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Märchen ohne Patriarchat: Schneewittchen, Goldmariken und Jorinde sind archetypische Frauen und Hüterinnen des weiblichen intuitiven Wissens. Die Art, wie ihre Geschichten erzählt wurden, spiegelt die Sichtweise und Moral derer, die sie zusammengetragen habe. Aufgrund neuester Forschungsergebnisse über das Leben der Frauen in früheren Kulturen erzählt Luisa Francia die klassischen Märchen neu. Sie löst sie aus patriarchalen Denkstrukturen und ermöglicht dadurch einen neuen, intuitiven Zugang zu verborgener Weisheit. Ihre Märchen sind dringend notwendige, neue Wirklichkeitsentwürfe für unsere heutige Zeit.
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Seitenzahl: 230
Inhalt
Warum Märchen?DornröschenAmandas GeheimnisDie RattenbrautDas Mädchen mit den SchwefelhölzernDie SchatzhüterinOttilie, die nicht heiraten wollteDas GänsemädchenAlbolinaGoldmariken und GoldfederDie winzig kleine, kugelrunde TschiklemfusaDer dumme Hans und die FeigenMadrisaDie drei SpinnerinnenDie roten SchuheJorinde und JoringelDie weise Alte im WaldSchneewittchenDas Märchen vom HirsebreiDer PferdekopfDie drei weißen VögelFingerhütchenRotkäppchenDie übergossene AlmInari, die FuchsgöttinMarie bei Frau HolleTannaRettung in höchster NotDie dumme UrschlDas Licht der BabajagaDie Prinzessin, die nicht mehr lachteDas RosenmädchenDer König und die wilde FrauDie schnelle MachaDer TraumQuellenangabenLesetippAch, was muss man oft von bösen
Hexen hören oder lesen …
Als Kind quälte mich die Tatsache, dass Hexen und Zauberinnen fast immer böse alte Frauen waren, die Menschen, vorzugsweise Kinder, fraßen und nur danach trachteten, unschuldige Wesen zu verderben. Damals glaubte ich, Märchen erzählten von Menschen, Orten, Ereignissen, doch in Wirklichkeit beschreiben sie natürlich keine bereits entstandene Realität, sondern sie sind Landschaften der Seele, Entwürfe, die Wirklichkeit erst schaffen sollen. Sie sind ein Spiegel unserer Träume und Seelenbilder und so sind sie natürlich auch immer ein Spiegel der Machtverhältnisse, in denen wir leben. Märchen prägen unsere Vorstellung von der Wirklichkeit von Kindheit an. Umso verhängnisvoller ist es für Mädchen, wenn Märchen ein Frauenbild festschreiben, das uns im Leben immer wieder ausbremst: die schöne Königstochter, die selbstverständlich heiraten muss, die gequält wird, wenn sie sich herausnimmt, nicht jeden x-beliebigen Prinzen zu akzeptieren; die böse alte Hexe, die Kinder frisst; die vom Neid zerfressene Stiefmutter, die hundsgemeinen Stiefschwestern und so weiter.
Gerade die Märchen der Gebrüder Grimm sind oft grausam, ja gnadenlos. Sie beschreiben Kampf und Sieg, das Überleben des Überlegenen, die Zerstörung der alten weiblichen Kraft, des Wissens der weisen Frauen und spiegeln so die Bestrebung ihrer Zeit, die alte kulturelle Vielfalt, die unterschiedlichen Glaubensformen, das magische Weltbild zu zerstören und die christliche Moral über alles zu stellen.
Sosehr ich als Kind von Märchen fasziniert war, so sehr misstraute ich ihnen auch, denn ich konnte einfach nicht verstehen, warum all diese bösen Hexen, diese buckligen, gefährlichen alten Weiber, nette junge Männer und Frauen quälten und umbrachten. Und schon als Kind dachte ich: »Da will einer, dass wir denken sollen, dass alte Frauen böse sind.« Ich selbst verstand mich ausgezeichnet mit alten Frauen und war gern in ihrer Nähe.
Wenn ich nach Identifikationsfiguren in Märchen suchte, wurde es kompliziert. Ich war nicht besonders scharf darauf, einen Prinzen zu heiraten, ich wollte auf keinen Fall schweigend zwölf Nesselhemden nähen müssen und all die bösen Stiefmütter, Stiefschwestern und Hexen bedrückten mich. Warum rettet die Muttergottes ein Mädchen, um es dann mit einer unlösbaren Aufgabe zu überfordern: »Du darfst in jedes Zimmer gehen, doch die dreizehnte Tür darfst du nicht öffnen!«
Die angeblich so weisen Frauen, die eigentlich machthungrig und manipulativ waren, inspirierten mich nicht.
So sah ich mich am liebsten in der Figur des gestiefelten Katers, den ich auch einmal in einer Aufführung in unserer Turnhalle spielen durfte. Das war meine Welt – ein gestiefeltes Katzentier, das zaubern konnte, das listig und witzig war. Dieser gestiefelte Kater musste nicht putzen, waschen, kochen, heiraten, irgendwelche Leute versorgen.
Ein anarchisches Vieh war das.
Doch es gab auch dieses Schneewittchen – das Szenario irritierte mich: Für sieben Zwerge den Haushalt führen! Gab es denn keine interessantere Aufgabe für eine Frau in einem Märchen? Da musste eine den Riesen lausen, eine andere wurde von einem Drachen gefangen gehalten – von den Schrecken des Alltags einer Hausfrau war nie die Rede. Und wenn sie nicht gestorben sind, so putzen sie noch heute!
Mit meiner Schwester und meiner Freundin spielte ich deshalb auch nie Märchen nach, sondern wir erfanden die Geschichte von drei Mädchen, die zum Theater gingen und tanzten, aber eben nicht so verhängnisvoll wie die arme kleine Karen im Märchen »Die roten Schuhe«. Nur ein Sadist hatte sich doch so eine Geschichte ausdenken können, in der ein Kind rote Schuhe geschenkt bekommt, dafür bestraft wird, sich fast zu Tode tanzt und dem schließlich die Füße abgehackt werden. Psychologen und Märchenforscher wie z. B. Bruno Bettelheim behaupten zwar, wir brauchten die Grausamkeit der Märchen als eine Art Ventil. Doch wie wunderbar ist das Leben, wenn Grausamkeit gar nicht erst vorkommt!
Viele Märchen beschreiben eine Initiation: Konfrontation mit der Natur, mit Urkräften, mit der eigenen Kraft, Bewältigung von Schwierigkeiten, Entdeckung des Wunderbaren. So können sie auch in den Menschen, die diese Geschichten hören oder lesen, innere Kräfte und Fähigkeiten freisetzen. Interessanterweise haben viele Hollywoodfilme dieses Initiationsmodell übernommen. In den erfolgreichsten Filmen geht es fast immer darum, dass die Heldin oder der Held in eine Krisensituation gerät und sich daraus befreit/befreit wird, um schließlich die Erfahrung in den Alltag wieder einzubringen – ganz wie im Märchen.
Als ich acht Jahre alt war, bekam ich zu Weihnachten das Märchenbuch »Die güldene Kette«, eine Sammlung von Märchen aus aller Welt. Dieses Buch war außerordentlich klug und liebevoll zusammengestellt. Es kamen fast keine bösen Frauen vor, dafür Zauberinnen, Patinnen, Muhmen, Großmütter, von denen eine lernen konnte. Ich habe dieses Buch noch heute und lese immer wieder darin. Es ist mittlerweile zerfleddert und abgewetzt und liegt neben meinem Bett. Obwohl die Geschichten für mich eine Art Initiation waren, ließen sie doch Fragen offen. Zum Beispiel die: Müssen eigentlich alle Wunder, alle Vergnügungen und Freuden an den beschriebenen, immerhin durchaus auch einmal starken Frauen vorbeigleiten? Gab es denn nicht einmal eine Frau, die aus der normalen Welt ausbrach und ein völlig anderes Leben führte? Ein märchenhaftes Leben im jubelnden Einklang mit Pflanzen, Tieren, fantasievollen jungen Männern? Das einzige Märchen, das unter diesem Aspekt vor meinen Augen bestehen konnte, war »Die Gänsehirtin am Brunnen«. Es beschreibt eine Wirklichkeit, wie sie in den Entwürfen meiner Seele vorkam: ein eitler machthungriger Herrscher, eine kluge Tochter, die, von einer Zauberin vor den Gewaltfantasien des Vaters beschützt, in die Kunst der Frauen eingeweiht und mit der Wildnis vertraut gemacht wird. Die junge Frau hütet Gänse – in der Mythologie sind sie die Führerinnen in die Unterwelt, die Hüterinnen des archaischen Wissens. Ein Prinz, der sich im Wald verirrt, wird von der Zauberin auf die Probe gestellt, bevor er die junge Frau überhaupt zu Gesicht bekommt.
In meinem Märchenbuch heißt diese Geschichte nun »Das Gänsemädchen« und ich habe sie ein wenig verfeinert, um die drohende Hochzeit abzuwenden. Denn, mal ehrlich, fast alle Frauen träumen zwar von dieser Traumhochzeit, doch wenn sie dann einmal verheiratet sind und der Alltag seinen Grauschleier über sie wirft, bleibt von den süßen Träumen nicht mehr so viel übrig.
Deshalb habe ich dieses Märchenbuch geschrieben – um den Frauen lustvolle Alternativen zum ewig gleichen Denkmodell zu entwerfen, um das Wunderbare zurück in den Alltag zu holen, um Frauen in ihrer Kraft zu bestärken und neue Wirklichkeitsentwürfe zu erfinden. Um Männer anzuregen, starke Frauen zu finden und auszuhalten. Denn nur die Kraft, die in Frauen schlummert (das größte ungenutzte Energiepotenzial der Welt), kann unseren Planeten noch vor der totalen Zerstörung retten. Protest und Widerstand sind wohl notwendig, doch Lebensfreude wird sich als die stärkere Wandlungskraft erweisen. Diese Lebensfreude will ich in meinen neu erzählten Märchen hervorrufen. Denn Märchen sind Landschaften im Kopf, die als Nährboden für neue Lebensmodelle die Wirklichkeit verändern können.
In alten Zeiten wurden Königreiche nicht nur von Königen und Königinnen geführt, sondern auch von Feen. Die Zeit wurde nach dem Mond gemessen und für jeden Mond im Jahr war eine Fee zuständig. Stand der Wintermond am Himmel, so kam die Traumfee und leitete die Geschicke der Menschen, ihr folgten die Eisfee, die Wasserfee, die Pflanzenfee, die Tierhüterin, die Erdfee, die Blütenfee, die Feuerfee, die Früchtefee, die Glücksfee, die Fee der Künste, die Fee des Lichts und die Fee der Dunkelheit und der Nacht. Dreizehn Feen begleiteten das Leben aller Menschen. König und Königin hatten für die dreizehn Feen dreizehn Teller und einmal im Jahr wurden alle Feen zum großen Fest eingeladen. Doch der König hatte eine verhängnisvolle Idee.
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