Die Sargfrau. Ein Vorruf. - Melody Maurer - E-Book

Die Sargfrau. Ein Vorruf. E-Book

Melody Maurer

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Beschreibung

Die Sargfrau. Ein Vorruf. Teil 2. Ein halbes Jahr nach der Publikation ihres Erstlings "Der Sargmann. Ein Nachschrei." liegt bereits die Fortsetzung vor, wobei sich Melody Maurers Fokus nun - weg von Hubert Heidn, dem "Sargmann" (siehe Politkrimi von Martin Christen, "Sein Sarg", BoD 2021) - hin zu Amélie Froidevaux, der ehemaligen Bäckereiverkäuferin und Mitbegründerin des "Sargmuseums", wendet, immer unter Einbezug des aktuellen politischen Weltgeschehens. Hauptschauplätze sind auch in diesem zweiten Band die Schweiz (Zürich, Turgi, Aargau) und Südfrankreich (Leucate, Village Naturiste Oasis.) Und auch diesmal kommt es zu einer politisch motivierten Terrorattacke, was den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron auf den Plan ruft. Melody Maurer ist es erneut gelungen, die unglaublichen Vorfälle rund um Amélies Sarg authentisch und detailgetreu zu beschreiben. Wir können diese Lektüre nur empfehlen! Ekaterina Pawlow und Naledi Baumann, Zürich

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Seitenzahl: 273

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«Kein Stein blieb auf dem andern, keiner.»

Inhaltsverzeichnis

0 Vorwort Teil 2

1 Amélie Froidevaux,

2 Melody hielt sich nun

3 Amélie und Joline hatten

4 Melodys Roman

5 Ekaterina

6 Das Wetter war angenehm

7 Bernards Sarg

8 Schon war Juli

9 Wie fast immer gab Melody

10 «Ich danke dem Regierungsrat

11 «Im Westen nichts Neues»

12 Gestern beschlossen sie

13 Schon vier Mal hatte Melody

14 In Turgi

15 «Eigentlich wollte ich

16 Auch Ekaterina und Naledi

17 Sie fühlten sich zurückversetzt

18 Und um 06.27 Uhr kam die SMS

19 Amélie befand sich also nun

20 Der Sarg

21 Schon näherten sich die Ferien

22 Den ganzen Samstag würden sie

23 «Amélie ist verschwunden!»

24 Es blieb Melody und Joline

25 Heute war der 22. Juli

26 Puh! Nur noch der notorische

27 Hatte sich Heidn

28 «Mehr Natur

29 Amélie war etwas enttäuscht

30 37 Grad im Schatten!

31 Amélie und Joline

32 «6.1 Ergänzungswahlen»

33 Der kriminelle Trump

34 Endlich-endlich

35 Am Sonntag, 4. September

36 Melody!

37 Melody verbrachte die nächsten

38 Die Mitgliederversammlung

39 Amélie und Joline waren

40 Ihre Vorfreude war gross

41 Die Reise nach Südfrankreich

42 So bestiegen sie also nur zu viert

43 Als erste erwachte Melody

44 An der Besprechung nahm auch

45 Nichts

46 Die sonst eher zurückhaltende

47 In entspanntem Rahmen

48 Dass offenbar Herr Schwarz

49 Mitten in der Nacht wurden

50 Und um 7 Uhr 37 erwachte auch

51 Die hinterlassene Verwüstung

52 Melodys Roman

53 «Frau Froidevaux ist getürmt!»

54 Die Mitteilung, Amélie sei

55 Amélie fiel Herrn Schwarz

56 Le Président De La République

57 Im offenen Sarg

58 Ab zehn Uhr waren die Vorberei

59 Weit über 1000 meist nackte

60 Und in diesem Stil ging es wei

61 … sie ergriff dessen Mikrofon

62 Es war jetzt bereits 12 Uhr 55

63 Die Medienvertreterinnen

64 Der Arbeitslunch hatte

65 Nach dem Dessert

66 Und ziemlich genau um

67 Der restliche Abend

68 Ihr Sarg

69 Mitternacht war schon lange

70 Die Ambulanz traf

71 Ein kurzer Sprint hinüber

72 Für einen Moment

73 «Mordanschlag auf Macron?»

74 Den fünf Frauen ging es

75 Am Samstag würden alle fünf

76 Diese Medienkonferenz

77 Ihr zweitletzter Ferientag

Nachwort

Anmerkung

0 Vorwort Teil 2

Falls Sie, liebe Leserinnen und Leser, Teil 1 mit dem Titel «Der Sargmann. Ein Nachschrei.» gelesen haben sollten: Gratulation!

Denn in diesem Fall brauchen Sie dieses Vorwort gar nicht zu lesen.

Es sei denn, Sie können sich nicht mehr an all das erinnern, was in der Zeit vom 22.2.2022 bis zum 22.6.2022 vorgefallen ist – im Zusammenhang mit Heidns Sarg, Heidns Leben, Heidns Wohnung und Heidns Katzen.

Nicht viel: Heidn war ja tot, lebte nur noch virtuell, ideell, punktuell und vielleicht intellektuell etwas weiter, so dass es schien, als ob auch der zweite, plötzlich in Band 1 aufgetauchte Sarg etwas mit dem damaligen Heidn-Sarg – siehe «Sein Sarg.», BoD 2021/2022, von Martin Christen – etwas zu tun haben könnte.

Und Amélie Froidevaux und Joline Berzaine wohnten nun seit ihrer Ankunft am 16. Mai 2022 im Dörfchen Turgi, Argovie, Suisse.

Und genau da beabsichtige ich weiterzufahren mit Teil 2 – als Melody Maurer, Autorin und freie Psychologin.

Deshalb auch der neue Titel: «Die Sargfrau. Ein Vorruf.»

Denn da sich die Sarggeschichte weiterentwickelt, jedoch nicht klar ist, in welche Richtung, wird sich auch der Fokus verschieben müssen: Weg vom toten Hubert Heidn – hin zu Amélie Froidevaux, der Eigentümerin des zweiten, ebenfalls plötzlich aus dem Nichts aufgetauchten Sargs.

So wird es sein – vermutlich.

Klar ist jedenfalls, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt ebenso wenig weiss wie Sie, liebe Leserinnen und Leser.

Ich bin gespannt.

An dieser Stelle danke ich herzlich – auch im Namen des Verfassers – meinen beiden WG-Freundinnen Naledi Baumann und Ekaterina Pawlow für die Überprüfung und die Korrektur der Manuskripte von Teil 1 und Teil 2 sowie die beiden Covertexte, die sie für mich und den Verlag verfasst haben.

Mein beziehungsweise Melodys und des Verfassers ehrgeiziges Ziel: Am 22. November 2022 möchte ich, möchte sie, möchten wir Teil 2 beendet haben.

Und gedruckt.

Hoffen wir, dass das gelingt!

Turgi, 23. Juni 2022

Melody Maurer, Autorin, Zürich.

Sowie der Verfasser, Turgi.

1 Amélie Froidevaux,

die ehemalige Bäckerei-Verkäuferin im «Village Aphrodite» in Frankreich, deren Freund 23-jährig an einem Gehirntumor gestorben war, die Gefährtin und Unterstützerin des am 22. Oktober 2020 um 02 Uhr 22 am Strand der Feriensiedlung «Oasis» in Südfrankreich hinterrücks erschossenen Hubert Heidn, die über ein unglaubliches rhetorisches Talent verfügte und die mit ihrer Freundin, der ehemaligen «F5»-Journalistin Joline Berzaine, in einer WG lebte und mit dieser zusammen ein französisches, links-grünes «Youtube»-Newsportal moderierte, diese Amélie wohnte nun also in der Schweiz, wenigstens vorübergehend, im Agglo-Dörfchen Turgi, das bald mit der Stadt Baden fusionieren würde, und zwar nicht irgendwo, sondern in der zweistöckigen Dachwohnung, in der Heidn, als dieser noch lebte, gewohnt hatte.

Weil sie sich, wie schon zu Heidn-Zeitn, auf der Flucht befand – vor dem französischen Staat, vor den französischen Medien, vor den Französinnen und Franzosen.

Zusammen mit Heidns Sohn, Joline Berzaine, den beiden Hauskatzen Laimo und Luna sowie:

Einem Sarg.

Einem Coffin.

Einem Cercueil.

Und zwar nicht mit irgendeinem Sarg, sondern mit jenem ihres verstorbenen Freundes Bernard Magon, der vor ziemlich genau dreieinhalb Jahren kremiert worden war – samt Sarg.

DIESEM Sarg.

Schwarz grundiert, doch farbig, lebensfroh, kunstvoll bemalt, beschriftet, wundervoll verziert von seiner grossen, wahren, ersten und letzten, bedingungslosen, ewigen Liebe:

Amélie.

Dass das nicht mit rechten Dingen zugehen konnte, war allen bewusst, vor allem auch Melody, die es trotz aller Schwierigkeiten kurz vor Mitternacht des 22. Juni 2022 doch noch geschafft hatte, ihr mehrmals korrigiertes und überarbeitetes Manuskript ihres Erstlings «Der Sargmann. Ein Nachschrei.» an ihren Verlag in Norddeutschland zu übermitteln, dessen fünf «Gut-zum-Druck»-Exemplare sie im Lauf der nächsten beiden Wochen erwarten durfte.

Melody Maurer, die Autorin und promovierte Psychologin, wohnte zwar in einer WG in Zürich – zusammen mit Ekaterina Pawlow, einer russischen Doktorandin, die auf Befehl Putins wegen Landesverrats und anderer Delikte an Russland ausgeliefert werden sollte, und Naledi Baumann, einer Germanistikstudentin – hielt sich jedoch mehrheitlich ebenfalls in Heidns ehemaliger Galerie-Mietwohnung auf, da sie mit den Nachkommen Heidns einen Buchprojektvertrag abgeschlossen hatte, der ihr ein monatliches Einkommen von CHF 1600 garantierte – mindestens bis Ende November 2022.

Melody hatte 2020 bereits Heidns aussergewöhnlichen Sarg kennengelernt und wollte nun die einzigartige Gelegenheit nutzen, so oft wie möglich auch Amélies respektive Bernards Cercueil zu erforschen – aus existenziellen, wissenschaftlichen, psychologischen, philosophischen, nicht jedoch religiösen Gründen.

Und natürlich an Teil 2, der «Sargfrau» arbeiten, deren Herausgabe für Ende November 2022 geplant war.

Alle weiteren Basis-Informationen befinden sich in den beiden Politromanen «Sein Sarg.» und «Der Sargmann. Ein Nachschrei.»

Melody hatte eigentlich vorgehabt, mindestens eine dreiwöchige Pause einzulegen, doch die Anwesenheit des Sargs verhinderte dies: Der «Coffin» war zu sensationell, zu einzigartig, zu ausserirdisch, als dass sie während mehrerer Wochen auf ihre schriftstellerische Tätigkeit hätte verzichten können.

Also verbrachte sie möglichst viel Zeit mit dem und um den «Cercueil», darauf, darunter, darin.

Sehr oft auch bei luftdicht geschlossenem Deckel.

2 Melody hielt sich nun

fast täglich in Turgi auf – wegen des Coffins, wegen Amélie, wegen Joline, wegen ihres Buchprojekts Teil zwei und ein wenig auch wegen der beiden Katzen, die jeweils ihre Nähe suchten.

Ekaterina und Naledi hätten sie schon beinahe vor das Ultimatum gestellt, ob sie nicht definitiv in Heidns ehemalige Wohnung ziehen wolle – aber natürlich konnten sie nachvollziehen, dass sich Melodys Lebensund Arbeitsmittelpunkt momentan nicht in ihrer Zürcher WG, sondern in diesem kleinen Dorf an der Limmat befand.

Den Sarg hatten sie inzwischen oben in der Galerie platziert – unter das Dachfenster in der Mitte des Raums, an jene Stelle, wo sich das schwarze, klobige Sofa befunden hatte, das sie demontiert und entsorgt hatten, ebenso wie andere Kleinmöbel, die irgendwo nutzlos herumstanden.

Mit einem hellfarbenen, lichtdurchlässigen Vorhang hatten sie den «Cercueil» vom übrigen Wohnraum etwas abgetrennt und auf einen alten, frisch gereinigten Perserteppich gestellt, den ihnen Gisela, Melodys Mutter, geschenkt hatte.

Als «Esoterikerinnen» hätten sie von einem «Kraftort» gesprochen, der die Wohnung stets mit positiver Energie, mit kreativen Gedanken und mit wunderbaren Gefühlen ausfülle, was auf eine gewisse Weise auch zutraf, aber bestimmt keiner «esoterischen» oder irgendeiner anderen religiösen Erklärung bedurfte.

Dass Frauen nun in der Heidn-Wohnung des Zepter übernommen hatten, war auf den ersten Blick feststellbar: Alles – mit Ausnahme von Melodys Arbeitsplatz – war nun aufgeräumter, ordentlicher, sauberer, was nicht mit dem Geschlecht, sondern mit höheren Ansprüchen und anderen Vorstellungen punkto «Wohnlichkeit», «Gemütlichkeit» und «WG-Befindlichkeit» zu tun hatte.

So hätte, nahm Heidns Sohn an, sein Vater, lebte er noch, auch lieber gewohnt – pufflos, frei von Staub und Katzenhaaren, mit gereinigten Fenstern, einer sauberen Küche, hygienischen Badezimmern. Da er jedoch nie genügend Zeit gehabt hätte für die wichtigen Dinge im Leben, habe er eben bei Ordnung und Sauberkeit gespart und die eingesparten Stunden dann lieber mit Suchen verbracht…

Jedenfalls hätte er nie eine Putzhilfe eingestellt, und wenn schon, dann eine männliche – denn jedem Mann sollte schon in den Knäbchenjahren beibegracht werden, wie wichtig eigentlich Ordnung und Sauberkeit wären, dass mit mehr Ordentlichkeit auch Lebenszeit eingespart werden könnte, die sonst für nutzloses Suchen draufgehen würde.

Nun waren auch plötzlich die defekten Lampen entsorgt respektive geflickt, der Geschirrspüler funktionierte wieder, die Kalkreste waren entfernt, die abgenutzten Teller ersetzt, fehlende Besteckteile besorgt, der Kleiderschrank, der schreckliche Werkzeugschrank, das Chaos-Zimmer aufgeräumt, das Kellerabteil entrümpelt.

Heidn hätte sich ob dieser positiven Änderungen also bestimmt gefreut…

Amélie und Joline hatten ihre «Youtube»-News-Produktionen wieder aufgenommen, jedoch mit anderen Schwerpunkten: Mit europäischen, amerikanischen, schweizerischen. Zudem moderierte Amélie nun vorwiegend auf Englisch, denn diese war dank Heidns Sohn momentan die geltende WG-Umgangssprache, an die sich auch Heidns Ex, Heidns Tochter sowie Heidns zweitältester Sohn hielten. Mit diesem Englisch-News-Kanal füllten sie auch einen Teil der Lücke, die durch das Ende von «CNN-Switzerland» entstanden war. Sie orientierten sich neu an den amerikanischen «Vorbildern» Rachel Maddow, David Pakman und Glen Kirschner, die es innert weniger Jahre geschafft hatten, auch international anerkannt zu werden.

Relativ oft kam auch Ekaterina Pawlow zu Besuch, die sich seit ihrer Rückkehr von den «Oasis-Village»-Ferien – siehe Teil 1 – aufgrund von Putins-Auslieferungsbehren hier nicht mehr ganz sicher fühlte – trotz der klaren Ablehnung des russischen Ultimatums durch Frankreich und die Schweiz – diese hatte das Ultimatum verstreichen lassen und erst sieben Tage später Putin – endlich! – eine klare Absage erteilt:

Der Bundesrat stufe das Recht der ausgezeichnet beleumdeten und hervorragende Zeugnisse aufweisenden Doktorandin Ekaterina Pawlow auf freie Meinungsäusserung, gestützt auf die schweizerische Bundesverfassung sowie die umgehend erfolgte, unmissverständliche und klare Absage Frankreichs, höher ein als das Recht der Russischen Föderation, eine unbescholtene russische Bürgerin aufgrund ihrer Kritik am russischen Staat mit dem Tod bedrohen zu dürfen.

Das von den Schweizerischen Hochschulen unterstützte Gesuch um Personenschutz war noch hängig. Ekaterina war sich auch nicht sicher, ob sie das überhaupt wolle, denn sie hätte – um der «nackten» Wahrheit willen – mit derartigen Konsequenzen gerechnet und sei deshalb auch bereit, dieses Risiko ganz allein und ohne Hilfe des Gastlandes Schweiz zu tragen – jedoch mit der hundertprozentigen Unterstützung ihrer WG.

Und wenn sie mal in Turgi übernachtete, schlief sie wo? Genau: In Amélies Sarg.

3 Amélie und Joline hatten

neben der Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit als News-Moderatorinnen auch begonnen, ihren «neuen», vorübergehenden Wohnort zu erkunden: Sie hatten entdeckt, wie bequem es war, direkt im Erdgeschoss des Wohngebäudes ein Lebensmittelgeschäft zu haben, das täglich – ausser sonntags – zwischen sieben Uhr früh und zwanzig Uhr abends geöffnet war, praktisch alles Lebensnotwendige anbot und über ein äusserst freundliches und hilfsbereites Verkaufspersonal verfügte, das auch Englisch verstand.

Ausgezeichnet gefielen den beiden Französinnen auch die nahe, hundertjährige Holzbrücke über die Limmat, die Spazierwege entlang des Flusses sowie der «Limmatspitz», der innerhalb von zwanzig Minuten zu Fuss erreichbar war und wo man unter Bäumen picknicken, die schöne Flusslandschaft und ein kühlendes, entspannendes Bad geniessen konnte.

Melody hatte nach ihrer Rückkehr mehrmals Blerim kontaktiert, diesen in der Psychiatrischen Klinik besucht und mit grosser Freude festgestellt, dass er sich erstaunlich rasch von den vielen Verletzungen erholt hatte, und sein bodenloses Tief, in das er gefallen war, überwunden zu haben schien: Jedenfalls konnte er wieder lachen, strahlen, mit einer gewissen Zuversicht in die Zukunft schauen und war auch bereit, am gemeinsamen Nationalfonds-Projekt weiterzuarbeiten. Die vielen Gespräche, die gute Betreuung, die grosse Empathie, die er spürte, halfen ihm, sein Trauma, sein «schwarzes Loch» zu überwinden und das «Wunder» das ihm geschehen war, als Geschenk, als «zweites Leben» anzunehmen.

Für Melody waren die Gespräche in doppeltem Sinn bereichernd: Einerseits bekam sie als ausgebildete Psychologin einen tiefen Einblick in die Psyche eines Menschen, der versucht hatte, sich das Leben zu nehmen und gleichzeitig in der Lage war, äusserst detailliert, protokoll- und zeitlupenartig den genauen Ablauf dieses «Bungee-Jumps» in seinen seelischen Abgrund zu schildern, ergänzt von der analysierenden Beschreibung seiner sich stets steigernden Ängste und Befürchtungen, der zunehmenden selbstzerstörerischen inneren Kräfte, der Selbstverachtung, Selbstanklage, Selbstverurteilung, des Selbsthasses bis hin zum absoluten Tief- und unglaublich und unvorstellbar negativen Kulminationspunkt, von dem es kein Zurück mehr gab:

Sich selbst, diesem totalen Schwächling, Nichtsnutz, Versager, diesem Widerling, der alle nervte, nun endlich-endlich, ein-für-allemal, für-immer-und-ewig ein Ende zu setzen.

Definitiv.

Jetzt.

Sofort.

Andererseits nahm sie als gute Kollegin teil an Blerims Schicksal, freute sich mit ihm über die Wunder, die ihm widerfahren waren und die ihm das Leben gerettet hatten. Die ihm die Augen öffneten und ihm zeigten, wie wertvoll sein eigenes, einziges und wahres Leben für ihn selbst, aber auch für seine ihm nahen Verwandten, ihm nahen Freundinnen und Freunde war.

Und bestimmt würde sie ihn, sobald er dazu in der Lage war, nach Turgi einladen, in Heidns Wohnung, wo sich Amélies beziehungsweise Bernards Sarg befand.

Und ihm empfehlen, sich in diesen zu legen, sich ihm anzuvertrauen, und in diesem Sarg sich selbst und sein geschenktes Leben neu kennenzulernen – bei geschlossenem Deckel.

4 Melodys Roman

«Der Sargmann. Ein Nachschrei.» befand sich nun in den Händen des Verlags – im Moment konnte sie nichts weiter tun als zu warten, bis die 5 Probeexemplare eintreffen würden.

Bis es so weit war, wollte sie nicht untätig herumsitzen und sich erneut Heidns Hinterlassenschaft zuwenden – jeweils nachdem sie sich während einer Viertelstunde in Amélies Sarg aufgehalten haben würde – um sich einzustimmen, aufzuwärmen, vorzubereiten.

Sie wollte sich nun Heidns wichtigstem politischen Thema, wie sie anhand seiner vielen entsprechenden Vorstösse annahm, zuwenden: den Atomkraftwerken.

Auf den Heidn-Museum-Sargfotos hatte sie eine chronologische Abfolge seiner jahrelangen Anti-AKW-Aktivitäten vorgefunden, die sie auf ihrem Smartphone festgehalten hatte und die sie nun konsultierte. Aufgrund dieser Liste würde sie eine Auswahl treffen, danach deren Originale in Papierform suchen und das Wichtigste davon in ihren zweiten Band aufnehmen.

Das war ihr Vorhaben, das sie in den nächsten vier bis sechs Wochen realisieren wollte.

Vor sich hatte sie eine Liste, datiert vom 23.8.2012, auf der Heidns Vorstösse, die er zwischen 1997 und 2012 eingereicht hatte, aufgeführt waren. Fehlten noch die Jahre 1985 bis 1996 und 2012 bis 2015…

Nach mehreren Stunden hatte sie endlich die ganze Vorstossliste rund ums AKW-Thema fertig:

Erklärung / Legende betr. Abk.:

AT Auftrag (zH Regierungsrat)

IP Interpellation (Fragen an den Regierungsrat)

Po Postulat (Vorschlag zH Regierungsrat)

Mo Motion (Vorschlag betr. Gesetzes- oder Verfassungsänderung)

DB Direktbeschluss (des Grossen Rats)

SP Übernahme des Vorstosses durch die SP-Fraktion

3. Juli 1990 1

Po «Sicherheit der Aargauer Atomkraftwerke und des AKWs Mühleberg»

12. Dezember 1995 2

Po «Kantonales Informationskonzept in Bezug auf die aargauischen Atomkraftwerke und das PSI Würenlingen»

11. November 2008 3

AT SP «Mögliche Standortgebiete für Tiefenlager für radioaktive Abfälle im Kanton Aargau»

18. November 2008 4

IP «Schaffung rechtlicher Grundlagen zur Verhinderung eines geologischen Tiefenlagers für radioaktive Abfälle auf dem Gebiet des Kantons Aargau»

25. November 2008 5

IP «Gefahrenpotenzial eines möglichen Endlagers für radioaktive Abfälle im Kanton Aargau»

9. Dezember 2008 6

Po SP «Rahmenbewilligungsgesuch der Axpo Holding AG für ein neues AKW als Ersatz für Beznau I und II»

20. Januar 2009 7

IP «Verlängerung der «Lebensdauer» der AKWs»

31. März 2009 8

IP «Gefahrenpotenzial der Kernkraftwerke Beznau I und II, Leibstadt und

Gösgen»

20. Oktober 2009 9

Postulat (Po) «Verzicht des Kantons Aargau auf Beznau 3»

10. November 2009 10

Po SP, Grü «Sofortige vorläufige Ausserbetriebnahme der Atomkraftwerke Beznau 1 und 2»

1. Juni 2010 11

Direktbeschluss «Standesinitiative des Kantons Aargau für die Erhöhung der Deckungssumme der AKWs gemäss Kernenergiehaftpflichtgesetz KHG auf mindestens 500 Milliarden Franken pro Anlage»

30. November 2010 12

IP «Helmholtz-Studie «Is the human sex odds at birth distorted in the vicinity of nuclear power plants (NP)?»

14. Dezember 2010 13

IP «Einflussnahmemöglichkeiten des Kantons Aargau und der übrigen Kantone auf die Geschäftspolitik der AXPO Holding AG»

15. März 2011 14

Direktbeschluss «Standesinitiative Ausstieg aus der Atomenergie»

15. März 2011 15

Po SP «Paritätische Zusammensetzung des ENSI-Rates»

15. März 2011 16

IP SP Erdbeben- und Hochwassersicherheit der Aargauer AKWs sowie die Notfallschutzkonzepte für die AKWs Beznau 1, 2 und Leibstadt

22. März 2011 17

Auftrag SP, Grü, GLP, EVP «Erarbeitung eines aargauischen Energieszenarios ohne Atomenergie»

29. März 2011 18

DB «Sofortige definitive Ausserbetriebnahme der Atomkraftwerke Beznau 1 und 2 sowie Mühleberg»

29. März 2011 19

Po SP «Bericht über die Verflechtungen des Paul Scherrer Instituts (PSI) mit der Atomindustrie und dem Kanton Aargau sowie die wissenschaftliche Unabhängigkeit des PSI»

29. März 2011 20

IP SP «Einfluss der Atomlobby auf die Aargauer Energiepolitik»

7. Juni 2011 21

IP «Sicherheit der AKWs Beznau 1, 2 und Leibstadt im Falle des Bruchs des Sihlsee-Staudamms»

21. Juni 2011 22

Motion (Mo) SP «Ergänzung des Dekrets über den Leistungsauftrag der AEW Energie AG»

21. Juni 2011 23

Mo SP «Aargauischer AKW-Risiko-Haftpflichtversicherungsschutz für auf Atomstrom verzichtende Aargauerinnen und Aargauer»

13. März 2012 24

IP «Stilllegungsprojekte für die Atomkraftwerke Beznau 1 und 2»

13. März 2012 25

Po SP «Befristung der Betriebsbewilligungen für die Atomkraftwerke Beznau 1 und 2 sowie Prüfung ihrer «vorzeitigen» Stilllegung»

13. März 2012 26

IP «Befristung der Betriebsbewilligung der Atomkraftwerke Beznau 1 und 2»

27. März 2012 27

IP «Wahrheitsgehalt der Aussagen des CEO der Axpo Holding AG zur Sicherheit der AKWs Beznau 1 und 2»

3. Juli 2012 28

Po «Begrenzung der Saläre von Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitgliedern der Axpo Holding AG sowie der AEW Energie AG»

30. Oktober 2012 29

IP «Gravierende Sicherheitsmängel der Atomkraftwerke Beznau 1 und 2»

3. Dezember 2013 30

IP «Atomvollkosten»

4. März 2014 31

IP «Gefahren und Risiken der Altreaktoren Beznau 1 und 2»

25. März 2014 32

IP «Altlasten der AKWs Beznau 1 und 2 auf dem Grund des Atlantiks»

5. Mai 2015 33

IP «Angebliche Beherrschung eines 10'000-jährlichen Hochwassers durch das AKW Beznau»

«Unglaublich, dieser Heidn!», dachte Melody, «der hat wirklich zu allen möglichen AKW-Bereichen einen Vorstoss gemacht!

Und das fiel ihr auch hier auf: Mittel- und langfristig gesehen war er von Anfang an auf der richtigen Seite gestanden und hatte das gefordert, was auch in der Schweiz bald Realität sein würde. In Bezug auf die AKWs war er, wie bei den Gendersprach-, Tabakrauch-, Umweltschutzund weiteren Problemen der von der bürgerlichen Politik geprägten und dominierten «Zeit» um mindestens eine Generation voraus gewesen!

Mindestens.

5 Ekaterina

machte sich Sorgen: Entgegen ihrer Prognose sass Putin immer noch fest im Sattel, auf dem Schlachtfeld gelang es ihm mehr und mehr, die Oberhand zu gewinnen durch den Einsatz fürchterlicher Marschflugkörper gegen meist zivile Ziele – heute hatte er ein belebtes Einkaufszentrum zerstören lassen – gegen die die ukrainische Armee mehr oder weniger machtlos war. Und bereits hatten Tausende ukrainischer Soldatinnen und Soldaten ihren selbstlosen, wagemutigen Einsatz mit dem Leben bezahlt.

Auch ihr eigenes Leben war gefährdet: Zwar hatten Frankreich und die Schweiz ihre Auslieferung klar abgelehnt, doch wäre es für russische Spione, die in grosser Zahl in der Schweiz, vor allem in Genf, agierten – erst heute hatte sie einen Bericht darüber gelesen – ein Leichtes gewesen, sie ausfindig zu machen, sie zu entführen, zu vergiften oder auf eine andere Weise umzubringen.

Offenbar scheute sich Putin momentan noch, sie beschatten und beseitigen zu lassen – der Schaden wäre weit grösser gewesen als der Nutzen, da sofort alle europäischen Medien aufgeschrien und alle Regierungen protestiert und Russland verurteilt hätten, da augenblicklich die ganze europäische Bevölkerung davon ausgegangen wäre, dass Putin persönlich hinter so einem Anschlag stecken würde.

Diese Überlegungen vermittelten ihr eine gewisse Sicherheit und das irre Gefühl, Putin überlegen zu sein: Dort, der kleine russische Diktator, geschützt von Tausenden Armee-, Polizei-, Sicherheits- und Geheimdienstangehörigen, hier die grosse, sportliche, intelligente russische

Doktorandin, beschützt von Millionen von Europäer*innen, die, würde ihr etwas zustossen, erneut zu Hunderttausenden protestieren würden gegen Putin, Russland und den Vernichtungskrieg gegen die Ukraine.

Auch die ganze Universität Zürich würde sich hinter sie stellen, würde sofort alle bestehenden Abkommen mit Russland kappen, würde alle europäischen Hochschulen aufrufen, ebenfalls sämtliche Studienaustauschprogramme mit Russland zu stoppen.

Das gab ihr ein beinahe gutes, beruhigendes Gefühl: Sie fühlte sich ziemlich aufgehoben, behütet, «daheim».

Und wirklich alle boten ihr ihre Hilfe an: Die Professorinnnen und Professoren, die Studentinnen und Studenten – sie war überall herzlich willkommen, wurde zu Diskussionen, Seminarien, politischen Veranstaltungen eingeladen, ihre Meinung war gefragt, sie war schon beinahe berühmt – es fehlte nur noch die «Homestory» in der «Schweizer Illustrierten»…

Offenbar ging der «Respekt» Putins vor Ekaterina so weit, dass er sogar darauf verzichtete, Ekaterinas einzige Angehörige, ihre Grossmutter, für die «Untaten» ihrer Enkelin zu bestrafen, indem er die Altersrente nicht streichen liess, so dass sie weiterhin bescheiden und relativ gut über die Runden kam – ein regelmässiger, monatlicher, von Ekaterina überwiesener kleiner Zustupf in Schweizerfranken ermöglichte es ihr, hie und da ein Stück Kuchen, eine Banane, eine etwas weniger billige Kaffeesorte zu kaufen.

So stellte sich Ekaterina ihre Situation vor – gut möglich, dass das alles überhaupt nicht zutraf: Denn Putin hatte sicher andere Sorgen, als eine unbedeutende Studentin in der Schweiz verfolgen zu lassen – denn was konnte sie, dieses harmlose Mäuschen, schon ausrichten gegen ihn, den zukünftigen Herrscher der Welt?

Nichts.

Weniger als nichts.

6 Das Wetter war angenehm,

nicht zu warm, nicht zu kalt, genau richtig, um bei der Arbeit nicht vorzeitig zu ermüden, schlapp zu machen, einzuschlafen.

Nicht alle von Heidns Anti-AKW-Vorstoss-Texten hatte sie durchgelesen, sie hatte auch nicht die Absicht, diese «Polittexte» zu zitieren – was sie wirklich interessierte waren Heidns Parlamentsreden zur Verteidigung seiner Ansichten, Vorwürfe, Vorschläge. Denn dass keiner seiner Anträge eine Mehrheit gefunden haben würde, war für sie sonnenklar.

Hier erübrigte sich auch eine Einhaltung der Chronologie: Ob 1990 oder 2015 spielte keine Rolle – das Abstimmungsergebnis würde immer gleich lauten:

Negativ.

Hier einige Beispiele:

Heidn-Statement 1 Beznau-Nachrüstung

«Es macht wirklich keinen Sinn, 700 Millionen in Uraltreaktoren zu investieren, die von Tag zu Tag eine grössere Bedrohung für die Bevölkerung im Umkreis von mindestens 50 Kilometern darstellen – das heisst für rund eine Million Menschen.

Mit diesen 700 Millionen wird die AKW-Sicherheit nur rudimentär verbessert, dafür aber die Laufzeit um weitere 20 bis 30 Jahre verlängert, was bedeutet, dass die real existierende Gefahr eines schweren atomaren Unfalls aufrecht erhalten wird bis weit in die nächste und übernächste Generation.

Statt 700 Millionen in eine völlig veraltete Technologie zu investieren, sollte die Axpo damit zeitgemässe, zukunftsweisende Energieprojekte finanzieren.

Ich frage mich: Was für eine rückwärtsgewandte und antiquierte Energiepolitik vertreten unsere drei Aargauer Mitglieder im 13-köpfigen Verwaltungsrat der Axpo Holding AG? Alle drei müssten ersetzt werden durch Leute, die tatsächlich die Energiepolitik des Bundes umsetzen, die AKWs abstellen und den erneuerbaren Energieformen zum Durchbruch verhelfen wollen.

Immerhin wächst der internationale Druck auf unsere Uralt-AKWs: Nach Baden-Württemberg wird nun auch Oesterreich aktiv und verlangt immer vehementer, Beznau 1 und 2 vom Netz zu nehmen.»

Heidn-Statement 2 Verlängerung der Betriebsdauer von Beznau und 1 und 2 (SP-Fraktionserklärung)

«Namens der SP-Fraktion nehme ich Stellung zur Absichtserklärung der Axpo, die Lebensdauer von Beznau 1 und 2 um mindestens 15 Jahre verlängern zu wollen, so wie das heute in der Aargauer Zeitung zu lesen war.

Die SP-Fraktion hat nicht das geringste Verständnis dafür, dass Reaktoren, die weltweit zu den ältesten gehören, über ihre normale Betriebsdauer hinaus beinahe unbegrenzt noch weiter betrieben werden sollen.

Wir verlangen, dass vor einer allfälligen Betriebsverlängerung eine umfassende, neutrale Sicherheitsanalyse durch eine unabhängige, internationale Fachkommission oder ein international anerkanntes Institut erstellt wird. Erst aufgrund solcher gesicherter Erkenntnisse soll dann über eine eventuell weitere Zukunft dieser mancherorts als «Schrottreaktoren» bezeichneten Atomenergieanlagen entschieden werden.

Die SP-Fraktion stellt fest, dass mit jedem zusätzlichen Betriebsjahr das Risiko kleinerer oder grösserer oder ganz grosser Störfälle zunimmt, da besonders auch AKWs einem Alterungsprozess unterworfen sind, der nicht beliebig aufgehalten werden kann.

Wir sind überzeugt davon, dass es für die Axpo sinnvollere und zukunftsgerichtetere Investitionsmöglichkeiten gibt, als weit über 100 Millionen in die Sanierung abgelaufener Erstgenerationreaktoren zu stecken.

Wir stören uns an der absolutistischen und undemokratischen Haltung der Axpo, die nonchalant und wie selbstverständlich davon ausgeht, dass sie ihr Ersatz-AKW problemlos werden erbauen können, so, als ob sie unsere demokratischen Einrichtungen und Prozesse sowie die politischen Gremien nach Belieben steuern könnten.

Die SP-Fraktion wird sich mit allen demokratischen Mitteln dafür einsetzen, dass die beiden Uralt-AKWs Beznau 1 und 2 bald stillgelegt, abgebaut und zwischengelagert werden, wie es ursprünglich geplant und versprochen wurde.

Wir werden noch heute Nachmittag eine entsprechende Interpellation einreichen.»

Heidn-Statement 3 Fortsetzung von Thema 2; Heidn als SP-Fraktionssprecher zur Interpellationsantwort des Regierungsrats.

«Im Namen der SP-Fraktion danke ich dem Regierungsrat für die Beantwortung der in der Interpellation gestellten Fragen. Für die SP-Fraktion sind jedoch diese Antworten – wie erwartet und befürchtet – alles andere als zufriedenstellend:

1. Der Regierungsrat nimmt eine völlig unkritische Haltung gegenüber der Betreiberin der AKWs ein.

2.

Der Regierungsrat scheint der Atomtechnologie blind zu vertrauen.

3.

Für den Regierungsrat sind offenbar Rentabilität und Wirtschaftlichkeit wichtiger als die Sicherheit der Atomanlagen.

Die durchschnittliche Betriebsdauer von Kernkraftwerken beträgt weltweit rund 25 Jahre. Die Axpo möchte nun – da ein neues AKW frühestens Mitte der Zwanzigerjahre seinen Betrieb aufnehmen könnte, die Lebensdauer der beiden Alt-AKWs auf rund 60 Jahre verlängern!

60 Jahre für ein Kernkraftwerk, dessen mögliche Betriebsdauer von der Betreiberin selbst, der NOK, auf maximal 40 Jahre berechnet worden war!

Nirgendwo auf der Welt hat ein AKW jenes Typs und jener Generation je eine unbefristete Betriebsbewilligung erhalten!

Nur in Japan stehen noch zwei ähnlich alte, veraltete und zunehmend störanfällige Atomanlagen, die jedoch voraussichtlich im nächsten Jahr stillgelegt werden.

Doch hier in der Schweiz, hier im Aargau, sollen diese Oldtimer für weitere 15 bis 20 Jahre Billigstrom liefern – und dies auf Kosten eines stetig zunehmenden Sicherheitsrisikos.

Leo Scherer, der Atomexperte von Greenpeace, bezeichnet den Beznau-Betrieb als (Zitat) «Experiment mit ungewissem Ausgang»!

Beznau 1 und 2 sind die ältesten Atomkraftwerke dieses Typs auf der Welt, Erfahrungswerte gibt es keine, der Praxistest läuft hier und jetzt – und unfreiwillig miteinbezogen in diesen Lebensdauer- und Materialtest-Versuch sind Hunderttausende von Aaargauerinnen und Aargauern, sind Millionen von Menschen in der Schweiz, in Deutschland und in Oesterreich.

Wer von Ihnen hat zu Hause noch einen Kühlschrank aus den Sechzigerjahren?

Wer von Ihnen fährt noch mit einem 50-jährigen Auto herum?

Wer von Ihnen möchte mit einem 60-jährigen Flugzeug über den Atlantik fliegen?

Natürlich hat man rund um den Reaktorkern in den letzten Jahren viel nachgerüstet, aber die der Neutronenstrahlung ausgesetzten Reaktordruckbehälter und die Reaktordruckbehälterdeckel sind noch Originalteile aus den Sechzigerjahren.

Die SP-Fraktion fordert den Gesamtregierungsrat auf, seine Haltung in Bezug auf die unbefristete Fortsetzung der Betriebsdauer von Beznau 1 und 2 bis weit in die 20er-Jahre hinein ernsthaft zu hinterfragen und wirklich kritisch, seriös und unvoreingenommen zu überprüfen.»

Heidn-Statement 4 zur Mini-AKW-Haftpflichtsumme

«Früher, meine Damen und Herren, hatte die Schweiz einen Energiepapst.

Einen Atomenergiepapst, der unfehlbar war, der immer recht hatte, dem alles geglaubt wurde, zum Beispiel, dass AKWs sicher seien. Wenigstens von den Bürgerlichen.

Heute, meine Damen und Herren, haben wir – welch ein Fortschritt! – keine solche Leaderfigur mehr.

Das Glaubensgeschäft ist entpersonifiziert, professionalisiert, kommerzialisiert und perfektioniert worden.

Denn schliesslich geht es um Millionen- und Milliardenbeträge, die nur fliessen, solange eine Mehrheit des Volks den Beteuerungen, Versprechen, Botschaften und Prophezeihungen der AKW-Betreiberinnen und - betreiber, der nationalen und kantonalen bürgerlichen Politikerinnen

und Politiker Glauben schenkt.

Auch hier in diesem Saal findet sich diese Mitte-Rechts-Glaubensgemeinschaft, die trotz Tschernobyl und zahlreicher Beinahe-Katastrophen unerschütterlich am Glauben an die Unfehlbarkeit von Sicherheitssystemen und technischem Personal festhält.

Dabei wissen Sie und ich, wir alle, ganz genau: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das nächste – soo sichere Flugzeug abstürzt, der nächste – soo sichere – Zug entgleist, der nächste Tanker kentert.

Und der nächste schwere AKW-Unfall passiert.

Und das glauben wir nicht nur, das ist traurige Gewissheit.

Denn eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.

Das Personal der schweizerischen AKWs ist sehr gut ausgebildet, hat ein ausgesprochen hohes Verantwortungsgefühl, ist sich der Gefahren jederzeit bewusst – wie eine Pilotin, ein Pilot in einem Düsenjet, eine Lokomotivführerin, ein Lokomotivführer.

Trotzdem: Alle haben mal einen schlechten Tag, alle durchlaufen Lebenskrisen, die sie daran hindern, sich 150% auf ihren Job konzentrieren zu können…

Glauben und Hoffen sind denn auch die Grundprinzipien der Atomenergiegläubigen. Die klaren Fakten, die real existierenden Gefahren und Risiken, das Wissen um die Verletzlichkeit hochtechnologischer Anlagen werden ausgeblendet, verdrängt, verniedlicht.

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Deshalb auch die lächerlich geringe Haftpflichtsumme.

Jedes schweizerische Velo muss obligatorisch haftpflichtversichert sein – mit zwei Millionen Franken Deckung. Schon 900 versicherte Velos genügen, um die Haftpflichtsumme eines schweizerischen AKWs zu erreichen. Und mit der gesamten Haftpflichtsumme sämtlicher schweizerischer Fahrräder könnten wir problemlos mindestens 8000 schweizerische AKWs versichern…

Das ist absurd! Kann einfach nicht wahr sein!

Mit Rationalität, mit Wissenschaftlichkeit, Vernunft, gesundem Menschenverstand hat das sicher nichts mehr zu tun!

Nur wer das Denken ausschaltet und den Glauben, das Hoffen auf die absolute AKW-Sicherheit höher einstuft als das Wissen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungen kann weiterhin an eine Zukunft der Atomenergie glauben.

Glauben Sie, meine Damen und Herren, an das Gute, an das Positive, an die Menschheit, die Natur, das Göttliche – aber doch nicht an die totale Sicherheit von AKWs!»

«Guter Vergleich, das mit den 900 Velos – doch wer versichert heute noch ein Velo?»

Erst eine Rückfrage bei ihrer Mutter brachte Klärung: Bis vor etwa dreissig Jahren mussten in der Schweiz alle Velos eine «Velonummer» tragen, auf der die Haftpflichtversicherungsnummer eingestanzt war. So waren alle und alles, was mit dem Fahrrad zusammenhing, versichert – im Gegensatz zu den AKWs, die im Falle eines Supergaus materielle Schäden von Hunderten, wenn nicht Tausenden von Milliarden auslösen könnten, so dass keine Versicherungsanstalt der Welt dieses gigantische Risiko eingehen konnte und wollte.

Dieses Risiko tragen also alle Menschen im Umkreis von mindestens 50 Kilometern rund um ein AKW, ohne dass sie je gefragt worden wären!

Eine schön diktatorische Demokratie das!

7 Bernards Sarg

spielte nun in Amélies Leben eine tragende Rolle, und sie machte, wie im September und Oktober 2020 bei Heidns Sarg, die gleichen Erfahrungen:

Auch ihr beziehungsweise Bernards Sarg war extrem leicht, aus unzerstörbarem, unbekanntem Material, enthielt auf der hell- und verschiedenfarbenen, seidenen Stoffauskleidung regelmässig wechselnde Texte, Schriftzeichen, Skizzen – vermutlich aus Bernards Nachlass, eine Art «Vermächtnis», so wie das auch bei Heidns Sarg der Fall gewesen war.

Legte sie sich in den Sarg, empfand sie Geborgenheits-, Liebes-, Glücksund Verbundenheitsgefühle, was extrem entspannend, beruhigend, befreiend wirkte.

Ausserdem erreichten – bei geschlossenem Deckel – ihre geistigen und kreativen Fähigkeiten einen kaum für möglich gehaltenen Höchstlevel, so dass sie in der Lage war, innert Kürze mehrere Bücher zu lesen, schwierige mathematische Aufgaben innert Sekundenbruchteilen zu lösen, klar, logisch und analytisch zu denken wie nie zuvor, kunstvolle Texte, Skizzen, Zeichnungen anzufertigen etc. etc.

Kein Wunder also, dass sie jeden Tag mindestens eine Stunde in diesem unglaublichen Gehäuse verbrachte.

Selbstverständlich nutzten alle übrigen WG-Mitbewohner*innen – die beiden Katzen eingeschlossen – ebenfalls diese Möglichkeit, so dass der Sarg mehr oder weniger ununterbrochen «bewohnt» war…

Der Personenkreis, der «Bescheid» wusste, wurde trotz strikter Zurückhaltung nach und nach grösser, womit die Gefahr zunahm, dass auch Leute, denen man nicht vertrauen konnte, über die Existenz dieses Sargs informiert sein könnten.

Schwierige Situationen ergaben sich bei unangemeldeten Besuchen, beispielsweise der Nachbarn, eines Handwerkers, einer Kollegin etc.