Die Schaufensterpuppe - P. J. La Botte - E-Book

Die Schaufensterpuppe E-Book

P.J. La Botte

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Beschreibung

Ein Einkaufszentrum, viele Menschen, ein introvertierter Hauswart, schöne Frauen und eine sexy «eigensinnige» Schaufensterpuppe. Die Basis für eine erotische Mischung aus Lust und Verbrechen. Tom, der Hauswart eines Einkaufzentrums erlebt in schizophrener Weise seine ganz persönlichen Parallelwelten - Eine reale und eine surreale, die sich aber je länger je mehr miteinander vermischen. Kann aus Fantasie Realität werden? Gibt es eine «Zwischenwelt» in welcher, dank etwas Magie und viel Fantasie, exzentrische Wünsche wahr werden können? Wo liegt die Grenze zwischen Wahnsinn und Genie? Eine klassische Frage, die sich auch Tom stellen muss, denn was er erlebt liegt womöglich mitten auf dieser Grenze. Angetrieben von seinem introvertierten Dasein, führen ihn seine Einsamkeit und sexuellen Triebe in eine faszinierende, kräftezerrende Zwischenwelt und kompensieren so seine Passivität im realen Erleben. Doch plötzlich entwickelt sich auch sein reales Leben und wird sehr lebendig. Es kommt unweigerlich zum Eklat.

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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich bei S. und K. bedanken, die mit ihren detaillierten Schilderungen männlicher Fantasien bezüglich «Schaufensterpuppen» die Story zu Buch werden liessen. Auch bedanke ich mich bei N. für die fantasievollen Anregungen. Und natürlich bedanke ich mich bei P. für die unterstützende Arbeit beim Schreiben und danach beim Publizieren.

Inhalt

Danksagung

Einleitung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Einleitung

Tom (Tomas) - erhielt seinen Job als alleiniger Hausmeister im gut frequentierten, mitten in der Altstadt gelegenen, dreistöckigen Einkaufszentrum, durch seinen Onkel Pete vermittelt, welcher für den Eigentümer tätig war und für Tom ein gutes Wort einlegen konnte. Ohne ihn hätte er die Anstellung wohl eher nicht bekommen, denn Tom war ein äusserst introvertierter Mann von wenig Worten. Er strotzte zwar vor Kraft, war gesund und meist guter Laune, zudem ein durchaus ehrlicher, vertrauenswürdiger Mann. Doch mit Menschen konnte er es nicht so. Kein Wunder also, dass er auch noch mit Mitte dreissig nie in einer festen Beziehung gelebt hatte und sich ernste Kontakte mit dem anderen Geschlecht an einer Hand abzählen liessen.

Im ersten Untergeschoss, gleich neben den grell beleuchteten, hallenden Gängen zum Parkhaus, bewohnte er zwei nett umfunktionierte Lagerräume. Zwei Zimmer – ein Wohn- und ein Schlafzimmer - mit je nur einem kleinen Kippfenster mittig in der Aussenwand zur Strassenseite, die klein und fragil wirkend unter der Decke zu kleben schienen, einer improvisierten Kochnische aus altem, weiss bestrichenem Holz und einem winzigen Badzimmer mit Dusche und WC. Doch es reichte ihm – es war grösser und luxuriöser als so manche Bruchbude, die er davor behauste. Zurückgezogen und allein lebte er, wie eine einsame, ausgestossene Maus im Keller, da unten in seinen zwei Zimmern.

Nur die blasse Liz - eine ausgediente, bemerkenswert realistisch geschaffene Schaufensterpuppe, mit ihrem ungewöhnlich lebensechten Gesichtsausdruck und ihren schwarzen, tiefen Augen, aus dem Laden für spezielle Geschenke und Zauberartikel im zweiten Stock, leistete ihm mittlerweile Gesellschaft. Nachdem Tom sie monatelang heimlich durch die Schaufenster des Ladens bestaunt hatte und irgendwie das Gefühl nicht loswurde, sie täte das ebenso, war er mehr wie überrascht, als sie eines Abends, nur mit einem alten Stoff etwas bedeckt vor dem Laden lag, mit einem Zettel auf der Stirn: «Entsorgen bitte». Das man sie nicht mehr wollte verstand Tom nicht – sie war in einem beinahe perfekten Zustand. Ausser ein paar Kratzern an Armen und Beinen schien sie völlig in Ordnung zu sein. Anstelle sie zu entsorgen stellte er sie in die Ecke hinter die Tür des Containerraums. Zumindest für die erste Nacht und so rettete er sie vor dem sicheren Tod durch die Müllabfuhr. Die lebensgrosse Puppe war bei weitem nicht irgendeine normale Schaufensterpuppe - dafür war sie viel zu wirklichkeitsnah geschaffen. Man konnte ihren Kopf, Arme und Beine ein wenig bewegen und ihre Stellung verändern. Dazu war ihr ganzer Körper mit einer wachsähnlichen, künstlichen Haut überzogen, die auch die Gelenke überdeckte. Sie wirkte weicher und weitaus realistischer als alle anderen Schaufensterpuppen des Einkaufszentrums. Sie hatte etwas Magisches an sich.

Kapitel 1

Gleich nachdem Tom am darauf folgenden Morgen die Haupteingangstüren entriegelt hatte und den Security-Mann begrüsste, begab er sich in den dritten Stock und überprüfte die etwas in die Jahre gekommene Lüftung am hinteren Ende des letzten Korridors, neben dem Notausgang zum Dach. Sie ratterte etwas, tat dennoch ihren Dienst. Als er die Rolltreppe hinunterfuhr, sah er Sebastian, den Eigentümer der Geschenkboutique gerade seinen Laden aufschliessen und so fragte er ihn höflich, warum er denn eigentlich die doch noch in so gutem Zustand seiende Puppe entsorgt haben wollte. Er versuchte dabei möglichst locker zu bleiben um nicht den Eindruck zu erwecken, er interessiere sich mehr wie sonst für «Sonderabfälle» in diesem Haus.

«Nein», antwortete der Ladenbesitzer. «Sie war effektiv nicht kaputt oder so. Doch irgendwie ging sie mir auf den Geist.» Tom wurde hellhörig. «Das Teil spielte verrückt und...», er lachte, «du weisst ja, bei mir im Laden ist alles etwas verrückt.» Tom verstand nicht.

«Verrückt?»

«Na ja, sie machte sich selbstständig», grinste Sebastian.

«Ok?!»

«In letzter Zeit lag, oder besser sass sie jeden Morgen irgendwie nicht mehr ganz an der gleichen Stelle, wo ich sie hingestellt hatte. Ist ja gut möglich, dass es bei mir spukt, doch dieser Spuk war mir ein bisschen zu viel.» Ein kalter Schauer lief Tom den Rücken hinunter, doch er liess sich nichts anmerken.

«Das meinst du doch nicht ernst», lachte er etwas verunsichert.

«Doch, ich schwör es dir! Die SASS manchmal da, wo ich sie am Tag zuvor hingestellt hatte. Erst dachte ich nur, dass sie einfach zusammengesackt sei. Doch nach dem x-ten Mal wurde mir das doch etwas unheimlich muss ich gestehen. Ich bin froh, dass sie weg ist.»

«Das hört sich wirklich ein wenig verrückt an», lächelte Tom und verabschiedete sich nachdem er Sebastian beruhigte, dass er sicher ab jetzt seine Ruhe hätte.

Die Geschichte klang so unglaubwürdig wie gespenstig und Tom wusste nicht genau, ob der Typ einfach total durchgedreht war – immerhin war er den ganzen Tag von irgendwelchen schrägen Sachen umgeben -, oder ob da tatsächlich sowas in der Art stattgefunden haben konnte. Er stellte sich seine Liz vor, wie sie nachts im Laden umhergeisterte, sich dann morgens pünktlich wieder zurück an ihren Platz begab und sich vor lauter Erschöpfung einfach hinsetzte. Was für eine gruselige, geile Vorstellung!

Tom entschloss sich noch am selben Abend dafür, die eigenwillige Puppe zu sich in die Wohnung zu nehmen. Fortan diente sie nicht mehr nur, ganz banal, als reine Dekoration oder zur Zurschaustellung. Sie wurde vielmehr zu einer Mischung aus einer äusserst gutaussehenden, jungen Frau, mit einer fast lebensechten Aura, einer sehr geduldigen Zuhörerin und öfters einer etwas sperrigen Liebhaberin für ihren neuen Besitzer. Das Schicksal – so schien es – hatte die beiden zusammengebracht, denn Tom fühlte sich schon als sie noch ihren Dienst im Laden tat, irgendwie sehr zu ihr hingezogen und nun dank ihrer Präsenz jetzt endlich nicht mehr so allein. Ihre Beziehung wurde immer intimer und ungewollt verlor sich Tom alsbald in einer sehr surrealen Welt. Er taufte sie also Liz und der Schaufensterpuppe einen Namen zu geben war nur der Anfang.

Mal ging er sehr zart, zumal aber auch unterwürfig, mal eher schon grob mit ihr um. Je nach Lust und Laune konnte er sie zu dem werden lassen, was am besten zu seiner momentanen Stimmung passte und hüllte sie dann in die entsprechende Garderobe, was dafür sorgte, dass sie noch lebendiger wirkte. Für dieses Ritual nahm er sich gerne viel Zeit. Und während er mit ihr redete und ihr die Umstände für die neue Verwandlung zu erklären versuchte, konnte er fühlen wie er, vor lauter Erregung, den Bezug zur Realität fast ganz verlor. Was wenn sie tatsächlich das tat, was Sebastian ihm erzählte? Doch er liess es mit sich geschehen, wissend, dass seine Liz die einzige in seinem Leben war und womöglich auch blieb und sie ihn und seine spielerischen Eskapaden zudem nie verraten würde. Er schätzte das an ihr und behandelte sie meist dementsprechend gut. Seine Beziehung zu ihr war mit Sicherheit nicht normal und auch die Zuneigung, die er für sie spürte nicht. Doch Tom sah darin nichts Verwerfliches – eher eine Art so, seine ihm bewusste Zurückhaltung gegenüber anderen Mitmenschen, etwas zu kompensieren.

Immer wenn oben in den Läden alte oder kaputte Kleidungsstücke und auch Schuhe von ihm entsorgt werden mussten, dachte er an seine taube Mitbewohnerin und überraschte sie damit. Die Gute hatte eine Vielzahl Perücken, über zwei Dutzend verschiedene Schuhe und Stiefel, viele Kleider, Mäntel und Jacken, unzählige Dessus und Unterwäsche in allen Farben und Looks. Nein, sie konnte sich wirklich nicht beklagen! Und wenn sie es doch einmal zu tun schien, so wusste Tom genau wie er es ihr wieder austreiben konnte. Unter gewissen Umständen konnte er ganz schön ungemütlich werden, speziell wenn er zu viel getrunken hatte und ihm die Realität seines zurückgezogenen Lebens zu nahekam. Stimmungsschwankungen ahoi! In solchen Momenten verlor er schon Mal seine Beherrschung. Durch den angetrunkenen Mut und Frust wurde er dann zum regelrechten Tier – dachte er zumindest. So knallte Liz dann und wann unsanft auf den Boden, oder kippte gegen die billigen Möbel, blieb völlig entstellt zurück und musste allerlei Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Genausooft wie er grob wurde jedoch, viel er ihrem so echt wirkenden, hypnotischen Blick zum Opfer und das Gefühl machte sich ihn im breit, sie sei ihm meilenweit überlegen und eigentlich die Chefin hier in seinem kleinen Reich. Wie genau es zu diesen Gefühlen kommen konnte wusste er nicht. Es reichte doch jeweils ein etwas zu langer Blick in ihre tiefschwarzen Augen und es war um ihn geschehen. Wenn er sich in ihrem Blick verlor wurde er zu ihrem Opfer und spielte sich vor sie hätte ihn verzaubert – wurde zu ihrem sie verehrenden Knecht mit tonnenweise Schuldgefühlen, gemischt mit schlechtem Gewissen und der nötigen Portion Geilheit. Auch wenn sie seine Gefühlsausbrüche scheinbar kalt bleiben lies, so wusste Tom ganz tief in seinem Inneren, dass dies nicht so war. Liz war zwar aussen recht hart, aber innen – da war sich Tom ganz sicher – hatte sie einen weichen Kern.

Kapitel 2

«Um neun muss hier alles weg sein. Bekommst du das hin?», fragte Sahra, die neben mehreren mit alten Kleiderbügel vollgepackten Kartons vor ihrer Chemischen Reinigung stand und verzweifelt zu Tom hinüberschaute, der schon zum zweiten Mal mit seinem rollenden Container aus dem Warenlift stolperte.

«Sicher, wir sind ja gleich fertig», antwortete er. Es war erst 8.30 Uhr und Tom schien alles im Griff zu haben.

Nicht allein Sahra, sondern die meisten Ladenbesitzer hier im Einkaufszentrum hatten grossen Respekt vor ihrem Hauswart, denn er war zuverlässig, stets hilfsbereit und schien immer da zu sein, wenn man ihn braucht. Auch die beiden Verkäuferinnen aus der teuren Damenboutique vis à vis fanden Tom ganz nützlich. Beide schauten sie, interessiert scheinend, über die Galerie zu ihm hinüber und redeten leise miteinander, womöglich lachten sie ihn heimlich aus, wie er immerfreundlich seine Arbeit tat. Tatsächlich hatte das mit Respekt nicht viel zu tun – eher mit langer Weile, dachte er bei sich. Kathrin und Sandra wirkten beide ziemlich arrogant und sie schienen sich für was Besseres zu halten. Zumindest wenn sie mit Tom redeten machte dies den Eindruck – Kathrin hatte da immer einen ganz eigenartigen Ton drauf, begleitet von einem ihm rätselhaften Lächeln, aus welchem er nicht ganz schlau wurde – nur nervös. Ihre Anliegen hörten sich jeweils eher an wie Befehle, weniger wie Bitten oder Wünsche. Auch er warf kurz einen schüchternen Blick hinüber und musterte die beiden gut gebauten, in Damenanzügen gekleideten, Schönheiten, die durch das Tragen von High Heels ihre eh schon reizvollen Figuren besser in Pose brachten. Sie waren arrogant – aber vor allem Kathrin, jede Sünde wert!

Tatsächlich gab sich Tom grosse Mühe mit allen hier freundlich zu sein und mochte seinen Job, denn nirgends sonst war man so frei in seinem Tun, konnte selbst entscheiden und war immer – oder meist - ein gern gesehener Mitmensch. Das Einkaufszentrum wurde immer mehr zu seinem Zuhause und da es von allem was man zum Leben benötigte etwas hatte, ging Tom auch nicht oft hinaus an die frische Luft. Im Untergeschoss befand sich ein Supermarkt mit einer grossen Lebensmittelabteilung, in der Galerie, im ersten Stock, eine Apotheke und gleich rechts vom Haupteingang im EG ein kleiner Kiosk für die Zigaretten. Es war wirklich alles da. Wenn es ihm tagsüber Mal zu viel wurde, weil es für seinen Geschmack einfach zu viele Leute hatte, so konnte er sich hinter die Kulissen zurückziehen und sich in den Gängen, Warenlagern und den verschiedenen Räumen mit der Haustechnik zu schaffen machen.

Nachdem er zum fünften Mal aus dem Warenlift stieg und dieses Mal ohne Wagen, beruhigte er die Ladenbesitzerin: «Siehst du, ist alles weg und sogar vor der Zeit.» Sahra schenkte ihm ein dankendes Lächeln und verschwand zwischen ihren Bergen von Kleidern. Auch die beiden Möchtegern-Amazonen von gegenüber verzogen sich in ihre Welt der Haute Couture. Sie erinnerten ihn an berühmte Schauspielerinnen, die zurück ans Set mussten.

Tom begab sich, leise vor sich hin pfeifend, zur Haupteingangstür, stellte sich dabei vor, wie er Kathrin – die dunkelhaarige – über ihren Ladentisch legte und es ihr von hinten besorgte, während die Blonde seinen nackten Männerkörper streichelte, schloss die Türen auf und begrüsste den ersten Kunden, der noch ein letztes Mal an seiner Zigarette zog, bevor er nickend hineinkam und in Richtung Supermarkt eilte. Es war jedes Mal ein gutes Gefühl, wenn er, der scheue Tom, seinen «Kunden» helfen konnte ihren Tag zu verschönern. Wie und durch was auch immer. Auch wenn es nur durch einfache Dinge war, es war stets sehr befriedigend – auch wenn so manches nur in seiner Fantasie!

An solchen Tagen, wenn alles gut lief, war er nach Ladenschluss immer sehr guter Laune. Zufrieden zog er dann kurz vor Ladenschluss seine letzte Runde, verabschiedete sich vom Reinigungspersonal und begrüsste den jamaikanischen Nachtwächter, der wohl, wie er selbst, irgendwo einen Onkel an nützlicher Stelle sitzen haben musste.

Erst wenn er sich vergewissert hatte, dass alle Türen verschlossen, alle Reinigungsmannschaften draussen und die Lichter in den Läden alle aus waren, konnte er sich zurückziehen und den Rest des Abends in Gesellschaft seiner Liz verbringen, die jeden Abend sehnsüchtig auf ihn zu warten schien.

«Bin Zuhause», rief er grinsend, als er seine Eingangstür hinter sich schloss und verriegelte. Dass er nur mit einer Schaufensterpuppe sprach und diese ihm nicht wirklich antworten konnte wusste er – er war ja nicht verrückt. Doch es schien ihm immer noch besser als im tiefen Loch der ihn manchmal überkommenden Einsamkeit zu versinken. Er machte sich was vor. Na und?! Vorsichtig hing er seinen Arbeitskittel an die Garderobe rechts neben der Eingangstüre und zog sich seine Schuhe aus. Endlich frei! «Wie war dein Tag?», sein Grinsen wurde immer breiter. Nachdem er mit der Fernbedienung den Fernseher startete, ging er hinüber ins Schlafzimmer. «Muss langweilig gewesen sein – dein Tag!» Ohne Liz anzusehen verschwand er an ihr vorbei ins Badezimmer und machte sich etwas frisch. Liz stand zwischen der Tür zum Badezimmer und dem Bett und schien in keiner Weise beleidigt, dass ihr Mann ihr keinen Blick würdigte – sie war sehr genügsam! Erst nach ein paar Minuten tauchte Tom wieder auf und jetzt musterte er seine treue Gefährtin auch kurz. «Siehst ok aus», murmelte er und zog ihren Rock etwas zurecht. Liz trug Kleidung in Braun- und Schwarztönen. Rock, Bluse und Jackett. Eine Perücke mit kastanienbraunem Haar – halblang, nur bis zu den Schultern – und weisse Wollstrümpfe, dazu braune kniehohe Lederstiefel mit dünnen Blockabsätzen. Wenn die Absätze ihrer Schuhe hoch genug waren konnte man sie so hinstellen, dass sie ohne eine zusätzliche Halterung in Form eines Metallständers stehen konnte. Jeden Morgen, bevor Tom sich auf zur Arbeit machte, dazu noch halb verschlafen war, zog er seine Mitbewohnerin neu an. Er wusste, dass wenn er dies tat, er sie abends ziemlich sicher wieder anders anziehen würde, da er in der Zwischenzeit auch meist anders drauf war und dies sich in ihr wiederspiegeln sollte. Das war auch heute der Fall! Doch erst gönnte er sich ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank und liess sich damit auf sein Sofa fallen. Der kleine LCD Bildschirm versuchte seine Aufmerksamkeit mit Sonderangeboten und Superdeals in einer Werbesendung auf sich zu lenken. Doch Tom schielte mehr hinüber ins dunkle Schlafzimmer zu seiner Liz, als sich von den proklamierten Sparmöglichkeiten beeindrucken zu lassen. Sie stand im Dunkeln. Nur die Knie abwärts erhellte das schwach eingestellte Licht des Wohnzimmers ihre Beine und liess das Leder ihrer Stiefel glänzen. Den Rest von ihr konnte man nicht richtig erkennen, was Toms Fantasie freien Lauf liess und so stellte er sich vor, sie schaue zu ihm hinüber, oder winke ihn zu sich ins Schlafzimmer. Absichtlich wechselte er den Sender nicht. Hätte er das getan, so würde er womöglich zu sehr abgelenkt und sich keine Gedanken mehr um Lizs Kleidung machen – er wusste das – dies geschah sehr oft und dann war er zu müde für fantasievolle Spielereien. Doch heute war er guter Laune und das wollte er auch mit ihr teilen. Als die Flasche leer war und ihm genügend Alkohol den nötigen Kick gab, stand er auf und näherte sich mit einem unterdrückten Grinsen seiner steifen Freundin. Er war erregt. Es erregte ihn jedes Mal. Nur schon der Gedanke daran erregte ihn. Der Gedanke, dass er jetzt und er ganz allein bestimmen konnte, was sein Opfer trug. Ja, irgendwie war Liz sein Opfer und er fand das ziemlich geil. Nicht nur hatte er sie vor dem sicheren «Tod» gerettet, er hielt sie in seiner Wohnung gefangen und sie musste ihm gehorchen. So etwas wie Macht über eine Frau zu haben erregte ihn sondergleichen, denn im echten Leben war er ausserstande einer Frau zu widersprechen, etwas abzuschlagen oder auch nur schon einer anderen Meinung zu sein. Doch hier in seiner intimen Welt unterhalb vieler mittlerweile menschenleeren Hallen und Räumen war das anders. Hier hatte er den Mut sich aufzubauen und den Maker zu spielen, den Chef, den Herrscher über seiner leibeigenen Liz, der schönen und geheimnisvollen Sklavin.

«Was stehst du da so rum? Ich finde du solltest mir im Wohnzimmer Gesellschaft leisten. Aber nicht so. Machen wir es dir doch ein wenig bequemer.» Seine Blicke kreuzten kurz den ihren – so kam es ihm vor – und eben das ertrug er kaum. Lizs Augen waren so realistisch verarbeitet, dass er, stand er ihr nahe genug, den Eindruck bekam, sie wäre tatsächlich am Leben. Verlor Tom sich ein oder zwei Sekunden zu lange in ihrem verführerischen Ausdruck, verunsicherte er, wurde schwach und sogleich unterwürfig. Es schien ihm dann, als hätte sie ihn, mit ihrem allesdurchdringenden Blick, gefangen und dadurch gewann sie an Macht – er selbst wurde dann zum Opfer und der Spiess drehte sich um. Es war alles ein Spiel, ein verrückter Selbstbetrug - sicher. Doch selbst dieses Wissen um das Spiel machte ihn an. Tom konnte sich in diesem einsamen Theaterstück ohne Zuschauer und Kritiker – ausser seinem Gewissen - alles erlauben, was er in Wirklichkeit nie wagen würde einer Frau anzutun, noch von ihr erhoffen konnte mit ihr zu teilen. Schnell und verzweifelt beförderte er Liz mit einem kräftigen Stoss hinüber aufs Bett wo sie rücklings, wehrlos liegenblieb und an die Decke starrte, während ihre Arme elegant zur Seite fielen, gerade so, als wäre sie ein Engel. «Heute nicht, meine Liebe. Heute bekommst du mich nicht.» Sein Herz pochte wild. Ohne sie weiter anzuschauen öffnete er die rechte Schiebetüre seines Kleiderschrankes und suchte nach einer angebrachten Abendgarderobe. Der ganze Schrank war voll mit ihren Kleidern und Schuhen – es war kaum noch Platz frei für neue, zusätzliche Sachen. Er wühlte sich durch Negligés und Damenunterwäsche und wurde immer erregter. «Nein, heute nicht», wiederholte er. Das Blut schoss ihm in den Kopf und ihm wurde ganz sturm. Beinahe hätte sie ihn erwischt, diese Schlampe! Er drehte sich zu ihr um und schaute auf sie nieder. Wie schön und graziös sie doch war! Liz lag schön gerade auf seinem Bett, mit leicht geöffneten Beinen und Armen und schien die Ruhe selbst. Obwohl in einer unnatürlichen Stellung liegend, erweckte sie den Eindruck, es sich selbst so ausgesucht zu haben. Ihre Stellung frohlockte ihren Herrn. Liz schien zu allem fähig. Sie lag da und wartete auf ihn. Tom konnte kaum noch denken. Es drehte sich alles, sein Herz pochte und sein Puls stieg in die Höhe. Was war bloss los? Eben war er doch noch so entspannt und guter Laune? Hatten die kurzen Blicke genügt? Hatte sie ihn einmal mehr erwischt? Nochmals schaute er in den Schrank. Seine Hand verkrampfte sich und zog das erstbeste Kleidungsstück heraus. Es war ein einfaches, dunkelblaues Nachthemd aus Viskose. Aber irgendwie hatte er jetzt keine Lust mehr auf unnötige Spielchen. Der erste