Die Salier - Lenelotte Möller - E-Book

Die Salier E-Book

Lenelotte Möller

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Beschreibung

Ein Jahrhundert deutscher und mitteleuropäischer Geschichte prägte das fränkische Königsgeschlecht, das später den Namen "Salier" erhielt. Zwischen 1024, dem Jahr der nicht unbedingt erwarteten Wahl Konrads zum deutschen König, und 1125, dem Todesjahr des kinderlosen Heinrich V., bauten die Salier die damals größte Kirche der Christenheit und schufen eine unter den Dynastien des Heiligen Römischen Reiches einmalige Grablege, die angesichts des Reisekönigtums im Mittelalter eine Art Hauptstadt begründete. Die von den beiden ersten Kaisern noch sehr geförderte Kirchenreform führte unter dem dritten salischen Herrscher zum Investiturstreit über die Einsetzung der Bischöfe mit ihrer Doppelfunktion in Kirche und Reich. Doch nicht nur mit dem Papst, sondern auch mit drei Gegenkönigen hatte sich Heinrich IV. auseinanderzusetzen, bevor er von seinem jüngeren Sohn abgesetzt und gefangengenommen wurde. Die Zahl und Heftigkeit dieser Konflikte schlug sich eindrucksvoll in der kontroversen Geschichtsschreibung nicht nur der Salierzeit selbst nieder, deren Polemik auch Charakter und Privatleben der Familienmitglieder thematisierte und für die jeweilige Seite in Anspruch nahm. In die letzten Jahrzehnte des salischen Jahrhunderts fielen ebenso die Jugend Hildegards von Bingen und Bernhards von Clairvaux wie auch die Anfänge der Kreuzzüge.

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Dr. Lenelotte Möller

studierte Geschichte, Latein und evangelische Theologie in Saarbrücken, Basel und Mainz; die Promotion in Geschichte folgte im Jahr 2000; sie unterrichtet am Gymnasium Schifferstadt im Rhein-Pfalz-Kreis. Im marixverlag sind von ihr u. a. folgende Übersetzungen erschienen: Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, die Cicero-Briefe, Titus Livius’ Römische Geschichte, Senecas Vom glücklichen Leben, Plutarchs Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft, Polybios’ Der Aufstieg Roms, Boëthius’ Trost der Philosophie und Lukians Vom beinahe vollkommenen Menschen. Sie ist Mitherausgeberin der 2-bändigen Plinius-Ausgabe.

Prof. Dr. Hans Ammerich

Geboren 1949 in Zweibrücken. Studium der Geschichte, der Katholischen Theologie und der Germanistik. Promotion 1979 zum Dr. phil. an der LMU München. 1979 bis 2014 Leiter des Bistumsarchivs Speyer. Dozent für Diözesangeschichte am Bischöflichen Priesterseminar in Speyer. Honorarprofessor und Lehrbeauftragter an der Universität Koblenz-Landau, Institut für Katholische Theologie. Arbeitsgebiete: Landesgeschichte, Kirchengeschichte, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Sportgeschichte. Ordentl. Mitglied der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften seit 1980, deren Schriftführer 1998 bis 2009.

Zum Buch

»Wenn der König stirbt, bleibt doch das Reich bestehen, ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann fällt.«

Konrad II.

Ein Jahrhundert prägte zwischen 1024 und 1125 das Königsgeschlecht der Salier Mitteleuropa. Die Salier bauten in Speyer eine der größten Kirchen der Christenheit. Die von den beiden ersten Kaisern noch geförderte Kirchenreform führte unter dem dritten salischen Herrscher zum Streit über die Einsetzung der Bischöfe (Investiturstreit) mit ihrer Doppelfunktion in Kirche und Reich. Die Zahl und Heftigkeit der Konflikte mit Kirche, Gegenkönigen und Fürstenopposition schlug sich eindrucksvoll in der kontroversen Geschichtsschreibung der Salierzeit nieder, deren Polemik auch Charakter und Privatleben der Familienmitglieder betraf.

Lenelotte MöllerHans Ammerich

Die Salier

Lenelotte MöllerHans Ammerich

Die Salier

1024–1125

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

Es ist nicht gestattet, Abbildungen und Texte dieses Buches zu scannen, in PCs oder auf CDs zu speichern oder mit Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Alle Rechte vorbehalten

© by marixverlag in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2015 Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2015Covergestaltung: Karina Bertagnolli, WeimarBildnachweis: Speyer (Rheinland-Pfalz), Dom © akg-images / Günter Hofer eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0474-5

www.verlagshaus-roemerweg.de/Marix/

»Ein neuer Menschentyp ist in dieser Zeit entstanden, der mit dem bisherigen Menschengeschlecht nichts mehr gemeinsam hat.«

Petrus Crassus

INHALT

1. EINLEITUNG

2. HERKUNFT DER SALIER

2.1 Name und Heimat

2.2 Bedeutende Mitglieder der Familie

2.2.1 Werner V.

2.2.2 Konrad der Rote

2.2.3 Otto von Worms

2.2.4 Brun

2.2.5 Die Ausgangssituation der Königswahl 1024 aus salischer Perspektive

3. KONRAD II.

3.1 Kindheit und Jugend

3.2 Gisela von Schwaben

3.3 Königswahl in Kamba

3.4 Herrschaftsverständnis und Dynastiegründung

3.4.1 Herrschaftsverständnis

3.4.2 Ausweitung der Macht und Sicherung der Nachfolge

3.5 Reichspolitik und Kirchenpolitik

3.6 Außenpolitik

3.7 Tod in Utrecht

4. HEINRICH III.

4.1 Kindheit und Jugend

4.2 Gunhild (Kunigunde) von Dänemark

4.3 Reichspolitik Heinrichs

4.4 Agnes von Poitou

4.5 Kirchen- und Klosterreform

4.5.1 Kirche im Reich

4.5.2 Heinrichs Italienzug und die Kirche in Rom

4.6 Die deutschen Päpste

4.6.1 Suidger von Morsleben und Hornburg, Bischof von Bamberg – Papst Clemens II.

4.6.2 Poppo Bischof von Brixen – Papst Damasus II.

4.6.3 Bruno von Toul, Graf von Egisheim-Dagsburg – Papst Leo IX.

4.6.4 Gebhard von Dollnstein und Hirschberg, Bischof von Eichstätt – Papst Viktor II.

4.6.5 Friedrich von Lothringen – Papst Stephan IX.

4.6.6 Gerhard von Burgund – Papst Nikolaus II.

4.6.7 Die Folgen der Rompolitik Heinrichs

4.7 Außenpolitik

4.8 Tod in Bodfeld

5. HEINRICH IV.

5.1 Kindheit und Jugend

5.1.1 Erste Jahre

5.1.2 Regentschaft der Mutter

5.1.3 Heinrichs Entführung

5.2 Bertha von Turin/Savoyen

5.3 Reichspolitik

5.4 Investiturstreit

5.4.1 Die Doppelrolle der Bischöfe

5.4.2 Die Kirche in Italien während der ersten Regierungsjahre Heinrichs IV.

5.4.3 Hildebrand – Papst Gregor VII. und die Dictatus Papae

5.4.4 Exkommunikation Heinrichs und deren Folgen

5.4.5 Heinrichs Zug nach Canossa

5.5 Die Fürstenopposition

5.5.1 Otto von Northeim

5.5.2 Rudolf von Rheinfelden

5.5.3 Die Wahl eines Gegenkönigs

5.5.4 Heinrichs Auseinandersetzung mit Rudolf

5.5.5 Die Rheinfelder und das Herzogtum Schwaben nach Rudolf

5.5.6 Hermann von Salm

5.5.7 Wende zugunsten Heinrichs

5.6 Heinrichs Sieg und Kaiserkrönung

5.6.1 Wibert von Ravenna – Gegenpapst Clemens III.

5.6.2 Heimkehr Heinrichs und Sieg über die Opposition, neuer Italienzug

5.7 Außenpolitik

5.8 Die innerfamiliäre Opposition

5.8.1 Praxedis/Eupraxia/Adelheid

5.8.2 Konrad

5.8.3 Heinrich V. setzt seinen Vater ab

5.9 Tod Heinrichs in Lüttich

5.9.1 Heinrichs IV. Ende

5.9.2 Würdigung

6. HEINRICH V.

6.1 Kindheit und Jugend

6.2 Königswahl

6.3 Reichspolitik

6.4 Wormser Konkordat 1122

6.5 Außenpolitik

6.6 Mathilde (Maud) von England

6.7 Ende der salischen Dynastie

7. STADT UND BISTUM SPEYER IN DER SALIERZEIT

7.1 Die Bischöfe von Speyer

7.1.1 Veränderungen im salischen Jahrhundert

7.1.2 Speyer vor 1024

7.1.3 Das Bistum in der Salierzeit

7.1.4 Speyer wird salisches »Hausbistum«

7.1.5 Rüdiger Huzmann

7.1.6 Johannes Graf im Kraichgau

7.1.7 Unter Heinrich V.

7.2 Dombau in Speyer – die salische Grablege

7.3 Entwicklung der Stadt Speyer

7.4 Juden in Speyer und im Reich der Salierzeit

8. KULTURELLE ASPEKTE DER SALIERZEIT

8.1 Kirchenbau der Salierzeit

8.2 Burgenbau der Salierzeit

8.3 Kunstschaffen der Salierzeit

9. QUELLEN ZUR SALIERZEIT

9.1 Zeitgenössische Quellen

9.2 Geschichtsschreibung bis 1800

10. ZEITTAFEL

LITERATUR

1. EINLEITUNG

Am 4. September 1024, nach dem Tod Heinrichs II., des letzten Vertreters des sächsischen Herrscherhauses, stellten sich in Kamba gegenüber von Oppenheim am Rhein zwei Nachfolgekandidaten den wahlberechtigten deutschen Fürsten vor: die Vettern Konrad der Ältere und Konrad der Jüngere, beide aus derselben Familie, der etwa 100 Jahre nach ihrem eigenen Aussterben von den Geschichtsschreibern der Name »Salier« beigelegt wurde. Zum deutschen König gewählt wurde, unter Leitung des Erzbischofs Aribo von Mainz, Konrad der Ältere, der von nun an Konrad II. hieß. Für das römisch-deutsche König- und Kaisertum, das salische Haus, für deren Heimatregion, den Worms- und Speyergau, besonders für Stadt und Bistum Speyer waren diese Wahl und die sich daraus ergebende Dynastiegründung ein Jahrtausendereignis.

Der Name »Salier« bedeutet »hochfrei, fränkisch« und bezeichnete ursprünglich nach Westen gezogene und von den Römern im 4. Jahrhundert linksrheinisch angesiedelte fränkische Stämme, aus denen sich später die Merowinger als führendes Herrschergeschlecht herausbildeten. Im Bezug auf eine ganze Gruppe von Adelsfamilien links des Rheins erschien er erstmals Anfang des 12. Jahrhunderts bei Otto von Freising; später erst wurde er verengt auf die Kaiser von Konrad II. bis Heinrich V., also auf ein altes fränkisches Herrengeschlecht. Auch wenn das Wort nie eine Eigenbezeichnung war, soll die Dynastie hier mit ihrem inzwischen traditionellen Namen benannt werden.

Das Jahrhundert der salischen Herrscher hat in der deutschen wie europäischen Geschichte tiefgreifende Spuren hinterlassen. Zwischen 1024 und 1125 nahmen Entwicklungen ihren Anfang, die das Schicksal der Menschen in Mitteleuropa sowie die gesellschaftliche und politische Ordnung nachhaltig beeinflusst haben. Man denke beispielsweise an das neue Macht- und Herrschaftsverständnis von König bzw. Kaiser, Adel und Kirche, das einerseits Sicherheit und Konsolidierung bedeutete, andererseits aber auch eine ständige Quelle von Auseinandersetzung und Unterdrückung war. Erinnert sei an die allmähliche Ausbildung des Ständewesens, das das gesellschaftliche System der Staaten Europas über Jahrhunderte hinweg prägte und Anlass für zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen war. Auch sind die Auswirkungen des Investiturstreits in Erinnerung zu rufen und die fruchtbaren Reformbewegungen in der Kirche und das Aufblühen der Orden zu betrachten. Wegweisend waren auch die neuen Entwicklungen in Kunst und Architektur. Die rund hundert Jahre währende Salierherrschaft brachte somit entscheidende Veränderungen in Gang, wobei die Herrscher die bestimmenden Kräfte waren. Der Geschichtsschreiber Petrus Crassus vermerkt bereits zur Zeit Heinrichs IV.: »Ein neuer Menschentyp ist in dieser Zeit entstanden, der mit dem bisherigen Menschengeschlecht nichts mehr gemeinsam hat.«

2. HERKUNFT DER SALIER

2.1 Name und Heimat

Mit dem Namen »Salier« hat sich keiner der Kaiser zwischen 1024 und 1125 noch eines ihrer Familienmitglieder jemals bezeichnet, erst recht nicht die Vorfahren Konrads II. Der Name kam in der Geschichtsschreibung des 12. Jahrhunderts, also nach dem Erlöschen der Familie, für die Dynastie auf. Der Name deutet auf die Verbindung zum Stamm der Franken, der in der hier behandelten Zeit allerdings schon kein eigenes Herzogtum mehr besaß. Sein Recht aber, die Lex Salica, war noch deutlich im Bewusstsein. Nach ihr könnte die Benennung erfolgt sein. Von der späteren Geschichtsschreibung wurde der Name auch auf die Vorfahren der Kaiser ausgedehnt und ist in dieser Weise heute in Gebrauch. In diesem weiten Sinne wird er in diesem Buch, auch im ersten Kapitel verwendet.

Die Vorfahren der vier Kaiser, die von 1024 bis 1125 das Reich regierten, gehörten wohl schon unter den Merowingerkönigen zur fränkischen Führungsschicht. Ihre ursprüngliche Heimat, d. h. ihre Besitzungen, lag im Raum von Maas und Mosel.

Am Ende des 8. Jahrhunderts teilte sich die Sippe in zwei Hauptlinien, zum einen eine bretonische, deren Herrschaftsgebiet sich an der unteren Loire und im Herzogtum Spoleto ausdehnte und aus deren Reihe im Jahr 891 ein Kaiser hervorging, nämlich Wido, Herzog von Spoleto, der Gegenspieler König Arnulfs von Kärnten (reg. 887–899). Er war nach längerem Ausbleiben König Arnulfs von Papst Formosus (reg. 891–896) zusammen mit seinem Sohn Lampert zum Kaiser gekrönt worden und behauptete sich in Rom, bis König Arnulf 896 St. Peter mit Waffen eroberte. Diese Linie wurde nach dem vorherrschenden Vornamen »Lampertiner« genannt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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