1962; 1972 war auch nicht schlecht (auch wenn 1973 noch besser war), und 1982 war möglicherweise der zweitbeste Kaufzeitpunkt im 20. Jahrhundert. Darauf folgte ein weiterer herrlicher Kaufpunkt im Jahre 1992. Beachten Sie, dass diese idealen Kaufzeitpunkte der letzten 100 Jahre in Jahren kamen, die mit einer 2 oder 3 enden.
Wenn man nur in jenen Jahren investiert hätte, dann stünde man jetzt wesentlich besser da als diejenigen Anleger, die ständig Aktien gekauft haben. Ich finde das ziemlich erstaunlich, und was noch mehr ist, ich sehe darin einen schlagenden Beweis dafür, dass am US-Aktienmarkt etwas im Busch ist – etwas, das uns sagt, wann normalerweise die besten Kaufgelegenheiten auftreten. Man findet sie meistens im ersten Teil des jeweiligen Jahrzehnts – namentlich in Jahren, die mit einer Zwei oder Drei enden.
Die Abbildungen 1.1 bis 1.6 sind historische Börsencharts und verdienen eine genauere Untersuchung. Der erste, der Axe-Houghton-Index der Markt-Durchschnitte von 1854 bis 1935, stammt aus meinen persönlichen Unterlagen. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen die Preisbewegungen des Dow Jones in den 101 Jahren von 1900 bis 2001 und stammen von Moore Research Centers, Inc.
Das 19. Jahrhundert war nicht anders als das 20. Jahrhundert, sondern zeigt ein sehr ähnliches Bild. Der Aktienmarkt brummte in den Jahren 1862 und 1872; 1883 liegt dicht an der wunderbaren Kaufgelegenheit, die 1884 kam. Dann ist da noch das Jahr 1893, das eine weitere gute Kaufgelegenheit bot. Ich will damit nicht sagen, dass man als Anleger nichts weiter zu tun braucht als alle zehn Jahre Aktien zu kaufen. Ich wünschte, es wäre so einfach! Aber es ist auf jeden Fall hilfreich, wenn man ein Konzept und einen zeitlichen Bereich dafür hat, wann man einen beträchtlichen Einsatz an der Börse platzieren will. Mein Konzept besteht darin, dass sich Jahre, die auf 2 oder 3 enden, am wahrscheinlichsten als gigantische Kaufzeitpunkte entpuppen. Es ist fast so einfach!
Als sehr junger Mann verfolgte ich die Arbeit von Edson Gould, der damals einen Beratungsdienst namens „Finding and Forecasts“ herausgab. Ich wünschte, ich hätte mehr auf das gehört, was Edson zu sagen hatte. Es stimmt zwar, dass viele seiner Vorhersagemethoden mysteriös waren, aber er berief sich auch regelmäßig auf die Maßnahmen des Federal Reserve Board und auf das, was er als Zehnjahresmuster der Aktienkurse bezeichnete.
ABB. 1.1A
Axe-Houghton Industrial Stock Price Average von 1854 bis 1899
Quelle: Axe-Houghton
ABB. 1.1B
Axe-Houghton Industrial Stock Price Average von 1900 bis 1935
Quelle: Axe-Houghton
ABB. 1.2
Dow Jones Industrial Average von 1900 bis 1925
Quelle: Moore Research Center, Inc.
ABB. 1.3
Dow Jones Industrial Average von 1920 bis 1945
Quelle: Moore Research Center, Inc.
ABB. 1.4
Dow Jones Industrial Average von 1940 bis 1965
Quelle: Moore Research Center, Inc.
ABB. 1.5
Dow Jones Industrial Average von 1960 bis 1985
Quelle: Moore Research Center, Inc.
ABB. 1.6
Dow Jones Industrial Average von 1980 bis 2001
Quelle: Moore Research Center, Inc.
Ich wusste es zu der damaligen Zeit noch nicht, aber ich hatte damit bildlich gesprochen den Schlüssel zum Reich der Börsenprognose in der Hand. Ironischerweise verbrachte ich die nächsten sieben Jahre mit dem Versuch herauszufinden, wie man künftige Aktienkurse voraussagen kann. Ich studierte die Werke von W. D. Gann und von R. N. Elliott, von führenden Astrologen und anderen Autoren. Alle entpuppten sich als Zeitverschwendung. Ich hatte das Glück, Ganns Sohn kennen zu lernen, der in New York City als Broker arbeitete. Er erklärte mir, sein Vater sei einfach Charttechniker. Er fragte mich, warum wohl er, der Sohn, immer noch „am Telefon lächelnd“ Kunden anrief, wenn sein Vater denn wirklich so gut war wie alle sagten. Mir schien, dass es ihn störte, wie sein Vater die Werbetrommel rührte, denn deshalb kamen viele Menschen zu ihm, die den Heiligen Gral suchten. Wenn es denn je einen Gral gegeben hatte, dann war er jedenfalls nicht auf den Sohn übergegangen.
In jener Zeit traf ich auch auf F. B. Thatcher, der Ganns Promoter und Wahlhelfer gewesen war. In einem Briefwechsel über die letzten fünf Lebensjahre versicherte er mir, dass Gann eigentlich nur ein guter Promoter gewesen war, aber nicht unbedingt ein guter Trader. F. B. stellte seine Prognosen selbst, und die waren nicht schlecht, aber mit Sicherheit auch nicht großartig.
ABB. 1.7
Zehnjahresmuster der Kurse von Industrieaktien
Quelle: 1881-1917, Cowles Commission Industrials; 1918-1969, Standard & Poors’s 425 Industrial Stock Price Index.
Nachgedruckt aus: Yale Hirsch: Don’t Sell Stocks on Monday
Er erzählte mir seine Version davon, wie die Legende von Gann als großem Visionär entstanden war. Seiner Aussage nach hatte alles mit einem Artikel im Ticker and Investment Digest angefangen, der später immer und immer wieder abgedruckt wurde. Darin hieß es, Gann habe Weizen zum Tageshöchstpreis verkauft. Thatcher sagte, sie hätten damals einfach einen guten Presseagenten engagiert, der die Story für sie in einer Zeitschrift unterbringen sollte. Die Platzierung in der Zeitschrift wurde während eines Essens ausgemacht, bei dem nicht wenig getrunken wurde und bei dem unter dem Tisch ein Geldbetrag den Besitzer wechselte, zusammen mit der Bezahlung für eine große Anzeige in der Zeitschrift.
Als ich meine Suche nach einer Möglichkeit begann, die Zukunft vorherzusagen, wusste ich all das noch nicht. Wie alle anderen auch, glaubte ich das, was ich über die großen Propheten gelesen hatte. Jetzt wünschte ich, ich wäre bei den Vorhersagemethoden geblieben, die sich Gould ausgedacht hatte. Seine Methoden waren nicht nur genauer als die von Gann, sondern auch ein ganzes Stück einfacher zu befolgen. Abbildung 1.7 entspricht dem Diagramm von Gould und stammt aus dem Buch Don’t Sell Stocks on Monday von Yale Hirsch (Facts on File Publications 1986). Die unterste Linie zeigt die Marktentwicklung von 1881 bis 1960.
Gould hatte sich die Mühe gemacht, die Monatsdurchschnitte der Aktienkurse von 1881 bis 1960 von Hand auszurechnen. In der heutigen Zeit macht ein Computer das schneller, als man mit den Augen zwinkern kann. Ich bin sicher, dass Gould ein Jahr daran gearbeitet hat. Er hat alle Monatsdurchschnitte von 1881 bis 1960 errechnet. Das heißt, er hat alle Januarbewegungen dieser 80 Jahre mit allen anderen Januarbewegungen verglichen. Dadurch entstand ein Muster, das Gould als grobe Wegbeschreibung betrachtete, die der Aktienmarkt seiner Erwartung nach befolgen würde. Das Faszinierende daran ist, dass er seine Arbeit im Jahre 1960 fertigstellte und dass die wilde Hausse der 1960er-Jahre fast aufs Wort in sein Muster passte. Dann kamen die schleppenden 1970er-Jahre, und wieder richteten sich die Märkte weitgehend nach der Wegbeschreibung. Es ist schon fast unheimlich, wie sehr die 1980er-Jahre der Wegbeschreibung folgten, die Gould für uns aufgezeichnet hatte; der Crash 1987 kam exakt an dem Punkt, für den Goulds Prognosen ihn vorausgesehen hatten. Der ungeheuer günstige Kaufzeitraum Ende 1987 und 1988 war auf dem Chart, den er 1960 erstellt hatte, ebenfalls zu erkennen. Ich finde das höchst bemerkenswert.
Noch verblüffender ist es, dass das Ende des Nasdaq-Runs in den letzten Wochen des 20. Jahrhunderts ebenfalls im zehnten Jahr des Jahrzehnts kam, dort wo nach Goulds Behauptungen Höhepunkte am wahrscheinlichsten zu finden sind.
Für den hier gezeigten Chart verwendete Gould zunächst den Cowles Commission Industrials von 1881 bis 1917; dieser Aktienindex geht dann von 1918 bis 1969 in den Standard & Poor’s Index über. Wie Sie sehen, deutet der Chart an, dass das jeweils erste Jahr eines Jahrzehnts, zum Beispiel 1981, 1991 und 2001, dem Anleger einen schleppenden bis sinkenden Markt beschert. Manchmal starten die Märkte in Jahren durch, die mit einer 2 enden, zum Beispiel 1982 oder 1932. Und wenn das dritte Jahr herannaht, so wie 1983 und 1993, dann beginnt die Hausse. Ich schlage vor, dass Sie diese Wegbeschreibung der Aktienkurse in ein Schließfach stecken und Ihren Kindern als Erbe hinterlassen. Sie ist mehr wert als Geld, und ich glaube nicht, dass sie in den kommenden Inflationszeiten an Wert verlieren wird. Abbildung 1.8, die ich Moore Research verdanke, zeigt so genannte „nicht erhobene“ Daten. Das heißt, der Chart gibt Informationen wieder, die zu jener Zeit noch nicht relevant waren. Das funktioniert kurz ausgedrückt so, dass man aus der Betrachtung eines bestimmten Zeitraums eine Idee oder eine Schlussfolgerung gewinnt und dann diese These auf die Zahlen aus einem anderen Zeitraum überträgt, entweder vor oder nach dem Test-Zeitraum. Aber die Anwendung einer aufgrund von Daten gewonnenen Hypothese auf nicht erhobene Daten funktioniert nur selten.
In diesem Fall haben wir die Durchschnitte für die 1980er- und 1990er-Jahre ausgerechnet, um die von Gould für die früheren Zahlen benutzte Methode fortzuschreiben. Das Muster greift, und das bedeutet, dass das Konzept konsistent ist. Die Karten, in denen die Zukunft steht, sind weitgehend die gleichen wie in der Vergangenheit.
ABB. 1.8
Das Zehnjahresmuster des Dow Jones Industrial Average, 1900 bis 1999
Quelle: Moore Research Center, Inc.
Ich will Ihnen nun erklären, wie ungewöhnlich das ist. Von den vielen Trading-Systemen, und -Strategien, die ich in gut 40 Jahren entwickelt habe, bringt die überwiegende Mehrheit nach dem Test eine Effizienz von etwa 40 Prozent. Anders gesagt kann man nicht sehr häufig damit rechnen, dass die vergangene Leistung wiederholbar ist. Tatsächlich ist es so, dass ein System oder eine Technik, die auf unbekannte Zahlen angewendet wird, der Prüfung nur selten standhält oder auch nur annähernd an die Originaluntersuchung heranreicht.
Als ich im Sommer 2001 mit der Arbeit an diesem Buch begann, erschien es mir ziemlich klar, dass ich eine Landkarte vor mir hatte, die Mitte oder Ende des Jahres 2002 sowie Ende 2003 drei Kaufzeitpunkte anzeigte. In meinen Reden erzählte ich den Anlegern quer durch die Vereinigten Staaten von dem, was ich als seltene Kaufgelegenheit für Aktien betrachtete.
Abbildung 1.9 zeigt, was nach der Veröffentlichung von Goulds Chart passiert ist. Das Kursmuster der Jahre 1881 bis 1960 setzte sich fort. Abbildung 1.7 zeigt schon, dass die rauschende Hausse der 1950er- und 1960er-Jahre gut in das Muster passt, und Abbildung 1.8 legt zusätzlich noch die 1980er- und 1990er-Jahre über die Grundvoraussage, die vor mehr als 40 Jahren getroffen wurde.
ABB. 1.9
Das Zehnjahresmuster des Dow Jones Industrial Average, 1970 bis 1999
Quelle: Moore Research Center, Inc.
Es ist egal, ob Sie die Märkte seit 30 Jahren oder seit 30 Minuten verfolgen; Sie sehen, dass da mehr am Werk ist als nur ein „interessantes Muster“. Denn weit gefehlt: Was Sie hier sehen, ist die ultimative Erkenntnis des Weges, dem die Aktien mit allergrößter Wahrscheinlichkeit folgen. In der Tat steigen und fallen die Gezeiten der Aktienkurse seit mehr als 150 Jahren regelmäßig mit Anfang und Ende von Jahrzehnten. Beachten Sie, dass das kein Zehnjahresmuster ist; die Basis sind Anfang und Ende jedes Jahrzehnts. In diesem Sinne werden zwar die Zahlen von zehn Jahren betrachtet, aber es handelt sich nicht um einen Zehnjahreszyklus.
Als Langzeitbeobachter der Marktbewegungen kann ich Ihnen sagen, dass es auf der Erdoberfläche nichts gibt, das sich für die Angabe der Zeiträume besser bewährt hat, in denen man grundsätzlich bärisch oder bullisch eingestellt sein sollte, als die Aufwärtsspur, die die Aktien Jahrzehnt für Jahrzehnt ziehen.
Vieles über die Aktienmärkte habe ich von meinem langjährigen guten Freund Yale Hirsch gelernt (er dagegen hat von mir nichts anderes gelernt als Forellen zu angeln). Yale hat innerhalb des umfassenden Musters von Preisumschwüngen einen zweiten interessanten Punkt gefunden. In seinem Buch Don’t Sell Stocks on Monday legt er dar, dass das Jahr in der Mitte des Zehnjahresmusters tendenziell wahre Jubelanstiege bringt. Tabelle 1.1 zeigt den durchschnittlichen Gewinn für jedes einzelne Jahr der Jahrzehnte. Als dieses Buch geschrieben wurde, hatten wir Aufzeichnungen über elf Jahrzehnte vorliegen, die wir untersuchen konnten. Und wir sahen, dass in allen elf Fällen das fünfte Jahr eine Erholung oder einen Anstieg brachte, wodurch es zum stärksten Jahr des Zehnjahresmusters wurde. Jahre, die mit einer 8 enden, brachten in acht von zehn Fällen Gewinn. Die Jahre minderer Leistung waren die Jahre auf 7 und auf 0, wie schon die Untersuchungen von Edgar Lawrence Smith angedeutet hatten.
TABELLE 1.1
Der Zehnjahreszyklus des Aktienmarktes: Jährliche prozentuale Veränderungen des Standard & Poor’s Composite Index in den letzten 100 Jahren.
Das ist zwar gut und schön, aber weitaus wichtiger für den Anleger ist doch die Frage, wie viel Geld in einem Jahr verdient wurde, und nicht nur ob das Jahr positiv oder negativ war. Die fünften Jahre der Jahrzehnte sind ohne Zweifel die Jahre, in denen der Großteil des Reichtums gewonnen wurde. Yales Untersuchungen zeigen, dass die Fünfer-Jahre einen Gesamtgewinn von 254 Prozent gebracht haben. Damit sind sie den zweitplatzierten Achter-Jahren um Längen voraus, denn diese erbrachten einen Gewinn von „nur“ 164 Prozent.
Yale konnte allerdings auf keinen Fall wissen, was in den 1990er-Jahren geschehen würde. Damals wusste man nicht, welche Performance das Jahr 1995 bringen würde. Würde es die Tradition fortführen? Oder würde es die ununterbrochene Serie von elf Gewinn-Jahren beenden, die mit einer 5 enden? Und was ist mit dem Achter-Jahr in dem Muster – würde es ähnliche Gewinne bringen wie in der Vergangenheit?
Die Jahre, die mit einer 5 enden, brachten von 1885 bis 1985 einen durchschnittlichen Gewinn von 23 Prozent. Die Jahre, die mit einer 8 enden, brachten einen durchschnittlichen Gewinn von 14,9 Prozent. Bedenken Sie dabei, dass laut den Zahlen von 1881 bis 1990 die fünften Jahre einen Gesamtgewinn von 254 Prozent beziehungsweise durchschnittlich 19,5 Prozent gebracht hatten.
Das Jahr 1995 erbrachte im Dow Jones Industrial Average einen spektakulären Gewinn von 33,5 Prozent, und das Jahr 1998 einen Gewinn von 14,9 Prozent. Somit waren diese beiden Jahre die besten der 1990er-Jahre. Kaum zu glauben, aber die Gewinne der Jahre 1995 und 1998 entsprachen planmäßig dem Muster, das Generationen vorher gefunden worden war. Vergessen Sie dabei nicht, dass diese Prognose bereits 1960 den Anlegern die profitabelsten Jahre der Hausse 1990 bis 2000 korrekt anzeigte. Vielleicht, aber nur vielleicht, ist der Aktienmarkt ein bisschen leichter zu begreifen als Sie je gedacht hätten.
Ich schlage vor, dass Sie sich viel Zeit nehmen, um die Langzeitcharts in diesem Buch zu betrachten und noch einmal zu studieren, damit Sie ein Gefühl für dieses Phänomen bekommen und vielleicht den Rhythmus erfassen, dem der Markt in seinen Bewegungen folgt.
Manche Jahre sind eindeutig besser für den Kauf geeignet als andere. Der Schwerpunkt meiner Arbeit besteht im Aufspüren der besten Jahre, der explosivsten mit den größten Chancen auf bedeutsame Aufwärtsbewegungen. Man kann natürlich auch Aktien kaufen, sie einfach 20 Jahre halten und damit Gewinn machen – aber das ist keine besondere Leistung. Ich will meinen Einsatz machen, während die Würfel geschüttelt werden. Die intensive Beschäftigung mit dem Zehnjahresmuster hat ergeben, dass es noch eine zweite Stelle gibt, an der man nach Kaufaktien Ausschau halten kann. Ist es etwa purer Zufall, dass die Wegbeschreibung von 1960, die einen bedeutenden Kaufpunkt für alle Jahre angab, die auf 7 enden, in den Jahren 1977, 1987 und 1997 große Gewinne bescherte? Jedes dieser Jahre brachte den Anlegern gegen Jahresende hervorragende Kaufgelegenheiten. Ich glaube nicht, dass das Zufall ist. Ich vermute, dass in der Wirtschaft im Allgemeinen oder in den Konjunkturzyklen irgendetwas am Werk ist – nennen Sie es wie Sie wollen –, denn dieses Muster wiederholt sich ganz einfach zu oft, als dass es sich dabei nur um zufällige Fluktuationen handeln kann.
Jetzt ist der Moment, in dem Sie sich den Axe-Houghton-Aktienindex ab 1854 (Abb. 1.1) noch einmal ansehen sollten. Denn dort finden Sie das gleiche Phänomen: Ende 1857 erreichten die Aktien den Boden und verdoppelten dann fast ihren Preis. Der Herbst 1867 brachte eine fast ebenso spektakuläre Erholung hervor, die bis zu dem Börsenhoch 1869 reichte.
Und wer hätte das gedacht? Das Jahr 1877 kam heran, Mitte des Jahres erreichten die Aktien ein Tief und im weiteren Verlauf des Jahres begann eine zweijährige Hausse. Im Jahre 1887 erreichten die Aktienkurse ebenfalls im Herbst den Boden und begannen dann eine zwei Jahre lange bullische Bewegung.
Im Jahre 1897 passierte so ziemlich das Gleiche: Die Kurse erreichten recht früh im Jahr einen Tiefststand, worauf ein sommerlicher Anstieg folgte. Im Herbst kam dann ein Rücksetzer (die Sieben-Jahres-Kaufzone) und schließlich eine weitere zweijährige Hausse. Das Jahr 1917 war fast eine Kopie von 1907; wieder kamen die Preise gegen Jahresende unter den Hammer, bevor sie zu einer weiteren zweijährigen Hausse abhoben.
Und dann kam 1927. Was soll ich sagen? Da gab es anscheinend kein Tief von Bedeutung – die Preise stiegen geradlinig an. Aber wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass sich die Preise im Herbst 1927 kurz stabilisierten und sich von dem Jahreshoch zurückzogen, bevor sie in einer weiteren Hausse zu dem Höhepunkt 1929 anstiegen.
Das bringt uns zu den Zahlen von Moore Research und zu dem Jahr 1937, in dem die Aktienkurse rasant fielen und im ersten Quartal 1938 den Boden erreichten, bevor eine weitere zweijährige Hausse begann (dieses Mal war das Siebener-Jahr-Phänomen um etwa drei Monate verschoben). Und tatsächlich war es zehn Jahre später, 1947 fast genauso:
Der Index bewegte sich den größten Teil des Jahres seitwärts, begann im Herbst zu sinken und kam Mitte Februar 1948 am Boden an. Allerdings folgte darauf keine zweijährige Hausse, sondern die Preise liefen nur während des Jahres 1948 nach oben.
Im Jahre 1957 entsprachen die Aktien dem Muster vollkommen. Im ersten Teil des Jahres liefen die Preise nach oben und brachen zusammen, um dann eine weitere erhebliche Aufwärtsbewegung des US-Aktienmarktes zu beginnen. Das stimmt perfekt mit dem Kursmuster für das siebte Jahr überein.
Zehn Jahre danach bot sich wieder ein wunderbarer Kaufzeitpunkt. In der ersten Jahreshälfte 1967 erholten sich die Aktien, gerieten im Herbst des Jahres ins Trudeln und gelangten im Februar 1968 am Boden an. Danach begannen sie zwar keine zweijährige Aufwärtsbewegung, aber eine kräftige Erholung während des restlichen Jahres 1968. Die Geschichte zeigt eindeutig, dass Ende 1967/Anfang 1968 ein wunderbarer Kaufzeitraum war.
Kommt es Ihnen so vor, als sei an diesem Phänomen etwas dran? Mir schon. Gibt es dafür eine Erklärung? Ich habe zwar Erklärungen anzubieten, aber ich bin nicht sicher, ob ich damit irgendetwas überzeugender beweise als mit einer historischen Untersuchung der Fünfer-Jahre und der Siebener-Jahre sowie der Zweier- und Dreier-Jahre. Charts lügen nicht. Das Phänomen existiert, und wir müssen lernen, die Vergangenheit so auszubeuten, dass es unseren Geldanlagen in Zukunft vielleicht besser geht.
Natürlich reden wir bisher nur über Zeitpunkte. Wir müssen später noch zu der Frage der Auswahl kommen – welche Aktien man kaufen sollte. Aber die meisten Anleger wissen ziemlich genau, welche Aktien sie kaufen wollen; sie wissen bloß nicht, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Es macht einen großen Unterschied, ob man zum richtigen Zeitpunkt kauft (beziehungsweise verkauft) oder nicht. Ein Beispiel: Wenn jemand am Anfang des sechsten Jahres eines Jahrzehnts Aktien gekauft hat, dann brauchte er nur bis zum achten Jahr zu warten, bis er damit Geld verdiente. Wenn man die Aktien in den Jahren gekauft hat, die mit einer 9 enden, dann musste man im Schnitt knapp fünf Jahre warten, bevor die Aktien Gewinn brachten. Also ist das Timing des Einstiegs und Ausstiegs am Aktienmarkt entscheidend. Ich glaube, dass die Orientierung am Zehnjahresmuster eine Möglichkeit ist, in diesem spekulativen Geschäft einen Vorteil zu gewinnen.
Es wäre wohl unvernünftig zu erwarten, dass die Aktienkurse auf ewig einer mythischen und vielleicht auch mystischen Wegbeschreibung folgen, die in den 1960er-Jahren gefunden wurde. Und doch ist das im Großen und Ganzen genau das, was stattfindet; das wirft die Frage auf, ob die Märkte diesem Plan auch im 21. Jahrhundert folgen werden. Diese Frage kann jedoch erst beantwortet werden, wenn dieser Zeitraum vorüber ist. Aber immerhin können wir die ersten zehn Jahre von 2001 bis 2010 beobachten und schauen, wie exakt sich das Muster wiederholt. Ich vermute, dass es sich wiederholt, und zwar genauer als Sie es sich vorstellen können. Die Feuerprobe kommt irgendwann nach 2005. Wenn 2005 wieder ein rauschendes Bullenjahr wird und die Preise insgesamt dem Zehnjahresplan folgen, dann verleiht das dem Konzept noch mehr Gültigkeit, und die Anleger sollten auf Jahre oder gar Jahrzehnte hinaus noch mehr Zutrauen in das Konzept als allgemeine Richtschnur für die Entwicklung von Investments haben.
Die Entwicklung des Marktes neigt über längere Zeiträume offenbar zur Wiederholung. Der Bezugsrahmen dafür scheint tatsächlich das Jahrzehnt-Muster zu sein. Innerhalb dieses Rahmens gibt es besondere Zeiten, die man als optimale Kauf- (und Verkaufs-)Punkte anstreben sollte. Als Erstes kommen die Jahre auf 2 und 3, gefolgt von den unglaublich starken fünften Jahren. Die nächstbesten Gelegenheiten für den Aktienkauf sind die Herbstzeiten aller Jahre, die auf 7 enden.
Und schließlich sollte man als langfristig orientierter Anleger nicht vergessen, dass die meisten bedeutenden Börsenhochs in Jahren auftreten, die auf 9 oder 0 enden, zum Beispiel 1929, 1969, 1999 und natürlich 2000. Ich betrachte dieses Jahrzehnt-Muster als den logischsten Plan, dem die Preise folgen. Ich erwarte sicherlich nicht, dass die Preise dieses Muster in jedem Jahr oder in jedem Jahrzehnt präzise befolgen. Der Aktienhandel würde ja überhaupt keinen Spaß machen, wenn es so einfach wäre. Aber wir haben immerhin hervorragende Richtlinien dafür, welche Abzweigung wir nehmen sollten und wann wir sie nehmen sollten.
KÜNFTIGEN REICHTUM ERWIRBT MAN DURCH EXAKTE BEOBACHTUNG DER VERGANGENHEIT.
Dank der Schriften von Edson Gould, Edgar Lawrence Smith, Anthony Gaubis und Yale Hirsch haben wir eine ziemlich gute Vorstellung davon, wann wir innerhalb des Zehnjahresmusters wesentliche Börsenhochs- und -tiefs erwarten können. Das ist eine wunderbare grobe Beschreibung des wahrscheinlichen künftigen Geschehens, und es macht uns auf die Kaufgelegenheiten im fünften und siebten Jahr aufmerksam. Aber wir brauchen noch etwas Spezifischeres. Schließlich wollen wir ja nicht nur die Woche und den Tag wissen, wann wir eine Aktie kaufen oder verkaufen sollen, sondern auch die genaue Uhrzeit. Ich glaube, das ist viel verlangt, aber mit diversen Markt-Werkzeugen können wir der Bestimmung der rechten Zeit für den Kauf beziehungsweise Verkauf bedeutend näher kommen.
Über die nächste Markt-Erkenntnis, die ich mit Ihnen teilen möchte, bin ich im Jahre 1970 gestolpert, und sie ist ein entscheidender Bestandteil meiner Prognose für 2002. Die Baisse des Jahres 1970 war gut für mich gewesen. Ich hatte mein erstes so genanntes Vermögen an der Börse gemacht, etwa 300.000 Dollar. Das ist heute nicht viel, aber damals war das für einen 28-jährigen schon etwas und machte aus mir einen recht großspurigen jungen Mann.
Da ich mich für sehr schlau hielt, weil ich die Baisse erkannt hatte und Aktien geshortet hatte, blieb ich auch nach dem Tief short. Ich musste einen Teil des Geldes wieder zurückgeben und lungerte immer noch auf der Short-Seite herum, als die Kurse im Oktober jenes Jahres durch die Decke gingen. Aua! Das verletzte meinen Stolz genauso wie meine Brieftasche. Schließlich ließ ich mich bekehren und kaufte Aktien. Eines Nachts, als ich meine Wunden leckte und mir alte Charts anschaute, sah ich etwas, das meine gesamte Sichtweise der langfristigen zeitlichen Abstimmung veränderte.
Mir fiel in den Charts der Vier-Jahres-Abstand zwischen den Tiefs 1962, 1966 und 1970 auf. Deshalb fragte ich mich, ob hier ein wiederkehrendes Muster am Werk war, von dem mir niemand etwas gesagt hatte. Mein Vater hatte mir immer gesagt, wenn ich es im Leben je zu etwas bringen sollte, dann würde es mehr mit harter Arbeit und Glück als mit Intelligenz zu tun haben. Mit diesem Gedanken im Kopf begann ich, alle alten Charts genau zu überprüfen, die ich gesammelt hatte.
Und da war es auch: Von 1962 aus vier Jahre zurück, also im Jahre 1958, gab es ein bedeutendes Börsentief. Ich war ganz aufgeregt und ging nochmals vier Jahre zurück in das Jahr 1954; und da war es wieder: der Beginn einer neuen Hausse. Mein Herz raste. Hatte ich da etwas gefunden? Was war 1950 passiert? Wieder zu den Charts und wieder zum Beginn einer neuen Hausse.
Ich war beeindruckt. Aber es ergab für mich keinen Sinn, dass sich Börsentiefs derart exakt wiederholen sollten. Und außerdem, warum hatte mir das auf dem College keiner beigebracht und warum hatte ich davon in keinem Buch etwas gelesen? Ich hatte so etwas noch nie schwarz auf weiß gesehen. Ich hatte eine schlaflose Nacht – ich konnte nicht aufhören, an die mächtige Wirkung der Börsentiefs alle vier Jahre zu denken. Das war eins dieser Dinge, die einfach zu gut erschienen, um wahr zu sein. War es möglich, dass dieses Phänomen auch in Zukunft funktionieren würde?
Marktinformationen dieser Art verwirren das Denken. Ich hatte die Macht des Vier-Jahres-Phänomens eigentlich zu meiner Zufriedenheit überprüft, aber dann überlegte ich: Wenn ich das wusste, dann würde es in Zukunft nicht mehr funktionieren. Und dazu brachte mein empfänglicher Geist noch den Gedanken, dass ich noch mehr Beispiele aus der großen, unbekannten Zukunft bräuchte, um meine Entdeckung zu erproben. Also wartete ich zitternd und voller Angst. Ich hoffte, dass niemand mein „schmutziges Geheimnis“ kannte, und wollte sehen, was aus diesem Vier-Jahres-„Etwas“ in Zukunft entstehen würde. Es kam das Börsentief 1974, und auch 1978 gab es einen anständigen Kaufpunkt, wenn man die damals herrschende stagnierende Marktlage betrachtet.
ABB. 2.1A
Das Zehnjahresmuster des Dow Jones Industrial Average, 1970 bis 1999
Quelle: Moore Research Center, Inc.
ABB. 2.1B
Das Zehnjahresmuster des Dow Jones Industrial Average, 1900 bis 1999
Quelle: Moore Research Center, Inc.
Jetzt hatte ich also zwei neue Fälle gesammelt, in denen das Phänomen aufgetreten war. Auf geradezu unheimliche Weise hatten die Aktien weiterhin synchron zu dem Vierjahreszyklus Böden gebildet.
Wenn man im Jahre 1978 nichts weiter über den Aktienmarkt gewusst hätte, dann hätte man darauf gewartet, dass vier Jahre später, also 1982, der nächste Kaufpunkt kommen würde. Und genau zu diesem Zeitpunkt begann die langlebigste Hausse in der Geschichte der Menschheit. Wenn man zu 1982 vier Jahre dazuzählt, erhält man als nächste Prognose 1986. Und schon ein flüchtiger Blick auf die Charts zeigt im Herbst jenes Jahres einen weiteren wunderbaren Kaufpunkt.