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Blumen und Blüten sind die Boten der Jahreszeiten. Mit welcher Sehnsucht werden die ersten Krokusse, Narzissen und Tulpen als Zeichen des nahenden Frühlings erwartet und begrüßt. Die Rosen in all ihrer Vielfalt, Sonnenblumen und Hortensien begleiten durch den Sommer. Und die Astern, die leuchtende Herbstblumen, stimmen manchmal etwas wehmütig, künden sie doch vom bevorstehenden Winter und der Vergänglichkeit alles irdischen Lebens.
Ein literarischer Spaziergang durch die farbenprächtige Welt der Blumen mit Gedichten von Johann Wolfgang Goethe, Rainer Maria Rilke, Hans Magnus Enzensberger, Marie Luise Kaschnitz, Else Lasker-Schüler, Elisabeth Borchers, Friederike Mayröcker u.v.a.
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Seitenzahl: 50
Die schönsten Blumengedichte
Ausgewählt von Gesine Dammel
Insel Verlag
Hans Magnus EnzensbergerDas Blumenfest
Die ersten Blumen
Joseph von EichendorffSchneeglöckchen
Hermann HesseDie ersten Blumen
Nikolaus LenauPrimula veris
Friedrich Rückert[Himmelschlüsselchen]
Johann Wolfgang GoetheFrühling
Christian MorgensternDie Primeln blühn und grüßen
Friedrich Rückert[Das Veilchen]
Johann Wolfgang GoetheDas Veilchen
Barthold Hinrich BrockesDie Trauben-Hyazinthe
Theodor StormHyazinthen
Marie Luise KaschnitzTulpen
Karl KrolowViolette Tulpen
Paul CelanTulpen
Annette von Droste-HülshoffVergißmeinnicht
Rose AusländerAn eine Narzisse
Hermann Hesse[Der Duft der Narzissen]
August Heinrich Hoffmann von FallerslebenMaiglöckchen
Eilt euch, eil dich, die Bäume blühen!
Christian MorgensternDie Weidenkätzchen
Max DauthendeyEilt euch, eil dich, die Bäume blühen!
Josef MühlbergerBlühender Magnolienbaum
Karl KrausFlieder
Hermann HesseDer Blütenzweig
Barthold Hinrich BrockesKirschblüte bei der Nacht
Achim von ArnimDer Kirschbaum
Hermann HesseVoll Blüten
Peter HuchelHolunder
Vom Sommer sind sie übervoll
Christian Morgenstern[Butterblumengelbe Wiesen]
Johann Wolfgang GoetheEin Gleichnis
Hermann LenzLöwenzahn
Peter HuchelLöwenzahn
Rose AusländerLöwenzahn
Ricarda HuchMondenweißer Jasmin
Johann Wolfgang Goethe[Rosen, ihr blendenden]
Selma Meerbaum-EisingerDer Sturm
Johann Wolfgang Goethe[Rosenknospen]
Ludwig TieckRosen
Friedrich HölderlinAn eine Rose
Hermann HesseNelke
Günter EichLupinen
Ludwig UhlandDer Mohn
Peter HuchelDie Sonnenblume
Karl KrolowSonnenblumen
Reinhold SchneiderDie Sonnenblumen unterm Mond
Josef MühlbergerSonnenblume
Rainer Maria RilkeBlaue Hortensie
Hermann HesseEnzianblüte
Rainer Maria RilkeRosa Hortensie
Ludwig UhlandDie Malve
Johann Wolfgang Goethe[Ihr verblühet, süße Rosen]
KlabundDie letzte Kornblume
Ernst StadlerDie Rosen im Garten
Friedo LampeSommer verglüht
Die letzte Rose
Friederike MayröckerParadies- und Schlangenbaum, Ende August
Rose AusländerSpätsommer
Günter EichSpäter Mohn
Max DauthendeyDie bunten Astern
Christian WagnerDistelhäupter am Weg
Ricarda HuchHerbstzeitlose
Detlev von LiliencronHerbst
Selma Meerbaum-EisingerDen gelben Astern ein Lied
Gottfried BennAstern
Peter GanAuf eine Oktoberrose
Georg von der VringDie letzte Rose
Eisblumen
Josef MühlbergerRose vor nahem Winter
Eduard MörikeAuf eine Christblume
Hermann LinggDie weiße Weihnachtsrose
Rainer Maria RilkeFeuerlilie
Karl KrolowEisblumen
Friederike Mayröckerdie Gewächshausblumen in Bad Aussee
Josef MühlbergerOrchidee
Wilhelm BuschDas traurige Röslein
Robert WalserBlumen
Friedrich RückertSchneeglöckchen
Rainer Maria RilkeDie Sprache der Blumen
Quellenverzeichnis
Hans Magnus Enzensberger
Ich schenke Blumen.
Ich streue Blumensamen aus.
Ich pflanze Blumen.
Ich sammle Blumen.
Ich pflücke Blumen.
Ich pflücke verschiedene Blumen.
Ich raufe sie aus.
Ich zerreiße Blumen.
Ich zerstöre sie.
Ich knüpfe Blumen.
Ich binde Blumen.
Ich mache Blumen.
Ich erfinde Blumen.
Ich hole sie aus der Luft.
Ich mache es so, daß aus den Blumen Sträuße werden, ungleiche, runde Sträuße, immer größer und größer.
Ich mache eine Girlande aus Blumen, ein Laken, einen Strauß, ein Bett aus Blumen, eine Hand.
Ich knüpfe sie.
Ich binde sie.
Ich versehe sie mit Gras.
Ich versehe sie mit Blättern.
Ich mache eine Schlange aus Blumen.
Ich rieche etwas.
Ich rieche sie.
Ich sorge dafür, daß einer Blumen riecht.
Ich schenke einem Blumen.
Ich schenke ihm Blumen.
Ich versehe einen mit Blumen.
Ich versehe ihn mit einer Schlange, mit einer Kette aus Blumen.
Ich versehe ihn mit einer Blumenkette.
Ich lege ihm eine Girlande um.
Ich versehe ihn mit einer Girlande aus Blumen.
Ich bekleide einen mit Blumen.
Ich kleide ihn in Blumen ein.
Ich bedecke ihn ganz mit Blumen.
Ich zerstöre einen mit Blumen.
Ich zerstöre ihn mit Blumen.
Ich verwunde einen, verwunde ihn mit Blumen.
Ich zerstöre einen mit Blumen.
Ich zerstöre ihn.
Ich verwunde ihn mit Blumen.
Mit Trinken, mit Essen, mit Blumen, mit Tabak, mit Kleidern, mit Gold.
Ich bezaubere ihn, ich errege ihn mit Blumen, mit Wörtern.
Ich bezaubere ihn.
Ich sage:
»Mit Blumen liebkose ich ihn.
Ich verführe einen.
Ich richte eine lange Rede an ihn.
Ich bewege ihn mit Wörtern.
Mit Blumen.«
Ich versehe einen mit Blumen, oder ich zerreiße Blumen, oder ich mache Blumen, oder ich hole Blumen aus der Luft und gebe sie ihm, so, daß es ein Fest gibt.
Ich höre nicht auf, einem Blumen in die Hand zu geben.
Oder ich versehe ihn mit einer Kette, einer Schlange.
Oder ich versehe ihn mit einer Girlande aus Blumen, aus Wörtern.
Oder ich bezaubere ihn.
Oder ich gebe ihm etwas.
Oder ich gebe ihm weiter nichts als immer mehr Blumen und Blumen.
Joseph von Eichendorff
's war doch wie ein leises Singen
In dem Garten heute nacht,
Wie wenn laue Lüfte gingen:
»Süße Glöcklein, nun erwacht,
Denn die warme Zeit wir bringen,
Eh's noch jemand hat gedacht.« —
's war kein Singen, 's war ein Küssen,
Rührt' die stillen Glöcklein sacht,
Daß sie alle tönen müssen
Von der künftgen bunten Pracht.
Ach, sie konntens nicht erwarten,
Aber weiß vom letzten Schnee
War noch immer Feld und Garten,
Und sie sanken um vor Weh.
So schon manche Dichter streckten
Sangesmüde sich hinab,
Und der Frühling, den sie weckten,
Rauschet über ihrem Grab.
Hermann Hesse
Neben dem Bach
Den roten Weiden nach
Haben in diesen Tagen
Gelbe Blumen viel
Ihre Goldaugen aufgeschlagen.
Und mir, der längst aus der Unschuld fiel,
Rührt sich Erinnerung im Grunde
An meines Lebens goldene Morgenstunde
Und sieht mich hell aus Blumenaugen an.
Ich wollte Blumen brechen gehn;
Nun laß ich sie alle stehn
Und gehe heim, ein alter Mann.
Nikolaus Lenau
Liebliche Blume,
Bist du so früh schon
Wiedergekommen?
Sei mir gegrüßet,
Primula veris!
Leiser denn alle
Blumen der Wiese
Hast du geschlummert,
Liebliche Blume,
Primula veris!
Dir nur vernehmbar
Lockte das erste
Sanfte Geflüster
Weckenden Frühlings,
Primula veris!
Liebliche Blume,
Primula veris!
Holde, dich nenn' ich
Blume des Glaubens.
Gläubig dem ersten
Winke des Himmels
Eilst du entgegen,
Öffnest die Brust ihm.
Frühling ist kommen,
Mögen ihn Fröste,
Trübende Nebel
Wieder verhüllen;
Blume, du glaubst es,
Daß der ersehnte
Göttliche Frühling
Endlich gekommen,
Öffnest die Brust ihm;
Aber es dringen
Lauernde Fröste
Tödlich ins Herz dir.
Mag es verwelken!
Ging doch der Blume
Gläubige Seele
Nimmer verloren!
Friedrich Rückert