Herrin in Stiefeln 6 - P.J. La Botte - E-Book

Herrin in Stiefeln 6 E-Book

P.J. La Botte

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Beschreibung

Wenn man glaubt, alles sei vorbei, dann beginnt es erst! Claudia muss geschäftlich längere Zeit nach New York und lässt ihren Freund zurück. Das Alleinsein wird eine große Herausforderung und Philipp muss bald eingestehen, dass er kein treuer Freund ist. Eine neue Prinzessin kommt in sein Leben und alles verändert sich. Sie ist atemberaubend schön, intelligent und feinfühlig. Auch ein Lottoschein ist nicht ohne Bedeutung, wie sich herausstellt. Doch wie befürchtet findet auch die eigensinnige Frau Ledermann ihren verloren geglaubten Zögling wieder und macht jetzt Ernst. Sie zermürbt ihren Sklaven auf erbarmungslose Weise. Philipp droht der Untergang. Eine kurze Reise nach Italien könnte die Lösung mit sich bringen.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

»Angstgefühle«

»Veränderung«

»Fachhochschule«

»Sarah«

»Verlust«

»Telefonterror«

»Schnell und schmerzvoll«

»Machtlos«

»Vortag«

»Samstag«

»Natur«

»Revanche«

»Klartext«

»Inakzeptabel«

»Zuordnung«

»Erbarmungslos«

»Qualen«

»Ausnüchterung«

»Überraschung«

»Einsicht«

»Besuch«

»Folterkammer«

»Kurzreise«

»Bologna«

»Abschied«

Die Schaufensterpuppe

Das Fotobuch

Vorwort

Fortsetzung von:

»Herrin in Stiefeln V«

Wenn man glaubt, alles sei vorbei, dann beginnt es erst!

Wie immer, habe ich fürs Schreiben nur wenig Zeit und nehme Schreibfehler und andere Versehen gerne in Kauf.

Kontakt: [email protected]

»Angstgefühle«

Ob er es wollte oder nicht; sein Leben schien einem Faden zu folgen. Und ob dieser nun rot war, oder irgendeine andere Farbe hatte, war ganz egal. Philipp konnte sich nicht vom eigenen Schatten trennen. Keiner konnte das. Es war an der Zeit, dies zu begreifen. Mit Claudia ging es ja auch nicht ohne seinen „Fetisch“. Priska hatte ihm versichert und mehrmals betont, dass einen Fetisch zu haben, an sich, nichts Verwerfliches war und er ihn auch nicht loswerden musste, um ein vernünftiges Leben zu leben. Nur der Umgang damit, musste er, auf seine ganz persönliche Art und Weise, besser in den Griff bekommen. Bei der Arbeit zum Beispiel, wäre ein neutraler Umgang mit seiner „Rivalin“ Sibylle nur vorteilhaft. Das Intermezzo in der Bibliothek konnte da nicht dienlich sein. Die geplanten Zwischenfälle bei seiner Therapeutin Priska, waren, zum Glück, zumindest bereichernd und dienten einem therapeutischen Zweck. Die hatten ja auch was gebracht. Die waren nicht zur Last geworden und schrien nach mehr, wie so oft. Bei der Arbeit jedoch, ließ ihn die Angst davor nicht los, er könnte erneut einen Fehler machen und Sibylle dies anschließend zu ihren Gunsten ausnutzen. Sie hatte ihn ja sowieso im Visier. Was mit Irina passiert war, so hoffte er, gehörte der Vergangenheit an und würde sich nicht wiederholen. Da war er sich schon fast sicher. Die gute Angela hingegen, blieb ihm weiterhin ein schmerzender Dorn im Auge. Obwohl Claudia ihm mittlerweile verziehen hatte, war ihre Tante doch immer noch da und hatte sich nicht einfach in Luft aufgelöst. Und die Tante spielte gerne. Viel zu gerne sogar.

Er biss ein zweites Mal in sein Sandwich und dachte weiter nach. Mayonnaise quillte seitlich aus dem Baguette und platschte unsanft auf den Boden, direkt neben die Parkbank.

Obwohl er sich von vielen Dingen aus seiner Vergangenheit befreit fühlte, nicht zuletzt dank Priskas Hilfe, war er doch noch nicht so frei und selbstständig, wie er es sich das eigentlich wünschte. Um wirklich frei zu sein, hätte er die Gefühle, die ihn plagten, nicht mehr haben dürfen. Die Gefühle zu dieser verdammten Elisabeth und ihrem verdrehten Kopf waren nämlich noch da. Jeden verdammten Tag waren sie da. Vor ihr hatte er im Moment am meisten Angst und zugleich zog sie ihn leider auch magisch an. Er allein hatte ihr dazu verholfen, ein sadistisches Superweib zu werden. Aus einer versnobten Lady war eine herrschsüchtige, dominante Herrin geworden. Nur wegen diesem verrückten Zwischenfall im Fahrstuhl, damals.

Er verzog verzweifelt sein Gesicht und biss erneut in sein Brötchen. Die Mittagsonne schien hell und warm. Doch ihm war kalt. Er war ja so froh, war er beim Fotoshooting in Frau Ledermanns Villa nicht mit von der Partie gewesen. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Alles, was er bei und mit Madame erlebt hatte, war, unbestritten professionell, sehr gekonnt und bis ins letzte Detail geprägt von echter und dominanter Durchtriebenheit. Es war zwar zum Teil brutal und beinahe unerträglich, hatte ihn fast um den Verstand gebracht, aber es war irgendwie total echt und gar nicht anders auszudenken. Da gab es keine Kompromisse. Sie führte die Zügel, von der ersten Sekunde an und ihre verschiedenen Helferinnen gehörten einfach mit zum Spiel. Er hatte sich da verloren und verbrannt, war gestorben und neu geboren. Ganz einfach. So einfach war das. Viviane hatte getan, was sie am besten und womöglich auch am liebsten tat. Die verrückte Köchin tat einfach, was ihr so durch den Kopf zischte und die Mädels auf dem Landsitz von Madame waren wahrscheinlich gefallene Engel. Es war alles wie in einem Film und, so glaubte er, dieser war vorbei und es würde auch kein zweiter folgen. Das alles hatte er abgelegt und damit Frieden geschlossen. Es war vorbei. Schluss und Aus.

Elisabeth Ledermann war aber noch da. Sogar in seinen Träumen. Dieses Miststück. Dieses geile Miststück. Diese geile, durchtriebene, verwöhnte Bitch.

Kaum dachte er mehr als zwei Sekunden an sie, spürte er diesen Druck auf seiner Brust. Es war zum Verzweifeln. Bilder von ihr, ihrem rachsüchtigen, geilen Blick und ihrem zumal, unwiderstehlichem Look, zischten durch seinen Kopf und augenblicklich fühlte er das aufkommende Verlangen, ihr einmal mehr, in einem verzweifelten Gefecht, zu unterliegen.

Zähneknirschend stand er auf, wischte sich den Mund mit einer Papierserviette sauber und spazierte frustriert zurück ins Büro.

»Um Viertel nach zwei haben wie eine Besprechung, wegen der Bilder für den Artikel auf Seite →. Kommst du auch?«, fragte ihn Nancy scheu lächelnd, kaum war er oben. Er nickte.

»Veränderung«

An diesem Abend wurde Philipp von Claudia bei einem intimen Nachtessen in einem netten Bistro nicht weit weg von ihrer Wohnung darüber informiert, dass sie bald für eine längere Zeit nach New York musste, um da die Redaktion vor Ort vorübergehend zu unterstützen. Sie sah es als Chance und obwohl sie wusste, was die Distanz und die zeitlich begrenzte Trennung womöglich schlimmes herbeibeschwören konnte, hatte sie zugesagt. Es war von drei Monaten die Rede. Die genaue Zeitspanne war aber noch nicht sicher. Womöglich konnte sie vorher zurück. Doch es bestand natürlich auch die Möglichkeit, dass man sie länger dahaben wollte.

»Verstehst du, es ist ungemein wichtig für mich«, versuchte sie ihrem Freund klarzumachen, während sie, zurückhaltend, aber gezielt, mit der Spitze ihrer schwarzen Bottine sein Schienbein streichelte. »Wenn ich das nicht tue, riskiere ich womöglich einen Rausschmiss oder sie suchen sich was Neues für mich, was sicher nicht so interessant sein kann, wie das was ich jetzt tue.«

»Natürlich verstehe ich das«, antwortete Philipp schweren Herzens. Er konnte ihr ihre Entscheidung ja schlecht ausreden. Drei Monate waren eine extrem lange Zeit, bedachte man, dass der noch immer etwas fragile Mann erst vor kurzem wieder zurück ins echte Leben gefunden hatte. Er hatte große Angst davor, wieder unkontrollierten Rückfällen ausgeliefert zu sein. Auch Claudia wusste das. Dass er dies allein durchstehen musste, dies aber so auch seinen Charakter stärken konnte, war nur ein kleiner Trost. Das Schicksal wollte es so. Sie bedauerte ihre Entscheidung jedoch nicht, sondern sah es als Prüfung und Herausforderung für sie beide an. Sie aßen, tranken, machten sich allerlei Komplimente und beide bedauerten die bevorstehende Trennung auf Zeit sehr, waren aber dennoch gespannt, was auf sie zukommen würde. Auf dem Heimweg versuchte Claudia ihren Freund auf andere Gedanken zu bringen, indem sie, mit viel Feingefühl damit begann, in die Rolle der strengen Herrin zu schlüpfen.

»Wie auch immer, Philipp, ab sofort sprichst du mich wieder mit Herrin an. Ist das klar?«

»Selbstverständlich, Herrin«, antwortete Philipp errötet, mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Er freute sich über ihren wohlgemeinten Spieltrieb, blieb aber dennoch innerlich aufgelöst und traurig, denn die bevorstehende, baldige Trennung drückte ordentlich auf die Moral.

»Wenn wir zuhause sind, lässt du mir ein Bad einlaufen, und zwar unverzüglich. Ich muss mich aufwärmen. Ich habe heute irgendwie schon den ganzen Tag gefroren.«

»Jawoll, Herrin.« Er schmunzelte.

Kaum waren sie in Claudias Wohnung angekommen und die Wohnungstüre offen, begab sich Philipp nach oben ins Badezimmer und tat, was ihm befohlen wurde. Er ließ das Wasser einlaufen, gab etwas parfümiertes Lavendelöl dazu und zündete ein paar Kerzen an. Claudia hingegen, ging erstmal in die Küche, nahm sich ein Glas aus dem Regal, einen kalten, französischen Weißwein aus dem Kühlschrank und trank ein halbes Glas, in Gedanken versunken, während sie darauf wartete, dass ihr Haussklave ihr das Badezimmer vorbereitete.

»Es ist alles bereit, Herrin«, informierte Philipp mit unterwürfiger Stimme. Seine graziöse Herrin nickte, stellte das Glas hin und stolzierte an Philipp vorbei. Vor der Wendeltreppe warf sie die Bottinen ab, ließ ihre Hose nach unten fallen, knöpfte die Bluse auf und warf sie auf die Jeans.

»Aufräumen!«

»Ja, Herrin.«

Zufrieden, nur mit Slip und BH bekleidet, ging sie, in entzückend provokativer Art nach oben und so verschwanden bald auch ihr zartrosa, blasser Po und ihre langen, wunderschönen Beine, in der Dunkelheit. Sie war eine Augenweide und Philipp genoss jeden Augenblick, bis zum Schluss.

Während es oben ruhig wurde, kümmerte er sich um die Kleider seiner Herrin. Behutsam legte er die Jeans über einen Küchenstuhl, brachte die Bluse zum Wäschekorb und verlieh den noch warmen Bottinen zu neuem Glanz, nicht ohne davor noch seine Nase zu verwöhnen. Er roch an ihnen und in ihnen. Sie rochen so bezaubernd gut! Danach gönnte er sich den Rest vom Glas, welches seine Herrin hatte stehen lassen, stellte den Wein zurück in den Kühlschrank und legte sich aufs Sofa.

Eine halbe Stunde später öffnete sich die Badezimmertür und einen kurzen Moment danach kam, Schritt für Schritt, Stufe für Stufe, auf dünnen Absätzen gehend, nur in schwarzen, hohen Lederstiefel gekleidet und ansonsten splitternackt, seine Herrin die Treppe hinunterstolziert. In der Hand hielt sie ein paar Lederriemen. Sie sah zum Fürchten gut aus und Philipp freute sich über ihre Art sich ihm zu präsentieren. Ohne etwas zu sagen, kam sie immer näher und blieb erst vor dem Sofa stehen.

»Wo ist mein Wein, Sklave?«, fragte sie und zog ihre Augenbraue hoch. »Liegst du auch bequem? Los runter auf den Boden mit dir und hol mir meinen Wein.«

»Ja, Herrin, natürlich, sofort«, geiferte Philipp. Augenblicklich ging er auf alle Viere und kroch, an den gestiefelten, sexy Beinen seiner Freundin vorbei, hinüber in die Küche. »Und zieh dich aus, Philipp. Oder willst du nochmal raus?«, rief sie hinüber. Also zog er sich aus, füllte das Glas und kroch umständlich zurück, vor das Sofa, wo sich Claudia unterdessen hingesetzt hatte und mit den schwarzen Riemen herumspielte. Unterwürfig stellte Philipp das Glas auf den Couchtisch. »Danke«, lächelte Claudia und zog Philipps Kopf an den Haaren zu sich hin, um ihm den runden Knebel in den Mund zu drücken. Vorsichtig drückte sie seinen Kopf nach unten und verschloss die Riemen hinter seinem Kopf. Mit einem weiteren Stück fesselte sie seine Hände auf den Rücken und zog ihren Sklaven dann, wieder an den Haaren, zurück nach oben, in eine aufrechte Position. Elegant und langsam öffnete sie ihre Beine, arretierte Philipps Kopf dazwischen und griff nach dem Glas mit Wein. Ruhig und gelassen lehnte sie sich zurück und nippte am Glas. Mit der anderen Hand brachte sie Philipps Kopf immer weiter nach oben, bis sie ihm, mit behutsamem Drücken zu verstehen gab, dass er sie berühren und verwöhnen durfte. Mit einem Knebel im Mund, war das mal ganz was Neues. Er konnte kaum atmen. Seine Nase war so tief in Claudias Schoss, dass er auch durch sie keine Luft bekam. Claudia wusste das ganz genau. Es turnte sie an, wenn sie etwas am Limit spielen konnte. Zuckte Philipp auffällig verzweifelt, zog sie seinen Kopf kurz etwas zurück und gab ihm die Möglichkeit zu atmen. Ansonsten hielt sie ihn da in Schach, wo es für sie zu leidenschaftlichen Berührungen kommen konnte. Genüsslich ließ sie die Zeit verstreichen und ihren Freund mitgerissen seine Arbeit tun. Doch bevor der arme Kerl, vor lauter Sauerstoffmangel noch ohnmächtig wurde, löste sie den Druck und ließ Philipps Kopf wieder frei. Das Geräusch, wie er nach Luft schnappte, zeugte von Verzweiflung und Angst. Doch wäre er lieber erstickt, als Claudias Wunsch nicht zu befolgen. Auch das wusste Claudia nur zu gut. Aber sie hatte dennoch erbarmen und löste Philipps nassen Knebel. Lasziv hob sie ihre langen Beine hoch und legte sich flach aufs Sofa.

»Ich will nicht, dass du mich vergisst, wenn ich nicht da bin«, sagte sie leise. Philipp nickte, erleichtert darüber, dass er wieder normal atmen durfte. »Du darfst jetzt meine Stiefel küssen. Fang unten bei der Sohle an.« Wie besessen begann Philipp ihre hohen, schwarzen Lederstiefel zu lecken und küssen. Er tat es als Untertan, als Sklave und Liebhaber. Claudia grinste, öffnete langsam ihre Beine und befahl Philipp, sich auf sie zu legen. Er tat es, noch immer mit seinen Händen verbunden und einem verräterischen, superharten Ständer. Claudia empfing ihn, ihn am Oberkörper stützend und drückte ihn an den Schultern etwas weiter nach unten, damit er nicht ganz auf sie draufliegen konnte. Abermals nahm sie Philipp in die Mangel und ihre gestiefelten Beine wurden zu einer überdimensionalen Zange. Sie klemmte ihr wehrloses Opfer zwischen sich und nahm ihm damit erneut die Luft. Es war erbärmlich und geil, wie Philipp, gefesselt und fast bewegungsunfähig wie er war, einem Würmchen gleichend, missbraucht und gequält wurde. Und zudem genoss es Claudia sehr, wie Philipp, ihr komplett ausgeliefert und untergeordnet, erdulden musste, was sie ihm antat. Sie drückte mal weniger, mal fester zu und bewegte ihren Gefangenen hin und her, geradeso, als würde sie ihm tatsächlich den Rest geben wollen. Philipp stöhnte laut und litt erotische Atemnot. Dann, zu allem Überfluss, fasste Claudia ihn an seine Brustwarzen und bearbeitete auch die. Es war ein Höllenritt der Begierde, doch noch lag Philipp zu weit unten und konnte sich so nicht mit seiner Herrin vereinen. Also zog ihn Claudia ganz nach oben, Gesicht zu Gesicht. Gekonnt drehte sie sich und legte sich auf ihn.

»Ich bin noch nicht fertig«, lachte sie, nun auf ihm sitzend und darauf achtend, dass sie sein Ding nicht zu sehr berührte, damit er nicht zu früh kam. Unerwartet und nicht zu zaghaft, verpasste sie ihm eine laute Ohrfeige, dann eine zweite. Es war großartig und untermalte klar die Position der Hierarchie in diesem Haus. Claudia schaute auf ihn hinunter und schickte ihm einen Kuss durch die Luft. Danach knallte es noch zwei Mal und sie war zufrieden. Philipp brummte der Kopf, aber er liebte Claudias Spielchen. »Das wartet auf dich, wenn ich wieder zurück bin.«

»Ohrfeigen?«, lachte Philipp.

»Ja, natürlich, die auch«, antwortete Claudia und beugte sich nach unten, positionierte sich besser und gestattete ihrem Freund den Zugang.

»Fachhochschule«

Für die übernächste Ausgabe von Philipps Magazin waren Aufnahmen, in einer alten Aula einer bekannten privaten Fachhochschule, in der Stadt geplant. Der Saal diente in seiner Authentizität als ideale Kulisse für die zu fotografierenden Accessoires – so hieß es. Also plante man ein Fotoshooting, bereitete sich in der Redaktion vor und stand am besagten Tag pünktlich am Eingang der Schule, bis der Hausmeister das Team begrüßen kam, um ihnen dann den Weg zu weisen. Hugo und Sibylle würden später dazustossen und waren mit einem anderen Fahrzeug unterwegs. Nancy und Klaus watschelten hinter dem Hausmeister durch den großen Flur im Erdgeschoss und brachten bereits das viele Material ins Labor. Philipp wurde von der Direktorin begrüßt und auf eine unnötig lange Plauderpause eingeladen. Die nette Frau war so unheimlich langweilig, fand er. Sie erzählte nicht nur völlig belanglose Geschichten zu ihr und ihrem langweiligen Leben, sondern zu Glück auch ansatzweise interessante Dinge über das Gebäude. Ein kleiner Grund für Philipp, ihr artig und höflich nickend zuzuhören. Nach furchterregend langen fünfzehn Minuten, die wirkten wie ein halbes Leben, machte sie sich endlich auf, um auch ihm den Saal zu zeigen. Das Gebäude war von innen noch atemberaubender als von außen. Um 1930 gebaut, beeindruckte die Architektur sogar die ignorantesten Leien. Philipp gehörte da nicht dazu. Er liebte solche Gemäuer. Es fiel ihm aber auf, dass extrem wenig Schüler oder Studenten da waren.

»Habt ihr einen Mangel an Schülern?«, witzelte er fragend.

»Ganz im Gegenteil, wir sind übervoll. Aber in dieser Woche sind die meisten Klassen auf ihrer jährlichen Klassenreise. Darum konnten wir euch auch den Saal zu Verfügung stellen. Ansonsten wäre das gar nicht möglich gewesen. Im Moment sind nur sehr wenige Schüler und Schülerinnen hier. Einfach solche, die aus irgendeinem Grund nicht mit auf die Reise konnten. Die müssen wir jetzt irgendwie beschäftigen. Auch für euch haben wir ein paar reserviert. Die sollen euch helfen, wenn nötig und ihre Zeit absitzen. « Sie kicherte.

»Ach so, ich verstehe. Hatte mich schon gewundert.« Philipp lächelte höflich zurück und hoffte auf ein baldiges Ende der Unterhaltung. Die Direktorin stieß die schweren Brandschutztüren zur Aula auf und bat Philipp hinein.

»Voilà«

Der kleine, beeindruckende Saal war tatsächlich die ideale Umgebung für die zu fotografierenden Gadgets. Eine ehrwürdige Aula, wie sie im Buch steht. Viel altes Holz, Sitzreihen auf fünf Ebenen und einem fast fünf Meter langen Tisch, ganz vorne, vor einer enormen Wandtafel, nur ein Meter weiter hinten. Der Durchgang war ganz schön eng. Bis hin zur Originalbeleuchtung schien alles noch genauso, wie damals gebaut und hingestellt.

Nancy und Klaus waren ganz oben, auf der letzten Reihe, gleich neben dem Notausgang, mit der mitgebrachten Technik, den Scheinwerfern und den eigentlichen Stars des Tages beschäftigt. Jedes der kleinen Apparate, die abzulichten waren, wurde von Nancy aus seiner Verpackung genommen und bereitgelegt. Klaus fummelte an den Kabeln der Beleuchtung herum und fluchte vor sich hin. Philipp fragte sich, warum zum Geier sie das alles bis da hinauf geschleppt und es nicht einfach unten stehen lassen hatten, aber er bat nicht um eine Aufklärung. War ja nicht sein Bier.

»Das da oben sind Henry, Lisa und Sahra«, informierte die Direktorin. Sie zeigte auf die, ganz oben, hinten, in einer dunkeln Ecke, sitzenden drei Studenten, welche gelangweilt in ihre Handys glotzten. Sie hoben kurz ihren Kopf, nickten und versanken augenblicklich wieder in ihre eingeknickte Haltung. Da oben war die Beleuchtung noch nicht an und so war kaum was zu erkennen, geschweige denn Gesichter. Philipp schenkte ihnen nicht mehr Interesse, als was er von ihnen gerade eben erhalten hatte.

»Ach so, wunderbar. Danke.«

»Na, dann macht euch mal nützlich, ihr drei.

Henry, Lisa, ihr könnt womöglich da oben etwas helfen. Sarah, sie dürfen dem Herrn hier unten zur Seite stehen.« Ob die drei wirklich eine Hilfe waren, dessen war sich Philipp nicht ganz sicher. Auf jeden Fall standen sie auf und verteilten sich, wie zugewiesen. Als Philipp die Studentin die breite Treppe, in der Mitte der Aula, hinuntersteigen sah und sie so endlich in besserem Licht erkennbar wurde, stockte ihm der Atem, als er erkennen konnte, dass das junge Geschöpf nicht nur bezaubernd schön war, sondern eindeutig auch einen guten Geschmack hatte; zumindest was die Kleidung anging. Die, mit ihren langen roten Haaren, herannahende Schönheit, trug einen knielangen Rock mit Schottenmustern, dazu eine glänzende, helle Bluse und sehr schöne, braune, leicht glänzende Stiefel. Eine Art Reitstiefel in Zivil. Ganz schön elegant für eine junge Dame, fand Philipp. Irgendwie schien es etwas konservativ, doch dennoch elegant. Der provokante Anblick dieses jungen Engels mit diesen langen, lockigen Haaren, wühlte in zunehmend auf. Sie konnte nicht älter als neunzehn sein, schätzte er. Ihm wurde ganz unwohl. Musste ausgerechnet die ihm jetzt helfen? Und wenn ja, dann womit? Endlich stand sie vor ihm und der Direktorin und die junge Dame konnte in der Tat, schöner nicht sein. Ein Treffer ins Schwarze. Ihr süßliches Parfüm fand sofort seinen Weg in Philipps Nase. Schwach, aber verführerisch. In jeder Hinsicht. Ihre helle Haut, übersäht mit unzähligen, zierlichen Sommersprossen lud zum Streicheln ein. Ihr wundervoll geformtes Gesicht war ein einziges Kunstwerk. Ihre Lippen rund und groß, mit leichtem Rouge verziert, schrien nach einem feuchten, intensiven und ausgiebigen Kuss. Und ihre stahlblauen, überaus großen, wunderschönen Augen mit diesen natürlich geschwungenen, hochgezogenen Augenbrauen, versetzten Philipp augenblicklich in eine versteckte, erotische Trance. Es ging ganz schnell und er hatte kein Plan, wie er dieser Wucht von innerer Nervosität, Paroli bieten konnte. Zu allem Überfluss hatte sie einen überzeugenden, selbstsicher wirkenden Auftritt, gepaart mit einem überaus anziehenden, zierlichen, kecken Lächeln, was ihm auch nicht sehr hilfreich war. Sarah wusste um ihre Wirkung auf Jungs und auch Männer, aber ließ sich nichts anmerken und schaute Philipp erst gar nicht an. Manchmal war es fast etwas zu viel des Guten und sie fühlte sich dann auch Mal unwohl, wenn manch einer aus seiner Starre nicht mehr herausfand. Und auch der Herr neben der Direktorin konnte offenbar nur mit großer Mühe die Fassung bewahren. Seine Blicke suchten nervös nach geschlechtsneutralen Alternativen im Saal, doch sie wurden immer wieder zurück zu Sarah gelenkt. Es schien beinahe so, als würde sie es absichtlich steuern.

»Ja, Sarah«, fuhr die Direktorin fort. »Ich denke, hier auf dem Tisch könnte man doch noch etwas mehr Ordnung machen und später zeigen sie ihm, im Dachstock, in der alten Bibliothek, die übriggebliebenen Laborgeräte. Womöglich ist dort oben noch was Brauchbares und Rares mit dabei.«

»Geht in Ordnung. Das werde ich gerne tun.« Jetzt schenkte Sarah Philipp ein höflich zurückhaltendes Lächeln, und ihre Augen blitzten dabei auf wie Scheinwerfer in einer tiefschwarzen Nacht. Dabei musterte sie den jungen Mann eine Millisekunde lang und wusste sofort, dass er nett, sympathisch, gutaussehend und zudem im Moment extrem nervös war. Philipps Mundwinkel zuckten kurz nach oben und mimten ein höfliches Lächeln. Er tat sich schwer locker zu bleiben. Das junge Mädchen hatte es ihm ordentlich angetan. Sie hingegen schien ganz cool. Dass der Mann neben ihr, vor verzweifeltem Entsetzen, innerlich am Schreien war, das konnte sie nicht wirklich ahnen.

Frau Direktorin machte endlich einen Abgang und überließ Philipp nun das Steuer. Doch der war bereits so verwirrt, dass er sich kaum beherrschen konnte. Er fluchte innerlich über seine Unfähigkeit, cool zu bleiben und tröstete sich mit den Äußerungen seiner Therapeutin, dass ein Fetisch zu haben ja nichts Verwerfliches sei. Oben, bei den anderen wurde gekichert und gelacht. Man schien sich gut zu verstehen. Welch ein Trost.

Ohne Philipps Anweisung abzuwarten oder ihn sonst weiter zu beachten, legte Sahra ihre Tasche und Jacke auf einen Stuhl, in der ersten Reihe, warf Philipp gleichzeitig ein verstohlenes Lächeln zu und machte sich auf, den langen Tisch etwas besser in Szene zu setzen, indem sie schmutzig wirkende Reagenzgläser entfernte und die vielen Schachteln mit Utensilien etwas schöner und ordentlicher platzierte. Die beiden redeten, fürs Erste, kein Wort miteinander. Philipp legte, mit leicht zittrigen Händen, seine Aktentasche auf den Tisch und begann ein paar Notizen zu lesen. Er musste sich unbedingt ablenken – irgendwie. Doch er vernahm jeden Schritt Sahras, jeden Laut ihrer flachen Absätze, die hart und bestimmt zu hören waren, kaum bewegte sie sich. Er musste was tun, denn er merkte, wie er immer tiefer und tiefer in diese dunkle, klebrige Masse von Ängsten und Träumen fiel, ohne sich auch nur im Geringsten dagegen wehren zu können.

»Sie ist viel zu jung Mann!«, dachte er unaufhörlich. Er musste was tun und da Angriff offenbar die beste Verteidigung ist, wagte er etwas zu sagen.

»Gefällt es dir hier an der Schule?« Eine langweiligere, dümmere Frage kam ihm zum Glück nicht in den Sinn. Sarah schmunzelte, erfreut über die stillebrechende Kontaktaufnahme.

»Nun, es geht. Es ist mein letztes Jahr. Danach möchte ich Psychologie studieren. Das wird erheblich spannender. Hier ist alles etwas angerostet, sozusagen.« Sie lächelte frech.

»Kann ich verstehen«, erwiderte Philipp. Das Eis war gebrochen. Er atmete auf. Das erste Mal, ohne dabei zu stocken.

»Psychologie? Interessant. Warum ausgerechnet Psychologie? «

»Ich möchte mehr über das Verhalten oder besser die Verhaltensweisen der Menschen lernen. Die verschiedenen Mechanismen der menschlichen Psyche studieren, unabhängig sozialer Hintergründe. Irgendwie weiß ich immer sofort, wie jemand tickt, aber ich möchte gerne wissen, warum das so ist.«

Dumm war sie ja nicht, die junge Dame und dass sie immer sofort zu wissen glaubte, wie andere ticken, war für Philipp nicht wirklich beruhigend. Im Gegenteil; kaum hatte sie das gesagt, löste sich eine weitere Haut, der ihn schützenden Panzerung.

»Du weißt, wie Menschen ticken?«, fragte er gespielt skeptisch. Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln und nickte. »Wie meinst du das? Eine Art Hellsehen? «

»Sie zum Beispiel haben viele Geheimnisse, die sie nicht preisgeben. Sie sind ein sehr komplexer Mensch und sehr kreativ. Das spürte ich sofort. Weiß nicht, ob das Hellsehen ist. In meinem Kopf rattert es einfach und dann habe ich binnen Sekunden ein ziemlich deutliches Bild von meinem Gegenüber. Oder habe ich etwa nicht Recht?« Sie schaute erneut auf und zu ihm hinüber. Ihr jetzt eher fragendes Lächeln war umwerfend anziehend und ihre Augen brachen im Nu durch Philipps beinahe letzte Panzerung. »Sie verbergen doch Vieles vor ihren Nächsten. Sie platzen geradezu vor Geheimnissen. Verstehen sie mich bitte nicht falsch. Ich möchte ja auch gar nicht unhöflich sein. Ist nur so ein Gespür von mir. Das macht sie ja auch sehr sympathisch. Zu den langweiligen Menschen gehören sie auf jeden Fall nicht.« Nochmals lächelte sie. Philipp errötete und fand nicht sofort die passenden Worte. Anfangs nur schweigend lächelte er verlegen vor sich hin und erst nach ein paar langen Sekunden antwortete er mit einem Räuspern: »Bei dir muss man sich ja in Acht nehmen. Aber haben wir nicht alle Geheimnisse?«

Jetzt lachte sie heiter und schüttelte den Kopf, wodurch ihre Locken sanft hin und her geworfen wurden. Es sah zum Anbeißen gut aus. Seine sympathischen Antworten gefielen ihr; sehr sogar.

»Ja, sie müssen sehr aufpassen, sonst durchschaue ich sie noch. Wäre das denn schlimm?«

»So weit wird es schon nicht kommen, denke ich.« Beide lachten und bald schon kam eine ruhige, intime Stimmung auf, die man sonst nur wahrnimmt, wenn man jemandem sehr nahesteht oder sehr gut kennt. Auch Philipp begann jetzt damit, allerlei Geräte auf dem Tisch neu zu platzieren und für ein Moment herrschte eine sehr ausgewogene, heitere Stille. Nur die anderen, ganz oben im Saal, sorgten mit ihrem Gequatsche und Gekicher für akustische Störungen. Nach und nach arbeiteten sich Sahra und Philipp immer näher. Nicht willentlich, aber wie magnetisch zueinander hingezogen. Sie beide standen jetzt zwischen dem Tisch und der Wand in diesem engen Korridor, keinen Meter voneinander entfernt, als Philipp beim Verschieben eines Papierstapels versehentlich eines der Blätter entwischte und von Sarah unbemerkt zwischen sie beide auf den Boden flog. Ohne weiter was zu denken, bückte sich Philipp nach unten, um das Blatt aufzuheben. Doch sowie er sich beugte, sich Sarah nähernd, versetzte sie ihren Fuß und platzierte ihn auf dem Papier. Willentlich, so folgerte Philipp neurotisch gestörtes Denken. Für ihn war dies ein klarer Fall weiblich dominanter Provokation. Ihre Pose, Geste oder dieses Zeichen, löste augenblicklich sein Programm in ihm aus. In seinem, unabsichtlich hineingerissenen Zustand der devoten Begierde, ging er bis auf die Knie, beugte sich ganz nach unten und küsste untertänig Sahras Stiefel. Sarah, die weder mitbekommen hatte, dass etwas zu Boden gefallen war, noch dass der Mann zu ihrer Linken plötzlich neben ihr kauerte, zuckte zusammen, als sie die ungewohnte Wärme und den Druck auf ihrem linken Fuß verspürte und zog ihn instinktiv zurück. Sie schaute hinüber, dann hinunter und, total verblüfft, erblickte sie Philipp zu ihren Füßen. Doch genauso schnell, wie sie den Fuß entfernt hatte, stellte sie ihn wieder zurück auf das Papier. All dies ging keine fünf Sekunden. Für Philipp war es kaum wahrnehmbar. Ihren Fuß zurückzustellen, war für Sahra keine bewusste Entscheidung. Sie war selbst sehr erstaunt über ihren Reflex. Total paff. Sie tat es mehr aus einer Art Mitgefühl heraus, gepaart mit aufkommender Neugier und einer gehörigen Portion Mut. Tausend Möglichkeiten zischten durch ihren Kopf. Sie war sich das gewohnt, kannte das von sich und war darüber nicht sonderlich erstaunt. Aber über die Tatsache, dass sie den Fuß zurückgestellt hatte, schon. Das war doch sehr mutig. Ihr Herz pochte wild, sie sah um sich, nach oben, zu den anderen, die weiterhin beschäftigt waren und sie beide hier unten nicht sehen konnten, vor allem auch nicht, hinter den Tisch. Nach einer weiteren Nanosekunde schaute sie wieder nach unten, auf Philipps gekrümmten Rücken, und war absolut fasziniert von dem, was hier eben geschah.

»Nochmal!«, flüsterte sie verlegen, aber deutlich. Erneut spürte sie den leichten Druck und den kurzen Temperaturunterschied auf ihrem Fußrücken. Nach wenigen Augenblicken aber, zog sie den Fuß weg und gab das Blatt frei. »Wir gehen besser in den Dachstock. Wir müssen ja noch die anderen Sachen holen.« Demonstrativ ging sie einen Schritt nach hinten und zeigte deutlich ihre Intention, jetzt gehen zu wollen.

Erst nach ihren auffordernden Worten, kam Philipp wieder zu sich und ging kurz in sich. Was hatte er getan? Wie um Himmels Willen konnte das passieren? Was war bloß über ihn gekommen? Sein Fetisch, sein Trieb. Ja, er hatte es wieder getan, ohne es bewusst zu steuern. Und, verdammt nochmal, es war in Ordnung! Zum ersten Mal in seinem Leben schämte er sich eigenartigerweise nicht dafür, sondern fügte sich seinem Schicksal ohne Selbstvorwürfe. Er war devot und er hatte einen Fetisch. Unterschrieben und besiegelt von seiner Therapeutin. Zum ersten Mal würde er jetzt aufstehen können und sich selbst sein, ohne sich dafür schämen zu müssen. Er würde sich nicht in Scham und Vorwürfen wälzen, sondern sich selbst bleiben können. Und so stand er auf, den Blick gesenkt und folgte diesem jungen, rothaarigen Engel, in ihren glänzenden, brauen Lederstiefeln, aus dem Saal. Sie ging voraus, ohne sich nach ihm umzusehen, in den Korridor, dann die breite, steinerne Treppe hoch, bis ins oberste Geschoss. Ihre Schritte waren deutlich und erotisierend zu hören. Philipp lauschte und glotze die ganze Zeit nur auf ihren perfekt geformten, strammen Hintern, ihre süßen, dünnen Beine und vor allem auf ihre teuren Lederstiefel. Diese filigrane, junge Göttin hatte ihn am Haken. Wie ihr Gefangener folgte er ihr wehrlos bis hinauf aufs Schafott. Da waren keine Gedanken an andere, an Claudia, Frau Ledermann, Madame oder Irina und wie sie alle hießen. Er war total im hier und jetzt, zum ersten Mal, ganz ohne Scham, als devotes, überrumpeltes Opfer.

Sahra schien die Ruhe selbst und genau zu wissen, was sie gerade tat. So wie sie stolz und aufrecht die Treppen hochstieg. Doch das täuschte ungemein. Sie war innerlich sehr aufgewühlt, unsicher und unheimlich nervös. Doch ein inneres Verlangen trieb sie weiter an, ungeachtet möglicher Konsequenzen. Es musste einfach sein. Sie schien entschlossen, zu was auch immer. Keiner fragte danach und das war besser so. Ob sie sich ihrer Rolle in diesem Spiel bewusst war, konnte weder sie noch Philipp so richtig feststellen. Sie selbst wusste auch nichts von einer Rolle, in dem was eben geschehen war. Sie war einfach von Philipps rührender Darbietung getriggert worden und was jetzt kam, war die einzig logische Folge. Ihr Ziel war die alte Bibliothek – nichts anderes. Weder schaute sie zurück, auf den ihr folgenden Gentleman, noch wollte sie sich zu viele Fragen stellen. Treiben lassen, mitmachen – viel zu spannend war das jetzt. Und der Mann war irgendwie so sexy, fand sie.

Oben, unter dem Dach, angekommen, öffnete sie die kleine Tür, ging hinein und wartete auf das Erscheinen ihrer Begleitung. Philipp zögerte nicht und ging ebenfalls hinein. Es war nicht sehr hell. Nur ein wenig Tageslicht drückte scheu durch die paar Dachfenster und wurde sogleich von den hunderten von Büchern absorbiert. Kaum schloss sich die Tür hinter ihm, verriegelte Sahra sie und noch bevor Philipp sich richtig umgesehen hatte, stürzte sich das junge Ding, wild wie ein bengalischer Tiger, auf ihr überrumpeltes Opfer. In ungebändigtem, wohl jugendlichem Übereifer fiel sie über Philipp her, drückte ihre Lippen auf die seinen, leckte und küsste ihn innig und feucht, riss und zog an ihm herum und drückte dabei ihre begehrte Beute gleichzeitig weiter nach hinten in den Raum, wo eine Sitzgruppe, im Dunkeln, nur auf sie beide zu warten schien. Philipp war total überrascht. Eigentlich hatte er ganz was anderes erwartet; er kannte ja fast nur noch das Eine und hatte instinktiv damit gerechnet, dass kaum war die Türe zu, er sich vor sie auf den Boden stürzen müsse oder sie ihn sogar schlagen würde. Doch hier und jetzt war offenbar jugendliche Power am Werk, frische, neugierige Leidenschaft. Und so erwiderte er einfach ihre Küsse, folgte ihrem wilden Treiben und ließ sich führen, bis er rücklings auf eine Art Sofa hinunter gedrückt wurde und die rothaarige Wildkatze auf ihm lag. Sie sprachen nicht, schauten sich nicht an – sie waren viel zu beschäftigt. Mit energischen