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Eine ungewöhnliche Krimi-Kurzgeschichte Die schöne Köchin Mathilda besitzt ein Restaurant. Herr Heinemann sucht eine Köchin, und findet bei ihr die passenden Gerichte. Seine Frau kommt mit. Als Überraschung hat er einen Zwerg dabei und mit jedem Besuch werden es mehr. Die Zwerge haben Namen, bekommen ihr Essen wie Heinemanns. Westfälische Küche kann Mathilda, das bestätigt auch Eduard, Ober und Helfer in allen Nöten. Gäste amüsieren sich, wenn Herr Heinemann sich mit den Zwergen unterhält. Mathilda nicht. Weder Heinemanns noch Eduard entpuppen sich als die, die sie zu sein vorgeben. Der siebte, der einzige lebendige Zwerg kann trotz eines raffinierten Plans nicht das tun, was er will. Über booksnacks Kennst du das auch? Die Straßenbahn kommt mal wieder nicht, du stehst gerade an oder sitzt im Wartezimmer und langweilst dich? Wie toll wäre es, da etwas Kurzweiliges lesen zu können. booksnacks liefert dir die Lösung: Knackige Kurzgeschichten für unterwegs und zuhause. booksnacks – Jede Woche eine neue Story!
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Seitenzahl: 71
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie schön, dass du dich für diesen booksnack entschieden hast! Wir möchten dich auch gar nicht lange aufhalten, denn sicher hibbelst du der folgenden Kurzgeschichte schon voller Freude entgegen.
Vorab möchten wir aber ganz kurz die wichtigsten Merkmale einer Kurzgeschichte in Erinnerung rufen:
Der Name ist Programm: Alle Kurzgeschichten haben ein gemeinsames Hauptmerkmal. Sie sind kurz.Kurz und knapp sind auch die Handlung und die erzählte Zeit (Zeitsprünge sind eher selten).Ganz nach dem Motto »Einleitungen werden total überbewertet« fallen Kurzgeschichten meist sofort mit der Tür ins Haus.Das zweite Motto lautet »Wer braucht schon ein Happy End?« Also bereite dich auf einen offenen Schluss und/oder eine Pointe am Ende der Geschichte vor. Das Geheimnis dahinter: Kurzgeschichten sollen dich zum Nachdenken anregen.Versuch deine Neugier zu zügeln, denn auch für die Beschreibung der Charaktere und Handlungsorte gilt »in der Kürze liegt die Würze«.Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Hier bist DU gefragt, um zwischen den Zeilen zu lesen und deine persönliche Botschaft aus der Geschichte zu ziehen.Jetzt bist du gewappnet für unseren literarischen Snack. Und findest du nicht auch, dass man diesen gleich noch mehr genießen kann, wenn man weiß was drin ist?
Viel Spaß beim Booksnacken wünscht dir
Dein booksnack-Team
Die schöne Köchin Mathilda besitzt ein Restaurant. Herr Heinemann sucht eine Köchin, und findet bei ihr die passenden Gerichte. Seine Frau kommt mit. Als Überraschung hat er einen Zwerg dabei und mit jedem Besuch werden es mehr. Die Zwerge haben Namen, bekommen ihr Essen wie Heinemanns. Westfälische Küche kann Mathilda, das bestätigt auch Eduard, Ober und Helfer in allen Nöten. Gäste amüsieren sich, wenn Herr Heinemann sich mit den Zwergen unterhält. Mathilda nicht. Weder Heinemanns noch Eduard entpuppen sich als die, die sie zu sein vorgeben. Der siebte, der einzige lebendige Zwerg kann trotz eines raffinierten Plans nicht das tun, was er will.
Erstausgabe Dezember 2017
Copyright © 2021 booksnacks, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-96087-083-8
Covergestaltung: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Unter der Verwendung von Motiven von: fotolia.com Korrektorat: Daniela Pusch
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Gutaussehende Köchin gesucht …
Diese Anzeige in den Ruhr Nachrichten machte ‚Mathildas Restaurant’ für kurze Zeit berühmt.
***
Erst vor Kurzem hatte Mathilda ihr winziges Restaurant eröffnet. Als sie in der Zeitung auf die Anzeige Gutaussehende Köchin gesucht … stieß, stutzte sie. Köchin für einen Privathaushalt in Bochum-Langendreer, Nähe Bahnhof. Wer so etwas will, kann auch gleich zu mir kommen, dachte sie. Ich sehe gut aus. Und meine Gerichte wie Dicke Bohnensuppe und Reibekuchen sind fantastisch. Nur wissen das nicht alle. Noch nicht. Ich rufe da jetzt an. Vielleicht bekomme ich dadurch neue Gäste.
»Hier Heinemann, wer ist da?«
»Sie suchen eine Köchin?« Den kurzen Satz modulierte Mathilda sorgfältig. »Drei Mal in der Woche?« Sie wusste, wie sehr es darauf ankam, die eigene Stimme wirken zu lassen. Ihre war etwas heiser und kam besonders gut bei Männern an.
»Wieso Köchin? Wer spricht bitte?«
»Mathilda Enghel mit ‚ha’ in der Mitte, Liebhaberin der westfälischen Küche und Restaurantbesitzerin. Sie haben da im Blatt eine Anzeige.«
»Ich? Augenblickchen.« Mathilda hörte, wie die Frau ‚Jupp’ brüllte. »Mein Mann ist wohl im Schrebergarten und liest seinen Gartenzwergen vor«, sagte Frau Heinemann jetzt in normaler Lautstärke. »Die Anzeige muss er aufgegeben haben. Wissen Sie, wenn wir uns streiten, koche ich nicht. Wir streiten oft. Sie verstehen?«
»Nicht unbedingt.«
»Haben Sie keinen Mann?«
»Ich habe ein Restaurant.«
»Der Jupp, der isst wahnsinnig gern und nun gibt es nichts. Seine doppelt belegte Kniften, also seine Butterbrote, die kann er sich nämlich selber schmieren. Aber die reichen ihm nicht mehr. Natürlich nicht. Nach sechs Wochen ist das für ihn schlimmer als mein konsequenter Liebesentzug.« Die Frau kicherte. Es klang irgendwie unanständig.
»Heißt das, Sie brauchen jetzt doch keine Köchin?«, fragte Mathilda.
»So würde ich das nicht sagen. Essen sollte er schon gut, der Jupp. Sie haben ein Restaurant? Und wo genau?«
»Das ist Mathildas Restaurant, mit 1a westfälischen Gerichten, liegt direkt am Ümminger See, das Häuschen ein Stück weit hinter dem Parkplatz. Am besten kommen Sie über die Straße Ümminger See …«
»Danke, danke, ich bin ja aus der Ecke. Westfälisch? Wir kommen. Det Jüppken hasst ja regelrecht Westfälisches, diese Gerichte mit dem ganzen Quabbelfleisch. Den hat man in der Kindheit zu lange mit Panhas, wissen Sie, mit diesem Blutkuchen, dieser Blutwurst, vollgestopft.«
Nach diesem Gespräch nickte Ilse Heinemann zufrieden. Ganz außerordentlich.
***
Zwei Tage lang hatten die ausgelösten Hammelkeulen in Buttermilchbeize gelegen. Jetzt glühten die Backöfen und Mathilda auch. Sechs Vorbestellungen lagen vor. Fünf Tische waren besetzt. Auch an den Wochenenden bot sie nur zwei, höchstens drei Gerichte an.
Eduard, ihr Kellner, ihr Mann für fast alles, überprüfte die Plundermilch und stellte Zimt und Zucker bereit. Mathilda strich das weißblonde, kurz geschnittene Haar aus der Stirn. Durch die Küchenklappe taxierte sie mit einem schnellen Blick die Gäste.
Eduard kam mit den Getränkebestellungen. »Tisch vier fragt nach dir. Guck mal.«
Eine große Frau mit dickem rotblondem Haar, hochgesteckt, im langen weißen Hemd. Neben ihr ein Schmalbrüstiger. Graue Locken wallten schulterlang. Eine lilafarbene Weste hielt ihn zugeknöpft. Der Mann sog derart seine Wangen ein, dass er ziemlich ausgehungert wirkte.
Die Frau stieß ihn an. »Lass das«, schien sie zu sagen, tätschelte seinen Arm und zwinkerte ihm zu.
Er machte weiter auf Hunger. Dadurch schoben sich seine Lippen nach vorn. Es war, als würde er die Luft küssen.
»Du heiliger Bimbam, ich ahne es, die Anzeige …«, sagte Mathilda zu Eduard, während sie das Fleisch behutsam in Scheiben schnitt. Sie begrüßte das Paar und gab ihrer Stimme einen kompetenten Klang. »Heute kann ich Ihnen Feldsalat, westfälischen Hammelbraten und frische Plundermilch anbieten. Alternativ habe ich Dicke Bohnensuppe im Angebot.«
Der Duft nach Speck und Fleisch, nach Gewürzen verteilte sich bedächtig, und die Gäste leckten sich die Lippen.
»Gottchen«, stöhnte der Lockige. »Westfälisch! Furchtbar. Mir wird schlecht.«
Die Frau strahlte. »Einmal Hammel. Und du, Jupp?«
»Haben Sie nichts anderes?«, jammerte er laut.
An den umliegenden Tischen stockten die Unterhaltungen. Die Sprachlosigkeit der Gäste schien Herrn Heinemann nicht zu stören, weil er in Mathildas tiefblaue Augen schaute. So als versuche er, sich an dem Blau, blau wie Kornblumen, satt zu essen.
Die Frau stieß ihren Mann mit dem Ellenbogen kräftig an. »Nun sag doch was, Jupp, Herrjemine.«
Erschrocken zuckte er zusammen. »Ach – Sie haben Plundermilch? Wie früher?« Ein angedeutetes Lächeln zuckte um seinen Mund. »Sie sind die Köchin?«
»Ja. Wer hat Ihnen meinen Laden empfohlen?«
»Meine Frau. Die weiß immer alles. Gestatten: Mein Name ist Heinemann.« Er nickte der Rotblonden zu. »In welchem Haus haben Sie vorher gearbeitet?«
»Nicht in Bochum.« Mathilda reichte Frau Heinemann die Hand. »Dann haben wir zwei wegen der Anzeige miteinander telefoniert? Und was möchte Ihr Mann nun? Eine Köchin für zu Hause? Oder was?«
»Und was möchte Ihr Mann nun?«, äffte er nach. »Warum fragen Sie mich nicht?«
Mathilda hatte keine Zeit für eine Unterhaltung.
Jupp Heinemann betrachtete sie wie ein Bild, betrachtete Mathilda, die angenehme einsachtundsechzig groß war, ein erdbeerrotes ärmelloses T-Shirt trug und eine dreiviertellange rote weite Hose, er sah sich diese Köchin an, die unverschämt leuchtete und ein unangebrachtes Kribbeln in ihm auslöste.
»Also, was darf ich Ihnen bringen?«
Jupp warf mit schwungvoller Bewegung sein Haar nach hinten. »Hammel.« Er seufzte unterwürfig.
»Zwei Menüs, Getränke haben Sie bestellt?« Das Paar nickte. Mathilda eilte in die Küche. Während Eduard am Tisch eins und zwei servierte, Zeit fand für gut gewürzten Klatsch, während Ilse Heinemann versonnen zu dem Kellner rüberblickte. Mathilda beobachtete durch die offene Küchenklappe, wie der Mann, dieser Jupp, sie nachdenklich anstarrte. Als wenn er etwas von mir wollte, ging es ihr durch den Kopf. Etwas später nahm sie seine Nachbestellung auf, bemerkte dabei, wie seine Frau Ilse missbilligend guckte. Mathilda kam auch zum Abräumen und fühlte sich erneut ziemlich von diesem Jupp beobachtet.